Aktuelle Feste im Jahreskreis des Heils
Österliche Zeit
"Österliche Zeit"
Vorbereitende Sonntage | Vorfastenzeit |
Fastenzeit
| Verkuendigung (25.03./ 7.4.)
Lazarus-Samstag
|
Sonntag des Einzugs in
Jerusalem (der Palmen, der Blumen)
Hohe Woche: Donnerstag |
Freitag |
Samstag |
AUFERSTEHUNGSFEST <<Fest der Feste>>|
Sonntage und Feste im
Licht der Auferstehung
Himmelfahrt |
PFINGSTEN |
Allerheiligen |
Geburt Hl. Johannes d.Täufers |
F A S T E N Z E I T
"Fastenregeln" / FASTEN /
Kanon der Umkehr unseres Vaters unter den Heiligen ANDREAS von KRETA
Fasten-Hirtenbrief 2007 des Oekumen. Patriarchen BARTHOLOMAIOS:
"...Zeit der Geistlichen Kaempfe"
Fasten-Hirtenbrief 2004 des Oekumen. Patriarchen BARTHOLOMAIOS:
„Öffne mir, Lebensspender, das Tor zur Umkehr!“
Beten und Fasten - Erzbischof STYLIANOS von Australien
» ... sondern nur durch Beten und Fasten« (Erzpr. Prof. Alexander Schmemann (+ 1983)
"Die
Tueren zur Umkehr, oeffne mir, Lebensspender !
..."
~~~ Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation: F.TSCHALJAPIN mit Chor der Russischen Orthodoxen Kathedrale Paris 1932 ~~~
zur Link-Quelle: "http://www.musicarussica.com"
~~~vollständig:Chor der Christi-Verklärungskathedrale, Moskau /Regent Vladimir LVOV~~~
zur Link-Quelle: "http://en.liturgy.ru/zvuk/zvuk.php"
SONNTAGE der Fastenzeit:
1. Sonntag: Fest der ORTHODOXIE
2. Sonntag: Hl. GREGOR Palamas
3. Sonntag: KREUZVEREHRUNG
4. Sonntag: Hl. JOHANNES von der Himmelsleiter
5. Sonntag: Hl. MARIA von Aegypten
Fastenregeln
Die Fastenregeln der Kirche sind im Kapitel 32 und 33 des Typikons dargelegt.
Vollständiges Fasten, wie in den Grossen 40-tägigen Fasten
vor dem Auferstehungsfest vorgesehen, bedeutet Abstinenz von Fleisch,
Eiern, allen Milchprodukten, Fisch, Wein und Öl. Der Speiseplan
besteht also praktisch nur aus Gemüse, das ohne Öl zubereitet
wird, Kartoffeln, Reis und Brot, wobei den Hülsenfrüchten
(Erbsen, Bohnen jeder Art, Linsen) besondere Bedeutung zur ausgewogenen
Ernährung zukommt. An den Samstagen und Sonntagen dieser
Fastenzeit ist laut Typikon zusätzlich Wein und Öl erlaubt,
was die Zubereitung der Speisen erleichtert. An einem besonderen
Feiertag, wie zum Fest der Verkündigung an die Gottesmutters am
25. März (7.4.) aber z.B. nicht am Sonntag der Orthodoxie ! sind
auch Fischspeisen erlaubt.
Dabei ist jedoch immer zu bedenken, dass die Fasten keine Zwangsjacke
darstellen, sondern eine Hilfe, die die Abhängigkeiten aufheben
und uns auf das Gebet hin orientieren sollen.
Dadurch gehört auch weitestgehender Verzicht auf "Zeitvertreib" und Unterhaltungsmedien.
Ernsthafte Bemühungen in der Überwindung persönlicher
Schwächen sind notwendige Begleiter sinnvollen Fastens.
Hingegen sollte bei gesundheitlichen Problemen wirklich nur Überflüssiges dem Fasten unterworfen werden.
Damit hier keine Willkür oder unheilsame Unsicherheit aufkommt,
sollte man sich immer mit dem "Geistlichen Vater", zu dem ein jeder
Christ für seinen Nächsten werden kann, absprechen !
F A S T E N
Jes 58: 4 ff
+++
Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr
und schlagt mit gottloser Faust drein.
Ihr sollt nicht so fasten, wie ihr es jetzt tut,
wenn eure Stimme im Himmel gehört werden soll.
Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe:
Loese die Fesseln derer, die du mit Unrecht gebunden hast;
Loese die Stricke des Jochs !...
Teile mit den Hungrigen dein Brot,
und die im Elend ohne Obdach sind, fuehre in dein Haus...
Dann wird dein Licht hervorleuchten wie die Morgenroete,
und dein Heil wird schnell voranschreiten,
und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen,
und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschliessen.
Dann wirst du rufen, und der Herr wird dir antworten.
Wenn du schreist, wird ER sagen:
Siehe, hier bin ich !
Wenn du bei dir niemanden unterjochst
und nicht mit Fingern zeigst
und nicht uebel redest,
sondern den Hungrigen dein Herz finden laesst
und den Elenden seinen Mangel linderst,
dann wird dein Licht aufgehen in der Finsternis
und dein Dunkel wird sein wie der Mittag.
Und der Herr wird dich immerdar fuehren
und dich satt werden lassen in der Duerre
und dein Gebein staerken.
Und du wirst sein
wie ein gut bewaesserter Garten
und wie eine Wasserquelle,
der es nie an Wasser fehlt.
+++
So singen wir am Beginn der Fasten:
+++
Lasset uns ein Fasten halten,
welches dem Herrn gebuehrt und wohlgefaellig ist:
Entfremdung von boesen Taten,
Beherrschung der Zunge,
Enthaltung von Zorn,
Fernhalten von zwanghafter Begierde,
Verleumdung,
Luege und
Meineid.
Die Freiheit von diesen Dingen
ist ein wahres Fasten.
+++
zum folgenden Gottesdiensttext - Aufnahme des Gottesdienstes aus der Russischen Orthodoxen Kirche
~~~ 1.Teil ~~~
~~~ 2.Teil ~~~
aus der Internetseite www.liturgy.ru
K A N O N der U M K E H R
unseres Vaters unter den Heiligen
ANDREAS von KRETA
(Vierter Abschnitt des "Grossen Kanons des Hl. Andreas von Kreta" 9. Ode)
Unerforschbar ist die Geburt nach jungfraeulicher Empfaengnis,
jungfraeulich die Mutterschaft der Frau, die keinen Mann erkannt.
Denn Gottes Geburt macht NEU die Geschöpfe.
Darum preisen wir, alle Geschlechter, in rechtem Glauben
dich - als unseres Gottes jungfraeuliche Mutter.
Erbarme Dich meiner, rette mich.
Sohn Davids, hab Mitleid mit mir.
Die Besessenen hast Du geheilt durch Dein Wort.
Sprich auch zu mir -wie zum Raeuber- das erbarmende Wort:
Wahrlich, sage ich dir,
du wirst mit mir im Paradiese sein,
wenn ich in meiner Herrlichkeit komme.
Ein Raeuber klagte Dich an.
Ein Raeuber hat als Gott Dich bekannt.
Beide hingen mit Dir am Kreuz.
Wohlan,
Du, reich im Erbarmen,
wie Deinem glaeubigen Raeuber,
der als Gott dich erkannte,
so oeffne auch mir zu Deinem herrlichen Reiche das Tor.
Wie der Raeuber rufe ich: Gedenke !
Wie Petrus wein ich bitterlich: Verzeih mir, o Heiland.
Wie der Zoellner, so ruf ich
Vergiesse Traenen wie die Buhlerin.
Nimm auf meine Klage, wie einst die Kanaanaeerin.
Meiner armen Seele Zersetzung,
Heiland, heile sie, du einziger Arzt.
Lindernden Balsam leg mir darauf, giess Öl und Wein hinein.
Werke der Reue,
Zerknirschung,
mit Traenen vereint.
Die Kanaanaeerin nachahmend, rufe auch ich zu Davids Sohn:
Hab Mitleid mit mir !
Wie die blutfluessige Frau beruehr ich den Saum
und weine, wie Martha und Maria ueber Lazarus weinten.
Die Krankheiten heilend,
trug die Frohbotschaft zu den Armen - Christus das Wort.
Lahme hat Er geheilt,
mit Zoellnern das Mahl geteilt und mit Suendern verkehrt.
Die Seele der Jairustochter, die schon entrueckt, rief Er zurueck durch Beruehrung der Hand.
Gerettet wurde der Zoellner,
und die Buhlerin hat sich fuer immer zur Tugend gewandt,
aber der stolze Pharisaeer wurde verdammt.
Vergib mir, sagte die eine,
erbarm dich meiner, die andere.
Doch dieser rief prahlend:
o Gott, ich danke Dir,
und rief noch weitere Worte der Torheit.
ANDREAS,
verehrungswuerdiger, dreimal glueckseliger Vater,
Kretas Hirte,
unaufhoerlich bitte fuer die, die dich in Hymnen besingen,
dass bewahrt wir bleiben vor allem Zorne, vor Bedraengnis, Verderben,
und der Suenden Vergebung erlangen,
die wir stets dein Gedaechtnis ehrend begehn.
Anfangloser Vater,
gleichanfangloser Sohn,
guter Troester, gerechter Geist, des Gotteswortes Zeuger,
des anfanglosen Vaters Wort, belebender, aufbauender Geist,
DREIHEIT,
erbarme Dich mein.
Unerforschbar ist die Geburt nach jungfraeulicher Empfaengnis,
jungfraeulich die Mutterschaft der Frau, die keinen Mann erkannt.
Denn Gottes Geburt macht NEU die Geschöpfe.
Darum preisen wir, alle Geschlechter, in rechtem Glauben
dich - als unseres Gottes jungfraeuliche Mutter.
(Vierter Abschnitt des "Grossen Kanons des Hl. Andreas von Kreta". Neunte Ode)
Der Hl. ANDREAS von KRETA ist ein hervorragender Vertreter der poetischen Theologie der fruehen oestlichen Christenheit.
660 im noch christlichen Damaskus geboren, wurde er um das Jahr 700 Erzhirte von Gortyna, der damaligen Metropole von Kreta.
Sein Kanon fasst heilbringende Botschaften des Christentums poetisch
zusammen, zu einer Zeit als eben die erste Welle der diese
Heilsbotschaft gefaehrdenden Irrlehren ueberwunden war.
Hoechstwahrscheinlich selbst zeitweise von diesen -damals wie heute-
verbreiteten Lehren irregeleitet war, laedt er zur Umkehr ein -im
Vertrauen auf die Milde Gottes, und zur Besinnung auf die wahren Werte
des Menschen als Ebenbild Gottes.
Hirtenbrief zum Beginn der heiligen großen
vierzigtägigen österlichen Fastenzeit
* Quellenhinweis *
† Bartholomaios
durch Gottes Erbarmen
Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom, und Ökumenischer Patriarch
dem ganzen Volk der Kirche Gnade und Friede von Christus, unserem Erlöser,
von uns aber Fürsprache, Segen und Vergebung
"Die Zeit ist da, der Anfang der geistlichen Kaempfe !"
(Doxastikon der Laudes am Herrntag des Milchverzichts)
In Christus geliebte Brüder und Schwestern!
Mit diesen Worten mahnt uns der Dichter, am Anfang dieser heiligen
vierzigtaegigen Fastenzeit unsere geistlichen Kaempfe zu intensivieren, um uns
geistlich zu ruesten und geistlich voranzuschreiten.
Von Anfang an haben die Menschen festgestellt, dass das Gute nur mit Entsagung
erlangt wird. Dementsprechend haben die heiligen Vaeter betont, dass man, wie es
charakteristischer Weise der hl. Isaak der Syrer ausdrueckt, die Bequemlichkeit
aechten muesse, um Gottes Liebe, die alle ewigen und zeitlichen Gueter, um die
wir stets emsig besorgt sind, nehmen wir Menschen unzaehlige Muehen in Kauf.
Die geistlichen Gueter aber schenkt uns Gott unter der Voraussetzung, dass wir
aufrichtig zuerst Ihn Selbst und Seine Liebe suchen und sie nicht etwa
egozentrisch zu unserer eigenen Erbauung und individuellen Genugtuung
missbrauchen.
Der Herr hat uns deutlich gesagt: "Sucht zuerst das Reich Gottes und seine
Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugegeben werden" (Mt 6:33). Und
er hat uns versichert, dass der, der sich versteht, sein Leben um der Liebe
Gottes willen zu verlieren, es retten wird. Das heisst: Wer grossmuetig die
Liebe seines Gottes und Vaters im Auge hat und nicht kleinmuetig auf materielle
oder geistliche Gueter schielt, ohne dass ihm an Gott selbst gelegen waere, der
wird endlich die Liebe Gottes, um die es ihm geht, ebenso erlangen wie Gottes
Gueter jeglicher Art, um die es ihm nicht geht.
Denn unser Vater im Himmel, Geliebte im Herrn, der uns liebt und will, dass wir
gerettet werden, der Geber und die Quelle alles Guten, wird uns, wenn wir uns zu
ihm bekehren, auch alle anderen Gueter geben, deren wir beduerfen. Das erste
Gewand, das gemaestete Kalb, den Ring fuer die Hand, das Festmahl mit den
Freunden und vor allem seine vaeterliche Umarmung.
Um in diese vaeterliche Umarmung einzugehen, muessen wir uns abkehren von
unseren Suenden und von der leidenschaftlichen Hingabe an uns selbst, deren
Symbol die Schweineschoten des Evangeliums sind; muessen wir die Aufrichtigkeit
der Sehnsucht der Liebe Gottes durch einen entschiedenen und ehrgeizigen
geistlichen Kampf unter Beweis stellen.
Das Wesen des geistlichen Kampfes besteht darin, dass wir allein Gottes Liebe
suchen und begehren und uns im Gegenzug allen rechtmaessigen Guetern und
Wuenschen versagen, um uns mit ungeteiltem Herzen und Geist jenem Ziel
zuzuwenden, das alle anderen Ziele ueberragt. Aus diesem Grund bedeutet auch das
Fasten, das eine asketische Zitadelle der grossen Fastenzeit darstellt, keine
grundsaetzliche Ablehnung des Essens unter Danksagung, sondern einen
freiwilligen Verzicht auf jenes Behagen, das es dem Leib verursacht - und das
mit dem Ziel, die Seele aus ihrer ausschliesslichen Selbstbefangenheit zu loesen
und den Leib der Fuehrung des Geistes zu unterwerfen. Der Leib soll naemlich der
menschlichen Person dienen, statt sie zu beherrschen.
Der Zweck der geistlichen Uebung besteht nicht darin, Tugenden oder
aussergewoehnlichen Faehigkeiten zu erwerben, wie die Anhaenger diverser
Humanismen glauben, sondern darin, unserem Verlangen Ausdruck zu geben, der
Person unseres Herrn Jesus Christus, in dem alles sich vollendet und von dem
alles seinen Ausgang nimmt, zu begegnen. Das personale Wort Gottes verkuendet
unmissverstaendlich - und auch der Dichter erinnert uns daran - dass wir uns
vergeblich muehen, wenn nicht der Herr das Haus der Tugenden unserer Seele baut.
