Aktuelle Feste im Jahreskreis des Heils
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2. FEBRUAR / 15. 2.
Fest der
Begegnung unseres Herrn
bei Seiner Darstellung im Tempel
mit dem gerechten Greis Simeon und der Prophetin Anna
~ SRETENIE
~ ~ YPAPANTI
~ ~ INTAMPINAREA DOMNULUI ~
Rette,
Sohn Gottes,
getragen auf den Armen
des gerechten Simeon,
uns,
die wir Dir singen:
Alleluja !
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Heiser, Lothar: zur Bedeutung von Fest und Ikone
Hl.ROMANOS der MELODE: Kontakion zum Fest
Stichira der Nachfeier
Nach
CHRISTI GEBURT und THEOPHANIE ist das Fest der Begegnung unseres Herrn
bei Seiner Darstellung im Tempel das dritte Hochfest der Menschwerdung
und des Kommens des Gottessohnes im Fleische in unsere Welt.
Die Begegnung des Herrn mit Simeon, dem gerechten Greis und Anna, der alten Prophetin, ist zugleich:
- Symbol der Begegnung des Heils des Neuen Bundes mit dem Alten Bund,
am Ende seiner Jahre. (Tatsaechlich endete mit der Festigung des
christlichen Gottesdienstes der Tempeldienst im Jerusalemer Tempel ein
fuer alle mal.)
- Erkenntnis der Begegnung der im Gottssohn wiederhergestellten menschlichen Natur mit der durch Suenden gealterten Menschheit
- Heilbringende Begegnung fuer die einzelne Menschenseele, der die
Hoffnung bereits lange erstorben war, dass sie jetzt das neue Leben
empfängt.
In dieser Begegnung wird der menschlichen Natur Erneuerung, Heilung und Wiederherstellung der Ergöttlichung zuteil.
Dieses Fest ist schon durch die roemische Pilgerin Aetheria in
Jerusalem um die Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert bezeugt und hat sich
von dort aus in der gesamten Weltkirche verbreitet.
+++
Freue dich,
gnadenerfuellte, jungfraeuliche
Gottesgebaererin !
Denn aus dir ist aufgestrahlt
die Sonne der Gerechtigkeit,
CHRISTUS unser GOTT.
Er erleuchtet
die sich bisher bewegten in Finsternis.
Frohlocke auch du,
gerechter Greis,
der du
den Befreier unserer Seelen auf den Armen traegst,
der uns auch die Auferstehung schenkt.
+++
Nun entlaessest Du, Herr, nach Deinem Worte
Deinen Knecht in Frieden.
Denn meine Augen haben gesehen Dein Heil,
das Licht zur Erleuchtung der Heiden,
das Licht zur Verherrlichung Deines Volkes.
+++
Heiser, Lothar:
Maria (Die Gottesmutter) in der Christus-Verkündigung des orthodoxen Kirchenjahres
Der
Begegnung des Herrn mit Symeon, dem letzten vom Heiligen Geist
geleiteten Seher des Alten Bundes, dem Repräsentanten der im Volke
Gottes wach gehaltenen Hoffnung auf Erlösung und der Sehnsucht
aller Menschen nach ewigem Leben, ist diese Ikone gewidmet.
Josef bringt die Tauben dar zur Erfüllung des Gesetzes, Sinnbilder
des alten und neuen Gottesvolkes, der Kirche aus Juden und Heiden.
Maria bringt Christus selbst dar, die Vollendung des Gesetzes und den
Erlöser des Volkes Gottes. Den unfassbaren Gott, verborgen im
kleinen Kind, legt sie in Symeons Arme, der ehrfurchtsvoll seine
Hände verhüllt hat. Mit ihnen darf er greifen, was
menschliches Begreifen übersteigt. Hier wird die Brücke
geschlagen zwischen Gott und der Menschheit, zwischen dem Erlöser
und den Erlösten. Von nun an soll es keine Hoffnungslosigkeit mehr
geben und keine Gottverlassenheit unter den Menschen. Der Weg in die
verheißene Heimat ist geebnet, das Tor geöffnet. Der Dienst
der Propheten ist beendet, jetzt beginnt das Wirken der Kirche; der
greise Symeon wird in den Frieden Gottes entlassen, das Gottesvolk aus
den Heiden setzt sein Werk fort, das Reich Gottes zu verkünden und
an seiner Verwirklichung mitzuarbeiten.
Ort der Vermittlung zwischen Gott und Menschheit ist Maria und die in
ihr vorgebildete Kirche. Darum ist nicht der Tempel zu Jerusalem als
Hintergrund für die Begegnung gewählt, sondern der Raum der
Kirche, der Altar unter dem Baldachin.
Hymnisch wird die Aussage des Bildes und seine Aussage in der Liturgie besungen:
Der von den Cherubim getragen und von den Seraphim besungen wird,
wird heute nach dem Gesetz in den heiligen Tempel getragen
und nimmt seinen Thron auf den Armen des Greises ein.
Von Josef nimmt er als gottgefälliges Geschenk im Turteltaubenpaar die unbefleckte Kirche an,
das neuerwählte Volk aus den Heiden,
und die 2 jungen Tauben,
da Er des Alten und Neuen Bundes Begründer ist.
Symeon, der die Erfüllung der an ihn ergangenen Verheißung erlangt,
segnet die Jungfrau, die Gottesgebärerin Maria,
und weist hin auf die Sinnbilder des Leidens Dessen, der aus ihr geboren wurde.
Von Ihm erbittet er die Entlassung mit den Worten:
Nun entlässt Du mich, Gebieter,
wie Du mir verheißen hast.
Denn Dich habe ich geschaut,
das vorzeitliche Licht, den Retter,
den Herrn des Volkes, der Christen.
Idiomelon des Andreas von Kreta am Vorabend zum 2. Februar; Menaion, Februar
Heiser, Lothar:
Maria in der Christus-Verkündigung des orthodoxen Kirchenjahres,
Tyciak, Julius † und Nyssen, Wilhelm † (Hsgb.)
Sophia, Quellen östlicher Theologie, Bd. 20, Trier 1981, S. 256 f.
hier aus St.Andreas Bote
Hl. ROMANOS der Melode:
Quelle
Kontakion auf den EMPFANG UNSERES HERRN
Oikos 8,9,12,13 nach Lk 2,25-40
Groß und voll des Ruhmes bist Du,
den der Höchste im Verborgenen zeugte,
allheiliger Sohn Marias.
Einen nenne ich Dich,
zugleich sichtbar und unsichtbar,
fassbar und unfassbar,
der Natur nach als Gottessohn vor aller Zeit
erkenne ich Dich und glaube an Dich,
doch bekenne ich,
dass Du auch übernatürlich der Sohn der Jungfrau bist.
Deshalb wage ich es,
Dich wie eine Lampe zu halten;
denn jeder, der eine Lampe trägt, wird erleuchtet, nicht verbrannt.
Daher erleuchte mich, Du unverlöschliche Lampe, Du
der allein die Menschen liebt!
Dies vernahm die unbefleckte Jungfrau,
von Unruhe erfasst trat sie näher,
der Greis aber sprach zu ihr:
Alle Propheten haben deinen Sohn verkündet,
den du ohne Zeugung gebarst.
Dich meinte der Prophet,
als er ihnen jubelnd das Wunder verkündete,
dass du die verschlossene Pforte bist, o Gottesgebärerin:
Durch dich trat ja der Herr ein und wieder heraus;
und weder geöffnet noch auch nur bewegt wurde deiner Keuschheit Pforte,
welche Er allein durchschritt und heil bewahrte, Er,
der allein die Menschen liebt.
Von Christus bestärkt,
verkünde ich dir,
dass hieraus ein Zeichen des Widerspruches entstehen wird.
Dies Zeichen aber wird das Kreuz sein,
welches die Gesetzesfeinde Christus errichten werden.
Den Gekreuzigten werden die einen als Gott verkünden,
die anderen wiederum als Menschen,
indem diese die Glaubenssätze der Gottlosigkeit,
jene aber die der Gottesfurcht vorbringen.
Für himmlisch halten die einen seinen Leib,
die anderen für Trug;
Fleisch habe Er unbeseelt von dir angenommen, sagen sie,
die anderen: beseelt – Er,
der allein die Menschen liebt!
