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HOHER Samstag 4./5.5. 2024
STRAHLENDE AUFERSTEHUNG - PAS 'CHA - FEST der FESTE
2. Sonntag der grossen voroesterlichen FASTEN
Lesung: Hebr. 1:10 - 2:3 EVANGELIUM: Mk. 2: 1 - 12 |
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Hl.GREGOR
Palamas
Predigt
Erzbischof LEONID zum Fest
Zunächst von der Gelehrsamkeit
des Ostens durch die
Erkenntnislehre des Dionysios Aeropagita fasziniert kam der
humanistisch gesinnte Mönch Barlaam in den Osten und stieg
bald
zum Hoftheologen des Kaiserhofes in Byzanz auf. Bald begann er die
Gebetspraktiken des Herzensgebetes der östlichen
Mönche zu
verspotten und zu bekämpfen.
Es ging den Mönchen den Zugang
zum ungeschaffenen Licht
Gottes,
das Erspüren der Energiewirkung Gottes, nicht als subjektive
Einbildung abtun und so verschütten zu lassen. Obwohl es ihm
zunächst nur Gefangennahme und Ausstoss aus der Kirche durch
einen
humanistischen Patriarchen einbrachte und er erst mehr als 5 Jahre
durch das Konzil von 1351 rehabilitiert wurde, setzte der Hl. GREGOR
Palamas die Unterscheidung zwischen dem unfassbaren Wesen Gottes und
Seinen erfahrbaren Energien durch.
Apophasis heisst Verneinung.
Apophatisch von Gott zu reden wird durch
den Versuch der Gotteserkenntnis durch menschliche Vernunft und
Welterfahrung ausgelöst. Es bedeutet, von Gott zu sagen, wie
Er
nicht ist: Er ist nicht begrenzt, nicht endlich, nicht
vergänglich
- also unbegrenzt, unendlich, unvergänglich u.s.w.
Dies ist die Absage an den
erkenntnistheoretischen "Realismus" der
westlichen Skolastik (Thomismus, Skotismus).
Die beiden Positionen dürfen
nicht fundamentlistisch
gegeneinander
gesetzt werden. Heilswichtig ist es hingegen die beiden Sichtweisen
stets gleichzeitig anzuwenden und damit nicht den
Trugschlüssen
der Begrenztheit menschlicher Vernunft zum Opfer zu fallen:
Wir
reden vom Wesen Gottes nicht anders als in Bildern und
Gleichnissen aber wir reden immer von heilswirksamer Realität,
wenn wir von Seiner Offenbarung und Seinen Heilsmysterien reden.
So wird Theologie zur geistlichen Medizin, derer die Menschheit unserer Zeit -gleichzeitig im Dilemma vom Wahn der "Allmachbarkeit" gefangen und gleichzeitig der absolut entwertenden Orientierungslosigkeit verfallen- im besonderen Maße bedarf.
Predigt
von
Erzbischof LEONID von Riga und Lettland
in der zweiten Woche der großen Fasten
*Quellenhinweis*
Christus lehrte in einem Haus das Volk. Über Ihn, den großen Wundertäter, hatte sich schon überall die Kunde verbreitet, und eine Menge Volks kam zu Ihm. Das Haus war so dicht umlagert, daß es unmöglich war, einzutreten und zu Jesus zu gelangen. Und siehe, vier Männer trugen einen Gichtbrüchigen herbei, der sich nicht selbst bewegen konnte, auch nicht die Kraft hatte, von seinem Bett aufzustehen. Sie wollten unbedingt zu Jesus gelangen, sie wollten mit Ihm zusammentreffen, um die Heilung des Kranken zu erbitten.