Wir Christen ergeben uns also der Liebe Christi und verzichten zugleich
freiwillig darauf, vielen anderen sekulaeren Vorlieben und Neigungen
nachzugehen, damit wir der Anwesenheit Christi im Haus unserer Seele gewuerdigt
werden. Wenn das nach dem Wohlgefallen und der Gnade Gottes geschieht, dann
werden uns auch der Friede, die Freude und die vollkommene Liebe unentwendbar zu
eigen gegeben.
Deshalb vollzieht sich der geistliche Kampf nicht in Traurigkeit oder unter
Zurschaustellung, sondern in Freude und Verborgenheit, soweit es uns moeglich
ist. Jede Form von Demonstration fuehrt dazu, dass wir das Ziel der Liebe Gottes
durch das der Ehrsucht ersetzen. Traurigkeit und Niedergeschlagenheit vertreiben
die Heiterkeit und die Freiwilligkeit und fuehren dazu, dass der Fastende einer
Stimmung des Bedruecktseins und der Gezwungenheit verfaellt, also seelischen
Zustaenden, die Gott nicht gefallen.
Der geistliche Kampf soll in Freude geschehen und vor allem dem einen Zweck
dienen, unser Herz in die Liebe und die Freude Gottes einfuehren. Denn die Liebe
und die Freude Gottes verbannen aus uns jegliche Bitterkeit, jeglichen Groll,
jeglichen Protest und jegliche Beschwerde ueber unsere Mitmenschen. Vielmehr
durchdringt und umgibt uns durch sie der unerschuetterliche und
unuebertreffliche Friede Gottes.
Moegen wir alle in geistlichen Kaempfen die Rennbahn der vierzigtaegigen Fasten
durchlaufen, damit wir die Freude der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus
in Fuelle empfangen.
Seine Gnade und Sein reiches Erbarmen seien mit Euch allen !
Heilige Grosse Fastenzeit 2007
Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel
Euer aller inständiger Fürbitter bei Gott
Hirtenbrief zum Beginn der heiligen großen
vierzigtägigen österlichen Fastenzeit
* Quellenhinweis *
† Bartholomaios
durch Gottes Erbarmen
Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom, und Ökumenischer Patriarch
dem ganzen Volk der Kirche Gnade und Friede von Christus, unserem Erlöser,
von uns aber Fürsprache, Segen und Vergebung
In Christus geliebte Brüder und Schwestern!
Zu
Beginn des Triodions hören wir ein ergreifendes Troparion, in dem
es heißt: „Öffne mir, Lebensspender, das Tor zur
Umkehr!“ Es fällt auf, dass die heilige orthodoxe Kirche uns
für unsere Buße einen langen Zeitraum zur Verfügung
gestellt hat. Aber sie erinnert uns auch täglich und
stündlich daran, dass wir der Buße bedürftig sind. Sie
weiß, dass die Buße die Grundlegung des geistlichen Lebens
und der Rettung jedes Menschen ist. Das bezeugt auch die Tatsache, dass
sowohl der heilige Johannes der Täufer als auch unser Herr Jesus
Christus ihre Verkündigung damit begannen, dass sie das Volk
ermahnten, Buße zu tun.
Wie
schon der Wortlaut des griechischen Wortes „meta-noia“
verrät, handelt es sich bei der Buße um einen Sinneswandel,
um einen Wandel unserer geistlichen Einstellung zur Welt und zu Gott.
Gewiss bedeutet Buße auch die Absage an unsere Sünden und
die Entscheidung, in Zukunft in Übereinstimmung mit den heiligen
Geboten Gottes zu leben. Aber in erster Linie bedeutet sie eine
Erneuerung und einen Wandel unseres Denkens, unserer Wertschätzung
der materiellen und der geistlichen Welt, eine dem Willen Gottes
entsprechende Neuordnung jener Werte, nach denen wir unser Leben
ausrichten.
Wenn
wir bis jetzt der Anhäufung von Reichtum den Vorrang gaben, so
sollten wir uns von jetzt an darauf verlegen, die materiellen
Güter gerecht und zum Nutzen aller zu verwenden. Wenn wir bis
jetzt auf die Befriedigung unserer individuellen Bedürfnisse
geachtet haben, so sollen wir von jetzt an auch die Bedürfnisse
der anderen im Auge haben. Dabei sollten wir mit unserer Familie
beginnen. Aber wir sollten auch die größere Familie der
Gesellschaft, in der wir leben, nicht vergessen. Und wenn es
möglich ist, auch nicht die ganze Menschheit.
Wenn
bisher die Frage „Wie können wir das irdische Leben
erfolgreich bestehen?“ im Mittelpunkt unserer Interessen stand,
so muss sich von jetzt an unser Interesse auch auf das Leben nach dem
Tod erstrecken. Wenn unsere Überlegungen und Interessen bis jetzt
den menschlichen Wissenschaften und Fertigkeiten galten, so sollten wir
uns in Zukunft auch für die heilige Wissenschaft und die Kunst des
geistlichen Lebens interessieren, denn auch diese hat ihre Gesetze und
bedarf einer entsprechenden Übung und Zurüstung. Wenn wir bis
jetzt danach trachteten, gute Beziehungen mit den Mächtigen dieser
Welt zu haben, so sollten wir in Zukunft darauf achten,
freundschaftlichen Umgang auch mit den Mächtigen der geistlichen
Welt, mit unserem Herrn Jesus Christus, der Gottesgebärerin und
den Heiligen zu pflegen. Wenn wir bislang unser eigenes Urteil und
unsere eigene Auffassung dem Urteil anderer vorgezogen haben, so
sollten wir in Zukunft anerkennen, dass die Auffassung anderer oft
richtiger als unsere eigene ist. Überhaupt wird unsere Buße
dann zum Erfolg führen, wenn wir unsere Auffassungen und unsere
Wertschätzung der Dinge einer täglichen Revision unterziehen
und sie so lange korrigieren, bis sie mit den Positionen unserer
heiligen Kirche, die mit den Positionen des Evangeliums identisch sind,
mit den heilsamen und wahren Lehren unseres Herrn Jesus Christus,
übereinstimmen. Zu all dem muss auch das aufrichtige und
demütige Bekenntnis unserer Sünden vor dem Priester kommen,
dem von Gott die Macht verliehen wurde, die Sünden zu behalten
oder zu vergeben. Es gibt keine Buße ohne das reine Bekenntnis
unter dem menschenliebenden Epitrachilion des Beichtvaters. Im
Sakrament der Buße wird der Christ durch die Gnade des Heiligen
Geistes nicht nur von jeder Befleckung gereinigt, sondern auch von den
Wunden seiner Leidenschaften geheilt und geistlich neu geboren und
empfängt die Kraft, seinen guten Kampf fortzusetzen. Und weil die
Vollkommenheit der göttlichen Lehren, nach denen sich unser Geist
und unser Herz richten sollen, unermesslich ist, darf notwendigerweise
auch die Buße keine Unterbrechung erfahren, wie die heiligen
Väter der orthodoxen Kirche uns lehren. Das gilt selbst für
die, die nach menschlichem Ermessen vollkommen sind, sofern es solche
Menschen überhaupt gibt.
Im
Herrn geliebte Brüder und Schwestern, lasst uns nicht sagen, wir
hätten keine Sünden und bedürften der Buße nicht,
denn dann liefen wir Gefahr, dem verwerflichen Hochmut des
Pharisäers zu verfallen. Wir alle bedürfen der Umkehr, weil
wir alle, wie vollkommen wir auch sein mögen, einer umfassenderen
Kenntnis des göttlichen Willens, des Wachstums an Liebe, an
Verzeihen, an mit Erkenntnis gepaartem Eifer und an Interesse für
das geistliche Leben ermangeln.
Es
gewähre uns der Heilige Gott auf die Fürbitten der heiligen
Gottesgebärerin und aller Seiner Heiligen, dass wir die heilige
Fastenzeit körperlich gesund und mit zur Umkehr bereiter Seele
bestehen und gereinigt und erneuert zum heiligen Osterfest gelangen, um
auch in diesem Jahr der Freude der Auferstehung teilhaft zu werden und
auf ewig unverbrüchlich dem ewigen Leben der Auferstehung
verbunden zu bleiben. Amen.
Heilige große Fastenzeit 2004
Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel
Euer aller inständiger Fürbitter bei Gott
Fastenbrief
der
orthodoxen Bischöfe in Deutschland
zum
Sonntag der Orthodoxie 2004
Liebe Schwestern und Brüder in Christus !
"Begonnen hat der Kämpfe Zeit" singen wir zu
Beginn der Grossen Fastenzeit, die mit dem Fest unserer Identität,
dem Sonntag der Orthodoxie, eingeleitet wird.
Es ist die Zeit der Einkehr, der Buße, der Selbstbesinnung und
der Loslösung aus den Zwängen des Alltags; der Hinwendung zum
menschgewordenen Sohn Gottes, der sich selbst hingegeben hat, um Seine
Schöpfung zu retten. "Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass
Er Seinen einziggeborenen Sohn hingab, damit jeder, der an Ihn glaubt,
nicht verloren wird, sondern das ewige Leben hat" (Joh 3:16)
In dieser Meditation der Besinnlichkeit rückt das Jahr 2004 zwei
Gedenktage in den Mittelpunkt der Erinnerung, die im Hinblick auf den
ökumenischen Dialog und die geistige Orientierung der
Europäischen Union nachdenkenswert sind. Zum einen jährt sich
zum 950. Mal das Datum der traurigen Ereignisse von 1054, die zum Bruch
der kirchlichen Gemeinschaft zwischen der katholischen und der
orthodoxen Kirche geführt haben, und zum anderen verweist die
runde Zahl von 800 Jahren auf die Eroberung und Plünderung
Konstantinopels durch das Heer des vierten Kreuzzuges im Jahr 1204, der
nicht nur das Verhältnis zwischen den Kirchen belastete, sondern
auch die Gemeinschaft zwischen Ost- und Westeuropa empfindlich traf
Im Rahmen der ökumenischen und gesellschaftlichen-politischen
Perspektive Europas gewinnt das Gedenken beider Ereignisse eine
ausserordentliche Aktualität, denn sie mahnen die Kirchen und die
Staaten Europas, nicht der Versuchung zu unterliegen, das Eigene zu
verabsolutieren und die Macht zur Autorität einer allgemeinen
Rechtsordnung zu erklären, die in der menschlichen Vernunft ihre
Verankerung hat.
Als Bischöfe auf dem europäischen Kontinent, dessen Antlitz
der christliche Glaube wesentlich geprägt hat, müssen wir mit
grosser Sorge feststellen, dass der Verfassungsentwurf der
Europäischen Union der Geschichte und kulturellen Identität
Europas nicht gerecht wird, indem er einen Humanismus propagiert,
dessen Quellen er ausblendet. Im Geist einer religiösen
Neutralität bzw. Laizität des Staates verkennt der
Verfassungskonvent, dass Europa, zu dessen geistiger Identität das
Christentum wesentlich gehört, ohne die christliche Komponente
nicht Europa bleiben kann. Auf der Basis einer gottlosen
Interessensgemeinschaft hat Europa keine Zukunft.
Die genannten Gedenkdaten rufen uns auf, in einer selbstkritischen
Reflexion die Wunden der Vergangenheit zu heilen, die kirchlichen,
kulturellen und politischen Verwerfungen zu überwinden, um ein
geistiges Fundament zu sichern, dass der Aufbau der Gemeinschaft der
Völker Europas zu einer Körperschaft wächst, die Krisen
und menschlichen Unzulänglichkeiten widerstehen kann.
Lassen Sie uns als Kirchen in unserem Umgang miteinander mit gutem
Beispiel vorangehen, damit auch die Welt an unsere christliche
Versöhnungsbotschaft glaubt. Denken wir an das
Glaubwürdigkeitsprinzip, dass unser Herr in Seinem Abschiedsgebet
formuliert hat:
"Alle sollen eins sein: Wie Du, Vater in Mir bist und Ich in Dir bin,
sollen auch sie in Uns sein, damit die Welt glaubt, dass Du Mich
gesandt hast" (Joh 17:21).
Amen.
+ Metropolit AUGOUSTINOS von Deutschland
Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland
+ Metropolit GABRIEL von West- und Mitteleuropa
Metropolie der
Griechisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien für West- und
Mitteleuropa
+ Metropolit SIMEON von West- und Mitteleuropa
Bulgarische Diözese von West- und Mitteleuropa
+ Erzbischof LONGIN von Klin
Ständige Vertretung der Russischen Orthodoxen Kirche in Deutschland
+ Erzbischof FEOFAN von Berlin und Deutschland
Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats
+ Bischof KONSTANTIN für Mitteleuropa
Serbische Orthodoxe Diözese für Mitteleuropa
+ Metropolit Dr. SERAFIM von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa
Rumänische
Orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa
+ Erzbischof IOAN von Parnassos
Ukrainische Orthodoxe Eparchie von Westeuropa
+ Metropolit ABRAHAM von Westeuropa
Westeuropäische Diözese der Georgischen Orthodoxen Kirche
+ Erzbischof GABRIEL von Komana
Exarchat der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa
Berlin, 29. Februar 2004 - Am Sonntag der Orthodoxie
Beten und Fasten
von
Erzbischof Stylianos von Australien
Da
wir nun wieder die Arena der Großen Fastenzeit betreten, ist es
nur natürlich sich an die großen Leistungen zu erinnern, die
die Askese der orthodoxen Christen immer gekennzeichnet haben. Unter
diesen großen Leistungen liegen Beten und Fasten an vorderster
Stelle. Wenn ein Orthodoxer vom Fasten spricht, denkt er spontan auch
an das Beten. Und wenn er vom Beten spricht, denkt er genau so spontan
an das Fasten. Denn diese beiden Arten des Gesprächs mit Gott sind
eng verbunden. Deshalb hat Christus auch, als Seine Jünger
vergeblich versuchten einen unglücklichen Jungen vom bösen
Geist, der ihn quälte, zu befreien, dieses zweifache Mittel des
Gebets und des Fastens als mächtigste Waffe des Menschen gegen das
Böse empfohlen: „Diese Art kann nur durch Gebet und Fasten ausgetrieben werden“ (Mk 9,29).