Solche Widersprüche wird das Geheimnis hervorrufen,
dass selbst deinem Verstande Zweifel kommen werden.
Und wenn du dann deinen Sohn ans Kreuz genagelt siehst, Makellose,
wirst selbst du, obgleich der Worte eingedenk, die der Engel sprach,
plötzlich an der göttlichen Empfängnis und den unsagbaren Wundern zweifeln.
Wie ein Schwert wird dich der Widerstreit des Leides treffen;
doch danach wird er als schnelle Heilung deinem Herzen
und seinen Jüngern den unbesiegbaren Frieden aussenden, Er,
der allein die Menschen liebt.
Johannes Koder:
" Mit der Seele Augen sah er deines Lichtes Zeichen "
Romanos der Melode
Hymnen des orthodoxen Kirchenjahres
(Wien 1996)
hier aus St.Andreas Bote
Stichirion
Quelle
aus dem Vespergottesdienst der Nachfeier am 3.Februar
Der Alte der Tage (Dan 7,9),
der das Gesetz einst auf dem Sinai dem Mose übergab,
wird heute als Kind geschaut.
Nach dem Gesetz,
obwohl des Gesetzes Schöpfer,
erfüllt er das Gesetz.
Er wird in den Tempel getragen
und dem Greis übergeben.
Ihn empfängt Simeon, der Gerechte;
und da er der Anordnungen Erfüllung gekommen sieht,
ruft er voller Freude:
Geschaut haben meine Augen das seit Ewigkeit verborgene Geheimnis,
welches am Ende dieser Tage offenbar wurde,
das Licht, das der ungläubigen Völker Dunkelheit erhellt,
und den Ruhm des neuerwählten Israel.
Deshalb entlasse Deinen Diener
aus den Fesseln dieses leiblichen Daseins
in das junge und wunderbar unvergängliche Leben,
da Du der Welt das grosse Erbarmen gewährst.
Stichirion aus dem Vespergottesdienst zur Nachfeier
3. Februar, Anthologion I, 1586
Lothar Heiser:
QUELLEN der FREUDE, Die Hochfeste der orthodoxen Christen
(Verlag Fluhegg 2002)
CH-6442 Gersau
ISBN 3-909103-19-7
Mehr zu den 4 Erzengeln aus
dem Ikonenprogramm der Klausurkapelle im Deutschen Orthodoxen
Dreifaltigkeits-Klosters in Buchhagen
8. November (21.11.)
SYNAXIS
der
Heiligen Erzengel
MICHAEL und GABRIEL
und
aller HIMMLISCHEN KÖRPERLOSEN MÄCHTE
~ SaBOR na Sv.ARCHAN. MICHAIL ~
~ Synaxis Pan. TAXIARCHON ~
~ Soborul Sf. ARHANGHELI ~
Anführer der
Himmlischen Scharen
wir -auf Erden- bitten euch:
beschirmt uns
durch euer Eintreten für uns
im Schatten der Flügel
eurer unstofflichen Herrlichkeit.
Voll Vertrauen rufen wir inständig
erreicht unser Freiheit
von den Gefahren
ihr Ersten der überirdischen Mächte !
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weitere Texte:
Erzpriester SERGEJ (Prof. Bulgakow): Ausgesandt, den Willen
Gottes zu tun ...
Die "Himmlischen Körperlosen Mächte"
Dieses Fest ruft uns in Erinnerung, dass wir, als Glieder des
Leibes Christi, ausser mit Christos selbst und allen Heiligen auch verbunden
sind mit den geistigen Mächten der Schöpfung, die sich nicht wie wir durch
Sündenfall von Gott trennen lassen, sondern Ihm in selbstloser Demut und Liebe
verbunden geblieben sind.
Symbolisiert sind sie durch die beiden Erzengel:
MICHAEL, der Bekämpfer der widergöttlichen Mächte und
GABRIEL, der Bote der göttlichen Gnade.
Denn nach biblischer Tradition sind die himmlischen Mächte, die Gottes Thron
preisend und dienend umgeben, in doppelter Hinsicht auch den Menschen zugewandt:
als Übermittler von Gewissheit und Unterstützer in der Anstrengung vor dem
endgültigen Richter
(Num 22,22-35; 2 Koen 24,16; 4 Koen 1,3.15; 19,35; Mt 13,41 f; 16,27; Apg 12,23)
und als Verkünder und Bringer der göttlichen Gnade
(Gen 18,1-16; 3 Koen 19,4-8; Tob 5,5-6,22; Lk 1,11.26; 2,9.13-15; Mt 1,20-24;
18,10; 28,2; Apg 1,10; 5,19f; 12,8f)
Die Engel vermitteln uns daher durch das Bewusstsein ihrer Anwesenheit Schutz
vor den Einflüssen der widergöttlichen Mächten und die Sicherheit der
Geborgenheit in der Hut Gottes.
In ihrem selbstlosen Dienst sind sie aber auch immer neue Ermutigung zur Hingabe
an Gott und zum anbetenden Verweilen in Seiner Gemeinschaft und in Seiner Nähe.
Zu wissen, dass auch sie vor Gott für uns eintreten, bedeutet für uns in der
Gemeinschaft des Teiles der Kirche,
der sich noch auf der irdischen Wanderschaft und im Kampf mit dem Bösen
befindet,
eine hilfreiche Erinnerung und Gewissheit der Gottesnähe und der Hoffnung auf
den Sieg des Guten über das Böse.
(Vater SERGI Heitz +)
Die "Himmlischen Körperlosen Mächte"
Da Er die wahre, grenzenlose Liebe ist, schuf Gott „alles
Sichtbare und Unsichtbare“ so, dass es an Ihm teilhaben kann.
Der Hl. Gregor der Theologe schrieb: ‚Da es Gott in Seiner Güte nicht genügte
nur mit der Betrachtung Seinerselbst beschäftigt zu sein, sondern da es nötig
war, dass das Gute sich weiter und weiter ausbreiten sollte, sodass die Zahl
derer, die Gnade erhalten so groß wie möglich würde (denn das ist
charakteristisch für die größte Güte) – deshalb also ersann Gott als Erstes die
himmlischen Engelsmächte; und der Gedanke wurde Tat, die vom Wort erfüllt und
durch den Geist vervollkommnet wurde [...] und da Er an den ersten Geschöpfen
Gefallen fand, ersann Er noch eine Welt, materiell und sichtbar, in
ordnungsgemäßer Gestaltung, Himmel und Erde, und was zwischen ihnen ist.’
Das Unsichtbare – einschließlich des Himmels und der Körperlosen Mächte – wurde
von Gott vor der Welt, in der wir leben, erschaffen.
Die himmlischen Heerscharen waren sogar Zeugen und priesen die Schöpfung der
materiellen Welt, wie der Herr dem Hiob erklärte:
‚Als die Sterne geschaffen wurden, priesen mich mit lauter Stimme alle Meine
Engel.’ (Hiob 38,7 LXX).
Die Körperlosen Mächte lobpreisen und dienen Gott und sind zusätzlich die
Ausführenden Seines Willens: sie verwalten die Schöpfung, beschützen die
Menschheit und bitten für sie und versuchen die Menschheit und die Völker zu Ihm
zu führen – manchmal indem sie unsere Taten in die rechten Wege leiten, manchmal
indem sie uns den Willen Gottes lehren oder offenbaren.
Die Körperlosen Mächte wurden von Gott ohne Form oder leibliche Materie
(unkörperlich) gemacht.
Der Hl. Johannes von Damaskus erläutert: ‚Wenn es der Wille Gottes ist, dass
Engel denen erscheinen sollen, die würdig sind, erscheinen sie nicht ihrem Wesen
nach, sondern nehmen, verwandelt, eine solche Erscheinung an, dass sie den
leiblichen Augen sichtbar sind.’
Durch Gottes Gnade und Barmherzigkeit sind die Körperlosen Mächte von ihrer
Beschaffenheit her unsterblich, aber (ungleich Gott Selbst) auf Ort und Zeit
beschränkt: sie können nicht gleichzeitig im Himmel und auf Erden sein.
