Aktuelle Feste im Jahreskreis des Heils
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"Österliche Zeit"
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| Verkuendigung (25.03./ 7.4.)
Lazarus-Samstag
|
Sonntag des Einzugs in
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Freitag |
Samstag |
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Sonntage und Feste im
Licht der Auferstehung
und der SEHNSUCHT nach der VOLLENDUNG im HEILIGEN
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(Gebet des Hl. Ephraim des Syrers)
Herr
und Gebieter meines Lebens:
den Geist des Müßiggangs, des Kleinmuts, der
Herrschsucht und der Geschwätzigkeit
nimm hinweg von mir.
Verleihe mir, Deinem Diener, hingegen
den Geist der Lauterkeit, der Demut, der Geduld und der Liebe.
Ja,
Herr und König,
lass mich meine eigenen Sünden erkennen und nicht meinen
Bruder verurteilen;
Segen in alle Ewigkeit
Amin
K A N O N
der U M K E H R
unseres Vaters unter den Heiligen
ANDREAS von KRETA
Ausgewaehlte
Tropare des Grossen Busskanons des Hl. Andreas von Kreta, herausgegeben
vom Heiligen Synod der Bulgarischen Orthodoxen Kirche,
Sofia, 2013 in der Uebersetzung des Martyrers der
verfolgten Kirche in Deutschland, des Franziskanerpaters Kilian
Kirchhoff, der diese Uebersetzung im April 1944 in der Todeszelle in
Brandenburg-Goerden in den letzten Tagen vor seiner Enthauptung
vollenden konnte.
Der Geist dieser Gebete erfuellte ihn derart, dass er ruhig und
gefasst, in der Hoffnung auf das ewige Leben bei Gott, seine
Hinrichtung erwartete.
Der
Hl. ANDREAS von KRETA ist ein
hervorragender Vertreter der
poetischen Theologie der fruehen oestlichen Christenheit.
660 im noch christlichen Damaskus geboren, wurde er um das Jahr 700
Erzhirte von Gortyna, der damaligen Metropole von Kreta.
Sein Kanon fasst heilbringende Botschaften des Christentums poetisch
zusammen, zu einer Zeit als eben die erste Welle der diese
Heilsbotschaft gefaehrdenden Irrlehren ueberwunden war.
Hoechstwahrscheinlich selbst zeitweise von diesen -damals wie heute-
verbreiteten Lehren irregeleitet war, laedt er zur Umkehr ein -im
Vertrauen auf die Milde Gottes, und zur Besinnung auf die wahren Werte
des Menschen als Ebenbild Gottes.
Канон преподобного Андрея Критского - Понедельник
-
Canon
of
St
Andrew
https://youtu.be/OH1ytj61L7c
( 1. Teil des
"Grossen Kanons des Hl. Andreas von Kreta" 1. Ode)
IRMOS-Gesang:
Zum Helfer, Beschuetzer ward mir zum Heile dieser mein Gott
- darum will ich Ihn preisen, der Gott meines Vaters - ich will Ihn
erheben.
Denn herrlich hat Er sich verherrlicht.
Hab'
Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Womit
soll ich beginnen,
wenn ich meines armen Lebens Werke beweine ?
Welchen Anfang soll, Christos, ich geben dem
gegenwaertigen Klagegesang ?
Aber schenke Du mir in Deinem Erbarmen
Verzeihung der Suenden.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Wohlan,
arme Seele,
samt deinem Fleische preise den Bildner aller
und enthalte dich in Zukunft der frueheren Verachtung
und bringe Gott in Reue Traenen dar.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Dem ersten Menschen Adam
hab´ ich
nachgestrebt durch Übertretungen
und ich erkannte, dass ich nackt war
ohne Gottes und des ewigen Reiches der Wonne
ob meiner Suenden.
Hab' Milde mit mir, o Gott,
hab´ Milde mit mir !
Mit Recht ward aus Eden
Adam verbannt,
da er Dein einziges Gebot, o Heiland, nicht hielt.
Was muss ich erst erleiden,
der ich stets Deine Leben bringenden Worte verworfen ?
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Mit Recht ward aus Eden
Adam verbannt,
da er Dein einziges Gebot, o Heiland, nicht hielt.
Was muss ich erst erleiden,
der ich stets Deine Leben bringenden Worte verworfen ?
Ehre dem Vater und dem
Sohne und dem Heiligen Geiste
O
DREIHEIT,
ueberwesentlich, verehrt in der Einheit,
nimm fort von mir die Kettenlast der Suenden
und gib mir in deiner Guete der Reue Traenen.
jetzt und immerdar und in
der Ewigkeiten Ewigkeit !
Chor:
GOTTESMUTTER,
du Hoffnung
und Hilfe derer,
die dich in Hymnen besingen,
nimm fort von mir die Kettenlast der Suenden
und, Herrin, heilige, nimm mich
den Reuigen auf.
+++
(1.TEIL
2. Ode)
IRMOS-Gesang:
Himmel, merk auf,
und reden will ich und Christos in Hymnen besingen,
der als Sohn der Jungfrau im Fleische gewohnt hat.
Hab'
Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Himmel, merk auf,
und reden will ich,
Erde, lausche der Stimme, die zu Gott sich bekehrt und ihn in Hymnen
erhebt.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Neig´ Dich mir,
Gott, mein Erbarmer, mit
Deinem gnaedigen Antlitz
und nimm auf mein heisses Bekenntnis.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde
mit mir !
Ich
habe gesuendigt mehr als alle Menschen,
ich allein hab´ mich an Dir versuendigt.
Hingegen Du, hab´ Erbarmen, Gott, Heiland, mit Deinem Gebild.
Hab' Milde mit mir, o Gott,
hab´ Milde
mit mir !
Der Suenden Seesturm tobt um mich, erbarmungsvoller Herr.
Hingegen, so wie dem Petrus streck´ auch mir entgegen Deine
Hand.
Hab' Milde mit mir, o Gott,
hab´ Milde
mit mir !
Befleckt hab´ ich
mein Fleischgewand,
besudelt Dein Bild und Gleichnis, o Heiland.
Verfinstert habe ich der Seele Lieblichkeit durch der Leidenschaften
Lueste,
mit einem Wort, ganz den Geist gemacht zu Erdenstaub.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Zerrissen hab´
ich jetzt mein erstes
Kleid,
das mir der Bildner im Anbeginn gewebt.
Darum lieg´ ich hier in Bloesse.
Hab'
Milde mit mir, o Gott,
hab´ Milde mit mir !
Mit dem zerrissenen Gewand
bin ich bekleidet,
das die Schlange mir gewebt durch ihren Rat,
und muss mich schaemen.
Ehre dem Vater und dem
Sohne und dem Heiligen Geiste
Als
einen Gott aller
besinge in 3 Personen ich Dich,
als den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.
jetzt und immerdar und in
der Ewigkeiten Ewigkeit !
Chor:
Reine GOTTESMUTTER,
Jungfrau, allgepriesen allein,
mit ausgespannten Armen fleh´ um unsere Rettung.
+++
(1.TEIL
3. Ode)
IRMOS-Gesang:
An
deiner Satzung unerschütterlichem Felsen
mach, Christos, deine Kirche stark.
Auf dem Berge Rettung suche, Seele, wie einst Lot.
Hinauf nach Segor rette dich.
Hab' Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Fliehe, Seele, den Brand.
Flieh´ Sodoms Feuerglut.
Flieh´ das Verderben goettlicher Flammen.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Ich
allein hab´ wider Dich gesuendigt,
gesuendigt mehr als alle.
Christos, Heiland, verachte mich nicht.
Hab' Milde mit mir, o Gott,
hab´ Milde mit mir !
Du bist der Hirte.
Such´ mich, das Schaeflein.
Verachte mich nicht, der sich verirrte.
Ehre dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste
O
DREIHEIT, EINHEIT, o Gott.
Errette uns vor der Luege, vor Gefahren und Noeten.
jetzt und immerdar und in der Ewigkeiten Ewigkeit !
Chor:
Sei
gegruesst, du gottaufnehmender Schoss.
Sei gegruesst, Thron des Herrn.
Sei gegruesst, die du unseres Lebens Mutter bist.
+++
(1.TEIL
4. Ode)
IRMOS-Gesang:
Kunde
hatte der Prophet von Deinem Kommen, Herr,
und er geriet in Furcht,
weil Du kommen wolltest als einer Jungfrau Kind,
Dich Menschen zeigen wolltest.
Gesagt hat er: Vernommen hab´ ich Deine Kunde und geriet in
Furcht.
Preis sei Deiner Macht.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Es
naehert, Seele, sich das Ende. Es naehert sich.
Nicht bist du d´rum besorgt.
Nicht machst du dich bereit.
Es draengt die Zeit. Steh´ auf.
Nah ist den Toren der Richter.
Wie ein Traumbild, wie eine Blume eilt hin die Lebenszeit.
Was lassen wir in Torheit uns verwirren ?
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde
mit mir !
Werd´
wieder
nuechtern, meine Seele.
Ueberdenke deine Werke, die du tatest, und fuehr´ sie dir vor
Augen.
Lass deine Traenentropfen rinnen.
In Offenheit bekenne Christos deine Taten, die Begierden,
lass´ dich von ihm richten.
Hab' Milde mit mir, o Gott,
hab´ Milde
mit mir !
Nicht geschah im Leben eine Suende, eine Tat und eine Bosheit,
die ich, Heiland, nicht verschuldet nach Wunsch und Plan und Wahl.
Durch Lehre, Rat und Werk hab´ ich gefrevelt,
wie nie ein anderer getan.
Hab' Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
D´rum
ward ich auch verurteilt,
d´rum ward ich Armer auch verdammt vom eigenen Gewissen.
Und nichts ist drueckender als
dieses in der Welt.
Mein Richter, mein Erloeser und mein Buerge, schon mein,
beschirm´ mich Armen, rette mich.
Hab'
Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Die Leiter, die der grosse Patriarch einst sah,
Sinnbild, meine Seele, ist sie fuer den Fortschritt in der Tugend, fuer
den Aufstieg im Erkennen.
Willst also du in Werk, Erkenntnis leben und Beschauung,
musst du dich erneuern.
Ehre dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste
Als
unteilbar im Wesen,
als unvermischbar in den Personen bekenne ich Dich,
die drei-einige Gottheit,
in gleicher Macht, auf gleichem Thron.
Ich singe dir den grossen Gesang,
der in den Hoehen dreifaltig als Hymne erklingt.
jetzt und immerdar und in der Ewigkeiten Ewigkeit !
Chor:
Du
bist Mutter und Jungfrau und bleibst in beiden wirkliche
Jungfrau.
Das Kind schafft neu die Gesetze der Natur:
Der Schoss gebiert ohne Zeugung.
Wenn Gott es will, steht still die Ordnung der Natur.
Denn Er wirket, was Er will.
+++
(1.TEIL
5. Ode)
IRMOS-Gesang:
Der
aus der Nacht zu Dir
fruehmorgens, Menschenfreund, erwacht,
erleuchte ihn, ich bitte,
und fuehr´ auch mich auf Deiner Satzung Wegen
und lehr´ mich, Heiland, Deinen Willen tun.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
In Nacht hab´ ich
mein Leben stets
verbracht.
Denn zum Dunkel wurde mir, zur tiefen Nacht, die Nacht der Suende.
Hingegen mach, Heiland, mich zu einem Sohn des Tages.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde
mit mir !
Dir
bekenn´ ich´s, Christos, o Koenig,
Gesuendigt, gesuendigt habe ich: wie Josephs Brueder einst,
so hab´ auch ich die Frucht der Reinheit und der Zuechtigung
verkauft.
Hab' Milde mit mir, o Gott,
hab´ Milde
mit mir !
Ahm nach, o arme Seele, du
verwerfliche, Josephs gerechten, zuechtigen Sinn.
Nicht gib in Zuegellosigkeit dich widersinnigen Trieben hin,
stets das Gesetz verletzend.
Ehre dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen
Geiste
Dich, DREIHEIT, preisen wir,
den einen Gott.
Heilig, heilig, heilig bist Du, Vater, Sohn und Geist,
einfache Wesenheit, als Einheit stets verehrt.
jetzt und immerdar und in der Ewigkeiten Ewigkeit
!
Chor:
Mit
meinem
Staubgewand, das Er nahm aus
Dir,
hat, Unversehrte, Reine, o Mutter-Jungfrau sich bekleidet, Er,
der erschuf die Aeonen und mit sich vereinte der Menschen Natur.
+++
(1.TEIL
6. Ode)
IRMOS-Gesang:
Mit
meinem ganzen Herzen schrie ich zu Gott, dem Erbarmer.
Und aus der tiefsten Tiefe hat er mich gehoert,
aus der Verderbnis mein Leben mir erhoeht.
Hab' Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Meines Angesichtes Traenen,
Heiland,
und die Seufzer aus der Tiefe biete ich in reiner Absicht dar.
Es ruft das Herz: Dir habe ich gesuendigt, reinige mich,
hab´ mit mir Erbarmen.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Entlaufen,
Seele, bist du deinem Herrn wie Dathan
und Abiron.
Doch schreie "Schonung" aus dem tiefsten Grund,
damit dich nicht verschlinge der Erde Schlund.
Hab' Milde mit mir, o Gott,
hab´ Milde mit mir !
Des Moses Hand, sie wird uns lehren, Seele,
wie Gott des Lebens Aussatz weiß und rein machen kann.
Gib´ dich nicht auf, auch wenn dich Aussatz traf.
Ehre dem Vater und dem
Sohne und dem Heiligen Geiste
Eine einfache DREIHEIT bin
ich, ungeteilt,
in den Personen geschieden.
Und eine EINHEIT bin ich, im Wesen geeint:
der Vater, so heißt es, der Sohn und der göttliche
Geist.
jetzt und immerdar und in
der Ewigkeiten Ewigkeit !
Chor:
Dein
Schoss hat Gott uns geboren in unserer Gestalt.
Hingegen, den Schoepfer aller fleh´ an, Gottesmutter,
dass durch deine Bitten wir Rechtfertigung finden.
+++
Chor:
KONDAKION:
MEINE
SEELE, MEINE SEELE, STEH´ AUF.
WARUM SCHLAEFST DU ?
ES NAHET DAS ENDE.
DANN WIRST DU WEHKLAGEN.
SEI ALSO NUECHTERN,
DAS DEINER SCHONE,
CHRISTOS,
DER GOTT, DER AN ALLEN ORTEN ZUGEGEN,
DER ALLES ERFUELLT.
+++
(1.TEIL
7. Ode)
IRMOS-Gesang:
Wir
haben
gesuendigt, gesetzlos gehandelt,
Unrecht veruebt, vor Deinem Angesicht.
Nicht haben wir beachtet, nicht erfuellt Deine Gebote.
Hingegen, Du verwirf uns nicht am Ende, Gott der Vaeter.
Hab'
Milde mit
mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Meines Herzens Heimlichkeiten, ich hab´ sie Dir, meinem
Richter, bekannt.
Schau meinen Kleinmut, schau auch meine Bedraengnis,
wende Dich jetzt zu meinem Gericht.
Du selber erbarm´ Dich meiner in Deinem Erbarmen, Gott der
Vaeter.
Hab' Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
David
verband einst
mit der Suende die Suende.
Denn mit dem Mord hat er den Ehebruch vereint,
zwiefache Reue sogleich auch empfunden.
Du aber, Seele, hast Schlimmeres getan,
da du dich nicht zu Gott bekehrst.
Hab' Milde mit
mir, o Gott,
hab´ Milde mit mir !
David
hat einst als
Denkmal aufgerichtet,
in einem Bilde gleichsam es zusammenfassend,
die Hymne, in der er die Handlung verschmaeht, die er getan, rufend:
Erbarme Dich mein.
Denn Dir alleine hab´ ich gesuendigt, dem Gotte aller.
Du selbst mach´ mich rein.
Ehre dem Vater und
dem Sohne und dem
Heiligen Geiste
Als
einfache DREIHEIT,
ungeteilt und gleicher Wesenheit, als Heilige Dreiheit,
als Lichter und Licht,
als Heilige Drei und Heiliges Eine,
wird Gott, die Dreiheit, gepriesen in Hymnen.
Hingegen besinge in Hymnen, preise das Leben, die Fuelle des Lebens, o
Seele,
Ihn, der da ist aller Gott.
jetzt und immerdar
und in der Ewigkeiten
Ewigkeit !
Chor:
Dich besingen in Hymnen wir,
Dich ruehmen, Dich verehren wir, Gottes Mutter,
die du aus der unzertrennlichen Dreiheit den Einen geboren, der dein
Sohn ist, der Gott ist.
Du hast uns Erdenbewohnern aufgeschlossen die Himmel.
+++
(1.TEIL
8. Ode)
IRMOS-Gesang:
Den
die Heere der Himmel
ruehmend erheben,
vor dem die Cherubim und die Seraphim beben,
jeglicher Geist, jegliche Schoepfung, preist, ruehmt und erhebet Ihn
in alle Aeonen.
Hab' Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Erbarm´ Dich, Heiland, meiner, des Suenders.
Weck´ auf meinen Sinn,
lenk´ ihn zur Umkehr.
Nimm den Reuigen auf.
Hab´ Mitleid mit dem, der da ruft:
Dir hab´ ich gesuendigt, errette mich.
Gesetzlos hab´ ich gehandelt,
hab´ Mitleid mit mir.
Hab' Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Als
Wagenlenker bestieg Elias der Tugenden Wagen,
wurde einst ueber die Erdendinge empor zu den Himmeln getragen.
Seinen Aufstieg, meine Seele, erwaege.
Hab' Milde mit mir, o Gott,
hab´ Milde mit mir !
Als Elisaeus das Schaffell
des Elias nahm,
empfing er eine doppelte Gnade vom Hern.
Du selbst, meine Seele, wardst der Gnade nicht teilhaft
deiner Unenthaltsamkeit wegen.
Hab'
Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Des Jordans Flut stand
einst,
als sie geschlagen wurde mit dem Schaffell des Elias,
still nach allen Seiten ob des Elisaeus.
Du wurdest, meine Seele, nicht teilhaft dieser Gnade
ob deiner Unenthaltsamkeit.
Ehre dem Vater und dem
Sohne und dem Heiligen Geiste
Anfangloser Vater,
gleichanfangloser Sohn,
guter Troester, gerechter Geist, des Gotteswortes Zeuger,
des anfanglosen Vaters Wort,
belebender, aufbauender Geist, DREIEINHEIT,
erbarme Dich mein.
jetzt und immerdar und in
der Ewigkeiten Ewigkeit !
Chor:
Wie
aus Faeden, in Meerpurpur getaucht, o Reine,
ward das geistige Purpurgewand, des Emanuel Fleisch
drinnen in deinem Schoße gewebt.
Drum verehren wir dich als Gottesmutter in Wahrheit.
+++
(1.TEIL
9. Ode)
IRMOS-Gesang:
Unerforschbar
ist die Geburt nach jungfraeulicher Empfaengnis,
jungfraeulich die Mutterschaft der Frau, die keinen Mann gekannt.
Denn Gottes Geburt macht neu die Geschoepfe.
Darum preisen wir, alle Geschlechter, in rechtem Glauben dich,
als unsres Gottes jungfraeuliche Mutter.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Verwundet ist der Verstand,
der Leib verweichlicht,
krank der Geist.
Kraftlos war das Wort,
getoetet ist das Leben.
Vor den Toren steht das Ende.
Drum arme Seele,
was wirst du tun,
wenn der Richter kommt,
um deinen Werken nachzuspueren ?
Hab' Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Dargestellt
hab´ ich dir, Seele, des
Moses Schrift ueber das Werden der Welt
und von ihm jede Stelle, die dir von Gerechten kuendet und von
Ungerechten.
Unter ihnen, Seele, hast du nachgestrebt den Letzten, nicht den Ersten,
indem du wider Gott gesuendigt hast.
Hab' Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Des Neuen Bundes Bilder fuehre ich dir vor, o Seele,
dich zur Reue zu bewegen.
So ahme also die Gerechten nach,
wend´ ab dich von den Schlechten.
Und Christus suche zu versoehnen dir durch Fleh´n und Fasten,
durch Reinheit und durch Ehrbarkeit.
Hab' Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Als Mensch kam Christus,
rief zur Umkehr Raeuber, Huren.
Kehr´ um, o Seele.
Schon offen steht zum Reich das Tor.
Es reissen´s an sich Pharisaeer, Zoellner und Buhlen, die ihr
Leben aendern.
Ehre dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste
Preisen lasst uns den Vater,
erheben den Sohn,
treu lasst uns verehren den Heiligen Geist,
die unzertrennliche DREIHEIT
die EINHEIT im Wesen,
das Licht und die Lichter,
das Leben und die Fuelle des Lebens,
die Leben spendet und Licht den Enden der Welt.
jetzt und immerdar und in der Ewigkeiten Ewigkeit !
Chor:
Deine
Stadt bewache, Gebaererin Gottes, Allreine.
Denn in dir ist glaeubig sie Koenigin,
in dir ist sie stark.
Und durch dich siegend, wendet sie ab jegliche Pruefung,
vernichtet sie die Feinde und lenkt die Untertanen.
+++
HEILIGER VATER ANDREAS,
BITTE BEI GOTT FUER UNS !
Chor:
TROPARION an den HEILIGEN:
ANDREAS,
verehrungswuerdiger,
dreimal glueckseliger Vater,
Kretas Hirte,
unaufhoerlich bitte fuer die, die dich in Hymnen besingen,
dass bewahrt wir bleiben
vor allem Zorne, vor Bedraengnis, Verderben, und der Suenden Vergebung
erlangen,
die wir stets dein Gedaechtnis ehrend begeh´n.
+++
+++
+++
(
2. Teil des "Grossen Kanons des Hl. Andreas von
Kreta" 1. Ode)
IRMOS-Gesang:
Zum Helfer, Beschuetzer ward mir zum Heile dieser mein Gott
- darum will ich Ihn preisen, der Gott meines Vaters - ich will Ihn
erheben.
Denn herrlich hat Er sich verherrlicht.
Hab'
Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde
mit mir !
Kains
Blutschuld
hab´ ich auf mich genommen durch eigene Wahl,
bin zum Moerder der armen Seele geworden durch ein fleischlich Leben,
hab´ wider sie gekaempft durch schlimme Taten.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Abel ward ich, Jesus, an
Gerechtigkeit nicht
ähnlich.
Nie hab´ ich jemals wohlgefaellige Geschenke dir gebracht,
nicht heilige Werke, nicht ein reines Opfer, nicht ein Leben ohne Fehl.
Hab' Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde
mit mir !
Dir
Heiland, will ich kuenden die Suenden, die ich tat,
meiner Seele, meines Koerpers Wunden,
die mir d´rinnen die blutbefleckten Plaene wie Raeuber
hinterliessen.
Hab' Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde
mit mir !
Hab´ ich auch
gesuendigt, Heiland,
so weiss ich doch: Du bist der Menschenfreund.
Du schlaegst aus Liebe, und heiss ist Dein Erbarmen.
Du schaust den Weinenden, laeufst auf ihn zu, o Vater,
Du rufst den Verlorenen zurueck.
Ehre dem Vater und dem
Sohne und dem Heiligen Geiste
O
DREIHEIT,
ueberwesentlich, verehrt in der Einheit,
nimm fort von mir die Kettenlast der Suenden
und gib mir in deiner Guete der Reue Traenen.
jetzt und immerdar und in
der Ewigkeiten Ewigkeit !
Chor:
GOTTESMUTTER,
du Hoffnung
und Hilfe derer,
die dich in Hymnen besingen,
nimm fort von mir die Kettenlast der Suenden
und, Herrin, heilige, nimm mich
den Reuigen auf.
+++
(2.TEIL
2. Ode)
IRMOS-Gesang:
Himmel,
merk auf,
und reden will ich und Christos in Hymnen besingen,
der als Sohn der Jungfrau im Fleische gewohnt hat.
Hab'
Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Sinnlichem,
halbgierigem
Leben, o Heiland,
hab´ ich vor der Armut den Vorzug gegeben.
Nun bin ich von schweren Ketten umschlossen.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Gesuendigt hab´
ich.
Wie die Buhlerin ruf´ ich zu Dir.
Allein hab´ ich gesuendigt an Dir.
Auch meine Zaehren, o Heiland, nimm auf, als waeren sie duftende Narde.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde
mit mir !
Reinige
mich,
wie der Zoellner, o Heiland, ruf´ ich zu Dir, o verzeih mir.
Denn keiner von allen seit Adam hat gleich mir gefrevelt an Dir.
Ehre dem Vater und dem
Sohne und dem Heiligen Geiste
Als
den einen Gott aller
in 3 Personen bestehend,
besinge in Hymnen ich Dich:
den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist.
jetzt und immerdar und in
der Ewigkeiten Ewigkeit !
Chor:
Makellose,
Gottesmutter und
Jungfrau,
allgefeiert in Hymnen allein,
mit ausgespannten Armen fleh´ um unsere Rettung.
+++
(2.TEIL
3. Ode)
IRMOS-Gesang:
Mach
fest, o Herr, mein Herz, das schwankende,
am Felsen Deiner Satzung.
Denn du allein bist heilig, du allein der Herr.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Den
Quell des Lebens besitze ich in Dir, dem Todesueberwinder,
und aus meinem Herzen ruf ich zu Dir vor dem Ende:
ich habe gesuendigt,
vergib´ mir,
Rettung mir sende.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde
mit mir !
Gesuendigt
habe ich, Herr,
gesuendigt dir, o verzeih mir.
Denn keiner hat je unter Menschen also gesuendigt,
dass ich ihn nicht uebertreffe durch meine Niederlage.
Hab' Milde mit mir, o Gott,
hab´ Milde
mit mir !
Wie Lot entschwinde, meine Seele, dem Brand der Suende.
Entfliehe Sodom und Gomorrha,
fluechte vor der Flamme jedes unvernuenftigen Verlangens.
Hab'
Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Erbarm´ Dich,
Herr, erbarm´ Dich mein,
ruf´ ich hinauf zu Dir,
wenn Du kommen wirst mit Deinen Engeln,
zu zahlen allen nach ihrer Werke Gebuehr.
Ehre dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste
EINFACHE
DREIHEIT,
unerschaffene, anfanglose Natur,
in der Personen Dreiheit in Hymnen besungen,
errette uns,
die glaeubig ehren Deine Macht.
jetzt und immerdar und in der Ewigkeiten Ewigkeit !
Chor:
Den
Sohn, der vor Ewigkeit, aus dem Vater gezeugt ward,
hast du Gottesgebaererin,
in der Zeit
ohne Hilfe des Mannes geboren.
Ein neues Wunder.
Jungfrau bliebst du
und naehrtest dein Kind.
+++
(2.TEIL
4. Ode)
IRMOS-Gesang:
Kunde
hatte der Prophet von
Deinem kommen, Herr,
und er geriet in Furcht, weil Du kommen wolltest als einer Jungfrau
Kind,
Dich Menschen zeigen wolltest.
Gesagt hat Er: Vernommen hab´ ich deine Kunde und geriet in
Furcht.
Preis sei Deiner Macht.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Sei, meine Seele, auf der
Hut.
Tu dich hervor, wie jener grosse Patriarch, dass du erringest das Werk
samt dem Erkennen,
dass du als Geist, der Gott erschaut, Gewinn erzielst
und das unzugaengliche Geheimnisdunkel in der Schau eroberst
und reichen Handel treibst.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde
mit mir !
Nachahmend
Esau, den Verschmaehten hast deinem Feind du, Seele,
der frueheren Schoenheit Erstgeburt verschachert
und ausgenommen wurdest du von des Vaters Segen.
Zwiefach wardst du, Arme, so getoetet: im Werk und im Erkennen,
Aendere denn jetzt deinen Sinn.
Hab' Milde mit mir, o Gott,
hab´ Milde
mit mir !
Von Job, hast meine Seele,
du gehoert,
wie auf dem Unrathaufen er Gerechtigkeit erlangte,
Seinen Mannessinn hast du nicht nachgeahmt,
nicht hattest du des Willens Festigkeit in allem,
was du erkannt, bedacht, worin du wardst geprueft.
Nein, ohne Kraft bist du erschienen.
Ehre dem Vater und dem
Sohne und dem Heiligen
Geiste
Als unteilbar im Wesen, als
unvermischbar in den
Personen bekenne ich Dich,
die DREIFALTIGE, EINZIGE GOTTHEIT, in gleicher Macht, auf gleichem
Thron.
Ich singe Dir den grossen Gesang,
der in den Hoehen dreifaltig als Hymne erklingt.
jetzt und immerdar und in
der Ewigkeiten Ewigkeit
!
Chor:
Du
bist Mutter und Jungfrau und bleibst in beiden wirkliche Jungfrau.
Das Kind schafft neu die Gesetze der Natur.
Der Schoss gebiert ohne Zeugung.
Wenn Gott es will, steht still die Ordnung der Natur.
Denn Er wirket, was Er will.
+++
(2.TEIL
5. Ode)
IRMOS-Gesang:
Der
aus der Nacht zu Dir
fruehmorgens, Menschenfreund, erwacht,
erleuchte ihn, ich bitte,
und fuehr´ auch mich auf Deiner Satzung Wegen
und lehr´ mich, Heiland, Deinen Willen tun.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Von des Moses
Binsenkoerbchen, Seele, hast du
gehoert,
das auf des Flusses Wassern, Wellen, trieb gleich einem Schiffe
und so dem bittern Schauspiel der Pharaonenlist entging.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde
mit mir !
Wie
der grosse Moses hast du der Aegypter Sinn geschlagen, Arme, nicht
getoetet, Seele.
Wie wirst du - sprich - als Reuiger bewohnen koennen
der Leidenschaften Wuestenei ?
Hab' Milde mit mir, o Gott,
hab´ Milde
mit mir !
Aaron brachte Gott ein
Opfer, ohne Fehl und ohne Trug.
Ophne jedoch und Phinees brachten, Seele, so wie du ihm dar
ein Leben, gottentfremdet, voll von Schmutz.
Ehre
dem Vater und dem
Sohne und dem Heiligen Geiste
Dich,
DREIHEIT, preisen wir,
den einen Gott.
Heilig, heilig, heilig bist Du, Vater, Sohn und Geist,
einfache Wesenheit, als Einheit stets verehrt.
jetzt und immerdar und in
der Ewigkeiten Ewigkeit
!
Chor:
Mit meinem
Staubgewand, das Er nahm aus Dir,
hat, Unversehrte, Reine, o Mutter-Jungfrau sich bekleidet, Er,
der erschuf die Aeonen und mit sich vereinte der Menschen Natur.
+++
(2.TEIL
6. Ode)
IRMOS-Gesang:
Mit
meinem ganzen Herzen
schrie ich zu Gott, dem Erbarmer.
Und aus der tiefsten Tiefe hat er mich gehoert,
aus der Verderbnis mein Leben mir erhoeht.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Meiner Suenden Wogen,
Heiland, haben wie im Roten
Meer sich wieder zu mir umgewandt
und jaehlings mich bedeckt wie die Aegypter einst und ihre Grossen.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde
mit mir !
Eine
unvernuenftige Wahl hast du getroffen, Seele, wie einst Israel.
Denn toericht hast du vorgezogen dem Gottesmanna der Leidenschaften
Lustbegier.
Hab' Milde mit mir, o Gott,
hab´ Milde
mit mir !
Die Zisternen, Seele,
kanaanaeischer Gesinnung hast lieber du gewollt
als die Felsenader, aus welcher dir der Weisheit Tiefe der Gotteslehre
Stroeme spendet.
Hab'
Milde mit mir, o Gott,
hab´ Milde mit mir !
Erforsche, Seele, erkunde
wie Jesus Navin das Gelobte Land,
wie es beschaffen ist,
und leb´ darin in Redlichkeit.
Ehre dem Vater und dem
Sohne und dem Heiligen
Geiste
Eine einfache DREIHEIT bin
ich, ungeteilt,
in den Personen geschieden.
Und eine EINHEIT bin ich, im Wesen geeint:
der Vater, so heisst es, der Sohn und der goettliche Geist.
jetzt und immerdar und in
der Ewigkeiten Ewigkeit
!
Chor:
Dein
Schoss hat Gott uns geboren in unserer Gestalt.
Hingegen, den Schoepfer aller fleh´ an, Gottesmutter,
dass durch deine Bitten wir Rechtfertigung finden.
+++
Chor:
KONDAKION:
MEINE
SEELE, MEINE SEELE, STEH´ AUF.
WARUM SCHLAEFST DU ?
ES NAHET DAS ENDE.
DANN WIRST DU WEHKLAGEN.
SEI ALSO NUECHTERN,
DAS DEINER SCHONE,
CHRISTOS,
DER GOTT, DER AN ALLEN ORTEN ZUGEGEN,
DER ALLES ERFUELLT.
+++
(2.TEIL
7. Ode)
IRMOS-Gesang:
Wir
haben
gesuendigt, gesetzlos gehandelt,
Unrecht veruebt, vor Deinem Angesicht.
Nicht haben wir beachtet, nicht erfuellt Deine Gebote.
Hingegen, Du verwirf uns nicht am Ende, Gott der Vaeter.
Hab'
Milde mit
mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Da einst die Bundeslade gefahren wurde auf dem Wagen,
hat jener Oza, als er sie beim Ausschlagen der Rinder nur beruehrte,
Gottes Zorn erfahren.
Hingegen flieh´ seine Keckheit.
Hab´ Scheu vor Goettlichem, wie´s sich geziemt.
Hab' Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Deine
freie Wuerde hast du deinem Koerper unterworfen.
Denn einen anderen Achitophel hast du als Feind gefunden, Seele,
gingst eins mit seinen Plaenen.
Doch die hat Christus selbst zertruemmert,
damit du um jeden Preis gerettet wuerdest.
Hab' Milde mit
mir, o Gott,
hab´ Milde mit mir !
Dem
Roboam hast du
nachgestrebt, der des Vaters Rat verschmaehte.
Zugleich auch jenem boesen Knecht Jeroboam, der einst sich widersetzte,
Seele,
Hingegen vermeid es, ihnen nachzustreben,
ruf´ zu Gott:
ich hab´ gesuendigt,
hab´ mit mir Erbarmen.
Ehre dem Vater und
dem Sohne und dem
Heiligen Geiste
Als einfache
DREIHEIT,
ungeteilt und gleicher Wesenheit, als Heilige Dreiheit,
als Lichter und Licht,
als Heilige Drei und Heiliges Eine,
wird Gott, die Dreiheit, gepriesen in Hymnen.
Hingegen besinge in Hymnen, preise das Leben, die Fuelle des Lebens, o
Seele,
Ihn, der da ist aller Gott.
jetzt und immerdar
und in der Ewigkeiten
Ewigkeit !
Chor:
Dich
besingen in
Hymnen wir,
Dich ruehmen, Dich verehren wir, Gottes Mutter,
die du aus der unzertrennlichen Dreiheit den Einen geboren, der dein
Sohn ist, der Gott ist.
Du hast uns Erdenbewohnern aufgeschlossen die Himmel.
+++
(2.TEIL
8. Ode)
IRMOS-Gesang:
Den
die Heere der Himmel ruehmend erheben,
vor dem die Cherubim und die Seraphim beben,
jeglicher Geist, jegliche Schoepfung, preist, ruehmt und erhebet Ihn
in alle Aeonen.
Hab' Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Von den Niniviten, o Seele,
hast du gehoert,
dass sie in Sack und Asche zu Gott sich bekehrt.
Ihnen hast du nicht nachgestrebt.
Nein, schlimmer erschienst du als alle, die vor und nach dem Gesetze
gefallen.
Hab' Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Von
Jeremias, o Seele, hast du gehoert,
der in den Gruben des Schmutzes die Sionsstadt mit Klagen beweint
und nach Traenen verlangt hat.
Ahm´ nach sein Leben der Klage
und so wirst du gerettet.
Hab' Milde mit mir, o Gott,
hab´ Milde mit mir !
Von Daniel in der Grube, o Seele, hast du gehoert,
wie er verschloss die Rachen der Tiere.
Hast erkannt, wie die Juenglinge um Azarias durch ihren Glauben
des Ofens gluehende Lohe gedaempft.
Hab'
Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Aus dem alten Bunde fuehrte ich, Seele, alle dir vor als Beispiel.
Die gottgefaelligen Taten der Gerechten ahm´ nach,
entfliehe hingegen den Suenden der Schlechten
Ehre dem Vater und dem
Sohne und dem Heiligen Geiste
Anfangloser Vater,
gleichanfangloser Sohn,
guter Troester, gerechter Geist, des Gotteswortes Zeuger,
des anfanglosen Vaters Wort,
belebender, aufbauender Geist, DREIEINHEIT,
erbarme Dich mein.
jetzt und immerdar und in
der Ewigkeiten Ewigkeit !
Chor:
Wie
aus Faeden, in Meerpurpur getaucht, o Reine,
ward das geistige Purpurgewand, des Emanuel Fleisch
drinnen in deinem Schoße gewebt.
Drum verehren wir dich als Gottesmutter in Wahrheit.
+++
(2.TEIL
9. Ode)
IRMOS-Gesang:
Unerforschbar ist die Geburt
nach jungfraeulicher Empfaengnis,
jungfraeulich die Mutterschaft der Frau, die keinen Mann gekannt.
Denn Gottes Geburt macht neu die Geschoepfe.
Darum preisen wir, alle Geschlechter, in rechtem Glauben dich,
als unsres Gottes jungfraeuliche Mutter.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Christus wurde versucht.
Satan hat ihn versucht,
auf die Steine weisend, dass sie wuerden zu Brot.
Hinauf auf einen Berg hat er ihn gestellt,
im Fluge zu schauen alle Koenigreiche der Welt.
Fuerchte, o Seele, das Schauspiel,
sei nuechtern, bete jede Stunde zu Gott.
Hab' Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Der
Gnade Herold bewohnte die Wueste.
Und ganz Judaea und Samariaa hoerten auf ihn und rannten herbei
und bekannten ihre Suenden
und wandten sich willig zur Taufe.
Sie hast du nicht nachgeahmt, Seele.
Hab' Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Den Gelaehmten hat Christus
geheilt, so dass er das Lager davon trug,
und die jugendlichen Toten weckte er auf, den Sohn der Witwe und des
Hauptmanns Tochter.
Und der Samariterin sich offenbarend,
hat er dir vorgezeichnet, o Seele, die Verehrung im Geist.
Hab' Milde mit mir, o Gott, hab´ Milde mit mir !
Das am Blutfluss leidende
Weib hat geheilt durch Beruehrung des Saumes der Herr.
Aussaetzige machte er rein,
Blinden brachte er das Licht,
aufgerichtet hat er die Lahmen, Taube und Stumme
und die zu Boden Gekruemmte hat er geheilt durch Sein Wort,
damit du gerettet wuerdest, Seele, du arme.
Ehre dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste
Preisen lasst uns den Vater,
erheben den Sohn,
treu lasst uns verehren den Heiligen Geist,
die unzertrennliche DREIHEIT
die EINHEIT im Wesen,
das Licht und die Lichter,
das Leben und die Fuelle des Lebens,
die Leben spendet und Licht den Enden der Welt.
jetzt und immerdar und in der Ewigkeiten Ewigkeit !
Chor:
Deine Stadt
bewache, Gebaererin Gottes,
Allreine.
Denn in dir ist glaeubig sie Koenigin,
in dir ist sie stark.
Und durch dich siegend, wendet sie ab jegliche Pruefung,
vernichtet sie die Feinde und lenkt die Untertanen.
+++
HEILIGER VATER ANDREAS, BITTE BEI GOTT FUER UNS !
Chor:
TROPARION an den HEILIGEN:
ANDREAS,
verehrungswuerdiger,
dreimal glueckseliger Vater,
Kretas Hirte,
unaufhoerlich bitte fuer die, die dich in Hymnen besingen,
dass bewahrt wir bleiben
vor allem Zorne, vor Bedraengnis, Verderben, und der Suenden Vergebung
erlangen,
die wir stets dein Gedaechtnis ehrend begeh´n.
+++
+++
+++
(
3. Teil des
"Grossen Kanons des Hl. Andreas von Kreta" 1. Ode)
...
...
...
+++
+++
+++
(Vierter Abschnitt des "Grossen Kanons des Hl. Andreas von Kreta" 9.
Ode)
IRMOS-Gesang:
Unerforschbar
ist die Geburt
nach jungfraeulicher Empfaengnis,
jungfraeulich die Mutterschaft der Frau, die keinen Mann erkannt.
Denn Gottes Geburt macht NEU die Geschöpfe.
Darum preisen wir, alle Geschlechter, in rechtem Glauben
dich - als unseres Gottes jungfraeuliche Mutter.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde
mit mir !
Erbarme Dich meiner, rette
mich.
Sohn Davids, hab Mitleid mit mir.
Die Besessenen hast Du geheilt durch Dein Wort.
Sprich auch zu mir -wie zum Raeuber- das erbarmende Wort:
Wahrlich, sage ich dir,
du wirst mit mir im Paradiese sein,
wenn ich in meiner Herrlichkeit komme.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Ein Raeuber klagte Dich an.
Ein Raeuber hat als Gott Dich bekannt.
Beide hingen mit Dir am Kreuz.
Wohlan,
Du, reich im Erbarmen,
wie Deinem glaeubigen Raeuber,
der als Gott dich erkannte,
so oeffne auch mir zu Deinem herrlichen Reiche das Tor.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Wie der Raeuber rufe ich:
Gedenke !
Wie Petrus wein ich bitterlich: Verzeih mir, o Heiland.
Wie der Zoellner, so ruf ich
Vergiesse Traenen wie die Buhlerin.
Nimm auf meine Klage, wie einst die Kanaanaeerin.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Meiner armen Seele
Zersetzung,
Heiland, heile sie, du einziger Arzt.
Lindernden Balsam leg mir darauf, giess Oel und Wein hinein.
Werke der Reue,
Zerknirschung,
mit Traenen vereint.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Die Kanaanaeerin nachahmend,
rufe auch ich zu
Davids Sohn:
Hab Mitleid mit mir !
Wie die blutfluessige Frau beruehr ich den Saum
und weine, wie Martha und Maria ueber Lazarus weinten.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Die Krankheiten heilend,
trug die Frohbotschaft zu den Armen - Christus das Wort.
Lahme hat Er geheilt,
mit Zoellnern das Mahl geteilt und mit Suendern verkehrt.
Die Seele der Jairustochter, die schon entrueckt, rief Er zurueck durch
Beruehrung der Hand.
Hab' Milde mit mir, o
Gott, hab´ Milde mit mir !
Gerettet wurde der Zoellner,
und die Buhlerin hat sich fuer immer zur Tugend gewandt,
aber der stolze Pharisaeer wurde verdammt.
Vergib mir, sagte die eine,
erbarm dich meiner, die andere.
Doch dieser rief prahlend:
o Gott, ich danke Dir,
und rief noch weitere Worte der Torheit.
Chor:
ANDREAS,
verehrungswuerdiger, dreimal glueckseliger Vater,
Kretas Hirte,
unaufhoerlich bitte fuer die, die dich in Hymnen besingen,
dass bewahrt wir bleiben vor allem Zorne, vor Bedraengnis, Verderben,
und der Suenden Vergebung erlangen,
die wir stets dein Gedaechtnis ehrend begehn.
Ehre dem Vater und dem
Sohne und dem Heiligen Geiste
Anfangloser Vater,
gleichanfangloser Sohn,
guter Troester, gerechter Geist, des Gotteswortes Zeuger,
des anfanglosen Vaters Wort, belebender, aufbauender Geist,
DREIHEIT,
erbarme Dich mein.
jetzt und immerdar und in
der Ewigkeiten Ewigkeit !
Chor:
Unerforschbar ist die Geburt
nach jungfraeulicher
Empfaengnis,
jungfraeulich die Mutterschaft der Frau, die keinen Mann erkannt.
Denn Gottes Geburt macht NEU die Geschöpfe.
Darum preisen wir, alle Geschlechter, in rechtem Glauben
dich - als unseres Gottes jungfraeuliche Mutter.
Vor
- Fastenzeit
Warum wird die
vorösterliche "Grosse Fasten" durch die vierwöchige
Vorbereitungszeit eingeleitet ?
Weil die Kirche mit ihrer
2000-jährigen Erfahrung ein tiefes
psychologisches Mitgefühl mit der menschlichen Natur
entwickelt
hat. Sie kennt unseren Hang uns von den Oberflächlichkeiten
unserer Umwelt einnehmen zu lassen und unsere mangelnde
Konzentrationsfähigkeit auf die geistlichen Güter.
Ein
rascher Wandel unserer Alltäglichkeit, ein unvermitteltes
Hinüberwechseln in eine noch nie auch nur erspürte
Praxis
birgt die Gefahr uns zu überfordern. Wir dürfen nicht
Wunder
fordern, sondern wir bereiten uns auf immer wieder neue Anstrengungen
vor. Wir müssen uns darauf vorbereiten, nach jedem Fall
niemals
die Anstrengungen des Aufstehens zu scheuen, wieder an die
Türen
der Umkehr zu klopfen und uns wieder auf den Weg zu machen.
Lasst uns die jährlich
Gelegenheit nutzen, uns auf das Ziel
und
die Bedingungen wahrhaft christlichen Fastens zu besinnen und uns
allmählich für das kommende Fasten bereit zu machen.
Charakteristisch für unsere heilsame orthodoxe Tradition des
Christentums ist dabei die pastorale Heranführung an die
einzelnen
Phasen des Heilswerkes unseres Gottes für uns Menschen. Vor
dem
Apell zum praktischen Vollzug der Fasten wird uns deren Bedeutung in
mehreren Bildern anschaulich gemacht. So hat jede Zeit des
Kirchenjahres - ohne unvermittelte Einschnitte und Brüche - in
ihrer Weise Anteil am Ganzen, am alle Zeiten einschliessenden
Heilsmysterium Christi. Zugleich wird dadurch aber auch deutlich, dass
die Gläubigen sich nicht nur an einzelnen Festzeiten einseitig
und
nach Belieben bedienen sollen, wie an einem Selbstbedienungs-Buffet,
sondern in allen Zeiten des Kirchenjahres in demütiger
Offenheit
und aktiver Teilnahme am Gebet der Kirche eine weitere
Stärkung in
ihrem Lebensweg als Christen mitbekommen.
Die Haltung demütiger Offenheit
aber muss immer wieder neu
mutig errungen werden.
Dieser Mut und die Bereitschaft das Ringen
auch durch Entbehrungen
durchzuhalten ist besonders für die Zeit der Grossen
40-tägigen Fasten notwendig. Das aktive, bewusste Fasten ist
ein
deutliches Bekenntnis zur Möglichkeit der Überwindung
der
"animalischen Naturgesetze" und ein Zeichen der Bereitschaft zu wahrer
Menschlichkeit im Ebenbilde Gottes.
Wenn wir dies Bedenken, dann wird uns das
Fasten nicht als unliebsame
Einengung erscheinen. Wir werden erkennen das Fasten nichts mit
Trübsinn zu tun hat, sondern mit Freude die Gelegenheit zur
Erneuerung des Lebens ergreifen.
Deshalb wollen wir das Fasten nicht nur als äusserliche
Übung
der "Gesetzestreue" sehen, sondern als Gelegenheit uns dem Heil der
Vergöttlichung zu nähern:
Beginnend mit der Bitte, dass sich auch uns die
"TÜREN der UMKEHR" öffnen mögen !
Die
Sonntage der 4 Wochen der Vorbereitung der Vor-Fastenzeit
führen uns durch ihre Evangelien an diese "Türen der
Umkehr"
heran.
Diese Zeit soll genutzt werden, um uns zu
Besinnen, uns zu
überlegen und wenn möglich mit dem Beichtvater
abzusprechen
in welcher Weise wir am Fasten der Kirche in unseren konkreten
Lebensumständen teilhaben können. Realistischerweise
wird uns
nämlich ausser in Klöstern die genaue Einhaltung
aller
Fastenregeln der Kanones (kat´akrib ei an) nicht so
ohneweiteres
möglich sein. Gleichzeitig wird ein am Sinn und nicht nur am
Buchstaben orientiertes Fasten auch weitgehenden Verzicht auf die
Genussmittel, Süssigkeiten, Fernsehen und andere "Suchtmittel"
unserer Zeit bedeuten. Dies vor allem, um frei zu werden, die
"Lebensqualität" eines inneren geistlichen Lebens für
uns neu
zu entdecken und zu intensivieren.