Da
heutzutage alles und jedes analysiert und
„entmythologisiert“ werden muss und damit in den meisten
Fällen zerstört wird, gibt es sogar unter den getauften
Orthodoxen unserer Zeit Leute, die nicht einsehen, welche
Rechtfertigung Beten und Fasten für den modernen
„aufgeklärten“ und „befreiten“ Menschen
haben sollte. Und so fragen sie sich, welche Bedeutung es haben
könnte, wenn man mit Gott in der Form eines Gebetes spricht, Ihm
das eine oder andere Problem oder die eine oder andere Bitte vorlegt,
wo doch Gott als Allwissender sowieso all dies kennt. Aus dem gleichen
Grunde fragen sich diese Gläubigen, ob es denn für Gott einen
Unterschied mache, ob man diese oder jene Nahrung in dieser oder jener
Menge an diesem oder jenem Tag zu sich nimmt oder nicht.
Sicher
erscheinen diese Einwände auf den ersten Blick überzeugend
und nur recht und billig. Wer aber Fasten und Beten in dieser Weise
beurteilt hat ihre tiefere Bedeutung nicht erfasst. Natürlich
liegt die Bedeutung des Gebets nicht darin, Gott etwas zu sagen, was Er
nicht weiß, sondern Ihm freiwillig Demut zu zeigen, Ihm unser
Herz zu öffnen, unser Leben in Seine Hände zu legen, die
Wärme des Gesprächs mit Ihm zu fühlen, Ihm kund zu tun,
dass wir Ihn als Herrn über unser Leben und unseren Tod
anerkennen. Genauso hat das Fasten sicher keinen besonderen moralischen
oder spirituellen Sinn in sich selbst – nicht einmal als
Diät – , denn Gott nimmt nicht unser physisches Wohlbefinden
als Maß. Genau aus diesem Grunde hat der heilige Apostel Paulus,
der von so wenig lebte und so viel erlitt, nicht aufgehört zu
bekennen, dass „Wenn wir nicht essen, verlieren wir nichts, und
wenn wir essen, gewinnen wir nichts“ (1Kor 8,8).
Fasten
erhält also seine moralische und geistige Bedeutung von dem
Augenblick an, da es Mittel und Möglichkeit wird zum leichteren
Gespräch mit Gott. Und tatsächlich kämpft der Mensch mit
Fasten darum, seine unvernünftigen biologischen Begierden und
Instinkte zu beherrschen, befreit zu werden, den Versuchungen dieser
Welt zu entsagen und so offener und empfänglicher zu werden
für seine Verbindung mit dem Geistigen.
Aus
dem oben Gesagten wird also offensichtlich, dass weder Fasten noch
Beten Selbstzweck sind noch sein sollten. Sie sind vielmehr Mittel des
Gesprächs mit Gott und dieses Gespräch ist Ziel und
Erfüllung. Es gibt ein sehr schönes arabisches Sprichwort,
das lautet. „Die Seele braucht weder einen Kaffee noch ein
Café. Die Seele braucht Gemeinschaft und der Kaffee ist nur ein
Vorwand.“
Wir
könnten also sagen, dass Fasten und Beten zwei geheiligte
„Vorwände“ sind, die den Menschen befähigen den
Monolog mit sich selbst und den selbstzufriedene Kern in seinem Ego
aufzubrechen, demütig zu werden und mit Gott zu sprechen um den
Segen, die Erleuchtung und die Heiligung zu erfahren, die das
Gespräch garantiert. Denn die Worte der Schrift werden mit
Sicherheit immer ewige Wahrheit sein: „Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade“ (Jak 4,6).
The Orthodox Messenger, March/April 1998; Übers. G. Wolf
hier aus St. Andreas Bote
» ... sondern nur durch Beten und Fasten«
von
Erzpriester Prof. Alexander Schmemann (+ 1983)
*Quellenhinweis*
Es gibt keine Fastenzeit ohne Fasten.
Indessen nehmen heutzutage viele das Fasten scheinbar nicht mehr ernst
oder, wenn sie es ernst nehmen, dann verkennen sie seine wahre
spirituelle Zielsetzung.
Für einige besteht das Fasten im symbolischen
»Verzicht« auf bestimmte Dinge; für andere bedeutet es
die peinlich genaue Beachtung von Ernährungsregeln.
In beiden Fällen jedoch wird das Fasten selten in Beziehung
gesetzt zu den Mühen der Fastenzeit in ihrer Gesamtheit. Hier wie
woanders auch, müssen wir zunächst versuchen, die Lehren der
Kirche in bezug auf das Fasten zu verstehen und uns anschließend
fragen:
Wie lassen sich diese Unterweisungen in unserem Leben umsetzen?
Das Fasten oder der Verzicht auf Nahrung ist nicht eine rein christliche Praxis.
Das gab und gibt es auch in anderen Religionen, ja sogar
außerhalb der Religion, wie z. B. bei bestimmten besonderen
Heilverfahren. In unseren Tagen fastet man oder übt Abstinenz aus
allen möglichen Gründen, politische mit inbegriffen. Es ist
deshalb wichtig, den spezifisch christlichen Gehalt des Fastens
darzulegen.
Er wird uns zunächst erhellt in der gegenseitigen Abhängigkeit zweier Ereignisse, die wir in der Bibel finden:
das eine zu Beginn des Alten Testamentes,
das andere zu Beginn des Neuen Testamentes.
Das erste Ereignis ist das »Brechen des Fastens« durch Adam im Paradies. Er aß von der verbotenen Frucht.
Auf diese Weise wird uns die Erbsünde des Menschen enthüllt.
Christus, der Neue Adam - und dies ist das zweite Ereignis - beginnt mit Fasten.
Adam wurde versucht und erlag der Versuchung;
Christus wurde versucht und bestand die Versuchung.
Die Folge der Schwäche Adams waren die Vertreibung aus dem Paradies und der Tod.
Die Frucht des Sieges Christi waren die Überwindung des Todes und unsere Rückkehr ins Paradies.
Der Platz reicht nicht aus, um hier in Einzelheiten den Sinn dieser
Parallelität zu erörtern; aber, es ist indessen klar, dass
uns unter diesem Blickwinkel das Fasten als eine entscheidende
Angelegenheit von äußerster Bedeutung erscheinen muss.
Es ist nicht einfach eine »Verpflichtung«, ein Brauch; es
ist gebunden an das Mysterium selbst des Lebens und des Todes, des
Heiles und der Verdammnis.
Die Orthodoxie lehrt, dass die Sünde nicht nur die Übertretung einer Vorschrift ist, die eine Züchtigung nach sich zieht; sie ist immer eine Verstümmelung des Lebens, das Gott uns gegeben hat.
Aus diesem Grunde wird uns die Geschichte der Erbsünde im Akt des
Essens dargestellt. Denn die Nahrung ist das Mittel zum Leben, sie ist
es, die uns am Leben hält. Aber das ist die entscheidende Frage:
Was heißt das, leben und was bedeutet »das Leben«?
In unseren Tagen hat der Begriff vor allem einen
biologischen Sinn bekommen: das Leben ist genau genommen das, was von
der Nahrung und in einem allgemeinen Sinne, von der stofflichen Welt
abhängig ist.
Aber für die Heilige Schrift und die Christliche Tradition ist
leben »nur vom Brot allein« nichts anderes als sterben,
weil es ein dem Tode ausgeliefertes Leben ist, in dem der Tod immer
wirksam ist. Gott hat, so sagt man, den »Tod nicht
geschaffen«; Gott ist der Spender des Lebens. Wieso konnte dann
das Leben sterblich werden? Warum ist von allem, was existiert, der Tod
die einzige absolute Bedingtheit?
Die Kirche antwortet: Weil der Mensch das Leben so,
wie Gott es ihm anbot und ihm gab, zurückgewiesen hat und ein
Leben vorgezogen hat, das nicht einzig von Gott abhing, sondern
»vom Brot allein«. Er hat nicht nur Gott den Gehorsam
verweigert, wofür er bestraft wurde. Er wandelte die Beziehung
zwischen sich und der Welt von Grund auf um. Um es genau zu sagen: Die
Schöpfung wurde ihm von Gott als »Nahrung«, als Mittel
zum Leben gegeben. Aber dieses Leben sollte Verbindung mit Gott sein;
es hatte in ihm nicht nur sein Ziel, sondern auch seine Fülle.
»In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der
Menschen«.
Die Welt und die Nahrung wurden also geschaffen als Mittel der
Verbindung mit Gott, und nur wenn sie um Gottes Willen aufgenommen
wurden, konnten sie Leben geben.
In sich selbst trägt die Nahrung kein Leben.
Einzig Gott allein hat das Leben und ist das Leben.
In der Nahrung ist Gott selbst der Grund des Lebens - und nicht die
Kalorien. Also, essen, leben, Gott kennen und in Verbindung mit Ihm
stehen waren ein und dieselbe Sache.
Die unergründliche Tragödie Adams ist, dass er für sich
selbst aß. Mehr noch, er aß »getrennt« von
Gott, um von ihm unabhängig zu sein. Und er tat es, da er glaubte,
dass die Nahrung das Leben in sich selbst hätte und dass er, indem
er aß, sein könnte wie Gott, d. h. das Leben in sich selbst
haben könnte. Um es einfach auszudrücken; er setzte sein Vertrauen auf die Nahrung, wohingegen das einzige Objekt des Glaubens, des Vertrauens, der Abhängigkeit Gott ist und nur Gott.
Die Welt, die Nahrung wurden sein Gott, die Quelle und die Grundlage seines Lebens.
Und er wurde deren Sklave.
Adam bedeutet im Hebräischen »Mensch«. Das ist mein Name, unser aller Name.
Der Mensch ist noch Adam, der Sklave der »Nahrung«. Er
kann vorgeben, an Gott zu glauben, aber Gott ist nicht sein Leben,
seine Nahrung, derjenige, der seine ganze Existenz umfängt. Er
kann vorgeben, dass er sein Leben von Gott empfängt, aber er lebt
nicht in Gott und für Gott. Sein Wissen, seine Erfahrung, sein
Selbstbewusstsein beruhen alle auf derselben Grundlage: »nur vom
Brot allein«.
Wir essen, um zu leben, aber wir leben nicht in Gott.
Das ist die Sünde aller Sünden.
Das ist der Urteilsspruch des unserem Leben anhaftenden Todes.
Christus ist der Neue Adam.
Er kommt, um den Schaden, der dem Leben durch Adam zugefügt wurde,
wieder zu beheben, um dem Menschen das wahre Leben wieder zu schenken,
und so beginnt er mit Fasten.
»Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, war er hungrig« (Mt 4,2).
Der Hunger ist der Zustand, in dem wir gewahr werden, dass wir von
einer anderen Sache abhängig sind, wenn wir das dringende und
zwingende Verlangen nach Nahrung verspüren. Das zeigt uns, dass
wir kein Leben in uns haben. Der Hunger ist jene Grenze, jenseits der
ich entweder an Entkräftung sterbe oder, nachdem ich meinem
Körper Genüge getan habe, ich erneut den Eindruck habe zu
leben. Mit anderen Worten: Es ist der Moment, wo sich die grundlegende
Frage stellt: Wovon hängt mein Leben ab? Und da es sich nicht um
eine rein theoretische Frage handelt, da ich sie ja mit meinem ganzen
Körper empfinde, ist das auch die Zeit der Versuchung. Satan
suchte Adam im Paradiese auf und er suchte Christus in der Wüste
auf. Er kam zu zwei hungrigen Menschen und sprach zu ihnen:
»Esst! Denn euer Hunger ist der Beweis dafür, dass ihr ganz
von der Nahrung abhängt, dass euer Leben in der Nahrung
ist.« Und Adam glaubte es und aß; Christus aber wies diese
Versuchung zurück und sprach: »Der Mensch lebt nicht vom
Brot allein, sondern von Gott.«
Er weigerte sich, die kosmische Lüge anzunehmen, die der Satan in diese Welt trägt.
Sie ist zum Fundament unserer Sicht von der Welt, der Wissenschaft, der Medizin und vielleicht sogar der Religion geworden.
Hingegen hat Christus das Band zwischen der Nahrung, dem Leben und Gott
wieder hergestellt, das Adam zerrissen hatte und das wir selbst noch
jeden Tag auf´s neue zerreißen.
Was bedeutet das Fasten für uns Christen?
Es ist -unser Eintritt in- und -unsere Teilnahme an- dieser Erfahrung
Christi selbst, durch die er uns von unserer völligen
Abhängigkeit bzgl. der Nahrung, der Materie und der Welt befreit.
Allerdings ist unsere Befreiung nicht vollständig; denn, da wir
noch in dieser gefallenen Welt, der Welt des Alten Adam, leben und zu
ihr gehören, sind wir weiterhin von der Nahrung abhängig.
Aber ganz so wie unser Tod, durch den wir noch gehen müssen, kraft
des Todes Christi zu einem Durchgang zum Leben geworden ist, so kann
das durch die Nahrung, die wir aufnehmen, erhaltene Leben zu einem
Leben in Gott und für Gott werden. Ein Teil unserer Nahrung ist
bereits »Nahrung der Unsterblichkeit« geworden:
der Leib und das Blut Christi selbst.
Aber selbst das tägliche Brot, das wir von Gott empfangen, kann in
diesem Leben und in dieser Welt eher etwas sein, das uns stärkt
und unsere Verbindung mit Gott festigt, als dass es uns von ihm trennen
würde.
Indessen, einzig das Fasten kann diese Umgestaltung bewirken und uns
den existentiellen Beweis liefern, dass unsere Abhängigkeit von
der Nahrung und von der Materie weder eine allumfassende noch eine
absolute ist, und dass sie sogar in Verbindung mit dem Gebet, der Gnade
und der Anbetung, vergeistigt werden kann.
Dieses alles bedeutet, dass das Fasten, in seiner
ganzen Tiefe verstanden, das einzige Mittel für den Menschen
darstellt, seine wahre geistige Natur wieder herzustellen.
Es handelt sich um ein nicht theoretisches, sondern wahrlich konkretes
Aufbegehren gegen den Lügner, dem es gelungen war, uns davon zu
überzeugen, dass wir nur des Brotes bedürften, und der auf
diese Lüge jede menschliche Kenntnis, jede menschliche
Wissenschaft und jede menschliche Existenz gegründet hat.
Das Fasten entlarvt diese Lüge und weist sie als solche nach.
Es ist sehr bezeichnend, dass Christus anlässlich seines Fastens
auf Satan traf und dass er später davon sprach, dass Satan nicht
anders besiegt werden könnte »als durch Fasten und Beten«.
Das Fasten ist der eigentliche Kampf gegen den Teufel, weil es den
Widerstand gegen das einzigartige und allumfassende Gesetz darstellt,
das ihn zum »Fürsten dieser Welt« macht.
Wenn nun aber jemand Hunger hat und gleichzeitig entdeckt, dass er von
diesem Hunger in Wahrheit unabhängig sein kann, nicht durch ihn
vernichtet wird, sondern ihn ganz im Gegenteil in eine Quelle geistiger
Energie und eines Sieges umgestalten kann, dann hat nichts mehr Bestand
von dieser großen Lüge, in der wir seit Adam gelebt haben.