Gott begabte die Körperlosen Mächte mit Intelligenz, Vernunft und freiem Willen
– wie auch später den Menschen – aber sie sind ‚die vollkommensten Geister,
dem Menschen in ihren Geistesgaben überlegen’ und ‚so weit über uns, dass
sie unerfassbar sind.’ Die Engel im Himmel sind vollkommene Schönheit in
ihrer Liebe zu Gott und ihrem Dienst an Gott. Fortwährend vor Seinem Angesicht,
sind die Körperlosen Mächte ‚so erfüllt von Gottes Gnade, dass sie in keiner
Weise daran denken zu sündigen.’
Alle Körperlosen Mächte haben den Namen ‚Engel’
gemeinsam – er bedeutet ‚Bote’ im Griechischen
– auf Grund ihres Dienstes: sie ‚stehen vor dem Angesicht
des Schöpfers und dienen Ihm.’ Dieser einfache Name
beschreibt auch recht gut, wie der Mensch oft den Körperlosen
Mächten begegnet: als Verkünder oder Boten Gottes.
Die Heilige Tradition teilt die Engel in 3 Hierarchien zu je 3 Stufen
ein.
In der höchsten Hierarchie sind die Seraphim, Cherubim und Throne.
Am nächsten sind die sechsflügeligen SERAPHIM der heiligsten
Dreieinigkeit, die in ihrer Liebe zu Gott erstrahlen und diese Liebe auch in
anderen fördern. In der Ikonographie der Kirche werden sie als Gesichter
gezeigt, die von flammend-rot und rot-orange leuchtenden Flügeln umgeben sind.
Die vieläugigen CHERUBIM sind die nächsten. Durch diese Heere werden
Weisheit und Erleuchtung in der göttlichen Erkenntnis zur Schöpfung gesandt und
ihr Name bedeutet ‚Ausgießen der Weisheit’ und ‚Erleuchtung’. Cherubim
werden veranschaulicht als Gesichter, die von vier (oder manchmal sechs)
blaugrünen, mit alles erkennenden Augen bedeckten Flügeln umgeben sind.
Schließlich findet man die THRONE (in Ez 1,15-21 beschrieben) am Fuße des
himmlischen Thrones Gottes, wie sie Ihn geheimnisvoll stützen. Sie dienen der
Rechtschaffenheit der Gerechtigkeit Gottes. Die ‚sich drehenden Räder’,
die der Prophet Ezechiel gesehen hat, die Throne, werden auf den Ikonen als zwei
gelbrote ineinander greifende Ringe mit je vier Flügeln gezeigt. Die Ringe sind
mit alles erkennenden Augen bedeckt.
Die mittlere Hierarchie umfasst die Fürstentümer, Mächte und Herrschaften,
die – nach dem hl. Athenagoras – ‚den Elementen, den Himmeln, der Erde und
allem was darin ist befehlen.’
Die FÜRSTENTÜMER belehren und leiten unsere irdischen Behörden ( - wenn
sie darauf hören ! ) zum weisen Regieren. Sie können die irdische Ordnung durch
Wunder beeinflussen, sündhafte Regungen dämpfen und die Willenskraft stärken um
Versuchungen zu widerstehen.
Die MÄCHTE (bekannt aus 1Petrus 3,22) bringen die Gnade Wunder zu wirken
und geisliche Urteilskraft zu Heiligen, die Gott gefallen. Sie helfen der
Menschheit gehorsam und geduldig zu sein und dem Willen Gottes zu dienen. Sie
werden in der Ikonographie der Kirche als leuchtende kristallene Kugeln, mit
einem ‚X’ oder ‚XC’ darauf, dargestellt, die meist von Engeln in menschlicher
Gestalt hochgehoben werden.
Die HERRSCHAFTEN (auch ‚Tugenden’ genannt) widerstehen der Macht
des Satans und halten die Menschen davon ab, dämonischen Versuchungen
nachzugeben. Sie stärken und schützen die Asketen.
In der untersten Hierarchie sind die Körperlosen Mächte, denen der Mensch am
öftesten begegnet:
Die GEWALTEN befehlen den niederen Engeln und lehren sie die Erfüllung
des Willens Gottes. Nach der Mutter Martha von Pskov ‚leiten sie das Weltall
und beschützen Land, Völker und Menschen. Gewalten lehren Menschen jedem die
Ehre zu erweisen, die seiner Stellung entspricht. Sie lehren die Regierenden
ihre notwendigen Verpflichtungen zu erfüllen, nicht zu persönlicher Ehre und
eigenem Vorteil, sondern aus Achtung vor Gott und zum Nutzen des Nächsten.’
Die ERZENGEL verkünden oder bringen Botschaften über Gott und Seine Werke
zu unserem Heil.
Wegen dieser Rolle werden die Engel in der Heiligen Schrift auch einzeln benannt
oder sind nach der Heiligen Tradition bekannt:
MICHAEL (‚wie Gott’, der Anführer der Engelsheere) Er wird oft in Rüstung
mit einem Flammenschwert oder einem Banner mit rotem Kreuz dargestellt,
GABRIEL (‚die Kraft Gottes’ nach Dan 8,16 und Lk 1,26);
RAPHAEL (‚die Heilung Gottes’ Tobit 3,16.12,15),
URIEL (‚Feuer Gottes , 3Esdras 5,20),
SELAPHIEL (‚Gebet Gottes’, 3Esdras 5,16);
JEHUDIEL (‚die Verehrung Gottes’);
BARACHIEL (,der Verteiler des Segens Gottes für gute Taten'; und
JEREMIEL (‚die Erhebung zu Gott’, 3Esdras 4,36).
Erzengel werden dem Menschen in schönen, leuchtenden, geflügelten, menschlichen
Gestalten offenbart. Erzengel ‚offenbaren die Geheimnisse des Glaubens, der
Prophetie und des Erkennens des Willens Gottes; sie verstärken den Glauben im
Menschen und erleuchten sein Herz mit dem Licht des heiligen Evangeliums.’
Die ENGEL (oft als ‚SCHUTZENGEL’ bezeichnet) sind dem Menschen am
nächsten. Sie offenbaren ihnen die Absichten und Weisungen Gottes und leiten sie
an, ein frommes auf Christus gerichtetes Leben zu führen. Sie versuchen die
Menschen vor dem Fall (geistlich wie körperlich) zu bewahren und sind da, wenn
sie Hilfe brauchen ‚aufzustehen’, wenn sie doch fallen. Engel werden dem
Menschen in leuchtender menschlicher Gestalt, mit oder ohne Flügel, offenbart.
Als Geschöpfe, die vor das Angesicht Gottes treten, sind Engel mächtige
Fürbitter, d.h. sie sprechen zu Gunsten des Menschen zu Ihm. Als Christus Seine
Jünger über die Sorge für die, die ihm folgten – die Schafe Seiner Herde –
belehrte, sagte Er:
‚Hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten! Denn ich sage euch:
Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht meines himmlischen Vaters’ (Mt
18,10).
Wegen ihres treuen und nie endenden Dienstes für Gott – und auf Seinen Befehl
für die ganze Schöpfung – werden die Engel als das Vorbild für den Dienst des
Diakonats gesehen – sie sind das ‚Rollenmodell’ für die Diakone unserer Kirche.
Die Erzengel Michael und Gabriel werden gewöhnlich auf dem Diakontüren (die
Nord- und Südtüre) der Ikonostase abgebildet.
Nichola Toda Krause 1999 by Orthodox Family Life;
http://www.theologic.com; Übers. G. Wolf
hier aus:
St. Andreas-Bote:
Der himmlischen Heere Erzanführer,
wir flehen euch an, wir Unwürdigen:
Durch eure Fürbitten umgebt uns,
im Schutz der Flügel eurer unstofflichen Herrlichkeit, wie mit einer Mauer,
die wir uns ausgestreckt niederwerfen und rufen:
Aus den Gefahren erlöset uns als Anführer der Mächte droben.
Apolytikion vom Fest im 4. Ton
Geistliches Wort zum Festtag der Erzengel Michael und Gabriel und der Synaxis
aller Himmlischen Körperlosen Mächte
am 8. November
von
Erzpriester SERGEJ (Prof. Bulgakow)
Ausgesandt, den Willen Gottes zu tun ...