Die Vorfastenzeit bietet Gelegenheit zur
konkreten Planung dieser
Umkehr. Aus praktischer Erfahrung ist es auch empfehlenswert die
Umsetzung der Pläne "austesten", um für die 40 Tage
nur
Vorsätze zu fassen, die wir dann auch weitgehend umsetzen
können.
Wichtig ist es aber auch, sich auch gleich
darauf vorzubereiten, dass
wir nach jedem Fall auch wieder bereit sind aufzustehen - und das
"Rennen" fortzusetzen. Nicht umsonst werden wir auch an die 40 Jahre
erinnert, in denen das Volk des Herrn auf dem Weg durch die
Wüste
die neu gewonnene Freiheit erprobte:
Befreit aus der auch beQuem gewordenen
Gefangenschaft "an den
Fleischtöpfen Ägyptens", gerettet von
äusseren Feinden
nach der DurchQuerung des Roten Meeres und immer wieder im Glauben
gestärkt auf dem Weg in das Land der Verheissung wie wir in
unseren Anstrengungen auf dem Weg zur Vergöttlichung. Aber
trotz
der neu empfangenen Richtschnur der 10 Gebote, von Gott
genährt
durch das Manna vom Himmel und mehrmals gerettet durch die Wunder des
Wassers des Lebens:
Nahe an Gott aber auch in dieser
Situation immer wieder
zurückgefallen in gefährliche Sünden
- aber auch immer wieder durch
Gottes Gnade und menschliche Anstrengung
wieder versöhnt mit dem Schöpfer des Lebens.
ER will uns nie vernichtend
strafen, sondern wie es uns Christus
während Seiner 40 Tage in der Wüste gezeigt hat,
immer wieder
für uns und unsere Erlösung mit dem Satan, dem
Versucher,
ringen. Wir können darüber umso mehr Freude
empfinden, je
öfter wir nach unseren Sündenfällen wieder
aufstehen und
den Kampf wieder aufnehmen.
"Nur vor dem Herrn, deinem Gott,
sollst du dich niederwerfen und nur
ihm allein dienen" (Lk 4,8) erinnert uns der Apostel an dieses Privileg
der "Synergie", der Einladung Gottes an uns, unsere begrenzten
Kräfte mit Seiner Allmacht zu verbinden.
Bereiten wir uns auf die freudebringenden
Anstrengungen dieses Kampfes
vor, um dann nach der "Vollendung der 40 Tage" auch mit wenigstens
teilweise verdienter Freude die Früchte der Auferstehung
ernten zu
dürfen !
"Die
Tueren zur Umkehr, oeffne mir, Lebensspender ! ..."
~~~ Komponist: Artemij WEDEL ///
Interpretation: F.TSCHALJAPIN mit Chor der Russischen Orthodoxen
Kathedrale Paris 1932 ~~~
www.musicarussica.com
- RealAudio
Der Umkehr Pforten öffne mir,
Du, Der Du das Leben schenkst !
...
Denn durch schändliche Sünden habe ich meine Seele
befleckt
und mein Leben in Nachlässigkeit vergeudet.
...
In Deiner Güte mache mich rein
durch Deine huldvolle Milde !
~~~vollständig:Chor der
Christi-Verklärungskathedrale, Moskau /Regent Vladimir LVOV~~~
aus: "http://en.liturgy.ru/zvuk/zvuk.php"
Sonntag
vom Zöllner und Pharisäer
Apostel: 2 Tim 3: 10-15
Evangelium: Lk 18: 10-14
Die Apostellesung
erinnert uns, an heilsamen
Traditionen festzuhalten.
Das
Evangelium macht aber sofort deutlich, dass damit nicht ein
gesetzlicher Konservatismus gerechtfertigt werden soll:
Der
Pharisäer, der getreu alle überkommenen
Vorschriften
einhält, und sich dessen vor Gott rühmt, wird
beschämt
durch den ausserhalb des Gesetzes stehenden Zöllner, der in
Demut
seine Unwürdigkeit bekennt.
Am
ersten Vorfastensonntag werden wir auf die erste Voraussetzung
dafür hingewiesen, dass die kommende Fastenzeit für
uns
heilsam wird:
DEMUT
Lasset
uns fliehen
die hochmütige Prahlerei des Pharisäers
und lernen
das demütige Seufzen des Zöllners !
Zu unserem Erlöser lasset uns rufen:
Vergib uns,
Allerbarmer !
Vor uns liegt ein
Ausstieg, ein Aufstieg ins
Heiligtum, in das Innerste
des heilbringenden Mysteriums Christi, hin zur kostbaren Herzmitte auch
unserer Existenz, deren eigentlichen Sinn dises Mysteriums birgt.
Wir nahen uns
dem Ostermysterium entweder als "Zöllner" oder
als "Pharisäer":
- als solche,
die kommen zur wahren Verwirklichung dessen, wozu wir
berufen sind
- oder als
solche, die in den "Naturgesetzen" ihrer Umgebung verfangen,
das eigentliche Ziel ihres Lebens verfehlen.
Der
offenbahrende Gott zeigt uns welche Grundhaltungen -Seiner
erlösenden Liebe gegenüber- für uns heilsam
oder nutzlos
sind:
Der
Pharisäer steht für den Selbstgerechten, den
Menschen,
der sich selbst verwirklichen will, dank all seiner Leistungen und
seiner Selbstsicherheit, der auf seinen Individualismus stolz ist:
"Er betet bei
sich selbst: ich danke Dir, dass ich nicht bin wie die
übrigen Menschen"
Der
Zöllner zeigt uns dagegen, die allein fruchtbare, die
Haltung, für die das Heil nahe ist:
Er "steht von
Ferne und wagt es nicht, seine Augen gen Himmel zu
erheben". Er weiss um die Distanz zur erhabenen, ganz anderen
Wirklichkeit des über alles erhabenen, allerhöchsten
Gottes
über jeden Gott, DEN, zu dem sich der selbstgerechte Mensch
selber
machen wollte. Er weiss um seine Schulden, die Sünden und
"klopft
an s e i n e Brust", nicht an die Brust der anderen um andere
für
deren Vergehen zu tadeln. Er weiss, das sein Schöpfer auch
sein
ihn liebender Erlöser ist, der ihm sogar an seiner
göttlichen
Natur Anteil geben will. Der sich selbst richtig einschätzende
Zöllner (= der Sünder par excellence), e r b i t t e
t das
Erbarmen Dessen, Der die Liebe ist:
"Gott,
gewähre mir Deine Gnade !"
“Gott,
sei mir Sünder gnädig!“
Predigt zum Sonntag des Zöllners und Pharisäers
von P. Konstantinos, München
*
Quellenhinweis *
„Zwei Männer gingen zum
Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der
andere
ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und
sprach leise
dieses Gebet: Gott, ich danke dir, daß ich nicht wie die
anderen
Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder
auch wie
dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe
dem
Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner
aber
blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel
zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir
Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser kehrte als
Gerechter
nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst
erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird
erhöht werden.“ (Lk 18,10-14)
Die heutige
Evangeliumsperikope zeigt uns zwei Arten von
Gläubigen; zwei charakteristische Typen von Menschen, die in
die
Kirche kommen. Der erste kommt, um sich zu zeigen, um anzugeben, um
sein angeblich so heiliges Leben vorzustellen, um die Bewunderung der
anderen zu erregen, um Gott, seiner Ansicht nach, zu verpflichten
für seine Taten, für seine Tugenden, die der
Bewunderung und
des Lohnes würdig sind.
Welch ein
Irrtum, welch ein Trug, welch ein Frevel! Ein Frevel vor Gott
und den Menschen. Denn Gott nimmt solche Gebete nicht an, und die
Menschen verabscheuen diese Art, ja ekeln sich vor ihr. Bei meinen
Hausbesuchen höre ich viele Klagen und Kritik an vielen an
uns,
die wir zwar regelmäßig in die Kirche gehen, aber zu
Hause,
in der Arbeit, im Umgang mit anderen ganz anders sind, als wie wir uns
hier im Umfeld der Kirche zeigen möchten. Wir sind leicht
erregbar, ungerecht, sprunghaft und haben tausend andere Fehler, die
unseren Charakter verraten. Wir kommen in die Kirche mit
großen
und auffallenden Kreuzen, mit großen und vielen Kerzen, aber
wir
verbergen in uns den Pharisäer, der uns so treffend im Hl.
Evangelium beschrieben wird.
Ich
möchte nicht länger bei der Charakterisierung und
Beschreibung dieser Art von Menschen verbleiben. Ich möchte,
dass
wir uns etwas mehr Gedanken machen über eine andere Art,
nämlich über jenen, den der Pharisäer
verachtet, auf den
er mit dem Finger zeigt und über den er schlecht redet.
Wer ist es?
Es ist ein sündiger Zöllner.
Früher mussten
die Bauern den Zehnten zahlen, d.h. ein Steuereinnehmer, kein Beamter
des Staates, hatte sich vom Staat das Recht gekauft, die Steuern von
den Bauern einheben zu dürfen. Dieser Steuereinnehmer oder
seine
Leute hatten die Möglichkeit Missbrauch zu üben, zu
stehlen,
die Bauern auszubeuten. Und sie haben den Unwissenden und Hilflosen das
Gesetz vorgehalten, um damit ihre Gesetzwidrigkeiten zu verschleiern.
In der Zeit Christi hatte die römische Herrschaft für
diese
Arbeit die Zöllner, die in der Regel stahlen und ihre
Landsleute
rücksichtslos und schamlos betrogen. Deshalb hatte niemand
Achtung
vor ihnen. Deshalb betont der Pharisäer der heutigen
Evangeliumsperikope: „Gott, ich danke Dir, daß ich
nicht
wie die anderen Menschen bin ... oder auch wie dieser Zöllner
dort.“ Der Zöllner wiederum kannte seine Schuld. Er
wagte es
nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben. In einem abgelegenen
Teil des Tempels klopfte er sich, niedergebeugt und voller Reue, an die
Brust und flüsterte immer wieder: „Gott, sei mir
Sünder
gnädig!“
Es waren dies
seine einzigen Worte, aber sie kamen tief aus seinem
Herzen. Worte der Reue und Buße, die zeigten, dass in dieser
Brust seine Seele litt und eine geistige Geburt, eine seelische
Wiedergeburt möglich wird. In diesem Kampf in seiner Brust
stürzte der Zöllner den Sünder in sich vom
Sockel seiner
Geldgier und legte den Grundstein für ein neues Leben. Das ist
das
Werk der Buße. Als der Zöllner zu bereuen begann,
erfuhr er
die erste Frucht dieser Tugend: die Demut.
Man sagt,
dass die Demut die Tugend der Alten und der Weisen sei. Aber
auch der Zöllner zeigte sich demütig. Ganz hinten im
Tempel
klopfte er sich an die Brust und sagte: „Gott, sei mir
Sünder gnädig!“ Seht seine große
Demut, ganz
spontan kamen ihm diese Worte über seine Lippen. Und diese
Worte
waren nicht von der satten Arroganz der dürren Worte des
Pharisäers.
Die
aufrichtige Reue des Zöllners führte ihn zur
Demut,
welche „die beste der Tugenden ist“, wie uns der
hl.
Augustinus sagt, und diese führt uns weiter zum Gebet, das
eine
„Kraftreserve“ ist, wie es ein anderer Denker
ausdrückte. Die Tradition überliefert uns, dass
König
David, als er seine übergroße Sünde
bereute, bitterlich
weinte, wie es der 50. Psalm beschreibt, den wir in vielen Andachten
unserer Kirche lesen. Aus den Tränen Davids wuchsen aus der
Erde
zwei Bäume: eine Weide, die auf immer trauert und eine Zeder,
deren Harz sich in Weihrauch verwandelt.
Tatsächlich
Quellen aus der aufrichtigen Reue zwei Tugenden:
die
Demut, die der Weide gleicht, die ihre Zweige nach unten neigt und das
Gebet, das wie Weihrauch zum himmlischen Altar Gottes aufsteigt.
Das ist die
Dreiheit der Tugenden - Reue und Buße, Demut,
Gebet
-, die uns heute das Triodion der Zerknirschung in Erinnerung bringt.
Das Triodion, das heute beginnt, ist die Zeit, die uns auffordert, uns
auf diese Tugenden zu besinnen. Jeder Sonntag des Triodions erinnert
uns an eine andere Tugend. Die Kette unserer Tugenden verbindet uns mit
dem gütigen Gott.
Selig
werden sein, die
in der heutigen Zeit der Gleichgültigkeit im Glauben, ja
seiner Ablehnung,
es zustande bringen,
sich durch diese Kette mit Jenem zu verbinden,
der den Zerknirschten und Demütigen im Geiste nahe ist.
Amin.
Übersetzung aus dem Griechischen: G. Wolf
Sonntag
vom Verlorenen Sohn
Apostel: 1 Kor 6: 12-20
Evangelium: Lk 15: 11-32
Vater
Alexander Schmeman: " Rückkehr aus dem Exil "
Die
Apostellesung dieses Herrentages stellt die christliche Freiheit heraus
und steckt damit die Grenzen des Fastengebots ab:
"Alles
ist mit erlaubt, aber ich soll mich von nichts
beherrschen lassen"
Damit ist das
Fasten jeder fremden Beurteilung von aussen entnommen. Es
kann daher nach orthodoxem Verständnis auch nicht zum
öffentlichen Gesetz werden, zumal es, wie der Herr anweist (Mt
6:
16-18) im Verborgenen geschehen soll.
Das
Evangelium stellt dann den eigentlichen Sinn der Fastenzeit heraus:
Der Aufbruch zur Umkehr zum Vater, der den Verlorenen Sohn mit Freuden
aufnimmt und reich beschenkt. Es ist wohl kein Zufall, dass an diesem
Herrentag erstmals im Nächtlichen Psalmengebet (Ps 136)
angestimmt
wird.
Deine
väterliche Herrlichkeit
habe ich ohne Verstand verlassen.
übel verschwendet habe ich den Reichtum
den Du mir gegeben hast.
So rufe ich Dir die Worte des Verlorenen Sohnes zu:
"Ich habe gesündigt gegen Dich,
barmherziger Vater.
Nimm mich auf,
der ich umkehre,
und lass mich bei Dir sein
wie einen Deiner Taglöhner !"
Der
selbstherrliche, auf seine
vermeintliche Autonomie allzu stolze Mensch ist -von seinem Ursprung
her- Sohn des himmlischen Vaters. Alles, was er hat, hat er von Gott.
Er zieht in
ein gottfernes Land, liefert sich einer gottfernen
Gesellschaft aus. Er nimmt so viel er kann aus seiner Mitgift, dem
Eigentum Gottes. Er verschwendet es hemmungslos an Idole, die ihm
kurzfristig faszinierend erscheinen. Als es seine Mitgift verbraucht
hatte, im Genuss des Materiellen, Innerweltlichen, tritt die Hungersnot
ein. Nichts vermag ihn zu sättigen im Anblick des Absterbens
seiner Lebendigkeit, niemand, keine Parole kann ihn mehr begeistern.
Keines seiner Idole kommt ihm zu Hilfe: "Ich sterbe hungers !"
Aber er hat
noch die Kraft seine Niederlage einzugestehen: "Wie viele
Tagelöhner im Hause meines Vaters haben Überfluss an
Brot.
Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen".
Es ihm gleich
zu tun, dazu fordert uns die Kirche auf, jetzt in der
Zeit des Aufbruchs in die Grossen Fasten vor der Auferstehung.
"Ich will mich aufmachen", ich will aufstehen, damit Überblick
gewinnen, Gewohntes verlassen und mich auf den Weg machen, den die
Fastenzeit mir öffnet, hin zum Vaterhaus.
Das ist das Ziel: zu Gott, zu unserem Vater zu gelangen.
Er macht mich frei.
Er nährt mein innerstes Leben.
Er will mir in der Wohnung Seiner Herrlichkeit Geborgenheit auf ewig
bieten.
"Ich will dem Vater
sagen: ich habe
gesündigt wider den Himmel
und
vor Dir; ich bin nicht wert, Dein Sohn zu heissen". Die Not der
Sünde, der Gottesferne, ist die tiefste Not. Wo sie am
grössten ist, ist sie am gefährlichsten, besonders
wenn jeder
Hilfeschrei betäubt und ihre Symptome verdrängt
werden.
Sünde ist immer gegen alles gerichtet, was sich über
den
irdischen Niederungen, den menschlichen Gemeinheiten, wölbt.
Die
Sünde widersetzt sich der Güte Gottes. Sie ist immer
Lüge gegen die Wahrheit des göttliche Lebens in uns.
Wer
könnte sagen, er wäre ohne Sünde: "Weil
kein Mensch lebt ohne zu sündigen" (1 Könige 8: 46) ?
Die
Fastenzeit schafft uns eine gute Gelegenheit, unsere
Sünden
vor Gott, unserem Vater zu bekennen: im Mysterium der Busse (der
Beichte und Umkehr).
Es tut uns
gut, wenn wir noch sagen können: "Ich habe mich
versündigt an der Liebe zu Gott und den Nächsten" !
"Als er (wir)
noch weit entfernt war(en), sah ihn (uns) der Vater -und
war von Mitleid gerührt, er lief ihm (uns) entgegen, fiel ihm
(uns) um den Hals und küsste ihn (uns). Die Liebe des Vaters
kommt
uns stets in Christus entgegen, wenn der Sünder aufrichtig
seinen
hilfsbedürftigen Zustand mit Glauben und kindlicher Hoffnung
und
Vaterliebe ausbreitet. Sein Mitleid teilt unser Leid und unseren Tod.
Der Sünder öffnet die Herzwunde Christi, Gottes, aus
der das
Wasser des Mysteriums der Taufe (die Väter nennen das
Mysterium
der Busse "eine zweite Taufe") und das Blut der Eucharistie (des
Mysteriums vom allerreinsten Leib und Blut des Herrn) fliesst.
Gott umarmt
uns als Seine Kinder.
Gott
schützt uns mit Seiner Kleidung (in der Taufe haben wir
"Christus angezogen"), der besten Kleidung, der Kleidung der Kindschaft
Gottes -wenn wir uns blossgestellt fühlen, wie einst Adam.
Gott setzt
uns ein, in Sein Erbe, das unverwesliche Erbe der
Unsterblichkeit.
Und trotz all
dieser Gaben will er unsere Freiheit: Er gibt uns den
Siegelring der Freien.
Die
Kirchenväter deuten es noch tiefer:
Die Schuhe
weisen auf die Befähigung auf dem Weg (Christi)
fortzuschreiten, das Siegel auf das Siegel des Heiligen Geistes.
Unser Vater
bereitet uns das Freudenmahl -das Ostermahl, -die
Göttliche Liturgie.
Auch wenn wir
dem zweiten Sohne gleichen, der tief in seinen Alltag
verstrickt ist, und glaubt durch äusserliche
"Anständigkeit"
immer im Sinne des Vaters gehandelt zu haben, und so zum Knecht seiner
Selbstgerechtigkeit geworden ist, und wenn wir, wie er, nicht
hineingehen wollen, um uns für das Freudenfest bereit zu
machen,
so sucht uns doch der Vater heim: "Da kam sein Vater heraus, und redete
ihm zu"
Hören
auch wir auf Gott, unseren Vater wenn er uns durch die
Tradition der Kirche jetzt in der Vorfastenzeit auf das
österliche
Freudenfest vorbereitet !
Ja, wir wollen nicht mehr fern der Freude der Gemeinschaft mit Gott,
fern dem wahren, von Ihm geschaffenen Leben des Paradieses, leben.
Ja, ich werde die Fesseln der Torheit lösen, die mir von Ihm
geschenkten Reichtuemer nicht mehr mehr mit Sündern
verschwenden,
sondern mich aufmachen und zu meinem mitfühlenden Vater
zurückkehren.
An
den Flüssen von Babylon saßen wir ...
gedenkend der Stadt des Herrn ...
Wie könten wir dem Herr ein Lied singen
in einem fremden Land ?
Sollte ich dich vergessen, o Stadt meines Gottes,
so verdorrt meine rechte Hand
so klebt meine Zunge am Gaumen
wenn ich Deiner vergesse,
wenn ich nicht Gottes Stadt über alle meine Freuden stelle ...
"An
den Flüssen von Babylon ..."
~~~ Na Rekach Babylonskich ~~~
Chor des Klosters in Pyuchtiza
Erzpriester
Alexander Schmemann:
(langjähriger Dekan der Orthodoxen Theologischen Akademie der
USA St. VLADIMIR´s)
Rückkehr
aus dem Exil
zum Sonntag vom Verlorenen Sohn
An diesem Sonntag der Vorbereitung auf die Fastenzeit
hören wir das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32).
Zusammen mit den Hymnen dieses Tages erschließt uns
dieses
Gleichnis die Zeit der Reue als die Rückkehr des
Menschen aus dem Exil.
Der verlorene Sohn, so hören wir, bricht auf in ein
fernes
Land und verschwendet dort alles, was er besitzt.
Ein fernes Land!
Das ist die einzig zutreffende Bezeichnung
für unsere
Bedingtheit als Mensch, die wir annehmen und zu der unseren
machen müssen, wenn wir unseren Weg zu Gott hin beginnen.
Ein Mensch, der niemals diese Erfahrung gemacht hat, und sei
es auch
nur für kurze Zeit, dass er in der Gottesfeme lebt und von dem
wahren Leben abgeschnitten ist, wird niemals verstehen, was es mit dem
Christentum auf sich hat.
Und jemand, der
vollständig in dieser Welt und in dem
Leben
dieser
Welt »zuhause« ist, der nie von dem
sehnsuchtsvollen Wunsch
nach einer anderen Wirklichkeit schmerzlich getroffen wurde, der wird
nie verstehen, was bereuende Umkehr ist.
Oft wird die
bereuende Umkehr einfach mit einer
nüchternen und
»sachlichen« Aufzählung von
Sünden und
Übertretungen, einem »Schuldbekenntnis«
bei einer
gerichtlichen Anklage, gleichgesetzt.
Geständnis und Absolution werden als juristische Akte
betrachtet.
Man übersieht jedoch etwas sehr Wesentliches,
ohne das
weder das Schuldbekenntnis noch die Absolution eine wirkliche Bedeutung
oder Wirksamkeit erlangen können. Dieses
»Etwas« ist
ganz genau das Empfinden des Verbanntseins von Gott, weit
verbannt
von der Freude der Gemeinschaft mit ihm und fern dem wahren Leben zu
sein, das durch Gott geschaffen und geschenkt wird. Es ist in der Tat
leicht zu bekennen, dass ich an den vorgeschriebenen Tagen nicht
gefastet habe, dass ich meine Gebete vergessen habe oder
jähzornig
gewesen bin. Eine ganz andere Sache ist es jedoch, wenn ich mir
unvermittelt eingestehen muss, dass ich Schande auf mich geladen und
meine geistliche Schönheit verloren habe, dass ich mich sehr
weit
von meinem eigentlichen Zuhause, von meinem wahren Leben entfernt habe,
und dass ich in dem innersten Gewebe meiner Existenz etwas Kostbares,
Schönes und Reines in nicht wiedergutzumachender Weise
zerstört habe. Indessen bedeutet dies, und nur dies, die
bereuende
Umkehr, und deshalb entsteht auch ein tiefgreifendes Verlangen,
umzukehren, zurückzugehen und jenes verlorene
»Heim« wiederzufinden.
Von Gott habe ich wunderbare Reichtümer
erhalten:
zunächst das Leben und die Möglichkeit, mich dessen
zu erfreuen,
ihm einen Sinn geben zu können,
es mit Liebe und Erkenntnis ausfüllen zu können;
dann – in der Taufe –
das neue Leben in Christus selbst,
die Gabe des Heiligen Geistes,
den Frieden und die Freude auf das ewige Königreich.
Ich habe die Erkenntnis Gottes erhalten,
und in ihm die Erkenntnismöglichkeit einer jeden Sache,
und die Kraft, Kind Gottes zu sein.
Und dies alles habe ich verloren;
dies
alles verliere ich
ständig, nicht nur in den besonderen
»Sünden« und
»Übertretungen«, sondern
durch die Sünde aller Sünden, indem ich meine Liebe
von Gott
abwende und das »ferne Land« der Schönheit
des Hauses
des Vaters vorziehe.
Aber die Kirche ist da, um mich daran zu erinnern, was ich aufgegeben
und verloren habe.
Und während sie mir dies ins Gedächtnis
zurückruft,
erinnere ich mich; so wie es das Kontakion dieses Tages
ausdrückt:
»Fern von der Herrlichkeit des Vaters bin ich in
meiner Torheit Fesseln umhergeirrt
und habe mit den Sündern die Reichtümer, die
du mir
anvertraut hattest, verschwendet.
So rufe ich mit dem verlorenen Sohn zu dir:
Barmherziger Vater, ich habe gegen dich gesündigt.
Nimm mich reuigen Sünder wieder auf und nimm mich an
wie einen
deiner Tagelöhner ... !« Und während ich
mich erinnere,
spüre ich in mir das Verlangen und die Kraft
zurückzukehren:
»... Ich werde mich aufmachen und zu meinem
mitfühlenden Vater zurückkehren
und werde zu ihm unter Tränen sagen:
Nimm mich auf wie einen deiner Diener! «
In diesem Sinne singen wir heute den sehnsuchtsvollen Psalm
136:
An den Flüssen von Babylon
saßen wir und weinten, Sions gedenkend...
Wie könnten wir dem Herrn ein Lied singen, in einem fremden
Land?
Sollte ich dich, o Jerusalem, vergessen, soll meine Rechte verdorren!
Meine Zunge klebe an meinem Gaumen, wenn ich deiner vergesse,
wenn ich nicht Jerusalem über alle meine Freuden stelle ...
Das
ist der Psalm des
Exils. Die Juden sangen ihn während der
babylonischen Gefangenschaft, im Andenken an ihre heilige Stadt
Jerusalem. Er wurde seit jeher das Lied desjenigen, der sich
seines
Verbanntseins in der Gottesfeme bewusst und hierdurch zu einem neuen
Menschen wurde: zu jemandem, den nichts von dieser gefallenen Welt
zufrieden stellen kann, da er seiner Natur und Berufung nach ein Pilger
des Allerhöchsten ist. Dieser Psalm wird noch zweimal, an den
beiden letzten Sonntagen vor der Fastenzeit gesungen. Und somit
offenbart sich die Fastenzeit als Pilgerfahrt und Bereuen,
als UMKEHR.
Schmemann,
Alexander (Erzpriester
und langjähriger Dekan der Orthodoxen Theologischen Akademie
der
USA St. VLADIMIR´s)
"Die Große Fastenzeit - Askese und Liturgie in der Orthodoxen
Kirche"
Veröffentlichungen des Instituts für Orthodoxe
Theologie, Bd. 2, München 1994
hier aus St.
Andreas Bote
"An
den Flüssen von Babylon ..."
~~~ Na Rekach Babylonskich ~~~
Chor des Klosters in Pyuchtiza
ÖSTERLICHE ZEIT
König aller Tage, Fest der Feste, über allen Tagen stehend und sie ordnend ist das Pas´cha,
das Ostern der Auferstehung des Herrn. Dahin führt diese Zeit in den 40 Tagen der Grossen Fasten und
dadurch strahlt diese Zeit im Jubel der 50 Tage bis Pfingsten.
[1]
Wenn man eine Reise antritt, informiert man sich, wohin es geht. Und die Fastenzeit kann mit einer Reise verglichen werden.
Eine Reise mit dem Ostern der Auferstehung als Ziel. Sie ist die Vorbereitung auf die Erfüllung des Pas´cha, der wirklichen Offenbarung.
Wir sollten also zu Beginn diese Verbindung zwischen der Fastenzeit und Ostern zu verstehen suchen;
denn sie offenbart etwas für unseren Glauben und unser christliches Leben sehr Wesentliches und Entscheidendes.
...
Die wirkliche Offenbarung des Osterfestes der Auferstehung bringt uns das Neue Leben.
In der Feier der Osternacht, die heller ist als der Tag, können wir singen: Heute ist alles mit Licht erfüllt,
Himmel und Erde und die Totenwelt. Wir feiern den Tod des Todes, die Zerstörung des Hades
(der trostlosen atheistischen Todesvorstellung) den Beginn des neuen und ewig währenden Lebens.
Diese Neue Leben wurde uns Christen am Tage unserer Taufe geschenkt, wie der heilige Apostel Paulus sagt,
wir sind mit Christus ... in seinem Tode begraben worden, damit wir auch, so wie Christus von den Toten auferstanden ist,
in einem Neuen Leben wandeln können(Röm 6:4)
...
Doch machen wir nicht die tagtägliche Erfahrung, dass dieser Glaube wohl kaum der unsere ist, dass wir immer wieder
dieses neue Leben verlieren und verraten; - dass wir in Wirklichkeit so dahinleben, als wäre Christus nicht von den Toten auferstanden
und als hätte dieses einzigartige Ereignis nicht die geringste Bedeutung für uns ?
Die alles, wegen unserer Schwäche, wegen unseres Unvermögens, ständig ein Leben in Glauben, Hoffnung und Liebe
auf der Ebene zu führen, auf die uns Christus gehoben hat, als er sprach: "Suchet zunächst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit"
Wir vergessen es einfach - wir sind ja so beschäftigt und so in
unsere Alltagsgeschäftigkeit verwickelt - und weil wir vergessen,
versagen wir.
Und durch diese Vergessen, diese Versagen und diese Sünde wird unser Leben immer wieder alt
- nichtssagend, verdunkelt, letztendlich bedeutungslos - es wird zu einer Reise bar jeden Sinnes, zu einem Ziel ohne Bedeutung.
Wir unternehmen alles, um selbst den Tod zu vergessen, und dann tritt er doch ganz plötzlich mitten in unser ach so
von Freuden erfülltes Leben: erschreckend, unentrinnbar, absurd. Wir mögen wohl von Zeit zu Zeit unsere
vielfältigen Sünden erkennen und bekennen, wir unterlassen es aber, unser Leben auf das Neue Leben,
das Christus uns geoffenbart und gegeben hat, außurichten. ...
Wenn wir uns dessen bewusst werden, können wir ermessen, was die Wirklichkeit von Ostern umfasst
und warum sie die Fastenzeit erfordert und voraussetzt. Wir werden verstehen, dass die liturgischen Traditionen der Kirche,
all ihre Festkreise und Dienste vor allem geschaffen wurden, um uns zu helfen, die Erfahrung und den Genuss dieses Neuen Lebens,
das wir so leicht und immer wieder verlieren und verraten, wiederzürlangen. ...
...
Indes ist das alte Leben, das Leben der Sünde und der
Unwesentlichkeit, nicht leicht zu besiegen und umzugestalten. Das
Evangelium erwartet und fordert von dem Menschen eine Anstrengung, zu
der er in seinem augenblicklichen Zustand seinem Wesen nach nicht
fähig ist. Wir sehen uns von einer Vorstellung, von einem Ziel,
einer Lebensweise herausgefordert, die gänzlich über unseren
Möglichkeiten liegt !
Selbst die Apostel fragten ihren Meister entmutigt, als sie Seine Unterweisungen hörten: "Wie ist das möglich ?"
Es ist tatsächlich nicht einfach, eine kleinliche
Lebensvorstellung, die sich auf den alltäglichen Sorgen, dem
Streben nach materiellen Gütern, nach Sicherheit und Lustbarkeiten
gründet, zugunsten einer Lebensvorstellung aufzugeben, deren
ausschliessliches Ziel die Vollkommenheit ist: "Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist."
Diese Welt hingegen verkündet in all ihren "Medien": "Seid
glücklich, macht es euch leicht, wählt den beQuemen Weg".
Christus sagt jedoch im Evangelium: "Wählt den schmalen Pfad, kämpft und ertragt eure Leiden,
denn das ist der Weg zu dem einzig wahren Glück"
Wie können wir ohne die Hilfe der Kirche diese erschreckende Entscheidung treffen ?
Wie können wir bereuen und umkehren zu dem ruhmreichen Versprechen, das uns jedes Jahr zu Ostern gegeben wird ?
An dieser Stelle erreicht uns die Fastenzeit. Sie ist die Hilfe, die
uns die Kirche als Schule der Buße anbietet, die als einzige uns
in die Lage versetzt, Ostern anzunehmen - nicht als bloße
Erlaubnis zum Essen, Trinken und zum Nachlassen in unseren
Bemühungen, sondern wahrlich als das Ende dessen, was in uns "alt"
ist, sowie als unseren Eintritt in das "Neue".
In der Urkirche bestand das Hauptziel der Fastenzeit in der
Vorbereitung der Katechumenen (der neu zum Christentum
Übergetretenen) auf die Taufe, die in jener Zeit während der
Osterliturgie vollzogen wurde. Indessen als die Kirche nicht mehr nur
Erwachsene taufte und die Einrichtung des Katechumenats wegfiel, blieb
der grundlegende Sinn der Fastenzeit derselbe. Denn, obgleich wir
getauft sind, ist das, was wir ständig verlieren und verraten,
genau das was wir in der Taufe empfangen haben.
Deshalb ist Ostern unsere jährliche Rückkehr zu unserer
eigenen Taufe, während die Fastenzeit unsere Vorbereitung auf
diese Rückkehr ist, das langwährende und ausdaürnde
Bemühen, um schliesslich unseren eigenen "Hinübergang" oder
"Pas´cha" in das Neue Leben in Christus zu vollziehen. Und wenn,
wie wir sehen werden, die Gottesdienste in der Fastenzeit noch heute
ihre glaubensunterweisenden und auf die Taufe vorbereitenden Charakter
haben, so stellt das für uns nicht etwa ein "archäologisches"
Überbleibsel aus der Vergangenheit, sondern etwas Gültiges
und Wesentliches dar. Denn jedes Jahr lassen uns die Fastenzeit und das
Ostern der Auferstehung einmal mehr das wiederentdecken und
wiedergewinnen, zu dem wir durch den in unserer eigenen Taufe
vollzogenen Tod und die durch sie bewirkte Auferstehung geworden sind.
Wie beginnen eine Reise, eine Pilgerfahrt !
Und wenn wir sie antreten, wenn wir diesen ersten Schritt in diese "glanzausstrahlende Reue" der Fastenzeit tun, sehen wir -
in weiter, weiter Ferne - den Zielpunkt.
Es ist die Freude vor dem Fest des Osterns der Auferstehung, der Einzug in die Herrlichkeit des Reiches des Herrn.
Es ist dieses geistliche Schaün, dieses Vor-Kosten des Festes der
Auferstehung, welches die reuevolle Traurigkeit der Fasten in helles
Licht hüllt und unser Fastenmühen zu einem "geistlichen Frühling" werden lässt.
Die Nacht kann finster und lang sein, aber während des gesamten Weges scheint eine nicht erklärbare und strahlende
Dämmerung den Horizont zu erhellen.
" Schenke uns die Früchte des Fastens und die Fülle unserer Erwartungen, Du Menschenliebender ! "
Der Umkehr öffne die Pforten,
Du, Der Du das Leben schenkst !
...
Denn durch schändliche Sünden habe ich meine Seele befleckt
und mein Leben in Nachlässigkeit vergeudet.
...
In Deiner Güte mache mich rein
durch Deine huldvolle Milde !
[1] Erzpriester ALEXANDER Schmeman (einer der wirksamsten orthodoxen
Theologen aus der russischen Tradition des 20.Jahrhunderts und vertraut
mit der geistlichen Krise des Westens, wirkte er kurz in Paris und dann
in den USA, wo er 1983 als hochgeehrter Professor des Akademischen
Orthodoxen Instituts des Heiligen Wladimir starb):
THE LENTEN SPRING (DER FRÜHLING DES FASTENS) St.Vladimir´s Seminary Press, Crestwood, New York 1969
O S T E R Z E I T
LAZARUS - Samstag
SONNTAG des Einzugs in Jerusalem (So. der Palmen, der Blumen)
HOHE Woche
HOHER Donnerstag
HOHER Freitag
HOHER Samstag
STRAHLENDE
AUFERSTEHUNG - PAS 'CHA - FEST der FESTE
Sonntage und Feste im
Licht der Auferstehung
LAZARUS - SAMSTAG
Lesung:
Hebr 12: 28 - 13: 8
EVANGELIUM:
Joh 11: 1 - 45
Um schon vor Deinem Leiden
die gemeinsame Auferstehung zu bezeugen,
hast Du Lazarus von den Toten auferweckt,
Christos Gott.
Darum tragen auch wir, wie damals die Kinder,
die Zeichen des Sieges
und rufen Dir zu,
dem Besieger des Todes:
" Hosanna in den Höhen !
Gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn ! "
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Der Lazarus-Samstag ist ein Festtag, der mit dem
nachfolgenden Herrentag der Palmen durch österliche Freude und
gemeinsame Troparien verbunden ist. Die Auferweckung des Lazarus stellt
für uns Gläubige eine Vorabbildung der Auferstehung Christi
und aller Toten dar. Denn man kann die Passion Christi nur recht
verstehen, wenn man ihren Ausgang, die Auferstehung, im Blick hat.
Daher wird nun unmittelbar vor der Hohen und Heiligen Woche ein
österliches Freudenfest gefeiert, indem wir Christos als den
Besieger des Todes vergegenwärtigt schauen dürfen.
Das Tris-Hagion ist durch den Taufhymnus ersetzt, indem auch wir alle einbezogen sind:
" Alle, die ihr in Christos getauft seid,
habt Christos angezogen,
Alleluja ! "
Die Apostellesung klingt aus in die ewige Wahrheit:
" Jesus Christos ist derselbe,
gestern, heute und in die Äonen ! "
Genau gesagt endet die Fastenzeit an dem Freitag, der
auf den fünften Fasten-Sonntag folgt. Der Zeitraum der vierzig
Tage ist dann vorbei. Die Passionszeit dauert vom Ende der Fastenzeit
bis zum Fest der Auferstehung. Sie umfasst daher den Samstag, der auf
den fünften Fasten-Sonntag folgt, der auch
‚Lazarus-Samstag’ genannt wird und die ersten sechs Tage
der Großen Woche.
Der
Lazarus-Samstag hat einen ganz besonderen Platz im liturgischen
Kalender. Er gehört nicht zu den vierzig Tagen der Fasten und auch
nicht zu den Leidenstagen von Montag bis Freitag der Großen
Woche. Mit dem Palm-Sonntag verkörpert er ein kurzes und frohes
Vorspiel zu den folgenden Tagen der Trauer. Mit dem Palm-Sonntag
verbindet ihn der Ort des Geschehens: Bethanien ist der Ort der
Auferweckung des Lazarus und das ist auch der Ausgangspunkt für
den Einzug Jesu in Jerusalem. Die Auferweckung des Lazarus, ist auf
geheimnisvolle Weise mit der Auferstehung Christi selbst verbunden; in
Beziehung zu diesem Ereignis ist sie wie eine erfüllte
Prophezeiung. Man kann sagen, dass an der Schwelle des Osterfestes der
auferweckte Lazarus uns als der Vorläufer des über den Tod
triumphierenden Jesus Christus gezeigt wird, wie in gleicher Weise an
der Schwelle von Epiphanie der taufende Johannes der Vorläufer des
zu offenbarenden Messias war. Aber neben dieser hauptsächlichen
Bedeutung der Beziehung zur Auferstehung Christi, hat die Auferweckung
des Lazarus noch andere Aspekte, über die nachzudenken
nützlich ist.
Die
Lesung während der Göttlichen Liturgie (Hebr 12,28-13.8) hat
keinen direkten Bezug auf die Auferweckung des Lazarus. Trotzdem, einer
der Verse "Denkt an die Gefangenen, als wäret ihr
mitgefangen; denkt an die Misshandelten, denn auch ihr lebt noch in
eurem irdischen Leib" könnte - in spiritueller Auslegung -
das Mitleid Jesu mit Lazarus zeigen. Die Epistel enthält
verschiedene moralische Konzepte: die Bruderliebe soll bleiben; die
Gastfreundschaft darf nicht vergessen werden; die Ehe soll in Ehren
gehalten werden; den Vorstehern soll gefolgt werden. Wer versucht ist,
über diese ethischen Empfehlungen leicht hinweg zu gehen, sie zwar
grundsätzlich für wichtig zu halten, aber doch für recht
banal, der sollte die drei Verse aufmerksam lesen, die diese ethischen
Empfehlungen strukturieren. Den einen am Anfang, den in der Mitte und
den anderen am Schluss. "Unser Gott ist verzehrendes Feuer ...
denn Gott hat versprochen: Ich lasse dich nicht fallen und verlasse
dich nicht ... Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in
Ewigkeit". Denn die größten spirituellen Wahrheiten
können nicht isoliert von den ganz einfachen praktischen Geboten
gesehen werden, die sozusagen ihre kleine Münze sind.
Das
Evangelium (Joh 11,1-45) gibt uns einen Bericht von der Auferweckung
des Lazarus. Die Auslegung dieses Ereignisses durch die Kirche ist in
den Gesängen des Orthros enthalten. Hören wir ihnen zu: "Als
Du wolltest bezeugen.... o mein Retter, die Wahrheit Deiner glorreichen
Auferstehung, erlöstest Du vom Hades den Lazarus ..." Hier
finden wir die hauptsächliche Bedeutung der Auferweckung des
Lazarus. Es war, wie das Troparion es ausdrückt: Vorahnung,
‚Zeugnis der Wahrheit’ der Auferstehung Christi, ein
vorläufiger Beweis für die Macht Jesu über den Tod.. "Durch Lazarus, o Tod, hat Christus deine Gefangenen befreit ... vor Deinem Tod hast Du die Macht des Todes erschüttert."
Die Kirche zieht eine Verbindung zwischen diesem Sieg Christi
über den Tod und dem triumphalen Einzug in Jerusalem, der am
nächsten Tag gefeiert wird: "O Tod, wo ist dein Sieg? ...
Wir bringen Ihm die Palmzweige des jubelnden Sieges ... Drum tragen wir
auch wie die Kinder die Zeichen des Sieges und jubeln Dir zu, des Todes
Besieger".
In zweiter Linie kündigt die Auferweckung des Lazarus die
Auferstehung der Toten an, die eine Folge der Auferstehung Jesu ist: "Die
Auferstehung aller vor Deinem Leiden verbürgend, wecktest Du
Lazarus von den Toten auf ... indem Du, der Spender des Lebens, in ihm
die Auferstehung der Welt gleichsam verbürgtest ... Deine
Auferstehung, Wort, in Wahrheit uns verbürgend, hast wie aus dem
Schlafe Du den toten Freund ... erweckt".
Der Lazarus-Samstag ist in gewisser Weise das Fest aller Toten.
Es gibt uns die Gelegenheit unseren Glauben an die Auferstehung zu
bezeugen und genauer zu fassen. Als unser Herr Martha wegen ihres
Zweifels sanft zurechtwies, gab Er uns eine wertvolle Lehre über
unsere eigenen Toten, denn als Er zu ihr sagte: "Dein Bruder wird auferstehen", antwortete sie: "Ich weiß, daß er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag" und Jesus sagte darauf: "Ich bin die Auferstehung".
Marthas Glaube war in zweifacher Weise ungenügend: sie dachte an
die Auferstehung ihres Bruders als etwas Zukünftiges und dann
konnte sie sich diese Auferstehung nicht anders vorstellen als in Bezug
auf eine Art allgemeinem Gesetz. Aber Jesus deutet an, dass die
Auferstehung eine Tatsache der Gegenwart ist, denn Er Selbst ist (und
verursacht nicht) die Auferstehung und das Leben. Unsere Toten leben
durch und in Christus. Ihr Leben ist eng verbunden mit der
persönlichen Gegenwart Jesu und verwirklicht sich in ihr. Wenn wir
uns im Geiste mit einem lieben Toten zu vereinen trachten, sollten wir
nicht versuchen ihn in unserer Phantasie wieder zu beleben, sondern uns
mit Jesus in Verbindung zu setzen, in Jesus werden wir ihn finden.
Zum
dritten ist die Auferweckung des Lazarus eine wundervolle
Erläuterung des christlichen Dogmas. Sie zeigt uns, in der Person
Jesu, dass menschliche und göttliche Natur vereint sind –
ohne Vermischung: "Du, der Menschen Auferstehung und Leben, Christus, tratest zu des Lazarus Grab, uns Deine beiden Naturen verbürgend ..." Denn einerseits kann in Jesus die menschliche Natur ihren Gefühlen nachgeben und um den Verlust eines Freundes weinen: "Jesus weinte. Da sagten die Juden, Seht wie Er ihn liebte!" Andererseits kann die göttliche Natur in Jesus dem Tod befehlen: "Er rief mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus ..."
Schließlich gibt die Auferweckung des Lazarus dem
Sünder die Hoffnung, dass er, obwohl spirituell tot, wieder zum
Leben kommen kann: "Wie
Du Lazarus mit göttlichem Worte, Christus, erweckt, so wecke auch
mich, ich bitte Dich, auf, der an vielen Sünden gestorben." Manchmal scheint eine solch geistliche Auferweckung so unmöglich, wie die des Lazarus: "Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag." Denn alles ist Jesus möglich – die Bekehrung des schlimmsten Sünders wie die Auferweckung der Toten: "Nehmt den Stein weg!"
Das
also können wir an diesem Samstag lernen, wenn wir nach Bethanien
gehen zum Grab des Lazarus. Wir wollen Jesus in Bethanien begegnen und
mit ihm und ihm nahe die Große Woche beginnen. Jesus lädt
uns dorthin ein und wartet auf uns. "Martha rief heimlich ihre Schwester Maria und sagte zu ihr: Der Meister ist da und lässt dich rufen." Und Maria "als sie das hörte, stand sie sofort auf und ging zu ihm."
Der Herr ruft mich. Er will bei mir bleiben und mich die ganzen Tage
Seines Leidens nicht verlassen. An diesen Tagen will Er sich mir neu
und überwältigend offenbaren – dem, der vielleicht
"schon riecht".
Herr, ich komme.
Aus: The Year of Grace, A Monk of the Eastern Church, A
Spiritual and Liturgical Commentary on the Calender of the Orthodox
Church, Crestwood N.Y. 1992, p125f.
Übersetzt durch *St. Andreas Bote*
SONNTAG der PALMEN
(der Palmzweige und der Blumen)
Lesung: Phil 4: 4 - 9 - EVANGELIUM: Joh 12: 1 - 18
Auf dem Throne im Himmel,
auf dem Eselsfüllen auf Erden,
hast Du, Christos Gott,
den Lobpreis der Engel
und den Gesang der Kinder angenommen,
so singen auch wir und rufen Dir zu:
in der Materie verbunden mit Dir durch die Taufe,
Christos unser Gott,
sind wir des unsterblichen Lebens gewürdigt
durch Deine Auferstehung:
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" Hosanna in den Höhen ! - Gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn ! "
Der Palmsonntag setzt den Jubel der Auferweckung des Lazarus im Empfang des Herrn in Seiner Stadt fort:
ein Freudenfest das Christos mit uns verbindet. Als äusserliche Zeichen werden die grünen und blühenden Zweige
der Gläubigen gesegnet und mit brennenden Kerzen in der Prozession getragen. Und wir singen:
" Gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn !
der Herr ist Gott und ist uns erschienen ! "
Die Apostellesung stimmt uns ein in die Freude:
" Brüder freuet euch im Herrn alle Zeit,
wiederum sage ich
freuet euch ! "
PARADIES - Sünde - Umkehr - Buße - AUFERSTEHUNG
Bedenke die Stunde des Endes, o Seele,
und fürchte das Fällen des Feigenbaumes;
arbeite fleissig mit den dir gegebenen Talenten, o du Schwache,
wache und rufe:
lasset uns nicht aus dem Brautgemach Christi ausgeschlossen bleiben !