Wie weit haben wir uns nunmehr von der gängigen
Auffassung gelöst, das Fasten sei eine bloße Änderung
der Ernährungsweise, eine Vorschrift, was verboten und was erlaubt
sei. Das ist alles vordergründige Heuchelei! Schließlich
bedeutet Fasten nur eins: Hunger haben, bis an die Grenze der
menschlichen Verfassung gehen, die ganz und gar von der Nahrung
abhängt, und in diesem Zustand des Hungers zu entdecken, dass
diese Abhängigkeit nicht die ganze Wahrheit bezüglich des
Menschen ist, dass der Hunger selbst vor allem ein geistiger Zustand
ist und dass er letztendlich in Wirklichkeit ein Hunger nach Gott ist.
In der Urkirche bedeutete das Fasten immer eine totale Enthaltsamkeit,
ein Zustand des Hungerns, der den Körper an eine
äußerste Grenze treibt.
Hierin erkennen wir jedoch auch, dass das Fasten, als reine
körperliche Anstrengung betrachtet, ohne Sinn bleibt, wenn es
nicht von seinem geistigen Gegenstück
»...durch Fasten und Beten« begleitet wird.
Das bedeutet, dass, wenn wir keine entsprechende geistige Anstrengung
unternehmen, wenn wir uns nicht von der Göttlichen Wirklichkeit
nähren, wenn wir nicht entdecken, dass wir völlig von Gott
und nur von Gott abhängen, unser körperliches Fasten
Selbsttötung bedeuten würde.
Wenn Christus selbst versucht wurde, als er gefastet hatte, haben wir
nicht die geringste Möglichkeit, dieser Versuchung zu entgehen.
Das körperliche Fasten, so wesentlich es auch sein mag, ist nicht
nur ohne Sinn, sondern es ist in Wahrheit gefährlich, wenn es von
dem geistigen Bemühen, von dem Gebet und der Konzentration auf
Gott abgetrennt bleibt.
Das Fasten ist eine Kunst, die einzig die Heiligen beherrschen. Es
würde für uns anmaßend und gefährlich sein,
wollten wir diese Kunst ohne Beurteilungsvermögen und Besonnenheit
ausüben.
Jede Liturgie der Fastenzeit ist ein ständiges In-Erinnerung-Rufen
der Schwierigkeiten, der Hindernisse und Versuchungen, die diejenigen
erwarten, die meinen, sich auf ihren Willen verlassen zu können
und sich nicht auf Gott verlassen zu müssen.
Dies ist der Grund, warum wir vor allem eine
geistige Vorbereitung auf die Anstrengung des Fastens nötig haben.
Sie besteht darin, Hilfe von Gott zu erbitten und unser Fasten auf Gott
auszurichten.
Aus Liebe zu Gott sollen wir fasten.
Wir müssen unseren Körper als Tempel der göttlichen
Gegenwart wiederentdecken, eine religiöse Achtung des
Körpers, der Nahrung, ja sogar des Lebensablaufs wiederfinden. All
dieses sollte geschehen sein, bevor wir mit dem eigentlichen Fasten
beginnen; und zwar in der Weise, dass wir, wenn wir es beginnen, mit
geistigen Waffen, mit einer Zielvorstellung, mit Kampfgeist und mit
Siegeszuversicht gewappnet sind.
Dann kommt die Zeit des Fastens selbst. Nach dem,
was wir weiter oben gesagt haben, sollte es auf zwei Ebenen
durchgeführt werden:
der des asketischen Fastens
und der
des totalen Fastens.
Das asketische Fasten besteht in einer energischen
Verminderung der Nahrung in der Art, dass ein dauernder Zustand eines
gewissen Hungergefühls erfahren wird als Erinnerung an Gott und
als ständige Aufforderung, unseren Geist auf Ihn orientiert zu
halten. Wer es auch praktiziert, und sei es nur ein wenig, weiß,
dass dieses asketische Fasten uns bei weitem nicht schwächt,
sondern uns im Gegenteil unbeschwert, gesammelt, maßvoll, froh
und geläutert werden lässt. Dann nimmt man die Nahrung als
ein wahres Geschenk Gottes entgegen; man ist innerlich ständig auf
diese Welt ausgerichtet, die auf unerklärliche Weise von selbst zu
einer Art Nahrung wird. Was die Menge, die Häufigkeit und die
Qualität der aufzunehmenden Nahrung bei diesem asketischen Fasten
angeht, können wir an dieser Stelle nicht weiter ausführen.
Das alles hängt von unseren persönlichen Fähigkeiten und
den äußeren Lebensbedingungen eines jeden einzelnen ab.
Aber das Prinzip ist klar: es ist ein Zustand, in dem man ein leichtes
Hungergefühl verspürt, dessen »negative« Natur
immer in eine »positive« Kraft durch Gebet, Sich-Erinnern, Aufmerksamkeit und Konzentration umgewandelt wird.
Was das strenge Fasten anbetrifft; dieses ist notwendigerweise
in seiner Länge begrenzt und an die Eucharistie gebunden. Bei den
Bedingungen unseres augenblicklichen Lebens ist es das beste, es an dem
Tage einzuhalten, an dem abends die Präsanktifikaten-Liturgie
gefeiert wird Sei es, dass wir an dem Tage von frühmorgens an, sei
es, dass wir ab mittags fasten, wesentlich ist es, ihn als einen Tag
der Erwartung, der Hoffnung, des Hungers nach Gott selbst zu
verbringen. Es handelt sich um eine Konzentration im Geistigen auf das,
was kommen wird, auf die Gabe, die man empfangen wird und für die
man alle anderen Gaben zu opfern bereit ist.
Obgleich bereits erwähnt, muss man sich
nochmals in Erinnerung rufen, dass unser Fasten, so begrenzt es auch
sein mag, in die Versuchung, in die Schwäche, zu Zweifeln und zur
Verwirrung führen wird, wenn es ein wirkliches Fasten ist. Mit
anderen Worten, es wird ein wirklicher Kampf werden, in dem wir
wahrscheinlich einige Male unterliegen werden.
Aber der wesentliche Gesichtspunkt des Fastens ist gerade die
Entdeckung des christlichen Lebens als Kampf und als ein
Sich-Mühen. Ein Glaube, der sich nicht über die Zweifel und
die Versuchung hinwegsetzt, ist selten wirklicher Glaube. Leider ist in
dem christlichen Leben kein Fortschritt ohne die bittere Erfahrung der
Niederlage möglich.
Zu viele Leute beginnen mit Begeisterung zu fasten, um dann bei dem ersten Schwachwerden aufzugeben. Ich
würde sagen, die wahre Prüfung fällt genau mit diesem
ersten Fall zusammen: wenn wir uns, nachdem wir schwach geworden waren
und unseren Begierden und Leidenschaften freien Lauf gelassen hatten,
wieder mutig an die Aufgabe machen, ohne aufzugeben, egal, wie
häufig wir schwach werden, dann wird früher oder später
unser Fasten geistige Früchte tragen, gleichgültig, wie
häufig wir vorher schwach geworden sind.
Zwischen der Heiligkeit und einem entzauberten Zynismus ist Platz für die große und göttliche Tugend der Geduld -
der Geduld vor allem mit sich selbst. Es gibt keine Abkürzung, um
zur Heiligkeit zu gelangen; für jeden Schritt vorwärts muss
man den vollen Preis entrichten. Es ist deshalb besser und sicherer,
mit einem Minimum, das gerade ein wenig über unseren
natürlichen Möglichkeiten liegt, zu beginnen und unsere
Anstrengung schrittweise zu vergrößern als zu versuchen, zu
Beginn sehr hoch zu springen und sich beim Sturz zur Erde die Knochen
zu brechen.
Fassen wir zusammen: Wir müssen von einem symbolischen und rein formalen Fasten, das als Verpflichtung und Gewohnheit verstanden wird, zu dem wahren Fasten
zurückfinden, wenn es auch bescheiden und begrenzt ist, wenn es
nur ernsthaft und wirklich gewollt ist. Schätzen wir ehrlich
unsere physischen und geistigen Fähigkeiten ein, handeln wir
konsequent und erinnern wir uns jedes Mal daran, dass es kein Fasten
gibt, das nicht an die Grenzen dieser Fähigkeiten stößt
und das nicht den göttlichen Beweis in unserem Leben erbringt,
dass Dinge, die dem Menschen unmöglich sind, für Gott sehr
wohl möglich sind.
Schmemann, Alexander (Erzpriester und langjähriger Dekan der
Orthodoxen Theologischen Akademie der USA St. VLADIMIR´s)
"Die Große Fastenzeit - Askese und Liturgie in der Orthodoxen Kirche"
Veröffentlichungen des Instituts für Orthodoxe Theologie, Bd. 2, München 1994
ÖSTERLICHE ZEIT
König aller Tage, Fest der Feste, über allen Tagen stehend und sie ordnend ist das Pas´cha,
das Ostern der Auferstehung des Herrn. Dahin führt diese Zeit in den 40 Tagen der Grossen Fasten und
dadurch strahlt diese Zeit im Jubel der 50 Tage bis Pfingsten.
[1]
Wenn man eine Reise antritt, informiert man sich, wohin es geht. Und die Fastenzeit kann mit einer Reise verglichen werden.
Eine Reise mit dem Ostern der Auferstehung als Ziel. Sie ist die Vorbereitung auf die Erfüllung des Pas´cha, der wirklichen Offenbarung.
Wir sollten also zu Beginn diese Verbindung zwischen der Fastenzeit und Ostern zu verstehen suchen;
denn sie offenbart etwas für unseren Glauben und unser christliches Leben sehr Wesentliches und Entscheidendes.
...
Die wirkliche Offenbarung des Osterfestes der Auferstehung bringt uns das Neue Leben.
In der Feier der Osternacht, die heller ist als der Tag, können wir singen: Heute ist alles mit Licht erfüllt,
Himmel und Erde und die Totenwelt. Wir feiern den Tod des Todes, die Zerstörung des Hades
(der trostlosen atheistischen Todesvorstellung) den Beginn des neuen und ewig währenden Lebens.
Diese Neue Leben wurde uns Christen am Tage unserer Taufe geschenkt, wie der heilige Apostel Paulus sagt,
wir sind mit Christus ... in seinem Tode begraben worden, damit wir auch, so wie Christus von den Toten auferstanden ist,
in einem Neuen Leben wandeln können(Röm 6:4)
...
Doch machen wir nicht die tagtägliche Erfahrung, dass dieser Glaube wohl kaum der unsere ist, dass wir immer wieder
dieses neue Leben verlieren und verraten; - dass wir in Wirklichkeit so dahinleben, als wäre Christus nicht von den Toten auferstanden
und als hätte dieses einzigartige Ereignis nicht die geringste Bedeutung für uns ?
Die alles, wegen unserer Schwäche, wegen unseres Unvermögens, ständig ein Leben in Glauben, Hoffnung und Liebe
auf der Ebene zu führen, auf die uns Christus gehoben hat, als er sprach: "Suchet zunächst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit"
Wir vergessen es einfach - wir sind ja so beschäftigt und so in
unsere Alltagsgeschäftigkeit verwickelt - und weil wir vergessen,
versagen wir.
Und durch diese Vergessen, diese Versagen und diese Sünde wird unser Leben immer wieder alt
- nichtssagend, verdunkelt, letztendlich bedeutungslos - es wird zu einer Reise bar jeden Sinnes, zu einem Ziel ohne Bedeutung.
Wir unternehmen alles, um selbst den Tod zu vergessen, und dann tritt er doch ganz plötzlich mitten in unser ach so
von Freuden erfülltes Leben: erschreckend, unentrinnbar, absurd. Wir mögen wohl von Zeit zu Zeit unsere
vielfältigen Sünden erkennen und bekennen, wir unterlassen es aber, unser Leben auf das Neue Leben,
das Christus uns geoffenbart und gegeben hat, außurichten. ...
Wenn wir uns dessen bewusst werden, können wir ermessen, was die Wirklichkeit von Ostern umfasst
und warum sie die Fastenzeit erfordert und voraussetzt. Wir werden verstehen, dass die liturgischen Traditionen der Kirche,
all ihre Festkreise und Dienste vor allem geschaffen wurden, um uns zu helfen, die Erfahrung und den Genuss dieses Neuen Lebens,
das wir so leicht und immer wieder verlieren und verraten, wiederzürlangen. ...
...
Indes ist das alte Leben, das Leben der Sünde und der
Unwesentlichkeit, nicht leicht zu besiegen und umzugestalten. Das
Evangelium erwartet und fordert von dem Menschen eine Anstrengung, zu
der er in seinem augenblicklichen Zustand seinem Wesen nach nicht
fähig ist. Wir sehen uns von einer Vorstellung, von einem Ziel,
einer Lebensweise herausgefordert, die gänzlich über unseren
Möglichkeiten liegt !
Selbst die Apostel fragten ihren Meister entmutigt, als sie Seine Unterweisungen hörten: "Wie ist das möglich ?"
Es ist tatsächlich nicht einfach, eine kleinliche
Lebensvorstellung, die sich auf den alltäglichen Sorgen, dem
Streben nach materiellen Gütern, nach Sicherheit und Lustbarkeiten
gründet, zugunsten einer Lebensvorstellung aufzugeben, deren
ausschliessliches Ziel die Vollkommenheit ist: "Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist."
Diese Welt hingegen verkündet in all ihren "Medien": "Seid
glücklich, macht es euch leicht, wählt den beQuemen Weg".
Christus sagt jedoch im Evangelium: "Wählt den schmalen Pfad, kämpft und ertragt eure Leiden,
denn das ist der Weg zu dem einzig wahren Glück"
Wie können wir ohne die Hilfe der Kirche diese erschreckende Entscheidung treffen ?
Wie können wir bereuen und umkehren zu dem ruhmreichen Versprechen, das uns jedes Jahr zu Ostern gegeben wird ?
An dieser Stelle erreicht uns die Fastenzeit. Sie ist die Hilfe, die
uns die Kirche als Schule der Buße anbietet, die als einzige uns
in die Lage versetzt, Ostern anzunehmen - nicht als bloße
Erlaubnis zum Essen, Trinken und zum Nachlassen in unseren
Bemühungen, sondern wahrlich als das Ende dessen, was in uns "alt"
ist, sowie als unseren Eintritt in das "Neue".
In der Urkirche bestand das Hauptziel der Fastenzeit in der
Vorbereitung der Katechumenen (der neu zum Christentum
Übergetretenen) auf die Taufe, die in jener Zeit während der
Osterliturgie vollzogen wurde. Indessen als die Kirche nicht mehr nur
Erwachsene taufte und die Einrichtung des Katechumenats wegfiel, blieb
der grundlegende Sinn der Fastenzeit derselbe. Denn, obgleich wir
getauft sind, ist das, was wir ständig verlieren und verraten,
genau das was wir in der Taufe empfangen haben.