Die Hoffnung brannte im Herzen. Wenn man nur durchgehen könnte, wenn man Ihn nur sehen könnte . . . So stark war ihr Glaube an den Herrn, und so stark war die Hoffnung, daß Er dem Kranken helfen würde, daß kein Hindernis sie davon abhalten konnte. Sie kletterten auf das Dach des Hauses, öffneten die Decke und ließen von dort das Bett mit dem kranken Gichtbrüchigen zu Jesu Füßen herab. Als Jesus diesen Glauben der Männer sah, heilte Er den Gichtbrüchigen und vergab ihm seine Sünden, die offensichtlich die Ursache seiner Krankheit waren. Und der Kranke, der vorher nicht einmal die Möglichkeit hatte, sich zu bewegen, stand auf, nahm sein Bett und ging hinweg. Dadurch versetzte er alle, die sich daselbst befanden, in Erstaunen, so daß sie Gott um des großen Wunders willen verherrlichten.
Nicht ohne Absicht bietet uns die heilige Kirche diese Evangelienlesung in den Tagen der großen Fasten an, in den Tagen der Buße und des Gebetes um die Vergebung unserer Sünde. Auch unsere Seele gleicht dem Gichtbrüchigen aus dem Evangelium: Die Sünden ketten sie so an die Erde, daß sie sich selbst nur mit Mühe auf dem Weg des Guten bewegen kann. Allein die heilbringende Hilfe Gottes kann uns die Kraft geben, auf dem Weg der göttlichen Gerechtigkeit zu wandeln. Wie aber schüttelt man dieses Joch ab, das uns umgibt, und die uns bedrückenden irdischen Mühen, Sorgen und Bindungen, die uns vom Herrn abdrängen ? Wie kann es geschehen, daß wir Sünder, verdunkelt durch Makel und Leidenschaften, dieser Barmherzigkeit des Herrn, der umgeben ist von unzählbaren himmlischen Kräften und der Schar der Heiligen Gottes, für würdig befunden werden? Wie nähern wir uns diesem Licht und dieser Heiligkeit ? Das heute verkündete Evangelium zeigt uns den Weg. Seht, wie groß der Glaube des Kranken und derer war, die ihn hinzutrugen, wie stark war ihre Hoffnung auf Heilung! Sie überwandten alle Hindernisse und erlangten Heil.
So
auch wir - wenn lebendiger Glaube an den Herrn in uns glüht,
wenn
wir unverrückt auf Seine Barmherzigkeit hoffen und so fest
unsere
Heiligung begehren, daß wir alle Hindernisse, Anfechtungen
und
Versuchungen überwinden. Wo immer wir uns von dem entfernen,
was
uns zur Sünde zwingt und hinabzieht - wird auch uns nach
unserem
Glauben geschehen. Der Herr ist gütig und barmherzig, Er
erhört unsere inbrünstigen Gebete und
erfüllt unsere
innigsten Wünsche gnädig. Wie den
Gichtbrüchigen reinigt
Er uns von den Verfehlungen und hilft zu einem guten Leben in Christi
Nachfolge.
Amen.
Aus
STIMME der ORTHODOXIE
Zeitschrift der Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen
Kirche (Patriarchat Moskau)
http://members.aol.com/StimmeOrth
"Die
Tueren zur Umkehr, oeffne mir, Lebensspender !
..."
~~~
Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation: F.SCHALJAPIN mit Chor der
Russischen Orthodoxen Kathedrale Paris 1932 ~~~
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Sonntag
vom VERLUST
des PARADIESES
VERGEBUNGSSONNTAG !
BUTTERENTSAGUNG !
-
am Abend des
Sonntags:
BEGINN der GROSSEN 40-taegigen FASTEN
"Über die Vergebung"
von Erzbischof Antonij von Surozh (London)
Apostel:
Rm 13:11 - 14:4
Evangelium: Mt 6: 14 - 21
Das
Evangelium dieses Sonntags, an dessen Abend die Grossen Fasten
beginnen, erinnert uns daran, dass wir Vergebung vom Herrn erst
erwarten können, wenn wir nicht selbst bereit sind, unseren
Mitmenschen zu vergeben, was sie uns an Verletzung zugefügt
haben - und sie unsererseits um Vergebung zu bitten für das,
was wir bewusst oder unbewusst an ihnen gefehlt haben.