Herr und Gebieter meines Lebens,
überlasse mich nicht
dem Geist der Trägheit, des Kleinmuts, der Herrschsucht und der Schwatzhaftigkeit.
Schenke mir, deinem Gläubigen, hingegen
den Geist der Weisheit, der Demut, der Geduld und der Liebe.
Ja, mein Herr und König, lass mich sehen meine Fehler
und nicht richten meinen Nächsten,
denn Du bist gesegnet in alle Ewigkeit !
In den ersten Tagen der Hohen und Heiligen Woche in der wir Gläubigen uns auf die Feiern der Höhepunkte
unserer Erlösung vorbereiten, laden wir zu einer Betrachtung ein, in der eine orthodoxe Monialin
aus orthodoxer Sicht das Ostermysterium in den Kontext der Heilsgeschichte der Menschheit sowie des einzelnen Menschen
zum Nachfühlen aufbereitet hat.
Die Große Woche
Fr. George Dion. Dragas
Der Große Mittwoch
ist gewidmet, wie es im Synaxarion steht, dem Gedenken an die
Sünderin, die bereute und die Füße des Herrn kurz vor Seinem Leiden mit
wohlriechendem Öl salbte. Fast alle Hymnen dieses Tages beziehen sich auf diese
Frau. Die bekannteste davon ist wohl das sog. Troparion der Kassiani, das auch
durch seine erste Zeile bekannt ist,
„Herr, die Frau, die in viele Sünden gefallen ...“ und das als
Doxastikon für die Aposticha im Orthros und die Stichera in der Vesper gesungen
wird. Es scheint da einige Verwirrung über die Identität dieser Frau zu geben.
Die Erzählungen der Evangelien von Matthäus, Markus und Johannes (Mt 26,6-16; Mk
14,3-11; Joh 12,1-8) reden von einer Maria, die die Schwester des Lazarus ist.
Lukas aber bezieht sich auf eine ähnliche Salbung durch eine Sünderin, die zu
einer anderen Gelegenheit vor Seinem Leiden (Lk 7,36-50) geschah. Es scheint,
dass der Gegensatz zwischen der reuigen Sünderin und dem störrischen Eiferer
Judas der Lehrabsicht der Kirche mehr dient, und darum gedenkt die Tradition
dieser Salbung an diesem Tag. Das Thema der Salbung des Leibes Christi findet
sich auch in der Feier des Sakraments der Heiligen Ölung, die an diesem Tag nach
dem Apodeipnon (Komplet) für die seelische und leibliche Gesundung der Gläubigen
stattfindet.
Der Große Donnerstag
ist reich an festlichen Themen, denn er gedenkt gleich vier
Geschehnissen, die sich ursprünglich alle am Abend dieses Tages ereigneten.
1. Die Fußwaschung, d.h. der Herr wusch die Füße Seiner Jünger,
2. das Letzte Abendmahl, d.h. die Einsetzung des Sakraments der Heiligen
Eucharistie durch den Herrn,
3. das Gebet auf dem Ölberg, das der Herr in Todesangst vor Seiner Gefangennahme
in Gethsemane betete, und
4. der Verrat des Judas (nicht sein Handel mit den Hohenpriestern, sondern
die Ausführung seines Verrats).
In den ersten Jahrhunderten wurde die Göttlichen Liturgie an
diesem Tag nach einem gewöhnlichen Abendessen in Erinnerung an das „Letzte
Abendmahl im Raum im Obergeschoß“ gefeiert. Dieser Brauch wurde schließlich
durch das Trullanum (ökum. Konzil von Konstantinopel im Jahre 692) durch den
Kanon 29 verboten.
An diesem Tag wusch auch der byzantinische Kaiser in einer besonderen Zeremonie
die Füße von zwölf armen Leuten im Gedenken an die Fußwaschung der Jünger durch
den Herrn. Dieser Brauch ist noch in Patmos und Jerusalem und anderen Klöstern
erhalten geblieben, wenn der Abt die Füße seiner Mönchsbrüder wäscht.
Schließlich wurde es in Konstantinopel üblich und wird bis heute
in allen autokephalen Kirchen praktiziert, dass an diesem Tag von Zeit zu Zeit
die besondere Zeremonie der Weihe des Heiligen Myron gefeiert wird, das im
Sakrament des Chrisma (Taufe, Firmung) gebraucht wird.
Am Abend des Großen Donnerstags wird nach der
liturgischen Praxis der Orthros des Großen Freitags gesungen. Bei
dieser Gelegenheit werden die „Zwölf Evangelien“
(Τα δόδεκα
ἐυαγγέλια) feierlich
vorgetragen, die die Geschehnisseaus dem irdischen Leben unseres Herrn
vom Ende des Abendmahls bis zum Zeitpunkt des Begräbnisses und der
Versiegelung des Grabes wiedergeben.
Nach dem fünften Evangelium verkündet der Priester die Kreuzigung, indem er die
Verse „Heute hängt am Kreuz ...“ intoniert und eine Prozession mit dem Kreuz vom
Altar zur Mitte des Kirchenschiffs führt.
Der Priester stellt das Kreuz vor die Schönen Türen und die Gläubigen kommen und
verehren es.
Der Große Freitag
ist ohne Frage der heiligste und verehrungswürdigste Tag der
Großen und Heiligen Woche, denn er gedenkt des erlösenden Leidens unseres Herrn
und Retters Jesus Christus. Am Morgen des Großen Freitags werden die Großen
Stunden gesungen, wo Lesungen aus den messianischen Psalmen, den Propheten, den
Apostelbriefen und den Evangelien vorgetragen werden, wie auch Perikopen eines
jeden Evangelisten, welche sich auf die Passion des Herrn beziehen. Durch diese
Lesungen und die Hymnen dazwischen wird das ganze Erlösungswerk des Herrn beredt
vergegenwärtigt und die Christen angeregt über die tiefe Bedeutung nachzudenken.
In der Vesper, die sofort nach den ‚Großen Stunden’, etwa zur
Mittagszeit, gesungen wird, überlebt noch ein anderer Brauch. Es die Darstellung
der feierlichen Abnahme des Leibes des Herrn vom Kreuz durch den Hl. Josef von
Arimathea. Die Kreuzabnahme findet statt kurz vor dem Ende der Lesung aus dem
Evangelium für die Vesper. Der Priester nimmt die Darstellung des Leibes Christi
vom Kreuz ab, wickelt sie in weißes Tuch und trägt sie in den Altarraum, wo er
sie auf den Altar legt. Am Schluss der Vesper wird eine mit Goldfäden
ausgeführte Stickerei, die den toten Leib des Herrn darstellt, genannt
Epitaphios, in feierlicher Prozession durch den Priester aus dem Altarraum in
die Mitte der Kirche getragen und auf einen Traghimmel gelegt, der das Heilige
Grab darstellt und mit Blumen geschmückt ist.
Dies erinnert an das Begräbnis des Leibes Christi, das für die Sünden der Welt
stattgefunden hat. Dadurch werden die Christen an die Tatsache erinnert, dass
sie mit Christus begraben wurden, dass sie aber auch mit Ihm auferstehen können
zum ewigen Leben in Herrlichkeit.
Am Abend wird der Orthros gesungen, der des Begräbnisses des
Leibes des Herrn gedenkt. Mitten in ihm erklingen die „Klagelieder“, die
vielleicht bekanntesten und rührendsten Gesänge der Orthodoxie, die vor dem
Heiligen Grab gesungen werden. Später, während die letzten Verse der Großen
Doxologie ertönen, zieht in feierlicher Prozession alles Volk hinter dem
Epitaphios um die Kirche. Schon in diesem Gottesdienst beginnt die Freude der
Auferstehung durchzuschimmern, da die vielen Hymnen des Großen Samstags
Auferstehungscharakter besitzen. Das ist besonders der Fall in der prophetischen
Lesung am Ende des Gottesdienstes, die vom Geschenk der Auferstehung spricht (Ez
37,1-14).
Der Große Samstag gedenkt sowohl des Begräbnisses des
Leibes Christi als auch Seines Abstiegs in den Hades, wobei der Tod zerstört
wurde (die Erste Auferstehung). Die Feier von Vesper und Liturgie Baseilios’ des
Großen am Morgen des Großen Samstags ist geprägt von der freudigen Feierlichkeit
der Auferstehung. Der Psalm 81,8 „Steh auf, Gott, richte die Erde! Denn Du
erbst aus allen Völkern“ ertönt als ein Ruf der Auferstehung in dieser
Feier, wenn die Priester dabei als Siegeszeichen Lorbeerblätter im Kirchenschiff
über die Gläubigen werfen.
So endet die Große Woche und die Feier des
Kreuzespas’cha (Πάσχα
Σταυρόσιμον),
damit das Auferstehungspas’cha (Πάσχα
Aναστάσιμον) beginnen kann.
Das Kreuzespas’cha und das Auferstehungspas’cha sind nicht zwei, sondern eines,
als das eine nicht ohne das andere bestehen kann. Beide zusammen bilden das
christliche Pas’cha, da der Herr gekreuzigt wurde für die Sünden der Welt und
wieder auferstand für die Rechtfertigung der Menschheit.
www.saintjohnthebaptist.org/articles/Pascha2004/htm
Übersetzung: G. Wolf
Wir laden ein auf die Web-Seite eines evangelischen Religionspädagogen,
der alles weitere auf seiner Web-Seite hervorragend rezipiert hat:
Vorbereitung auf das Ostermysterium
HEILIGER und HOHER DONNERSTAG
Als die gotterfuellten Juenger
durch die Waschung beim Mahle erleuchtet wurden,
ward Judas durch die Krankheit der Geldgier verfinstert,
und ueberlieferte Dich,
den gerechten Richter an die gesetzlosen Richter.
Siehe, diesen Freund des Geldes,
der um des Geldes willen dem Strick verfiel !
Fliehe die Unersaettlichkeit bis in die Seele,
die solche Dreistigkeit gegen den Meister sich erlaubt.
Allguetiger Herr,
Ehre sei Dir ! |

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Der
Hohe Donnerstag fuehrt uns in einer Folge zum Hohen Freitag, von der
Heiligen Fusswaschung zum Heiligen Mahl der Mysterien des Herrn und
letztlich zum Gebet in Gethsemane und zum Verrat durch Judas und die
Ueberlieferung.
In der Nachtwache bis zum fruehen Freitagmorgen werden die 12 Leidensevangelien gelesen.
L E S U N G E N:
- Morgengottesdienst -
Lk 22: 1-39
- 1. Stunde -
Jer 11: 18, 12: 5, 9-11, 14-15
- Abendgottesdienst -
Ex 19: 10-19
Hiob 38: 1-23, 42: 1-5
Jes 50: 4-11
- Liturgie unseres Hl. Vaters BASILIUS -
I. Kor 11: 23-32
Mt 26: 1-20, Joh 13: 3-17
Mt 26: 21-39, Lk 22: 43-45
Mt 26: 40 - 27: 2
Als Teilnehmer am Mahl Deines Mysteriums,
Sohn Gottes, nimm heute mich auf.
Deinen Feinden will ich das Mysterium nicht verraten,
noch Dir einen Kuss geben wie Judas.
Vielmehr will ich mit dem Raeuber bekennen:
" Gedenke meiner, o Herr, in Deinem Reiche !"
+++
Das Brot in den Haenden
streckte der Verraeter diese heimlich aus
und empfing den Lohn fuer den Verrat des Bildners,
der mit liebenden Haenden den Menschen gemacht.
Und unverbesserlich blieb Judas,
der Sklave des Geldes und betruegerische Moerder.
+++
In Ehrfurcht lasset uns alle
dem Tisch der heiligen Mysterien uns nahen,
mit reinen Seelen das Brot zu empfangen,
und zu bleiben beim Meister.
Damit wir schauen
wie Er Selbst die Fuesse waescht seinen Juengern,
und handeln nach dem, was wir gesehen.
Auf dass auch wir uns gegenseitig unterordnen
und einander die Fuesse waschen.
Denn so hat es Christus befohlen Seinen Juengern.
Aber nicht hoerte darauf Judas,
der Sklave des Geldes und betruegerische Moerder !
+++
Wegen der Auferweckung des Lazarus, o Herr, riefen Dir die Kinder der Hebraeer das "Hosanna" zu,
Menschenliebender !
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Bei Deinem Abendmahle, Christus Gott, sagtest Du deinen Juengern voraus:
Einer von euch wird Mich verraten. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Als Johannes fragte: O Herr, wer ist es, der Dich verraet ?
Da hast Du diesen durch das Brot zu erkennen gegeben. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Fuer dreissig Silberlinge, o Herr,
und nach einem arglistigen Kuss suchte Dein Volk Dich zu toeten. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Bei der Fusswaschung, Christus, Gott,
gebotest Du Deinen Juengern: Tut so, wie ihr es sehet. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Wachet und betet,
auf dass ihr nicht in Versuchung fallet,
so sprachst Du, Christus, Gott, zu Deinen Juengern. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
+++
Judas, der Gesetzlose, o Herr,
der beim Mahl die Hand mit Dir in die Schuessel tauchte,
streckte frevelhaft die Haende aus, Geld zu empfangen,
und der den Preis des Myron einschaetzte,
schreckte nicht davor zurueck,
Dich, den Unschaetzbaren, zu verkaufen.
Der die Fuesse entbloesste, dass der Herr sie ihm wasche,
kuesste den Gebieter betruegerisch,
um ihn zu verraten an die Gesetzlosen.
Der dem Chor der Apostel zugezaehlt war
und die dreissig Silberlinge zaehlte.
Er sah Deine Auferstehung nicht.
Durch diese erbarme Dich unser !
+++
Judas war wirklich ein Nachfahre von denen,
die das Manna in der Wueste assen
und doch murrten gegen ihren Ernaehrer.
Als noch die Speise in ihrem Munde war,
verleumdeten die Undankbaren ihren Gott.
Judas, dieser Gottlose aber, das himmlische Brot im Munde,
setzte gegen den Erloeser den Verrat ins Werk.
O der unersaettlichen Begierde,
O der unmenschlichen Dreistigkeit !
Den Ernaehrer bringt er ins Verderben.
Der, den der Herr liebt,
uebergiebt Ihn dem Tod.
Wahrhaft der Nachfahre jener Gesetzlosen war er.
Mit diesen erhielt er als Los das Verderben.
" Du aber, Herr,
erloese unsere Seelen von solcher Unmenschlichkeit,
Du an Langmut ganz Unvergleichlicher !"
+++
Es versammelt sich schon der Hohe Rat,
den Bildner und Schoepfer des Alls
an Pilatus zu ueberliefern.
O die Gesetzlosen ! O die Glaubenslosen !
Sie wollen vor Gericht bringen den,
der kommt, zu richten die Lebendigen und die Toten.
Sie bereiten zum Leiden den,
der die Leiden heilt.
Langmuetiger Herr, gross ist Dein Erbarmen,
Ehre Dir !
+++
Das von Jesaja verkuendete Lamm
begab sich freiwillig zur Schlachtbank.
Er bot dar den Ruecken den Geisselhieben
die Schultern den Wunden.
Sein Antlitz wandte Er nicht ab
vor der Schande des Bespeiens.
Zum schimpflichen Tod wird Er verurteilt.
Alles nimmt der Suendlose willig auf Sich,
um allen zu schenken die Auferstehung von den Toten.

HEILIGER und HOHER FREITAG

Heute haengt am Kreuz,
der die Erde in Wassern haengen laesst.
Mit einem Kranz aus Dornen wird umwunden
der Koenig der Engel.
Zum Spott wird mit Purpur umhuellt,
der die Himmel umkleidet mit Wolken.
Schlaege erhaelt,
der im Jordan den Adam befreite.
Mit Naegeln wird angeheftet
der Braeutigam der Kirche.
Mit einer Lanze wird durchbohrt
der Sohn der Jungfrau.
Wir verehren Deine Leiden, o Christus.
Wir verehren Deine Leiden, o Christus.
Wir verehren Deine Leiden, o Christus.
Zeige uns auch Deine herrliche Auferstehung !
Heiser: Die Gottesmutter unter dem Kreuz
Der
Hohe Freitag wird in der Orthodoxie ohne Liturgie begangen. Schon am
Donnerstag beginnt der Vorabend mit den 12 Leidensevangelium zur
Nachtwache. Feierliches, oeffentliches Stundengebet
(Königsstunden) und Gebetsgottesdienste mit Psalmengesang,
Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament wie Seligpreisungen fuehren
bis zu den Vorbereitungsgebetsgottesdienst vor der Auferstehungsfeier
in der Pas´cha-Nacht vom Hohen Samstag zum Ostertag.
Zu unserem Heil weist uns die Orthodoxie auch durch den schraegen
Balken des orthodoxen Kreuzes auf die Barmherzigkeit Gottes hin, der
auch einem Raeuber noch die Reue in letzter Stunde heilsbringend
belohnt. Immerhin wissen wir aus Seinem goettlichen Munde ganz sicher,
dass ein Raeuber mit Ihm in Seinem Reiche ist.
Die Verehrung des Heiligen Kreuzes geschieht im selben Dienst wie die
Leidensevangelien, bei der Vesper findet die feierliche Grablegung in
der Mitte des Kirchenschiffes statt.
Wir erleben die Gegenwaertigsetzung des Geschehens des Heiligen und
Hohen Ruesttags, des heiligen und heilbringenden und entsetzlichen
Leidens unseres Herrn und Gottes und Erloesers Jesus Christus, das Er
um unseretwillen freiwillig auf Sich nahm: das Anspeien, die
Stockschlaege, die Misshandlungen, die Beleidigungen, den Spott, den
Purpurmantel, das Rohr, den Schwamm, den Essig, die Naegel, den Speer
und vor allem das Kreuz und den Tod.
Das alles geschah am Ruesttag, aber auch die Zusage des Heils am Kreuz
an den einsichtigen Raeuber, der mit Ihm gekreuzigt wurde.
(Synaxarion)
In Deiner unfassbaren und unermesslichen Barmherzigkeit, Christus unser Gott, erloese uns. Amin.
L E S U N G E N:
in der Nachtwache am Vorabend:
- 12 Leidensevangelien -
Joh 13:31 - 18:1
Joh 18: 1 - 28
Mt 26: 57 - 75
Joh 18:28 - 19:16
Mt 27: 3 - 32
Mk 15: 16 - 32
Mt 27: 33 - 54
Lk 23: 32 - 49
Joh 19: 25 - 37
Mk 15: 43 - 47
Joh 19: 38 - 42
Mt 27: 62 - 66
- 1. Stunde -
Zach 11: 10-13
Gal 6: 14-18
Mt 27: 1-56
- 3. Stunde -
Jes 50: 4-11
Roem 5: 6-11
Mk 15: 16-41
- 6. Stunde -
Jes 52:13 - 54:1
Hebr 2: 11-18
Lk 23: 32-49
- 9. Stunde -
Jer 11: 18-23; 12: 1-5, 9-11, 14-15
Hebr 10: 19-31
Joh 18:28 - 19:37
- Abendgottesdienst -
Ex 33: 11-23
Hiob 42: 12-16
Jes 52:13 - 54:1
1 Kor 1:18 - 2:2
Mt 27: 1 - 38
Lk 23: 39 - 43
Mt 27: 39 - 54
Joh 19: 31 - 37
Mt 27: 55 - 61
Den Gesetzlosen, die Dich gefangen nahmen,
riefst Du geduldig also zu, Herr:
Wenn ihr auch den Hirten geschlagen und die 12 Schafe, Meine Juenger zerstreut habt,
so koennte Ich mehr als 12 legionen Engel herbeifuehren;
aber ich bin langmuetig,
damit das Verborgene und das Geheime erfuellt werden,
das ich euch durch Meine Propheten offenbart habe.
Herr, Ehre sei Dir !
+++
Heute hat Sein Volk den Herrn ans Kreuz geschlagen,
Ihn, Der das Meer mit dem Stabe geteilt und sie durch die Wueste gefuehrt hatte.
Heute haben sie mit der Lanze durchbohrt die Seite Dessen, Der ihretwegen Aegypten mit Plagen gegeisselt hat;
Galle haben sie zum Trank Dem gegeben, Der ihnen das Manna zur Nahrung regnen liess.
+++
Dies spricht der Herr zu Seinem Volk:
Mein Volk, was habe Ich dir getan ?
Oder wodurch habe Ich dich gekraenkt ?
Deinen Blinden schenke Ich das Licht,
deine Aussaetzigen machte Ich rein.
Den Mann auf dem Bette habe ich aufgerichtet !
Mein Volk, was habe Ich dir getan ?
Und wie vergaltest du es Mir ?
Fuer das Manna gabst du Mir Galle,
fuer das Wasser in der Wueste - Essig am Kreuz;
anstatt Mich zu lieben, habt ihr Mich ans Kreuz genagelt.
Laenger ertrage Ich es nicht mehr:
Rufen will ich Meine Voelker,
und jene werden Mich preisen mit dem Vater und dem Geiste,
und Ich werde ihnen das ewige Leben schenken.
+++
Du hast, Herr, den Raeuber als Weggenossen genommen,
der blutbefleckte Haende hatte,
zu ihm geselle auch uns !
Denn Du bist der Guetige und der Menschenliebende.
+++
Ein kleines Wort hat der Raeuber am Kreuze gesprochen,
er fand seinen grossen Glauben:
in einem Augenblick ward er errettet,
und als erster oeffnete er des Paradieses Pforte und trat hinein.
Der Du seine Reue annahmst,
Herr, Ehre sei Dir !
+++
Durch einen Baum ward Adam aus dem Paradiese verbannt.
Durch den Kreuzesbaum ging der Raeuber in das Paradies.
Denn der eine - Adam - hat durch die Frucht des Apfelbaums gegen das Gebot des Schoepfers verstossen,
der andere - der Raeuber - wurde mitgekreuzigt und bekannte Dich als den verborgenen Gott.
Gedenke auch unser, o Gott, in Deinem Reiche.
+++
Du wurdest um meinetwillen gekreuzigt,
um mir die Vergebung quellen zu lassen.
Deine Seite wurde durchbohrt,
damit Du mir Stroeme des Lebens sprudeln laesst.
Mit Naegeln wurdest Du angeheftet,
damit ich durch die Tiefe Deiner Leiden auf die Groesse Deiner Macht vertraue
und zu Dir rufe:
Lebensspender, Christus,
Ehre sei Deinem Kreuze, o Erloeser, und Deinem Leiden.
+++
Du hast uns losgekauft vom Fluch des Gesetzes
durch Dein kostbares Blut.
An das Kreuz genagelt und von der Lanze durchbohrt,
liessest Du den Menschen die Unsterblichkeit hervorquellen.
Unser Erloeser, Ehre sei Dir !
+++
Als Du, Christus, gekreuzigt wurdest,
ward die Gewaltherrschaft des Todes zerstoert
und die Macht des Feindes ueberwunden.
Denn weder ein Engel noch ein Mensch,
sondern Du Selbst hast uns erloest,
Herr, Ehre sei Dir !
+++
Inmitten der Erde hast Du die Erloesung erwirkt,
Christus, Gott.
Auf das Kreuz hast Du Deine allreinen Haende ausgebreitet,
indem Du alle Voelker versammelst, die da rufen:
Ehre sei Dir !
Die Gottesmutter unter dem Kreuz
aus dem Buch von Heiser, Lothar, "Maria in der
Christus-Verkündigung des orthodoxen Kirchenjahres", Tyciak,
Julius † und Nyssen, Wilhelm † (Hsgb.)
Von
den vielen Aspekten des Kreuzesmysteriums, die in den liturgischen
Feiern am Karfreitag und Karsamstag von den Gemeinden singend meditiert
werden, sollen in den beiden folgenden Abschnitten nur zwei
Erwähnung finden: Das Stehen und Ausharren Marias unter dem Kreuz
und die Marienklage.
Der
Knoten des Ungehorsams der Eva fand seine Lösung durch den
Gehorsam Marias. Was nämlich die Jungfrau Eva durch ihren
Unglauben verworren hatte, das löste die Jungfrau Maria durch
ihren Glauben. . . . War jene Gott ungehorsam, so gehorchte diese
willig Gott, damit die Jungfrau Maria zur Fürsprecherin wurde
für die Jungfrau Eva. Und wie das Menschengeschlecht durch eine
Jungfrau in den Tod verstrickt worden ist, so wird es auch gerettet
durch eine Jungfrau. Gleichmäßig wie auf einer Waage wurde
der Ungehorsam der Jungfrau aufgewogen durch den Gehorsam der Jungfrau.
Ferner wurde ja die Sünde des Erstgeschaffenen durch die
Züchtigung des Erstgeborenen wiedergutgemacht und die List der
Schlange besiegt durch die Einfalt der Taube. Aber auch jene Fesseln
wurden gelöst, mit denen wir an den Tod verstrickt waren.
(Irenäus von Lyon, Widerlegung der Häresien, III, 22,4V,19,1)
In
ihrem Glauben und in ihrem Gehorsam assistiert Maria, die neue Eva, dem
neuen Adam, dem »Erstgeborenen der ganzen Schöpfung«
(Kol 1,15), wenn er diese in seiner Ganzhingabe erneuert. Als Eva, die
»Mutter des Lebens«, durch ihren Ungehorsam Adam, den
Erstgeschaffenen, zum Nein gegen Gott aufstachelte, verstrickten sie
ihre Kinder mit in den Tod der Gottferne. Wenn »der Erstgeborene
aus den Toten« (Kol 1,18) sich anschickt, die Macht des Todes
durch seinen Tod zu vernichten, steht die neue Eva in Glauben und
Gehorsam ihm zur Seite, und er bestellt sie zur Mutter der
Erlösten: »Frau, dies ist dein Sohn.... Dies ist deine Mutter« (Joh 19,26 f.).
Eva
hatte den Fall Adams und der Menschheit mitverschuldet; Gott will die
Erhebung der Menschheit durch den zweiten Adam nicht ohne deren
Mitwirkung verwirklichen. Maria ist die Repräsentantin der
Menschheit, die als »heiliger Same« aus dem verbliebenen
Stumpf (Jes 6,13) ihr Ja zu Gott in die Totalhingabe Jesu an den Vater
mit einfließen lässt. So wird sie die neue Mutter des Lebens
und die Mutter der Jüngerschaft, die in Johannes unter dem Kreuz
versammelt ist und das Kreuz aushält. (Die orthodoxe Kirche, die
die von Augustinus geprägte Erbsündenlehre nicht
übernommen hat, sieht in diesem Durchhalten das freie Mitwirken
des Geschöpfes an der Erlösungstat seines Schöpfers.) In
Maria steht die Jungfrau und Mutter Kirche unter dem Kreuz, und in
Johannes sind die Söhne und Töchter dieser Kirche
versinnbildet, als deren Bräutigam Christus sein Leben hingibt.
In
seiner Kreuzesstunde formt sich Christus die neue Eva, die Kirche. Wie
aus des ersten Adam Seite Eva gebildet wurde, so fließt aus der
geöffneten Seite Christi jene Kraft, die die alte Menschheit
reinigt in der Taufe und sie als erneuertes Volk Gottes nährt mit
der Eucharistie. Vom Kreuz herab verströmt sich das Leben Christi
aus seiner Herzenswunde auf das abgestorbene Leben der Menschheit und
erfüllt sie mit göttlichem und unzerstörbaren Leben. Den
Wein, den »der wahre Weinstock« (Joh 1,51) symbolhaft bei der Hochzeit zu Kana ausschenkte, wird hier »zum Wein des Heiles«, der in der Eucharistie stets aufs neue gereicht wird.
Die
Kirche selbst sendet ihre heiligste Vertreterin und ihr würdigstes
Glied unter das Kreuz Christi, damit sie sein Erbarmen für seine
sündigen Jünger, ihre Kinder, erflehe und die Gaben der
Erlösung, die er der Kirche aus seiner Seite zufließen
lässt, entgegennehme.
Da wir unserer vielen Sünden wegen keine Zuversicht haben,
so flehe du, Gottesgebärerin und Jungfrau, zu Dem, Der aus dir geboren wurde.
Denn viel erreicht die Fürbitte der Mutter bei dem Wohlwollen des Gebieters.
Verachte nicht der Sünder Flehen, Allverehrte,
da doch erbarmensreich und voller Macht zu retten Der ist,
Der es auf sich nahm, für uns zu leiden.
(Theotokion der 8. Antiphon am Karfreitagmorgen)
Deine lebenspendende Seite, die sprudelte wie die Quelle in Eden,
tränkt Deine Kirche, Christus,
wie ein geistiges Paradies
und verteilt sich wie in der Urzeit in die vier Evangelien,
die Welt zu bewässern
und die Schöpfung zu erfreuen
und die Heiden zu unterweisen,
dass sie Deine Königsherrschaft anerkennen.
Gekreuzigt wardst Du meinetwegen,
um mir die Vergebung zufließen zu lassen.
Durchbohrt wurdest Du an der Seite,
um mir Ströme des Lebens sprudeln zu lassen.
Mit Nägeln wurdest Du angeheftet,
damit ich bei der Tiefe Deiner Leiden der Höhe Deiner Macht vertraue und zu Dir schreie:
Lebensspender, Christus,
Ehre Deinem Kreuz und, Retter, Deinem Leiden!
Deine Mutter,
Christus,
die im Fleisch ohne Samen Dich gebar,
die Jungfrau in Wahrheit ist und auch nach der Geburt unversehrt blieb,
sie stellen wir als Fürsprecherin vor Dich hin,
Gebieter, Erbarmungsreicher,
der Verfehlungen Vergebung stets denen zu gewähren,
die zu Dir schreien:
Gedenke unser, Retter, in Deinem Reiche!
(Stichera zu den Seligpreisungen am Karfreitagmorgen)
Diese
in Hymnen vorgetragenen Gedanken haben auch den Schöpfer des
Kreuzigungsbildes inspiriert. Das Sterben Christi wird in seinem
kosmischen und ekklesiologischen Bezug gesehen. Die Kirche des Himmels
und der Erde hat sich in ihren Vertretern um ihren sterbenden Herrn
versammelt. In Entsetzen und Trauer vor dem Mysterium, dass der
Schöpfer der Welt von seinen Geschöpfen durch die Hinrichtung
am Kreuz vernichtet werden soll, verhüllen die Engel ihr
Angesicht. Ratlosigkeit hat den Jünger erfasst, der sein Haupt mit
der Hand stützt, aber in Treue unter dem Kreuz durchhält.
Fragend und wie in stummer Zwiesprache schaut Maria ins sterbende
Antlitz ihres Sohnes; aus seiner geöffneten Seite lässt er
ihr die beiden Ströme von Wasser und Blut entgegenquellen, damit
sie sie als Kirche in dem reinigenden und erneuernden Sakrament der
Taufe und im nährenden und erhaltenden Sakrament der Eucharistie
weiterfließen lasse an alle, für die er sich in seiner Liebe
verschenkt hat. »Es gibt keine größere Liebe als die, wenn einer sein Leben gibt für seine Freunde« (Joh 15,13).
Heiser,
Lothar, Maria in der Christus-Verkündigung des orthodoxen
Kirchenjahres, Tyciak, Julius † und Nyssen, Wilhelm †
(Hsgb.), Sophia, Quellen östlicher Theologie, Bd. 20, Trier 1981,
S. 271
hier aus St.Andreas Bote
Das KREUZ auf dem Weg zur AUFERSTEHUNG
Osterbotschaft
S.E.
Erzbischof Mark 2014
Nachdem wir die
Auferstehung Christi geschaut haben,
lasset uns anbeten den heiligen Herrn Jesus, den allein Sündlosen.
Vor Deinem Kreuz fallen wir nieder, Christus, und preisen und verherrlichen
Deine heilige Auferstehung.
Архиепископ Марк
Auf dem Weg zu Ostern begleitet uns das Kreuz ständig, genau so
wie es uns vom Moment unserer Taufe bis zum Ausgang aus diesem Leben begleitet.
Oder wisset ihr nicht,
daß wir, so viele auf Christum Jesum
getauft worden, auf seinen Tod getauft worden sind?...
Denn wenn wir mit ihm einsgemacht worden sind in der Gleichheit seines Todes, so
werden wir es auch in der seiner Auferstehung sein
(Röm 6, 3
u. 5).
Ohne das Kreuz gibt es keine Auferstehung.
So haben wir uns dem Kreuz auf halbem Weg zum Osterfest am
Kreuzverneigungssonntag verneigt, ebenso war das Kreuz in unseren Gedanken und
Gefühlen am Großen Freitag gegenwärtig, als wir Bespeiungen und Geißelung und
Backenstreiche und Kreuz und Tod erinnerten, die der Herr um unserer Rettung
willen erduldete.
Einstmals galt das Kreuz
als Waffe des Todes und Symbol der Schande und Erniedrigung, des Verworfenseins
??? und der Hilflosigkeit ???. Gleichsam Zeichen der völligen Ohnmacht des
Menschen vor dem Bösen dieser Welt. Vor dem Hintergrund und auf der Grundlage
der gottmenschlichen Tat des Heilands und Seiner lichten Auferstehung jedoch
fürchten wir Christen weder Schimpf noch Schande, denn wir schämen uns nicht.
Wissen wir doch: auf dem Kreuz wurde der Lebensspender ausgestreckt – das Leben
Selbst. Auf dieser Waffe des Todes nahm der Gottessohn Leiden und Tod auf Sich,
Der um unserer Rettung willen Leib angenommen und Sich in unseren vergänglichen
Körper gekleidet hatte. Auf diesem Instrument der Folter besiegte Er
Verweslichkeit und Tod als Folgen der Sünde und der Verfluchung der Menschheit.
Hier zeigte Er die Ihm Allein eigene unbesiegbare und unbegreifbare Göttliche
Kraft, hier leuchtete Sein Sieg auf. Von hier aus erleuchtet und erfüllt Sein
Licht das ganze Weltall.
Auf dem Kreuz tötete der Herr Sünde und Tod, entmachtete den Teufel und belebte
uns mit Sich. Er gab uns Macht, Kinder Gottes zu werden
(Jo 1,12), denn dem auferstandenen Christus ist alle Gewalt im Himmel und auf
Erden gegeben (Mt
28, 18).
Das Königtum Christi ist eben das himmlische Königtum. Sein auferstandenes Leben
ist schon nicht mehr irdisches, sondern himmlisches und preisen und
verherrlichen Deine heilige Auferstehung. überhimmlisches. Aber Sein Königtum
beschränkt sich nicht auf den Himmel, sondern erstreckt sich auf die ganze Erde.
Denn dafür ist Er in unsere Welt gekommen und hat den menschlichen Körper
angenommen, um uns zu Teilhabern an Seinem himmlisch-irdischen Leben zu machen,
uns zur Vollkommenheit, zur Unsterblichkeit, zu ewiger Seligkeit zu führen.
Auf dem Kreuz zeigte der
Herr Seine Liebe zur ganzen Menschheit. Wahre Liebe ist immer Göttliche, Christi
Liebe, dem Evangelium verbundene. Wenn wir den Reichtum dieser Liebe des
Lebensspenders zu uns fühlen und erkennen, dann wird unser Herz leicht von
Gegenliebe zu Ihm erfüllt. Und wenn solche Liebe Christi im Herzen wohnt, ist es
für alle Brüder offen. Ein solches Herz ist bereit, allen zu dienen – mit seinem
Besitz, Seinem Gebet, Fasten, Barmherzigkeit, Geduld, Sanftmut, Demut, Erbarmen
bis hin zur Aufopferung für seine Freunde ???.
Auf diesem Weg kann der Mensch vollkommen Christus folgen.
Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf
und folge mir (Mt
16, 24).
Wenn wir orthodoxe Christen bereit sind, unser Kreuz auf uns zu nehmen, unsere
Liebe zu Christus und jedem unserer Brüder auf der Erde auszustrecken, wenn wir
bereit sind, Ihm in jener Handlung nachzuahmen, in welcher Er sich selbst
entäußerte und Knechtsgestalt annahm
(Phil 2, 7), dann bereiten wir uns darauf vor, Seine Herrlichkeit aufzunehmen
und an Seiner Gewalt im Himmel und auf Erden teilzuhaben,
in Seiner allumfassenden Liebe. Und frohlockend singen wir: Du bist unser Gott,
außer Dir kennen wir keinen anderen und Deinen Namen rufen wir an.
Kommet, alle Gläubigen, lasset uns die heilige Auferstehung Christi preisen,
denn siehe, durch Christus ist Freude für die ganze Welt gekommen!
Christus ist
auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
Berlin-München
Auferstehung Christi
HEILIGER und HOHER SAMSTAG

Als Du hinabkamst zum Tode,
Du unsterbliches Leben,
da hast Du den Hades getoetet
durch den Blitzstrahl der Gottheit.
Als Du aber auch die Verstorbenen
aus der Unterwelt auferweckt hast,
da haben alle Maechte der Himmlischen gerufen:
Lebensspender, Christus unser Gott,
Ehre Dir !
Der Hohe Samstag
beginnt wie alle Tage am Vorabend, Freitag abend. Waehrend des Orthros
werden die Gefuehle der Frauen am Grabe nachempfunden. Nach den
Laudespsalmen und der Kleinen Doxologie wird das Grabtuch mit der
eingestickten Darstellung des Leichnams des Herrn unter dem Gesang des
Trisagions in einer Prozession um die Kirche getragen und zurueck in
den Altarraum getragen. Hier wird es nach dreimaligem Umgang von den
Zelebranten auf den Heiligen Tisch gelegt, waehrend die Troparien des
Tages gesungen werden.
Die Vesper des Heiligen und Hohen Samstags wird mit der
Basilius-Liturgie verbunden. Christi Niedersteigen in den Hades und
Sein Sieg ueber den Tod werden vergegenwaertigt. In der Vesper werden
vor Apostellesung und Evangelium 15 alttestamentliche Lesungen
vorgetragen, waehrenddessen in alter Zeit die Taufen vollzogen wurden.
Danach wird die Auferstehungsnacht vorbereitet.
L E S U N G E N:
- Morgengottesdienst -
Jes 37: 1-14
I. Kor 5: 6-8
Gal 3: 13-14
Mt 27: 62-66
- Abendgottesdienst -
Gen 1: 1-13
Jes 60: 1-16
Ex 12: 1-11
Buch Jona 1:1 - 4:11
Josua 5: 10-15
Ex 13:20 - 15:19
Zefanja 3: 8-15
III Koen 17: 8-23
Jes 61:10 - 62:15
Gen 22: 1-18
Jes 61: 1-9
IV Koen 4: 8-37
Jes 63: 1-9, 64: 1-5
Jer 31: 31-34
Dan 3: 1-23 und das Lied der Heiligen Kinder
III Koen 17: 8-23
- Liturgie unseres Hl. Vaters Basilius -
Roem 6: 3-11
Mt 28: 1-20
Am Heiligen und Hohen Samstag feiern wir die Grabesruhe und das
Hinabsteigen in den Hades unseres Herrn und Gottes und Erloesers Jesus
Christus, durch den die Vergaenglichkeit unseres Menschengeschlechts
verwandelt worden ist in ewiges Leben.
Durch Dein unsagbares Hinabsteigen mit uns in den Hades, Christus unser Gott,
erloese uns.
Amin
(Synaxarion)
+++
Der den Abgrund verriegelt,
erscheint als Toter,
in Linnen mit Myrrhe gehuellt.
Wie ein Sterblicher wird der Unsterbliche ins Grab gelegt.
Die Frauen aber, die kamen, Ihn zu salben,
weinten bitterlich und riefen:
"Dies ist der Sabbat, der hochgesegnete,
an dem Christus vom Schlag erwacht
und auferstehen wird am dritten Tag !"
+++
Der Du die Enden der Erde zusammenhaeltst,
liessest Dich einschliessen ins enge Grab,
damit Du vom Fall in den Hades
die Menschen erloesest,
und uns schenkest ewiges Leben,
unsterblicher Gott.
+++
Heute ruft stoehnend der Hades:
"Besser wäre mir gewesen,
ich haette den von Maria Geborenen nicht aufgenommen.
Denn, da Er zu mir kam,
hat Er meine Macht gebrochen,
die ehernen Tore zertruemmert,
die Seelen, die ich einst besass,
hat Er als Gott auferweckt !"
Ehre, Herr, Deinem Kreuz und Deiner Auferstehung !
+++
Heute ruft stoehnend der Hades:
"Vernichtet ist meine Macht.
Ich empfing den Toten wie einen Sterblichen.
Aber ich vermag Ihn nicht gefangen zu halten.
Vielmehr verliere ich die,
ueber welche ich herrschte.
Ich hatte die Toten von der Urzeit her.
Doch siehe, dieser erweckt alle !"
Ehre, Herr, Deinem Kreuz und Deiner Auferstehung !
+++
Heute ruft stoehnend der Hades:
"Aufgezehrt ist meine Macht.
Der Hirte ward gekreuzigt und erweckte den Adam.
Ueber die ich herrschte, derer wurde ich beraubt.
Die ich verschlang in meiner Staerke,
habe ich ausgespien allesamt.
Leer gemacht hat die Graeber der Gekreuzigte.
Schwach geworden ist die Macht des Todes !"
Ehre, Herr, Deinem Kreuz und Deiner Auferstehung !
+++
Es schweige alles sterbliche Fleisch
und stehe mit Furcht und Zittern
und sinne auf nichts Irdisches,
denn der Koenig der Koenige
und der Herr der Herrscher
kommt als Opfer geschlachtet zu werden,
gegeben als Nahrung den Glaeubigen.
Ihm voran gehen die Choere der Engel
mit allen Maechten und Gewalten,
die vielaeugigen Cherubim,
die sechsfluegeligen Seraphim,
sie verhuellen ihr Angesicht
und rufen den Hymnus
Alleluja, alleluja, alleluja !
Хор Сретенского Монастыря
"Да молчит всякая плоть"
(Прот. П. Турчанинов).
[Вместо Херувимской песни поется в Великую Субботу]
Sretensky Monastery Choir
Let all mortal flesh keep silence
Der edle Joseph
nahm ab vom Kreuzesholz Deinen allreinen Leib,
huellte ihn in reines Linnen,
bedeckte ihn mit wohlriechenden Kraeutern
und legte ihn in ein neues Grab.

HEILIGER und HOHER HERRENTAG des PAS´CHA
der AUFERSTEHUNGSTAG
FEST der FESTE
ХРИСТОС ВОСКЕСЕ
В ИЗПЪЛНЕНИЕ НА ХОРА
ПРИ
НЕМСКАТА ГИМНАЗИЯ В СОФИЯ
CHRISTUS IST ERSTANDEN
VON DEN TOTEN,
HAT DEN TOD
DURCH DEN TOD ZERTRETEN
UND DENEN IN DEN GRAEBERN
DAS LEBEN GESCHENKT !
Osterbotschaft S.Hl. des Patriarchen ALEKSIJ II von Moskau und der ganzen Rus´
Metropolit MICHAEL (Staikos)
von
Austria: Christus ist erstanden: Ostersonntag
Metropolit
AUGOUSTINOS (Lambardakis)
von
Deutschland:
Osterpredikt
2004
Bischof
HILARION
von
Wien
und
Österreich:
Osterbotschaft 2004
Bischof
HILARION
von
Wien
und
Österreich:
Ostern
ist
immer
Philipp
Harnoncourt:
Auf
dem
Weg
zum
leeren
Grab
Martin Petzold: Zur Fülle der Freude in den Gottesdiensten der Ostertage
Predigt unseres Vaters unter den Heiligen
JOHANNES CHRYSOSTOMUS
zum heiligen und strahlenden, herrlichen und erlösenden Tag der Auferstehung Christi, unseres Gottes:
Wenn jemand fromm und gottliebend ist,
komme und erquicke er sich an dieser schoenen und glaenzenden Feier.
Wenn jemand ein wohlgesinnter Anhaenger ist,
gehe er froehlich ein in die Freude seines Herrn.
Wenn jemand sich beim Fasten abgemueht hat,
empfange er jetzt nach seinem Verdienst.
Wenn jemand von der ersten Stunde an gearbeitet hat,
empfange er heute seinen gerechten Lohn.
Wenn jemand nach der dritten Stunde gekommen ist,
feiere er dankend.
Wenn jemand zur sechsten Stunde angelangt ist,
so zweifle er nicht,
denn er wird nichts missen.
Wenn jemand bis in die neunte Stunde saeumte,
trete er unverzagt hinzu, ohne sich zu fuerchten.
Wenn jemand erst zur elften Stunde eingelangt ist,
fuerchte er sich nicht ob seiner Saumseligkeit.
Denn der Gebieter ist freigebig
und nimmt den Letzten auf wie den Ersten.
Er erquickt den, der um die elfte Stunde gekommen ist,
ebenso wie den, der von der ersten Tagesstunde an gearbeitet hat.
Zum spaeter Kommenden ist Er gnaedig
und freundlich zu dem Ersten.
Jenem schenkt Er
und diesen belohnt Er.
Die Werke nimmt Er an
und die Absicht lobt Er.
Die Tat ehrt Er
und der Entschluss ist Ihm willkommen.
Gehet also in die Freude unseres Herrn ein, ihr Alle.
Die Ersten und die Letzten:
empfanget den Lohn.
Die Reichen und die Armen,
freut euch miteinander.
Ausdauernde und Nachlaessige,
ehret den Tag.
Die ihr gefastet und die ihr nicht gefastet habt;
freuet euch heute.
Der Tisch ist beladen, geniesset alle.
Das Kalb ist gemaestet, niemand gehe hungrig hinaus.
Alle geniesset vom Gastmahl des Glaubens.
Alle geniesset vom Reichtum der Guete.
Niemand beklage Armut, denn erschienen ist das gemeinsame Reich.
Niemand betrauere die Uebertretungen, denn die Vergebung ist aus dem Grabe aufgestrahlt.
Niemand fuerchte den Tod, denn des Erloesers Tod hat uns befreit.
Vernichtet hat den Tod, Der von ihm umfangen ward.
Die Beute hat dem Hades abgenommen, Der zu ihm herabkam.
Er liess Bitterkeit erfahren ihn, der gekostet hat von Seinem Fleische.
Diese vorausschauend rief Isaja aus:
"Der Hades, ´spricht er,´ war voll Bitterkeit, als er Dir unten begegnete´."
Er war voll Bitterkeit, denn er war verhoehnt;
er ward voll Bitterkeit, denn er ward hinweggerafft;
er war voll Bitterkeit, denn er wurde gefesselt.
Er nahm den Leib und geriet an Gott.
Er nahm die Erde und traf auf den Himmel.
Er nahm, was er sah, und fiel durch das, was er nicht sah.
Tod, wo ist dein Stachel ?
Hades, wo ist dein Sieg ?
Auferstanden ist Christus und du bist gestuerzt.
Auferstanden ist Christus und gefallen sind die Daemonen.
Auferstanden ist Christus und die Engel freuen sich.
Auferstanden ist Christus und das Leben triumphiert.
Auferstanden ist Christus und kein Toter im Grabe.
Denn Christus ist von den Toten auferstanden,
der Erstling der Entschlafenen geworden.
Ihm sei die Ehre und die Macht in alle Ewigkeit.
Amin.
Pas´cha heisst Uebergang vom Tod zum Leben, von der Finsternis zum Licht.
Dieser Uebergang geschieht mit der Auferstehung des Herrn und Erloesers
fuer alle, die an Ihn glauben und durch die Taufe mit Ihm ein Leib
sind.
Nach dem Ruf "CHRISTUS ist AUFERSTANDEN !" des Priesters und der
Verbreitung des Auferstehungslichtes vom Altar an alle Glaeubigen
beginnt der Jubelgesang, der dann die gesamte Liturgie ueber anhaelt:
Deine Auferstehung, Christus Erloeser,
besingen die Engel in den Himmeln;
wuerdige auch uns auf Erden,
reinen Herzens Dich zu loben.
ooo
Auferstehungstag !
Lasset uns Licht werden, Ihr Voelker !
Das Pas´cha, des Herrn Pas´cha !