Deshalb ist Ostern unsere jährliche Rückkehr zu unserer
eigenen Taufe, während die Fastenzeit unsere Vorbereitung auf
diese Rückkehr ist, das langwährende und ausdaürnde
Bemühen, um schliesslich unseren eigenen "Hinübergang" oder
"Pas´cha" in das Neue Leben in Christus zu vollziehen. Und wenn,
wie wir sehen werden, die Gottesdienste in der Fastenzeit noch heute
ihre glaubensunterweisenden und auf die Taufe vorbereitenden Charakter
haben, so stellt das für uns nicht etwa ein "archäologisches"
Überbleibsel aus der Vergangenheit, sondern etwas Gültiges
und Wesentliches dar. Denn jedes Jahr lassen uns die Fastenzeit und das
Ostern der Auferstehung einmal mehr das wiederentdecken und
wiedergewinnen, zu dem wir durch den in unserer eigenen Taufe
vollzogenen Tod und die durch sie bewirkte Auferstehung geworden sind.
Wie beginnen eine Reise, eine Pilgerfahrt !
Und wenn wir sie antreten, wenn wir diesen ersten Schritt in diese "glanzausstrahlende Reue" der Fastenzeit tun, sehen wir -
in weiter, weiter Ferne - den Zielpunkt.
Es ist die Freude vor dem Fest des Osterns der Auferstehung, der Einzug in die Herrlichkeit des Reiches des Herrn.
Es ist dieses geistliche Schaün, dieses Vor-Kosten des Festes der
Auferstehung, welches die reuevolle Traurigkeit der Fasten in helles
Licht hüllt und unser Fastenmühen zu einem "geistlichen Frühling" werden lässt.
Die Nacht kann finster und lang sein, aber während des gesamten Weges scheint eine nicht erklärbare und strahlende
Dämmerung den Horizont zu erhellen.
" Schenke uns die Früchte des Fastens und die Fülle unserer Erwartungen, Du Menschenliebender ! "
Der Umkehr öffne die Pforten,
Du, Der Du das Leben schenkst !
...
Denn durch schändliche Sünden habe ich meine Seele befleckt
und mein Leben in Nachlässigkeit vergeudet.
...
In Deiner Güte mache mich rein
durch Deine huldvolle Milde !
[1] Erzpriester ALEXANDER Schmeman (einer der wirksamsten orthodoxen
Theologen aus der russischen Tradition des 20.Jahrhunderts und vertraut
mit der geistlichen Krise des Westens, wirkte er kurz in Paris und dann
in den USA, wo er 1983 als hochgeehrter Professor des Akademischen
Orthodoxen Instituts des Heiligen Wladimir starb):
THE LENTEN SPRING (DER FRÜHLING DES FASTENS) St.Vladimir´s Seminary Press, Crestwood, New York 1969
Vorbereitende Sonntage
Sonntag vom ZACHÄUS
Sonntag vom GESETZ
Sonntag von den TALENTEN
VORBEREITENDE SONNTAGE
Sonntag vom Zachäus
Apostel: 1 Tim 4: 9-15
Evangelium: Lk 19: 1-10
Heute hören wir die erste Ankündigung, empfangen die erste
Einladung das Oster-Mysterium für uns heilbringend mitzuerleben:
Wenn unser Verlangen hinreichend tief und stark ist, wird Christus darauf antworten.
Deshalb müssen wir danach brennen den Gottessohn, den erneuerten perfekten Menschen des Paradieses erkennen zu lernen.
Dazu muss der Durst und der Hunger nach dem Absoluten in uns steigen, und durch Ihn die wahrhaftige Erkenntnis in uns selbst.
Das brennende Verlangen
(zum Sonntag des Zachäus)
Lange vor dem eigentlichen Beginn
der Fastenzeit kündigt die Kirche ihr Nahen an und lädt uns
ein, in die Periode einer der Fastenzeit vorhergehenden Vorbereitung einzutreten.
Es ist ein charakteristischer Zug der Orthodoxen liturgischen Tradition,
dass jedes Hochfest oder jeder liturgische Zeitabschnitt - Ostern, Weihnachten,
Fastenzeit etc. - angekündigt und im voraus »vorbereitet« wird. Warum?
Weil die Kirche ein tiefes psychologisches Gespür für die menschliche
Natur hat. Da sie unsere mangelnde Konzentrationsfähigkeit und den
erschreckenden Hang zur »Weltlichkeit« unseres Lebens kennt, weiß
sie um unsere Unfähigkeit zu einem raschen Wandel, zu einem unvermittelten
Hinüberwechseln von einem geistlichen oder geistigen Zustand in einen
anderen. Deshalb lenkt die Kirche bereits lange vor dem Beginn des der
Fastenzeit eigenen Bemühens unsere Aufmerksamkeit auf die ernsthafte
Bedeutung dieser Zeit und lädt uns ein, deren Sinn betrachtend zu
bedenken. Vor dem praktischen Vollzug der Fastenzeit wird uns deren
Bedeutung gegeben.
Diese Vorbereitung umfasst fünf
aufeinander folgende Sonntage, die der Fastenzeit vorangehen, und von
denen jeder - durch sein eigenes Evangelium - einem grundsätzlichen
Gesichtspunkt der Reue gewidmet ist.
Der aller erste Hinweis auf die
Fastenzeit erfolgt an dem Sonntag, an dem das Evangelium über Zachäus
(Lk 19,1-10) gelesen wird. Es ist der Bericht über einen Menschen,
der zu klein ist, um Jesus sehen zu können, der aber so sehr von
dem Wunsch beseelt ist, ihn zu sehen, dass er auf einen Baum steigt. Wegen
seines brennenden Verlangens wendet Christus sich ihm zu und kehrt bei
ihm ein. So ist das Thema dieser ersten Ankündigung das brennende
Verlangen. Der Mensch folgt seinem brennenden Verlangen. Man kann
sogar sagen, dass der Mensch Verlangen ist, und diese grundlegende psychologische
Wahrheit über die menschliche Natur wird durch das Evangelium bestätigt:
»Da, wo dein Schatz ist, wird auch dein Herz sein« (Mt 6,21; Lk
12,34), sagt Christus. Ein heißes Verlangen überwindet die
natürlichen Grenzen des Menschen; wenn er leidenschaftlich etwas
wünscht, kann er Leistungen vollbringen, zu denen er »normalerweise«
nicht fähig ist. Obwohl »klein« von Gestalt, wächst er über
sich hinaus und übertrifft sich selbst. Die einzige Frage ist also,
ob es die wahren Güter sind, die wir begehren, und ob die Stärke
unseres Verlangens auf das wahre Ziel ausgerichtet ist oder ob, um die
Formulierung des atheistischen Existentialisten Jean-Paul Sartre zu gebrauchen,
der Mensch eine »unnütze Leidenschaft« ist.
Zachäus wünschte »eine
gerechte Sache«, er wollte Christus sehen und näher an ihn herankommen.
Es ist das erste Symbol des Sich-Bekehrens, denn das Sich-Bekehren beginnt
mit der Wiederentdeckung der tiefgründigen Natur allen Verlangens:
das Verlangen nach Gott und Seiner Gerechtigkeit, das Verlangen nach dem
wahren Leben. Zachäus ist »klein«, - unscheinbar, ein Sünder,
ein Mensch mit begrenzten Möglichkeiten - aber trotzdem wächst
sein Verlangen über all dies hinaus. Er »erzwingt« die Aufmerksamkeit
von Christus, er nimmt Christus mit zu sich nach Hause.
Das ist also die erste Ankündigung,
die erste Einladung: wir müssen begehren, was das Tiefste
und Wahrhaftigste in uns selbst ist, den Durst und den Hunger nach dem
Absoluten in uns wiedererkennen, das, ob wir es nun kennen oder nicht,
uns mit einer wahrlich »unnützen Leidenschaft« behaftet sein ließe,
wenn wir uns von ihm abwenden und unsere Wünsche anderswohin lenken
würden. Und wenn unser Verlangen hinreichend tief und stark ist,
wird Christus darauf antworten.
Schmemann, Alexander, Die Große Fastenzeit,
Askese und Liturgie in der Orthodoxen Kirche, Veröffentlichungen
des Instituts für Orthodoxe Theologie, Bd. 2, München 1994,
S. 15f.
Sonntag vom Gesetz
Apostel: 2 Tim 2: 1-10
Evangelium: Mt 22: 35-46
Einer unter den Schriftgelehrten versuchte IHN und fragte:
Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz ?
Jesus aber sprach zu ihm:
DU SOLLST LIEBEN GOTT, DEINEN HERRN,
VON GANZEM HERZEN, VON GANZER SEELE UND VON GANZEM GEMÜTE.
DIES IST DAS VORNEHMSTE UND GRÖSSTE GEBOT
DAS ANDERE ABER IST DEM G L E I C H:
DU SOLLST DEINEN NÄCHSTEN LIEBEN WIE DICH SELBST.
IN DIESEN ZWEI GEBOTEN
HÄNGT DAS GANZE GESETZ UND DIE PROPHETEN.
ohne Kommentar !
Sonntag von den Talenten
Apostel: 2 Kor 6: 1-10
Evangelium: Mt 25: 14-30
Heute sollen wir in der Vorbereitung auf die Fastenzeit in den Worten des Gottessohnes mit aller Deutlichkeit erkennen:
Der Glaube der Christen ist wahre Freiheit aber keine Philosophie !
Wenn wir am vorigen Sonntag gehört haben, dass die Liebe das Höchste Gebot ist,
dann genügt nicht zu nicken und "an etwas Höheres" zu glauben.
Die Befreiung unserer Talente durch die Erlösung muss ihre
praktischen Auswirkungen in unserem Tun in unserem Leben finden !
Sonst werden wir nicht "eingehen" in die Freude unseres Herrn" sondern
trotz unserer Erlösung dort sein, "wo Heulen und
Zähneknirschen" ist !
Der Herr verteilte viele Talente unter
seine Leute, dann liess er sie in aller Freiheit damit tun, was sie
für richtig hielten.
Nach geraumer Zeit hatte einer 5 Talente verdoppelt.
DU BIST ÜBER WENIGES TREU GEWESEN,
DAFÜR WILL ICH DICH ÜBER VIELES SETZEN !
GEHE EIN IN DIE FREUDE DEINES HERRN !
Nach geraumer Zeit hatte ein anderer 2 Talente verdoppelt.
DU BIST ÜBER WENIGES TREU GEWESEN,
DAFÜR WILL ICH DICH ÜBER VIELES SETZEN !
Nach geraumer Zeit aber hatte der, der ein Talent erhalten hat, sich nicht auf die ENTWICKLUNG dieses Talentes konzentriert,
sondern in kriecherischer Furcht alles vergraben um das Eigentum seines Herrn wieder zurückgeben zu können.
WIE ER IN UNERLÖSTER KRIECHEREI ANGENOMMEN HAT, SO GESCHIEHT IHM:
IHM WIRD NOCH GENOMMEN, WAS ER HAT !
ER WIRD DRAUSSEN IN DER FINSTERNIS SEIN,
WO HEULEN UND ZÄHNEKNISCHEN IST !
VOR - FASTENZEIT
"Der UMKEHR Türen öffne mir ..."
~~~ Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation: F.TSCHALJAPIN mit Chor der Russischen Orthodoxen Kathedrale Paris 1932 ~~~
zur Link-Quelle: "http://www.musicarussica.com"
~~~vollständig:Chor der Christi-Verklärungskathedrale, Moskau /Regent Vladimir LVOV~~~
zur Link-Quelle: "http://en.liturgy.ru/zvuk/zvuk.php"
SONNTAGE der Vorfastenzeit:
1. Sonntag vom ZÖLLNER und PHARISÄER
2. Sonntag vom VERLORENEN SOHN
3. Sonntag FLEISCHENTSAGUNG ! vom GERICHT
4. Sonntag BUTTERENTSAGUNG ! vom VERLUST des PARADIESES VERGEBUNGSSONNTAG
- abends:
BEGINN der GROSSEN 40-taegigen FASTEN
Vor - Fastenzeit
Warum wird die vorösterliche "Grosse Fasten" durch die vierwöchige Vorbereitungszeit eingeleitet ?
Weil die Kirche mit ihrer 2000-jährigen Erfahrung ein tiefes
psychologisches Mitgefühl mit der menschlichen Natur entwickelt
hat. Sie kennt unseren Hang uns von den Oberflächlichkeiten
unserer Umwelt einnehmen zu lassen und unsere mangelnde
Konzentrationsfähigkeit auf die geistlichen Güter. Ein
rascher Wandel unserer Alltäglichkeit, ein unvermitteltes
Hinüberwechseln in eine noch nie auch nur erspürte Praxis
birgt die Gefahr uns zu überfordern. Wir dürfen nicht Wunder
fordern, sondern wir bereiten uns auf immer wieder neue Anstrengungen
vor. Wir müssen uns darauf vorbereiten, nach jedem Fall niemals
die Anstrengungen des Aufstehens zu scheuen, wieder an die Türen
der Umkehr zu klopfen und uns wieder auf den Weg zu machen.
Lasst uns die jährlich Gelegenheit nutzen, uns auf das Ziel und
die Bedingungen wahrhaft christlichen Fastens zu besinnen und uns
allmählich für das kommende Fasten bereit zu machen.
Charakteristisch für unsere heilsame orthodoxe Tradition des
Christentums ist dabei die pastorale Heranführung an die einzelnen
Phasen des Heilswerkes unseres Gottes für uns Menschen. Vor dem
Apell zum praktischen Vollzug der Fasten wird uns deren Bedeutung in
mehreren Bildern anschaulich gemacht. So hat jede Zeit des
Kirchenjahres - ohne unvermittelte Einschnitte und Brüche - in
ihrer Weise Anteil am Ganzen, am alle Zeiten einschliessenden
Heilsmysterium Christi. Zugleich wird dadurch aber auch deutlich, dass
die Gläubigen sich nicht nur an einzelnen Festzeiten einseitig und
nach Belieben bedienen sollen, wie an einem Selbstbedienungs-Buffet,
sondern in allen Zeiten des Kirchenjahres in demütiger Offenheit
und aktiver Teilnahme am Gebet der Kirche eine weitere Stärkung in
ihrem Lebensweg als Christen mitbekommen.
Die Haltung demütiger Offenheit aber muss immer wieder neu mutig errungen werden.
Dieser Mut und die Bereitschaft das Ringen auch durch Entbehrungen
durchzuhalten ist besonders für die Zeit der Grossen
40-tägigen Fasten notwendig. Das aktive, bewusste Fasten ist ein
deutliches Bekenntnis zur Möglichkeit der Überwindung der
"animalischen Naturgesetze" und ein Zeichen der Bereitschaft zu wahrer
Menschlichkeit im Ebenbilde Gottes.
Wenn wir dies Bedenken, dann wird uns das Fasten nicht als unliebsame
Einengung erscheinen. Wir werden erkennen das Fasten nichts mit
Trübsinn zu tun hat, sondern mit Freude die Gelegenheit zur
Erneuerung des Lebens ergreifen.