Darum findet an diesem Sonntagabend nach der Vesper in die Handlung des
Gegenseitigen Vergebens statt, wie sie am Schluss des Apodipnons in
Klöstern täglich geübt wird. In manchen
Kirchen wird
dieser Ritus aus praktischen Gründen unmittelbar nach der
Liturgie
ausgeführt. In den Häusern ist die Vergebung als
Abschluss
der Karnevals- und Butterwoche mit einem Fest vor allem für
die
Kinder verbunden, dabei werden zum letzten Mal die Milch- und
Butterspeisen genossen.
Die folgende Woche ist ganz dem intensiven
Fasten gewidmet. Es beginnt die fortlaufende Lesung aus dem
Buch Genesis, die im Sündenfall und dessen Folgen
mündet. Mit dem Verlust des uns von Gott bereiteten Paradieses
durch unsere selbstzerstörerischen Abwege beginnt auch die
Sehnsucht nach dem Ende der widernatürlichen Sünden
und dem neuen Paradies. Die dafür erforderliche Bereitschaft
zur Umkehr wird in der kommenden Woche durch das Gebet des heilsamen Busskanons des
Hl.Andreas von Kreta
gefördert. Wir fühlen mit, dass wir mit unseren
Sünden nicht allein sind, aber werden auch dazu ermutigt, uns
den Figuren des Bibel anzuschliessen, die den Mut fanden, Gott um
Vergebung zu bitten, und Ihm damit wieder nahe zu kommen.
Trotz -und vielleicht wegen- all unserer negativen Erfahrungen ruft uns
die Apostellesung zu:
"
Jetzt ist unser Heil näher als damals, da wir gläubig
wurden.
Die Nacht ist vorgerückt, der Tag hat sich genaht "
(Rm 13:11 ff)
Für die Fastenzeit wird uns mitgegeben:
"
Wer isst, soll den nicht verachten, der nicht isst;
und wer nicht isst, soll den nicht richten, der isst;
denn Gott hat ihn angenommen.
Wer bist du denn, dass du einen fremden Knecht richtest ?
Seinem eigenen Herrn steht oder fällt er - aber er wird
stehen; denn der Herr hat die Macht, ihn aufrecht zu erhalten "
(Rm 14: 3-4)
Führer auf
dem Weg
der Weisheit,
Urgrund des Verstandes,
Lenker der Unverständigen
und Beschützer der Armen,
festige, unterweise mein Herz, Gebieter.
Gib mir das Wort, Du Wort des Vaters !
Denn, siehe, nicht lassen ab
meine Lippen zu Dir zu schreien:
Barmherziger,
erbarme Dich meiner,
des Gefallenen !
(Kondakion)
Über
die
Vergebung
zum Sonntag der Vergebung
von Erzbischof Antonij von Surozh (London)
Andererseits, wenn ich vergesse, vergesse ich zweierlei: wohl vergesse ich das Unrecht, das mir angetan wurde, gleichzeitig aber auch den Grund, aus dem es mir zugefügt wurde, und ich kann den Betreffenden niemals vor der Versuchung bewahren, in die gleiche Situation zurückzuverfallen.
Man
muss sich erinnern, dass dieser Mitmensch, sobald er in jene
bestimmte Lage versetzt wird, diese bestimmte Schwierigkeit hat;
folglich darf man ihn nicht wieder in dieselbe Lage bringen;
man muss die zurückbleibende Schwäche erkennen.
Darum ist es so wichtig, sich zu erinnern, denn das ist die einzige
Möglichkeit das Verzeihen fortzusetzen.
„Ich habe dir deine ungeduldige Handlung verziehen, aber ich
habe
dadurch entdeckt, dass diese bestimmte äußerung,
jene Geste,
diese besondere Situation sie hervorrufen können.“
Es gilt, den andern vor diesen Situationen zu bewahren, solange, bis
man ihm geholfen hat die notwendige Kraft zu gewinnen, die Spannung zu
überwinden. Andernfalls stoßen wir unsere
Mitmenschen
ständig neu in Situationen hinein, wo sie unfehlbar auf die
gleiche Weise reagieren werden, wie sie das Problem hervorrief.