Denn vom Tode zum Leben
und von der Erde zum Himmel
hat Christus, unser Gott, uns hindurchgefuehrt,
uns, die wir das Siegeslied singen:
Christus erstand von den Toten !
ooo
Lasset uns die Sinne reinigen
so werden wir Christus strahlen sehen
im unnahbaren Lichte der Auferstehung
und deutlich Ihn rufen hoeren:
"Freuet euch !",
wir, die wir das Siegeslied singen.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Die Himmel moegen sich freuen,
die Erde jubeln
und feiern die ganze Welt,
die sichtbare und die unsichtbare,
denn Christus ist erwacht.
Ewige Freude !
Christus erstand von den Toten !
ooo
CHRISTUS IST ERSTANDEN
VON DEN TOTEN,
HAT DEN TOD
DURCH DEN TOD ZERTRETEN
UND DENEN IN DEN GRAEBERN
DAS LEBEN GESCHENKT !
ooo
Lasset uns trinken den neuen Trank,
nicht aus unfruchtbarem Felsen
durch Zeichen hervorgebracht,
sondern aus der Unverweslichkeit Quelle,
da aus dem Grabe, aus dem wir kommen,
uns Christus Leben schenkt.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Nun ist alles mit Licht erfuellt,
Himmel und Erde und Totenwelt,
die ganze Schoepfung feiert Christi Erwachen,
in dem sie gegruendet ist.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Gestern ward ich begraben mit Dir, Christus;
heute bin ich auferweckt mit Dir, dem Auferstandenen.
Du selbst, Erloeser, verherrliche mich mit Dir
in Deinem Reiche.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Als die dem Morgen zuvorkommenden Gefaehrtinnen Marias
den Stein weggewaelzt fanden vom Grabe,
hoerten sie vom Engel:
"Den, der in immerwaehrendem Lichte ist,
was suchet ihr Ihn bei den Toten wie einen Menschen ?
Blicket auf die Grablinnen,
eilet, verkuendet der Welt,
dass auferstanden ist der Herr,
nachdem Er den Tod getoetet.
Denn Er ist der Sohn Gottes,
der Erloeser des Menschengeschlechtes."
ooo
Wie ein einjaehriges Lamm,
das willig den Opferkranz traegt, Christus,
ist Er fuer alle geopfert worden,
das reinigende Pas´cha;
es leuchtet aus dem Grab uns hervor,
die Sonne der Gerechtigkeit.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Du fuhrest hinunter
in die Tiefen der Erde, Christus,
und zerbrachest die ewigen Riegel
und der Gefesselten Ketten;
und nach drei Tagen,
wie Jonas aus dem Fische,
erstandest Du aus dem Grabe.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Mein Erloeser,
Du lebendiges und nicht im Tode verbliebenes Opfer,
als Gott hast Du Dich Selbst dem Vater dargebracht
und mit auferweckt Adam, den Urahnen aller,
Du Auferstandener aus dem Grabe !
Christus erstand von den Toten !
ooo
Des Todes Toetung,
des Hades Vernichtung,
den Anfang des neuen,
des ewigen Lebens begehen wir festlich.
Im Tanze besingen wir den Urheber in Hymnen,
der allein ist gesegnet,
der Gott der Vaeter, und hochverherrlicht.
Christus erstand von den Toten !
ooo
In Wahrheit heilig
und allgefeiert
ist diese heilbringende, lichtglaenzende Nacht.
Sie ist Vorbote des hellstrahlenden Tages der Auferstehung,
in der das urewige Licht
leiblich hervorleuchtet aus dem Grabe allen.
Christus erstand von den Toten !
ooo
O grosses, o heiligstes Pas´cha, Christus,
o Weisheit und Wort Gottes und Kraft !
gib, dass wir wahrer noch teilhaben an Dir
am abendlosen Tage Deines Reiches !
ooo
ooo
ooo
Das Freudenpas´cha,
das Pas´cha des Herrn, das Pas´cha,
das hochhehre Pas´cha
ist aufgegangen, das Pas´cha !
Umarmen wir einander in Freude !
O Pas´cha, Du Erloeser von Trauer !
Aus dem Grabe strahlt heute hervor
wie aus einem Brautgemach
Christus, der die Frauen erfuellte mit Freude,
indem Er sprach:
"Bringet Kunde den Aposteln !"
ooo
AUFERSTEHUNGSTAG !
Lasset uns Licht werden an diesem Feste,
lasset uns einander umarmen,
lasset uns "Brueder!" sagen auch denen, die uns hassen,
lasset uns alles vergeben ob der Auferstehung und rufen:
ooo
CHRISTUS IST ERSTANDEN
VON DEN TOTEN,
HAT DEN TOD
DURCH DEN TOD ZERTRETEN
UND DENEN IN DEN GRAEBERN
DAS LEBEN GESCHENKT !
Christus ist erstanden: Ostersonntag
aus dem Buch "Auferstehung - von erlebter orthodoxer Spiritualität"
von
Metropolit MICHAEL (Staikos), Metropolit von Austria, Wien
Die
Kirche jubelt. Und die Osterikone verdeutlicht das wohl tiefste aller
Glaubensgeheimnisse. In ihrer Grundform bleibt sie immer gleich: Adam
wird aus der Unterwelt geholt. Christus ergreift seine Hand, in manchen
Darstellungen auch die von Eva, er hält sie und lässt den
– oder die – Gefallenen mit auferstehen.
Hände
halten einander. Vielleicht ruft gerade diese Ikone im Westen kein
Fremdgefühl hervor, vielleicht ist sie deshalb so beliebt, weil
sie thematisch an Michelangelos Deckengemälde in der Sixtinischen
Kapelle erinnert, dessen Zentrum ja die Berührung der
schöpferischen Hand Gottes mit der Hand des Menschen ist. Oder,
weil die katholischen Christen zu Ostern dem Erstandenen dieses Lied
singen: „Der Sieger führt die Scharen, die lang gefangen
waren, in seines Vaters Reich empor, das Adam sich und uns
verlor...“
Der
spirituelle Gehalt dieser Ikone ist ein sehr pragmatischer, wenn auch
kein rationalistischer, wie wir ihn auf westlichen
Auferstehungs-Darstellungen finden. Westliche Bilder zeigen fast immer
diese Szene: Das Grab öffnet sich, die Soldaten erschrecken,
Christus ersteht mit einer Fahne in der Hand ... Die Orthodoxe Kirche
wurde, besonders im 19. Jahrhundert, von derlei Bildern sehr irritiert,
weil sie Versuche sind, das Unverständliche zu verstehen, das
Unerklärliche erklären zu wollen. Sobald wir aber das
Unverständliche verstehen und das Unerklärliche erklären
können, brauchen wir kein Mysterium. Denn dieses beginnt ja genau
dort, wo der menschliche Verstand aufhört und die Augen, die
Ohren, die Sinne der Seele und des Geistes anfangen. Ein
größeres Mysterium als die Auferstehung Christi gibt es
nicht. Dieses Mysterium ist die Grundlage aller Geheimnisse der Kirche.
Im
Gegensatz zu den westlichen Darstellungen ist das orthodoxe
Auferstehungsbild ein erlösendes, und die Osterikone trägt
den Namen „Das Hinabsteigen Christi in die Unterwelt“.
„Du
stiegst bis in die tiefste Erde hinab und zerbrachst die ewigen Riegel,
die festhielten die Gequälten, Christus, und nach drei Tagen, wie
Jonas aus dem Ungeheuer, stiegst du herauf aus dem Grab.“
Das
Fest der Feste bedeutet in der Orthodoxie praktisch die Erfüllung
des Planes Gottes, sein Geschöpf nicht zu behandeln wie eine Uhr,
die irgendwann aufgezogen und danach ihrem Schicksal überlassen
bleibt, sondern die fortwährend gewartet wird. Einen
Schöpfer, der sein Geschöpf alleinzulassen gedenkt, kennen
wir nicht, dafür aber einen, der sein Geschöpf ununterbrochen
begleitet, ohne die von ihm geschenkte Freiheit beeinträchtigen zu
wollen. In diesem Sinne ist der Höhepunkt aller Feiertage des
Jahres auf den Ostersonntag konzentriert, während alle
übrigen – Weihnachten, die Taufe Christi usw. – den
Weg dorthin bilden. Den Weg zur Erlösung, zur Auferstehung.
Selbst der Karfreitag ist eine Station dorthin. Deshalb endet auch der Passionshymnus „Heute hängt am Holz ...“ mit dem Vers: „Wir beten deine Passion an, zeige uns aber auch deine glorreiche Auferstehung“,
das heißt: „Wir beten dein Kreuz an, und wir verherrlichen
deine Auferstehung.“ Sie ist das Ziel der Ziele, jedem
erreichbar, nichts und niemanden ausschließend.
Genau
das bringt die Auferstehungsikone zum Ausdruck: Die Tore zum Hades
zerschlägt Christus, er steigt herab in den Hades, um Adam und
Eva, stellvertretend für alle Männer und Frauen (oder nur
Adam, stellvertretend für das gesamte Menschengeschlecht)
herauszuholen zur Auferstehung. Zusammen mit allen Gerechten, mit allen
Heiligen, mit allen Menschen, die gerettet werden müssen. Mit
allen Nachkommen von Adam und Eva, ob heilig oder nicht, das ganze
Menschengeschlecht.
Es
gibt einen Brauch, der das Geschehen symbolisch innerhalb der Liturgie
zum Ausdruck bringen soll. Er entstammt dem zypriotischen Brauchtum,
ist aber auch in anderen griechischen Gegenden lebendig und wurde von
den Zyprioten auch in Wien eingeführt: Am Morgen des Karsamstag,
beim ersten Auferstehungsgottesdienst, wird gesungen: „Erheb dich, Gott, und richte die Erde! Denn alle Völker werden dein Erbteil sein“
(Ps 82,8).Und während der Priester mit der Auferstehungsikone aus
dem dunklen Altarraum tritt, während erstmals die Glocken
läuten und Lorbeerblätter als Zeichen des Sieges gestreut
werden, fangen die Gläubigen an, mit verschiedenen
Gegenständen Lärm zu schlagen. Kinder, Alte, Jugendliche, sie
alle klopfen auf die Stühle, schlagen metallene Gegenstände
aneinander, hantieren mit allem, was klirrt und klappert, bis ein
unvorstellbarer Lärm die Kirche erfüllt. Gemeint ist jener
Lärm, der entsteht, wenn Christus die Tore zum Hades
zerschlägt. (Man sieht auch auf der Ikone die beiden Tore
kreuzförmig übereinanderliegen.)
Diese
Szene, in welcher der Priester singt, die Glocken läuten und das
Volk Lärm aller Art erzeugt, war hierorts unbekannt, hat sich aber
so stark etabliert, daß dieser Morgengottesdienst heute zu den
beliebtesten des Jahres gehört. Die Kirche ist voll, man hat sich
diesen Brauch unterdessen allgemein angeeignet.
Das
beweist folgendes. Wenn man die offizielle Lehre der Kirche, die sich
selbstverständlich nicht modifizieren lässt im Hinblick auf
die Verstehensmöglichkeiten der Gläubigen, auf eine
menschliche Art und Weise unterstützt, wenn man zulässt,
diese Lehre auf menschliche Art und Weise auszudrücken, dann
bleibt genügend „Verstehensraum“ für die
Gläubigen.
Lärm
und Feuer, dabei entsteht oft eine Stimmung, die man nicht rational
erfassen kann. Und die Kirche lässt ihr freien Lauf. Denn die
„Stimmung“ läuft ja auf Frömmigkeit hinaus, ohne
Frömmigkeit entstünde sie überhaupt nicht. Wenn der
Mensch durch strenge Liturgien, durch Ikonen, durch Mysterien immer nur
gezügelt wird, dann muss er irgendwann jenen freien Raum finden,
der nicht minder seine Religiosität zum Ausdruck bringt: Ostern
ist ein Fest, das offen gezeigte Freude geradezu herausfordert. Deshalb
singt die Kirche:
„Tag
der Auferstehung, an dem wir erglänzen und einander in Festfreude
umarmen. Sagen wir es, Brüder, auch denen, die uns hassen,
verzeihen wir allen der Auferstehung wegen, und lasst uns rufen: Christ
ist von den Toten erstanden, den Tod durch den Tod zertretend und denen
in den Gräbern das Leben schenkend.“
Und
der Kirchenvater, der heilige Johannes Chrysostomos (+ 14.9.407 in der
Verbannung), vermittelt die Freude der Kirche in seiner Katechetischen
Rede zum Ostersonntag, die zum festlichen Abschluss der Osterliturgie
gehört ...
Also
bezeugen Osterikone und Hymnen des Festes nicht nur die Rettung des
ganzen Menschengeschlechts. Sie unterstreichen auch den besonderen
Charakter der Gemeinschaft aller Gläubigen.
Metropolit Staikos, Auferstehung, von erlebter orthodoxer Spiritualität, Wien 2000, S. 108 ff.
hier aus St.Andreas Bote
Osterpredigt
S.E.
des
Metropoliten
Augoustinos
in
der
Ev.-Luth.
Matthäus
Kirche
in
München
im
Rahmen
der
gemeinsamen
Ostervesper
aller
Christen
der
ACK
am
Ostersonntag,
11.
April
2004
um
18.00
Uhr
Christos
anesti
-
alithos
anesti!
Christus
ist
erstanden
-
Er
ist
wahrhaftig
auferstanden!
So
grüßten
sich
die
frühen
Christen
zum
Fest
der
Auferstehung
Christi,
und
so
grüßen
sich
noch
heute
unsere
orthodoxen
Gläubigen
während
der
vierzig
Tage
zwischen
Ostern
und
dem
Fest
der
Himmelfahrt
Christi.
Wenn
ich
Ihnen
heute
am
Osterfest,
das
in
diesem
Jahr
alle
Christen
am
selben
Tag
feiern,
diesen
Gruß
zurufe,
so
soll
das
mehr
sein
als
eine
alte
ehrwürdige
Sitte,
–
es
ist
ein
Ruf
der
Glaubensfreude
und
der
zuversichtlichen
Hoffnung
für
die
Überwindung
des
Todes
auch
für
uns.
Heutzutage
rühmen
wir
uns
der
Tatsache,
dass
wir
–
mindestens
in
Deutschland
–
in
einer
pluralistischen
Gesellschaft
mit
interkulturellem
Austausch
leben.
Gewiss
ist
es
erfreulich,
dass
die
Zeiten
eines
kämpferischen
Gegeneinander
zwischen
Glaubensgemeinschaften
und
Religionen
überwunden
scheinen
und
dem
Bemühen
um
ein
friedvolles
Miteinander
zu
weichen.
Andererseits
habe
ich
oft
die
Befürchtung,
dass
Unterschiede,
die
nach
wie
vor
zwischen
uns
bestehen,
zu
schnell
übersehen
und
oberflächlich
übergangen
werden.
Toleranz
darf
ja
nicht
zur
Gleichmacherei
führen,
und
Kultur
hat
zwar
ursprünglich
etwas
mit
Kultus
zu
tun,
dennoch
ist
eine
religiöse
Wahrheit
etwas
anderes
und
mehr
als
Kultur
und
eine
interkulturelle
Gemeinschaft
noch
längst
nicht
die
wahre
Gemeinschaft
der
Gläubigen.
Und
deshalb
möchte
ich
es
am
heutigen
Ostersonntag
noch
einmal
und
ausdrücklich
sagen:
Christus
ist
auferstanden
von
den
Toten;
er
hat
den
Tod
durch
den
Tod
zertreten
und
denen
in
den
Gräbern
das
Leben
geschenkt!
Das
ist
der
Siegesruf
der
Christen!
Und
das
ist
es,
was
den
christlichen
Glauben
von
allen
anderen
Religionen
ganz
wesentlich
unterscheidet
und
zu
etwas
Besonderem
macht,
–
nämlich:
dass
Gott
in
Christus
Mensch
wurde,
dass
der
Gottessohn
sogar
den
Tod
auf
sich
nahm,
ihn
überwand
und
vom
Tode
auferstand
und
damit
die
Menschen
aus
Sünde
und
Grab
zu
Gott
emporzog
und
in
die
göttliche
Gemeinschaft
zurückbrachte.
Diese
Botschaft
sind
wir
einer
Welt
schuldig,
die
sich
nach
Erlösung
vom
Tode
und
nach
einem
Leben
in
Frieden
sehnt.
Ehe
wir
allerdings
diese
Botschaft
der
Welt
bringen
können,
muss
sie
in
unserem
eigenen
Leben
richtunggebend
sein
und
verwirklicht
werden.
Nur
so
werden
wir
zu
glaubhaften
Zeugen
des
Auferstandenen.
Dabei
kann
uns
das
Evangelium
helfen,
das
wir
eben
gehört
haben.
Es
führt
uns
mitten
in
das
Ostergeschehen
hinein,
wie
es
uns
im
Johannesevangelium
berichtet
wird.
Dort
bringt
Maria
von
Magdala
nach
dem
ersten
Erschrecken
über
das
leere
Grab
den
Aposteln
die
Nachricht,
dass
der
Leichnam
Jesu
weggebracht
worden
sei.
Petrus
und
Johannes
überzeugen
sich
selbst
davon,
dass
das
Grab
tatsächlich
leer
ist.
Sie
verstehen
noch
nicht,
was
das
zu
bedeuten
hat,
und
kehren
wieder
um.
Maria
aber
bleibt
weinend
am
Grabe
und
erlebt
dort
die
erste
Erscheinung
des
auferstandenen
Herrn.
Er
gibt
ihr
den
Auftrag:
“Gehe
hin
zu
meinen
Brüdern
und
sage
ihnen:
Ich
fahre
auf
zu
meinem
Vater
und
zu
eurem
Vater,
zu
meinem
Gott
und
zu
eurem
Gott”
(Joh 20,17).
Sollen
damit
die
Jünger
vorbereitet
werden
auf
die
Erscheinung
des
Auferstandenen
in
ihrem
Kreis?
Das
mag
sein.
Auf
jeden
Fall
sollen
sie
sich
an
das
erinnern
–
und
wir
mit
ihnen
–
,
was
Jesus
ihnen
vor
seinem
Leiden
sagte:
“Ich
bin
vom
Vater
ausgegangen
und
in
die
Welt
gekommen;
wiederum
verlasse
ich
die
Welt
und
gehe
zum
Vater”
(Joh
16,28),
und
an
anderer
Stelle:
“…ihr
werdet
traurig
sein,
aber
eure
Traurigkeit
soll
in
Freude
verkehrt
werden…ich
will
euch
wiedersehen
und
euer
Herz
soll
sich
freuen,
und
eure
Freude
soll
niemand
von
euch
nehmen”
(Joh 16,20.22).
Nun
ist
die
Stunde
des
Wiedersehens
und
der
Freude
da.
Der
Auferstandene
tritt
mit
dem
Friedensgruß
mitten
unter
die
Jünger.
Sie
sind
frei
von
Schrecken
und
Furcht.
Er
zeigt
ihnen
seine
Wunden
an
den
Händen
und
in
der
Seite,
und
sie
werden
froh,
dass
sie
den
Herrn
sehen!
Einst
hatte
Jesus
zum
Vater
gebetet:
“So
wie
du
mich
gesandt
hast
in
die
Welt,
so
sende
ich
auch
sie
in
die
Welt”
(Joh
17,18).
Jetzt
ist
mit
dem
Tag
der
Auferstehung
zugleich
der
Tag
der
Sendung
gekommen.
Der
Auferstandene
ist
der
Erhöhte,
der
den
Aposteln
zur
Erfüllung
ihres
Auftrages
den
lebendigen
Atem
des
göttlichen
Geistes
einhaucht.
Es
findet
ein
geistlicher
Schöpfungsakt
statt,
der
die
Jünger
zu
göttlichen
Zeugen
macht,
damit
“der
Welt
die
Augen
geöffnet
werden
über
die
Sünde,
über
die
Gerechtigkeit
und
das
Gericht”
(Joh
16,8).
Für
den
Evangelisten
sind
Ostern,
Himmelfahrt
und
Pfingsten,
–
sind
Auferstehung,
Erhöhung
und
Geistverleihung
untrennbar
miteinander
verbunden.
In
diesen
Höhen
des
Heilsgeschehens
gipfelt
die
Aussage
der
Evangeliumsbotschaft.
“Wer
mein
Wort
hört
und
glaubt
dem,
der
mich
gesandt
hat,
der
hat
das
ewige
Leben
und
kommt
nicht
in
das
Gericht,
sondern
ist
vom
Tode
zum
Leben
hindurchgedrungen”,
sagt
Jesus
Christus
(Joh
5,24).
Das
erfüllt
sich
im
Sendungsauftrag
des
Auferstandenen
an
die
Apostel.
Die
Geistverleihung
wirkt
eine
Vollmacht
zur
Sündenvergebung.
Und
wie
einst
beim
Wirken
Jesu
ist
der
vertrauende
Glaube
an
den
Gottessohn
Voraussetzung
für
die
Vergebung
der
Sünde.
Hier
setzt
sich
das
innerweltliche
Gericht
fort,
das
mit
der
Gestalt
Jesu
in
die
Welt
kam.
An
Jesus
Christus
scheiden
sich
die
Geister
und
das
um
so
mehr
und
ausdrücklicher,
nachdem
er
Sünde
und
Tod
überwunden
hat.
Vielleicht
ist
es
für
uns
ungewohnt,
die
Auferstehung
Jesu
Christi
so
eingefügt
zu
sehen
in
das
gesamte
Heilsgeschehen.
Und
zwar
in
ein
Heilsgeschehen,
an
dem
bereits
am
Ostertag
die
Apostel
beteiligt
werden
und
mitwirken
sollen,
damit
die
Welt
an
den
ewig
lebendigen
Gott
glaubt.
Das
Evangelium
verschweigt
uns
nicht,
dass
ein
solcher
Glaube
nicht
selbstverständlich
ist.
So
will
sich
der
Apostel
Thomas
nur
von
dem
leibhaft
Auferstandenen
überzeugen
lassen!
Jesus
geht
darauf
ein
und
hat
dabei
auch
die
im
Blick,
die
künftig
durch
das
Wort
der
Apostel
an
ihn
glauben
werden,
so
wie
er
bei
seinem
Vater
für
diejenigen
betet,
die
durch
das
Zeugnis
der
Jünger
zum
Glauben
kommen
(Joh 17,20).
Hier
sind
auch
wir
bereits
mit
gemeint;
wobei
wir
lernen,
dass
der
Glaubenszweifel
keine
Erscheinung
nur
der
aufgeklärten
Moderne
ist,
sondern
uns
bereits
im
engsten
Kreis
der
Apostel
begegnet.
Was
uns
heute
hemmt,
an
den
auferstandenen
Herrn
zu
glauben,
sind
ja
tatsächlich
viel
weniger
unsere
naturwissenschaftlichen
Kenntnisse
und
das
neuzeitliche
Denken
als
vielmehr
unser
Unwissen
über
den
Gottessohn,
unser
Unverständnis
den
Geheimnissen
Gottes
gegenüber.
Es
ist
unser
träges
Herz,
das
sich
nicht
aus
den
eigenen
begrenzten
Vorstellungen
lösen
kann.
Wir
verschließen
uns
den
göttlichen
Erfahrungen,
die
wir
machen
dürfen
und
sollen,
und
deshalb
kann
sich
der
Zweifel
einschleichen
und
einen
befreienden
Glauben
verhindern.
Damit
wir
aber
aus
unserem
Zweifel
nicht
in
Verzweiflung
fallen,
sollen
wir
dem
Apostel
Thomas
folgen,
der
auf
das
Wort
des
Auferstandenen
hin
alle
Fragen
und
allen
Kleinmut
hinter
sich
lässt.
In
dem
lebendigen
Jesus
Christus
erkennt
und
bekennt
er
seinen
Herrn
und
Gott!
Das
ist
ein
christliches
Glaubensbekenntnis,
das
nicht
überboten
werden
kann.
Dieser
vom
Tode
erstandene
Jesus
von
Nazareth
offenbart
sich
als
wahrer
Gott
und
wird
von
seinem
Jünger
als
Gott
angerufen
und
ausgerufen!
Die
Lichtspur
der
Göttlichkeit
Jesu
Christi
zieht
sich
durch
das
ganze
Johannesevangelium
und
findet
in
der
Ostergeschichte
einen
unvergleichlichen
Höhepunkt.
Das
Licht
der
Welt,
der
Gnadenbringer
und
Erlöser
von
göttlicher
Art,
der
im
Anfang
des
Evangeliums
Mensch
wurde
in
dieser
Welt,
offenbart
sich
nun
seinen
Aposteln
als
Sieger
über
Sünde
und
Tod,
als
Herr
und
Gott.
Wir
öffnen
unsere
Augen
und
Ohren
so
vielen
Dingen,
unzählige
Ideen
und
Gedanken
dringen
tagtäglich
ein
in
unser
Denken
und
Fühlen,
–
schließen
wir
doch
unser
Herz
vor
allem
dem
Glauben
weit
auf,
damit
wir
die
erlösende
Botschaft
der
Auferstehungszeugen
empfangen!
Wenn
irgendetwas
in
dieser
Welt
Vertrauen
verdient,
dann
doch
das
Evangelium,
die
“Gute
Nachricht”
von
der
Überwindung
des
Bösen
und
dem
Sieg
des
Lebens
über
den
Tod.
Dann
können
wir
selbst
zu
Zeugen
des
auferstandenen
und
erhöhten
Herrn
werden
und
dürfen
mitwirken
an
Gottes
Heilsgeschichte
zur
Rettung
der
Welt,
–
so
wie
es
im
Evangelium
geschrieben
steht,
“dass
Christus
musste
leiden
und
auferstehen
von
den
Toten
am
dritten
Tag
und
dass
gepredigt
werden
muss
in
seinem
Namen
die
Buße
zur
Vergebung
der
Sünden
unter
allen
Völkern”
(
Lk
24,46.47).
Gott
schenke
uns
allen
die
wahre
Osterfreude
und
erhalte
uns
die
lebendige
Hoffnung
durch
die
Auferstehung
Jesu
Christi
von
den
Toten!
Amen.
Metropolit
Augoustinos
von
Deutschland
und
Exarch
von
Zentraleuropa
Osterbotschaft 2004
des Bischofs von Wien und Österreich Hilarion, an die
hochwürdigen Seelsorger und die gottgeliebten Gläubigen der
Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche von Wien und
Österreich
Im Herrn geliebte Väter, Brüder und Schwestern! Christus ist auferstanden!
Heute
feiert die gesamte christliche Welt die Auferstehung Christi. Heute
herrscht in jeder Kirche, in jeder Familie Freude über den Herrn
Jesus Christus, der um unserer Erlösung willen gelitten hat und
auferstanden ist.
An
diesem "Fest der Feste" hören wir den an uns gerichteten Jubelruf
des heiligen Johannes Chrysostomos: "Tretet also alle ein in die Freude
eures Herrn! Ihr Reichen und ihr Armen, jubelt miteinander. Ihr
Enthaltsamen und ihr Trägen, ehrt das Fest. Ihr, die ihr gefastet
habt und die nicht gefastet haben, freut euch heute. Der Tisch ist
reich gedeckt, genießt alle. Niemand gehe hungrig fort.
Genießt alle das Gastmahl des Glaubens. Genießt alle den
Reichtum der Güte!"
Unter
den zum Ostergottesdienst Versammelten sind solche, die die Kirche
regelmäßig besuchen, aber auch solche, die nur an den
großen Feiertagen kommen, und solche, die nur selten das
Gotteshaus besuchen. Es gibt unter uns Menschen, die seit ihrer
Kindheit glauben, solche, die im reifen Alter zum Glauben gekommen
sind, aber auch solche, die den Weg zu Gott gerade erst betreten haben.
Aber Gott macht keinen Unterscheid zwischen Glaubenden und
Nicht-Glaubenden: Er glaubt an jeden Menschen. Er liebt jeden von uns,
Er hört uns jedes Mal, wenn wir uns an Ihn wenden, und ist bereit,
uns zu helfen.
Auch
die von Gott Selbst gegründete Kirche ist immer bereit, jedem
Menschen zu helfen. Wenn Sie es schwer haben, wenn Sie Leid oder Not
haben, kommen Sie in die Kirche, beten Sie zu Gott, und Er wird Sie
bestimmt erhören und Ihnen helfen. Aber vergessen Sie das
Gotteshaus auch in den Augenblicken des Glücks nicht. Die Kirche
soll Ihr geistliches Haus werden, wo Ihre Seelen gereinigt werden und
das Leben durch die Gnade Gottes verklärt wird, die trotz aller
menschlichen Unvollkommenheit wirkt, ungeachtet all unserer
Sünden, Unzulänglichkeiten und Schwächen.
Bringen
Sie Ihre Kinder in die Kirche, denn nach den Worten des Herrn ist
"ihrer das Himmelreich" (Mt 19, 14). Glauben Sie nicht, dass es
genügt, ein Kind zu taufen, damit es glücklich und gesund
aufwächst; für sein geistliches Wohlergehen ist eine
ständige Teilnahme am Leben der Kirche unumgänglich. Bringen
Sie die Kinder zur Beichte und zur Kommunion, lesen Sie ihnen das
Evangelium vor, lehren Sie sie zu beten, damit sie immer eine lebendige
Verbindung zu Gott haben. Wenn Sie Ihre Kinder im christlichen Geist
erziehen, können Sie sie vor vielen Versuchungen und Nöten
bewahren, an denen die heutige Jugend zugrunde geht.
An
diesem Tag der Freude beglückwünsche ich von ganzem Herzen
alle Gläubigen der Russischen Orthodoxen Kirche, die auf dem
Territorium Österreichs leben, - Russen, Ukrainer,
Weißrussen, Moldawier, Österreicher und Vertreter anderer
Nationalitäten, aber auch die Mitglieder der georgischen Gemeinde,
die unsere Kirchen besuchen.
Ich
beglückwünsche die Gemeindemitglieder der Kathedrale zum
heiligen Nikolaus - dem geistlichen Zentrum unserer Diözese. Zum
gegenwärtigen Zeitpunkt werden in unserer Kirche weitläufige
Restaurationsarbeiten durchgeführt. Wir haben nicht wenig vor zu
tun, sowohl bei der Restaurierung als auch auf dem Gebiet der
Entwicklung des Gemeindelebens. Liebe Gemeindemitglieder der
Kathedrale! Wenn Sie den Wunsch haben zu helfen, wenden Sie sich an den
Priester und sagen Sie es ihm: Jede Initiative, jeder Vorschlag wird
mit Dankbarkeit angenommen werden.
Herzlich
beglückwünsche ich die russisch-orthodoxen Gläubigen in
der Steiermark. Lange Zeit haben Sie keinen ständigen Priester
gehabt, aber jetzt wurde für die Gemeinde Mariä Schutz in
Graz ein Priester ernannt, der regelmäßig die Gottesdienste
feiern und Ihnen bei der Errichtung und Festigung der Gemeinde helfen
wird.
Ich
wende mich mit meinem Grußwort auch an die Gläubigen unserer
Kirche, die in Innsbruck leben, wo in diesem Jahr zum ersten Mal ein
Ostergottesdienst gefeiert wird. Ich hoffe, dass mit Gottes Hilfe auch
in Tirol regelmäßig Gottesdienste stattfinden werden, aber
dazu bedarf es vor allem Ihrer eigenen Initiative und Ihres Wunsches
nach einem vollwertigen kirchlichen Leben.
Geliebte
Kinder unserer Heiligen Kirche! Die Gegenwart und Zukunft der
Russischen Orthodoxie liegt in unseren Händen. Seien Sie deshalb
nicht passive Gläubige, die ihre christlichen Pflichten sofort
nach dem Gottesdienst vergessen, sondern aktive Mitglieder der
Kirchengemeinde, die ihren Beitrag in das Werk der Errichtung der
Kirche Christi einbringen. Nicht nur Sie brauchen die Kirche, sondern
die Kirche braucht auch Sie. Die Kirche existiert durch Sie, dank Ihrer
Teilnahme an ihrem Leben, dank Ihrer geistigen, moralischen und
materiellen Unterstützung. Jeder von Ihnen hat etwas, was er mit
der Kirche teilen könnte: der eine hat materiellen Reichtum, ein
anderer Freizeit, ein dritter Talente und Fähigkeiten, die er zum
Nutzen der Kirche einsetzen könnte. Vergraben Sie Ihr Talent nicht
in der Erde, setzen Sie es ein, damit es hundertfachen Nutzen bringe
und das Leben vieler Menschen in Ihrem Umkreis verändere.
Meine
Lieben! Hören wir in dieser lichten Osternacht den an uns
gerichteten Aufruf des heiligen Apostels Paulus: "Freut euch im Herrn
zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!" (Phil 4,4). Die
Freude über die Auferstehung Christi möge nie aus Ihrem
Herzen weichen. Ich wünsche Ihnen und Ihren Nahestehenden Frieden,
Freude und Wohlergehen. Der Segen des Herrn sei mit euch allen.
Christus ist auferstanden!
Übersetzung aus dem Russischen: Erzdiakon Viktor Schilowsky, DDr. Johann Krammer
Ostern ist immer
Bischof Hilarion von Wien und Österreich
Die
Kirche existiert, dem Himmel zugewandt auf der Erde, sie lebt in der
Zeit und atmet doch zugleich Ewigkeit. Ewigkeitswert liegt auch dem
kirchlichen Kalender und allen Gottesdiensten des Jahres-, Wochen- und
Tageskreises zu Grunde. Im Rahmen eines Jahres gedenkt die Kirche des
Schöpfungsplans und erlebt die gesamte Welt- und
Menschheitsgeschichte in der göttlichen Heilsabsicht zur Rettung
der Menschheit. Im Jahreskreis der Feste läuft das Leben Christi
vor unseren Augen ab - von seiner Geburt bis zur Kreuzigung und
Auferstehung, das Leben der Gottesmutter - von ihrer Zeugung bis zu
ihrem Entschlafen, das Leben aller durch die Kirche verherrlichten
Heiligen.
Im
Laufe einer Woche und einer Tageseinheit wird diese Geschichte wiederum
vergegenwärtigt in den Gottesdiensten. Jeder Kreis hat ein
Zentrum, an dem er sich orientiert: Mittelpunkt des Tageskreises ist
der Gottesdienst der Eucharistie, Zentrum des Wochenkreises ist der
Auferstehungstag und Zentrum des Jahreskreises das Fest der
Auferstehung Christi, Ostern.
Die
Auferstehung Christi war das bestimmende Ereignis in der Geschichte des
christlichen Glaubens. »Ist aber Christus nicht auferstanden, so
ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube
vergeblich«, schreibt der Apostel Paulus (1. Korinther 15,14).
Wäre Christus nicht auferstanden, wäre das Christentum
lediglich eine von vielen Morallehren und religiösen -
Weltanschauungen geworden, vergleichbar dem Buddhismus oder dem Islam.
Die
Auferstehung Christi legte den Grund der Kirche durch neues Leben und
ein neues gottmenschliches Sein, in welchem der Mensch Gott wird, weil
Gott Mensch wurde. Das Fest der Auferstehung Christi war, solange es
Kirche gibt, der Eckstein des christlichen Kalenders.
Die
kirchlichen Feste sind nicht nur einfache Erinnerungen an Ereignisse
aus weit zurückliegender Vergangenheit. Sie wollen uns vielmehr
mit in jene geistliche Realität hineinnehmen, die hinter ihnen
steht und überzeitliche unvergängliche Bedeutung hat für
einen jeden von uns. Jeder Christ nimmt Christus als seinen Erretter
an, der - ihm zugut - Fleisch geworden ist. Deshalb werden alle
Ereignisse im Leben Christi für einen jeden Christen zu einem
persönlichen Erlebnis und Teil geistlicher Erfahrung. Das Fest ist
also heutige Aktualisierung eines vor langer Zeit erfolgten Geschehens
und ereignet sich immer wieder, zeitlos. Zu Weihnachten hören wir
in der Kirche »Heute ist Christus in Bethlehem geboren«, zu
Epiphanias (dem Fest der Taufe Christi im Jordan) - »Heute wird
die Natur der Wasser geheiligt«, zu Ostern - »Heute hat
Christus den Tod überwunden und ist auferstanden aus dem
Grabe.« Wenn Menschen außerhalb der Kirche sich häufig
an die bereits ihren Händen entglittene Vergangenheit halten oder
hoffnungsvoll auf die noch bevorstehende Zukunft zugehen, so werden sie
in der Kirche aufgerufen in einem »ständigen Heute« zu
leben, d. h. in einer realen, »heute« erfolgenden und
täglich sich fortsetzenden Gemeinschaft mit Gott.
Daher
durchdringt das Fest der Auferstehung Christi, obwohl es nur einmal im
Jahr begangen wird, das ganze Kirchenjahr, und österlicher Abglanz
liegt auf dem gesamten liturgischen Kreis. Ostern oder Passah ist nicht
bloß ein Kalenderdatum. Für den Christen ist Ostern immer,
weil er stets die Gemeinschaft mit dem auferstandenen Christus braucht.
Der ehrwürdige Serafim von Sarow grüßte das ganze Jahr
hindurch seine Besucher mit den österlichen Worten »Christus
ist auferstanden«.
Auf dem Weg zum leeren Grab
Philipp Harnoncourt, Graz
Am
ersten Tag der Woche gingen die Frauen mit wohlriechenden Salben , die
sie selbst zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab, in dem
Jesus bestattet worden war. Da sahen sie, dass der Stein vom Grab
weggewälzt war. Sie gingen in das Grab hinein, aber den Leichnam
Jesu, des Herrn, fanden sie nicht. Während die Frauen ratlos
dastanden, traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu
ihnen. Die Frauen erschraken und blickten zu Boden. Die Männer
aber sagten zu ihnen: "Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist
nicht hier. Er ist auferstanden! Erinnert euch doch an das, was er euch
gesagt hat, als er noch in Galiläa war: Der Menschensohn muss den
Sündern ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag
auferstehen." Da erinnerten sie sich an seine Worte. Sie kehrten vom
Grab in die Stadt zurück und berichteten alles den Elf und den
anderen Jüngern. Es waren Maria Magdalena, Johanna und Maria, die
Mutter des Jakobus; und auch die übrigen Frauen, die bei ihnen
waren, erzählten es den Aposteln. Doch die Apostel hielten das
alles für leeres Geschwätz und glauben den Frauen nicht.
Petrus aber stand auf und lief zum Grab. Er beugte sich vor, sah aber
nur die Leinenbinden dort liegen.Dann ging er nach Hause - voll
Verwunderung über das, was geschehen war. (Lukas 24, 1-12)
Das
Evangelium der Osternacht, das eben vorgelesen worden ist - es ist
wiederum vom Evangelisten Lukas geschrieben, wie das vom Palmsonntag
und das vom Ostermontag -, spricht von einem Weg, wie diese beiden
anderen.
Frauen
gehen am dritten Tag nach dem Tod Jesu in aller Frühe zu seinem
Grab, um ihm wenigstens noch jenen Dienst zu erweisen, der zwischen
seiner Abnahme vom Kreuz und seinem sehr eilig vorgenommenen
Begräbnis nicht mehr möglich war, ohne sich unrein zu machen.
Sie
hätten am jüdischen Ostermahl nicht teilnehmen können,
wenn sie nach Sonnenuntergang einen Leichnam berührt hätten,
und außerdem war der folgende Tag auch noch ein Sabbat.
Jetzt
aber wollten sie den Leichnam Jesu salben. Ihre große Zuneigung
zu ihm kommt darin zum Ausdruck, dass sie selbst die wohlriechenden
Salben bereitet hatten.
Niemand
von den Menschen, die Jesus begleitet haben, erwartet ein Wunder. Er,
auf den sie ihre Hoffnungen gesetzt haben, er, der Tote auferweckt
hatte, er war jetzt selbst tot.
Die
Repräsentanten der offiziellen Religion - die Ältesten, die
Schriftgelehrten und die Hohenpriester - hatten seine Hinrichtung
verlangt; ein aufgewiegelter Mob hatte lautstark seine Kreuzigung
gefordert; und die Inhaber der politischen Macht - der bedeutungslose
Schattenkönig Herodes der Jüngere und der römische
Statthalter Pontius Pilatus hatten schließlich zugestimmt.
Wie eine riesige Seifenblase war das vielversprechende Wirken Jesu geplatzt und vernichtet.
Die
Männer, die zu Jesus gehört hatten - seine Apostel und die
übrigen Jünger - waren zwar anscheinend noch irgendwo in
Jerusalem beisammen, aber ein Gang zum Grab lag ihnen fern. Zu
groß war ihre Enttäuschung, vielleicht sogar ihre
Verbitterung darüber, einige Jahre mit diesem Wunder-Rabbi vertan
zu haben. Manche hatten schon von ihren großen Karrieren in
seinem geträumt.
Einige machen sich schon bereit, um diesen Kreis schleunigst zu verlassen.
Wir
haben auch heute - ebenso wie schon am Palmsonntag - zu beachten, dass
die Evangelisten ihre Berichte nicht in den Tagen der geschilderten
Ereignisse niedergeschrieben haben, gleichsam als Protokoll des
Geschehens, sondern erst viel später, als sie bereits Zeugen des
Glaubens an die Auferstehung Christi waren.
Umso erstaunlicher ist es, in wie schlechtem Licht sie sich selbst darstellen.
Die Frauen kommen allerdings etwas besser weg.
Wann immer in den Evangelien von Wegen
gesprochen wird, auf denen sich etwas ereignet, gibt es neben dem oder
hinter dem, was geschildert wird, etwas Besonderes zu beachten: einen
Prozess - das heißt wörtlich einen Vorgang - der
Glaubensbedeutung enthält. Glauben ist ja ein solcher Vorgang,
eine Bewegung in einer bestimmten Richtung, gewissermaßen ein
Sich-verlassen-auf. In jedem Vorgang bleibt etwas zurück, und
Neues wird erreicht.
Der
Weg der Frauen zum leeren Grab ist der zaghafte Beginn des Weges zum
Glauben an die Auferstehung. Aber dieses Ziel ist noch weit entfernt.
Der
Bericht lässt aber den aufmerksamen Hörer österliche
Zeichen in manchen Bemerkungen erkennen. Die nachösterlichen
Berichterstatter haben es nicht verabsäumt, verschlüsselte
Hinweise auf die Auferstehung in ihre Texte einzubauen.
° Da ist einmal die Zeitangabe am Beginn des Berichtes: Am Ersten Tag der Woche.
Der Erste Tag der Woche - nach unserer Wochentagsordnung immer der
Sonntag - ist Gedächtnis des ersten Schöpfungstags, an dem
Gott spricht: Es werde Licht!, und an dem der Schöpfer
scheidet zwischen Licht und Finsternis. Die Erschaffung des Lichts, das
Werk des ersten Schöpfungstages, ist vollendet im Sieg des ewigen
Lichts über die Finsternis von Sünde und Tod. Für die
Christen wird dieser Tag zu ihrem Urfeiertag, im Gedenken an jenen Tag,
an dem Christus von den Toten erstanden und seinen Jüngern
erschienen ist.
° Es folgt der Hinweis auf den Stein, der vom Grab weggewälzt war. Im österlichen Psalm 118 ist vom Stein die Rede, den die Bauleute verworfen haben, der aber zum Eckstein geworden ist, zum Stein des Anstoßes, zum Stein der zwei Wege scheidet, zum großen Prüf-Stein zwischen Leben und Tod.
°
Das leere Grab weckt zunächst keinen Auferstehungs-Glauben; es
lässt - wie später zu sehen und zu hören ist -
verschiedene Deutungen zu: vom gestohlenen Leichnam bis hin zu dem der
aus dem Scheintod erwacht und aus dem Grab geflüchtet ist, um
irgendwo im Osten ein neues Leben zu beginnen.
° Zwei Männer in leuchtenden Gewändern
traten zu den Frauen. Es sind zwei, das heißt, sie haben eine
glaubwürdige Botschaft authentisch zu bezeugen. Und sie tragen
leuchtende Gewänder, das heißt sie sind Boten des Himmels.
°
Noch ehe sie den Frauen ihre Botschaft kundtun, stellen sie jene
bedeutungsschwere Frage, die den unüberhörbaren Vorwurf
mangelnden Glaubens enthält: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier! Als Gefolgsleute Jesu hätten sie doch wissen müssen, dass ihn der Tod nicht festhalten kann.
° Jetzt erst folgt die neue Oster-Botschaft Er ist auferstanden! und dazu die Ergänzung, dass er ja vorausgesagt habe, er werde gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen.
Anders
als im Bericht von Matthäus und Markus findet sich bei Lukas keine
Aufforderung an die Frauen, den Aposteln die Auferstehung Jesu
mitzuteilen, aber sie gehen und berichten ihnen, was sie gehört
und gesehen haben. Sie tun es beinahe ängstlich, als wären
sie sich dessen, was sie erlebt haben, selbst nicht sicher!
Tatsächlich halten die Männer die Erzählung der Frauen für haltlose Phantastereien.
Allein
Petrus macht sich auf den Weg, um sich selbst ein Bild vom Geschehen zu
machen. Aber auch er kommt über eine große Verwunderung über alles, was geschehen war, noch nicht hinaus!
Der
Weg zum leeren Grab, auch der Bericht vom leeren Grab und sogar der
Lokalaugenschein beim leeren Grab führen noch nicht zum Glauben an
die Auferstehung.
Erst der Auferstandene selbst - und nur er selbst! - bringt den Seinen die Gewissheit, dass er auferstanden ist.
Was für ein Trost für alle, die zweifeln - damals und heute!
Die Fülle der Freude in den Gottesdiensten der Ostertage
von Martin Petzolt
Die byzantinische Osternachtsfeier ist auch bei Deutschen seit
vielen Jahren beliebt und etabliert. Viele besuchen jährlich den
feierlichen Gottesdienst der Russen, Griechen oder Serben, der in allen
größeren Städten stattfindet oder gehen zu einer
deutschsprachigen orthodoxen Gemeinde. Der Osterjubel gipfelt in dem
Hymnus „Christos voskrese“, „Christos anesti“,
„Christus ist auferstanden von den Toten, im Tode hat er den Tod
zertreten, und denen in den Gräbern Leben geschenkt“.
Zu Beginn der Osternacht nach der Prozession um die verschlossene,
noch dunkle Kirche wird er angestimmt und in der Nacht, in der
folgenden Oktav und in der gesamten Osterzeit unzählige Male
wiederholt. Desgleichen begrüßen sich von nun ab die
Gläubigen mit dem Gruß:
„Christus ist auferstanden! – Er ist wahrhaft auferstanden!“
Doch ist das Auferstehungsevangelium, das vor der Kirchentüre
mit brennenden Osterkerzen in der Hand gelesen wird (Mk 16,1-8), gar
nicht die erste Verkündigung der Auferstehungsbotschaft im
Gottesdienst. Schon vor der Osternacht wird ein Gottesdienst gefeiert,
der auf der Schwelle der Passion mit der Grablegung zum Ostermorgen
steht und die Auferstehung ankündigt. Diese Vesper des Karsamstag,
mit der der Sabbat und die Grabesruhe enden und der neue Tag des Ostern
anbricht, hat bereits ein Auferstehungsevangelium (Mt 28,1-20),
übrigens (mit Erweiterung) das Erste der Reihe der 11
Auferstehungsevangelien, in der das Evangelium zu Beginn der Osternacht
das Zweite ist. In diesem Vespergottesdienst werden zum Evangelium die
schwarzen Zelebrationsgewänder gegen österlich weiße
und vergoldete ausgetauscht. Mit dem Ruf: „Steh auf, Gott, richte
die Erde“ (Ps 81) verstreut der Priester in der ganzen Kirche
grüne Blätter, die über Ostern liegen bleiben. Vorher
schon wurde die alttestamentliche Prophetie der Auferstehung in 15
Lesungen vorgetragen und eventuell Kinder getauft. Auch die Hymnen zum
„Herr, ich ruf zu dir“ weisen auf die Auferstehung und
kündigen sie an: Der Hades kann Christus nicht halten, vielmehr
geht er durch ihn zugrunde. Denn dieser beraubt den Hades seiner Beute
und vernichtet den Tod durch seine Auferstehung. Schließlich
gehen in der anschließenden Basiliosliturgie viele Gläubige
bereits zur Osterkommunion, zumal sie bis zu diesem Gottesdienst, der
wohl auch deshalb auf den Samstagvormittag gerückt ist, die
strengen Fasten- und Nüchternheitsgebote eingehalten haben. Die
Fastenzeit endet mit dem Auferstehungsgottesdienst und der
Eucharistiefeier in der Osternacht.