Es ist die Zeit, den Tag des Erzengels Michael und aller
heiligen Engel, unserer himmlischen Bewahrer, Fürsprecher und Beschützer zu
begehen.
Erneut bitten wir sie, daß sie uns um unserer Gebete willen unter den Schutz
ihrer Flügel nehmen.
Wiederum bekennen wir uns zum Glauben an die heiligen
Himmelsbewohner, die am Thron des Herrn stehen, die Gottesdiener, die die Welt
und die gesamte Schöpfung in diesem und im zukünftigen Leben bewahren. Offen
bekennen wir, daß die Engel nach Gottes Willen die irdischen Schicksale der
Völker lenken: in Krieg und Frieden, in Freude und Leid, beim Zusammenbruch von
Königreichen und beim Untergang von Völkern ebenso wie bei ihrer Erlösung.
Wir glauben daran, daß wir in Tagen der Not und der Prüfung
nicht ohne ihre Hilfe bleiben. Die himmlischen Heerscharen werden für uns und
mit uns streiten, die Kräfte des Himmels mit den Kräften der Lüfte, und dort, im
Himmel, entscheiden sich die irdischen Schicksale der Völker.
"Und es erhob sich ein Streit im Himmel: Michael und seine
Engel stritten wider den Drachen. Und der Drache stritt und seine Engel ..." (Offb.
12,7).
Dieser Krieg fand statt und findet auch heute noch statt. Man
weiß nicht, wem, wie und worin im Himmel Hilfe und Sieg zuteil werden, aber wir
Menschen sind nicht allein gelassen mit unseren irdischen Schicksalen, die, wenn
sie auch auf der Erde, so doch nicht allein mit menschlichen Kräften entschieden
werden. Dieser Gedanke gibt uns Zuversicht angesichts dessen, was auf der Welt
geschieht, obwohl wir sowohl das Schicksal heute als auch die künftige
Vollendung nicht verstehen.
"Zu jener Zeit wird Michael, der große Engelfürst, der für
dein Volk eintritt, sich aufmachen. Denn es wird eine Zeit großer Trübsal sein,
wie sie nie gewesen ist, seitdem es Menschen gibt, bis zu jener Zeit. Aber zu
jener Zeit wird dein Volk errettet werden, alle, die im Buch geschrieben stehen"
(Dan 12,1).
Wir wissen nicht, auf welche Zeit sich diese Vorhersage
bezieht, auf unsere oder eine uns ferne Zukunft, aber die Vergangenheit ist ihr
ähnlich und bestimmt auch die nachfolgenden Geschehnisse. Aber wie es auch sei,
diese prophetischen Visionen beziehen sich auf uns; der Erzengel Michael wacht
zusammen mit den anderen heiligen Engeln besonders über das Schicksal seines
Volkes und über alle Menschen. Möge er jetzt und heute unsere Herzen nicht
verwirren.
Diese Offenbarungen über die Welt der Engel überliefert uns
das Wort Gottes, und die Kirche verkündet sie.
Wir lauschen ihnen, werden getröstet und sind zugleich verwirrt.
Die Botschaft dringt nur in den Verstand, darum wirkt sie kraftlos und kalt, wie
aus der Ferne und gelangt nicht in unsere Herzen. So wird sie im Leben leicht
vergessen, wenn auch nicht immer und von allen, so doch oft und von vielen.
Ratlos und mit einer gewissen Verlegenheit, im Bewußtsein der Sünde gegenüber
unseren Schutzengeln und allen heiligen Engeln erscheinen wir, um an diesem Tag
ihrer im Gebet zu gedenken.
Aber weshalb und warum?
Reichen unsere Kräfte nicht um die Glaubensmüdigkeit zu überwinden, um das
dunkle Reich des Bösen zu durchdringen, damit wir zum himmlischen Licht
gelangen?
Hilfe erhält, wer sie sucht, und Kraft der, der darum bittet.
Das ist unser Leid, daß wir mit unseren Gefühlen und Gedanken dem Irdischen
verhaftet sind. Dabei wurden wir auserwählt, den Himmel in uns zu tragen und
geistig die himmlischen Kräfte zu schauen. In unserer Verweltlichung und im
geistlichen Fall sind wir unfähig, mit dem Herzen den Tag der heiligen Engel zu
feiern. Wir empfinden nicht ihre Nähe, nicht die Kraft und die Stärkung, die wir
von ihnen erwarten.
Was tun, und wie können wir uns helfen?
Ja können wir uns überhaupt helfen?
Wenn wir selbst es nicht vermögen, so können die heiligen Engel uns helfen, zu
denen wir unsere geistigen Augen im Gebet um Hilfe erheben.
Aber auch das geschieht nicht automatisch, ohne unser Wollen und Bemühen: Man
muß danach verlangen, dürsten und nach dem geistigen Frieden trachten, sich
danach sehnen und nicht satt sein an der Sattheit dieser Welt. Als Antwort auf
dieses Verlangen gibt der Herr sein Versprechen: "Du wirst gesättigt werden."
Die Liebe zu den Engeln erwärmt sich im herzlichen Gedenken
an sie, im Begreifen ihrer Natürlichkeit, im Gebet zu ihnen. Die meisten
Menschen haben dazu keine Muße, ebenso wie sie die Gottesweisheit als
überflüssig für ihre Frömmigkeit halten. Finden sich in dem ganzen Reichtum von
Gedanken und Offenbarungen, die uns die Kirche über die Engel überliefert, nicht
ein Gedanke, der unser Herz rührt und erwärmt, uns an jene Welt erinnert, von
der aus wir auf die Erde kamen?
Ein Gedanke wird bleiben - das Gedenken an den Schutzengel, der dich auch dann
nicht verläßt, wenn du ihn verlassen und vergessen hast!
Wird das nicht auch der Gedanke an die Lobpreisungen der Engel sein, von denen
die Kirche in Psalmen und Gesängen verkündet?
Erwachen wir nicht, wenn wir die Schönheit der Welt betrachten, in deren
Durchsichtigkeit sich die Flügel der Engel ahnen lassen?
Werden wir nicht durch die gewaltigen Kräfte der Natur, Sturm, Flut und
Schrecken des Krieges erschüttert, denn auch in ihnen wird unsichtbar und
unbegreiflich das Wirken der Diener Gottes deutlich?!
Wir werden die Nähe der Engel auch durch die KRAFT des
GEBETES suchen. Unser Gebet mag vielleicht nicht nur arm, trocken und zerstreut,
sondern auch eigennützig sein. Wir verfolgen darin unsere eigenen Ziele,
wünschen die Erfüllung unseres Willens, die Befriedigung unserer Bedürfnisse.
Unsere Bitten um Irdisches und Menschliches werden nicht verurteilt. "Bittet und
euch wird gegeben werden", aber auch eine andere Art des Gebetes ist möglich,
hinführend zum Gebet der Engel, zu Lob, zum Preis und zur Liebe. Dies ist keine
weltliche, sondern eine himmlische Liebe, sie ruft und führt uns zur Sonne der
Liebe, an den Thron des Dreieinigen Gottes.
Möge bei diesem Fest der Engel unser Herz sich ihnen zuwenden
und im Geiste ihre Antwort vernehmen.
Heiliger Erzengel Michael und alle heiligen Engel!
Helft den Leidenden, laßt euch erkennen, lehrt uns beten!
Mögen wir die Furcht in unserem Leben abstreifen und unser Glaube und unsere
Zuversicht gefestigt werden!
Seid uns nahe in unseren irdischen Nöten und Sorgen und erleuchtet unsere Herzen
mit dem himmlischen Licht!
