30. JANUAR / 12. 2. Hl.3 Theologen |
2.FEBRUAR / 15.2.
BEGEGNUNG |
Unsere Heiligen
VERKÜNDIGUNG
der
FROHBOTSCHAFT an die ALLHEILIGE GOTTESGEBÄRERIN MARIA
(25.MÄRZ/
7.4.)
"Der UMKEHR Türen öffne
mir ..."
~~~
Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation: F.TSCHALJAPIN mit Chor der
Russischen Orthodoxen Kathedrale Paris 1932 ~~~
zur Link-Quelle: "http://www.musicarussica.com"
SONNTAGE der VOR-FASTENZEIT
1. Sonntag der Vorfastenzeit vom
ZÖLLNER
und PHARISÄER
5.2. 2023
2.
FEBRUAR / 15. 2.
Fest
der
Begegnung unseres Herrn
bei Seiner Darstellung im Tempel
mit dem gerechten Greis Simeon und der Prophetin Anna
~ SRETENIE
~ ~
YPAPANTI
~ ~
INTAMPINAREA DOMNULUI ~
Rette,
Sohn Gottes,
getragen auf den Armen
des gerechten Simeon,
uns,
die wir Dir singen:
Alleluja !
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Heiser,
Lothar: zur Bedeutung von Fest und Ikone
Hl.ROMANOS
der MELODE:
Kontakion
zum Fest
Stichira
der Nachfeier
Nach
CHRISTI GEBURT und THEOPHANIE ist das Fest der Begegnung unseres Herrn
bei Seiner Darstellung im Tempel das dritte Hochfest der Menschwerdung
und des Kommens des Gottessohnes im Fleische in unsere Welt.
Die Begegnung des Herrn mit Simeon, dem gerechten Greis und Anna, der
alten Prophetin, ist zugleich:
- Symbol der Begegnung des Heils des Neuen Bundes mit dem Alten Bund,
am Ende seiner Jahre.
(Tatsaechlich endete mit der Festigung des
christlichen Gottesdienstes der Tempeldienst im Jerusalemer Tempel ein
fuer alle mal.)
- Erkenntnis der Begegnung der im Gottssohn wiederhergestellten
menschlichen Natur mit der durch Suenden gealterten Menschheit
- Heilbringende Begegnung fuer die einzelne Menschenseele, der die
Hoffnung bereits lange erstorben war, dass sie jetzt das neue Leben
empfängt.
In dieser Begegnung wird der menschlichen Natur Erneuerung, Heilung und
Wiederherstellung der Ergöttlichung zuteil.
Dieses
Fest ist schon durch die roemische Pilgerin Aetheria in
Jerusalem um die Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert bezeugt und hat sich
von dort aus in der gesamten Weltkirche verbreitet.
+++
Freue dich,
gnadenerfuellte, jungfraeuliche
Gottesgebaererin !
Denn aus dir ist aufgestrahlt
die Sonne der Gerechtigkeit,
CHRISTUS unser GOTT.
Er erleuchtet
die sich bisher bewegten in Finsternis.
Frohlocke auch du,
gerechter Greis,
der du
den Befreier unserer Seelen auf den Armen traegst,
der uns auch die Auferstehung schenkt.
+++
Nun entlaessest Du, Herr, nach Deinem Worte
Deinen Knecht in Frieden.
Denn meine Augen haben gesehen Dein Heil,
das Licht zur Erleuchtung der Heiden,
das Licht zur Verherrlichung Deines Volkes.
+++
Heiser,
Lothar:
Maria
(Die Gottesmutter)
in der
Christus-Verkündigung des orthodoxen Kirchenjahres
Der Begegnung des Herrn mit Symeon, dem letzten vom Heiligen Geist
geleiteten Seher des Alten Bundes, dem Repräsentanten der im
Volke Gottes wach gehaltenen Hoffnung auf Erlösung und der
Sehnsucht aller Menschen nach ewigem Leben, ist diese Ikone gewidmet.
Josef bringt die
Tauben dar zur Erfüllung des Gesetzes, Sinnbilder des alten
und neuen Gottesvolkes, der Kirche aus Juden und Heiden. Maria bringt
Christus selbst dar, die Vollendung des Gesetzes und den
Erlöser des Volkes Gottes. Den unfassbaren Gott, verborgen im
kleinen Kind, legt sie in Symeons Arme, der ehrfurchtsvoll seine
Hände verhüllt hat. Mit ihnen darf er greifen, was
menschliches Begreifen übersteigt. Hier wird die
Brücke geschlagen zwischen Gott und der Menschheit, zwischen
dem Erlöser und den Erlösten. Von nun an soll es
keine Hoffnungslosigkeit mehr geben und keine Gottverlassenheit unter
den Menschen. Der Weg in die verheißene Heimat ist geebnet,
das Tor geöffnet. Der Dienst der Propheten ist beendet, jetzt
beginnt das Wirken der Kirche; der greise Symeon wird in den Frieden
Gottes entlassen, das Gottesvolk aus den Heiden setzt sein Werk fort,
das Reich Gottes zu verkünden und an seiner Verwirklichung
mitzuarbeiten.
Ort der Vermittlung
zwischen Gott und Menschheit ist Maria und die in ihr vorgebildete
Kirche. Darum ist nicht der Tempel zu Jerusalem als Hintergrund
für die Begegnung gewählt, sondern der Raum der
Kirche, der Altar unter dem Baldachin.
Hymnisch wird die
Aussage des Bildes und seine Aussage in der Liturgie besungen:
Der
von den
Cherubim getragen und von den Seraphim besungen wird,
wird heute nach dem Gesetz in den heiligen Tempel getragen
und nimmt seinen Thron auf den Armen des Greises ein.
Von
Josef nimmt er als gottgefälliges
Geschenk im
Turteltaubenpaar die unbefleckte Kirche an,
das neuerwählte Volk aus den Heiden,
und die 2 jungen Tauben,
da Er des Alten und Neuen Bundes Begründer ist.
Symeon,
der die Erfüllung der an ihn
ergangenen
Verheißung erlangt,
segnet die Jungfrau, die Gottesgebärerin Maria,
und weist hin auf die Sinnbilder des Leidens Dessen, der aus ihr
geboren wurde.
Von
Ihm erbittet er die Entlassung mit den
Worten:
Nun entlässt Du mich, Gebieter,
wie Du mir verheißen hast.