Außerdem
ist das Verzeihen eine besondere Weise, einen anderen
Menschen anzunehmen.
Das beginnt in dem Augenblick in dem man sagt: „Ich nehme
dich
an, so wie du bist. So wie du bist trage ich dich, wie man ein Kind
über eine schwierige Stelle hinwegträgt oder wie man
ein
Kreuz trägt, aber ich weise dich nicht zurück. Zu
sagen, dass ich dich annehme, so wie du bist, heißt
keineswegs, dass du bist wie du sein solltest.“
Nur
wenn man einen Menschen so annimmt, wie er ist, kann man ihm helfen
sich zu ändern.
Aber man darf nicht zuerst fordern, er müsse sich
ändern, um ihm zu versprechen, hernach werde man ihn lieben.
Im Russischen sagt man: „Liebe mich schwarz ! Wenn ich erst
weiß bin, werden alle mich lieben.“
Es gibt nur Probleme wo der Mensch sie schafft. Ein Mensch aber, der
Probleme schafft, muss so sehr geliebt werden, dass er im Vertrauen den
Glauben an sich selber wiederfinden kann, die Selbstachtung und jene
schöpferische Hoffnung, die ihm ermöglichen wird,
sich zu ändern.
Folglich
übernimmt man mit dem Verzeihen die Verantwortung für
einen Menschen, so wie er ist, mit der Hoffnung auf die Zukunft, jedoch
ohne Bedingungen zu stellen!
Man verzeiht nicht unter Bedingungen. Es geht nicht an, einem Menschen
„mit Bewährungsfrist“ zu verzeihen. Das
zeigt sich sehr deutlich im Gleichnis vom Verlorenen Sohn.
Der Vater fordert nichts; ihm genügt es, den Sohn
wiedergekehrt zu
sehen, um zu wissen, dass er die Umkehr vollzogen hat, dass er
verändert zurückqekehrt ist. Verändert
bedeutet ganz und
gar nicht vollkommen. Er mag sich verändert haben und dennoch
für eine lange Zeit für die Familie schwer
erträglich
geworden sein. Dem Vater genügt es, dass sein Sohn
wiedergekehrt
ist; was noch zu tun bleibt, kann man gemeinsam überwinden.
Das
Verzeihen enthält vielerlei Elemente.
Zuerst muss einer kommen und um Verzeihung bitten oder doch wenigstens
einen Schritt in diese Richtung tun;
es ist nicht schwer, zu verzeihen, wenn man glaubt, im Recht zu sein;
es ist auch nicht schwer, einen Schritt entgegen zu kommen, wenn man im
Recht ist oder sich im Recht wähnt.
Darum muss derjenige, der im Recht zu sein glaubt, den ersten
Schritt tun.
Eine Gebärde, ein unmerklicher Hinweis, dass eine
Aussöhnung
erwünscht wäre, muss genügen, diesen Schritt
zwingend zu
machen.
Dann aber muss ein solcher Versuch zur
Versöhnung
bedingungslos angenommen werden, denn ein Mensch kann sich
nur ändern im Maße der Hoffnung, die wir in ihn
setzen, im Maße der Liebe, die wir ihm zu geben
vermögen und im Maß unseres Glaubens an ihn
.
In
einer Gemeinschaft stellt sich das Problem anders.
Die Tatsache, dass ein Mensch Mitglied einer Gemeinschaft ist, kann ein
Problem bedeuten, nicht nur für einen Einzelnen, sondern
für eine ganze Gemeinschaft. Dann muss die Gemeinschaft zu der
zugleich kranken und heilenden Gemeinschaft der Kirche werden: krank,
weil jeder von uns ein Sünder ist und wir alle eine zutiefst
beschädigte Gemeinschaft sind; dennoch aber auch eine
Gemeinschaft, die fähig ist Gesundheit zu vermitteln, zu
heilen, das ewige Leben mitzuteilen. Denn
keine christliche
Gemeinschaft besteht nur aus ihren sichtbaren
Gliedern: Christus ist in ihrer Mitte, der Heilige Geist ist ihr
gegeben, und ob es die Kirche in ihrer Gesamtheit oder eine kleine
Kirchengemeinde ist – in der Gemeinschaft sind Gott und
Mensch
gänzlich für einander gegenwärtig, und wir
können
in Gott die Kraft finden, die wir als Menschen nicht besitzen.