Quelle:
Stimme der Orthodoxie 11/88
Herausgeber und Chefredaktion Erzpriester Vladimir Ivanov
Verlag Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat)
den Abdruck hier übernommen aus:
St. Andreas-Bote:
empfehlenswerte Monatsschrift in deutscher Sprache mit aktuellem Kalendarium
und ausgewaehlten aktuellen Texten der besten Theologen aus allen orthodoxen
Traditionen
Fragen, Zuschriften an G.Wolf, Dammweg 1, 85655 Grosshelfendorf, 08095 - 1217;
gerhard.wolf@t-online.de
St.Andreas-Bote 11/98
4 Erzengel
aus dem
Ikonenprogramm der Klausurkapelle im Deutschen Orthodoxen
Dreifaltigkeits-Klosters in Buchhagen
Die 4 Erzengel, Michael, Gabriel, Uriel und Raffael
in der Reihenfolge
- vom Eintritt aus der Welt in den Tempel
- bis zum Allerheiligsten des Tempels
Michael
steht an der Pforte des Kirchenschiffs, wie einst als Führer der Cherubim an der
Pforte des Paradieses (1.Mose 3.24).
Als Streiter Gottes und Führer der himmlischen Scharen führt er das dreiflammige
Feuerschwert mit seiner Rechten und pflanzt die heilige Lanze mit seiner Linken
als Standarte zur Versammlung des Volkes Gottes auf.
Gabriel
trägt als Engel der Verkündigung des Ratschlusses Gottes in der Welt das
Medaillon bzw. die Glaskugel mit dem Bild Christi als Emanuel, das Bild Gottes
bei Seinem Kommen in die Welt.
Uriel
als Engel unserer Führung in der Welt trägt einen Stab
Hinter den beiden mittleren Erzengeln erhebt sich auf einem Berg das himmlische
Jerusalem.
Letzteres nimmt Motive der Klosterarchitektur auf und mahnt so die Mönche daran,
dass das Kloster ein irdisches Abbild des himmlischen Jerusalems sein muß und
sie aufgerufen sind, eine möglichst weitgehende Übereinstimmung ihrer konkreten
Gemeinschaft an dem konkreten Ort des Klosters mit dem himmlischen Jerusalem,
dem ewigen Urbild im Ratschluss Gottes, anzustreben.
Raffael
als heilender und so in das Allerheiligste führender Erzengel
steht bereits über einer Seitenwand des Altarraums, wo das allerheiligste
Mysterium der Kirche vollzogen wird.
Als unseren Zugang dazu weist er mit seiner rechten Hand auf das Herz als Sitz
der geistigen Wahrnehmung, der Empfängnisfähigkeit des Menschen für Gott und das
Geheimnis der Wandlung. Er und trägt mit der linken eine goldene Schale dort, wo
sich nach der Überlieferung bei der Übung des Herzensgebetes zunächst das
menschliche Bewusstsein sammelt und dann allmählich der Einklang mit dem Willen
Gottes entsteht.
Neben dem Erzengel steht auf einem Sockel ein Kelch, der dem sogenannten
Athos-Gral nachgebildet ist, der im Kloster Watopädi als heilige Reliquie
aufbewahrt und nur einmal im Jahr, nämlich in der Osternacht als Abendmahlskelch
verwendet wird.
mehr zum Deutschen
Orthodoxen Dreifaltigkeits-Kloster in Buchhagen, Bodenwerder/Weserbergland
21. November (4.12.)
EINZUG
der
ALLERHEILIGSTEN GOTTESGEBÄRERIN
in den
TEMPEL
~ WWEDENJE ~
~ EISODIA~
~ INTRAREA~
Der reinste
Tempel des Erlösers,
das kostbare Brautgemach,
die Jungfrau, die heilige Schatzkammer
der Herrlichkeit Gottes
wird heute eingeführt
in das Haus des Herrn
und führt mit ein
die Gnade im göttlichen Geiste.
die Engel besingen sie:
Sie selbst ist das himmlische Zelt. |
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weitere Texte zum Fest:
aus: The Year of Grace
Die Kirchenväter zu
Apokryphen und Vorverkündigung
Prof. Larentzakis:
Marienverehrung in der Orthodoxie
Prof. Lothar Heiser: Quellen der Freude, zum Fest
Der Sinn des Festes erschließt sich nicht, wenn man den Text des
Protoevangeliums des Pseudo-Jakobus geschichtlich-faktisch verstehen will. Die
Bedeutung für uns wurzelt im Symbolisch-Poetischen:
Die Gottesmutter steht hier -wie so oft- vorbildhaft für alle Menschen.
Es geht um unsere Bereitschaft uns zur Heiligung der menschlichen Natur führen
zu lassen.
Die Stufen dieser Heiligung, die Phasen der Annäherung an Gott, werden im Bilde
verdeutlicht:
Einführung in die Sphäre Gottes (als Vorbild die kindliche Empfänglichkeit), das
stetige Verweilen in dieser Sphäre über die Jahre bis zur Reife, der stufenweise
Aufstieg zur Gotteserkenntnis, genährt durch die himmlische Speise, der
vertraute Umgang mit Engeln.
Dies alles geschieht jedoch nicht aus dem starken Willen und als Ergebnis der
Leistung des typisch männlichen Charakters sondern in der Ergebenheit und im
Vertrauen eines Kindes, das geführt wird und sich führen lässt.
Einzug der Allheiligen Gottesmutter in den Tempel
Einige Tage nach dem Beginn der Vorweihnachtlichen Fastenzeit
feiert unsere Kirche das Fest des Einzugs der Hl. Jungfrau in den Tempel.
Es passt gut, dass am Anfang der Vorbereitungszeit für Weihnachten unsere
Gedanken sich der Gottesmutter zuwenden, deren demütige und stille Erwartung ein
Vorbild für unsere eigene Erwartungen im Advent sein sollten. Je näher wir der
Gottesmutter durch das Gebet, unseren Gehorsam und unsere Reinheit kommen, desto
mehr wird in uns der geformt, der in Kürze geboren werden wird.
Dass die Jungfrau als ganz kleines Kind in den Tempel von Jerusalem eingeführt
wurde und dort lebte, wird heute als historisch nicht belegt dem Reich der
Legende zugerechnet. Trotzdem bildet diese Legende ein anmutiges Symbol aus dem
wir tiefe geistliche Einsichten beziehen können.
Zur Vesper am Abend des 20. November (d.h. also zum Beginn des 21. November)
beziehen sich die drei Lesungen aus dem Alten Testament auf den Tempel.
Die erste Lesung (Ex 40) gibt die Anweisungen wider, die Gott Mose über den Bau
und die innere Anordnung des Allerheiligsten gab.
Die zweite Lesung (1Kön 7,51-8,11) beschreibt die Weihe des Tempels Salomos.
Die dritte Lesung (Ez 43,27-44,4), die auch am Fest Mariae Geburt am 8.
September gelesen wird, spricht vom Osttor des Heiligtums, das für alle Menschen
verschlossen ist, weil Gott durch dieses Tor eingezogen war.
Diese drei Perikopen haben symbolisch als ihr Thema die Gottesmutter, die der
lebendige und perfekte Tempel ist.
Die Perikopen, die beim Orthros und in der Liturgie gelesen
werden sind die gleichen wie für das Fest am 8. September. Wir hören die
zusammengezogenen Teile Lk 10,38-42 und 11,27-28, die die Kirche an allen
Marienfesten liest und deren besonderes Gewicht durch die Wiederholung betont
wird. Jesus lobt Maria von Bethanien, die zu Seinen Füßen sitzt und Seiner Rede
lauscht mit den Worten "Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht
genommen werden" denn "nur eines ist notwendig".
Der Herr tadelte Martha nicht, weil sie so in Anspruch genommen war für ihn zu
sorgen, sondern weil sie sich "viele Sorgen und Mühe" machte. Die Kirche nimmt
die Zustimmung, die Maria von Bethanien durch Jesus erfahren hat, als Zustimmung
zum kontemplativen Leben, insofern es verschieden (wir sagen nicht:
entgegengesetzt) zum aktiven Leben ist.
Die Kirche nimmt diese Zustimmung auch für Maria, die Mutter des Herrn, die als
Vorbild für das kontemplative Leben betrachtet wird, denn wir lesen an anderer
Stelle im Lukas-Evangelium: "Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in
ihrem Herzen und dachte darüber nach.
... Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen" (Lk
2,19.51). Vergessen wir auch nicht, dass die Jungfrau Maria sich schon vorher
und in viel höherem Maße dem Dienst an Jesus geweiht hatte, denn sie hat den
Retter genährt und aufgezogen.