Denn Dich habe ich geschaut,
das vorzeitliche Licht, den Retter,
den Herrn des Volkes, der Christen.
Idiomelon
des Andreas von Kreta am Vorabend zum 2. Februar; Menaion, Februar
Heiser,
Lothar:
Maria in der Christus-Verkündigung des orthodoxen
Kirchenjahres,
Tyciak, Julius † und Nyssen, Wilhelm † (Hsgb.)
Sophia, Quellen östlicher Theologie, Bd. 20, Trier 1981, S.
256 f.
hier aus St.Andreas Bote
Hl.
ROMANOS der Melode:
Quelle
Kontakion
auf den EMPFANG UNSERES
HERRN
Oikos
8,9,12,13 nach
Lk 2,25-40
Groß
und voll des Ruhmes bist
Du,
den der Höchste im Verborgenen zeugte,
allheiliger Sohn Marias.
Einen nenne ich Dich,
zugleich sichtbar und unsichtbar,
fassbar und unfassbar,
der Natur nach als Gottessohn vor aller Zeit
erkenne ich Dich und glaube an Dich,
doch bekenne ich,
dass Du auch übernatürlich der Sohn der Jungfrau
bist.
Deshalb wage ich es,
Dich wie eine Lampe zu halten;
denn jeder, der eine Lampe trägt, wird erleuchtet, nicht
verbrannt.
Daher erleuchte mich, Du unverlöschliche Lampe, Du
der
allein die Menschen liebt !
Dies vernahm die unbefleckte Jungfrau,
von Unruhe erfasst trat sie näher,
der Greis aber sprach zu ihr:
Alle Propheten haben deinen Sohn verkündet,
den du ohne Zeugung gebarst.
Dich meinte der Prophet,
als er ihnen jubelnd das Wunder verkündete,
dass du die verschlossene Pforte bist, o Gottesgebärerin:
Durch dich trat ja der Herr ein und wieder heraus;
und weder geöffnet noch auch nur bewegt wurde deiner
Keuschheit Pforte,
welche Er allein durchschritt und heil bewahrte, Er,
der
allein die Menschen liebt !
Von Christus bestärkt,
verkünde ich dir,
dass hieraus ein Zeichen des Widerspruches entstehen wird.
Dies Zeichen aber wird das Kreuz sein,
welches die Gesetzesfeinde Christus errichten werden.
Den Gekreuzigten werden die einen als Gott verkünden,
die anderen wiederum als Menschen,
indem diese die Glaubenssätze der Gottlosigkeit,
jene aber die der Gottesfurcht vorbringen.
Für himmlisch halten die einen seinen Leib,
die anderen für Trug;
Fleisch habe Er unbeseelt von dir angenommen, sagen sie,
die anderen: beseelt – Er,
der
allein die Menschen liebt !
Solche Widersprüche wird das Geheimnis hervorrufen,
dass selbst deinem Verstande Zweifel kommen werden.
Und wenn du dann deinen Sohn ans Kreuz genagelt siehst, Makellose,
wirst selbst du, obgleich der Worte eingedenk, die der Engel sprach,
plötzlich an der göttlichen Empfängnis und
den unsagbaren Wundern zweifeln.
Wie ein Schwert wird dich der Widerstreit des Leides treffen;
doch danach wird er als schnelle Heilung deinem Herzen
und seinen Jüngern den unbesiegbaren Frieden aussenden, Er,
der
allein die Menschen liebt
!
Johannes
Koder:
" Mit der Seele Augen sah er deines Lichtes Zeichen "
Romanos der Melode
Hymnen des orthodoxen Kirchenjahres
(Wien 1996)
hier aus St.Andreas Bote
Stichirion
Quelle
aus dem
Vespergottesdienst der
Nachfeier am 3.Februar
Der Alte der Tage
(Dan 7,9),
der das Gesetz einst auf dem Sinai dem Mose übergab,
wird heute als Kind geschaut.
Nach dem Gesetz,
obwohl des Gesetzes Schöpfer,
erfüllt er das Gesetz.
Er wird in den Tempel getragen
und dem Greis übergeben.
Ihn empfängt Simeon, der Gerechte;
und da er der Anordnungen Erfüllung gekommen sieht,
ruft er voller Freude:
Geschaut haben meine Augen das seit Ewigkeit verborgene Geheimnis,
welches am Ende dieser Tage offenbar wurde,
das Licht, das der ungläubigen Völker Dunkelheit
erhellt,
und den Ruhm des neuerwählten Israel.
Deshalb entlasse Deinen Diener
aus den Fesseln dieses leiblichen Daseins
in das junge und wunderbar unvergängliche Leben,
da Du der Welt das grosse Erbarmen gewährst.
Stichirion
aus dem Vespergottesdienst zur
Nachfeier
3. Februar, Anthologion I, 1586
Lothar Heiser:
QUELLEN der FREUDE, Die Hochfeste der orthodoxen Christen
(Verlag Fluhegg 2002)
CH-6442 Gersau
ISBN 3-909103-19-7
VOR - FASTENZEIT
"Der UMKEHR Türen öffne
mir ..."
~~~
Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation: F.TSCHALJAPIN mit Chor der
Russischen Orthodoxen Kathedrale Paris 1932 ~~~
zur Link-Quelle: "http://www.musicarussica.com"
~~~vollständig:Chor der
Christi-Verklärungskathedrale, Moskau /Regent Vladimir LVOV~~~
zur Link-Quelle: "http://en.liturgy.ru/zvuk/zvuk.php"
SONNTAGE der VOR-FASTENZEIT
1. Sonntag vom
ZÖLLNER
und PHARISÄER
5.2. 2023
2. Sonntag vom VERLORENEN
SOHN
12.2. 2023
3. Sonntag FLEISCHENTSAGUNG
!
vom GERICHT
19.2. 2023
4. Sonntag BUTTERENTSAGUNG
!
vom VERLUST des PARADIESES VERGEBUNGSSONNTAG
26.2. 2023
- abends:
BEGINN der GROSSEN 40-taegigen FASTEN
Sonntag
vom Zöllner und Pharisäer
Apostel:
2 Tim 3:
10-15
Evangelium: Lk 18: 10-14
Die
Apostellesung erinnert uns, an heilsamen Traditionen festzuhalten.