Es kann demütigend sein. Aber wenn wir besser verstehen lernen, wenn wir zu geben lernen, lernen wir auch zu empfangen. Einer, der sich selbst nicht verzeihen lassen kann, vermag auch selbst niemals zu vergeben. Einer, der nicht annehmen kann, geliebt zu werden, anerkannt zu werden, Hingabe zu empfangen, kann auch seinerseits nicht lieben, anerkennen, Hingabe aufbringen, denn derlei geschieht wechselseitig. Unverdient zu empfangen lernt man in staunender Freude, Demut und Dankbarkeit, mit der wir eine unverdiente Gabe beantworten. Und haben wir das erst entdeckt, können auch wir zu schenken beginnen ohne uns darum dem Empfangenden gegenüber überlegen zu fühlen.
Natürlich
ist unser Verzeihen nicht Gottes Verzeihen.
Doch müssten wir lange warten, bis wir so zu verzeihen
vermöchten. Aber wir können damit beginnen zu lernen,
uns gegenseitig in all unserer Begrenztheit anzunehmen. Es ist schwer,
um Verzeihung zu bitten, es ist auch nicht leicht, zu verzeihen, doch
Verzeihung zu verweigern ist ebenfalls schwer.
Am
Sonntag vor der Großen
Fastenzeit, nach dem Verzeihungsgottesdienst, der ein Gottesdienst der
Buße und der Hoffnung ist, sollen alle Glieder einer
Gemeinschaft
einander um Verzeihung bitten.
Jahrelang habe ich die Leute ermuntert, einander
zu
vergeben;
dann habe ich beobachtet, wie sie mit Wärme und Enthusiasmus
Leute um Verzeihung baten, die sie niemals beleidigt hatten;
aber sie bewiesen sehr viel mehr Zurückhaltung bei anderen,
von denen sie selber Verzeihung zu erhoffen hatten;
und schließlich sah ich sie denen den Rücken kehren,
die keinerlei Bedürfnis hatten ihnen zu verzeihen, weil sie
sich ihnen gegenüber tatsächlich allzu rüde
verhalten hatten.
– Da habe ich zunächst verlangt, dass niemand
Verzeihung von
jemand erbitten sollte, den er nicht darum bitten wollte,
– weil er noch zu keinem Frieden mit ihm gefunden hatte.
Dann sollten sie sagen: „ich bitte Sie nicht um Verzeihung,
weil
meine Einstellung sich noch nicht geändert hat. Wenn Sie mir
verzeihen ändert das nichts; ich verabscheue Sie und habe die
Absicht, Sie auch weiterhin zu verabscheuen.“
Und von denen, deren Verzeihung man erbat, die sie nicht
gewähren konnten dass sie antworten sollten:
„Ich bin sehr bekümmert, aber mein Herz ist noch zu
schwer,
ich bin noch zu bitter, ich kann Ihnen noch nicht verzeihen.“
Dann
aber wurden beide Parteien aufgefordert, sich in der Beichte vor Gott
hinzustellen und ihm zu sagen:
„Herr, ich erwarte von Dir jetzt Vergebung. Selber Vergebung
zu
gewähren, verweigere ich. Ich erwarte einen Schritt auf mich
zu,
lehne es aber selbst ab diesen Schritt zu tun .....“ Jemandem
zu
sagen, „Ich lehne es ab, zu verzeihen,“ wirkt so
erschütternd, dass die Menschen zu denken beginnen. Gesagt zu
bekommen, „ich kann dir nicht mit Überzeugung
vergeben“ ist ebenfalls erschütternd.