In Griechenland nehmen die Gläubigen von dem Osterlicht das
Feuer mit nach Hause, um damit die Kohlen anzuzünden, über
denen die Osterlämmer gebraten werden. Nebelartig sind die
Dörfer von fettem Dampf eingehüllt. Auch die Russen lassen in
der Nacht die neuen Speisen, auf die während der gesamten
Fastenzeit verzichtet wurde, segnen, symbolisiert im Kulitsch, einem
Hefekuchen mit viel Ei und Butter, und der Paschatorte aus Quark,
Butter und Ei, geschmückt mit Auferstehungssymbolen und dem
Ostergruß. Oft, vor allem in den Klöstern, bleibt man nach
dem Nachtgottesdienst noch zum gemeinsamen Essen, genannt Agape oder
Liebesmahl, bei dem es nur noch Speisen und Getränke gibt, die
vorher lange entbehrt wurden: Milch, Wein, Eier, Käse, Butter und
– in den meisten Klöstern allerdings nicht – Fleisch.
Die Osterfeierlichkeiten, von der Vesper angefangen über die
Osternacht mit dem freudigen Osterkanon des Johannes von Damaskus bis
zum Ostermahl, haben noch einen weiteren Höhe- und Schlusspunkt:
die Ostervesper, auch Vesper der Liebe (Esperinós tis
agápis) genannt. Zu diesem Gottesdienst werden noch einmal die
schönsten Gewänder angelegt, alle Kerzen angezündet, und
mancherorts eine feierliche Prozession mit der Osterikone gemacht, da
sie in der Nacht aus der Kirche zum Agapemahl geleitet wurde. Ganz
sicher ist diese Vesper der fröhlichste Gottesdienst. Er steht
nicht mehr an der Schwelle zum Auferstehungsfest, hat keine
nächtliche Prägung mehr, ist nicht mehr vom Fasten bestimmt.
Mittlerweile hat ein fröhliches Mahl stattgefunden, und alle sind
gewissermaßen mitten in der Osterfreude. Die Vesper fällt
zunächst dadurch auf, dass sie (zumindest im liturgischen Buch)
sehr kurz ist. Es kommen überhaupt keine Psalmen vor, nicht einmal
der Vesperpsalm 103. Nach dem mehrfachen Ostertroparion mit den
Zwischenversen, mit denen die Osternacht begonnen hat, folgt gleich das
„Herr, ich ruf zu dir“ mit den Sonntagsstichiren im Zweiten
Ton. Darauf folgt eine weitere Verkündigung der
Auferstehungsbotschaft im Evangelium (Job 20,19-25). Es ist die
Perikope von der Begegnung des auferstandenen Jesus mit seinen
Jüngern am Abend des ersten Tages der Woche, eben dem Zeitpunkt,
der sich mit der gerade gefeierten Vesper trifft. Diese schließt
ja auch den ersten Tag der Woche, den Ostertag ab. Jesus zeigt seine
Kreuzigungswunden, schenkt ihnen den Heiligen Geist und sendet sie aus
mit der Vollmacht der Sündenvergebung. Während die
Osternachtsliturgie mit dem Johannesprolog als Evangelium die neue
Leseordnung beginnt, hören die Gläubigen in der Vesper somit
wieder eine Auferstehungsverkündigung. Bei den Griechen ist es
Brauch, dieses Evangelium, das ja von der Sendung der Jünger in
die Welt handelt, in möglichst vielen Sprachen zu lesen, vor allem
in den Klöstern und in Westeuropa, wo ja tatsächlich Menschen
verschiedener Muttersprache gemeinsam Ostern feiern. Die Russen pflegen
diesen Brauch in der Osternachtsliturgie. Darauf folgen die
Freudenhymnen, die auch bereits in der Osternacht zur Laudes gesungen
wurden und die Liebesgemeinschaft bekräftigen, die alle
Erlösten verbindet, in der Eucharistie, im Liebesmahl und im
gemeinsamen Lobpreis. Zum Psalmvers: „Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat, lasst uns frohlocken und uns freuen an ihm“ lautet die Hymnenstrophe:
„Freudenpascha, Pascha des Herrn, Pascha. Das allverehrte
Pascha ist uns aufgegangen. Pascha, in Freude lasst uns einander
umarmen. O Pascha, Erlösung von Trauer. Denn aus dem Grabe wie aus
einem Brautgemach, ist Christus aufgestrahlt. Die Frauen erfüllte
er mit Freude, da er sprach: Bringt Kunde den Aposteln.“
Kann man deutlicher die Osterfreude und die daraus entspringende
Liebe charakterisieren? In der Auferstehung gründet die Kirche,
die Gemeinschaft der Glaubenden, die immer auch eine Gemeinschaft der
Liebenden sein muss. Nach dem „Ehre dem Vater“ folgt als
Schlussstrophe:
„Der Auferstehung Tag! Strahlend prächtig lasst uns
sein zum Fest und lasst uns einander umarmen. Lasst uns
‘Brüder’ sagen, auch zu denen, die uns hassen. Einig
lasst uns in allem sein durch die Auferstehung. Und so lasst uns rufen:
Christus ist auferstanden von den Toten, im Tode hat er den Tod
zertreten, und denen in den Gräbern Leben geschenkt.“
Die Umarmung und geschwisterliche Liebe prägt tatsächlich
das österliche Freudenfest. Schon vor der Osterkommunion bitten
die Menschen sich gegenseitig persönlich um Vergebung. Und wenn in
diesen Tagen so oft der Ostergruß gewechselt wird, und zwar nicht
nur in der Kirche, sondern auch auf der Straße, im Geschäft,
bei der Arbeit oder am Telephon, und wenn dazu auch noch der Osterkuss
getauscht wird, dann wird etwas von der Erlöstheit der Christen
sichtbar. Friedrich Nietzsche, der kritisierte, die Christen
würden nicht erlöst wirken, hat wohl keine Vesper der Liebe
und kein orthodoxes Ostern erlebt. Nach den Gesängen oder auch
schon währenddessen kommen die Gläubigen zum Handkuss und
Ostergruß nach vorne zum Patriarchen, Bischof, Abt oder Pfarrer
und erhalten wie in der Osternacht noch einmal ein rotes Osterei. Aber
die Osterfreude ist so groß und tief, dass sie hiermit nicht
endet, sondern eine ganze Oktav in der Feier der Liturgie ihren
Ausdruck findet. An jedem Tag wird der Osterkanon des Johannes
wiederholt, die Osterstichiren der Laudes und Vesper bleiben dieselben,
die Kleinen Stunden beinhalten nur Osterhymnen und die Gebete zur
Stunde, die Blätter der Vesper vor der Osternacht bedecken den
Boden der Kirche. Schließlich bleiben die Türen der
Ikonostase geöffnet. Denn der Altar symbolisiert auch das Grab,
wie dies an jedem Sonntagmorgen deutlich wird, wenn der Priester das
Auferstehungsevangelium seitlich am Altar wie der Engel im Grab
verkündet. Dieses ist leer, denn:
„Christus ist auferstanden! - Er ist wahrhaft auferstanden!“
aus: Der Christliche Osten, Jahrgang XLVII,1992/2, S. 83ff.
hier aus St.Andreas Bote

Sur l’Internet, plusieurs sites donnent des recettes
de différents pays de
plats préparés durant la période pascale.
Voici une sélection.
Pour commencer, voir
cette page qui donne
quelques explications sur les desserts et pâtisseries pascales. De
nombreuses recettes, de différents pays d’Europe,
sont proposées ici.
C’est aussi le cas de
cette autre page
spécialisée dans les desserts ou encore de ces
deux pages surtout
consacrées aux desserts en chocolat. On trouve aussi des recettes de la
paskha (terme orthographié de différentes manières) :
deux sur ce site,
une ici parmi
d’autres
recettes russes, ou
encore ici. On trouve
également des
recettes grecques,
comme
celle du tsoureki,
des
biscuits de Pâques (Koulourakia
lambriatika). Enfin, parmi d’autres, une recette pascale occidentale,
vendéenne plus précisément :
l’alise pacaude (ou
ici), aussi appelée
galette pâquaude ou pain de Pâques.
VOR - FASTENZEIT
"Der UMKEHR Türen öffne mir ..."
~~~ Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation: F.TSCHALJAPIN mit Chor der Russischen Orthodoxen Kathedrale Paris 1932 ~~~
zur Link-Quelle: "http://www.musicarussica.com"
~~~vollständig:Chor der Christi-Verklärungskathedrale, Moskau /Regent Vladimir LVOV~~~
zur Link-Quelle: "http://en.liturgy.ru/zvuk/zvuk.php"
SONNTAGE der Vorfastenzeit:
1. Sonntag vom ZÖLLNER und PHARISÄER
2. Sonntag vom VERLORENEN SOHN
3. Sonntag FLEISCHENTSAGUNG ! vom GERICHT
4. Sonntag BUTTERENTSAGUNG ! vom VERLUST des PARADIESES VERGEBUNGSSONNTAG
- abends:
BEGINN der GROSSEN 40-taegigen FASTEN
Vor - Fastenzeit
Warum wird die vorösterliche "Grosse Fasten" durch die vierwöchige Vorbereitungszeit eingeleitet ?
Weil die Kirche mit ihrer 2000-jährigen Erfahrung ein tiefes
psychologisches Mitgefühl mit der menschlichen Natur entwickelt
hat. Sie kennt unseren Hang uns von den Oberflächlichkeiten
unserer Umwelt einnehmen zu lassen und unsere mangelnde
Konzentrationsfähigkeit auf die geistlichen Güter. Ein
rascher Wandel unserer Alltäglichkeit, ein unvermitteltes
Hinüberwechseln in eine noch nie auch nur erspürte Praxis
birgt die Gefahr uns zu überfordern. Wir dürfen nicht Wunder
fordern, sondern wir bereiten uns auf immer wieder neue Anstrengungen
vor. Wir müssen uns darauf vorbereiten, nach jedem Fall niemals
die Anstrengungen des Aufstehens zu scheuen, wieder an die Türen
der Umkehr zu klopfen und uns wieder auf den Weg zu machen.
Lasst uns die jährlich Gelegenheit nutzen, uns auf das Ziel und
die Bedingungen wahrhaft christlichen Fastens zu besinnen und uns
allmählich für das kommende Fasten bereit zu machen.
Charakteristisch für unsere heilsame orthodoxe Tradition des
Christentums ist dabei die pastorale Heranführung an die einzelnen
Phasen des Heilswerkes unseres Gottes für uns Menschen. Vor dem
Apell zum praktischen Vollzug der Fasten wird uns deren Bedeutung in
mehreren Bildern anschaulich gemacht. So hat jede Zeit des
Kirchenjahres - ohne unvermittelte Einschnitte und Brüche - in
ihrer Weise Anteil am Ganzen, am alle Zeiten einschliessenden
Heilsmysterium Christi. Zugleich wird dadurch aber auch deutlich, dass
die Gläubigen sich nicht nur an einzelnen Festzeiten einseitig und
nach Belieben bedienen sollen, wie an einem Selbstbedienungs-Buffet,
sondern in allen Zeiten des Kirchenjahres in demütiger Offenheit
und aktiver Teilnahme am Gebet der Kirche eine weitere Stärkung in
ihrem Lebensweg als Christen mitbekommen.
Die Haltung demütiger Offenheit aber muss immer wieder neu mutig errungen werden.
Dieser Mut und die Bereitschaft das Ringen auch durch Entbehrungen
durchzuhalten ist besonders für die Zeit der Grossen
40-tägigen Fasten notwendig. Das aktive, bewusste Fasten ist ein
deutliches Bekenntnis zur Möglichkeit der Überwindung der
"animalischen Naturgesetze" und ein Zeichen der Bereitschaft zu wahrer
Menschlichkeit im Ebenbilde Gottes.
Wenn wir dies Bedenken, dann wird uns das Fasten nicht als unliebsame
Einengung erscheinen. Wir werden erkennen das Fasten nichts mit
Trübsinn zu tun hat, sondern mit Freude die Gelegenheit zur
Erneuerung des Lebens ergreifen.
Deshalb wollen wir das Fasten nicht nur als äusserliche Übung
der "Gesetzestreue" sehen, sondern als Gelegenheit uns dem Heil der
Vergöttlichung zu nähern:
Beginnend mit der Bitte, dass sich auch uns die "TÜREN der UMKEHR" öffnen mögen !
Die Sonntage der 4 Wochen der Vorbereitung der Vor-Fastenzeit
führen uns durch ihre Evangelien an diese "Türen der Umkehr"
heran.
Diese Zeit soll genutzt werden, um uns zu Besinnen, uns zu
überlegen und wenn möglich mit dem Beichtvater abzusprechen
in welcher Weise wir am Fasten der Kirche in unseren konkreten
Lebensumständen teilhaben können. Realistischerweise wird uns
nämlich ausser in Klöstern die genaue Einhaltung aller
Fastenregeln der Kanones (kat´akrib ei an) nicht so ohneweiteres
möglich sein. Gleichzeitig wird ein am Sinn und nicht nur am
Buchstaben orientiertes Fasten auch weitgehenden Verzicht auf die
Genussmittel, Süssigkeiten, Fernsehen und andere "Suchtmittel"
unserer Zeit bedeuten. Dies vor allem, um frei zu werden, die
"Lebensqualität" eines inneren geistlichen Lebens für uns neu
zu entdecken und zu intensivieren.
Die Vorfastenzeit bietet Gelegenheit zur konkreten Planung dieser
Umkehr. Aus praktischer Erfahrung ist es auch empfehlenswert die
Umsetzung der Pläne "austesten", um für die 40 Tage nur
Vorsätze zu fassen, die wir dann auch weitgehend umsetzen
können.
Wichtig ist es aber auch, sich auch gleich darauf vorzubereiten, dass
wir nach jedem Fall auch wieder bereit sind aufzustehen - und das
"Rennen" fortzusetzen. Nicht umsonst werden wir auch an die 40 Jahre
erinnert, in denen das Volk des Herrn auf dem Weg durch die Wüste
die neu gewonnene Freiheit erprobte:
Befreit aus der auch beQuem gewordenen Gefangenschaft "an den
Fleischtöpfen Ägyptens", gerettet von äusseren Feinden
nach der DurchQuerung des Roten Meeres und immer wieder im Glauben
gestärkt auf dem Weg in das Land der Verheissung wie wir in
unseren Anstrengungen auf dem Weg zur Vergöttlichung. Aber trotz
der neu empfangenen Richtschnur der 10 Gebote, von Gott genährt
durch das Manna vom Himmel und mehrmals gerettet durch die Wunder des
Wassers des Lebens:
Nahe an Gott aber auch in dieser Situation immer wieder zurückgefallen in gefährliche Sünden
- aber auch immer wieder durch Gottes Gnade und menschliche Anstrengung wieder versöhnt mit dem Schöpfer des Lebens.
ER will uns nie vernichtend strafen, sondern wie es uns Christus
während Seiner 40 Tage in der Wüste gezeigt hat, immer wieder
für uns und unsere Erlösung mit dem Satan, dem Versucher,
ringen. Wir können darüber umso mehr Freude empfinden, je
öfter wir nach unseren Sündenfällen wieder aufstehen und
den Kampf wieder aufnehmen.
"Nur vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und nur
ihm allein dienen" (Lk 4,8) erinnert uns der Apostel an dieses Privileg
der "Synergie", der Einladung Gottes an uns, unsere begrenzten
Kräfte mit Seiner Allmacht zu verbinden.
Bereiten wir uns auf die freudebringenden Anstrengungen dieses Kampfes
vor, um dann nach der "Vollendung der 40 Tage" auch mit wenigstens
teilweise verdienter Freude die Früchte der Auferstehung ernten zu
dürfen !
"Die
Tueren zur Umkehr, oeffne mir, Lebensspender !
..."
~~~ Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation durch grossen Chor ~~~
www.musicarussica.com - RealAudio
Der Umkehr Pforten öffne mir,
Du, Der Du das Leben schenkst !
...
Denn durch schändliche Sünden habe ich meine Seele befleckt
und mein Leben in Nachlässigkeit vergeudet.
...
In Deiner Güte mache mich rein
durch Deine huldvolle Milde !
~~~vollständig:Chor der Christi-Verklärungskathedrale, Moskau /Regent Vladimir LVOV~~~
aus: "http://en.liturgy.ru/zvuk/zvuk.php"
Sonntag vom Zöllner und Pharisäer
Apostel: 2 Tim 3: 10-15
Evangelium: Lk 18: 10-14
Die Apostellesung erinnert uns, an heilsamen Traditionen festzuhalten.
Das Evangelium macht aber sofort deutlich, dass damit nicht ein gesetzlicher Konservatismus gerechtfertigt werden soll:
Der Pharisäer, der getreu alle überkommenen Vorschriften
einhält, und sich dessen vor Gott rühmt, wird beschämt
durch den ausserhalb des Gesetzes stehenden Zöllner, der in Demut
seine Unwürdigkeit bekennt.
Am ersten Vorfastensonntag werden wir auf die erste Voraussetzung
dafür hingewiesen, dass die kommende Fastenzeit für uns
heilsam wird:
DEMUT
Lasset uns fliehen
die hochmütige Prahlerei des Pharisäers
und lernen
das demütige Seufzen des Zöllners !
Zu unserem Erlöser lasset uns rufen:
Vergib uns,
Allerbarmer !
Vor uns liegt ein Ausstieg, ein Aufstieg ins Heiligtum, in das Innerste
des heilbringenden Mysteriums Christi, hin zur kostbaren Herzmitte auch
unserer Existenz, deren eigentlichen Sinn dises Mysteriums birgt.
Wir nahen uns dem Ostermysterium entweder als "Zöllner" oder als "Pharisäer":
- als solche, die kommen zur wahren Verwirklichung dessen, wozu wir berufen sind
- oder als solche, die in den "Naturgesetzen" ihrer Umgebung verfangen, das eigentliche Ziel ihres Lebens verfehlen.
Der offenbahrende Gott zeigt uns welche Grundhaltungen -Seiner
erlösenden Liebe gegenüber- für uns heilsam oder nutzlos
sind:
Der Pharisäer steht für den Selbstgerechten, den Menschen,
der sich selbst verwirklichen will, dank all seiner Leistungen und
seiner Selbstsicherheit, der auf seinen Individualismus stolz ist:
"Er betet bei sich selbst: ich danke Dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen"
Der Zöllner zeigt uns dagegen, die allein fruchtbare, die Haltung, für die das Heil nahe ist:
Er "steht von Ferne und wagt es nicht, seine Augen gen Himmel zu
erheben". Er weiss um die Distanz zur erhabenen, ganz anderen
Wirklichkeit des über alles erhabenen, allerhöchsten Gottes
über jeden Gott, DEN, zu dem sich der selbstgerechte Mensch selber
machen wollte. Er weiss um seine Schulden, die Sünden und "klopft
an s e i n e Brust", nicht an die Brust der anderen um andere für
deren Vergehen zu tadeln. Er weiss, das sein Schöpfer auch sein
ihn liebender Erlöser ist, der ihm sogar an seiner göttlichen
Natur Anteil geben will. Der sich selbst richtig einschätzende
Zöllner (= der Sünder par excellence), e r b i t t e t das
Erbarmen Dessen, Der die Liebe ist:
"Gott, gewähre mir Deine Gnade !"
“Gott, sei mir Sünder gnädig!“
Predigt zum Sonntag des Zöllners und Pharisäers
von P. Konstantinos, München
* Quellenhinweis *
„Zwei
Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein
Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte
sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, daß
ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger,
Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in
der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen
Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte
nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an
die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage
euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere
nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber
selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (Lk 18,10-14)
Die heutige Evangeliumsperikope zeigt uns zwei Arten von
Gläubigen; zwei charakteristische Typen von Menschen, die in die
Kirche kommen. Der erste kommt, um sich zu zeigen, um anzugeben, um
sein angeblich so heiliges Leben vorzustellen, um die Bewunderung der
anderen zu erregen, um Gott, seiner Ansicht nach, zu verpflichten
für seine Taten, für seine Tugenden, die der Bewunderung und
des Lohnes würdig sind.
Welch ein Irrtum, welch ein Trug, welch ein Frevel! Ein Frevel vor Gott
und den Menschen. Denn Gott nimmt solche Gebete nicht an, und die
Menschen verabscheuen diese Art, ja ekeln sich vor ihr. Bei meinen
Hausbesuchen höre ich viele Klagen und Kritik an vielen an uns,
die wir zwar regelmäßig in die Kirche gehen, aber zu Hause,
in der Arbeit, im Umgang mit anderen ganz anders sind, als wie wir uns
hier im Umfeld der Kirche zeigen möchten. Wir sind leicht
erregbar, ungerecht, sprunghaft und haben tausend andere Fehler, die
unseren Charakter verraten. Wir kommen in die Kirche mit großen
und auffallenden Kreuzen, mit großen und vielen Kerzen, aber wir
verbergen in uns den Pharisäer, der uns so treffend im Hl.
Evangelium beschrieben wird.
Ich möchte nicht länger bei der Charakterisierung und
Beschreibung dieser Art von Menschen verbleiben. Ich möchte, dass
wir uns etwas mehr Gedanken machen über eine andere Art,
nämlich über jenen, den der Pharisäer verachtet, auf den
er mit dem Finger zeigt und über den er schlecht redet.
Wer ist es? Es ist ein sündiger Zöllner. Früher mussten
die Bauern den Zehnten zahlen, d.h. ein Steuereinnehmer, kein Beamter
des Staates, hatte sich vom Staat das Recht gekauft, die Steuern von
den Bauern einheben zu dürfen. Dieser Steuereinnehmer oder seine
Leute hatten die Möglichkeit Missbrauch zu üben, zu stehlen,
die Bauern auszubeuten. Und sie haben den Unwissenden und Hilflosen das
Gesetz vorgehalten, um damit ihre Gesetzwidrigkeiten zu verschleiern.
In der Zeit Christi hatte die römische Herrschaft für diese
Arbeit die Zöllner, die in der Regel stahlen und ihre Landsleute
rücksichtslos und schamlos betrogen. Deshalb hatte niemand Achtung
vor ihnen. Deshalb betont der Pharisäer der heutigen
Evangeliumsperikope: „Gott, ich danke Dir, daß ich nicht
wie die anderen Menschen bin ... oder auch wie dieser Zöllner
dort.“ Der Zöllner wiederum kannte seine Schuld. Er wagte es
nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben. In einem abgelegenen
Teil des Tempels klopfte er sich, niedergebeugt und voller Reue, an die
Brust und flüsterte immer wieder: „Gott, sei mir Sünder
gnädig!“
Es waren dies seine einzigen Worte, aber sie kamen tief aus seinem
Herzen. Worte der Reue und Buße, die zeigten, dass in dieser
Brust seine Seele litt und eine geistige Geburt, eine seelische
Wiedergeburt möglich wird. In diesem Kampf in seiner Brust
stürzte der Zöllner den Sünder in sich vom Sockel seiner
Geldgier und legte den Grundstein für ein neues Leben. Das ist das
Werk der Buße. Als der Zöllner zu bereuen begann, erfuhr er
die erste Frucht dieser Tugend: die Demut.
Man sagt, dass die Demut die Tugend der Alten und der Weisen sei. Aber
auch der Zöllner zeigte sich demütig. Ganz hinten im Tempel
klopfte er sich an die Brust und sagte: „Gott, sei mir
Sünder gnädig!“ Seht seine große Demut, ganz
spontan kamen ihm diese Worte über seine Lippen. Und diese Worte
waren nicht von der satten Arroganz der dürren Worte des
Pharisäers.
Die aufrichtige Reue des Zöllners führte ihn zur Demut,
welche „die beste der Tugenden ist“, wie uns der hl.
Augustinus sagt, und diese führt uns weiter zum Gebet, das eine
„Kraftreserve“ ist, wie es ein anderer Denker
ausdrückte. Die Tradition überliefert uns, dass König
David, als er seine übergroße Sünde bereute, bitterlich
weinte, wie es der 50. Psalm beschreibt, den wir in vielen Andachten
unserer Kirche lesen. Aus den Tränen Davids wuchsen aus der Erde
zwei Bäume: eine Weide, die auf immer trauert und eine Zeder,
deren Harz sich in Weihrauch verwandelt.
Tatsächlich Quellen aus der aufrichtigen Reue zwei Tugenden: die
Demut, die der Weide gleicht, die ihre Zweige nach unten neigt und das
Gebet, das wie Weihrauch zum himmlischen Altar Gottes aufsteigt.
Das ist die Dreiheit der Tugenden - Reue und Buße, Demut, Gebet
-, die uns heute das Triodion der Zerknirschung in Erinnerung bringt.
Das Triodion, das heute beginnt, ist die Zeit, die uns auffordert, uns
auf diese Tugenden zu besinnen. Jeder Sonntag des Triodions erinnert
uns an eine andere Tugend. Die Kette unserer Tugenden verbindet uns mit
dem gütigen Gott.
Selig werden sein, die
in der heutigen Zeit der Gleichgültigkeit im Glauben, ja seiner Ablehnung,
es zustande bringen,
sich durch diese Kette mit Jenem zu verbinden,
der den Zerknirschten und Demütigen im Geiste nahe ist.
Amin.
Übersetzung aus dem Griechischen: G. Wolf
Sonntag vom Verlorenen Sohn
https://youtu.be/Ur39cbcr_pk
Apostel: 1 Kor 6: 12-20
Evangelium: Lk 15: 11-32
Vater Alexander Schmeman: " Rückkehr aus dem Exil "
Die Apostellesung dieses Herrentages stellt die christliche Freiheit heraus und steckt damit die Grenzen des Fastengebots ab:
"Alles ist mit erlaubt, aber ich soll mich von nichts beherrschen lassen"
Damit ist das Fasten jeder fremden Beurteilung von aussen entnommen. Es kann daher nach orthodoxem Verständnis
auch nicht zum öffentlichen Gesetz werden, zumal es, wie der Herr anweist (Mt 6: 16-18) im Verborgenen geschehen soll.
Das Evangelium stellt dann den eigentlichen Sinn der Fastenzeit heraus: Der Aufbruch zur Umkehr zum Vater,
der den Verlorenen Sohn mit Freuden aufnimmt und reich beschenkt.
Es ist wohl kein Zufall, dass an diesem Herrentag erstmals im Nächtlichen Psalmengebet (Ps 136) angestimmt wird.
Deine väterliche Herrlichkeit
habe ich ohne Verstand verlassen.
übel verschwendet habe ich den Reichtum
den Du mir gegeben hast.
So rufe ich Dir die Worte des Verlorenen Sohnes zu:
"Ich habe gesündigt gegen Dich,
barmherziger Vater.
Nimm mich auf,
der ich umkehre,
und lass mich bei Dir sein
wie einen Deiner Taglöhner !"
Der selbstherrliche, auf seine vermeintliche Autonomie allzu stolze Mensch ist -von seinem Ursprung her-
Sohn des himmlischen Vaters. Alles, was er hat, hat er von Gott.
Er zieht in ein gottfernes Land, liefert sich einer gottfernen
Gesellschaft aus. Er nimmt so viel er kann aus seiner Mitgift, dem
Eigentum Gottes. Er verschwendet es hemmungslos an Idole, die ihm
kurzfristig faszinierend erscheinen.
Als es seine Mitgift verbraucht hatte, im Genuss des Materiellen,
Innerweltlichen, tritt die Hungersnot ein.
Nichts vermag ihn zu sättigen im Anblick des Absterbens seiner
Lebendigkeit, niemand, keine Parole kann ihn mehr begeistern.
Keines seiner Idole kommt ihm zu Hilfe: "Ich sterbe hungers !"
Aber er hat noch die Kraft seine Niederlage einzugestehen: "Wie viele
Tagelöhner im Hause meines Vaters haben Überfluss an Brot.
Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen".
Es ihm gleich zu tun, dazu fordert uns die Kirche auf, jetzt in der
Zeit des Aufbruchs in die Grossen Fasten vor der Auferstehung.
"Ich will mich aufmachen", ich will aufstehen, damit Überblick gewinnen, Gewohntes verlassen und mich auf den Weg machen,
den die Fastenzeit mir öffnet, hin zum Vaterhaus.
Das ist das Ziel: zu Gott, zu unserem Vater zu gelangen.
Er macht mich frei.
Er nährt mein innerstes Leben.
Er will mir in der Wohnung Seiner Herrlichkeit Geborgenheit auf ewig bieten.
"Ich will dem Vater sagen: ich habe gesündigt wider den Himmel und
vor Dir; ich bin nicht wert, Dein Sohn zu heissen". Die Not der
Sünde, der Gottesferne, ist die tiefste Not. Wo sie am
grössten ist, ist sie am gefährlichsten, besonders wenn jeder
Hilfeschrei betäubt und ihre Symptome verdrängt werden.
Sünde ist immer gegen alles gerichtet, was sich über den
irdischen Niederungen, den menschlichen Gemeinheiten, wölbt. Die
Sünde widersetzt sich der Güte Gottes.
Sie ist immer Lüge gegen die Wahrheit des göttliche Lebens in
uns.
Wer könnte sagen, er wäre ohne Sünde: "Weil kein Mensch lebt ohne zu sündigen" (1 Könige 8: 46) ?
Die Fastenzeit schafft uns eine gute Gelegenheit, unsere Sünden vor Gott, unserem Vater zu bekennen:
im Mysterium der Busse (der Beichte und Umkehr).
Es tut uns gut, wenn wir noch sagen können: "Ich habe mich versündigt an der Liebe zu Gott und den Nächsten" !
"Als er (wir) noch weit entfernt war(en), sah ihn (uns) der Vater -und
war von Mitleid gerührt, er lief ihm (uns) entgegen, fiel ihm
(uns) um den Hals und küsste ihn (uns). Die Liebe des Vaters kommt
uns stets in Christus entgegen, wenn der Sünder aufrichtig seinen
hilfsbedürftigen Zustand mit Glauben und kindlicher Hoffnung und
Vaterliebe ausbreitet.
Sein Mitleid teilt unser Leid und unseren Tod. Der Sünder
öffnet die Herzwunde Christi, Gottes, aus der das Wasser des
Mysteriums der Taufe (die Väter nennen das Mysterium der Busse
"eine zweite Taufe") und das Blut der Eucharistie (des Mysteriums vom
allerreinsten Leib und Blut des Herrn) fliesst.
Gott umarmt uns als Seine Kinder.
Gott schützt uns mit Seiner Kleidung (in der Taufe haben wir "Christus angezogen"), der besten Kleidung,
der Kleidung der Kindschaft Gottes -wenn wir uns blossgestellt fühlen, wie einst Adam.
Gott setzt uns ein, in Sein Erbe, das unverwesliche Erbe der Unsterblichkeit.
Und trotz all dieser Gaben will er unsere Freiheit: Er gibt uns den Siegelring der Freien.
Die Kirchenväter deuten es noch tiefer:
Die Schuhe weisen auf die Befähigung auf dem Weg (Christi) fortzuschreiten, das Siegel auf das Siegel des Heiligen Geistes.
Unser Vater bereitet uns das Freudenmahl -das Ostermahl, -die Göttliche Liturgie.
Auch wenn wir dem zweiten Sohne gleichen, der tief in seinen Alltag
verstrickt ist, und glaubt durch äusserliche "Anständigkeit"
immer im Sinne des Vaters gehandelt zu haben, und so zum Knecht seiner
Selbstgerechtigkeit geworden ist, und wenn wir, wie er, nicht
hineingehen wollen, um uns für das Freudenfest bereit zu machen,
so sucht uns doch der Vater heim:
"Da kam sein Vater heraus, und redete ihm zu"
Hören auch wir auf Gott, unseren Vater wenn er uns durch die Tradition der Kirche
jetzt in der Vorfastenzeit auf das österliche Freudenfest vorbereitet !
Ja, wir wollen nicht mehr fern der Freude der Gemeinschaft mit Gott,
fern dem wahren, von Ihm geschaffenen Leben des Paradieses, leben.
Ja, ich werde die Fesseln der Torheit lösen, die mir von Ihm
geschenkten Reichtuemer nicht mehr mehr mit Sündern verschwenden,
sondern mich aufmachen und zu meinem mitfühlenden Vater
zurückkehren.
An den Flüssen von Babylon saßen wir ...
gedenkend der Stadt des Herrn ...
Wie könten wir dem Herr ein Lied singen
in einem fremden Land ?
Sollte ich dich vergessen, o Stadt meines Gottes,
so verdorrt meine rechte Hand
so klebt meine Zunge am Gaumen
wenn ich Deiner vergesse,
wenn ich nicht Gottes Stadt über alle meine Freuden stelle ...
"An den Flüssen von Babylon ..."
~~~ Na Rekach Babylonskich ~~~
Chor des Klosters in Pyuchtiza
Erzpriester Alexander Schmemann:
(langjähriger Dekan der Orthodoxen Theologischen Akademie der USA St. VLADIMIR´s)
Rückkehr aus dem Exil
zum Sonntag vom Verlorenen Sohn
An diesem Sonntag der Vorbereitung auf die Fastenzeit hören wir das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32).
Zusammen mit den Hymnen dieses Tages erschließt uns dieses Gleichnis die Zeit der Reue als die Rückkehr des Menschen aus dem Exil.
Der verlorene Sohn, so hören wir, bricht auf in ein fernes Land und verschwendet dort alles, was er besitzt.
Ein fernes Land!
Das ist die einzig zutreffende Bezeichnung für unsere Bedingtheit als Mensch, die wir annehmen und zu der unseren machen müssen, wenn wir unseren Weg zu Gott hin beginnen.
Ein Mensch, der niemals diese Erfahrung gemacht hat, und sei es auch
nur für kurze Zeit, dass er in der Gottesfeme lebt und von dem
wahren Leben abgeschnitten ist, wird niemals verstehen, was es mit dem
Christentum auf sich hat.
Und jemand, der vollständig in dieser Welt und in dem Leben dieser
Welt »zuhause« ist, der nie von dem sehnsuchtsvollen Wunsch
nach einer anderen Wirklichkeit schmerzlich getroffen wurde, der wird
nie verstehen, was bereuende Umkehr ist.
Oft wird die bereuende Umkehr einfach
mit einer nüchternen und »sachlichen« Aufzählung
von Sünden und Übertretungen, einem
»Schuldbekenntnis« bei einer gerichtlichen Anklage,
gleichgesetzt.
Geständnis und Absolution werden als juristische Akte betrachtet.
Man übersieht jedoch etwas sehr Wesentliches, ohne das
weder das Schuldbekenntnis noch die Absolution eine wirkliche Bedeutung
oder Wirksamkeit erlangen können. Dieses »Etwas« ist
ganz genau das Empfinden des Verbanntseins von Gott, weit verbannt
von der Freude der Gemeinschaft mit ihm und fern dem wahren Leben zu
sein, das durch Gott geschaffen und geschenkt wird. Es ist in der Tat
leicht zu bekennen, dass ich an den vorgeschriebenen Tagen nicht
gefastet habe, dass ich meine Gebete vergessen habe oder jähzornig
gewesen bin. Eine ganz andere Sache ist es jedoch, wenn ich mir
unvermittelt eingestehen muss, dass ich Schande auf mich geladen und
meine geistliche Schönheit verloren habe, dass ich mich sehr weit
von meinem eigentlichen Zuhause, von meinem wahren Leben entfernt habe,
und dass ich in dem innersten Gewebe meiner Existenz etwas Kostbares,
Schönes und Reines in nicht wiedergutzumachender Weise
zerstört habe. Indessen bedeutet dies, und nur dies, die bereuende
Umkehr, und deshalb entsteht auch ein tiefgreifendes Verlangen,
umzukehren, zurückzugehen und jenes verlorene »Heim« wiederzufinden.
Von Gott habe ich wunderbare Reichtümer erhalten:
zunächst das Leben und die Möglichkeit, mich dessen zu erfreuen,
ihm einen Sinn geben zu können,
es mit Liebe und Erkenntnis ausfüllen zu können;
dann – in der Taufe –
das neue Leben in Christus selbst,
die Gabe des Heiligen Geistes,
den Frieden und die Freude auf das ewige Königreich.
Ich habe die Erkenntnis Gottes erhalten,
und in ihm die Erkenntnismöglichkeit einer jeden Sache,
und die Kraft, Kind Gottes zu sein.
Und dies alles habe ich verloren;
dies alles verliere ich ständig, nicht nur in den besonderen
»Sünden« und »Übertretungen«, sondern
durch die Sünde aller Sünden, indem ich meine Liebe von Gott
abwende und das »ferne Land« der Schönheit des Hauses
des Vaters vorziehe.
Aber die Kirche ist da, um mich daran zu erinnern, was ich aufgegeben und verloren habe.
Und während sie mir dies ins Gedächtnis zurückruft,
erinnere ich mich; so wie es das Kontakion dieses Tages ausdrückt:
»Fern von der Herrlichkeit des Vaters bin ich in meiner Torheit Fesseln umhergeirrt
und habe mit den Sündern die Reichtümer, die du mir anvertraut hattest, verschwendet.
So rufe ich mit dem verlorenen Sohn zu dir:
Barmherziger Vater, ich habe gegen dich gesündigt.
Nimm mich reuigen Sünder wieder auf und nimm mich an wie einen deiner Tagelöhner ... !«
Und während ich mich erinnere, spüre ich in mir das Verlangen und die Kraft zurückzukehren:
»... Ich werde mich aufmachen und zu meinem mitfühlenden Vater zurückkehren
und werde zu ihm unter Tränen sagen:
Nimm mich auf wie einen deiner Diener! «
In diesem Sinne singen wir heute den sehnsuchtsvollen Psalm 136:
An den Flüssen von Babylon saßen wir und weinten, Sions gedenkend...
Wie könnten wir dem Herrn ein Lied singen, in einem fremden Land?
Sollte ich dich, o Jerusalem, vergessen, soll meine Rechte verdorren!
Meine Zunge klebe an meinem Gaumen, wenn ich deiner vergesse,
wenn ich nicht Jerusalem über alle meine Freuden stelle ...
Das ist der Psalm des Exils. Die Juden sangen ihn während der
babylonischen Gefangenschaft, im Andenken an ihre heilige Stadt
Jerusalem. Er wurde seit jeher das Lied desjenigen, der sich seines
Verbanntseins in der Gottesfeme bewusst und hierdurch zu einem neuen
Menschen wurde: zu jemandem, den nichts von dieser gefallenen Welt
zufrieden stellen kann, da er seiner Natur und Berufung nach ein Pilger
des Allerhöchsten ist. Dieser Psalm wird noch zweimal, an den
beiden letzten Sonntagen vor der Fastenzeit gesungen. Und somit
offenbart sich die Fastenzeit als Pilgerfahrt und Bereuen,
als UMKEHR.
Schmemann, Alexander (Erzpriester
und langjähriger Dekan der Orthodoxen Theologischen Akademie der
USA St. VLADIMIR´s)
"Die Große Fastenzeit - Askese und Liturgie in der Orthodoxen Kirche"
Veröffentlichungen des Instituts für Orthodoxe Theologie, Bd. 2, München 1994
hier aus St. Andreas Bote
"An den Flüssen von Babylon ..."
~~~ Na Rekach Babylonskich ~~~
Chor des Klosters in Pyuchtiza
Sonntag der beginnenden FLEISCHENTHALTUNG
Sonntag vom Gericht
Apostel: 1 Kor 8:8 - 9:2
Evangelium: Mt 25: 31 - 46
Dieser Herrentag wird nach dem Evangelium "vom Gericht" oder nach der Tradition der Kirche "Herrentag der Fleischenthaltung"
(= APOKREO = MESOPUSTNA = Carne val) genannt. Mit dem Abendgottesdienst an diesem Sonntag beginnen die Gläubigen
sich in Fleischenthaltung zu üben.
In der folgenden Woche wird der Körper noch einmal mit Milch, Butter und Käse gelabt,
bevor danach am Abend des nächsten Sonntags die Grossen 40-tägigen Fasten vor der österlichen Festzeit beginnen.
Orthodoxe Mönche und Monialinnen verzichten auf Dauer auf die Ernährung durch Fleisch.
Während der Fasten enthalten sich auch die Laien. Der Verzicht auf Fleisch soll als ein Zeichen der Hoffnung
auf das Himmelreich verstanden werden. Im ewigen Friedensreich Gottes werden sich Seine Geschöpfe nicht mehr fressen
und gefressen werden(Jes 11: 6-9). Unser Fasten nimmt dieses Friedensreich im Glauben vorweg.
Die Apostellesung betont wieder einmal die wahrhaft christliche
Freiheit gegenüber allen religiösen Speisevorschriften:
Brüder, Speise wird uns nicht vor Gott bestehen machen;
weder fehlt uns etwas, wenn wir nicht essen,
noch gewinnen wir etwas, wenn wir essen"
(1 Kor 8:8 )
Die Grenze dieser Freiheit ist jedoch das Gewissen unseres
Nächsten, wenn er sich zu etwas verführen lässt, das ihm
schadet.
Das Evangelium stellt uns das Gleichnis vom Jüngsten Gericht vor
Augen. Mit der Symbolik vom Hirten, der am Abend des Tages die Schafe
von den Ziegenböcken sondert, werden wir auf das Kriterium dieser
für alle Ewigkeit wichtigen Entscheidung aufmerksam gemacht:
Erwählten wie Verworfenen,wird nach ihrem Tun Heil oder Unheil zuteil:
Aber sie erkennen erst jetzt, dass nicht die Befolgung irgendwelcher hochgesteckten abstrakten Prinzipien
sondern die Art ihres Verhaltens gegenüber dem Schwächeren Mitmenschen entscheidet !
Vor dem ewigen Gericht werden jene in das Reich Gottes eingehen, die ihre Liebe konkret an ihren Mitmenschen bewiesen haben:
an den Armen, den Gefangenen und den Kranken. Unsere bewiesene Liebe oder unsere erwiesene Lieblosigkeit entscheidet !
Sünde ist Trennung und Isolierung von Gott, da Gott der Absolut Liebende ist.
Und so wie Gottes Liebe zu uns konkreten unwürdigen menschlichen Individuen
sind wir zu konkreter Liebe zu jeder menschlichen Person aufgerufen, der uns Gott in unserem Leben begegnen läßt.
Die christliche Liebe ermöglicht uns in jedem Menschen, der uns
begegnet Christus zu sehen. Jeden Menschen, den Gott in Seinem
unerforschlichen und ewigen Plan in mein Leben geführt hat, und
sei es auch nur für einige Augenblicke, hat Er zu mir geführt
um mir Gelegenheit zu geben an Seiner Liebe zu allen Geschöpfen
teilzuhaben. Denn ist Seine Liebe nicht jene alle
Äußerlichkeiten, alle Andersartigkeit, alle Herkunft und
Intellektualität übersteigende Kraft die zur jeweils
einzigartigen personalen Wurzel seines menschlichen Seins
vorstößt, das wir getrost makellos und absolut sehen
dürfen: seine ihm vom Schöpfer eingehauchte Seele, die
wahrhaft göttliche Seite jedes Mitmenschen. Die christliche Liebe
ist tätige Bekräftigung dieses Glaubens. Und diese Liebe ist
so wie Gottes Liebe immer konkret. Wir sind damit nicht aufgerufen,
allgemein und abstrakt die "Menschheit" allgemein und nicht in Form
irgendwelcher Pläne für die Zukunft, die konkret gegen
einzelne Personen und in einer konkreten "Etappe" "über Leichen
geht", zu lieben, sondern immer die konkrete Person, die HIER und JETZT
vor uns steht !
Wir wissen, dass alle Menschen dieser personalen Liebe bedürfen - dem Erkennen ihrer einzigartigen Seele in ihnen,
in der sich die Schönheit der ganzen Schöpfung in einzigartiger Weise widerspiegelt.
Und so haben auch wir diese Liebe nötig:
Jetzt - und am Tage unseres Gerichtes !
Wir können das ewige Heil nicht erlangen, ohne die verzeihende Liebe dessen, der uns durch den Hauch Seiner Liebe
das Leben gegeben hat und Der uns dann daran messen wird, ob wir diese Liebe erhalten und weitergegeben haben.
Die Hymnen des heutigen Tages halten fest, dass wir, an diesem Massstab
gemessen, alle schuldig geworden sind vor Gott;
wir können Sein Erbarmen nicht verdienen, sondern nur erbitten.
Vorbereitet durch die vergangenen Herrentage sollen wir aber nicht
ängstlich abseits stehen, sondern dürfen wir darauf hoffen,
dass Gott, unser Vater, uns mit Macht, Weisheit und Güte zu
unserem Heil helfen will !
Wenn Du, o Gott, kommen wirst
auf Erden in Herrlichkeit
wird das All erzittern
und von Deinem Richterstuhl ein Feuerstrom ausgehen,
die Bücher werden geöffnet und das Verborgene wird offenbar.
Dann errette mich aus dem nie erlöschenden Feuer
und würdige mich,
zu Deiner Rechten zu stehen,
gerechtester Richter !
Kommet, lasset uns dem Herrn frohlocken,
jauchzen dem Fels unseres Heils !
Lasset uns vor Sein Angesicht treten
mit unserem Bekenntnis !
Mit Psalmen lasset uns Ihm zujubeln !
"Die
Tueren zur Umkehr, oeffne mir, Lebensspender !
..."
~~~ Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation: F.TSCHALJAPIN mit Chor der Russischen Orthodoxen Kathedrale Paris 1932 ~~~
Der Umkehr Pforten öffne mir,
Du, Der Du das Leben schenkst !
...
Denn durch schändliche Sünden habe ich meine Seele befleckt
und mein Leben in Nachlässigkeit vergeudet.
...
In Deiner Güte mache mich rein
durch Deine huldvolle Milde !
Sünde, UMKEHR, Reue und Vergebung in der Hl.Schrift
und die Bedeutung für uns.
Aus dem 2.Vortrag von Vater FJODOR Hölldobler, Herbstseminar 1998
Bischofsheim a.d.Rhön
* Quellenhinweis *
Als pastorale Grundlage zu unserem Thema aus der Hl. Schrift ist zunächst das Gebet zu beachten,
das der Priester zu Beginn der Beichte liest:
Hier wird der "büssende David" genannt, "der sich von seinen Verfehlungen bekehrt hat".
Das bezieht sich auf 2 Samuel 11: 14 - 27, wo David den Hethiter Uris
bei der Eroberung der ammonitischen Stadt Rabba umkommen lässt,
um in den Besitz seiner Frau Batseba zu gelangen, die er dann auch
heiratet und die ein Kind von ihm bekommt.
In 2 Sam 12: 1 - 14 wird geschildert, wie eines Tages der Prophet Natan
zu ihm kommt. Er kleidet sein Anliegen zunächst in eine Geschichte
von einem Reichen und einem Armen: Der Reiche hatte viele Schafe und
Rinder, der Arme hatte nur ein einziges Schaf,
das er sehr liebte. Da bekam der reiche Mann Besuch. Er nahm dem Armen
das Schaf weg, schlachtete es und setzte es seinem Gast vor.
Während Natan erzählt, wird David immer zorniger und ruft: "Der Mann soll sterben, der das getan hat."
Aber er muss sich sagen lassen, dass -er- dieser Mann ist: "Gott sagt dir: Ich habe dir alles gegeben, Sauls Tochter,
seine Frauen und seine Herrschaft. Du hättest noch mehr bekommen können. Warum musstest du Uris umbringen
und seine Frau heiraten ?" Natan ging, nachdem David seine Schuld eingesehen hatte, aber als Strafe sollte das Kind sterben.