Im zweiten Teil der Tagesperikope hören wir, dass eine Frau
Jesus zurief: "Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich
genährt hat", der Er antwortete: "Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes
hören und es befolgen." Diese Worte dürfen nicht als Zurückweisung des Lobes,
das die Frau der Gottesgebärerin erweist missverstanden werden, oder als
Geringschätzung ihrer Heiligkeit, vielmehr bringen sie die Dinge ins rechte Lot
und zeigen wo das wahre Verdienst Marias liegt.
Dass Maria die Mutter Christi wurde, war ein Geschenk, ein Privileg, das sie
akzeptierte, aber ihr persönlicher Wille war nicht Teil der Ursache.
Andererseits war es ihr eigenes Bemühen, dass sie das Wort Gottes hörte und
bewahrte. Darin liegt die eigentliche Größe Marias.
Sicher, Maria ist heilig, aber nicht ursächlich weil sie Jesus gebar und nährte,
vor allem ist sie heilig, weil sie in einzigartiger Weise gehorsam und treu war.
Maria ist die Mutter des Herrn; sie ist die Beschützerin der Menschen, aber
zuerst und vor allem: sie ist die Frau, die dem WORT lauschte und Es bewahrte.
Hierin liegt die ‚evangelische’ Begründung unserer Marienverehrung. Der
Psalmvers, der nach der Epistel gesungen wird, drückt das sehr gut aus: "Höre,
Tochter, sieh her und neige dein Ohr" (Ps 44,11).
Die Epistel die heute gelesen wird (Hebr 9,1-7) spricht von den Vorschriften für
das Heiligtum und dem ‚Allerheiligsten’: dieser Text bezieht sich wieder
symbolisch auf Maria. Die spirituelle Bedeutung des Fests wird in den
verschiedenen Texten der Gottesdienste und der Liturgie entwickelt. Die beiden
Hauptthemen, die wir dort finden sind folgende: erstens, die Heiligkeit Marias.
Das kleine Kind, das der Welt entzogen wird und in einem Tempel lebt, ruft den
Gedanken an ein besonderes Leben hervor, ein ‚dem Tempel geweihtes’ Leben; ein
Leben inniger Verbundenheit mit Gott: ‚Heute betritt die Allreine und Allheilige
das Allerheiligste’. Es ist klar, dass hier die Kirche eine besondere Anspielung
auf die Jungfrauenschaft macht, aber das ganze menschliche Leben, in seinen
unterschiedlichen Begrenzungen, kann ‚dem Tempel geweiht’ werden, ein Leben vor
Gott, heilig und rein.
Das zweite Thema ist der Vergleich des Tempels aus Stein mit dem
lebendigen Tempel: "Der reinste Tempel des Erretters ... heute wird sie
eingeführt in das Haus des Herrn und sie führt mit sich hinein die Gnade im
Göttlichen Geiste..." (Kondakion zum Fest). Maria, die den Gottmenschen in Ihrem
Schoß tragen wird, ist ein Tempel, der heiliger ist als der Tempel in Jerusalem;
es passt, dass die beiden Tempel sich begegnen, aber hier ist es der lebendige
Tempel, der den erbauten Tempel heiligt. Dass der lebendige Tempel dem Tempel
aus Stein überlegen ist, ist bei Maria in besonderer Weise wahr, denn sie war
das Werkzeug der Fleischwerdung.
Aber allgemeiner ist dieses Bild auf jeden anzuwenden, der mit Gott vereint ist:
"Wisst ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid ..?
.. Oder wisst ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist ...?"
(1Kor 3,16.6,19).
(A Monk of the Eastern Church, The Year of Grace, Crestwood N.Y. 1992, p.
52ff.; Übers. G. Wolf)
hier aus
St.Andreas-Bote
Das Fest des Einzugs der Allheiligen Gottesgebärerin in den
Tempel
in der traditionellen Geschichte aus den Apokryphen
und die
Vorverkündigung in der Heilsgeschichte des Volkes Gottes im Alten Bund
- wie es die Kirchenväter sahen -
"Zunächst wollen wir von denen, die über Maria berichten,
erfahren, wer sie ist und woher sie stammt. Ich habe einen Bericht apokrypher
Art vernommen, welcher folgendes von ihr erzählt: Ein im öffentlichen Leben und
in der Treue zum Bundesgesetz ausgezeichneter Mann, anerkannt unter den Besten,
der Vater der Jungfrau, alterte kinderlos, weil seine Gattin keine Kinder
bekommen konnte. Auf Grund des Bundesgesetzes kam den Müttern eine Würdestellung
zu, an der die Kinderlosen keinen Anteil hatten. Darum folgt seine Frau dem
Beispiel, das von der Mutter des Samuel erzählt wird (vgl. 1 Sam 1,9-18): Sie
begibt sich in das Allerheiligste und fleht zu Gott, sie möge doch nicht vom
Bundessegen ausgeschlossen werden, da sie ja in nichts gegen die Bundestreue
gefehlt habe; sie möge Mutter werden, und sie wolle Gott das Kind weihen. In
seinem Wohlwollen gab Gott ihr Zuversicht, und sie empfing die Gnade, um die sie
gebeten hatte. Als das Kind geboren war, nannte sie es Maria [hebr.: Mirjam,
d.h. die Begnadete], um auch durch die Namensgebung anzudeuten, daß es ein
Gnadengeschenk Gottes sei. Als das Mädchen herangewachsen und der Mutterbrust
entwöhnt war, legte sie großen Wert darauf, es Gott zu übergeben, das
Versprechen einzulösen und es in den Tempel zu führen. Die Priester aber hätten
eine Zeitlang das Mädchen ähnlich wie Samuel im Heiligtum aufgezogen; als sie
aber herangewachsen war, hätten sie sich überlegt, was sie mit diesem heiligen
Leib anfangen sollten, um nicht gegen Gott zu sündigen. Denn sie dem Gesetz der
Natur zu unterwerfen und sie durch die Ehe der Herrschaft eines Gatten zu
unterstellen, war völlig abwegig. Man hätte es geradezu für einen Tempelraub
gehalten, wenn ein Mensch über ein göttliches Weihegeschenk Herr würde; denn der
Mann war auf Grund der Gesetze beauftragt, über seine Ehefrau zu herrschen. Dass
aber eine Frau sich zusammen mit den Priestern im Gotteshaus aufhalte und sich
im Heiligtum blicken lasse, entsprach weder dem Bundesgesetz, noch vertrug die
Ehrbarkeit diesen Zustand. Als die Priester hierüber Beratung hielten, gab Gott
ihnen den Rat ein, sie zur Verlobung einem Manne zu geben; dieser müsse geeignet
sein, ihre Jungfräulichkeit zu schützen. Man fand Josef, der der Bedingung
entsprach, aus demselben Stamm und Geschlecht wie die Jungfrau. Er nahm nach dem
Rat der Priester das Mädchen zur Braut; ihre Gemeinschaft war nur ein
bräutliches Verhältnis."
Homilie des Hl. GREGOR von Nyssa auf Christi Geburt; PG 46, 1137 C-1140 B
Für die Väter sind die Verheißungen des Alten Testamentes in Christus in
Erfüllung gegangen, und was sie von Maria und ihrer Bedeutung im Heilswerk
aussagen wollen, finden sie besser als in den Apokryphen in den Vorbildern der
göttlich inspirierten Schriften des Alten Bundes vorgegeben.
Sie müssen nur die Schätze heben und die Bilder in ihrem Zeichencharakter
erkennen, sie den Gemeinden deuten und fruchtbar machen.
Denn seitdem Jesus in der Synagoge von Nazareth das Jesaja-Wort: »Der Geist des
Herrn ruht auf mir; er hat mich gesalbt, um den Armen die Heilsbotschaft zu
bringen, um den Gefangenen die Befreiung und den Blinden das Augenlicht zu
verkünden, um die Zerschlagenen in Freiheit zu setzen und ein Gnadenjahr des
Herrn auszurufen.« (Lk 4,18-19; vgl. Jes 61,1 f.) ausdrücklich auf sich bezogen
hat mit der Feststellung; »Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört
habt, erfüllt« (Lk 4,21), können alttestamentliche Texte nicht mehr verkündet
und interpretiert werden ohne Blick auf Christus und seine Heilssendung.