Deshalb wollen wir das Fasten nicht nur als äusserliche Übung
der "Gesetzestreue" sehen, sondern als Gelegenheit uns dem Heil der
Vergöttlichung zu nähern:
Beginnend mit der Bitte, dass sich auch uns die "TÜREN der UMKEHR" öffnen mögen !
Die Sonntage der 4 Wochen der Vorbereitung der Vor-Fastenzeit
führen uns durch ihre Evangelien an diese "Türen der Umkehr"
heran.
Diese Zeit soll genutzt werden, um uns zu Besinnen, uns zu
überlegen und wenn möglich mit dem Beichtvater abzusprechen
in welcher Weise wir am Fasten der Kirche in unseren konkreten
Lebensumständen teilhaben können. Realistischerweise wird uns
nämlich ausser in Klöstern die genaue Einhaltung aller
Fastenregeln der Kanones (kat´akrib ei an) nicht so ohneweiteres
möglich sein. Gleichzeitig wird ein am Sinn und nicht nur am
Buchstaben orientiertes Fasten auch weitgehenden Verzicht auf die
Genussmittel, Süssigkeiten, Fernsehen und andere "Suchtmittel"
unserer Zeit bedeuten. Dies vor allem, um frei zu werden, die
"Lebensqualität" eines inneren geistlichen Lebens für uns neu
zu entdecken und zu intensivieren.
Die Vorfastenzeit bietet Gelegenheit zur konkreten Planung dieser
Umkehr. Aus praktischer Erfahrung ist es auch empfehlenswert die
Umsetzung der Pläne "austesten", um für die 40 Tage nur
Vorsätze zu fassen, die wir dann auch weitgehend umsetzen
können.
Wichtig ist es aber auch, sich auch gleich darauf vorzubereiten, dass
wir nach jedem Fall auch wieder bereit sind aufzustehen - und das
"Rennen" fortzusetzen. Nicht umsonst werden wir auch an die 40 Jahre
erinnert, in denen das Volk des Herrn auf dem Weg durch die Wüste
die neu gewonnene Freiheit erprobte:
Befreit aus der auch beQuem gewordenen Gefangenschaft "an den
Fleischtöpfen Ägyptens", gerettet von äusseren Feinden
nach der DurchQuerung des Roten Meeres und immer wieder im Glauben
gestärkt auf dem Weg in das Land der Verheissung wie wir in
unseren Anstrengungen auf dem Weg zur Vergöttlichung. Aber trotz
der neu empfangenen Richtschnur der 10 Gebote, von Gott genährt
durch das Manna vom Himmel und mehrmals gerettet durch die Wunder des
Wassers des Lebens:
Nahe an Gott aber auch in dieser Situation immer wieder zurückgefallen in gefährliche Sünden
- aber auch immer wieder durch Gottes Gnade und menschliche Anstrengung wieder versöhnt mit dem Schöpfer des Lebens.
ER will uns nie vernichtend strafen, sondern wie es uns Christus
während Seiner 40 Tage in der Wüste gezeigt hat, immer wieder
für uns und unsere Erlösung mit dem Satan, dem Versucher,
ringen. Wir können darüber umso mehr Freude empfinden, je
öfter wir nach unseren Sündenfällen wieder aufstehen und
den Kampf wieder aufnehmen.
"Nur vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und nur
ihm allein dienen" (Lk 4,8) erinnert uns der Apostel an dieses Privileg
der "Synergie", der Einladung Gottes an uns, unsere begrenzten
Kräfte mit Seiner Allmacht zu verbinden.
Bereiten wir uns auf die freudebringenden Anstrengungen dieses Kampfes
vor, um dann nach der "Vollendung der 40 Tage" auch mit wenigstens
teilweise verdienter Freude die Früchte der Auferstehung ernten zu
dürfen !
"Die
Tueren zur Umkehr, oeffne mir, Lebensspender !
..."
~~~ Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation durch grossen Chor ~~~
www.musicarussica.com - RealAudio
Der Umkehr Pforten öffne mir,
Du, Der Du das Leben schenkst !
...
Denn durch schändliche Sünden habe ich meine Seele befleckt
und mein Leben in Nachlässigkeit vergeudet.
...
In Deiner Güte mache mich rein
durch Deine huldvolle Milde !
~~~vollständig:Chor der Christi-Verklärungskathedrale, Moskau /Regent Vladimir LVOV~~~
aus: "http://en.liturgy.ru/zvuk/zvuk.php"
Sonntag vom Zöllner und Pharisäer
Apostel: 2 Tim 3: 10-15
Evangelium: Lk 18: 10-14
Die Apostellesung erinnert uns, an heilsamen Traditionen festzuhalten.
Das Evangelium macht aber sofort deutlich, dass damit nicht ein gesetzlicher Konservatismus gerechtfertigt werden soll:
Der Pharisäer, der getreu alle überkommenen Vorschriften
einhält, und sich dessen vor Gott rühmt, wird beschämt
durch den ausserhalb des Gesetzes stehenden Zöllner, der in Demut
seine Unwürdigkeit bekennt.
Am ersten Vorfastensonntag werden wir auf die erste Voraussetzung
dafür hingewiesen, dass die kommende Fastenzeit für uns
heilsam wird:
DEMUT
Lasset uns fliehen
die hochmütige Prahlerei des Pharisäers
und lernen
das demütige Seufzen des Zöllners !
Zu unserem Erlöser lasset uns rufen:
Vergib uns,
Allerbarmer !
Vor uns liegt ein Ausstieg, ein Aufstieg ins Heiligtum, in das Innerste
des heilbringenden Mysteriums Christi, hin zur kostbaren Herzmitte auch
unserer Existenz, deren eigentlichen Sinn dises Mysteriums birgt.
Wir nahen uns dem Ostermysterium entweder als "Zöllner" oder als "Pharisäer":
- als solche, die kommen zur wahren Verwirklichung dessen, wozu wir berufen sind
- oder als solche, die in den "Naturgesetzen" ihrer Umgebung verfangen, das eigentliche Ziel ihres Lebens verfehlen.
Der offenbahrende Gott zeigt uns welche Grundhaltungen -Seiner
erlösenden Liebe gegenüber- für uns heilsam oder nutzlos
sind:
Der Pharisäer steht für den Selbstgerechten, den Menschen,
der sich selbst verwirklichen will, dank all seiner Leistungen und
seiner Selbstsicherheit, der auf seinen Individualismus stolz ist:
"Er betet bei sich selbst: ich danke Dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen"
Der Zöllner zeigt uns dagegen, die allein fruchtbare, die Haltung, für die das Heil nahe ist:
Er "steht von Ferne und wagt es nicht, seine Augen gen Himmel zu
erheben". Er weiss um die Distanz zur erhabenen, ganz anderen
Wirklichkeit des über alles erhabenen, allerhöchsten Gottes
über jeden Gott, DEN, zu dem sich der selbstgerechte Mensch selber
machen wollte. Er weiss um seine Schulden, die Sünden und "klopft
an s e i n e Brust", nicht an die Brust der anderen um andere für
deren Vergehen zu tadeln. Er weiss, das sein Schöpfer auch sein
ihn liebender Erlöser ist, der ihm sogar an seiner göttlichen
Natur Anteil geben will. Der sich selbst richtig einschätzende
Zöllner (= der Sünder par excellence), e r b i t t e t das
Erbarmen Dessen, Der die Liebe ist:
"Gott, gewähre mir Deine Gnade !"
“Gott, sei mir Sünder gnädig!“
Predigt zum Sonntag des Zöllners und Pharisäers
von P. Konstantinos, München
* Quellenhinweis *
„Zwei
Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein
Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte
sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, daß
ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger,
Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in
der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen
Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte
nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an
die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage
euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere
nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber
selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (Lk 18,10-14)
Die heutige Evangeliumsperikope zeigt uns zwei Arten von
Gläubigen; zwei charakteristische Typen von Menschen, die in die
Kirche kommen. Der erste kommt, um sich zu zeigen, um anzugeben, um
sein angeblich so heiliges Leben vorzustellen, um die Bewunderung der
anderen zu erregen, um Gott, seiner Ansicht nach, zu verpflichten
für seine Taten, für seine Tugenden, die der Bewunderung und
des Lohnes würdig sind.
Welch ein Irrtum, welch ein Trug, welch ein Frevel! Ein Frevel vor Gott
und den Menschen. Denn Gott nimmt solche Gebete nicht an, und die
Menschen verabscheuen diese Art, ja ekeln sich vor ihr. Bei meinen
Hausbesuchen höre ich viele Klagen und Kritik an vielen an uns,
die wir zwar regelmäßig in die Kirche gehen, aber zu Hause,
in der Arbeit, im Umgang mit anderen ganz anders sind, als wie wir uns
hier im Umfeld der Kirche zeigen möchten. Wir sind leicht
erregbar, ungerecht, sprunghaft und haben tausend andere Fehler, die
unseren Charakter verraten. Wir kommen in die Kirche mit großen
und auffallenden Kreuzen, mit großen und vielen Kerzen, aber wir
verbergen in uns den Pharisäer, der uns so treffend im Hl.
Evangelium beschrieben wird.
Ich möchte nicht länger bei der Charakterisierung und
Beschreibung dieser Art von Menschen verbleiben. Ich möchte, dass
wir uns etwas mehr Gedanken machen über eine andere Art,
nämlich über jenen, den der Pharisäer verachtet, auf den
er mit dem Finger zeigt und über den er schlecht redet.
Wer ist es? Es ist ein sündiger Zöllner. Früher mussten
die Bauern den Zehnten zahlen, d.h. ein Steuereinnehmer, kein Beamter
des Staates, hatte sich vom Staat das Recht gekauft, die Steuern von
den Bauern einheben zu dürfen. Dieser Steuereinnehmer oder seine
Leute hatten die Möglichkeit Missbrauch zu üben, zu stehlen,
die Bauern auszubeuten. Und sie haben den Unwissenden und Hilflosen das
Gesetz vorgehalten, um damit ihre Gesetzwidrigkeiten zu verschleiern.
In der Zeit Christi hatte die römische Herrschaft für diese
Arbeit die Zöllner, die in der Regel stahlen und ihre Landsleute
rücksichtslos und schamlos betrogen. Deshalb hatte niemand Achtung
vor ihnen. Deshalb betont der Pharisäer der heutigen
Evangeliumsperikope: „Gott, ich danke Dir, daß ich nicht
wie die anderen Menschen bin ... oder auch wie dieser Zöllner
dort.“ Der Zöllner wiederum kannte seine Schuld. Er wagte es
nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben. In einem abgelegenen
Teil des Tempels klopfte er sich, niedergebeugt und voller Reue, an die
Brust und flüsterte immer wieder: „Gott, sei mir Sünder
gnädig!“
Es waren dies seine einzigen Worte, aber sie kamen tief aus seinem
Herzen. Worte der Reue und Buße, die zeigten, dass in dieser
Brust seine Seele litt und eine geistige Geburt, eine seelische
Wiedergeburt möglich wird. In diesem Kampf in seiner Brust
stürzte der Zöllner den Sünder in sich vom Sockel seiner
Geldgier und legte den Grundstein für ein neues Leben. Das ist das
Werk der Buße. Als der Zöllner zu bereuen begann, erfuhr er
die erste Frucht dieser Tugend: die Demut.
Man sagt, dass die Demut die Tugend der Alten und der Weisen sei. Aber
auch der Zöllner zeigte sich demütig. Ganz hinten im Tempel
klopfte er sich an die Brust und sagte: „Gott, sei mir
Sünder gnädig!“ Seht seine große Demut, ganz
spontan kamen ihm diese Worte über seine Lippen. Und diese Worte
waren nicht von der satten Arroganz der dürren Worte des
Pharisäers.
Die aufrichtige Reue des Zöllners führte ihn zur Demut,
welche „die beste der Tugenden ist“, wie uns der hl.
Augustinus sagt, und diese führt uns weiter zum Gebet, das eine
„Kraftreserve“ ist, wie es ein anderer Denker
ausdrückte. Die Tradition überliefert uns, dass König
David, als er seine übergroße Sünde bereute, bitterlich
weinte, wie es der 50. Psalm beschreibt, den wir in vielen Andachten
unserer Kirche lesen. Aus den Tränen Davids wuchsen aus der Erde
zwei Bäume: eine Weide, die auf immer trauert und eine Zeder,
deren Harz sich in Weihrauch verwandelt.
Tatsächlich Quellen aus der aufrichtigen Reue zwei Tugenden: die
Demut, die der Weide gleicht, die ihre Zweige nach unten neigt und das
Gebet, das wie Weihrauch zum himmlischen Altar Gottes aufsteigt.
Das ist die Dreiheit der Tugenden - Reue und Buße, Demut, Gebet
-, die uns heute das Triodion der Zerknirschung in Erinnerung bringt.
Das Triodion, das heute beginnt, ist die Zeit, die uns auffordert, uns
auf diese Tugenden zu besinnen. Jeder Sonntag des Triodions erinnert
uns an eine andere Tugend. Die Kette unserer Tugenden verbindet uns mit
dem gütigen Gott.
Selig werden sein, die
in der heutigen Zeit der Gleichgültigkeit im Glauben, ja seiner Ablehnung,
es zustande bringen,
sich durch diese Kette mit Jenem zu verbinden,
der den Zerknirschten und Demütigen im Geiste nahe ist.
Amin.
Übersetzung aus dem Griechischen: G. Wolf
Sonntag vom Verlorenen Sohn
Apostel: 1 Kor 6: 12-20
Evangelium: Lk 15: 11-32
Vater Alexander Schmeman: " Rückkehr aus dem Exil "
Die Apostellesung dieses Herrentages stellt die christliche Freiheit heraus und steckt damit die Grenzen des Fastengebots ab:
"Alles ist mit erlaubt, aber ich soll mich von nichts beherrschen lassen"
Damit ist das Fasten jeder fremden Beurteilung von aussen entnommen. Es kann daher nach orthodoxem Verständnis
auch nicht zum öffentlichen Gesetz werden, zumal es, wie der Herr anweist (Mt 6: 16-18) im Verborgenen geschehen soll.
Das Evangelium stellt dann den eigentlichen Sinn der Fastenzeit heraus: Der Aufbruch zur Umkehr zum Vater,
der den Verlorenen Sohn mit Freuden aufnimmt und reich beschenkt.
Es ist wohl kein Zufall, dass an diesem Herrentag erstmals im Nächtlichen Psalmengebet (Ps 136) angestimmt wird.
Deine väterliche Herrlichkeit
habe ich ohne Verstand verlassen.
übel verschwendet habe ich den Reichtum
den Du mir gegeben hast.
So rufe ich Dir die Worte des Verlorenen Sohnes zu:
"Ich habe gesündigt gegen Dich,
barmherziger Vater.
Nimm mich auf,
der ich umkehre,
und lass mich bei Dir sein
wie einen Deiner Taglöhner !"