Das Evangelium macht aber sofort deutlich, dass
damit nicht ein
gesetzlicher Konservatismus gerechtfertigt werden soll:
Der Pharisäer, der getreu alle überkommenen
Vorschriften
einhält, und sich dessen vor Gott rühmt, wird
beschämt
durch den ausserhalb des Gesetzes stehenden Zöllner, der in
Demut
seine Unwürdigkeit bekennt.
Am ersten Vorfastensonntag werden wir auf die
erste Voraussetzung
dafür hingewiesen, dass die kommende Fastenzeit für
uns
heilsam wird:
DEMUT
Lasset
uns fliehen
die hochmütige Prahlerei des Pharisäers
und lernen
das demütige Seufzen des Zöllners !
Zu unserem Erlöser lasset uns rufen:
Vergib uns,
Allerbarmer !
Vor uns liegt ein Ausstieg, ein Aufstieg ins Heiligtum, in das Innerste
des heilbringenden Mysteriums Christi, hin zur kostbaren Herzmitte auch
unserer Existenz, deren eigentlichen Sinn dieses Mysteriums birgt.
Wir nahen uns dem Ostermysterium entweder als
"Zöllner" oder
als "Pharisäer":
- als solche, die kommen zur wahren
Verwirklichung dessen, wozu wir
berufen sind
- oder als solche, die in den "Naturgesetzen"
ihrer Umgebung verfangen sind - und so
das eigentliche Ziel ihres Lebens verfehlen.
Der offenbarende Gott zeigt uns welche Grundhaltungen -Seiner
erlösenden Liebe gegenüber- für uns heilsam
oder nutzlos
sind:
Der Pharisäer steht für den Selbstgerechten, den
Menschen,
der sich selbst verwirklichen will, dank all seiner Leistungen und
seiner Selbstsicherheit, der auf seinen Individualismus stolz ist:
"Er betet bei sich selbst: ich danke Dir, dass
ich nicht bin wie die
übrigen Menschen"
Der Zöllner zeigt uns dagegen, die allein fruchtbare, die
Haltung, für die das Heil nahe ist:
Er "steht von Ferne und wagt es nicht, seine Augen gen
Himmel zu
erheben". Er weiss um die Distanz zur erhabenen, ganz anderen
Wirklichkeit des über alles erhabenen, allerhöchsten
Gottes
über jeden Gott, DEN, zu dem sich der selbstgerechte Mensch
selber
machen wollte. Er weiss um seine Schulden, die Sünden und
"klopft
an s e i n e Brust", nicht an die Brust der anderen um andere
für
deren Vergehen zu tadeln. Er weiss, das sein Schöpfer auch
sein
ihn liebender Erlöser ist, der ihm sogar an seiner
göttlichen
Natur Anteil geben will. Der sich selbst richtig einschätzende
Zöllner (= der Sünder par excellence), e r b i t t e
t das
Erbarmen Dessen, Der die Liebe ist:
"Gott, gewähre mir Deine Gnade !"
“Gott,
sei mir Sünder gnädig!“
Predigt zum Sonntag des Zöllners und
Pharisäers von P. Konstantinos, München
* Quellenhinweis *
„Zwei
Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein
Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der
Pharisäer stellte
sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir,
daß
ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber,
Betrüger,
Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste
zweimal in
der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen
Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und
wagte
nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an
die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig!
Ich sage
euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der
andere
nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich
aber
selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“
(Lk 18,10-14)
Die heutige
Evangeliumsperikope zeigt uns zwei Arten von
Gläubigen; zwei charakteristische Typen von Menschen, die in
die
Kirche kommen. Der erste kommt, um sich zu zeigen, um anzugeben, um
sein angeblich so heiliges Leben vorzustellen, um die Bewunderung der
anderen zu erregen, um Gott, seiner Ansicht nach, zu verpflichten
für seine Taten, für seine Tugenden, die der
Bewunderung und
des Lohnes würdig sind.
Welch
ein Irrtum, welch ein Trug, welch ein Frevel! Ein Frevel vor Gott
und den Menschen. Denn Gott nimmt solche Gebete nicht an, und die
Menschen verabscheuen diese Art, ja ekeln sich vor ihr. Bei meinen
Hausbesuchen höre ich viele Klagen und Kritik an vielen von
uns,
die wir zwar regelmäßig in die Kirche gehen, aber zu
Hause,
in der Arbeit, im Umgang mit anderen ganz anders sind, als wie wir uns
hier im Umfeld der Kirche zeigen möchten. Wir sind leicht
erregbar, ungerecht, sprunghaft und haben tausend andere Fehler, die
unseren Charakter verraten. Wir kommen in die Kirche mit
großen
und auffallenden Kreuzen, mit großen und vielen Kerzen, aber
wir
verbergen in uns den Pharisäer, der uns so treffend im Hl.
Evangelium beschrieben wird.
Ich möchte nicht länger bei der Charakterisierung und
Beschreibung dieser Art von Menschen verbleiben. Ich möchte,
dass
wir uns etwas mehr Gedanken machen über eine andere Art,
nämlich über jenen, den der Pharisäer
verachtet, auf den
er mit dem Finger zeigt und über den er schlecht redet.
Wer ist es? Es ist ein
sündiger Zöllner.
Früher mussten
die Bauern den Zehnten zahlen, d.h. ein Steuereinnehmer, kein Beamter
des Staates, hatte sich vom Staat das Recht gekauft, die Steuern von
den Bauern einheben zu dürfen. Dieser Steuereinnehmer oder
seine
Leute hatten die Möglichkeit Missbrauch zu üben, zu
stehlen,
die Bauern auszubeuten. Und sie haben den Unwissenden und Hilflosen das
Gesetz vorgehalten, um damit ihre Gesetzwidrigkeiten zu verschleiern.
In der Zeit Christi hatte die römische Herrschaft für
diese
Arbeit die Zöllner, die in der Regel stahlen und ihre
Landsleute
rücksichtslos und schamlos betrogen. Deshalb hatte niemand
Achtung
vor ihnen. Deshalb betont der Pharisäer der heutigen
Evangeliumsperikope: „Gott, ich danke Dir, daß ich
nicht
wie die anderen Menschen bin ... oder auch wie dieser Zöllner
dort.“ Der Zöllner wiederum kannte seine Schuld. Er
wagte es
nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben. In einem abgelegenen
Teil des Tempels klopfte er sich, niedergebeugt und voller Reue, an die
Brust und flüsterte immer wieder: „Gott, sei mir
Sünder
gnädig!“
Es
waren dies seine einzigen Worte, aber sie kamen tief aus seinem
Herzen. Worte der Reue und Buße, die zeigten, dass in dieser
Brust seine Seele litt und eine geistige Geburt, eine seelische
Wiedergeburt möglich wird. In diesem Kampf in seiner Brust
stürzte der Zöllner den Sünder in sich vom
Sockel seiner
Geldgier und legte den Grundstein für ein neues Leben. Das ist
das
Werk der Buße. Als der Zöllner zu bereuen begann,
erfuhr er
die erste Frucht dieser Tugend: die Demut.