Wer das Alte Testament ohne diesen messianischen Bezug verstehen will, verirrt
sich in unfruchtbarer Textanalyse und stößt nicht zu seiner Heilsbedeutung vor.
So haben nach der Überzeugung der Väter die Bilder, Zeichenhandlungen,
Erzählungen und Psalmenworte bereits ihre Erfüllung gefunden und müssen von
Christus her und seiner Botschaft und seinem Werk verstanden werden.
Der Rückgriff auf das Alte Testament erweist sich zuweilen geradezu als
notwendig, damit die geistige und nicht leicht erfassbare Botschaft des Neuen
Testamentes durch einfache Bilder und Symbole aus dem Alten Bund veranschaulicht
werden kann. Schließlich wird die menschliche Erwartungen übersteigende neue
Botschaft vom Heilshandeln Gottes leichter angenommen, wenn man erfährt, daß
Gott im voraus schon Hinweise seiner künftigen Güter gegeben hat. Allerdings
sind diese Hinweise noch nicht das Gemeinte selbst, sie sind nur Schatten der
wahren Heilsgaben.
"Was bedeutet der Ausspruch: Geistiges beurteilen wir mit
Geistigem (1Kor 2,13)?
Wenn etwas geistig und nicht erfassbar ist, so führen wir Zeugnisse dafür aus
geistigem Bereich an;
so z. B. wenn ich davon spreche daß Christus auferstanden ist, daß er von einer
Jungfrau geboren wurde. Ich führe dann Zeugnisse, Vorbilder und Hinweise an: des
Jonas Aufenthalt im großen Fisch und seine spätere Rettung, das Gebären durch
unfruchtbare Frauen, durch Sara, Rebekka und andere, das Wachsen der Bäume im
Paradies, obwohl kein Same ausgestreut, kein Regen auf den Boden gefallen und
keine Furche gezogen wurde. Denn die künftigen Güter wurden schattenhaft
vorgebildet und entworfen durch frühere Ereignisse, damit man an sie glaubte,
wenn sie eintraten. Ferner weise ich darauf hin, wie aus der Erde ein Mensch und
wie aus einem einzigen Menschen ohne Zeugung die Frau, ja wie die Erde selbst
aus nichts entstanden ist, da die Macht des Schöpfers überall und zu allem
genügt. So beurteile ich Geistiges mit Geistigem und bedarf nirgends der
weltlichen Weisheit, weder der Beweise noch der kunstfertigen Rede."
(Hl. JOHANNES Chrysostomos, 7. Homilie zum 1. Korintherbrief, 4; PG 61,59)
Aus: Heiser, Lothar, Maria in der Christus-Verkündigung des orthodoxen
Kirchenjahres, Tyciak, Julius † und Nyssen, Wilhelm † (Hsgb.), Sophia, Quellen
östlicher Theologie, Bd. 20, Trier 1981, S. 100ff.
hier aus
St.Andreas-Bote
Zur Marienverehrung in unserer Kirche
Prof. Dr. Grigorios Larentzakis, Graz
In unserer Orthodoxen Kirche ist der liturgische, der doxologische, der
theologische und der dogmatische Bereich mit dem Leben der Gläubigen sehr eng
verbunden.
Allerdings muss gesagt werden, daß in der Sprache der Liturgie
und in der poetischen Formulierung, im Jubel und Enthusiasmus, gelegentlich
Übertreibungen vorkommen können, die, isoliert betrachtet, zu Einseitigkeiten
und zu falschen Interpretationen führen können.
Trotzdem ist der unmittelbare Bezug der Kirche bzw. das
Empfinden der Christen zu Maria wichtiger. In diesem Sinn hat für die Orthodoxe
Kirche und Theologie die Person und die Rolle Mariens vom Anfang an eine
zentrale Bedeutung. Das religiöse Leben der Christen ist von der Mutter Gottes (Theodokos)
gerade aufgrund des Mysteriums der Menschwerdung Gottes erfasst. Wir betrachten
sie als unsere eigene Mutter mit allen Konsequenzen und Beziehungen, die Kinder
zu ihrer Mutter haben. Das wirkt sich zum Beispiel so aus: Wenn einem Christen
etwas Unangenehmes oder etwas Schlimmes widerfährt, ruft er spontan und
unmittelbar die Hilfe Marias, der Allheiligen (Panhagia), an.
Deshalb können die orthodoxen Christen mit Festen, Feiern und
Hymnen Maria würdigen und verehren. Dabei werden die in überschwänglichen
Gefühlen und in dichterischer Sprache vorkommenden Übertreibungen nicht als
störend empfunden. Wenn man aber mit den Mitteln und den Methoden einer
rationalen Zeit alles zu untersuchen und zu analysieren beginnt, und wenn man
diese Atmosphäre des inneren Verhältnisses und der feierlichen Stimmung nicht
miterlebt, den Hintergrund mancher Formulierungen nicht kennt, die andere
Mentalität und die soziokulturellen Verhältnisse nicht berücksichtigt, dann wird
vieles auf das rational Verstehbare und Begründbare reduziert oder als
überflüssiger Ballast abgelehnt und weggeworfen.
Ein Kanon, ein Gesetz und eine erklärende endgültige Definition,
ja eine dogmatische Definition waren und sind dann notwendig, wenn das
harmonische Verhältnis in Frage gestellt wird und wenn der Inhalt oder das Wesen
der Sache selbst gefährdet wird. Wo das "Göttliche" und das "Menschliche" eine
harmonische Gemeinschaft bilden, ist es nicht notwendig, negative oder positive
Regelungen zu treffen. Anders gesagt: Wo die Liebe erkaltet, beginnt das
Misstrauen. Wo das Misstrauen beginnt, wächst die Angst. Und wo die Angst
wächst, werden Gesetze und Bestimmungen für notwendig gehalten, in der irrigen
Annahme, daß sie die liebende Gemeinschaft garantieren oder sogar ersetzen. Die
Dynamik des Lebens hat den Vorzug vor allen Rationalisierungen und
Reglementierungen. Allerdings hat die Theologie eine wichtige Aufgabe,
korrigierend zu wirken, wenn Übertreibungen und Missbräuche im kirchlichen Leben
sich breit machen, die das Wesentliche des christlichen Glaubens verunstalten
können.
Wie in der allgemeinen Theologie eine Isolierung von
Christologie, Pneumatologie, Soteriologie, d. h. von der Lehre über Christus,
über den Hl. Geist und über das Heil, in der Orthodoxen Kirche nicht möglich
ist, so ist auch für die Rolle Mariens als Vermittlerin zwischen dem Gläubigen
und Gott keine Verabsolutierung eingetreten. Im großen Glaubensbekenntnis von
Konstantinopel (381), übrigens dem einzigen ökumenischen Glaubensbekenntnis, das
allen Christen gemeinsam ist, heißt es: "Der (d. h. Jesus Christus) für uns
Menschen und um unseres Heiles willen vom Himmel herabgestiegen ist und Fleisch
angenommen hat aus dem Heiligen Geist und Maria, der Jungfrau, und Mensch
geworden ist." In dieser Formulierung der Konzilsväter drückt sich richtig das
Verhältnis der Mutter Gottes zu Christus, zu ihrem Sohn, und zum Hl. Geist aus.
Damit wird die christologische und pneumatologische Dimension für uns und für
unser Heil deutlich. Das sind die Voraussetzungen, warum die Mutter Gottes auch
"Mutter des Lebens" genannt wird und unsere Fürsprecherin und "Vermittlerin"
sein kann. Es muss gleich gesagt werden, daß nur in diesem Sinn die Mutter
Gottes als Fürbitterin bei ihrem Sohn verstanden werden kann, jedoch nicht im
Sinn der westlichen Auffassung von der "Mittlerin" (Commediatrix) oder sogar
"Miterlöserin" (Corredemptrix).
Und während Eva nach der Erzählung der Bibel das
Menschengeschlecht belastete, nahm Maria, die Mutter Gottes, alle Menschen als
ihre Kinder auf. Sie bringt deren Nöte und Bitten vor ihren Sohn, wie sie es bei
der Hochzeit zu Kana getan hat. So wird auch das Gespräch vor dem Kreuz zwischen
dem gekreuzigten Jesus und seiner Mutter interpretiert: "Als Jesus seine Mutter
und den Jünger, den er liebte, dastehen sah, sagte er zu der Mutter: Frau, das
ist dein Sohn" (Joh19,26). Mit Johannes sind alle Menschen gemeint,
interpretiert z. B. Origenes.