An diese Stelle gehört nun der immer wieder neu ergreifende Psalm 50. David wurde krank vor Kummer.
Am selben Tag ist gemeldet worden, dass sein Sohn krank ist. Er betet und fastet, aber am siebenten Tage stirbt das Kind.
David war ohne Zweifel der modernste Staatsmann im Vorderen Orient
seiner Zeit. Er war kein orientalischer Despot,
sondern hing persönlich an der Überlieferung seines Volkes,
die aus der Wüstenzeit herkam. Er war Landsknecht, Künstler,
Gottsucher, Prophet und Fürst zugleich. In David verstand sich
Israel aufs neue von Gott erwählt und geführt. Aber in David
hatte alles Menschliche Raum, im Guten wie im Bösen, wie diese
Geschichte zeigt. Die Busse, zu der David fähig war, zeigt seine
Grösse als religiöser Mensch, als Prophet und Künder des
Bussgedankens.
Sodann wird Manasse genannt, dessen Bussgebet der Herr "angenommen"
hat. In 2 Chr 32: 21 - 33: 12 lesen wir, wie Jerusalem von den Assyrern
belagert wird. Hiskia bleibt Gott treu, indem er dem Propheten Jesaja
vertraut. Die Assyrer müssen abziehen, nachdem offensichtlich eine
Seuche im Lager ausgebrochen ist. Solange Hiskia lebt, wagen die
Assyrer keinen einzigen neuen Angriff auf Jerusalem. Nach seinem Tode
wird sein Sohn Manasse zum König gekrönt, da versuchen die
Baalsanhänger, ihn zur Abkehr von Gott zu bewegen. Manasse
hört auf ihren Rat und führt den Götzendienst in Juda
wieder ein. Er stellt sogar im Tempel Gottes ein Götzenbild auf.
Die Assyrer besiegen Manasse und nehmen ihn gefangen. In Fesseln wird
Manasse durch die Strassen von Jerusalem geführt. In Babylon wird
er ins Gefängnis geworfen. Im assyrischen Kerker überdenkt
Manasse, wie die Assyrer zur Regierungszeit seines Vaters Jerusalem
nicht einnehmen konnten, weil er Gott diente, und dass er selbst von
Gott abgefallen war. Er bereut seine Sünden und bittet Gott um
Vergebung. Eines Tages wird er vor den König von Assyrien
gebracht, der ihn nach Hause schickt, um Juda zu regieren.
Im Neuen Testament genannt wird "die Sünderin", der "die Schuld" von Jesus Christus vergeben wurde.
Gemeint ist die Frau, die ins Haus kam, als er Gast im Hause des
Pharisäers Simon war, Lk 7: 37. Die Erzählung vom Mahl beim
Pharisaär Simon wird von Lukas allein überliefert, ist jedoch
mit jener von Mt 26: 7 -13 verwandt, wo eine Frau im Hause Simons des
Aussätzigen in Betanien Jesu Füsse salbt. Dort ärgert
sich manch einer unter den Jüngern Jesu wegen der "Verschwendung",
hier hingegen der Pharisäer, weil die Frau eine Dirne ist, die mit
Jesus in Kontakt kommt. Diese Begebenheit ist Anlass für eine
bemerkenswerte Lehre des Evangeliums (7:47): Wer für viele
Sünden Verzeihung erlangt hat, wird viel Liebe zeigen.
Sodann wird der "bitterlich weinende Petrus" zitiert, dem der Herr die "Verleugnung nachgesehen" hat.
Die ergreifende Szene aus der Passion ist ja doch sehr bekannt.
Wenn wir nun die genannten Schriftstellen vergleichen, so sehen wir,
dass die genannten Sünden eine gemeinsame Wurzel haben.
Das ist einfach die Gottvergessenheit.
David, der es herrlich verstand zu singen: "Mein Hirt ist Gott der
Herr", dieser David dringt in die Herde ein wie ein Wolf und vergisst
den Hirten.
Manasse erliegt den Einflüsterungen seiner Ratgeber, die ihm
versprechen, dass er so reich und mächtig würde wie die
Assyrer, wenn er Götterbilder aufstellen lässt so wie sie,
und vergisst seinen Gott. Wer seinen Leib der Hurerei hingibt, der
vergisst, dass dieser ein Tempel Gottes ist ( 1 Kor 3: 16 ).
"Hütet euch vor der Unzucht ! Jede andere Sünde, die der
Mensch tut, bleibt ausserhalb des Leibes.
Wer aber Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib.
Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes
ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt ?" ( 1 Kor 6: 17 )
Als Petrus sagt: "Ich kenne diesen Menschen nicht !" hat er Ihn in diesem Augenblick tatsächlich nicht mehr gekannt.
Er hat alles vergessen aus der existentiellen Bedrohung heraus.
So sind auch wir als Sünder meist nicht grundsätzlich gegen
die Gebote Gottes eingestellt. Wir wollen meist auch seine
göttliche Autorität nicht anfechten wie Lucifer, aber in der
Stunde der Versuchung vergessen wir einfach, was vorher war, wie gut
der Herr zu uns war. Die dunkle Nacht der Sünde hält uns
gefangen.
Deshalb verwendet die Orthodoxie soviel Kraft auf die Heiligung der
Sinne, auf die Vergöttlichung der sinnlichen Sphäre, um dem
Menschen die Verführbarkeit durch die entsprechenden Anreize zu
nehmen.
Die Heilige Schrift ist voll von Beispielen der Gottvergessenheit:
Adam und Eva "vergessen" Gottes Gebot / Kain vergisst seinen
brüderlichen Auftrag / Noahs Zeitgenossen vergessen ihren
Schöpfer / die Turmbauer zu Babylon vergessen Gottes Allmacht /
Jakobs Brüder vergessen, dass Gott erwählt / die Israeliten
vergessen Seine Führung und beten das goldene Kalb an / zwei
Söhne des Aaron vergessen ihren priesterlichen Dienst und meinen
"Feuer ist Feuer" / das Volk vergisst seinen Ernährer und
wünscht sich zurück an die ägyptischen Fleischtöpfe
/ Aaron und Miriam vergessen, dass sie sich nicht mit Moses vergleichen
können und dass Er -ihm- das Volk anvertraut hat / Korah und
andere Gemeindevorsteher vergessen, dass Moses der von Gott
erwählte Führer ist und bestreiten seine Autorität, mit
dem Argument, die ganze Gemeinde sei heilig. / Vor der Schlangenplage
vergessen die Leute Gottes Wohltaten und lästern gegen das Manna /
im Gelobten Land vergessen sie wieder Gott und beten fremde Götter
an, die Kanaaniter können sie besiegen.
Die Gottvergessenheit durchzieht die ganze Geschichte des Gottesvolkes. Kaum ging es allen gut und sie lebten in Frieden
vergassen sie Gott und kehrten erst durch die Umstände belehrt zurück.
Für uns ist es auch sehr wichtig, die Zeichen zu erkennen, mit denen Gott unsere Umkehr fordert,
der Mensch kann durch allerhand Warnzeichen erkennen, dass er sich von Gott entfernt hat
und kann durch Busse der drohenden Strafe entgehen. Er wird umkehren und Aufnahme finden wie der Verlorene Sohn.
Die Rückkehr ins Vaterhaus geschieht durch das Busssakrament. Joh 20: 19 - 23 berichtet seine Einsetzung.
Das Gebet des Priesters bei, bzw. vor der Beichte zitiert Mt 18: 22, wo der Herr auf die Frage des Petrus hin sagt,
dass die Sünden siebenundsiebzigmal vergeben werden sollen. Der Neue Bund hat uns Gottes verzeihende Liebe nahegebracht
und der Priester, der die Macht hat, zu binden und zu lösen, wird sich in verantwortungsvoller Weise darauf einstellen .
"Die
Tueren zur Umkehr, oeffne mir, Lebensspender !
..."
~~~ Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation: F.TSCHALJAPIN mit Chor der Russischen Orthodoxen Kathedrale Paris 1932 ~~~
zur Link-Quelle: "http://www.musicarussica.com"
~~~vollständig:Chor der Christi-Verklärungskathedrale, Moskau /Regent Vladimir LVOV~~~
zur Link-Quelle: "http://en.liturgy.ru/zvuk/zvuk.php"
Sonntag vom VERLUST des PARADIESES
VERGEBUNGSSONNTAG !
BUTTERENTSAGUNG !
- am Abend des Sonntags:
BEGINN der GROSSEN 40-taegigen FASTEN
"Über die Vergebung" von Erzbischof Antonij von Surozh (London)
Apostel: Rm 13:11 - 14:4
Evangelium: Mt 6: 14 - 21
Das Evangelium dieses Sonntags, an dessen Abend die Grossen Fasten beginnen,
erinnert uns daran, dass wir Vergebung vom Herrn erst erwarten können,
wenn wir nicht selbst bereit sind, unseren Mitmenschen zu vergeben, was sie uns
an Verletzung zugefügt haben - und sie unsererseits um Vergebung zu bitten für das,
was wir bewusst oder unbewusst an ihnen gefehlt haben.
Darum findet an diesem Sonntagabend nach der Vesper in die Handlung des
Gegenseitigen Vergebens statt, wie sie am Schluss des Apodipnons in
Klöstern täglich geübt wird. In manchen Kirchen wird
dieser Ritus aus praktischen Gründen unmittelbar nach der Liturgie
ausgeführt. In den Häusern ist die Vergebung als Abschluss
der Karnevals- und Butterwoche mit einem Fest vor allem für die
Kinder verbunden, dabei werden zum letzten Mal die Milch- und
Butterspeisen genossen.
Die folgende Woche ist ganz dem intensiven Fasten gewidmet. Es beginnt die
fortlaufende Lesung aus dem Buch Genesis, die im Sündenfall und dessen Folgen mündet.
Mit dem Verlust des uns von Gott bereiteten Paradieses durch unsere selbstzerstörerischen Abwege
beginnt auch die Sehnsucht nach dem Ende der widernatürlichen Sünden und dem neuen Paradies.
Die dafür erforderliche Bereitschaft zur Umkehr wird in der kommenden Woche durch das Gebet des
heilsamen Busskanons des Hl.Andreas von Kreta gefördert. Wir fühlen mit,
dass wir mit unseren Sünden nicht allein sind, aber werden auch dazu ermutigt,
uns den Figuren des Bibel anzuschliessen, die den Mut fanden, Gott um Vergebung zu bitten,
und Ihm damit wieder nahe zu kommen.
Trotz -und vielleicht wegen- all unserer negativen Erfahrungen ruft uns die Apostellesung zu:
" Jetzt ist unser Heil näher als damals, da wir gläubig wurden.
Die Nacht ist vorgerückt, der Tag hat sich genaht "
(Rm 13:11 ff)
Für die Fastenzeit wird uns mitgegeben:
" Wer isst, soll den nicht verachten, der nicht isst;
und wer nicht isst, soll den nicht richten, der isst;
denn Gott hat ihn angenommen.
Wer bist du denn, dass du einen fremden Knecht richtest ?
Seinem eigenen Herrn steht oder fällt er - aber er wird stehen;
denn der Herr hat die Macht, ihn aufrecht zu erhalten "
(Rm 14: 3-4)
Und so erbitten wir in allem für den bevorstehenden Weg der Umkehr in den Grossen 40-tägigen Fasten
vom Herrn selbst Führung, Stärkung und Weisheit:
Führer auf dem Weg der Weisheit,
Urgrund des Verstandes,
Lenker der Unverständigen
und Beschützer der Armen,
festige, unterweise mein Herz, Gebieter.
Gib mir das Wort, Du Wort des Vaters !
Denn, siehe, nicht lassen ab
meine Lippen zu Dir zu schreien:
Barmherziger,
erbarme Dich meiner,
des Gefallenen !
(Kondakion)
Über die Vergebung
zum Sonntag der Vergebung
von Erzbischof Antonij von Surozh (London)
Zunächst: Verzeihen bedeutet nicht Vergessen; beides ist sogar im Grunde unvereinbar miteinander.
Wenn mir jemand ein Unrecht zugefügt hat, das ich vergebe und vergesse, dann sind wir beide in Gefahr,
dass das gleiche sich wiederholt, denn einerseits entsteht und vergeht diese Verzeihung auf der Stelle:
sie ist nichts Beständiges und auf die Zukunft hin Ausgerichtetes.
Etwas Vergangenes ist an eine Grenze gelangt, die es nicht überschreitet;
die Zukunft ist ohne Erfahrung aus der Vergangenheit.
Andererseits, wenn ich vergesse, vergesse ich zweierlei: wohl
vergesse ich das Unrecht, das mir angetan wurde, gleichzeitig aber auch
den Grund, aus dem es mir zugefügt wurde, und ich kann den
Betreffenden niemals vor der Versuchung bewahren, in die gleiche
Situation zurückzuverfallen.
Man muss sich erinnern, dass dieser Mitmensch, sobald er in jene bestimmte Lage versetzt wird,
diese bestimmte Schwierigkeit hat; folglich darf man ihn nicht wieder in dieselbe Lage bringen;
man muss die zurückbleibende Schwäche erkennen.
Darum ist es so wichtig, sich zu erinnern, denn das ist die einzige Möglichkeit das Verzeihen fortzusetzen.
„Ich habe dir deine ungeduldige Handlung verziehen, aber ich habe
dadurch entdeckt, dass diese bestimmte äußerung, jene Geste,
diese besondere Situation sie hervorrufen können.“
Es gilt, den andern vor diesen Situationen zu bewahren, solange, bis
man ihm geholfen hat die notwendige Kraft zu gewinnen, die Spannung zu
überwinden. Andernfalls stoßen wir unsere Mitmenschen
ständig neu in Situationen hinein, wo sie unfehlbar auf die
gleiche Weise reagieren werden, wie sie das Problem hervorrief.
Außerdem ist das Verzeihen eine besondere Weise, einen anderen Menschen anzunehmen.
Das beginnt in dem Augenblick in dem man sagt: „Ich nehme dich
an, so wie du bist. So wie du bist trage ich dich, wie man ein Kind
über eine schwierige Stelle hinwegträgt oder wie man ein
Kreuz trägt, aber ich weise dich nicht zurück. Zu sagen, dass ich dich annehme, so wie du bist, heißt keineswegs, dass du bist wie du sein solltest.“
Nur wenn man einen Menschen so annimmt, wie er ist, kann man ihm helfen sich zu ändern.
Aber man darf nicht zuerst fordern, er müsse sich ändern, um ihm zu versprechen, hernach werde man ihn lieben.
Im Russischen sagt man: „Liebe mich schwarz ! Wenn ich erst weiß bin, werden alle mich lieben.“
Es gibt nur Probleme wo der Mensch sie schafft. Ein Mensch aber, der Probleme schafft, muss so sehr geliebt werden,
dass er im Vertrauen den Glauben an sich selber wiederfinden kann, die Selbstachtung und jene schöpferische Hoffnung,
die ihm ermöglichen wird, sich zu ändern.
Folglich übernimmt man mit dem Verzeihen die Verantwortung für einen Menschen, so wie er ist,
mit der Hoffnung auf die Zukunft, jedoch ohne Bedingungen zu stellen!
Man verzeiht nicht unter Bedingungen. Es geht nicht an, einem Menschen „mit Bewährungsfrist“ zu verzeihen.
Das zeigt sich sehr deutlich im Gleichnis vom Verlorenen Sohn.
Der Vater fordert nichts; ihm genügt es, den Sohn wiedergekehrt zu
sehen, um zu wissen, dass er die Umkehr vollzogen hat, dass er
verändert zurückqekehrt ist. Verändert bedeutet ganz und
gar nicht vollkommen. Er mag sich verändert haben und dennoch
für eine lange Zeit für die Familie schwer erträglich
geworden sein. Dem Vater genügt es, dass sein Sohn wiedergekehrt
ist; was noch zu tun bleibt, kann man gemeinsam überwinden.
Das Verzeihen enthält vielerlei Elemente.
Zuerst muss einer kommen und um Verzeihung bitten oder doch wenigstens einen Schritt in diese Richtung tun;
es ist nicht schwer, zu verzeihen, wenn man glaubt, im Recht zu sein;
es ist auch nicht schwer, einen Schritt entgegen zu kommen, wenn man im Recht ist oder sich im Recht wähnt.
Darum muss derjenige, der im Recht zu sein glaubt, den ersten Schritt tun.
Eine Gebärde, ein unmerklicher Hinweis, dass eine Aussöhnung
erwünscht wäre, muss genügen, diesen Schritt zwingend zu
machen.
Dann aber muss ein solcher Versuch zur Versöhnung bedingungslos angenommen werden,
denn ein Mensch kann sich nur ändern im Maße der Hoffnung, die wir in ihn setzen, im Maße der Liebe,
die wir ihm zu geben vermögen und im Maß unseres Glaubens an ihn.
In einer Gemeinschaft stellt sich das Problem anders.
Die Tatsache, dass ein Mensch Mitglied einer Gemeinschaft ist, kann ein Problem bedeuten,
nicht nur für einen Einzelnen, sondern für eine ganze Gemeinschaft.
Dann muss die Gemeinschaft zu der zugleich kranken und heilenden Gemeinschaft der Kirche werden:
krank, weil jeder von uns ein Sünder ist und wir alle eine zutiefst beschädigte Gemeinschaft sind;
dennoch aber auch eine Gemeinschaft, die fähig ist Gesundheit zu vermitteln, zu heilen, das ewige Leben mitzuteilen.
Denn keine christliche Gemeinschaft besteht nur aus ihren sichtbaren
Gliedern: Christus ist in ihrer Mitte, der Heilige Geist ist ihr
gegeben, und ob es die Kirche in ihrer Gesamtheit oder eine kleine
Kirchengemeinde ist – in der Gemeinschaft sind Gott und Mensch
gänzlich für einander gegenwärtig, und wir können
in Gott die Kraft finden, die wir als Menschen nicht besitzen.
Unrecht nicht völlig zu vergessen ermöglicht eine Erfahrung, die wie wenig andere den Weg zur Demut freilegt.
Die Erfahrung, geliebt zu werden in vollem Bewusstsein dessen wie wir sind
– nicht trotzdem, oder weil man nicht wüsste, wie wir sind
– ist ein sehr herrliches Geschenk, das Anlass zu Dankbarkeit und
Demut wird und das aus unserem Leben ein demütiges Voranschreiten
im Gebet macht.
Doch muss die Verzeihung auch angenommen werden.
Oft meinen Menschen, keine Verzeihung annehmen zu können, weil sie sich selber nicht verzeihen können.
Selber können wir uns nicht verzeihen, aber wir müssen von einem anderen Menschen die Verzeihung annehmen können,
– mag vorgefallen sein was will – dass er uns zugetan bleibt; was eine wahrhaft unverdiente Gnade ist.
Und das ist schwer.
Viele Menschen vermögen auch in der Absolution Gottes Verzeihung nicht anzunehmen und können nicht absolviert werden.
Gott hat verziehen – aber sie haben die Absolution trotzdem nicht erhalten.
Es ist auch schwer, die Verzeihung unverdient anzunehmen.
Es kann demütigend sein. Aber wenn wir besser verstehen lernen, wenn wir zu geben lernen, lernen wir auch zu empfangen.
Einer, der sich selbst nicht verzeihen lassen kann, vermag auch selbst niemals zu vergeben.
Einer, der nicht annehmen kann, geliebt zu werden, anerkannt zu werden, Hingabe zu empfangen,
kann auch seinerseits nicht lieben, anerkennen, Hingabe aufbringen, denn derlei geschieht wechselseitig.
Unverdient zu empfangen lernt man in staunender Freude, Demut und Dankbarkeit, mit der wir eine unverdiente Gabe beantworten.
Und haben wir das erst entdeckt, können auch wir zu schenken beginnen ohne uns darum dem Empfangenden
gegenüber überlegen zu fühlen.
Natürlich ist unser Verzeihen nicht Gottes Verzeihen.
Doch müssten wir lange warten, bis wir so zu verzeihen vermöchten. Aber wir können damit beginnen zu lernen,
uns gegenseitig in all unserer Begrenztheit anzunehmen. Es ist schwer, um Verzeihung zu bitten,
es ist auch nicht leicht, zu verzeihen, doch Verzeihung zu verweigern ist ebenfalls schwer.
Am Sonntag vor der Großen
Fastenzeit, nach dem Verzeihungsgottesdienst, der ein Gottesdienst der
Buße und der Hoffnung ist, sollen alle Glieder einer Gemeinschaft
einander um Verzeihung bitten.
Jahrelang habe ich die Leute ermuntert, einander zu vergeben;
dann habe ich beobachtet, wie sie mit Wärme und Enthusiasmus Leute um Verzeihung baten, die sie niemals beleidigt hatten;
aber sie bewiesen sehr viel mehr Zurückhaltung bei anderen, von denen sie selber Verzeihung zu erhoffen hatten;
und schließlich sah ich sie denen den Rücken kehren, die keinerlei Bedürfnis hatten ihnen zu verzeihen,
weil sie sich ihnen gegenüber tatsächlich allzu rüde verhalten hatten.
– Da habe ich zunächst verlangt, dass niemand Verzeihung von
jemand erbitten sollte, den er nicht darum bitten wollte,
– weil er noch zu keinem Frieden mit ihm gefunden hatte.
Dann sollten sie sagen: „ich bitte Sie nicht um Verzeihung, weil
meine Einstellung sich noch nicht geändert hat. Wenn Sie mir
verzeihen ändert das nichts; ich verabscheue Sie und habe die
Absicht, Sie auch weiterhin zu verabscheuen.“
Und von denen, deren Verzeihung man erbat, die sie nicht gewähren konnten dass sie antworten sollten:
„Ich bin sehr bekümmert, aber mein Herz ist noch zu schwer,
ich bin noch zu bitter, ich kann Ihnen noch nicht verzeihen.“
Dann aber wurden beide Parteien aufgefordert, sich in der Beichte vor Gott hinzustellen und ihm zu sagen:
„Herr, ich erwarte von Dir jetzt Vergebung. Selber Vergebung zu
gewähren, verweigere ich. Ich erwarte einen Schritt auf mich zu,
lehne es aber selbst ab diesen Schritt zu tun .....“ Jemandem zu
sagen, „Ich lehne es ab, zu verzeihen,“ wirkt so
erschütternd, dass die Menschen zu denken beginnen. Gesagt zu
bekommen, „ich kann dir nicht mit Überzeugung
vergeben“ ist ebenfalls erschütternd.
Wenn in einer Gemeinschaft der Mut aufgebracht wird, wenigstens so aufrichtig zu sein, dass man es fertig bringt,
zu sagen: „Ich bin nicht imstande dir zu verzeihen;
das heißt nicht, dass du so schlimm bist, dass ich dir nicht verzeihen könnte, sondern, dass ich so schlimm bin,
es nicht fertig zu bringen, dir zu verzeihen“, dann wird derjenige, der nicht verzeiht,
Gegenstand der Sorge und der Fürbitte der Gemeinschaft, mehr als der andere, dem die Verzeihung verweigert wird
– solange, bis er Verzeihung erbitten kann.
Wenn uns ein Mensch begegnet, so ist das niemals ein zufälliges Zusammentreffen.
Dieser Mensch muss in unserer Gegenwart, unserm Blick, der Art, wie wir ihn behandeln,
der Art, wie wir auf der Straße an ihm vorübergehen, eine Gottesgegenwart, lebendiges Gebet spüren.
Jemand kommt, stets ist er mir ein Gesandter des Herrn: ob er mit einer Botschaft kommt oder mit ausgestreckter Hand
– wir sind aufgerufen, eine Liebestat zu tun, eine Tat christlicher Liebe.
Jeder Umstand, dem wir im Leben begegnen, ist gottgewollt, wir sollen in die Situation eintreten
und Gott gegenwärtig machen durch unsere Gegenwart und unser Gebet.
Ob ein Leben erfolgreich ist oder nicht macht wenig aus im Hinblick auf das Gebet.
Was auch kommen möge, vor jeder neuen Situation können wir bitten:
Herr, gib mir Einsicht,
gib mir ein Herz, das fähig ist, zu antworten,
gibt mir den rechten Willen,
sei gegenwärtig in dem was hier geschieht.
Wenn ein anderer spricht,
können wir ständig beten und den Herrn bitten, uns verstehen
zu lehren, nicht nur die Worte, die ausgesprochen werden, sondern das
tiefe Bedürfen, die Wirklichkeit, die sich hinter den Worten
oftmals verbirgt. Und wenn die Zeit gekommen ist und der andere nicht
mehr spricht, kann man so lange schweigen und beten, bis man etwas zu
sagen weiß; und wenn einem dann ein Gedanke gekommen ist, der die
Klarheit und Gewissheit der Dinge hat, die von Gott kommen, –
dann können wir ihn vorbringen und hernach Gott bitten, er
möchte für den anderen Menschen bewirken, was wir nicht zu
bewirken vermögen, er möchte, wenn wir einen Irrtum begingen,
ihn uns verzeihen und ihn heilen, und wenn der Mensch gegangen ist,
weiter für ihn beten.
Die Art, wie man eine Frage stellt,
die Art, wie man zuhört, wie man eine Entfaltung möglich oder
unmöglich macht, ist so wesentlich.
Einen Menschen, der nichts zu antworten weiß und sich
schämt, – mit dem Gefühl zurückzuschicken,
völlig versagt zu haben
- oder doch mit ein wenig Hoffnung und der Freude, jedenfalls als Mensch angenommen worden zu sein.
Alles kann im Gebet verankert sein.
Man kann lernen, sich der Gegenwart Gottes ständig bewusst zu werden, mit einem klaren, lebendigen Gefühl,
ihm zugewandt bleiben; jedoch immer mit voller Aufmerksamkeit; denn es ist vielfach Unaufmerksamkeit,
die nach und nach die Wirklichkeit aller Dinge zerstört...
Übersetzung aus dem Englischen: Irene Hoening
hier aus St. Andreas Bote
FESTE UND
SONNTAGE
IM GLANZ DER OSTERFREUDE
und der
SEHNSUCHT nach der VOLLENDUNG
im
HEILIGEN GEIST

zum Freitag der lichten Woche nach Ostern
Die Feier der Lebensspendenden Quelle der Gottesmutter
zum Thomassonntag:
Der Hl. Apostel Thomas und die Wahrheit (von Erzbischof
Stylianos von Australien)
zum Sonntag der myrhontragenden Frauen:
"Als Erstes begegnet der Auferstandene den Frauen" (Predigt
des Hl. JOHANNES Goldmund)
"Gedanken zu den Heiligen Frauen in den Tagen nach Ostern
(Eva Catafygiotu Topping)"
2. Sonntag
nach der Auferstehung - Thomassonntag
3. Sonntag
nach der Auferstehung - von den Myrrhonträgerinnen
4. Sonntag
nach der Auferstehung - vom Gelähmten am Teich von Bethesda
5.
Sonntag nach der Auferstehung - von der Samariterin
6. Sonntag nach der Auferstehung - vom erleuchteten Blinden
HIMMELFAHRT unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus
7.
Sonntag nach der Auferstehung
Die Feier der Lebensspendenden Quelle der Gottesmutter
zum Freitag nach Ostern
*Quellenhinweis*
Während
der ganzen Lichten Woche wird in allen Gottesdiensten der Kirche nur
die Freude von der Auferstehung des Heilands verkündet.
Anlässlich aller Gottesdienste, sogar der Begräbnisse, wenn
sie in dieser Woche stattfinden, verharren wir in der
Auferstehungsfreude. Trotzdem hat die Kirche am Freitag der Lichten
Woche noch eine freudebereitende Botschaft für uns. Sie stellt uns
nämlich die Gottesmutter dar, welche der Anfang unserer
Erlösung ist. Der Platz dieses Festes ist ein Beweis für die
Ehre, welche die Kirche der Gottesmutter bringt. Diese Feier ist ein
Zeugnis für uns, dass die Kirche dort, wo sie den auferstandenen
Christus verkündet, auch die verkündet, aus welcher er
Fleisch annahm, diejenige, die der Anfang seines Erlösungswerkes
war.
Die
Mutter Gottes wird in dieser Feier als Quelle der seelischen und
leiblichen Heilung vorgestellt, als zu uns dauernd fließende
Gabenquelle, als Wunderquelle, über deren Genuss wir uns freuen.
Dieser Vergleich hat seinen Ursprung an einer wirklichen Quelle, durch
welche die Gottesmutter viele Heilungen bewirkt hatte und wo der Kaiser
Leon der Große eine Kirche zu Ehren der Gottesmutter erbauen
ließ. Die Kirche ist nachher von Justinian, Basilius dem
Mazedonier und seinem Sohn, Leon dem Philosophen, erneuert worden. Die
Feier ist als Gedenktag der Erneuerung dieser Kirche entstanden und
wird bis heute gefeiert. Im Verlauf der Zeit aber wandelte sich die
Feier der Kirchenerneuerung immer mehr in ein Fest der Gottesmutter um,
welche die Quelle aller durch Wasser geschehenen Heilungen ist.
Was versteht man unter der „lebensspendenden Quelle der Gottesmutter“?
Angefangen
am Ostersonntag, hört man in der Kirche eine Woche lang nur ihren
Aufruf, uns zu freuen über die aus dem Grabe Christi, dem Quell
der Unverderblichkeit zu uns strömenden Gaben:
„Wohlan,
neuen Trank lasst uns trinken, nicht Wundertrank aus dürrem
Felsen, nein, der aus dem Grabe Christi strömenden
Unvergänglichkeit Born, in welchem wir Kraft erlangen.“
So,
wie wir Christus Quell des Lebens, des lebendigen Wassers, der
Unvergänglichkeit und der Unsterblichkeit nennen, so nennen wir
auch die Gottesmutter:
„Quelle,
aus welcher alles Gute strömt und uns allen die Huld
fließt“ „himmlisches Manna und göttliche Quelle
des Paradieses“ , Quelle voller „Wunder, die bereit
zufließen sind“.
Am
Freitag der Lichten Woche ruft uns die Kirche, um auch aus dieser
Quelle, aus diesem Gnadenwasser zu trinken, um aus dem überfluss
von Huld und Barmherzigkeit zu kosten, welcher aus der immer
sprudelnden Quelle der Gottesmutter zu uns kommt:
„Ihr
Kranken, schöpft das Heilungswasser, weil die Allreine aus der
göttlichen Quelle den wahren Genuss ausgießt und den
Wonnestrom herausfließen lässt. Deswegen trinken wir
gläubig aus dem im überfluss vollen Brunnen.“
Wenn
wir die beiden Quellen und das von ihr herausfließende Wasser
näher betrachten, bemerken wir, dass es sich um dasselbe
erlösende und heilende Wasser handelt, welches aus einem einzigen
Quell, Gott, hervorfließt, was die Festgottesdienste klar
hervorheben:
„Freue
dich, Maria, du, die edelste des Menschengeschlechtes, Allreine. Freue
dich, weil der Schöpfer des Alls wie ein Tropfen auf dich herabkam
und dich als unsterbliche Quelle zeigte, du göttliche Braut."
„Als erhellte und geheiligte Lade des Gebieters des Alls kenne
ich dich, Jungfrau und Quelle der Unvergänglichkeit, welche das
Wasser, Christus, hervorquellen lässt, aus dem wir trinken."
Der
Ursprung des Wassers der Unsterblichkeit ist Gott. Er ist auf die
Gottesmutter wie ein Tropfen herabgekommen und hat sie zu einer Quelle
gemacht, die unseren Durst stillt. Das Menschsein der Gottesmutter
wurde von der Gottheit des Wortes geheiligt, durch dessen Wohnungnehmen
in ihr, und darum ist sie voll von Gnade, deshalb lässt sie auch
uns das Wasser der erhaltenen Gnade, das Wasser der Erlösung,
hervorquellen.
Die Gaben oder die Wirkung der Quelle
Die erste und größte der Menschheit geschenkte Gabe der
Mutter Gottes war ihr Sohn. Durch ihre Reinheit und Verfügbarkeit
ermöglichte die Gottesmutter die Menschwerdung Christi als
völlige Initiative Gottes. Dank ihrer Reinheit und
Verfügbarkeit und ihrem erhaltenen und nachher der Welt
weitergegebenem Geschenk wurde die Mutter Gottes zu einer reichlichen
Gabenquelle für die ganze Menschheit. In den Gottesdiensttexten
dieses Festes wird sie mit einem fruchtbaren Feld verglichen, das dank
des göttlichen Regens reichliche Früchte trägt:
„Wunderbare
und erstaunliche Werke vollbrachte der Gebieter der Himmel in dir,
Allreine. Von oben her tropfte er wahrhaft wie ein Regen in deinen
Schoß, göttliche Braut, und machte dich zu einer Quelle, aus
welcher alles Gute herausfließt und die allen, die Stärkung
des Leibes und Gesundheit der Seele brauchen, durch das Wasser der
Gnade in Form von vielen Wundern deine Huld ausgießt.“
Christus
bediente sich seiner Mutter wie eines ehrwürdigen
Gefäßes, um über uns seine Wohltaten auszugießen.
Sie ist die Hoffnung der Sterblichen auf Gott, das feste Fundament des
Glaubens, der Turm der Jungfräulichkeit und die Pforte des Heils.
Durch sie wurde das Paradies geöffnet, sie beseitigte den Makel
der Sünde, durch sie siegen die Christen und verfallen die Feinde.
Die Gottesmutter heilt unsere Seelen. Von ihr aus, wie von einer
dauernd fließenden Quelle, werden die Wohltaten ausgegossen,
welche wie das frische Brunnenwasser die Gläubigen laben.
„Heilbäche
lässt du aus deiner Quelle herausfließen denen, die
gläubig zu dir eilen, göttliche Braut. Umsonst gibst du den
Kranken reichliche Heilungen. Den zu dir kommenden Blinden schenkst du
klares Sehen, die Humpelnden machst du aufrecht und die Gelähmten
stark. Den Toten hast du auferstehen lassen und das Leiden vieler
Wassersüchtiger und Kranken geheilt.“
„Wer
wird deine Kraft beschreiben können, du Quelle, die du voll von
Wundern viele und übernatürliche Taten in deinen Heilungen
vollbringst? Welch große Gaben, die du allen verschenkst! Denn
nicht nur die schweren Krankheiten der zu dir Kommenden hast du
liebevoll verjagt, sondern du nimmst auch die seelischen Leidenschaften
hinweg, Allreine, und dabei offenbarst du dein großes
Erbarmen.“
In
seiner Allwissenheit wusste Gott, dass wir mutiger zu jemandem, der uns
ähnlich ist, kommen können, um so mehr zu einer liebenden
Mutter. Deswegen schenkte „der Spender der Güter“ der
ewig Seligen eine Menge seiner Gaben, die sie uns unseren
Bedürfnissen entsprechend weiterschenkt.
„Alle
Gläubigen heilst du: Die Fürsten, die Leute aus dem Volk, die
Armen, die Führer, diejenigen, die unter Not leiden oder
überfluss haben, allen lässt du, Quelle, das Wasser wie ein
einziges Heilmittel zufließen.“
Für
uns ist die Gottesmutter immer eine Stütze, eine nicht
täuschende Hoffnung, zu der wir eilen, sooft wir in
Bedrängnis sind, und bei der wir jedes mal Hilfe finden und uns
dadurch freuen.
„Du
erfreust übernatürlich, Jungfrau, die Gläubigen, wenn du
aus dem ewigen Quell ihnen die Gnade herausfließen lässt und
ihnen dabei Kraft über die Feinde, ständigen Sieg,
Gesundheit, Frieden und Erfüllung aller Bitten gibst.“
Wir angesichts der lebensspendenden Quelle
Die
Orthodoxe Kirche glaubt an die Vermittlung der Gottesmutter und verehrt
sie wie eine Hochgeehrte und Allheilige. Die Verehrung der Gottesmutter
ist auf ihr Mitwirken an der Menschwerdung Christi, sowie auch auf ihre
Vermittlung und ihre Hilfe als von ihrem Sohn untrennbare Mutter der
Kirche begründet. Am Freitag der Lichten Woche, wenn wir der
lebensspendenden Quelle der Gottesmutter gedenken, haben wir die
Gelegenheit, uns in der Anwesenheit derer zu fühlen, vor der die
ganze Schöpfung sich freut und staunt. Wir stehen auch vor der
Gottesmutter und bewundern ihre Größe und die vielen
Gnadentaten, derentwegen wir uns freuen.
„Wer
wird deine Kraft beschreiben können, du Quelle, die du voll von
Wundern viele und übernatürliche Taten in deinen Heilungen
vollbringst? Welch große Gaben, die du allen schenkst! Denn nicht
nur die schweren Krankheiten hast du liebevoll verjagt, sondern du
wäschst auch die seelischen Leidenschaften, Allreine, und dabei
offenbarst du dein großes Erbarmen.“
Wir
bleiben nicht nur beim Staunen angesichts der Gottesmutter, sondern
ihrer Wundertaten eingedenk, preisen wir sie selig und bringen ihr
Lobgesang:
„Freue dich, du Quelle, die du das Leben trägst und den Meeren gleich über alle Welt Wunder ausgießt;
du Wolke, die reicher an Gaben als die Ströme des Nils ist;
der zweite Schiloach, welcher das Wasser wie aus einem Stein
herausfließen lässt und die reinigende Wirkung des Jordans
hat;
erlösendes Manna, welches den Reichtum im überfluss hat, für diejenigen, die es suchen;
Mutter Christi, Jungfrau,
welche du der Welt großes Erbarmen darreichst.“
Der Festikos ist eine wunderschöne Lobhymne zur Mutter Gottes:
Allreine Gottesgebärerin, die du unaussprechlich das ewige Wort des Vaters geboren hast,
öffne meinen Mund, Hochgeehrte,
mach mich zu einem deiner dich Lobenden,
damit ich dich preise und deiner Quelle so singe:
Freue dich, du Quelle der unaufhörlichen Freude;
freue dich, du Ausgießung der unaussprechlichen Schönheit.
Freue dich, Erlösung von allerlei Krankheiten;
freue dich, überwindung verschiedener Leidenschaften.
Freue dich, allreiner Strom, welcher die Gläubigen heilt,
freue dich, vorzügliches Wasser für die Kranken auf vielerlei Weise.
Freue dich, Wasser der Weisheit, welches die Unwissenheit vertreibt;
freue dich, des Herzens Wein gemischt aus Lilienparfüm.
Freue dich, des Manna spendender Lebensbecher;
freue dich, reinigendes Bad und Nektar aus der göttlichen Quelle.
Freue dich, die du überwindungsmöglichkeit der Schwachheit offenbarst;
freue dich, du, die du die Flamme der Leidenschaften auslöschst.
Freue dich, erlösungsbringendes Wasser!“
Es ist ein Ruf, der aus der Fülle unserer Freude entspringt,
eine Huldigung, die wir unserer göttlichen Mutter bringen. Es ist
unser Lob, das wir unserer Mutter, die wir mit unseren geistlichen
Augen sehen, bringen. Gleichzeitig bitten wir sie, dass ihre
lebengebende Quelle auch über uns fließt, damit sie uns im
Gebet Beistand sei und uns vor Leidenschaften bewahre:
„Lass mir jetzt,
Jungfrau, du Quelle, Gottesgebärerin,
ein Wort der Gnade herausquellen,
damit ich deine Quelle lobe,
die den Gläubigen Leben und Gnade aufgehen lässt,
weil du das hypostatische Wort hervorgehen ließest.“
„Immer tötet mich der Feind mit den Antrieben der Genüsse,
Gebieterin. Du, Quelle, Gottesgebärerin,
übersehe mich nicht,
eile mir zu Hilfe
und befreie mich von seinen Fallen,
damit ich dich lobe, ewig Gebenedeite.“
Die
Anwesenheit der Jungfrau bringt viel Menschlichkeit ins Leben des
Christentums. Durch sie wird der Himmel erhellt, er wird sensibler,
weil sich dort eine Mutter befindet, die neben Gott ist, welche dank
seiner Gutwilligkeit einerseits auf ihn Mutterautorität hat, wenn
sie für uns bittet, und andererseits Mutterzärtlichkeit
angesichts unserer Schwierigkeiten!
Vater
Serafim Pâtrunjel, Die Orthodoxe Spiritualität der
Osterzeit, Kommentar zum Pentekostarion, Würzburg 1998, S. 130-134
hier aus St. Andreas Bote
Der Hl. Apostel Thomas und die Wahrheit
von Erzbischof Stylianos von Australien
*Quellenhinweis*
Wenn
Ostern der Höhepunkt des ganzen Kirchenjahres ist, dann ist der
Sonntag nach Ostern, den die Kirche „Antipascha“ oder
„Sonntag der Erneuerung“ nennt, eine „Erneuerung der
Auferstehung. Er kann mit Recht sowohl der erste als auch der achte Tag
genannt werden. Der achte Tag, weil er acht Tage nach Ostern gefeiert
wird, und der erste, weil er Anfang der anderen ist. Der achte, weil er
als Vorbild des abendlosen Tages der künftigen Welt betrachtet
wird, des Tages welcher der erste und einzige sein wird, weil keine
Nacht ihn mehr zertrennen wird“ (Synaxarion zum Thomas-Sonntag).
Deshalb sollte er auch als wichtiger als die anderen Sonntage gesehen
werden.
Es
ist nur folgerichtig, dass an diesem hervorragenden und großen
Tag die Kirche das Gedächtnis für einen Heiligen angesetzt
hat, der auch über den entsprechenden geistigen Glanz
verfügt. Daher feiern wir an diesem Sonntag das Gedächtnis
des Hl. Apostels Thomas und deshalb ist dieser Sonntag auch als
„Thomas-Sonntag“ bekannt. Allerdings scheint dieser Apostel
im Volksglauben der verrufenste Jünger Jesu zu sein. Unglauben war
als Beschuldigung sogar bei den Wüstenvätern mehr als jede
andere Sünde gefürchtet. Der Hl. Petrus, der in einem
Augenblick menschlicher Schwäche Christus verleugnete, wurde aber
nicht als Ungläubiger oder Verräter bezeichnet, im Gegenteil.
Aber der Hl. Thomas wurde, ohne wirklich ohne Glauben gewesen zu sein,
der „ungläubige Thomas“ genannt und wurde für
alle Zeit das Symbol für Unglauben und Zweifel par excellence.
Klar ist aber doch, dass eine solche Charakterisierung mit einem
Apostel und Heiligen unvereinbar ist. Was stimmt also? Irgendetwas muss
in der Erzählung fehlen oder nicht beachtet sein, dass wir die
geschilderten Ereignisse nicht in der richtigen Konsequenz sehen
können.
Um
den richtigen Blickwinkel zu finden und den Widerspruch zu verstehen,
müssen wir etwas sorgfältiger untersuchen, was denn genau das
Verhalten des Hl. Thomas gegenüber dem Auferstandenen war und wie
Christus Selbst dieses Benehmen gesehen hat. Dazu benutzen wir den Text
des Evangeliums (Joh 20,19-29).
Wir erinnern uns, dass die Jünger sich versammelt und „aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten“. Da kam Jesus und trat in ihre Mitte. Bevor er ihnen „seine Hände und seine Seite“ zeigte, damit sie erkannten, dass es wirklich Er war, der gekreuzigt worden war und nicht irgendein Geist, sagte er zu ihnen „Friede sei mit euch!“
In diesen beiden Worten (εἰρήνη ὑμῖν) liegt
der Schlüssel für die Lösung des geschilderten Problems.
Friede war die unerlässliche Voraussetzung und die einzige Macht,
die die Panik und Verwirrung, hervorgerufen durch das Miterleben der
Passion, beseitigen konnte. Nur der Friede würde es den
Jüngern ermöglichen das Mysterium der Auferstehung ohne allen
Zweifel zu akzeptieren. Deshalb überträgt Christus Seinen
Frieden auf die Jünger, bevor er Seine Hände und Seine Seite
als Beweis zeigt. Dann war es nur natürlich, dass „sich die Jünger freuten, dass sie den Hern sahen.“
Aber, Thomas war bei diesem ersten Treffen nicht dabei. Als er die anderen Jünger sagen hörte „wir haben den Herrn gesehen“,
konnte er weder Furcht noch Verwirrung aus seiner Seele verbannen. Mehr
noch, da er mit sich selbst wie auch mit seinem Meister ehrlich sein
und nicht nur ein Lippenbekenntnis ablegen wollte, machte er die
direkte Erfahrung mit dem Auferstandenen zur Bedingung für seinen
Glauben. Als „acht Tage darauf“ die Jünger wieder versammelt waren, war „Thomas dabei“ und Jesus erschien in ihrer Mitte und wiederholte die Worte und Gesten Seines ersten Kommens. Er beginnt wieder mit den Worten „Friede sei mit euch!“, damit auch das verhärtete Herz des Thomas befreit werde. Und gleich danach sagt er zu ihm „Streck
deine Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand
aus und leg sie in meine Seite, und werde nicht ungläubig, sondern
gläubig!“
Nun müssen wir uns eine Reihe wichtiger Einzelheiten ansehen:
Obwohl
der Hl. Thomas aufgefordert wird, Christus zu berühren, wagt er es
nicht. Vielleicht wäre es richtig zu sagen, dass es nicht
länger nötig war. Er hat seinen Frieden erhalten und kann nun
frei von Furcht sehen und glauben.
Als
ihn Christus auffordert ihn zu berühren sagt Er zum Hl. Thomas
nicht „sei nicht ungläubig“ sondern „werde nicht
ungläubig“ (μὴ γίνου ἄπιστος), d.h. dass Er ihn nur vor einem möglichen und nicht vor einem existierenden Unglauben bewahrt.
Christus beschließt das Gespräch mit der bewegenden Aussage „weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“.
Wir sehen hier, dass Er Thomas weder beschuldigt noch rügt nur
nach Seinem Anblick zu glauben. Auch die anderen Jünger hatten
sich erst gefreut, als sie, wie schon erwähnt, den Herrn gesehen
hatten. Jedenfalls wollte der Herr Seine Jünger daran erinnern,
dass der Mensch von Gott eine Fülle anderer Fähigkeiten und
Gefühle erhalten hat, nicht nur die Augen! Wenn schon die Alten
wussten welch trügerische und unzuverlässige Zeugen
„die Augen und Ohren“ für die Sterblichen sind, dann
hatte der Gott-Mensch um so mehr das Recht an die Priorität dieser
tieferen Wurzeln zu erinnern, die der Mensch hat um die Wahrheit zu
erkennen. Deshalb hält er die, die diesen tieferen Wurzeln
vertrauen für selig, ohne in irgendeiner Weise diejenigen zu
verurteilen, die ihre fünf Sinne gebrauchen, die ja auch von Gott
gegeben sind.
Es
ist typisch, dass der Hl. Thomas nicht einfach zufrieden war, sich wie
die anderen Jünger zu freuen, als er den Auferstandenen sah. Sein
Gefühlsansturm und seine Lauterkeit veranlassten in ihm das
Verlangen, mit den Fingern die offenen Wunden Christi zu berühren,
um Ihm dadurch wieder irgendwie körperlich nahe zu sein. Und seine
überschwängliche Natur veranlasste ihn zu dem
unvergleichlichen Bekenntnis „Mein Herr und mein Gott!“.
Ein Bekenntnis, das kein anderer Augenzeuge der Auferstehung machen
konnte, nicht einmal die zärtlichen und ausdrucksvollen Frauen,
die als Erste den Herrn sahen.
Wir
müssen auch sehen, dass dieses Bekenntnis des Hl. Thomas nicht nur
eine allgemeine und leichtfertige Anerkennung der Göttlichkeit
Christi war, sondern die persönliche Bekräftigung und die
bedingungslose Hingabe der ganzen Existenz des Jüngers an seinen
Meister, der den Tod besiegt hatte. Diese völlige Hingabe an die
Fülle der göttlichen Macht wird durch das Wort
„mein“ in Bezug auf den Auferstandenen ausgedrückt.