Man sagt, dass die Demut die Tugend
der Alten und der Weisen sei. Aber
auch der Zöllner zeigte sich demütig. Ganz hinten im
Tempel
klopfte er sich an die Brust und sagte: „Gott, sei mir
Sünder gnädig!“ Seht seine große
Demut, ganz
spontan kamen ihm diese Worte über seine Lippen. Und diese
Worte
waren nicht von der satten Arroganz der dürren Worte des
Pharisäers.
Die aufrichtige Reue des
Zöllners führte ihn zur
Demut,
welche „die beste der Tugenden ist“, wie uns der
hl.
Augustinus sagt, und diese führt uns weiter zum Gebet, das
eine
„Kraftreserve“ ist, wie es ein anderer Denker
ausdrückte. Die Tradition überliefert uns, dass
König
David, als er seine übergroße Sünde
bereute, bitterlich
weinte, wie es der 50. Psalm beschreibt, den wir in vielen Andachten
unserer Kirche lesen. Aus den Tränen Davids wuchsen aus der
Erde
zwei Bäume: eine Weide, die auf immer trauert und eine Zeder,
deren Harz sich in Weihrauch verwandelt.
Tatsächlich Quellen aus der
aufrichtigen Reue zwei Tugenden:
die
Demut, die der Weide gleicht, die ihre Zweige nach unten neigt und das
Gebet, das wie Weihrauch zum himmlischen Altar Gottes aufsteigt.
Das ist die Dreiheit der Tugenden -
Reue und Buße, Demut,
Gebet
-, die uns heute das Triodion der Zerknirschung in Erinnerung bringt.
Das Triodion, das heute beginnt, ist die Zeit, die uns auffordert, uns
auf diese Tugenden zu besinnen.
Jeder Sonntag des Triodions erinnert
uns an eine andere Tugend. Die Kette unserer Tugenden verbindet uns mit
dem gütigen Gott.
Selig
werden sein,
die in der heutigen Zeit der Gleichgültigkeit im Glauben, ja
seiner Ablehnung,
es zustande bringen,
sich durch die Bänder von Reue
und Buße, Demut und
Gebet mit
Jenem zu verbinden,
der den Zerknirschten und Demütigen im Geiste nahe ist.
Amin.
Übersetzung aus dem Griechischen: G. Wolf
Sonntag
vom Verlorenen Sohn
https://youtu.be/Ur39cbcr_pk
Apostel:
1 Kor 6: 12-20
Evangelium: Lk 15: 11-32
Vater Alexander
Schmeman:
"
Rückkehr aus dem Exil "
Die
Apostellesung dieses Herrentages stellt die christliche Freiheit heraus
und steckt damit die Grenzen des Fastengebots ab:
"Alles ist mit erlaubt, aber
ich soll mich von nichts
beherrschen lassen"
Damit ist das Fasten jeder fremden
Beurteilung von aussen entnommen. Es
kann daher nach orthodoxem Verständnis auch nicht zum
öffentlichen Gesetz werden, zumal es, wie der Herr anweist (Mt
6: 16-18) im Verborgenen geschehen soll.
Das Evangelium stellt dann den eigentlichen Sinn der Fastenzeit heraus:
Der Aufbruch zur Umkehr zum Vater, der den Verlorenen Sohn mit Freuden
aufnimmt und reich beschenkt. Es ist wohl kein Zufall, dass an diesem
Herrentag erstmals im Nächtlichen Psalmengebet (Ps 136)
angestimmt wird.
Deine
väterliche Herrlichkeit
habe ich ohne Verstand verlassen.
übel verschwendet habe ich den Reichtum
den Du mir gegeben hast.
So rufe ich Dir die Worte des Verlorenen Sohnes zu:
"Ich habe gesündigt gegen Dich,
barmherziger Vater.
Nimm mich auf,
der ich umkehre,
und lass mich bei Dir sein
wie einen Deiner Taglöhner !"
Der
selbstherrliche, auf seine vermeintliche Autonomie allzu stolze Mensch
ist -von seinem Ursprung her- Sohn des himmlischen Vaters.
Alles, was
er hat, das hat er von Gott.
Er zieht in ein gottfernes Land, liefert sich einer gottfernen
Gesellschaft aus.
Er nimmt so viel er kann aus seiner Mitgift, dem
Eigentum Gottes.
Er verschwendet es hemmungslos an Idole, die ihm
kurzfristig faszinierend erscheinen.
Als es seine Mitgift verbraucht hatte, im Genuss des Materiellen,
Innerweltlichen, tritt die Hungersnot ein.
Nichts vermag ihn zu sättigen im Anblick des Absterbens seiner
Lebendigkeit, niemand, keine Parole kann ihn mehr begeistern.
Keines seiner Idole kommt ihm zu Hilfe: "Ich sterbe hungers !"
Aber er hat noch die Kraft seine Niederlage einzugestehen:
"Wie viele
Tagelöhner im Hause meines Vaters haben Überfluss an
Brot.
Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen".
Es ihm gleich zu tun, dazu fordert uns die Kirche auf, jetzt in der
Zeit des Aufbruchs in die Grossen Fasten vor der Auferstehung.
"Ich
will mich aufmachen", ich will aufstehen, damit Überblick
gewinnen, Gewohntes verlassen
und mich auf den Weg machen,
den die Fastenzeit mir öffnet, hin zum Vaterhaus.
Das ist das Ziel: zu Gott, zu unserem Vater zu gelangen.
Er macht mich frei.
Er nährt mein innerstes Leben.
Er will mir in der Wohnung Seiner Herrlichkeit Geborgenheit auf ewig
bieten.
"Ich
will dem Vater sagen: ich habe gesündigt wider den Himmel
und
vor Dir; ich bin nicht wert, Dein Sohn zu heissen". Die Not der
Sünde, der Gottesferne, ist die tiefste Not. Wo sie am
grössten ist, ist sie am gefährlichsten, besonders
wenn jeder
Hilfeschrei betäubt und ihre Symptome verdrängt
werden.