Der selbstherrliche, auf seine vermeintliche Autonomie allzu stolze Mensch ist -von seinem Ursprung her-
Sohn des himmlischen Vaters. Alles, was er hat, hat er von Gott.
Er zieht in ein gottfernes Land, liefert sich einer gottfernen
Gesellschaft aus. Er nimmt so viel er kann aus seiner Mitgift, dem
Eigentum Gottes. Er verschwendet es hemmungslos an Idole, die ihm
kurzfristig faszinierend erscheinen.
Als es seine Mitgift verbraucht hatte, im Genuss des Materiellen,
Innerweltlichen, tritt die Hungersnot ein.
Nichts vermag ihn zu sättigen im Anblick des Absterbens seiner
Lebendigkeit, niemand, keine Parole kann ihn mehr begeistern.
Keines seiner Idole kommt ihm zu Hilfe: "Ich sterbe hungers !"
Aber er hat noch die Kraft seine Niederlage einzugestehen: "Wie viele
Tagelöhner im Hause meines Vaters haben Überfluss an Brot.
Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen".
Es ihm gleich zu tun, dazu fordert uns die Kirche auf, jetzt in der
Zeit des Aufbruchs in die Grossen Fasten vor der Auferstehung.
"Ich will mich aufmachen", ich will aufstehen, damit Überblick gewinnen, Gewohntes verlassen und mich auf den Weg machen,
den die Fastenzeit mir öffnet, hin zum Vaterhaus.
Das ist das Ziel: zu Gott, zu unserem Vater zu gelangen.
Er macht mich frei.
Er nährt mein innerstes Leben.
Er will mir in der Wohnung Seiner Herrlichkeit Geborgenheit auf ewig bieten.
"Ich will dem Vater sagen: ich habe gesündigt wider den Himmel und
vor Dir; ich bin nicht wert, Dein Sohn zu heissen". Die Not der
Sünde, der Gottesferne, ist die tiefste Not. Wo sie am
grössten ist, ist sie am gefährlichsten, besonders wenn jeder
Hilfeschrei betäubt und ihre Symptome verdrängt werden.
Sünde ist immer gegen alles gerichtet, was sich über den
irdischen Niederungen, den menschlichen Gemeinheiten, wölbt. Die
Sünde widersetzt sich der Güte Gottes.
Sie ist immer Lüge gegen die Wahrheit des göttliche Lebens in
uns.
Wer könnte sagen, er wäre ohne Sünde: "Weil kein Mensch lebt ohne zu sündigen" (1 Könige 8: 46) ?
Die Fastenzeit schafft uns eine gute Gelegenheit, unsere Sünden vor Gott, unserem Vater zu bekennen:
im Mysterium der Busse (der Beichte und Umkehr).
Es tut uns gut, wenn wir noch sagen können: "Ich habe mich versündigt an der Liebe zu Gott und den Nächsten" !
"Als er (wir) noch weit entfernt war(en), sah ihn (uns) der Vater -und
war von Mitleid gerührt, er lief ihm (uns) entgegen, fiel ihm
(uns) um den Hals und küsste ihn (uns). Die Liebe des Vaters kommt
uns stets in Christus entgegen, wenn der Sünder aufrichtig seinen
hilfsbedürftigen Zustand mit Glauben und kindlicher Hoffnung und
Vaterliebe ausbreitet.
Sein Mitleid teilt unser Leid und unseren Tod. Der Sünder
öffnet die Herzwunde Christi, Gottes, aus der das Wasser des
Mysteriums der Taufe (die Väter nennen das Mysterium der Busse
"eine zweite Taufe") und das Blut der Eucharistie (des Mysteriums vom
allerreinsten Leib und Blut des Herrn) fliesst.
Gott umarmt uns als Seine Kinder.
Gott schützt uns mit Seiner Kleidung (in der Taufe haben wir "Christus angezogen"), der besten Kleidung,
der Kleidung der Kindschaft Gottes -wenn wir uns blossgestellt fühlen, wie einst Adam.
Gott setzt uns ein, in Sein Erbe, das unverwesliche Erbe der Unsterblichkeit.
Und trotz all dieser Gaben will er unsere Freiheit: Er gibt uns den Siegelring der Freien.
Die Kirchenväter deuten es noch tiefer:
Die Schuhe weisen auf die Befähigung auf dem Weg (Christi) fortzuschreiten, das Siegel auf das Siegel des Heiligen Geistes.
Unser Vater bereitet uns das Freudenmahl -das Ostermahl, -die Göttliche Liturgie.
Auch wenn wir dem zweiten Sohne gleichen, der tief in seinen Alltag
verstrickt ist, und glaubt durch äusserliche "Anständigkeit"
immer im Sinne des Vaters gehandelt zu haben, und so zum Knecht seiner
Selbstgerechtigkeit geworden ist, und wenn wir, wie er, nicht
hineingehen wollen, um uns für das Freudenfest bereit zu machen,
so sucht uns doch der Vater heim:
"Da kam sein Vater heraus, und redete ihm zu"
Hören auch wir auf Gott, unseren Vater wenn er uns durch die Tradition der Kirche
jetzt in der Vorfastenzeit auf das österliche Freudenfest vorbereitet !
Ja, wir wollen nicht mehr fern der Freude der Gemeinschaft mit Gott,
fern dem wahren, von Ihm geschaffenen Leben des Paradieses, leben.
Ja, ich werde die Fesseln der Torheit lösen, die mir von Ihm
geschenkten Reichtuemer nicht mehr mehr mit Sündern verschwenden,
sondern mich aufmachen und zu meinem mitfühlenden Vater
zurückkehren.
An den Flüssen von Babylon saßen wir ...
gedenkend der Stadt des Herrn ...
Wie könten wir dem Herr ein Lied singen
in einem fremden Land ?
Sollte ich dich vergessen, o Stadt meines Gottes,
so verdorrt meine rechte Hand
so klebt meine Zunge am Gaumen
wenn ich Deiner vergesse,
wenn ich nicht Gottes Stadt über alle meine Freuden stelle ...
"An den Flüssen von Babylon ..."
~~~ Na Rekach Babylonskich ~~~
Chor des Klosters in Pyuchtiza
Erzpriester Alexander Schmemann:
(langjähriger Dekan der Orthodoxen Theologischen Akademie der USA St. VLADIMIR´s)
Rückkehr aus dem Exil
zum Sonntag vom Verlorenen Sohn
An diesem Sonntag der Vorbereitung auf die Fastenzeit hören wir das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32).
Zusammen mit den Hymnen dieses Tages erschließt uns dieses Gleichnis die Zeit der Reue als die Rückkehr des Menschen aus dem Exil.
Der verlorene Sohn, so hören wir, bricht auf in ein fernes Land und verschwendet dort alles, was er besitzt.
Ein fernes Land!
Das ist die einzig zutreffende Bezeichnung für unsere Bedingtheit als Mensch, die wir annehmen und zu der unseren machen müssen, wenn wir unseren Weg zu Gott hin beginnen.
Ein Mensch, der niemals diese Erfahrung gemacht hat, und sei es auch
nur für kurze Zeit, dass er in der Gottesfeme lebt und von dem
wahren Leben abgeschnitten ist, wird niemals verstehen, was es mit dem
Christentum auf sich hat.
Und jemand, der vollständig in dieser Welt und in dem Leben dieser
Welt »zuhause« ist, der nie von dem sehnsuchtsvollen Wunsch
nach einer anderen Wirklichkeit schmerzlich getroffen wurde, der wird
nie verstehen, was bereuende Umkehr ist.
Oft
wird die bereuende Umkehr einfach mit einer nüchternen und
»sachlichen« Aufzählung von Sünden und
Übertretungen, einem »Schuldbekenntnis« bei einer
gerichtlichen Anklage, gleichgesetzt.
Geständnis und Absolution werden als juristische Akte betrachtet.
Man übersieht jedoch etwas sehr Wesentliches, ohne das
weder das Schuldbekenntnis noch die Absolution eine wirkliche Bedeutung
oder Wirksamkeit erlangen können. Dieses »Etwas« ist
ganz genau das Empfinden des Verbanntseins von Gott, weit verbannt
von der Freude der Gemeinschaft mit ihm und fern dem wahren Leben zu
sein, das durch Gott geschaffen und geschenkt wird. Es ist in der Tat
leicht zu bekennen, dass ich an den vorgeschriebenen Tagen nicht
gefastet habe, dass ich meine Gebete vergessen habe oder jähzornig
gewesen bin. Eine ganz andere Sache ist es jedoch, wenn ich mir
unvermittelt eingestehen muss, dass ich Schande auf mich geladen und
meine geistliche Schönheit verloren habe, dass ich mich sehr weit
von meinem eigentlichen Zuhause, von meinem wahren Leben entfernt habe,
und dass ich in dem innersten Gewebe meiner Existenz etwas Kostbares,
Schönes und Reines in nicht wiedergutzumachender Weise
zerstört habe. Indessen bedeutet dies, und nur dies, die bereuende
Umkehr, und deshalb entsteht auch ein tiefgreifendes Verlangen,
umzukehren, zurückzugehen und jenes verlorene »Heim« wiederzufinden.
Von Gott habe ich wunderbare Reichtümer erhalten:
zunächst das Leben und die Möglichkeit, mich dessen zu erfreuen,
ihm einen Sinn geben zu können,
es mit Liebe und Erkenntnis ausfüllen zu können;
dann – in der Taufe –
das neue Leben in Christus selbst,
die Gabe des Heiligen Geistes,
den Frieden und die Freude auf das ewige Königreich.
Ich habe die Erkenntnis Gottes erhalten,
und in ihm die Erkenntnismöglichkeit einer jeden Sache,
und die Kraft, Kind Gottes zu sein.
Und dies alles habe ich verloren;
dies alles verliere ich ständig, nicht nur in den besonderen
»Sünden« und »Übertretungen«, sondern
durch die Sünde aller Sünden, indem ich meine Liebe von Gott
abwende und das »ferne Land« der Schönheit des Hauses
des Vaters vorziehe.
Aber die Kirche ist da, um mich daran zu erinnern, was ich aufgegeben und verloren habe.
Und während sie mir dies ins Gedächtnis zurückruft,
erinnere ich mich; so wie es das Kontakion dieses Tages ausdrückt:
»Fern von der Herrlichkeit des Vaters bin ich in meiner Torheit Fesseln umhergeirrt
und habe mit den Sündern die Reichtümer, die du mir anvertraut hattest, verschwendet.
So rufe ich mit dem verlorenen Sohn zu dir:
Barmherziger Vater, ich habe gegen dich gesündigt.
Nimm mich reuigen Sünder wieder auf und nimm mich an wie einen deiner Tagelöhner ... !«
Und während ich mich erinnere, spüre ich in mir das Verlangen und die Kraft zurückzukehren:
»... Ich werde mich aufmachen und zu meinem mitfühlenden Vater zurückkehren
und werde zu ihm unter Tränen sagen:
Nimm mich auf wie einen deiner Diener! «
In diesem Sinne singen wir heute den sehnsuchtsvollen Psalm 136:
An den Flüssen von Babylon saßen wir und weinten, Sions gedenkend...
Wie könnten wir dem Herrn ein Lied singen, in einem fremden Land?
Sollte ich dich, o Jerusalem, vergessen, soll meine Rechte verdorren!
Meine Zunge klebe an meinem Gaumen, wenn ich deiner vergesse,
wenn ich nicht Jerusalem über alle meine Freuden stelle ...
Das ist der Psalm des Exils. Die Juden sangen ihn während der
babylonischen Gefangenschaft, im Andenken an ihre heilige Stadt
Jerusalem. Er wurde seit jeher das Lied desjenigen, der sich seines
Verbanntseins in der Gottesfeme bewusst und hierdurch zu einem neuen
Menschen wurde: zu jemandem, den nichts von dieser gefallenen Welt
zufrieden stellen kann, da er seiner Natur und Berufung nach ein Pilger
des Allerhöchsten ist. Dieser Psalm wird noch zweimal, an den
beiden letzten Sonntagen vor der Fastenzeit gesungen. Und somit
offenbart sich die Fastenzeit als Pilgerfahrt und Bereuen,
als UMKEHR.
Schmemann,
Alexander (Erzpriester und langjähriger Dekan der Orthodoxen
Theologischen Akademie der USA St. VLADIMIR´s)
"Die Große Fastenzeit - Askese und Liturgie in der Orthodoxen Kirche"
Veröffentlichungen des Instituts für Orthodoxe Theologie, Bd. 2, München 1994
hier aus St. Andreas Bote
"An den Flüssen von Babylon ..."
~~~ Na Rekach Babylonskich ~~~
Chor des Klosters in Pyuchtiza
Sonntag der beginnenden FLEISCHENTHALTUNG
Sonntag vom Gericht
Apostel: 1 Kor 8:8 - 9:2
Evangelium: Mt 25: 31 - 46
Dieser Herrentag wird nach dem Evangelium "vom Gericht" oder nach der Tradition der Kirche "Herrentag der Fleischenthaltung"
(= APOKREO = MESOPUSTNA = Carne val) genannt. Mit dem Abendgottesdienst an diesem Sonntag beginnen die Gläubigen
sich in Fleischenthaltung zu üben.
In der folgenden Woche wird der Körper noch einmal mit Milch, Butter und Käse gelabt,
bevor danach am Abend des nächsten Sonntags die Grossen 40-tägigen Fasten vor der österlichen Festzeit beginnen.
Orthodoxe Mönche und Monialinnen verzichten auf Dauer auf die Ernährung durch Fleisch.
Während der Fasten enthalten sich auch die Laien. Der Verzicht auf Fleisch soll als ein Zeichen der Hoffnung
auf das Himmelreich verstanden werden. Im ewigen Friedensreich Gottes werden sich Seine Geschöpfe nicht mehr fressen
und gefressen werden(Jes 11: 6-9). Unser Fasten nimmt dieses Friedensreich im Glauben vorweg.
Die Apostellesung betont wieder einmal die wahrhaft christliche
Freiheit gegenüber allen religiösen Speisevorschriften:
Brüder, Speise wird uns nicht vor Gott bestehen machen;
weder fehlt uns etwas, wenn wir nicht essen,
noch gewinnen wir etwas, wenn wir essen"
(1 Kor 8:8 )
Die Grenze dieser Freiheit ist jedoch das Gewissen unseres
Nächsten, wenn er sich zu etwas verführen lässt, das ihm
schadet.
Das Evangelium stellt uns das Gleichnis vom Jüngsten Gericht vor
Augen. Mit der Symbolik vom Hirten, der am Abend des Tages die Schafe
von den Ziegenböcken sondert, werden wir auf das Kriterium dieser
für alle Ewigkeit wichtigen Entscheidung aufmerksam gemacht:
Erwählten wie Verworfenen,wird nach ihrem Tun Heil oder Unheil zuteil:
Aber sie erkennen erst jetzt, dass nicht die Befolgung irgendwelcher hochgesteckten abstrakten Prinzipien
sondern die Art ihres Verhaltens gegenüber dem Schwächeren Mitmenschen entscheidet !