Nach
all dem wird klar, dass der Hl. Thomas (der während der drei Jahre
des öffentlichen Wirkens des Gott-Menschen keineswegs aufgefallen
war wie andere Jünger, wie Petrus, Jakobus und Johannes) nun wegen
der Auferstehung Christi und seinem Verhältnis dazu in den Augen
aller Gläubigen und der Geschichte als etwas Besonders gesehen
wird. Diese Besonderheit ist aber nicht negativ, wie man aus einer
oberflächlichen Wertung der Ereignisse schließen
könnte, sondern positiv. Er fällt auf und ist nicht mehr
völlig gleich mit den anderen Jüngern (denn er brauchte auch
nicht mehr als die anderen um zu glauben), er fällt dadurch auf,
dass er mit seinem leidenschaftlichen und einzigartigen Bekenntnis
sozusagen „das höchste Gebot“ für das Mysterium
der Auferstehung abgegeben hat. Die Kirche ehrt ihn daher rechtens als
Apostel und Heiligen und hat richtigerweise die Feier seines
Gedächtnisses auf einen so hervorragenden Sonntag im Jahr gelegt.
Nun
bleibt uns nur noch die Beantwortung der letzten Frage. Wenn man alle
diese positiven Argumente betrachtet, warum hat der Volksglaube dann
einen Apostel dieser Bedeutung und trotz seines leidenschaftlichen
Bekenntnisses den „ungläubigen Thomas“ genannt? Zuerst
muss man festhalten, dass die Volksfrömmigkeit (die spontan und
anspruchslos die tiefere gemeinsame Erinnerung und das Bewusstsein des
einen Volkes Gottes ausdrückt) keinem solch schreienden Irrtum und
keiner solchen Ungerechtigkeit unterliegen könnte. Wir müssen
vielmehr annehmen, dass der unverbrüchliche Glaube und die Hingabe
der Volksfrömmigkeit an die Person des Gott-Menschen nicht einmal
die Spur eines Vorbehalts, und sei es nur für einen Augenblick, in
allem was die Göttlichkeit und Einzigartigkeit des Lebens des
Gott-Menschen betrifft (sowohl in seiner Gesamtheit wie in den
einzelnen Begebenheiten) ertragen könnte. Das allein ist der
Grund, warum die Volksfrömmigkeit ihr Feingefühl mit diesem
„ungläubig“ ausdrückt, was keineswegs verhindert,
dem Hl. Apostel Thomas durch alle Zeitalter hindurch die ihm
gemäße Ehre der Verehrung der Kirche zu erweisen.
Voice
of Orthodoxy, vol. 11/5, The Official Publication of the Greek Orthodox
Archdiocese of Australia, May 1990; übers. G. Wolf.
hier aus St. Andreas Bote
Die Begegnung der Frauen
mit
dem Auferstandenen
Eine Predigt des Hl. Johannes Chrysostomos
*Quellenhinweis*
Nach der Auferstehung erschien der Engel. Weshalb kam er und schob den Stein fort?
Wegen der Frauen;
sie sahen ihn ja am Grab sitzen.
Damit sie glaubten, dass der Herr erstanden ist, sollten sie sehen,
dass das Grab ohne Leichnam war. Deshalb hatte der Engel den Stein
weggewälzt, deshalb war auch das Erdbeben entstanden, damit sie
sich aufrafften und munter werden sollten. Sie waren ja aufgebrochen,
den Leichnam zu salben; und das geschah in der Nacht, so dass einige
vielleicht noch schlaftrunken waren.
Weshalb, aus welchem Grund sprach der Engel: »Fürchtet euch nicht!«
?
Er wollte ihnen zunächst die Furcht nehmen und dann die Auferstehung verkündigen. ...
Ihr habt keinen Grund zur Furcht, sagte er, - wohl aber jene, die den Herrn gekreuzigt haben.
Als er ihnen nun die Furcht genommen
hatte durch seine Worte wie auch durch sein Aussehen – er
erschien ja in leuchtender Gestalt, da er eine solche Freudenbotschaft
zu überbringen hatte – , fuhr er fort:
»Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten.«
Der Engel scheute sich nicht, den Gekreuzigten zu erwähnen;
denn er ist ja der Ursprung des Heils.
»Er ist auferstanden.«
Woraus ist das ersichtlich? »Wie Er gesagt hat.«
Wollt ihr mir nicht glauben, meinte Er, so erinnert euch an
Seine Worte, und ihr werdet mir den Glauben auch nicht versagen. Dann folgt ein weiterer Beweis:
»Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er lag.«
Deshalb hatte er doch den Stein entfernt, um ihnen diesen Beweis zu geben.
»Und sagt seinen Jüngern: Ihr werdet ihn in Galiläa sehen.«
Er forderte sie auf, auch anderen die frohe Kunde zu melden – ein
Umstand, der sie ganz besonders zum Glauben bewegen musste.
Passend sagte er: »in Galiläa«,
um sie aus Schwierigkeiten und Gefahren zu ziehen, damit die
Furcht nicht etwa ihren Glauben beeinträchtige.
»Und sie verließen das Grab voll Furcht und Freude.«
Wieso? Sie hatten etwas Bestürzendes und Unerhörtes
erlebt: das leere Grab, wohin Jesus vor ihren Augen gelegt worden war.
Deshalb hatte der Engel sie auch zum Schauen eingeladen, damit sie
Zeugen beider Ereignisse würden, sowohl des Grabes als auch der
Auferstehung. Sie begriffen auch, dass niemand Ihn hätte
fortschaffen können, da dort so viele Soldaten lagerten;
Er selbst musste auferstanden sein.
Daher waren sie zugleich erfreut und verwundert und empfingen auch den
Lohn für ihr Ausharren, da sie als erste sehen und verkünden
durften, nicht nur was sie gehört, sondern auch was sie gesehen
hatten.
Als sie in Freude und Furcht das Grab verließen,
»siehe, da kam ihnen Jesus entgegen und sagte: Seid
gegrüßt! Sie aber umfassten seine Füße.«
Mit überwältigender Freude eilten sie auf
Ihn zu und empfingen durch die Berührung den Beweis
und die volle Gewissheit Seiner Auferstehung.
»Und sie warfen sich vor Ihm nieder.«
Was sagte nun der Herr? »Fürchtet euch nicht!«
Auch Er nimmt ihnen wieder die Furcht, um dem Glauben den Weg zu bahnen.
»Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen, und dort werden sie mich sehen.«
Sieh, wie Er selbst durch die Frauen die frohe Kunde
überbringen lässt, um, wie ich schon oft erklärt habe,
das so unterschätzte (weibliche) Geschlecht zu Ansehen zu bringen,
es zu berechtigter Hoffnung zu führen und das, was sie zu erleiden
haben, zu heilen.
Vielleicht wünscht jemand von euch, bei ihnen gewesen zu sein und Jesu Füße zu umfassen?
Wenn ihr wollt, habt ihr auch jetzt die Möglichkeit, nicht nur
Seine Füße und Hände, sondern auch Sein heiliges Haupt
zu umarmen, wenn ihr mit reinem Gewissen die ehrfurchtgebietenden
Geheimnisse genießt.
Doch nicht nur hier, sondern auch an jenem Tag werdet ihr
Ihn schauen, wenn Er in unbeschreiblicher Herrlichkeit in Begleitung der Engel kommt.
Falls ihr nur Menschenliebe üben wolltet, werdet ihr dann nicht
nur diese Worte: »Seid gegrüßt!« zu hören
bekommen, sondern auch die anderen:
»Kommt her, die ihr von meinem
Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit Erschaffung
der Welt für euch bestimmt ist« (Mt 24,34).
Seid also menschenliebend, damit ihr diese Worte zu hören bekommt.
Und ihr goldbehangenen Frauen, die ihr die eiligen Schritte dieser Frauen erlebt habt,
legt doch jetzt, wenn auch spät, die krankmachende Sucht nach dem Gold ab.
Wollt ihr diesen Frauen nacheifern,
legt den Schmuck ab, den ihr euch umhängt,
und schmückt euch mit Mildtätigkeit!

Heiser,
Lothar, Jesus Christus, Das Licht aus der Höhe, Verkündigung,
Glaube, Feier des Herren-Mysteriums in der Orthodoxen Kirche
(Schriftenreihe des Patristischen Zentrums Koinonia – Oriens; Bd.
47), St. Ottilien 1998, S. 647 ff., Johannes Chrysostomos, 89. Homilie
zum Matthäus-Evangelium, 2f.; PG 58, 783-785
hier aus St. Andreas Bote
Gedanken zu den Heiligen Frauen
in den Tagen nach Ostern
von Eva Catafygiotu Topping
*Quellenhinweis*
Während der 50 Tage nach Ostern feiert die Orthodoxe Kirche
einige außergewöhnliche Frauen als Heilige.
Es sind die Myronträgerinnen,
die Samariterin
und die Blutflüssige Frau.
Ihre Namen erscheinen in unserem Kalender. Unsere liturgischen
Bücher enthalten zahlreiche Hymnen zu ihren Ehren. Das Pentekostarion zeigt
Hunderte von Beispielen. Und mehr als tausend Jahre lang haben Theologen und
Bischöfe Predigten und Loblieder auf diese glaubensfesten heiligen Frauen
verfasst.
Nach der liturgischen Tradition werden die Myronträgerinnen –
unter ihnen Maria Magdalena, Johanna, Salome, Maria, die Mutter des Jakobus und
des Josef, und die Mutter der Söhne des Zebedäus – gemeinsam verehrt.
Alle vier Evangelien (Mt 28, Mk 15, Lk 24, Joh 20) bezeugen, dass diese
gläubigen Jüngerinnen die ersten Zeugen der Auferstehung
waren; die ersten, die den Auferstandenen Herrn sahen, die ersten, die
Frohe Botschaft
(Εvαγγέλιον) zu
verkünden, dass Christus, wie Er vorausgesagt hatte, wahrhaft von
den Toten auferstanden ist.
Es ist eine eindrucksvolle und bedeutsame Tatsache, dass die
Grundvoraussetzung des Christentums, die Auferstehung, ausschließlich vom
Zeugnis von Frauen abhängt.
Das erste ‚Christus ist auferstanden’ kam aus dem Munde der
Myrontragenden Frauen.
Damit sind diese Jüngerinnen die ersten Evangelisten und Apostel.
Weil die Jünger, die Elf des inneren Zirkels, geflohen waren und sich verbargen,
erfuhren sie das Evangelion zuerst von den Frauen.
Die Worte eines alten Hymnus machen klar wie die Reihenfolge ist:
„Als sie vom Engel die lichte Botschaft (κήρυγμα) der
Auferstehung erfuhren, sagten die Jüngerinnen (μαθήτριαι) des Herrn zu den
Jüngern: ‚Der Tod ist besiegt; Christus, Gott, ist auferstanden.’“
Noch eine Frau des Glaubens wird am fünften Sonntag nach Ostern
gefeiert.
Sie ist die Samariterin, mit der sich Christus eines heißen Mittags am
Jakobsbrunnen unterhielt.
Es ist die längste überlieferte Unterhaltung Jesu. Das vierte Kapitel des
Johannes-Evangeliums erzählt die bemerkenswerte Geschichte der Begegnung mit
Jesus. Als die Jünger sahen, wie ihr Lehrer mit einer fremden Frau sprach, waren
sie schockiert. Die Ungehörigkeit war zu groß für ihre konventionellen
Ansichten.
Jesus aber teilte ihre Vorurteile nicht. Er verachtete die Frau nicht wegen
ihres Geschlechts, ihrer Lebensführung oder Religion. Lieber diskutierte er mit
ihr über Theologie und lehrte sie Gott im Geist und in der Wahrheit zu verehren.
Und ihr gegenüber, nicht seinen Jüngern, offenbarte er zum ersten Mal, dass Er
der Messias war, den die Propheten Israels vorhergesagt hatten.
Die Samariterin hörte die erstaunlichen Worte und glaubte Ihm. Dann lief sie,
den Leuten der Stadt die Frohe Botschaft zu bringen. So stark war ihr Glaube,
dass auch diese glaubten. Auch sie war ein erster Apostel. Später wurde die
‚Samariterin’ Thema vieler byzantinischer Hymnen und Predigten.
Aus den synoptischen Evangelien (Mt 9,20-26; Mk 5,25-34; Lk
8,42-48) kommt die Geschichte einer anderen gläubigen Frau. Sie ist die
Unglückliche, die von der Gesellschaft und dem Kultus wegen eines Blut-Tabus
verstoßen und beschämt wurde. Die Orthodoxie Kirche gedenkt ihrer als Hl.
Veronika am 12. Juli. Sie wurde von ihrer Krankheit geheilt und von der Schande
befreit als sie sich selbst heilte, indem sie den Saum des Gewandes Jesu
berührte. In einem Hymnus aus dem 6. Jh. von Romanos dem Meloden sagt Christus
zu der Frau, dass nicht Er die Heilung verursacht, sondern dass ihr Glaube
dieses Wunder vollbracht habe. Immerhin zeigt diese Geschichte die Haltung Jesu
gegenüber Ritualen, Tabus und Traditionen, die Frauen erniedrigten und
diskriminierten. Ohne Rücksicht was die Tradition über Blut und „unreine“ Frauen
lehrte, verwarf Jesus diese Vorstellung. Man kann sich schon etwas darüber
wundern, dass sie sich in der Kirche bis heute gehalten hat.
Durch die Erfahrungen der Myronträgerinnen, der Samariterin und
der Blutflüssigen Frau will die Kirche die Bedeutung der Auferstehung, von
Ostern, mit seiner Botschaft von Leben, Freude und Hoffnung ausschmücken. Stark,
selbstsicher, klug und tapfer hießen diese heiligen Frauen die Ankunft der Neuen
Schöpfung, die Jesus einleitete, willkommen. Furchtlos, im Gegensatz zu den
Jüngern, gingen die Myronträgerinnen zum Grab, erfuhren, dass Christus den Tod
zertreten hatte und wurden die ersten Träger der christlichen Verkündigung.
Die Samariterin sprach mit Jesus, entdeckte, dass der Messias gekommen war und
verkündete Ihn der Welt.
Um ihre Gesundheit und den Zugang zu Gesellschaft und Kultur wiederzugewinnen
trotzte die Ausgestoßene den Konventionen, überwand ihre Furcht, drängte sich an
Christus heran und fand Heilung durch ihren Glauben.
Im Zentrum jeder Erzählung steht Jesus. Er war es, der es diesen
Frauen ermöglichte Freude und Befreiung zu erfahren. Es geschah, weil er sie als
Personen akzeptierte und jede von ihnen als Mensch, geschaffen als Abbild
Gottes, schätzte.
Er entwarf nie eine „frauengerechte“ Umwelt für sie. Er zwang
sie nie in patriarchalische Muster.
Die Beziehung dieser weiblichen Heiligen zum Gründer des
Christentums fordert in dieser Zeit nach Ostern zum Nachdenken auf.
http://www.stnina.org/97sp/97sp-topping-easter.htm,
dt. von G. Wolf
HIMMELFAHRT CHRISTI
Auf zum Vater
steigt Christus empor
stellt vor Ihn
unsere menschliche Natur
die Er annahm
für uns
|

|
|
Mit
der Himmelfahrt unseres Herrn und Erloesers Jesus Christus ist die
oesterliche Zeit abgeschlossen und es beginnt die Vorbereitung auf
Pfingsten. In der Kirche werden nicht mehr die Gesaenge des Osterjubels
gesungen; die Glaeubigen begruessen einander nicht mehr mit dem
Ostergruss. Dennoch empfinden wir keinen traurigen Abschied vom Herrn,
sondern stellen uns viel mehr in freudiger Erwartung auf die
verheissene Sendung des Heiligen Geistes ein. So faehrt Christus auf in
die Herrlichkeit des Vaters, ohne sich von uns zu trennen. Mit Ihm wird
auch unsere menschliche Natur der göttlichen Herrlichkeit
teilhaftig.
Hier beginnt, was sich einst auch an uns und am ganzen Kosmos vollenden wird:
die Rückführung der von Gott getrennten Schöpfung !
Nachdem Du fuer uns die Heilsordnung erfuellt
und das Irdische mit dem Himmlischen vereint hast,
bist Du aufgefahren in Herrlichkeit,
Christus, unser Gott.
Ohne uns zu verlassen, ungetrennt,
rufst Du denen, die Dich lieben zu:
Ich bin mit euch,
und niemand kann wider euch sein !
Wie Du Selbst gewollt, wurdest Du geboren.
Und wieder erschienst Du, wie Du Selbst beschlossen,
und littest als Mensch.
Doch als Gott standest Du auf,
und zu den Himmeln in Herrlichkeit stiegest Du empor
und führtest hinauf der Menschen Natur,
und mit Herrlichkeit schmücktest Du sie.

CHRISTI HIMMELFAHRT
Festabschluss der Osterzeit
* Quellenhinweis *
Der Mittwoch, der dem fünften
Sonntag nach Ostern folgt, ist der Tag, an dem wir die Osterzeit abschließen.
Wir gedenken des letzten Tages der tatsächlichen Gegenwart des
auferstandenen Christus unter Seinen Jüngern; und zur Ehre dieser
Seiner Gegenwart, und um die Auferstehung noch einmal zu ehren, wiederholt
die Kirche an diesem Mittwoch den gesamten Gottesdienst des Oster-Sonntags.
Und nun kommen wir zum vierzigsten Tag nach Ostern, zu dem Donnerstag,
an dem die Kirche das Fest der Auffahrt feiert (Lk 24,51).
Zur
Vesper der Himmelfahrt am Mittwoch Abend werden drei Lesungen aus
dem Alten Testament gelesen. Die erste Lesung (Jes 2,2-3) spricht
vom Berg: "Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit
dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der
Berge ... zu ihm strömen alle Völker ... Viele Nationen
machen sich auf den Weg ... Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des
Herrn." Dies bezieht sich auf dem Ölberg, von dem Christus
zu Seinem Vater aufstieg. Die zweite Lesung (Jes 62,10-63,3.7-9) wurde
wegen der folgenden Worte gewählt: "Zieht durch die Tore
ein und aus, und bahnt dem Volk einen Weg ... In seiner Liebe und
seinem Mitleid hat er selbst sie erlöst. Er hat sie emporgehoben
und sie getragen ...". Christus, aufgefahren in den Himmel,
öffnet Seinem Volk die Tore, Er bereitet ihm den Weg, Er trägt
es und hebt es mit sich empor. Die dritte Lesung (Sach 14,1.4.8-11)
redet ebenso von dem Berg, der den Hintergrund für den letztendlichen
Triumph Christi abgab: "Siehe, es kommt ein Tag für den
Herrn ... Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg
stehen, der im Osten gegenüber von Jerusalem liegt. ... An jenem
Tag wird aus Jerusalem lebendiges Wasser fließen ..."
Die Gesänge für den
Orthros von Himmelfahrt sind bereits erfüllt mit Andeutungen,
die sich auf den Geist, den Tröster beziehen, den Christus senden
wird. Himmelfahrt ist das Vorspiel für Pfingsten.
Bei der Liturgie wird der Anfang
der Apostelgeschichte (Apg 1,1-12) gelesen. Jesus wird, nach einem
letzten gemeinsamen Mahl mit Seinen Aposteln, emporgehoben und in
einer Wolke aufgenommen. Die Gegenwart einer Wolke zeigt klar den
symbolischen Charakter dessen, was man den physischen Aspekt der Himmelfahrt
nennen könnte. Die Wolke, die das Offenbarungszelt, die Stiftshütte,
umhüllte und die Israel durch die Wüste führte bildete
das sichtbare Zeichen der göttlichen Gegenwart. Die Aufnahme
Christi in eine Wolke ist keine banale Bildersprache: es bedeutet,
dass das Ende des irdischen Lebens unseres Herrn die Aufnahme Seines
verklärten Leibes in den Schoß Gottes ist.
Das Evangelium für die
Liturgie (Lk 24,36-53) berichtet von den Geschehnissen, beginnend
bei der ersten Erscheinung des auferstandenen Jesus bei den versammelten
Jüngern, bis zu Seiner Himmelfahrt.
Wenn man die Osterfreude ernsthaft
durchlebt hat, empfindet man schon einen gewissen Abschiedsschmerz,
wenn der Himmelfahrtstag sich nähert. Wir wissen natürlich,
dass er einer der großen christlichen Festtage ist, und doch
erscheint er wie eine Trennung, ein Abschied und danach ist unser
Herr nicht mehr in ganz derselben Weise bei uns. Die Jünger aber
empfanden das nicht so. Sie hätten von Trauer überwältigt
sein können, aber das Gegenteil war der Fall, denn "dann
kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück"
(Lk 24,52). Auch wir können zu dieser Freude der Himmelfahrt
gelangen. Warum sollen sich Christen über die Himmelfahrt freuen?
Erstens, die Herrlichkeit unseres
Herrn muss uns kostbar sein und die Himmelfahrt ist die Krönung
Seiner irdischen Sendung. Er hat Seine Sendung, die Ihm der Vater
aufgetragen hat, erfüllt. Sein ganzes Wesen verlangt nach dem
Vater. Nun wird Er vom Vater willkommen geheißen für Seinen
Sieg über Sünde und Tod – ein Sieg, der so bitter erkauft
wurde. Nun wird Er im Himmel verherrlicht. Die Herrlichkeit und das
Verlangen unseres Herrn sind für uns sicher wichtiger als die
Art ‚sichtbarer Tröstungen’, die wir von Seiner Gegenwart
erfahren könnten. Wir sollten lernen unseren Herrn genug zu lieben,
um uns über Seine Freude zu freuen.
Zweitens zeigt uns die Himmelfahrt,
dass Gott das ganze Werk der Wiedergutmachung Seines Sohnes annimmt.
Die Auferstehung war das erste glänzende Zeichen dieser Annahme
und Pfingsten wird das letzte Zeichen sein. Die Wolke, die heute Jesus
Christus einhüllt und mit Ihm zum Himmel emporsteigt, stellt
den Rauch des Opfers dar, der vom Altar zu Gott emporsteigt. Das Opfer
ist angenommen und der Geopferte wird in die Gegenwart Gottes empfangen,
wo Er weiter in ewiger und himmlischer Weise dargebracht wird. Das
Werk unserer Erlösung ist vollendet und gesegnet.
Es kehrt aber nicht nur eine
Natur Christi zum Vater zurück. Zu den Menschen kam der unkörperliche
Logos herab. Aber heute tritt das fleischgewordene Wort, wahrer Gott
und wahrer Mensch, in das Königreich des Himmels ein. Christus
bringt die menschliche Natur, die Er angenommen hat, mit. Er öffnet
der Menschheit die Tür. Wie als Stellvertreter nehmen wir die
Wohltaten, die uns angeboten und ermöglicht werden, in Besitz.
"[Gott] hat uns mit Christus Jesus auferweckt und uns
zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben." (Eph 2,6)
Wenn wir glauben, sind für uns Plätze im Himmel vorbestimmt.
Unsere Gegenwart ist erwünscht und erwartet.
Die Himmelfahrt lässt unsere
Vorstellungen über den Himmel näher und realer erscheinen.
Und was ist ‚Himmel’ genau? Theologisch wäre es nicht
unmöglich, dass der Himmel ein ‚Ort’ ist, ein Ort,
der unseren Erfahrungsraum transzendiert. Jedenfalls ist Himmel aber
ein Zustand: ein Zustand vollkommenen Glücks. Zuallererst und
ganz wesentlich besteht diese Glückseligkeit in der Schau Gottes
und in der engen Gemeinschaft mit den Personen der Heiligen Dreieinigkeit
und ihrem Leben in Liebe. Teil zu sein des göttlichen Lebens,
Quelle des Vollkommenen und aller Glückseligkeit, ist unendliche
Freude. Auch finden wir in Gott und bei Ihm alle die Personen und
Dinge dessen Ursprung Er ist. Das können wir mit Sicherheit über
den Himmel sagen – der ein Mysterium bleibt. Einfacher gesagt,
stellen wir uns vor, wie es wäre, wenn wir unseren Herrn immer
sehen könnten, Ihm immer nahe wären, ein Leben lebten das
von Seinem durchdrungen und darin für immer festgemacht ist.
Denken wir an unsere letzte
Heimat oft genug? Für die meisten Christen ist das Leben im Himmel
nicht mehr als eine Ergänzung des irdischen Lebens, von der sie
nur eine recht vage Vorstellung haben. Das Leben im Himmel wird als
eine Art Postscriptum, ein Anhang zu einem Buch gesehen, dessen Text
durch das irdische Leben geformt wird. Aber genau das Gegenteil ist
der Fall. Unser irdisches Leben ist nur das Vorwort zum Buch. Das
Leben im Himmel ist das Hauptkapitel und sein Text ist unendlich.
Um mit einem anderen Bild zu sprechen, unser irdisches Leben ist nur
ein Tunnel, eng, dunkel – und sehr kurz – der sich auf eine
großartige, sonnenbeschienene Landschaft öffnet. Wir denken
viel zu sehr an unser jetziges Leben. Wir denken viel zu wenig daran,
wie das Leben sein wird. "Seit Menschengedenken hat man noch
nie vernommen, kein Ohr hat gehört, kein Auge gesehen, dass es
einen Gott gibt außer dir, der denen Gutes tut, die auf ihn
hoffen." (Jes 64,3)
Zum Orthros haben wir gesungen:
"Wie Engel wollen wir Bewohner der Welt ein Fest feiern ..."
(1. Stichos der Aines). Das soll besagen: öffnen wir unser Herz
den Engeln und versuchen ihre Gefühle nachzuempfinden; dadurch
können wir etwas von dem erfahren was sie erleben, wenn der Sohn
zum Vater zurückkehrt; im Geiste sollten wir weitergehen und
der Immerjungfrau Maria und den verherrlichten Heiligen nahe sein,
die unsere wahren Mitbürger sein werden: "Unsere Heimat
aber ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus,
den Herrn, als Retter" (Phil 3,20). Unser Leben würde
umgestaltet, wenn, ab jetzt, unser Herz hinüberreichen würde
in das Himmelreich, wo sich nicht nur das Gute für uns, sondern
auch für unsere Lieben findet.
Als die Jünger von Christus
getrennt wurden, blieben sie doch voller Hoffnung, denn sie wussten,
dass sie den Geist empfangen würden. "Beim gemeinsamen
Mahl gebot Er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet
auf die Verheißung des Vaters" (Apg 1,4). Die Wolke
umgibt Christus, aber diese Wolke ist schon gefärbt durch die
pfingstlichen Feuerzungen. Christus geht von uns, aber Er lässt
uns in einer Haltung zurück, die nicht Bedauern ist, sondern
eher frohes und vertrauensvolles Erwarten.
Der Weggang Jesu war sowohl
ein Akt der Segnung als auch ein Akt der Anbetung, beide voneinander
abhängig: "Und während er sie segnete, verließ
er sie und wurde zum Himmel emporgehoben; sie aber fielen vor ihm
nieder. Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück."
(Lk 24,51.52) Das sollte auch für uns das Fest Christi Himmelfahrt
sein. Wenn Christus uns mit einer Segnung verlässt und wenn wir
dabei vor Ihm niederfallen (bildlich gesprochen), werden wir mit neuer
Kraft erfüllt – die von der Anbetung, vom Segen kommt –
und wir werden wie die Apostel "in großer Freude"
zurückkehren.
QUELLE:
A Monk of the Eastern Church:
" THE YEAR OF GRACE OF THE LORD "
A Spiritual and Liturgical Commentary on the Calender of the Orthodox Church
Crestwood N.Y., 1992, p. 198-201
hier: Übers.: G. Wolf in
* St.Andreas-Bote *
P F I N G S T E N
Allheilige
DreiEinigkeit
und
Mitfest des
Heiligen Geistes
Gepriesen bist Du,
Christus unser Gott,
der Du
zu Allweisen
die Fischer
gemacht hast,
indem Du ihnen sandtest
den Heiligen Geist,
und durch sie
den
Erdkreis eingefangen
hast,
Menschenliebender,
Ehre Dir !
|

|
|
Als Er herabfuhr, die Sprachen zu verwirren,
schied der Hoechste die Voelker;
als Er des Feuers Zungen verteilte,
berief Er zur Einheit
alle !
Einstimmig verherrlichen wir den Heiligen Geist.
PFINGSTEN in
der
Apostelgeschichte und
nach
den
Kirchenvätern
Prof.Skaballanovitsch: Der HEILIGE GEIST in unseren täglichen Gebeten
Kniebeugungsgebete der Pfingstvesper
Hl. Kyrillos von Jerusalem: Geist-Taufe am Pfingstfest
Metropolit STYLIANOS von Australien: Gedanken zur Frucht des Geistes
Metropolit MICHAEL: Realitaet des Heiligen Geistes
Das
obige Gebet knuepft an die Verwirrung der Sprachen beim Turmbau zu
Babel an. (Genesis 11) Waehrend dort menschliche Hochmut zur "Teilung
der Zungen" fuehrte, vereinen die aus einer Quelle kommenden "Zungen
des Feuers" des Heiligen Geistes die Menschen.
In der Festtagsikone sehen wir die Schoepfung als "Kosmos" (griechische
Wurzel: Ordnung,Harmonie) am unteren Bildrand den ausgegossenen
Heiligen Geist auffangend. Der Turm zu Babel steht fuer die sich
ueberschaetzenden Menschen, die himmelshohes Menschenwerk errichten
wollen (wie die Ideologien in unserem Jahrhundert)
aber durch ihren Absolutheitsanspruch die Menschheit zerreissen.
Demgegenueber ist unser Troester, Erhalter und Lebensspender der eine
und einigende Heilige Geist, der schon seit der Schoepfung (wo er ueber
allen Wassern schwebte) allen Menschen gemeinsam ist.
Fuer die Kirche ist Pfingsten das Fest ihres Neubeginns. Die
Ausgiessung des Heiligen Geistes macht aus den Juengern, die vorher
mehrheitlich ungebildete Fischer waren, Allweise, die vor aller Welt
predigen und die Kirche leiten.
Damit besiegelt Pfingsten die Heilsbotschaft der Auferstehung; der
oesterlichen Gotteserkenntnis folgt die abschliessende Offenbarung der
Dreieinheit Gottes.
Mit Pfingsten beginnt die Glaubensverkuendigung der Apostel und die
Feier des Mysteriums der Erloesung in den Versammlungen der Glaeubigen.
Erst dadurch wird das praktische Wachsen in der Heiligung, der Theosis,
der Vergoettlichung, den Menschen ermoeglicht, nachdem sie durch
Christi Opfertod und Auferstehung von Suende und Tod erloest wurden.
Der Kirchenraum wird in der Aufbruchsstimmung des Gedaechtnisses des
Neuanfanges der Kirche mit Knospen und gruenen Zweigen geschmueckt, und
die ringsum aufbluehende Schoepfung so in den Gottesdienst einbezogen,
ein Brauch der an das alttestamentarischen Ernte- und Laubhuettenfest
anknuepft. Die Glaeubigen schmuecken auch ihre Wohnungen mit Gruen und
Blumen und tragen mancherorts auch waehrend der Liturgie die erstmals
aufgebluehten Blumen in den Haenden entsprechend den Erstlingsopfern
des Alten Bundes.
Mit Pfingsten beginnt auch im Kirchenjahr eine neue Phase, indem nach
der auf Ostern bezogenen Zeit wieder der datumsgebundene Festkreis die
Fuehrung uebernimmt: Die nachpfingstliche Offenbarung ruht auf den
Gedaechtnissfesten der Heiligen, die den Glaeubigen daran erinnern,
dass er zur Theosis, zur Ergoettlichung, berufen ist.
Dazu ist die Sendung und Erneuerung des Heiligen Geistes unbedingte Voraussetzung.
Daher wird nun am Abend des Pfingsttages zur Vesper (oder aus
praktischen Gruenden gleich im Anschluss an die Liturgiefeier der
Gemeinde) die Gabe des Heiligen Geistes in 3 feierlichen Gebeten
erfleht:

Pfingsten
„Als
der
Pfingsttag
gekommen
war,
befanden
sich
alle
am
gleichen
Ort.
Da
kam
plötzlich
vom
Himmel
her
ein
Brausen,
wie
wenn
ein
heftiger
Sturm
daherfährt,
und
erfüllte
das
ganze
Haus,
in
dem
sie
waren.
Und
es
erschienen
ihnen
Zungen
wie
von
Feuer,
die
sich
verteilten;
auf
jeden
von
ihnen
ließ
sich
eine
nieder.
Alle
wurden
mit
dem
Heiligen
Geist
erfüllt
und
begannen,
in
fremden
Sprachen
zu
reden,
wie
es
der
Geist
ihnen
eingab.
In
Jerusalem
aber
wohnten
Juden,
fromme
Männer
aus
allen
Völkern
unter
dem
Himmel.
Als
sich
das
Getöse
erhob,
strömte
die
Menge
zusammen
und
war
ganz
bestürzt;
denn
jeder
hörte
sie
in
seiner
Sprache
reden.
Sie
gerieten
außer
sich
vor
Staunen
und
sagten:
Sind
das
nicht
alles
Galiläer,
die
hier
reden?
Wieso
kann
sie
jeder
von
uns
in
seiner
Muttersprache
hören:
Parther,
Meder
und
Elamiter,
Bewohner
von
Mesopotamien,
Judäa
und
Kappadozien,
von
Pontus
und
der
Provinz
Asien,
von
Phrygien
und
Pamphylien,
von
Ägypten
und
dem
Gebiet
Libyens
nach
Zyrene
hin,
auch
die
Römer,
die
sich
hier
aufhalten,
Juden
und
Proselyten,
Kreter
und
Araber,
wir
hören
sie
in
unseren
Sprachen
Gottes
große
Taten
verkünden.“
Apg
2,1-11
Beachte,
ich
bitte
dich,
wie
der
Geist
genau
zu
der
Zeit
kommt,
da
sie
im
Gebet
versammelt
sind,
da
sie
Liebe
zueinander
haben.
Hl.
Johannes
Chrysostomos
OHNE DEN HEILIGEN GEIST
- IST GOTT FERN
- BLEIBT CHRISTOS IN DER VERGANGENHEIT
- IST DAS EVANGELIUM VOLL TOTER BUCHSTABEN
- DIE KIRCHE EIN BLOSSER VEREIN
- DIE AUTORITÄT EINE HERRSCHAFTSFORM
- DIE MISSION PROPAGANDA
- BLEIBT LITURGIE BLOSSES RITUAL
- WIRD CHRISTLICHES ZUSAMMENLEBEN VON SKLAVENMORAL BESTIMMT.
Hl.
Athenagoras aus Athen (2.Jhdt.)
Durch
jenen
Sturmwind
wurden
die
geistigen
Kräfte
der
Boshaftigkeit
und
alle
unreinen
Dämonen
aus
der
Luft
ausgetrieben
und
zerstreut.
Hl.
Gregor
Dialogos
Es
heißt:
"wie
von
einem
daherfahrenden,
gewaltigen
Winde".
Das
zeigt,
daß
ihnen
(den
Aposteln)
nichts
in
der
Lage
sein
wird
zu
widerstehen,
sondern
daß
sie
alle
ihre
Feinde
wie
Staub
zerstreuen
werden.
Hl.
Johannes
Chrysostomos
Entsprechend
erschien
der
Geist
in
Gestalt
des
Feuers,
denn
Er
treibt
aus
einem
jeden
Herzen,
das
Er
erfüllt,
die
Gefühlskälte
und
entflammt
es
mit
der
Liebe
zum
Ewigen.
Hl.
Gregor
Dialogos
Weshalb
erschien
er
im
Bilde
von
Zungen?
–
Um
zu
zeigen,
dass
Er
mit
dem
göttlichen
Wort
verwandt
ist,
denn
dem
Wort
ist
nichts
so
verwandt
wie
die
Zunge;
zugleich
aber
auch
zur
Gnadengabe
des
Lehrens,
denn
der
Lehrer
in
Christus
braucht
eine
begnadete
Zunge.
Weshalb
erschien
Er
in
feurigen
Zungen?
-
Nicht
nur
wegen
des
einen
Wesens
des
Geistes
mit
dem
Vater
und
dem
Sohn
(denn
unser
Gott
ist
ein
Feuer,
das
das
Böse
verzehrt),
sondern
auch
wegen
der
Doppelwirkung
der
apostolischen
Predigt,
die
beides
zugleich
bewirkt
–
die
Wohltat
und
die
Strafe
Hl.
Gregor
Palamas
Du kannst den Geist nicht erzeugen.
Du kannst ihn nur EMPFANGEN !
Johann Wolfgang Goethe
Kniebeugungsgebete der Pfingstvesper:
(hier wird seit Ostern zum erstenmal wieder gekniet; daher "Kniebeugungsgebet")
1)
a)
Allerreinster, makelloser, anfangloser, unsichtbarer,
unbegreiflicher, unerforschlicher, unveraenderlicher,
unueberwindlicher, unermesslicher,
langmuetiger Herr
!
Du allein
hast Unsterblichkeit und
wohnst im unzugaenglichen Lichte !
Du hast den Himmel geschaffen
und die Erde und das Meer
und alle Geschoepfe in ihnen !
Du gewaehrst allen die Bitten -
noch bevor Du gebeten wirst
!
Dich bitten wir und Dich
rufen wir an,
menschenliebender Gebieter,
Dich, den Vater unseres Herrn und Gottes und Erloesers Jesus Christus,
Der fuer uns Menschen und zu unserem Heile
aus
den Himmeln herabgekommen ist
und
Fleisch
angenommen
hat
von dem Heiligen Geiste
und
aus der Immerjungfrau
und ruhmreichen Gottesgebaererin
Maria.
Er belehrte uns zuerst durch Worte,
spaeter unterwies Er aber auch durch Taten,
als Er das heilbringende Leiden erduldete.
Er gab uns ein Vorbild,
Deinen Dienern hier unten, obwohl sie sich Deine Gnade nicht verdient haben,
Dir Gebete darzubringen,
indem wir Nacken und Knie beugen
wegen unserer
eigenen Suenden und den unwissentlichen Vergehen allen Volkes !
Du selbst, gnadenreicher und menschenliebender Gott, erhoere uns
nun
an welchem Tag auch immer wir Dich anrufen,
besonders aber an diesem Tage des Pfingstfestes,
an welchem unser Herr Jesus Christus,
nachdem Er
gen Himmel gefahren war,
und sich zu Deiner, des Gottes und Vaters,
Rechten gesetzt hatte,
den Heiligen Geist auf Seine heiligen Juenger und Aposteln herabgesandt hat;
dieser liess sich auch auf einen jeden von ihnen nieder
und sie wurden alle erfuellt mit Seiner unerschoepflichen Gnade
und verkuendeten in fremden Zungen Deine Grosstaten und weissagten.
Nun also erhoere uns, die wir Dich bitten,
und gedenke unser, die wir ansonsten hier unten hilflos und hoffnungslos sind,
und hebe auf die Gefangenschaft unserer Seelen,
der Du Milde hast fuer uns.
Nimm uns an,
die wir vor Dir niederfallen und rufen:
Wir haben gesuendigt !
Zu Dir kommen wir vom Mutterschosse an,
denn vom Mutterschosse an bist Du unser Gott.
Doch unsere Tage sind verflossen in Nichtigkeiten.
Wir haben Deine Hilfe verspielt und jede Rechtfertigung verloren;
dennoch rufen wir voll Zuversicht auf Dein Erbarmen:
Der Suenden unserer Unreife und unseres Unverstandes gedenke nicht,
und reinige uns von unseren verborgenen Suenden;
lass uns nicht im Alter verloren sein, wenn unsere Kraefte schwinden,
verlasse uns nicht ehe wir in die Erde zurueckkehren,
mache uns wuerdig der Umkehr zu Dir,
und sei uns geneigt in Huld und Gnade;
lege an unsere Suenden den Massstab Deiner Milde
und
stelle die Unerschoepflichkeit Deiner Erbarmungen
der Menge unserer Suenden gegenueber.
Blicke herab, o Herr,
von Deiner heiligen Hoehe auf Dein vor Dir stehendes Volk,
welches reichliche Gnade von Dir erwartet.
Komm zu uns mit Deiner Gnade,
reisse uns aus der Gewalt des Teufels;
staerke unser Leben durch Deine heiligen und goettlichen Gebote;
einem treuen Schutzengel vertraue Dein Volk an;
versammle uns alle in Deinem Reich:
gewaehre Verzeihung denen, die auf Dich hoffen;
vergib ihnen und uns die Suenden;
reinige uns durch die Wirksamkeit Deines Heiligen Geistes
und vernichte die gegen uns gerichteten Raenke des Feindes
!
b)
Gepriesen bist Du,
Herr, Gebieter, Allherrscher,
der Du den Tag durch das Strahlen der Sonne erleuchtet,
und die Nacht erhellt hast mit dem Abglanz.
Du hast uns gewaehrt,
den Lauf des Tages zu durcheilen
und uns zu naehern dem Beginn der Nacht;
erhoere unsere Bitten und die Deines ganzen Volkes;
vergib uns alle die absichtlichen oder unabsichtlichen Suenden;
nimm an unsere
Abendgebet,
und sende ueber Dein Erbe die Fuelle Deiner Gnade und Deiner Erbarmungen.
Umschirme uns mit Deinen heiligen Engeln,
wappne uns mit den Waffen Deiner Gerechtigkeit;
umgib uns mit der Bastion Deiner Wahrheit;
bewahre uns mit Deiner Macht,
errette uns von jeder Bedraengnis
und vor jedem Anschlag des Widersachers,
verleihe uns auch,
dass der gegenwaertige Abend und die folgende Nacht
vollkommen, heilig und ohne Suende sei,
frei von Kummer und Anfechtungen,
so
wie
auch
alle
Tage
unseres
Lebens
auf die Fuerbitten der heiligen Gottesgebaererin und aller Heiligen
die
Dir von Ewigkeit an wohlgefallen haben
!
2)
a)
Herr
Jesus
Christus,
unser
Gott,
der Du
Deinen
Frieden
den
Menschen
geschenkt
hast,
und
die
Gabe
des
Allheiligen
Geistes
noch
im
Leben
uns
gegenwaertig
und
immerfort
darbietest,
den
Glaeubigen
als
unentreissbares
Erbe,
sichtbarer
aber
dieselbe
Gnade
Deinen
Juengern
und
Aposteln
heute
herabgesandt
hast
und
ihre
Lippen
durch
feurige
Zungen
gekraeftigt
hast,
durch
welche
wir
Menschen
die
Erkenntnis
Gottes
in
eigener
Mundart
im
Gehoere
empfangend,
mit
dem
Lichte
des
Geistes
erleuchtet
und
dem
Irrtum,
wie
aus
der
Finsternis,
entzogen
sind
und
durch
die
Verteilung
der
wahrnehmbaren
und
feurigen
Zungen
und
durch
uebernatuerliche
Wirksamkeit
den
Glauben
an
Dich
erlernt
haben
und
Dich
mit
dem
Vater
und
dem
Heiligen
Geiste
in
einer
Gottheit
und
Macht
und
Gewalt
als
Gott
zu
bekennen
angefacht
sind
!
Du
nun,
Abglanz
des
Vaters,
Seines
Wesens
und
Seiner
Natur
unveraenderliches
und
unbewegliches
Ebenbild,
Quelle
der
Erloesung
und
der
Gnade,
oeffne
auch
mir
Suender
die
Lippen
und
lehre
mich,
wie
und
wofuer
ich
beten
soll:
Denn
Du
kennst
die
Fuelle
meiner
Suenden,
Deine
Barmherzigkeit
aber
wird
die
Unzahl
derselben
ueberwinden.
Siehe,
in
Furcht
stehe
ich
vor
Dir,
in
das
unerschoepfliche
Meer
Deines
Erbarmens
werfe
ich
die
Verzweiflung
meiner
Seele.
Leite
mein
Leben,
der
Du
durch
Dein
Wort
jegliches
Geschoepf
mit
der
unbeschreibbaren
Macht
Deiner
Weisheit
leitest,
o
stiller
Hafen
der
vom
Sturm
Bedraengten,
und
weise
mir
den
Weg,
den
ich
wandeln
soll.
Den
Geist
Deiner
Wahrheit
gib
meinen
Gedanken;
den
Geist
des
Verstandes
schenke
meiner
Unvernunft;
mit
dem
Geiste
der
Gottesfurcht
erhelle
meine
Werke;
erneuere
auch
den
rechten
Geist
in
meinem
Inneren,
und
mit
dem
Geist
Deiner
Herrschaft
staerke
auch
meine
ausgleitenden
Gedanken,
damit
ich
jeden
Tag
zu
dem,
was
da
frommt,
durch
Deinen
guten
Geist
gefuehrt,
gewuerdigt
sei,
Deine
Gebote
zu
erfuellen
und
ewig
zu
gedenken
Deiner
herrlichen,
ueber
unsere
Handlungen
Rechenschaft
fordernden
Wiederkunft.
Lass
mich
nicht
anschmiegen
an
die
vergaengliche
Reize,
sondern
staerke
mich,
zu
streben
nach
dem
Genuss
der
zukuenftigen
Schaetze.
Denn
Du
hast
gesagt,
o
Gebietender,
dass
ein
jeglicher,
was
er
auch
bitten
werde
in
Deinem
Namen,
es
unverwehrt
empfangen
werde
von
Deinem
mitewigen
Gott
und
Vater;
darum,
so
flehe
ich
Suender
Deine
Guete
an
am
Tage
des
Herabkommens
Deines
Heiligen
Geistes:
Um
was
ich
gebeten,
gib
mir
zum
Heil.
Ja,
Herr,
Du
alle
Wohltat
reichlich
darbietender
Geber
des
Guten,
der
Du
ueberschwaenglich
gibst,
um
was
wir
bitten,
Du
bist
der
Mitleidige,
der
Erbarmende,
der
Du
suendlos
teilgenommen
hast
an
unserem
Fleische,
und
zu
denen,
die
ihre
Kniee
vor
Dir
beugen,
Dich
mildherzig
neigest,
auch
zu
Suehnung
geworden
bist
fuer
unsere
Suenden,
so
schenke
denn,
o
Herr,
Deinem
Volke
Deine
Erbarmungen;
erhoere
uns
aus
Deinem
heiligen
Himmel;
heilige
uns
mit
der
Kraft
der
Erloesung
Deiner
Rechten;
decke
uns
mit
dem
Schirme
der
Fluegel
Deiner
Engel,
verschmaehe
nicht
die
Werke
Deiner
Haende.
Dir
allein
suendigen
wir,
doch
Dir
allein
dienen
wir
auch;
wir
wollen
nicht
einen
fremden
Gott
anbeten,
noch
zu
einem
anderen
Gott,
o
Gebietender,
unsere
Haende
ausstrecken.
Verzeihe
uns
die
Uebertretungen
und
nimm
die
Bitten
unseres
Kniefalls
an,
strecke
nach
uns
allen
Deine
hilfreiche
Hand
aus.
Nimm
an
das
Gebet
aller,
als
ein
wohlgefaelliges
Rauchopfer,
welches
vor
Deinem
huldreichen
Throne
aufgenommen
wird
!
b)
Herr,
Herr,
der
Du
uns
errettest
vor
jedem
Pfeil,
der
am
Tage
fliegt,
errette
uns
auch
von
jedem
Ungemach,
das
im
Finstern
einherschleicht.
Nimm
an
das
abendliche
Opfer,
das
Aufheben
unserer
Haende.
Wuerdige
uns
auch,
die
Strecke
der
Nacht
tadellos
zurueckzulegen,
ohne
Versuchung
boeser
Dinge
und
erloese
uns
von
aller
Unruhe
und
Angst,
die
in
uns
vom
Teufel
erregt
wird.
Verleihe
unseren
Seelen
die
Zerknirrschung
und
unseren
Gedanken
die
Besorgnis
ob
der
Pruefung
in
Deinem
furchtbaren
und
gerechten
Gerichte.
Festige
an
der
Gottesfurcht
unser
Fleisch
und
ertoete
unsere
Bindung
an
Irdisches,
auf
dass
wir
auch
waehrend
der
Ruhe
des
Schlafes
erleuchtet
werden
durch
die
Betrachtung
Deiner
Gerichte.