Sünde ist immer gegen alles gerichtet, was sich über
den
irdischen Niederungen, den menschlichen Gemeinheiten, wölbt.
Die
Sünde widersetzt sich der Güte Gottes.
Sie ist immer Lüge gegen die Wahrheit des göttliche
Lebens in
uns.
Wer könnte sagen, er wäre ohne Sünde: "Weil
kein Mensch lebt ohne zu sündigen" (1 Könige 8: 46) ?
Die Fastenzeit schafft uns eine gute Gelegenheit,
unsere
Sünden vor Gott, unserem Vater zu bekennen: im Mysterium der
Busse (der Beichte und Umkehr).
Es tut uns gut, wenn wir noch sagen können: "Ich habe mich
versündigt an der Liebe zu Gott und den Nächsten" !
"Als er (wir) noch weit entfernt war(en), sah ihn (uns) der Vater -und
war von Mitleid gerührt, er lief ihm (uns) entgegen, fiel ihm
(uns) um den Hals und küsste ihn (uns). Die Liebe des Vaters
kommt
uns stets in Christus entgegen, wenn der Sünder aufrichtig
seinen
hilfsbedürftigen Zustand mit Glauben und kindlicher Hoffnung
und
Vaterliebe ausbreitet.
Sein Mitleid teilt unser Leid und unseren Tod. Der Sünder
öffnet die Herzwunde Christi, Gottes, aus der das Wasser des
Mysteriums der Taufe (die Väter nennen das Mysterium der Busse
"eine zweite Taufe") und das Blut der Eucharistie (des Mysteriums vom
allerreinsten Leib und Blut des Herrn) fliesst.
Gott umarmt uns als Seine Kinder.
Gott schützt uns mit Seiner Kleidung (in der Taufe haben wir
"Christus angezogen"), der besten Kleidung, der Kleidung der Kindschaft
Gottes -wenn wir uns blossgestellt fühlen, wie einst Adam.
Gott setzt uns ein, in Sein Erbe, das unverwesliche Erbe der
Unsterblichkeit.
Und trotz all dieser Gaben will er unsere Freiheit: Er gibt uns den
Siegelring der Freien.
Die Kirchenväter deuten es noch tiefer:
Die Schuhe weisen auf die Befähigung auf dem Weg (Christi)
fortzuschreiten, das Siegel auf das Siegel des Heiligen Geistes.
Unser Vater bereitet uns das Freudenmahl -das Ostermahl, -die
Göttliche Liturgie.
Auch wenn wir dem zweiten Sohne gleichen, der tief in seinen Alltag
verstrickt ist, und glaubt durch äusserliche
"Anständigkeit"
immer im Sinne des Vaters gehandelt zu haben, und so zum Knecht seiner
Selbstgerechtigkeit geworden ist, und wenn wir, wie er, nicht
hineingehen wollen, um uns für das Freudenfest bereit zu
machen,
so sucht uns doch der Vater heim:
"Da kam sein Vater heraus, und redete ihm zu"
Hören auch wir auf Gott, unseren Vater wenn er uns durch die
Tradition der Kirche jetzt in der Vorfastenzeit auf das
österliche Freudenfest vorbereitet !
Ja, wir wollen nicht mehr fern der Freude der Gemeinschaft mit Gott,
fern dem wahren, von Ihm geschaffenen Leben des Paradieses, leben.
Ja, ich werde die Fesseln der Torheit lösen, die mir von Ihm
geschenkten Reichtuemer nicht mehr mehr mit Sündern
verschwenden,
sondern mich aufmachen und zu meinem mitfühlenden Vater
zurückkehren.
An
den Flüssen von Babylon saßen wir ...
gedenkend der Stadt des Herrn ...
Wie könnten wir dem Herr ein Lied singen
in einem fremden Land ?
Sollte ich dich vergessen, o Stadt meines Gottes,
so verdorrt meine rechte Hand
so klebt meine Zunge am Gaumen
wenn ich Deiner vergesse,
wenn ich nicht Gottes Stadt über alle meine Freuden stelle ...
"An
den Flüssen von
Babylon ..."
~~~ Na Rekach
Babylonskich ~~~
Chor des Klosters in Pyuchtiza
Erzpriester
Alexander Schmemann:
(langjähriger Dekan der Orthodoxen Theologischen Akademie der
USA St. VLADIMIR´s)
aus: Schmemann,
Alexander, GREAT LENT. Journey to Pascha,
St. Vladimir´s Seminary Press, Crestwood, New York 1969
Die Große Fastenzeit, Askese und Liturgie in der
Orthodoxen Kirche, (aus dem Englischen übersetzt von Elmar
Kalthoff)
Veröffentlichungen des Instituts
für Orthodoxe Theologie der Universität
München, Bd. 2 1994, S. 15f.
Rückkehr
aus dem Exil
zum
Sonntag vom Verlorenen
Sohn
An
diesem
Sonntag der Vorbereitung auf die Fastenzeit hören wir das
Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32).
Zusammen mit den Hymnen dieses Tages erschließt uns dieses
Gleichnis die
Zeit der Reue als die Rückkehr des
Menschen aus dem Exil.
Der verlorene Sohn, so hören wir, bricht auf in ein fernes
Land und verschwendet dort alles, was er besitzt.
Ein fernes Land...Das ist die einzig
zutreffende Bezeichnung für unsere
Bedingtheit als Mensch, die wir annehmen und zu der unseren
machen müssen, wenn wir unseren Weg zu Gott hin beginnen.
Ein Mensch, der niemals diese Erfahrung gemacht hat, und sei es auch
nur für kurze Zeit, dass er in der Gottesfeme lebt und von dem
wahren Leben abgeschnitten ist, wird niemals verstehen, was es mit dem
Christentum auf sich hat.
Und jemand, der vollständig in dieser Welt und in dem Leben
dieser
Welt »zuhause« ist, der nie von dem
sehnsuchtsvollen Wunsch
nach einer anderen Wirklichkeit schmerzlich getroffen wurde, der wird
nie verstehen, was bereuende Umkehr ist.
Oft
wird die
bereuende Umkehr einfach
mit einer nüchternen und »sachlichen«
Aufzählung
von Sünden und Übertretungen, einem
»Schuldbekenntnis« bei einer gerichtlichen Anklage,
gleichgesetzt. Geständnis
und Absolution werden als juristische Akte
betrachtet.