Wenn
in einer Gemeinschaft der Mut aufgebracht wird, wenigstens so
aufrichtig zu sein, dass man es fertig bringt, zu sagen: „Ich
bin nicht imstande dir zu verzeihen;
das heißt nicht, dass du so schlimm bist, dass ich dir nicht
verzeihen könnte, sondern, dass ich so schlimm bin, es nicht
fertig zu bringen, dir zu verzeihen“, dann wird derjenige,
der nicht verzeiht, Gegenstand der Sorge und der Fürbitte der
Gemeinschaft, mehr als der andere, dem die Verzeihung verweigert wird
– solange, bis er Verzeihung erbitten kann.
Wenn
uns ein Mensch begegnet, so ist das niemals ein zufälliges
Zusammentreffen.
Dieser Mensch muss in unserer Gegenwart, unserm Blick, der Art, wie wir
ihn behandeln, der Art, wie wir auf der Straße an ihm
vorübergehen, eine Gottesgegenwart, lebendiges Gebet
spüren.
Jemand kommt, stets ist er mir ein Gesandter des Herrn: ob er mit einer
Botschaft kommt oder mit ausgestreckter Hand – wir sind
aufgerufen, eine Liebestat zu tun, eine Tat christlicher Liebe
.
Jeder
Umstand, dem wir im Leben begegnen, ist gottgewollt, wir sollen in die
Situation eintreten und Gott gegenwärtig machen durch unsere
Gegenwart und unser Gebet. Ob ein Leben erfolgreich ist oder nicht
macht wenig aus im Hinblick auf das Gebet.
Was auch kommen möge, vor jeder neuen Situation
können wir bitten:
Herr, gib mir Einsicht,
gib mir ein Herz, das fähig ist, zu antworten,
gibt mir den rechten Willen,
sei gegenwärtig in dem was hier geschieht.
Wenn ein anderer spricht, können wir ständig beten und den Herrn bitten, uns verstehen zu lehren, nicht nur die Worte, die ausgesprochen werden, sondern das tiefe Bedürfen, die Wirklichkeit, die sich hinter den Worten oftmals verbirgt. Und wenn die Zeit gekommen ist und der andere nicht mehr spricht, kann man so lange schweigen und beten, bis man etwas zu sagen weiß; und wenn einem dann ein Gedanke gekommen ist, der die Klarheit und Gewissheit der Dinge hat, die von Gott kommen, – dann können wir ihn vorbringen und hernach Gott bitten, er möchte für den anderen Menschen bewirken, was wir nicht zu bewirken vermögen, er möchte, wenn wir einen Irrtum begingen, ihn uns verzeihen und ihn heilen, und wenn der Mensch gegangen ist, weiter für ihn beten.
Die
Art, wie man eine Frage stellt,
die Art, wie man zuhört, wie man eine Entfaltung
möglich oder
unmöglich macht, ist so wesentlich.
Einen Menschen, der nichts zu antworten weiß und sich
schämt, – mit dem Gefühl
zurückzuschicken,
völlig versagt zu haben
- oder doch mit ein wenig Hoffnung und der Freude, jedenfalls als
Mensch angenommen worden zu sein.
Alles
kann im Gebet verankert sein.
Man kann lernen, sich der Gegenwart Gottes ständig bewusst zu
werden, mit einem klaren, lebendigen Gefühl, ihm zugewandt
bleiben; jedoch immer mit voller Aufmerksamkeit; denn es ist vielfach
Unaufmerksamkeit, die nach und nach die Wirklichkeit aller Dinge
zerstört...
Vor - Fastenzeit
Deshalb wollen wir das Fasten nicht
nur als
äusserliche
Übung
der "Gesetzestreue" sehen, sondern als Gelegenheit uns dem Heil der
Vergöttlichung zu nähern:
Beginnend mit der Bitte, dass
sich auch
für uns
die
"TÜREN der UMKEHR" öffnen mögen !
Bereiten wir uns auf die freudebringenden
Anstrengungen dieses Kampfes
vor, um dann nach der "Vollendung der 40 Tage" auch mit wenigstens
teilweise verdienter Freude die Früchte der Auferstehung
ernten zu
dürfen !