Entferne
auch
von
uns
jede
unziemende
Einbildung
und
schaendliche
Begierde.
Lass
uns
aber
aufstehen
zur
Zeit
des
Gebetes,
nachdem
wir
uns
im
Glauben
gestaerkt
haben
und
fortgeschritten
sind
in
Deinen
Geboten
!
3)
a)
Du,
ewig
stroemende
Quelle
des
Lebens
und
des
Lichtes,
Du,
mitewige
schoepferische
Kraft
des
Vaters,
Der
Du
die
ganze
Heilsordnung
zur
Erloesung
der
Sterblichen
so
herrlich
erfuellt
hast,
Christus
unser
Gott
!
Der
Du
die
unloesbaren
Bande
des
Todes
und
die
Riegel
der
Hoelle
zersprengt
und
die
Menge
der
boesen
Geister
niedergetreten;
Der
Du
Dich
selbst
als
tadelloses
Schlachtopfer
fuer
uns
dargebracht
hast,
Deinen
reinen,
von
aller
Sünde
unberuehrten
und
ihr
unzugaenglichen
Leib
zum
Opfer
hingebend
und
durch
diesen
furchtbaren
und
unaussprechlichen
Priesterdienst
uns
das
ewige
Leben
geschenkt
hast,
Der
Du
zur
Hoelle
hinuntergestiegen
bist,
die
ewigen
Riegel
zertruemmert
und
den
in
der
Tiefe
Sitzenden
den
Aufgang
gewiesen
hast,
den
urboesen
Drachen
des
Abgrundes
aber
mit
goettlich
weiser
Lockung
gefangen
genommen,
mit
Ketten
der
Finsternis
im
Tartaros
gebunden
und
in unausloeschlichem
Feuer
und
aeusserstem
Dunkel
gefesselt
hast;
Du
Weisheit
des
Vaters,
deren
Name
gross
ist,
Der
Du
den
Bedraengten
als
grosser
Helfer
erscheinst
und
erleuchtest
diejenigen,
die
im
Dunkel
sitzen
und
im
Schatten
des
Todes;
Du
Herr
der
ewigen
Herrlichkeit
und
des
hoechsten
Vaters
geliebter
Sohn
!
Ewiges
Licht
vom
ewigen
Lichte
!
Sonne
der
Gerechtigkeit,
erhoere
uns,
die
wir
Dich
bitten,
und lass ruhen die Seelen Deiner Diener,
unserer vordem entschlafenen Vaeter und Brueder und der uebrigen
Blutsverwandten,
ja aller Glaubensverwandten aller Zeiten, deren Gedaechtnis wir jetzt feiern:
Denn Du hast Gewalt ueber alles und haeltst in Deiner Hand alle Enden der Erde,
Allgebieter, Allherrscher, Gott der Vaeter und Herr des Erbarmens,
Schoepfer des sterblichen und unsterblichen Geschlechts und aller menschlichen
Natur,
der entstehenden und wieder vergehenden,
des Lebens und des Hinscheidens,
des Hierweilens und der Versetzung in das Jenseits !
Der Du die Jahre den Lebenden bemissest und die Zeit des Todes bestimmst,
in das Totenreich hineinfuehrest und wieder herausfuehrest,
bindest in Schwaeche und loesest in Kraft,
das Gegenwaertige zum Nutzen einrichtest und das Zukuenftige zutraeglich
anordnest,
der Du die mit dem Stachel des Todes Verwundeten
durch die Hoffnung der Auferstehung belebest;
Du Gebieter des Alls, Gott, unser Heiland, Du Hoffnung aller Enden der Erde
und derer die weit auf dem Meere sind,
der Du auch an diesem letzten und grossen und heilbringenden Tage des
Pfingstfestes
uns das Geheimnis der heiligen und einwesentlichen und mitewigen und unteilbaren
und unvermischten DreiEinigkeit offenbart hast
und das Ueberkommen und die Ankunft Deines heiligen und lebendigschaffenden
Geistes in Gestalt feuriger Zungen ueber Deine Apostel gegossen
und sie zu Freudenboten unseres frommen Glaubens eingesetzt
und als Bekenner und Verkuendiger der wahren Gotteslehre erwiesen hast;
der Du auch an Deinem hocherhabenen und heilbringenden Feste das Flehen um
Versoehnung fuer die, so in der Hoelle gehalten werden, anzunehmen geruhest
und uns die grosse Hoffnung gewaerest,
den von ihren Qualen Umfangenen Nachlass und Erquickung von Dir herabzusenden:
Erhoere uns Niedrige und Elende, die wir Dich bitten,
und lass die Seelen deiner entschlafenen Diener ruhen
an dem Orte des Lichtes, an dem Orte der Wonne, an dem Orte der Erfrischung,
von wo hinwegflieht aller Schmerz, alle Trauer und alles Seufzen,
versetze ihre Geister in die Gezelte der Gerechten
und wuerdige sie des Friedens und der Erholung;
denn nicht die Toten werden Dich preisen, o Herr,
noch werden sich erkuehnen, die Danksagungen darzubieten,
diejenigen so in der Unterwelt sind;
wir aber, die wir leben, preisen Dich und beten Dich an
und bringen Dir dar suehnende Gebete und Opfer fuer ihre Seelen !
b)
O Gott, Du Grosser und Ewiger, Heiliger und Menschenliebender,
der Du uns gewuerdigt hast,
auch in dieser Stunde zu stehen vor Deiner unnahbaren Herrlichkeit
zur Besingung und zum Lobe Deiner Wunder,
versoehne Dich uns, Deinen unwuerdigen Dienern,
und verleihe uns die Gnade, zerknirschten Herzens und ohne Hochmut
Dir den dreimalheiligen Lobgesang und die Danksagung darzubringen
fuer Deine grossen Wohltaten, die Du an uns getan hast und immerfort an uns noch
tust.
Gedenke, Herr, unserer Schwachheit und vertilge uns nicht in unseren Suenden,
sondern uebergrosse Gnade nach unserer Demut,
auf dass wir, der Finsternis der Suenden entronnen,
am Tage der Gerechtigkeit wandeln moegen
und, angetan mit der Ruestung des Lichtes,
unangefochten verbleiben von jeglicher Arglist des Boesen
und Dich, den einzigen wahren und menschenliebenden Gott,
fuer alles voll Zuversicht preisen.
Denn Dein ist das wahrhaft und wirklich grosse Geheimnis,
o Gebieter und Schoepfer des Alls,
sowohl die zeitliche Aufloesung Deiner Geschoepfe,
als auch die spaetere Wiederherstellung und die Ruhe in Ewigkeit.
Wir sagen Dir Dank fuer alles, fuer unseren Eingang in die Welt und fuer unseren
Ausgang,
welcher uns verheisst die Hoffnung auf die Auferstehung
und auf das unsterbliche Leben nach Deiner untrueglichen Offenbarung,
welches wir erlangen werden bei Deiner zweiten dereinstigen Ankunft.
Denn Du bist sowohl der Urheber unserer Auferstehung,
als auch der unbestechliche und menschenliebende Richter derer, die gelebt
haben,
und der Vergeltung Gebieter und Herr !
Da Du auch in hoechster Herablassung in unseres Fleisches und Blutes
verwandschaftliche Gemeinschaft getreten bist und unsere unvermeidlichen Leiden,
indem Du sie freiwillig erduldetest, aus innerstem Erbarmen angenommen hast,
so bist Du uns in dem, was Du selbst versuchend erlitten,
ein erfahrener Helfer geworden, wenn wir in Versuchung geraten.
Deshalb hast Du uns auch in Deine Freiheit von Leiden mit eingefuehrt.
Nimm denn nun an unsere Bitten und unser Flehen, Gebieter,
und lass ruhen alle Vaeter eines Jeden und Muetter und Kinder
und Brueder und Schwestern und sonstige Bluts- und Stammesverwandten,
auch alle Seelen, die in der Hoffnung der Auferstehung zum ewigen Leben
vordem entschlafen sind, und versetze ihre Geister und Namen in das Buch des
Lebens,
in den Schoss Abrahams, Isaaks und Jakobs,
in das Land der Lebendigen, in das Himmelreich, in das Paradies der Wonne,
einfuehrend sie alle durch Deine Lichtengel in Deine heiligen Wohnungen;
und erwecke auch unsere Leiber auf an dem Tage, den Du bestimmt hast
nach Deinen heiligen und untrueglichen Verheissungen.
So ist das nun, o Herr, kein Tod fuer Deine Diener,
wenn wir aus dem Leibe ausgehen und zu Dir, unserem Gott, eingehen,
sondern eine Hinuebersetzung von truebseligen
zu besseren und froehlicheren Umstaenden, Frieden und Freude.
Und wie wir auch wie andere gesuendigt haben,
sei gnaedig sowohl uns als auch ihnen;
denn niemand ist rein von Befleckung vor Dir,
auch nicht an einem Tag seines Lebens,
als Du allein, der Du ohne Suende auf Erden erschienen, unser Herr Jesu Christe,
durch den wir alle die Gnade und die Vergebung der Suenden zu erlangen hoffen.
Darum so erlasse und vergib und verzeihe uns und ihnen
als der guetige und menschenliebende Gott,
unsere Uebertretungen, die vorsaetzlichen und die unvorsaetzlichen,
die bewussten und unbewussten, die offenbaren und die geheimen,
welche wir in Taten und in Gedanken, in Worten
und in allen unseren Lebensaeusserungen und Bewegungen begangen haben.
Denen nun, die vorangegangen, schenke Du die Befreiung und Erquickung,
uns aber, die wir noch anwesend sind, segne;
gib uns ein gutes und friedliches Ende, sowohl uns, wie auch Deinem ganzen
Volke;
oeffne uns auch den Schoss Deiner Barmherzigkeit und Menschenliebe
an dem schrecklichen und furchtbaren Tage deiner Wiederkunft
und mache uns wuerdig Deines Reiches !
c)
O Gott, Du Grosser und Allerhoechster, der Du allein die Unsterblichkeit hast
und wohnest in unnahbarem Lichte,
der Du die ganze Schoepfung in Weisheit erschaffen,
das Licht von der Finsternis geschieden
und gesetzt hast die Sonne zur Herrschaft ueber den Tag,
den Mond aber und die Sterne zur Herrschaft ueber die Nacht,
der Du uns Suender gewuerdigt hast,
auch am gegenwaertigen Tage mit Bekenntnis vor Dein Angesicht zu treten
und Dir die Abendverehrung darzubringen,
Du menschenliebender Gott,
lass unser Gebet vor Dich kommen wie Weihrauch
und nimm es an als duftenden Wohlgeruch.
Lass uns die gegenwaertige Abendzeit und die kommende Nacht friedlich sein;
bekleide uns mit der Ruestung des Lichtes,
bewahre uns vor dem naechtlichen Grauen und vor jedem Ungemach,
welches im Finstern schleicht
und gib uns den Schlaf, den Du zur Erholung unserer Schwachheit geschenkt hast,
frei von allen teuflischen Traeumen.
Ja, Du Gebieter des Alls, Spender des Guten,
auf dass wir auch auf unseren Schlafstaetten Reue fuehlen,
auch bei Nacht Deines allheiligen Namens gedenken
und durch die Beobachtung Deiner Gebote erleuchtet,
in der Freude unserer Seelen zur Lobpreisung Deiner Huld aufstehen
und Gebete und Flehen Deiner Barmherzigkeit darbringen moegen
fuer unsere eigenen Suenden und fuer Dein ganzes Volk,
welches Du
um der Fuerbitten willen der heiligen Gottesgebaererin
heimsuchen moegest mit Gnade !
Die Geist-Taufe der Jünger am Pfingstfest
Predigt des Hl. Kyrillos von Jerusalem (313 – 386)
* Quellenhinweis *
Jesus
stieg in den Himmel hinauf und erfüllte Seine Verheißung,
die Er den Jüngern gegeben hatte:
»Ich werde den Vater bitten,
und er wird euch einen anderen Beistand geben« (Joh 14,16).
Die
Jünger blieben (in Jerusalem) und erwarteten die Ankunft des
Heiligen Geistes.
»Als der Pfingsttag gekommen war« hier in
dieser Stadt Jerusalem - auch diese Ehre wurde uns hier zuteil; deshalb
sprechen wir nicht von Wohltaten, die auch andere erhalten haben,
sondern von Gunsterweisen, die nur uns gewährt wurden. Am Pfingstfest
also waren die Jünger hier, und vom Himmel kam der Beistand herab,
der Wächter und Heiligmacher der Kirche,
der Hüter der Seelen,
der Steuermann in Stürmen,
der Lichtbringer für die Irrenden,
der Kampfrichter für die Kämpfenden,
der Preisverleiher
für die Siegenden.
Der Geist kam herab, um die Apostel mit Kraft
zu bekleiden und sie zu taufen. Denn der Herr sagt:
»Ihr werdet
schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft« (Apg 1,5).
Nicht Flickwerk war die Gnade, Vollendung war die Kraft.
Wie der,
der bei der Taufe ins Wasser eintaucht, und von allen Seiten vom Wasser
umspült wird, so wurden auch die Apostel vollkommen vom Geist
getauft. Während das Wasser uns nur von außen umfließt,
tauft der Geist die Seele unaufhörlich von innen her.
Du wunderst
dich darüber? Du sollst ein Beispiel aus der Erfahrungswelt dafür
bekommen, ein kleines und schlichtes, doch für einfachere Leute
durchaus lehrreich: Wenn das Feuer in das feste Eisen bis nach innen
eindringt, wird das ganze Eisen zu Feuer. Wird das kalte und schwarze
Eisen heiß und leuchtend, wenn das Feuer, selbst materiell,
in die Materie des Eisens eindringt, was wunderst du dich dann, wenn
der Heilige Geist in das Innerste der Seele einkehrt?
Damit man wusste, wie bedeutend
die herabkommende Gnadengabe war, erscholl gewissermaßen eine
Himmelsposaune:
»Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen,
wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt.«
Er zeigte die Ankunft
dessen an, der den Menschen die Gnade verleiht, »das Reich Gottes
mit Gewalt an sich zu reißen« (Mt 11,12); die Augen sollten
die Feuerzungen sehen und die Ohren das Brausen wahrnehmen.
»Es
erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren.« Das Haus wurde
zum Becken für das geistige Wasser. Die Jünger saßen
in dem Haus, das ganz erfüllt wurde, und wurden vollständig
getauft, wie ihnen verheißen war. Sie wurden an Seele und Leib
mit dem göttlichen und heilbringenden Gewand bekleidet. »Und
es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten, auf
jeden von ihnen ließ sich eine nieder, und alle wurden mit dem
Heiligen Geist erfüllt.« Feuer empfingen sie, doch kein verbrennendes,
sondern ein heilwirkendes Feuer, das die Dornen der Sünde verzehrt
und die Seele erleuchtet. - Dieses Feuer wird auch jetzt auf euch
herabkommen, eure dornigen Sünden verzehren und vernichten, den
kostbaren Schatz eurer Seele noch mehr erglänzen lassen und euch
Gnade schenken; auch damals hat es den Aposteln Gnade geschenkt. -
In Gestalt feuriger Zungen ließ sich die Gnade auf die Apostel
herab, um ihr Haupt durch die feurigen Zungen mit ganz neuartigen
und geistigen Diademen zu krönen.
Einst hatte ein feuriges Schwert
das Tor zum Paradies versperrt; eine feurige, rettende Zunge brachte
die Gnade zurück....
Bestürzung entstand in
der Menge der Zuhörer, eine neue Verwirrung, entgegengesetzt
zur ersten schlimmen in Babylon. Während bei der Verwirrung der
Sprachen die Pläne durchkreuzt wurden, da sich das Trachten gegen
Gott richtete, erfolgte hier eine Wiederherstellung und Einigung der
Gesinnung, da das Streben gottesfürchtig war. Bei denen (in Babylon)
kam es zum Fall, bei diesen (in Jerusalem) zum Auferstehen. ... Andere
aber spotteten: »Sie sind vom süßen Wein betrunken.«
Damit sagten sie spottend die Wahrheit. Tatsächlich war der Wein,
die Gnade des Neuen Bundes, noch jung. Doch dieser junge Wein kam
vom geistigen Weinstock, der oft schon in den Propheten Früchte
getragen hatte und im Neuen Bund junge Triebe hervorbrachte. Wie in
der sichtbaren Natur der Weinstock immer gleich bleibt und zur entsprechenden
Zeit neue Früchte trägt, so hat auch der gleiche Geist,
der bleibt, was Er ist und der oft schon in den Propheten gewirkt
hat, jetzt etwas Neues und Wundervolles erstehen lassen. Auch über
die Väter war die Gnade gekommen, doch jetzt kam sie im Übermaß.
Damals erhielten sie Anteil am Heiligen Geist, jetzt aber wurden die
Jünger völlig in ihn hineingetaucht.
Petrus, der den Geist empfangen
hatte und sich dessen bewusst war, sprach: ... Trunken sind diese
Männer in nüchterner Trunkenheit, die die Sünden abtötet
und die Herzen mit Leben erfüllt, in einer Trunkenheit, die das
Gegenteil vom leiblichen Betrunkensein ist. Sie macht vergessen, was
man gewusst hat; diese aber verleiht Kenntnis von dem, was man nicht
gewusst hat. Trunken sind sie, da sie den Wein des geistigen Weinstocks
genossen haben, der sagt: »Ich bin der Weinstock, ihr seid die
Reben« (Joh 15,5). ... »Es ist erst die dritte Stunde des Tages.«
Der, welcher um die dritte Stunde gekreuzigt wurde, wie Markus (15,25)
sagt, hat jetzt zur dritten Stunde die Gnadengabe gesandt. Keine andere
Gnade ist es hier wie dort (am Kreuz). Jener, der damals gekreuzigt
wurde und die Verheißung gegeben hat, hat seine Verheißung
erfüllt.
QUELLE:
Kyrillos von Jerusalem:
17. Taufkatechese, 13-15.17-19; PG 33, 985 B-992 A
übersetzt in:
Heiser, Lothar:
JESUS CHRISTUS, das LICHT aus der HÖHE
Verkündigung, Glaube,
Feier des Herren-Mysteriums in der Orthodoxen Kirche
(Schriftenreihe
des Patristischen Zentrums Koinonia – Oriens; Bd. 47), St. Ottilien
1998, S. 714ff.
hier: Übers.: G. Wolf in
* St.Andreas-Bote *
Einige Gedanken zur Frucht des Geistes von Erzbischof STYLIANOS(geb. in Kreta, Metropolit von Australien, Sydney):
(anlaesslich der 7.Vollversammlung des Weltkirchenrates in Canberra)
"Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht,
Sittenlosigkeit, ausschweifendes Leben, Goetzendienst, Zauberei,
Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jaehzorn, Eigennutz, Spaltungen,
Parteiungen, Neid und Missgunst, Trink- und Essgelage und aehnliches
mehr"
(Gal 5, 19-22)
im Gegensatz dazu:
"Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut,
Freundlichkeit, Guete, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung" (Gal 5,22-23)
Der unvollstaendigen Aufzaehlung der ueblen
Werke der gefallenen Welt setzt der Apostel die unendliche Zahl 9 der
Frucht des Geistes entgegen...
Vielleicht taeten die kranken und belasteten Christen unserer Zeit gut
daran, sich wieder den wahren Quellen der christlichen Spiritualitaet
im Blick auf die "Erneuerung der Schoepfung" zuzuwenden, wo uns
verheissen wird, dass der Geist in uns als Troester wirkt. ...
Die Beschreibung der Frucht dieses troestenden Geistes beginnt mit der
Liebe und endet mit der Selbstbeherrschung... Der Liebe
(Selbsthingabe), als die erforderliche zentrifugale Kraft, die den
Christen zu bewegen beginnt, steht die Selbstbeherrschung als
zentripetale Kraft gegenueber, die ihn auf seiner Bahn haelt...
Als Christen duerfen uns dieser Wirkung sicher sein: der Heilige Geist
ist nicht der "unbekannte" Gott, ... der Heilige Geist wirkt in jedem
Augenblick als wahrer Gott in jeder Seele und zugleich ueberall in der
Schoepfung !
Einige Gedanken zur Realitaet des Heiligen Geistes von Metropolit MICHAEL (geb. in Athen, Metropolit von Austria, Wien):
(Fachtagung 1998 der roem.-kathol. Erzdioezese Wien)
"Der Heilige Geist weht, wo Er will," deshalb kann er auch nicht als zu
verwaltender Besitz betrachtet und es ist nicht sinnvoll "das Wirken
des Heiligen Geistes ausserhalb der Grenzen der eigenen Kirche in Frage
zu stellen."
Die Orthodoxe Kirche wird vielfach als "Spezialistin der Pneumatologie", der Lehre vom Heiligen Geist, betrachtet.
Dadurch wird sie aber bedauerlicherweise einerseits oft als Vorbild zur
Schwaermerei hingestellt und andererseits als weltfremd und an den
konkreten Problemen der Menschen ganz uninteressiert beurteilt.
Tatsaechlich aber stellt in der Orthodoxie die "erfahrbare
Heilsgeschichte" den Ausgangspunkt fuer jede Theologie dar: Das
konkrete Wirken im konkreten Leben in der konkreten Geschichte steht im
Vordergrund und nicht abstrakte, erkenntnistheoretische, metaphysische
Spekulation zur Gottesfrage. Gerade deshalb sind wir ueberzeugt davon,
dass es keine Zeit in der Menschheitsgeschichte ausserhalb der Wirkung
des Heiligen Geistes gab, gibt und geben wird.
Ein Grundvertrauen auf den Heiligen Geist muessen die einzelnen
Christen fuer ihr konkretes Leben haben, aber auch die Gesamtkirche auf
Erden und deren Verantwortungstraeger bei Entscheidungen innerhalb der
Kirche koennen und muessen auf den Heiligen Geist vertrauen.
Fuer den Heiligungsprozess innerhalb der Kirche ist die Wirkung des
Heiligen Geistes sogar unerlaesslich.
Der Heilige Geist wirkt in jedem Augenblick als wahrer Gott in jeder Seele und zugleich ueberall in der Schoepfung !
Sonntag
A L L E R H E I L I G E N
und
Sonntag der
HEILIGEN
der
LAENDER
"Da uns eine solche Wolke von Zeugen umgibt,
wollen wir alle Last und die Fesseln der Suende abwerfen.
Mit Ausdauer wollen wir laufen in dem Wettkampf, der vor uns liegt"
(Hebr 12,1)
Geistliches Wort des heimgegangenen Pfarrers Heils-Oikonom
HERAKLIT Dimaratos
Protopresbyter
Prof.
Dr.
Georgios
Metallinos:
Die
Fruechte
des
Pfingstereignisses
Vater
Serafim
Pâtrunjel:
Zum
Sonntag
Aller
Heiligen
"Die Heiligkeit ist die grundlegende Eigenschaft Gottes, die Eigenschaft aller uebrigen Eigenschaften,
die sie in sich schliesst, wie das weisse Licht alle Farben des Regenbogens.
Das Leben in Gott, die Vergoettlichung (Theosis), ist Heiligkeit;
ohne sie kann es in der Kirche keinerlei geistliche Gaben geben."
schreibt der grosse orthodoxe Denker Vater SERGEJ Bulgakov.
In der Goettlichen Liturgie ruft der Geistliche vom
Altar unmittelbar vor der Teilung des Lammes der Allerheiligsten Gaben:
"Das Heilige den Heiligen!" und die Glaeubigen antworten: "Einer nur
ist heilig, Einer nur der Herr: Jesus Christus in der Herrlichkeit
Gottes des Vaters, Amen."
Von Heiligen kann man in der Kirche also nur reden, weil der Herr der
Kirche heilig ist und durch Seine Herrschaft die heiligt, die Er sich
auserwaehlt hat.
Dies aber bedeutet, dass grundsaetzlich jeder Getaufte zur Heiligkeit
berufen ist, weil er in der Taufe "Christus angezogen hat" (wie wir
singen) und fortan Ihm gehoert. Denn nur in diesem Sinne kann man
Heiligkeit dem jederzeit auch zur Suende offenen Menschen zuschreiben:
nicht als selbst erzeugte Qualitaet, sondern als gnadenhaftes
Anteilerhalten an der Heiligkeit des DreiEinen Gottes.
Aber nur Wenige lassen die Heiligung an sich geschehen und "laufen in
dem Wettkampf mit Ausdauer"; nicht alle vermoegen gleichermassen in
dieser Herrlichkeit ihres Herrn zu stehen und sie wiederum
auszustrahlen. Diejenigen aber, die so von der Gemeinschaft und
Heiligkeit Christi erfuellt sind, dass sie diese ausstrahlen wie die
Erde nach einem heissen Sommertag die Waerme, sie werden in der Kirche
als Heilige verehrt.
das Folgende aus:
St.Andreas-Bote:
empfehlenswerte Monatsschrift in deutscher Sprache mit aktuellem
Kalendarium und ausgewaehlten aktuellen Texten der besten Theologen aus
allen orthodoxen Traditionen
Fragen, Zuschriften an G.Wolf, Dammweg 1, 85655 Grosshelfendorf, 08095 - 1217; gerhard.wolf@t-online.de
Geistliches Wort des in die Ewigkeit heimgegangenen Pfarrers Heils-Oikonom HERAKLIT Dimaratos:
ehemaliger Pfarrer der Muenchner deutschsprachigen Andreas-Gemeinde
in der griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland
Griechisch-orthodoxes bischoefliches Vikariat in Bayern
"Da uns eine solche Wolke von Zeugen umgibt,
wollen wir alle Last und die Fesseln der Suende abwerfen."
(Hebr 12,1)
Liebe Gemeindemitglieder und Freunde der Orthodoxen Kirche !
Die Heiligen unserer Kirche
Das Wort "heilig" wird in der Heiligen Schrift hauptsaechlich fuer den Dreieinigen Gott verwendet.
Er ist der Dreiheilige (Jes 6,3) und "Heiliger und Wahrhaftiger" (Offb 6,10).
Deshalb singt unsere Kirche: "Einer ist heilig, einer der Herr, Jesus Christus ..."
Aber wenn Gott allein heilig ist, wie ist dann die Stellung der Heiligen?
Haben sie eine eigene Heiligkeit?
Wie stehen sie zu dem einen Heiligen und zu uns, ihren Bruedern und Schwestern?
Die Heiligkeit des Menschen gruendet in der Heiligkeit Gottes, weil der
Mensch nach dem Ebenbild des Dreieinigen Gottes geschaffen wurde.
Das hat Gott selbst Seinem Volk erklaert: "Denn ich bin der Herr, euer
Gott. Erweist euch als heilig, und seid heilig, weil ich heilig bin."
(Lev 11,44). Die Berufung des Menschen ist die Heiligung, welche in
Erfuellung geht durch die Teilnahme am Leben Gottes in Jesus Christus.
Christus hat uns Glaeubigen verbuergt, dass Er "das Licht der Welt" ist
und wer Ihm nachfolgt wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern
er wird das "Licht des Lebens" haben (Joh 8,12). Christus ist der
"Abglanz Seiner Herrlichkeit" (Hebr 1,3), naemlich die Ausstrahlung der
Herrlichkeit des Vaters. Aber auch der Mensch soll "erleuchtet werden
zur Erkenntnis des goettlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi" (2 Kor
4,6) durch die unerschaffene goettliche Energie. Er wird naemlich
Teilhaber der goettlichen Herrlichkeit (Joh 17,22) und "Anteil an
Seiner Heiligkeit gewinnen" (Hebr 12,10), "Licht der Welt" (Mt 5,14)
und "Herrlichkeit Christi" (2 Kor 8,23).
Der Apostel Paulus sagt: "Wir alle spiegeln mit enthuelltem Angesicht
die Herrlichkeit des Herrn wider und werden so in Sein eigenes Bild
verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des
Herrn" (2 Kor 3,18)
Der Herr bestaetigt uns, dass jeder der Seiner Liebe mit eigener Liebe
begegnet, zum "Tempel Gottes", zum "Tempel des Heiligen Geistes" zur
"Wohnung Gottes durch den Geist" (1 Kor 3:16,6,19; 2 Kor 6,16; Eph
2,22; Joh 14,23) wird.
Jeder Christ, der in Gottes Gnade lebt, wird "zu demselben Leib
gehoeren und an derselben Verheissung in Christus Jesus teilhaben" (Eph
3,6). "Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir" (Gal 2,20),
"Er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden
zur Erkenntnis des goettlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi" (2 Kor
4,6) und wir sollen werden "Kinder Gottes ohne Makel" (Phil 2,15), sagt
der hl. Paulus.
Die Heiligen unserer Kirche hielten daran fest und lebten ihr Leben in
Christus. Deswegen ermahnt uns der Apostel: "Nehmt mich zum Vorbild,
wie ich Christus zum Vorbild nehme" (1 Kor 11,1).
Die Heiligen sind die "treuen Zeugen Christi". Ihr Leben ist dasselbe
Leben Christi, welches sich zu verschiedenen Zeiten und in
unterschiedlicher Art an jedem Einzelnen von ihnen wiederholt. Sie sind
die Menschen, welche durch "den Geist leben" und "in dem Geist" (Gal
5,25) wandelten; sie waren unverkennbar "ein Brief Christi, geschrieben
nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf
Tafeln aus Stein, sondern - wie auf Tafeln - in Herzen von Fleisch" (2
Kor 3,3).
Die Heiligen unserer Kirche, verbunden mit Christus und uebergossen mit
dem Licht des Heiligen Geistes, lebten wie eine Miniatur das Leben
Christi. Ihre Gedanken, ihre Worte, ihr Handeln, waren Gedanken, Worte
und Handeln Christi. Ihr ganzes Leben bestand aus der tatkraeftigen
Fuelle des Heiligen Geistes in ihren Seelen. So sind die Heiligen in
Christus "eine neue Schoepfung" (2 Kor 5,17). Sie sind die Taten Gottes
im Leben des Menschen.
Die Lebensweise der Heiligen unserer Kirche ist der menschlichen Natur
nach, so wie sie Gott geschaffen hat, angemessen. Demnach zeigen uns
die Heiligen, wie in Wirklichkeit der Mensch ist und wie er leben soll.
Das Leben der Heiligen also ist Teilhabe am Leben Christi; ihre eigene
Heiligkeit besteht in der Heiligkeit Christi.
Die goettliche Ehre mit welcher die Heiligen unserer Kirche umgeben
sind, ist ein Geschenk Gottes, unerschaffene Gnade, das unerschaffene
goettliche Licht. Dieses Licht offenbart die Praesenz und die Wirkung
des Dreieinigen Gottes in der Welt.
Beim Propheten Daniel sehen wir, dass die Ehre Gottes vom Throne Gottes als "loderndes Feuer" ausstroemt.
Das gleiche sehen wir im Buch Exodus, "da brannte der Dornbusch und
verbrannte doch nicht" (Ex 3,2; Ex 24,17; Ex 34, 29-30) und das Feuer
wurde auf Mose uebertragen und sein Gesicht strahlte so, "dass die
Israeliten das Gesicht des Mose nicht anschauen konnten" (2 Kor 3,7)
Die gleiche Herrlichkeit umhuellte den Propheten Elias, wie er gen Himmel fuhr (2 Koen 2,11).
Das ist das unerschaffene Licht, welches die Apostel auf dem Berge der Verklaerung sahen:
"Petrus und seine Begleiter... sahen Jesus in strahlendem Licht" (Lk 9,32).
"Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie
die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiss wie das Licht" (Mt
17,2).
Das unerschaffene Licht umstrahlte die Engel am leeren Grabe Christi
(Mt 28,3; Mk 16,5; Lk 24,4), erschien dem Erstmaertyrer Stephanos (Apg
7,55), dem Apostel Paulus (Apg 9,3) und uebertraegt sich zu den
Menschen Christi (Mt 5,14; Joh 17,22; 2 Kor 3,18)
Charakteristisch ist der nachfolgende Bericht ueber das Gespraech des
heiligen Serafim von Sarov mit Motowilov, als das Licht, welches den
Heiligen umhuellte, auf seinen Gespraechspartner uebertragen wurde:
Wie kann ich wissen, fragte ich Vaeterchen Serafim, ob ich mich auch in der Gnade des Heiligen Geistes befinde?
Das ist sehr einfach, antwortete er mir, weil der Herr sagte, dass
alles einfach ist fuer denjenigen, der die Erkenntnis erwirbt. Die
Apostel stuetzten sich auf diese Erkenntnis und konnten damit erkennen,
ob der Geist Gottes sich in ihnen befaende oder nicht und sie
behaupteten, dass ihr Tun in allem heilig und Gott gefaellig sei. Auf
diesen Grundsatz stuetzten sich die Apostel und erkannten in ihren
Herzen die Praesenz des goettlichen Geistes.
Trotz allem verstehe ich nicht, wie ich sicher sein kann, dass ich im Heiligen Geist bin.
Wie kann ich in mir seine Praesenz erkennen?
Vaeterchen Serafim fragte, was willst du denn mein Sohn, ich habe es dir doch erklaert.
Ich will, sagte ich, es besser erkennen!
Dann packte mich Vater Serafim fest an den Schultern und sagte:
Jetzt, mein Sohn, sind wir alle beide drinnen im Heiligen Geist Gottes.
Warum schaust du mein Gesicht nicht an?
Ich kann dich nicht anblicken, Vaeterchen, amtwortete ich ihm; aus
deinen Augen strahlen Flammen, dein Gesicht ist heller als die Sonne,
du blendest mich!
Habe keine Angst, du strahlst jetzt wie ich; auch du hast nun die Fuelle des Heiligen Geistes."
Wir sehen also, dass die Heiligen keine eigene Heiligkeit besitzen,
sondern Anteil haben an der Heiligkeit Christi. Sie sind "Tempel
Gottes" und "Wohnstaette Gottes durch den Heiligen Geist". Deshalb ist
die Ehre der Heiligen das unerschaffene goettliche Licht, die grosse
Gabe und Gnade Gottes im Leben der Heiligen. Die Liebe der Heiligen
bleit nicht ohne Erfolg vor Gott. Die Heiligen bitten fuer uns und fuer
die ganze Schoepfung zu Gott, welcher wiederum mit Seiner Liebe
entgegenkommt. Durch die Fuerbitten und durch die Liebe der Heiligen
werden die Grenzen der Natur aufgehoben und die Liebe Gottes greift
wohltuend in unser Leben ein.
Ihr Pfr. Oekon. HERAKLIT Dimaratos
Die Fruechte des Pfingstereignisses
von Protopresbyter Prof. Dr. Georgios Metallinos
Der erste Sonntag nach Pfingsten ist allen Heiligen gewidmet, denn die erste Frucht nach Pfingsten sind die Heiligen.
Die Kirche besteht in der Welt, "um die Heiligen fuer die Erfuellung ihres Dienstes zu ruesten,
fuer den Aufbau des Leibes Christi. So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und
in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und
Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen" (Eph 4,12-13).
Diese bedeutsamen Worte des Apostels Paulus offenbaren das Ziel des Lebens in der Kirche:
die Einheit aller im Glauben. Das bedeutet hier die Gegenwart des Heiligen Geistes im Herzen.
Denn nur im Heiligen Geist gelangen wir zur Erkenntnis Christi und
werden zu wahren Gliedern des kirchlichen Leibes.
Das Hindernis zur Heiligung ist der Suendenfall.
Wie mit dem Suendenfall des Menschengeschlechtes die menschliche Natur erkrankte,
so verwirklicht die Heiligung unsere Vergoettlichung.
"Denn dieses Vergaengliche muss sich mit Unvergaenglichkeit bekleiden und dieses sterbliche mit Unsterblichkeit"
(1 Kor 15,33). Unsere Natur kehrt nicht nur "zur urspruenglichen Schoenheit" zurueck,
zum Zustand vor dem Suendenfall, sondern zur Vergoettlichung.
Die Vergoettlichung, die Heiligung der menschlichen Existenz, ist das Ziel des Menschen
und die Hauptaufgabe der Kirche in dieser Welt.
Sonst haette die Existenz der Kirche als Leib Christi in dieser Welt keinen Sinn.
Die Kirche existiert in dieser Welt, um die ganze Welt zu heiligen und die Menschen zu vergoettlichen.
Die orthodoxe Tradition bezeichnet jene Personen als heilig, die zur Vergoettlichung gelangt sind
und diese in der Geschichte bezeugen (die Vergoettlichung).
Nach dem Hl.Johannes von Damaskus "ehren wir die Heiligen als diejenigen,
die sich mit Gott aus freiem Willen vereint, Ihm in sich Wohnung gegeben haben
und - durch Sein Teilhaben der Gnade nach - das wurden, was Er von Natur her ist".
Die Heiligen werden Gott; nicht Goetter, sondern Gott der Gnade nach.
Die Heiligen sind "die beseelten Tempel Gottes, die beseelte Wohnstaette Gottes,
durch den Heiligen Geist, der in ihren Koerpern ein Tempel ist"
(Hl.Johannes von Damaskus). Der hl. Johannes, der im 8. Jahrhundert die ganze
konkrete kirchliche Tradition zusammenfasste,
betrachtet nur diejenigen als lebendige Glieder der Kirche, die in einer lebendigen Gemeinschaft mit Gott stehen,
die je nach ihrer Empfaenglichkeit an der unerschaffenen Gnade Anteil haben.
Genau diese sind die Heiligen, die wirklichen Glieder des Leibes Christi,
die zu dem gelangt sind, was das Wort des Apostels Paulus bekennt:
"nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir" (Gal 2,20).
Nach der orthodoxen Tradition "macht die unsagbare Vergoettlichung
diejenigen, die an ihr Anteil haben, zu Unerschaffenen, Anfanglosen und
Unbeschreiblichen, obwohl sie ihrer Natur nach aus dem Nichtsein
geschaffen wurden", sagt der hl. Maximos der Bekenner (PG 91,114 4). In
der Vervollkommnung gelangt der Glaeubige zur Gottaehnlichkeit, zur
Vollendung seiner Natur, zur Verherrlichung. Nach dem hl. Dionysios dem
Aeropagiten "ist die Vergoettlichung das groesstmoegliche
Aehnlichwerden und die Vereinigung mit Gott". Zur Person des hl.
Apostels Paulus betont der hl. Gregor Palamas dessen Wandlung in
Christo mit seinem Aufstieg bis zum dritten Himmel (2 Kor 12,2), dessen
Vergoettlichung auf folgende Weise: "Solange Paulus das Leben lebte,
das auf den Befehl Gottes hin aus dem Nichts geschaffen wurde, war er
geschaffen; als er (Paulus) jedoch nicht mehr dieses, sondern jenes
Leben lebte, das mit der Reinigung durch Gott gewaehrt wird, wurde er
durch die Gnade unerschaffen".
Von einem Menschen zu sprechen und zu sagen, dass er unerschaffen ist,
ist ein Aergernis, ein Skandal fuer die heutige Welt.
Das aber ist die Sprache der Orthodoxie, die ihrer mystischen Erfahrung entspricht.
Die Vergoettlichung in dieser Welt beschraenkt der hl. Gregor Palamas
aber nicht nur auf Paulus oder die Apostel, sondern er betont,
"dass auch jeder, der Gott Logos erworben hat, und zwar lebend und wirkend,
zum gleichen Punkt gelangt".
So verstehen wir, warum in der Bibel die Heiligen "Freunde Gottes" und "Kinder Gottes",
nicht aber "Knechte" genannt werden (Joh 1,12).
In der staendigen Praxis der Kirche werden die Heiligen nicht auf der Basis
moralischer und innerweltlicher Kriterien anerkannt, sondern erst nach der Offenbarung ihrer
Heiligkeit von Gott Selbst. Die "offizielle" Heiligsprechung in der Orthodoxen Kirche
bedeutet also nicht irgendeine Ehrenbezeugung oder Belohnung fuer gewisse Verdienste.
Es handelt sich vielmehr um die Bestaetigung und offizielle Proklamation
der Wirklichkeit ihrer Vergoettlichung.
(wird fortgesetzt)
Zum Sonntag Aller Heiligen
"Ut
omnes unum sint." (Joh 17,21)
In der Geschichte ist durch die himmlische Kirche der Heiligen eine neue
Realität zum Vorschein gekommen. In der Welt jenseits des gewöhnlichen
biologischen Lebens des Menschen erschien das Leben des menschgewordenen
Gottessohnes. Von Pfingsten an macht der Geist die Gläubigen zu Gliedern des
Leibes Christi, welche die Kirche bilden. Die Kirche Christi ist gleichzeitig
sicht- und unsichtbar, ist der mystische Leib des Herrn, hierarchische
Institution und soziale Gemeinschaft. Das göttliche und das menschliche Element
bilden eine einzige theandrische Realität, einen Leib in Christus (Röm 12,15).
Diese Verbindung unter dem himmlischen und dem menschlichen Teil führt dazu,
dass die Engel und die Heiligen für die Lebenden Fürsprecher sind und die
Lebenden die Gebete jener anrufen. So haben die Heiligen einen wichtigen Platz
in der orthodoxen Spiritualität.
Am ersten Sonntag nach Pfingsten feiern wir das Fest "Allerheiligen auf der
Welt, in Asien, Libyen, Europa, im Norden und Süden". Dieser Sonntag ist das
Fest der Fülle der Kirche. Die vollkommene Kirche der DreiEinheit endet in
der vollkommenen Kirche der Heiligen (Pentekostarion, Allerheiligensonntag,
Synaxarion). Über die Bedeutung dieses Festes und über die Gründe seiner Feier
an diesem Sonntag gibt uns das Tagessynaxarion eine ausführliche Erklärung:
"Unsere gotttragenden Väter haben angeordnet, dass wir nach der Herabkunft des
Heiligen Geistes das heutige Fest feiern, denn sie wollten zeigen, dass die
Herabkunft des Heiligen Geistes so große Wunder bewirkt hatte, dass sie, die aus
gleichem Teig [gemeint ist die menschliche aus Fleisch bestehende Natur]
wie wir geschaffen, geheiligt und zu Weisen gemacht wurden, und dass sie an
Stelle der gefallenen Schar eingesetzt und durch Jesus Christus zu Gott geführt
wurden; die einen durch Martyrium und Blut, die anderen durch tugendhaftes
Leben, weil der Heilige Geist Wunder bewirkt hatte...
Einerseits ehren wir, indem wir das Fest feiern, viele andere, die, auch wenn
sie durch ihre Tugend gottgefällig lebten, aus unbekannten Gründen (vielleicht
wegen menschlichen Umständen) niemand bekannt wurden, obwohl sie vielleicht nun
viel von Gottes Herrlichkeit gelebt haben.
Andererseits gab es viele, die gottgefällig in Indien, Ägypten, Arabien,
Mesopotamien, um das Schwarze Meer sowie überall im Westen, sogar bis zu den
britannischen Inseln, und, kurz gesagt, in Ost und West gelebt hatten, deren
Gedächtnis sich nach der Sitte der Kirche wegen ihrer Vielzahl nicht leicht
feiern laesst. Damit wir auch die Hilfe derer, die irgendwo auf Erden gottgefällig
waren, bekommen und auch die künftigen Heiligen berücksichtigen, ordneten die
gotttragenden Väter das Fest Allerheiligen an, das alle, von den ersten bis zu den
letzten Heiligen, enthält, die bekannten oder unbekannten, die vom Heiligen
Geist, der in ihnen wohnte, geheiligt wurden.
Drittens sollten die einzelnen Feste der Heiligen auch zusammen an einem Tag
gefeiert werden, um zu zeigen, dass sie für denselben Christus gekämpft haben,
dass sie sich alle auf demselben Weg der Tugend befanden und nach Verdienst
gekrönt wurden, als Diener desselben Gottes. Sie bilden die Kirche, sie ergänzen
die jenseitige Welt hier bei uns und ermahnen uns zum gleichen Kampf, der verschieden nach
dem Zustand jedes einzelnen ist."
(Pentekostarion: Allerheiligensonntag)
Das Fest Allerheiligen ist die letzte im Pentekostarion enthaltene Feier.
Seine Position will uns zeigen, dass das Ziel des ganzen erlösenden Werkes Jesu
Christi und der Zweck der ganzen Spiritualität der Kirche die Heiligkeit -unsere
Vereinigung mit Gott- ist.
Das Tagessynaxarion zeigt, dass die Feier "als Triodionsschluss“ eingesetzt
wurde (darunter verstehen wir die beiden Bücher: das "Fasten-Triodion", für
die Hymnen der großen Fastenzeit, und "Pentekostarion" für die Zeit im Jubel
der Auferstehung),
und wie ein Rahmen alle Feste umschliesst.
Das Triodion enthält die sorgfältige Auslegung aller für uns von Gott gewirkten
Heilstaten:
Die Verstossung der Teufel aus dem Himmel wegen des ersten Unheils, der Sünde und
die Vertreibung Adams aus dem Paradies, die ganze Oikonomia Gottes des Wortes und
die Weise, in welcher wir wieder zu den Himmeln durch den Heiligen Geist erhoben
werden, und wie wir dort gemäß den heiligen Vätern die gefallene Schar ersetzen.
Jetzt feiern wir alle, die durch das Wohlwollen des Heiligen Geistes geheiligt
wurden:
Die herrlichen und heiligen Geister, das heißt die neun Scharen; die Urahnen und
Patriarchen, die Propheten und die heiligen Apostel, die Märtyrer und die
Hierarchen, die heiligen Bekenner und die ehrwürdigen Mönche, die Gerechten und
die ganze Schar der heiligen Frauen und alle anderen unbekannten Heiligen.
Über, unter und mit allen Heiligen feiern wir aber die Heilige der Heiligen, die
Allheilige und unsagbar mehr Geehrtere als der Engel Scharen, unsere Frau und
Gebieterin und immerwährende Jungfrau Maria." (Pentekostarion,
Allerheiligensonntag, Synaxarion)
An dieser Feier freut sich Christus selbst, weil er den Glanz der Früchte seines
Opfers sieht, freut sich die Kirche, welche ihre Erfüllung schaut, sind selig
alle Heiligen vor dem himmlischen Thron und freuen wir uns alle, die wir das
Beispiel ihres Lebens anschauen. Wir versuchen ihrem Glauben zu folgen, um am
Ende der Laufbahn unseres Lebens (vgl. 1Kor 9,24) mit ihnen zusammen zu sein,
und beten dafür.
Durch ihre Annäherung an Gott und durch die Nähe zu ihm sind die Heiligen
unaufhörliche Mittler für unsere Erlösung.
Die Dankdoxologie für die Heiligen und ihre Anrufung in Bittgebeten für Lebende
und Verstorbene bilden eine sehr alte christliche Praxis in welcher Gott in und
unter uns verherrlicht wird.
Weil wir wissen, dass die Heiligen Menschen wie wir waren und dieselben dem
Menschen zugehörenden Schwächen hatten, dass sie deswegen auch unsere Schwächen
und Verfehlungen verstehen können, haben wir großes Vertrauen auf ihre Gebete
für uns.
Die Heiligen sind folglich unsere Freunde, die wir bitten, bei Gott für unsere
Erlösung zu vermitteln, damit wir ewig zusammen mit ihnen sein können.
QUELLE:
Bischof SOFIAN von Brasov (p. Serafim Pâtrunjel)
Die Orthodoxe Spiritualität der Osterzeit (Kommentar zum Pentekostarion)
Würzburg 1998, S. 119ff (hier aus
*
St.Andreas-Bote *)
ХИМН
НА
СВЕТИТЕ БРАТЯ КИРИЛ И МЕТОДИ
В ИЗПЪЛНЕНИЕ НА ДЕТСКИЯ ХОР НА БНР
24. Juni
Geburt
des hl. Propheten, Vorlaeufers und Taeufers
JOHANNES
Die vormals Unfruchtbare
gebiert heute den Vorlaeufer Christi.
Dieser aber ist die Fuelle aller Weissagung:
Er wurde von den Propheten vorhergesagt,
er, der im Jordan durch Handauflegung bezeugte
die Erscheinung des Wortes Gottes,
er,
der Prophet,
Verkuender und
Vorlaeufer
ist.
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