Man übersieht jedoch etwas sehr
Wesentliches,
ohne das
weder das Schuldbekenntnis noch die Absolution eine wirkliche Bedeutung
oder Wirksamkeit erlangen können. Dieses
»Etwas« ist
ganz genau das Empfinden des Verbanntseins von Gott, weit
verbannt
von der Freude der Gemeinschaft mit ihm und fern dem wahren Leben zu
sein, das durch Gott geschaffen und geschenkt wird. Es ist in der Tat
leicht zu bekennen, dass ich an den vorgeschriebenen Tagen nicht
gefastet habe, dass ich meine Gebete vergessen habe oder
jähzornig
gewesen bin. Eine ganz andere Sache ist es jedoch, wenn ich mir
unvermittelt eingestehen muss, dass ich Schande auf mich geladen und
meine geistliche Schönheit verloren habe, dass ich mich sehr
weit
von meinem eigentlichen Zuhause, von meinem wahren Leben entfernt habe,
und dass ich in dem innersten Gewebe meiner Existenz etwas Kostbares,
Schönes und Reines in nicht wiedergutzumachender Weise
zerstört habe. Indessen bedeutet dies, und nur dies, die
bereuende
Umkehr, und deshalb entsteht auch ein tiefgreifendes Verlangen,
umzukehren, zurückzugehen und jenes verlorene
»Heim« wiederzufinden.
Von Gott habe ich wunderbare Reichtümer erhalten:
zunächst das Leben und die Möglichkeit, mich dessen
zu erfreuen,
ihm einen Sinn geben zu können,
es mit Liebe und Erkenntnis ausfüllen zu können;
dann – in der Taufe –
das neue Leben in Christus selbst,
die Gabe des Heiligen Geistes,
den Frieden und die Freude auf das ewige Königreich.
Ich habe die Erkenntnis Gottes erhalten,
und in ihm die Erkenntnismöglichkeit einer jeden Sache,
und die Kraft, Kind Gottes zu sein.
Und dies alles habe ich verloren;
dies alles verliere ich ständig, nicht nur in den besonderen
»Sünden« und
»Übertretungen«, sondern
durch die Sünde aller Sünden, indem ich meine Liebe
von Gott
abwende und das »ferne Land« der Schönheit
des Hauses
des Vaters vorziehe.
Aber die Kirche ist da, um mich daran zu erinnern, was ich aufgegeben
und verloren habe.
Und während sie mir dies ins Gedächtnis
zurückruft,
erinnere ich mich; so wie es das Kontakion dieses Tages
ausdrückt:
»Fern von der Herrlichkeit des Vaters bin ich in
meiner Torheit Fesseln umhergeirrt
und habe mit den Sündern die Reichtümer, die du mir
anvertraut hattest, verschwendet.
So rufe ich mit dem verlorenen Sohn zu dir:
Barmherziger Vater, ich habe gegen dich gesündigt.
Nimm mich reuigen Sünder wieder auf und nimm mich an wie einen
deiner Tagelöhner ... !« Und während ich
mich erinnere, spüre ich in mir das Verlangen und die Kraft
zurückzukehren:
»... Ich werde mich aufmachen und zu meinem
mitfühlenden Vater zurückkehren
und werde zu ihm unter Tränen sagen:
Nimm mich auf wie einen deiner Diener! «
In
diesem Sinne singen wir heute den sehnsuchtsvollen Psalm 136:
An
den Flüssen von Babylon saßen wir und weinten,
Sions gedenkend...
Wie könnten wir dem Herrn ein Lied singen, in einem fremden
Land?
Sollte ich dich, o Jerusalem, vergessen, soll meine Rechte verdorren!
Meine Zunge klebe an meinem Gaumen, wenn ich deiner vergesse,
wenn ich nicht Jerusalem über alle meine Freuden stelle ...
Das ist der Psalm des Exils. Die Juden sangen ihn während der
babylonischen Gefangenschaft, im Andenken an ihre heilige Stadt
Jerusalem. Er
wurde seit jeher das Lied desjenigen, der sich
seines
Verbanntseins in der Gottesfeme bewusst und hierdurch zu einem neuen
Menschen wurde: zu jemandem, den nichts von dieser gefallenen Welt
zufrieden stellen kann, da er seiner Natur und Berufung nach ein Pilger
des Allerhöchsten ist. Dieser Psalm wird noch zweimal, an den
beiden letzten Sonntagen vor der Fastenzeit gesungen. Und somit
offenbart sich die Fastenzeit als Pilgerfahrt und Bereuen,
als
UMKEHR.
Erzpriester
Alexander Schmemann:
(langjähriger Dekan der Orthodoxen Theologischen Akademie der
USA St. VLADIMIR´s)
aus: Schmemann,
Alexander, GREAT LENT. Journey to Pascha,
St. Vladimir´s Seminary Press, Crestwood, New York 1969
Die Große Fastenzeit, Askese und Liturgie in der
Orthodoxen Kirche, (aus dem Englischen übersetzt von Elmar
Kalthoff)
Veröffentlichungen des Instituts
für Orthodoxe Theologie der Universität
München, Bd. 2 1994, S. 15f.
"An den Flüssen von
Babylon ..."
~~~ Na Rekach Babylonskich ~~~
Chor des Klosters in Pyuchtiza
30.
JANUAR / 12. 2.
Gedaechtnis
der grossen 3 Hl.
Theologen
der Weltkirche
~ 3 SVETITELI
~
~ 3 IERARCHON
~
~ SFINTII TREI IERARHI ~
BASILIUS der Grosse
GREGOR der Theologe
JOHANNES Chrysostomus
("Mund goldener Worte")
+++
Im Leben habt Ihr den Aposteln nachgeeifert
und den Erdkreise gelehrt,
fleht zum Gebieter des Alls,
dass Er Frieden gewaehre
unserer Welt
und unseren Seelen
das grosse Erbarmen !
+++
|

|
|
Um
1100 begann ein Streit in Konstantinopel, welchem der Hl. 3 grossen
Theologen der Vorrang gebührt. Da erschienen alle 3 zusammen
dem
Hl. JOHANNES, Metropoliten von Euchaita, und die Kirche feierte
erstmals das grosse Fest der gemeinsamen Theologie, zu der jeder der 3
seinen unverzichtbaren Beitrag geleistet hat.