Eine zusätzliche Begründung der Sinnhaftigkeit der Fürbitte
Marias ergibt sich auch aus der allgemeinen Position der Heiligen in der Kirche,
an deren erster Stelle Maria steht. Die Gemeinschaft in der Kirche nimmt einen
besonderen Platz ein. Diese Stellung der Heiligen in der Kirche, deren Verehrung
und Anrufung, als "Vermittler" und "Fürbitter" bei Gott zu wirken, wird deutlich
durch die Stelle im Jakobusbrief 5,16: "Bekennt also einander eure Sünden und
betet füreinander, damit ihr geheiligt werdet. Das inständige Bitten eines
Gerechten hat große Kraft." Darin liegt ein wichtiges Fundament auch der
christlichen Solidarität der Glieder des einen Leibes Christi, wonach "alle
Glieder einträchtig füreinander sorgen. Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle
Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit" (1Kor
12,25-26).
Die Verbindung der Verehrung und der Fürbitte Marias mit der der
Heiligen beschloss das VII. Ökumenische Konzil von Nizäa: "Wir wurden gelehrt,
zu ehren und zu preisen zunächst und vornehmlich und wahrhaftig die
Gottesmutter, die höher ist als andere himmlische Kräfte; die Heiligen und
Himmelskräfte, die seligen Apostel, die Propheten, ... alle, die um Christi
willen den Märtyrertod fanden. Wir wurden gelehrt, deren Fürbitten anzuflehen,
weil sie uns mit dem König aller, Gott, in eine familiäre Gemeinschaft bringen
können." Das ist die Lehre der Gesamtkirche des Ostens und des Westens, wie sie
in einem gemeinsamen ökumenischen Konzil ausgedrückt wird.
Dieses Grundvertrauen der Gläubigen Maria gegenüber kommt auch
im gottesdienstlichen Leben zum Ausdruck. Viele Gebete, Fürbitten und Hymnen
dokumentieren dies.
So schneidet etwa bei der Vorbereitung der eucharistischen Gaben
(Proskomide) der Priester zum Gedenken an die Mutter Gottes einen dreieckigen
Teil aus dem eucharistischen Brot heraus und sagt: "Zu Ehren und zum Gedächtnis
unserer ... Gottesgebärerin und steten Jungfrau Maria. Auf ihre Fürbitten, Herr,
nimm dieses Opfer auf deinem überhimmlischen Altar an." Auch für uns Gläubige
wird z. B. bei jeder Eucharistiefeier in den Antiphonen gesungen: "Durch die
Fürbitten der Gottesgebärerin rette uns, Retter." Beim Abschluss jedes
Gottesdienstes betet der Priester u. a.: "... Christus, unser wahrer Gott, möge
in seiner Güte und Menschenliebe sich unser erbarmen und uns retten, durch die
Fürbitte seiner allerreinsten und makellosen heiligen Mutter ..."
Schließlich, weil die Christen überzeugt sind, dass Maria "die
in Fürbitten unermüdliche Gottesgebärerin" ist (Kontakion, Fest der Entschlafung
Marias), feiern sie zwei Wochen lang vor dem 15. August in Abwechslung zwei
Bittgottesdienste, den sogenannten "großen Bittkanon" und den "kleinen
Bittkanon", während der Fastenzeit feiern sie jeden Tag nach der Vesper. Eine
Darstellung und Analyse dieser Gottesdienste würde hinsichtlich der Rolle
Mariens als Fürbitterin für alle sehr aufschlussreich sein. Es zeigt sich, daß
diese Rolle Mariens nicht eine Gleichstellung mit Gott bzw. mit Christus
bedeutet, sondern die Stellung nach ihm.
Außerdem muss noch erwähnt werden, daß nicht nur die
Gottesgebärerin Maria für uns bei Gott bzw. bei ihrem Sohn spricht, sondern daß
auch wir für Maria beten. Nach der Epiklese, der Anrufung des Heiligen Geistes
und der Wandlung der eucharistischen Gaben in der Chrysostomosliturgie, betet
der Priester u. a.: "Wir bringen Dir (Gott) diesen geistlichen Gottesdienst auch
dar für ... Vorväter, Väter, Patriarchen, Propheten, Apostel, Prediger,
Evangelisten, Märtyrer ... Insbesondere aber für unsere allheilige, unbefleckte,
hochgepriesene und ruhmreiche Gebieterin, die Gottesmutter und immerwährende
Jungfrau Maria". Dadurch wird deutlich, daß Maria nicht an die Stelle ihres
Sohnes tritt, daß sie der großen Schar der Gemeinschaft der Heiligen angehört.
Dieses Grundvertrauen auf Maria gilt in der Orthodoxen Kirche
für alle Schichten der Gläubigen, von den einfachen Christen einer Dorfgemeinde
bis zu den Mönchen und Einsiedlern von Athos, deren "Herz tatsächlich marianisch
ist".
Larentzakis, Gregorios, Die Orthodoxe Kirche, Ihr Leben und ihr Glaube, Graz,
Wien, Köln 2000,
S. 115ff (ohne Fußnoten)
hier aus
St.Andreas-Bote
6. Dezember (19.12.)
Unser Vater unter den
Heiligen
der
Hl. N I K O L A U S
ERZBISCHOF von MYRA in Lykien
der
Wunderwirker
~ Sv. NIKOLAJ ~ ~ Aj. NIKOLAOU ~
Lehrer im
Glauben,
Vorbild in der Milde,
Beispiel in der
Enthaltsamkeit
bist Du Deiner Herde
wahrhaft gewesen.
Deshalb wurde
deiner Demut -
die Erhoehung
zuteil
und
deiner Armut
- der Reichtum.
Heiliger Vater NIKOLAUS
bitte
Christus,
unseren Gott,
dass gerettet werden
auch unsere
Seelen.
|
|
Der Hl. Nikolaus von Myra in Kleinasien gehoert
zu den Bischofsgestalten der Alten Kirche, die sich bei allen Voelkern bis heute
ausserordentlicher Beliebtheit erfreuen. Er hat die ihm anvertraute Kirche durch
die Verfolgungen durch Diokletian hindurchgefuehrt und hat als einer der 318
Vaeter des Oikumenischen Konzils von Nikaea die heilsbedrohenden Irrlehren des
Arius besiegt.
Doch in der Erinnerung wird nicht nur seines
Glaubensmutes gedacht, in den Voelkern ist vor allem das Gedaechtnis an seine
vielfaeltige spontane Hilfe an Menschen in Not verankert. Durch diese Hilfe hat
er das Evangelium vorgelebt und den Menschen aller Zeiten grosses Vetrauen auf
seine Hilfsbereitschaft durch Fuerbitten und das Erwirken der uebernatuerlichen
Hilfe Gottes gegeben.
Durch seine Guete und milde Fuersorge in der Ausuebung
seines hohen Amtes ist er zum Idealtypos des orthodoxen Bischofs geworden, von
dem erwartet werden darf, dass er auch als Hirte einer grossen Herde sich immer
die Not des Einzelnen angelegen sein laesst, sich fuer die unschuldig Verfolgten
einsetzt und der Gerechtigkeit mit Guete und Milde Geltung verschafft.
So
ist er sowohl Abbild der Menschenliebe Christi wie auch Vorbild christlicher
Glaubensexistenz.
In der ganzen christlichen Welt wird NIKO-LAOS,
("der die Voelker Gewinnende") der Heilige von Myra als ein ganz
Vertrauter und "bodenständiger" Begleiter empfunden und bis heute um Fuerbitte
angerufen. Unzaehlige Glaeubige haben seinen Beistand erfahren und an allen
Plaetzen der Welt zahllose Kirchen und Kapellen seinem Gedaechtnis erbaut.
Am Donnerstag jeder Woche rufen wir ihn neben den Hl.Aposteln im Gebet
als Fuersprecher an.
=> zum AKATHISTOS zum Heiligen
Nikolaus