Der
Hl. BASILIUS
der Grosse
erwarb zielstrebig Verantwortung fuer die
Gesamtkirche, und setzte Zeichen der Verantwortung fuer die
Gemeinschaft, organisierte die Ueberwindung von Hungersnöten
und
die Pflege der Kranken in besonderen von ihm gegründeten
Haeusern.
Er gab den Moenchsgemeinschaften heilsame Regeln und erzog die Christen
in moralischer Strenge und durch das Vorbild persoenlicher Askese.
Der
Hl. JOHANNES Chrysostomos
("der Mund goldener Worte") war in der
Erziehung zum Heil nicht weniger streng in seinen Predigten. Dabei
lebte er voll in der Welt der umgebenden Grossstadt Konstantinopel.
Sein grosses Verdienst war es, dem Kirchenvolk durch Gottesdienste
einen Eindruck des himmlischen Paradieses zu bieten, das Gebet in der
Kirche so zu organisieren, dass alle Christen im Tageslauf und im
Kirchenjahr die wesentlichsten Texte hören konnten.
Dieses Muehen um die Herzen der Menschen im klaren Urteil gegen
seelenzerstoerende Unsitten, aber auch durch Schoenheit, Klarheit und
Gedankenreichtum in Gebet und Gottesdienst positive Erlebnisse
schaffend, brachte dem Heiligen ein langes Martyrium, aber bringt fuer
uns bis heute immer frische Frucht: durch die GÖTTLICHE
LITURGIE
UNSERES VATERS UNTER DEN HEILIGEN JOHANNES CHRYSTOMUS.
Der
Hl. GREGOR der Theologe
(im Westen: Gregor von Nazianz) war der
gleichaltrige Freund (beide 329 geboren) und Gedankenaustauschpartner
von BASILIUS dem Grossen seit den Jugendtagen des Studiums erst in
Caesarea in Kappadokien, dann in Alexandria, dann in Athen, Mitkaempfer
für die gefaehrdete Kirche, Philosoph, Moench, Dichter,
Mystiker,
Prediger und Bischof, zuletzt auch Patriarch -und dann wieder einfacher
Moench. Beide kamen aus tiefglaeubiger Familie, sie waren auch
verbunden durch ihre Begeisterung fuer die versammelte Kirche, Gegner
aller individualistischen Spalter, waren sie reich an umfangreichen
Erfahrungen klassischer Bildung und konnten so den Arianismus als
typischen Aberglauben der halbgebildeten, aber etablierten Funktionaere
durchschauen. Dies fuehrte bei beiden zu einer gesellschaftskritischen
Grundhaltung, welche sich nicht nur in barmherzigen Taten und Predigten
gegen die Reichen, Habgierigen und willkuerlichen karieresuechtigen
Machtmenschen erschoepfte, die den Wohlhabenden oft so leicht faellt.
Beide fuehlten sich nicht wohl in der ererbten Rolle des
Sichbedienenlassens und des Befehlens eines grossen Haushaltes, dem
typischen Lebensstil ihrer Zeit, in der die grosse Masse in Armut und
Schulden leben musste, waehrend einige Wenige in verschwenderischem
Reichtum moralische Schuld auf sich luden. Antwort auf diese
unhaltbaren Zustaende, die Alle ins Unglueck fuehrten, war für
sie
der Weg der Nachfolge des Gottessohnes. Waehrend der Hl. BASILIUS der
Grosse erfolgreiche Arbeit fuer dieses Ziel in verantwortlichen
Positionen der Kirche zeigte, lebte der Hl. GREGOR fuer die
Ueberwindung der immer wieder schuldig werdenden Welt auch in
aeusserlicher Umkehr und Abkehr von der Welt und gab immer wieder
seinem Beduerfnis nach mystischer Einsamkeit nach. Erst 30-jaehrig,
zurueckgekehrt vom Studium in Athen hat er die Taufe empfangen,
verbrachte 2 Jahre als Einsiedler, wurde 362 von seinem Vater, dem
Bischof von Nazianz, zum Priester geweiht, fluechtete dann aber in die
Einsamkeit. Erst als ein dogmatischer Streit dem inneren Frieden der
Kirche von Nazianz gefaehrlich wurde, kehrte er zurueck und stiftete
Frieden mit seiner brillianten einleuchtenden Auslegung des Konzils von
Nizaea (325). Schliesslich blieb ihm nach einem klug eingefaedeltem
"Streich" seines Freundes Basilius nichts anderes uebrig als Bischof zu
werden. Schon 375, nach dem Tode seiner Eltern, verliess er seinen
Bischofsstuhl um sich wieder dem Moenchsleben zu weihen. Doch diesmal
holte ihn die von Arianern bedraengten orthodoxen Gemeinde der
Reichhauptstadt Konstantinopel aus der Einsamkeit. 5 Jahre beharrlicher
Predigtarbeit fuehrten letztlich zum Erfolg der im traditionellen
Glauben versammelten Kirche. Der arianisch gewordene Patriarch musste
schliesslich Gregor dem Theologen weichen, der vom bald einberufenen
Konzil voll bestätigt wurde. Aber nachdem alles durch seine
feierliche Inthronisation besiegelt war, schon einen Monat nach den
Feierlichkeiten, verliess er Kathedrale und Patriarchenamt.
Im kleinen Nazianz verbrachte er danach noch 2 Jahre bis er als
einfacher Moench als "Vater der CHRISTLICHEN MYSTIK" in die ewige
Heimat abberufen wurde.
So
schliesst die Tradition der Kirche -als Zusammenfassung und
Ausblick- diesen ersten Monat nach dem Fest der Geburt des
Erlösers durch das gemeinsame Fest der Hl. 3 grossen Lehrer
der
Kirche. Die christliche Heiligkeit wird zusammengefasst
-
in bekennendem, klarem und erleuchtendem theologischem Denken der
Kirchenvaeter,
-
in asketischem Mut und asketischer Kraft der Moenche
und
letztlich in der Krone des Martyriums als Thorheit vor der
momentanen Umwelt aber Triumph in der Ewigkeit.
Dies
soll uns verdeutlichen, dass fuer die Kirche "Klarheit im Denken"
und "Leben in der Liebe" untrennbar zusammengehoert.
WAHRE
THEOLOGIE ist nicht bloss "Wissenschaft" sondern WEISHEIT, die
gelebt werden will.
So
wird auch jeder Christ aufgerufen und gestaerkt im Bemuehen zu
seinem Heil stets Wissen mit Glauben und Leben in der Liebe zu
vereinen.
Die
3 groessten Gestirne
der dreisonnigen Gottheit,
lasset uns gemeinsam
ruehmen in Hymnen,
da sie den Erdkreis
mit dem Abglanz
der goettlichen Lehren erfuellten,
die honigfliessenden Stroeme wahrer Weisheit,
die die ganze Schoepfung
mit den Wogen der Gotteserkenntnis ueberfluteten,
BASILIUS, der Grosse
GREGOR, der Theologe
und der ruhmreiche JOHANNES
mit der goldredenden Zunge
da sie fuer uns
zur allheiligen Dreieinheit flehen
allezeit !
Sonntag vom
ZACHÄUS
29.1. 2023
Apostel:
1 Tim 4: 9-15
Evangelium: Lk 19: 1-10
Heute hören wir die erste
Ankündigung, empfangen
die erste Einladung das Oster-Mysterium für uns heilbringend
mitzuerleben:
Wenn unser Verlangen hinreichend tief und stark ist, wird Christus
darauf antworten.
Deshalb müssen wir danach brennen den
Gottessohn, den erneuerten perfekten Menschen des Paradieses erkennen
zu lernen.
Dazu muss der Durst und der Hunger nach dem Absoluten in uns steigen,
und durch Ihn die wahrhaftige Erkenntnis in uns selbst.
Das brennende Verlangen
(zum Sonntag des
Zachäus)
Lange
vor dem eigentlichen Beginn der Fastenzeit kündigt die Kirche
ihr
Nahen an und lädt uns ein, in die Periode einer der Fastenzeit
vorhergehenden Vorbereitung einzutreten.
Es ist ein charakteristischer Zug der Orthodoxen liturgischen
Tradition, dass jedes Hochfest oder jeder liturgische Zeitabschnitt -
Ostern, Weihnachten, Fastenzeit etc. - angekündigt und im
voraus
»vorbereitet« wird.
Warum? Weil die Kirche ein tiefes psychologisches Gespür
für
die menschliche Natur hat. Da sie unsere mangelnde
Konzentrationsfähigkeit und den erschreckenden Hang zur
»Weltlichkeit« unseres Lebens kennt, weiß
sie um
unsere Unfähigkeit zu einem raschen Wandel, zu einem
unvermittelten Hinüberwechseln von einem geistlichen oder
geistigen Zustand in einen anderen.
Deshalb lenkt die Kirche bereits lange vor dem Beginn des der
Fastenzeit eigenen Bemühens unsere Aufmerksamkeit auf die
ernsthafte Bedeutung dieser Zeit und lädt uns ein, deren Sinn
betrachtend zu bedenken.
Vor dem praktischen
Vollzug der
Fastenzeit wird uns deren Bedeutung gegeben.
Diese Vorbereitung umfasst bis zu fünf aufeinander folgende
Sonntage, die der Fastenzeit vorangehen, und von denen jeder - durch
sein eigenes Evangelium - einem grundsätzlichen Gesichtspunkt
der
Umkehr zum Erlöser gewidmet ist.
Der
aller-erste Hinweis auf die Fastenzeit erfolgt an dem Sonntag, an dem
das Evangelium über Zachäus (Lk 19,1-10) gelesen
wird.
Es ist der Bericht über einen Menschen, der zu klein ist, um
Jesus
sehen zu können, der aber so sehr von dem Wunsch beseelt ist,
ihn
zu sehen, dass er auf einen Baum steigt. Wegen seines brennenden
Verlangens wendet Christus sich ihm zu und kehrt bei ihm ein.
So ist das Thema dieser ersten Ankündigung das brennende
Verlangen.
Der Mensch folgt seinem brennenden Verlangen. Man kann sogar sagen,
dass der Mensch Verlangen ist, und diese grundlegende psychologische
Wahrheit über die menschliche Natur wird durch das Evangelium
bestätigt:
»Da, wo dein Schatz ist, wird auch dein
Herz sein« (Mt
6,21; Lk 12,34), sagt Christus. Ein heißes Verlangen
überwindet die natürlichen Grenzen des Menschen; wenn
er
leidenschaftlich etwas wünscht, kann er Leistungen
vollbringen, zu
denen er »normalerweise« nicht fähig ist.
Obwohl
»klein« von Gestalt, wächst er
über sich hinaus
und übertrifft sich selbst.
Die einzige Frage ist also, ob es die wahren Güter sind, die
wir
begehren, und ob die Stärke unseres Verlangens auf das wahre
Ziel
ausgerichtet ist oder ob, um die Formulierung des atheistischen
Existentialisten Jean-Paul Sartre zu gebrauchen, der Mensch eine
»unnütze Leidenschaft« ist.
Zachäus
wünschte »eine gerechte Sache«, er wollte
Christus sehen und näher an ihn herankommen.
Es ist das erste Symbol des Sich-Bekehrens, denn das Sich-Bekehren
beginnt mit der Wiederentdeckung der tiefgründigen Natur allen
Verlangens: das Verlangen nach Gott und Seiner Gerechtigkeit, das
Verlangen nach dem wahren Leben. Zachäus ist
»klein«,
- unscheinbar, ein Sünder, ein Mensch mit begrenzten
Möglichkeiten - aber trotzdem wächst sein Verlangen
über
all dies hinaus. Er »erzwingt« die Aufmerksamkeit
von
Christus, er nimmt Christus mit zu sich nach Hause.
Das ist also die erste
Ankündigung, die erste Einladung: wir müssen begehren, was
das Tiefste und Wahrhaftigste in uns selbst ist, den Durst und den
Hunger nach dem Absoluten in uns wiedererkennen, das, ob wir es nun
kennen oder nicht, uns mit einer wahrlich »unnützen
Leidenschaft« behaftet sein ließe, wenn wir uns von
ihm
abwenden und unsere Wünsche anderswohin lenken
würden. Und
wenn unser Verlangen hinreichend tief und stark ist, wird Christus
darauf antworten.
aus: Schmemann, Alexander, GREAT LENT. Journey
to Pascha, St.
Vladimir´s Seminary Press, Crestwood, New York 1969
Die Große Fastenzeit, Askese und Liturgie in der Orthodoxen
Kirche, (aus dem Englischen übersetzt von Elmar Kalthoff)
Veröffentlichungen des Instituts für Orthodoxe
Theologie der Universität München, Bd. 2 1994, S. 15f.