Vor dem ewigen Gericht werden jene in das Reich Gottes eingehen, die ihre Liebe konkret an ihren Mitmenschen bewiesen haben:
an den Armen, den Gefangenen und den Kranken. Unsere bewiesene Liebe oder unsere erwiesene Lieblosigkeit entscheidet !
Sünde ist Trennung und Isolierung von Gott, da Gott der Absolut Liebende ist.
Und so wie Gottes Liebe zu uns konkreten unwürdigen menschlichen Individuen
sind wir zu konkreter Liebe zu jeder menschlichen Person aufgerufen, der uns Gott in unserem Leben begegnen läßt.
Die christliche Liebe ermöglicht uns in jedem Menschen, der uns
begegnet Christus zu sehen. Jeden Menschen, den Gott in Seinem
unerforschlichen und ewigen Plan in mein Leben geführt hat, und
sei es auch nur für einige Augenblicke, hat Er zu mir geführt
um mir Gelegenheit zu geben an Seiner Liebe zu allen Geschöpfen
teilzuhaben. Denn ist Seine Liebe nicht jene alle
Äußerlichkeiten, alle Andersartigkeit, alle Herkunft und
Intellektualität übersteigende Kraft die zur jeweils
einzigartigen personalen Wurzel seines menschlichen Seins
vorstößt, das wir getrost makellos und absolut sehen
dürfen: seine ihm vom Schöpfer eingehauchte Seele, die
wahrhaft göttliche Seite jedes Mitmenschen. Die christliche Liebe
ist tätige Bekräftigung dieses Glaubens. Und diese Liebe ist
so wie Gottes Liebe immer konkret. Wir sind damit nicht aufgerufen,
allgemein und abstrakt die "Menschheit" allgemein und nicht in Form
irgendwelcher Pläne für die Zukunft, die konkret gegen
einzelne Personen und in einer konkreten "Etappe" "über Leichen
geht", zu lieben, sondern immer die konkrete Person, die HIER und JETZT
vor uns steht !
Wir wissen, dass alle Menschen dieser personalen Liebe bedürfen - dem Erkennen ihrer einzigartigen Seele in ihnen,
in der sich die Schönheit der ganzen Schöpfung in einzigartiger Weise widerspiegelt.
Und so haben auch wir diese Liebe nötig:
Jetzt - und am Tage unseres Gerichtes !
Wir können das ewige Heil nicht erlangen, ohne die verzeihende Liebe dessen, der uns durch den Hauch Seiner Liebe
das Leben gegeben hat und Der uns dann daran messen wird, ob wir diese Liebe erhalten und weitergegeben haben.
Die Hymnen des heutigen Tages halten fest, dass wir, an diesem Massstab
gemessen, alle schuldig geworden sind vor Gott;
wir können Sein Erbarmen nicht verdienen, sondern nur erbitten.
Vorbereitet durch die vergangenen Herrentage sollen wir aber nicht
ängstlich abseits stehen, sondern dürfen wir darauf hoffen,
dass Gott, unser Vater, uns mit Macht, Weisheit und Güte zu
unserem Heil helfen will !
Wenn Du, o Gott, kommen wirst
auf Erden in Herrlichkeit
wird das All erzittern
und von Deinem Richterstuhl ein Feuerstrom ausgehen,
die Bücher werden geöffnet und das Verborgene wird offenbar.
Dann errette mich aus dem nie erlöschenden Feuer
und würdige mich,
zu Deiner Rechten zu stehen,
gerechtester Richter !
Kommet, lasset uns dem Herrn frohlocken,
jauchzen dem Fels unseres Heils !
Lasset uns vor Sein Angesicht treten
mit unserem Bekenntnis !
Mit Psalmen lasset uns Ihm zujubeln !
"Die
Tueren zur Umkehr, oeffne mir, Lebensspender !
..."
~~~ Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation: F.TSCHALJAPIN mit Chor der Russischen Orthodoxen Kathedrale Paris 1932 ~~~
Der Umkehr Pforten öffne mir,
Du, Der Du das Leben schenkst !
...
Denn durch schändliche Sünden habe ich meine Seele befleckt
und mein Leben in Nachlässigkeit vergeudet.
...
In Deiner Güte mache mich rein
durch Deine huldvolle Milde !
Sünde, UMKEHR, Reue und Vergebung in der Hl.Schrift
und die Bedeutung für uns.
Aus dem 2.Vortrag von Vater FJODOR Hölldobler, Herbstseminar 1998
Bischofsheim a.d.Rhön
* Quellenhinweis *
Als pastorale Grundlage zu unserem Thema aus der Hl. Schrift ist zunächst das Gebet zu beachten,
das der Priester zu Beginn der Beichte liest:
Hier wird der "büssende David" genannt, "der sich von seinen Verfehlungen bekehrt hat".
Das bezieht sich auf 2 Samuel 11: 14 - 27, wo David den Hethiter Uris
bei der Eroberung der ammonitischen Stadt Rabba umkommen lässt,
um in den Besitz seiner Frau Batseba zu gelangen, die er dann auch
heiratet und die ein Kind von ihm bekommt.
In 2 Sam 12: 1 - 14 wird geschildert, wie eines Tages der Prophet Natan
zu ihm kommt. Er kleidet sein Anliegen zunächst in eine Geschichte
von einem Reichen und einem Armen: Der Reiche hatte viele Schafe und
Rinder, der Arme hatte nur ein einziges Schaf,
das er sehr liebte. Da bekam der reiche Mann Besuch. Er nahm dem Armen
das Schaf weg, schlachtete es und setzte es seinem Gast vor.
Während Natan erzählt, wird David immer zorniger und ruft: "Der Mann soll sterben, der das getan hat."
Aber er muss sich sagen lassen, dass -er- dieser Mann ist: "Gott sagt dir: Ich habe dir alles gegeben, Sauls Tochter,
seine Frauen und seine Herrschaft. Du hättest noch mehr bekommen können. Warum musstest du Uris umbringen
und seine Frau heiraten ?" Natan ging, nachdem David seine Schuld eingesehen hatte, aber als Strafe sollte das Kind sterben.
An diese Stelle gehört nun der immer wieder neu ergreifende Psalm 50. David wurde krank vor Kummer.
Am selben Tag ist gemeldet worden, dass sein Sohn krank ist. Er betet und fastet, aber am siebenten Tage stirbt das Kind.
David war ohne Zweifel der modernste Staatsmann im Vorderen Orient
seiner Zeit. Er war kein orientalischer Despot,
sondern hing persönlich an der Überlieferung seines Volkes,
die aus der Wüstenzeit herkam. Er war Landsknecht, Künstler,
Gottsucher, Prophet und Fürst zugleich. In David verstand sich
Israel aufs neue von Gott erwählt und geführt. Aber in David
hatte alles Menschliche Raum, im Guten wie im Bösen, wie diese
Geschichte zeigt. Die Busse, zu der David fähig war, zeigt seine
Grösse als religiöser Mensch, als Prophet und Künder des
Bussgedankens.
Sodann wird Manasse genannt, dessen Bussgebet der Herr "angenommen"
hat. In 2 Chr 32: 21 - 33: 12 lesen wir, wie Jerusalem von den Assyrern
belagert wird. Hiskia bleibt Gott treu, indem er dem Propheten Jesaja
vertraut. Die Assyrer müssen abziehen, nachdem offensichtlich eine
Seuche im Lager ausgebrochen ist. Solange Hiskia lebt, wagen die
Assyrer keinen einzigen neuen Angriff auf Jerusalem. Nach seinem Tode
wird sein Sohn Manasse zum König gekrönt, da versuchen die
Baalsanhänger, ihn zur Abkehr von Gott zu bewegen. Manasse
hört auf ihren Rat und führt den Götzendienst in Juda
wieder ein. Er stellt sogar im Tempel Gottes ein Götzenbild auf.
Die Assyrer besiegen Manasse und nehmen ihn gefangen. In Fesseln wird
Manasse durch die Strassen von Jerusalem geführt. In Babylon wird
er ins Gefängnis geworfen. Im assyrischen Kerker überdenkt
Manasse, wie die Assyrer zur Regierungszeit seines Vaters Jerusalem
nicht einnehmen konnten, weil er Gott diente, und dass er selbst von
Gott abgefallen war. Er bereut seine Sünden und bittet Gott um
Vergebung. Eines Tages wird er vor den König von Assyrien
gebracht, der ihn nach Hause schickt, um Juda zu regieren.
Im Neuen Testament genannt wird "die Sünderin", der "die Schuld" von Jesus Christus vergeben wurde.
Gemeint ist die Frau, die ins Haus kam, als er Gast im Hause des
Pharisäers Simon war, Lk 7: 37. Die Erzählung vom Mahl beim
Pharisaär Simon wird von Lukas allein überliefert, ist jedoch
mit jener von Mt 26: 7 -13 verwandt, wo eine Frau im Hause Simons des
Aussätzigen in Betanien Jesu Füsse salbt. Dort ärgert
sich manch einer unter den Jüngern Jesu wegen der "Verschwendung",
hier hingegen der Pharisäer, weil die Frau eine Dirne ist, die mit
Jesus in Kontakt kommt. Diese Begebenheit ist Anlass für eine
bemerkenswerte Lehre des Evangeliums (7:47): Wer für viele
Sünden Verzeihung erlangt hat, wird viel Liebe zeigen.
Sodann wird der "bitterlich weinende Petrus" zitiert, dem der Herr die "Verleugnung nachgesehen" hat.
Die ergreifende Szene aus der Passion ist ja doch sehr bekannt.
Wenn wir nun die genannten Schriftstellen vergleichen, so sehen wir,
dass die genannten Sünden eine gemeinsame Wurzel haben.
Das ist einfach die Gottvergessenheit.
David, der es herrlich verstand zu singen: "Mein Hirt ist Gott der
Herr", dieser David dringt in die Herde ein wie ein Wolf und vergisst
den Hirten.
Manasse erliegt den Einflüsterungen seiner Ratgeber, die ihm
versprechen, dass er so reich und mächtig würde wie die
Assyrer, wenn er Götterbilder aufstellen lässt so wie sie,
und vergisst seinen Gott. Wer seinen Leib der Hurerei hingibt, der
vergisst, dass dieser ein Tempel Gottes ist ( 1 Kor 3: 16 ).
"Hütet euch vor der Unzucht ! Jede andere Sünde, die der
Mensch tut, bleibt ausserhalb des Leibes.
Wer aber Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib.
Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes
ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt ?" ( 1 Kor 6: 17 )
Als Petrus sagt: "Ich kenne diesen Menschen nicht !" hat er Ihn in diesem Augenblick tatsächlich nicht mehr gekannt.
Er hat alles vergessen aus der existentiellen Bedrohung heraus.
So sind auch wir als Sünder meist nicht grundsätzlich gegen
die Gebote Gottes eingestellt. Wir wollen meist auch seine
göttliche Autorität nicht anfechten wie Lucifer, aber in der
Stunde der Versuchung vergessen wir einfach, was vorher war, wie gut
der Herr zu uns war. Die dunkle Nacht der Sünde hält uns
gefangen.
Deshalb verwendet die Orthodoxie soviel Kraft auf die Heiligung der
Sinne, auf die Vergöttlichung der sinnlichen Sphäre, um dem
Menschen die Verführbarkeit durch die entsprechenden Anreize zu
nehmen.
Die Heilige Schrift ist voll von Beispielen der Gottvergessenheit:
Adam und Eva "vergessen" Gottes Gebot / Kain vergisst seinen
brüderlichen Auftrag / Noahs Zeitgenossen vergessen ihren
Schöpfer / die Turmbauer zu Babylon vergessen Gottes Allmacht /
Jakobs Brüder vergessen, dass Gott erwählt / die Israeliten
vergessen Seine Führung und beten das goldene Kalb an / zwei
Söhne des Aaron vergessen ihren priesterlichen Dienst und meinen
"Feuer ist Feuer" / das Volk vergisst seinen Ernährer und
wünscht sich zurück an die ägyptischen Fleischtöpfe
/ Aaron und Miriam vergessen, dass sie sich nicht mit Moses vergleichen
können und dass Er -ihm- das Volk anvertraut hat / Korah und
andere Gemeindevorsteher vergessen, dass Moses der von Gott
erwählte Führer ist und bestreiten seine Autorität, mit
dem Argument, die ganze Gemeinde sei heilig. / Vor der Schlangenplage
vergessen die Leute Gottes Wohltaten und lästern gegen das Manna /
im Gelobten Land vergessen sie wieder Gott und beten fremde Götter
an, die Kanaaniter können sie besiegen.
Die Gottvergessenheit durchzieht die ganze Geschichte des Gottesvolkes. Kaum ging es allen gut und sie lebten in Frieden
vergassen sie Gott und kehrten erst durch die Umstände belehrt zurück.
Für uns ist es auch sehr wichtig, die Zeichen zu erkennen, mit denen Gott unsere Umkehr fordert,
der Mensch kann durch allerhand Warnzeichen erkennen, dass er sich von Gott entfernt hat
und kann durch Busse der drohenden Strafe entgehen. Er wird umkehren und Aufnahme finden wie der Verlorene Sohn.
Die Rückkehr ins Vaterhaus geschieht durch das Busssakrament. Joh 20: 19 - 23 berichtet seine Einsetzung.
Das Gebet des Priesters bei, bzw. vor der Beichte zitiert Mt 18: 22, wo der Herr auf die Frage des Petrus hin sagt,
dass die Sünden siebenundsiebzigmal vergeben werden sollen. Der Neue Bund hat uns Gottes verzeihende Liebe nahegebracht
und der Priester, der die Macht hat, zu binden und zu lösen, wird sich in verantwortungsvoller Weise darauf einstellen .
"Die
Tueren zur Umkehr, oeffne mir, Lebensspender !
..."
~~~ Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation: F.TSCHALJAPIN mit Chor der Russischen Orthodoxen Kathedrale Paris 1932 ~~~
zur Link-Quelle: "http://www.musicarussica.com"
~~~vollständig:Chor der Christi-Verklärungskathedrale, Moskau /Regent Vladimir LVOV~~~
zur Link-Quelle: "http://en.liturgy.ru/zvuk/zvuk.php"
Sonntag vom VERLUST des PARADIESES
VERGEBUNGSSONNTAG !
BUTTERENTSAGUNG !
- am Abend des Sonntags:
BEGINN der GROSSEN 40-taegigen FASTEN
"Über die Vergebung" von Erzbischof Antonij von Surozh (London)
Apostel: Rm 13:11 - 14:4
Evangelium: Mt 6: 14 - 21
Das Evangelium dieses Sonntags, an dessen Abend die Grossen Fasten beginnen,
erinnert uns daran, dass wir Vergebung vom Herrn erst erwarten können,
wenn wir nicht selbst bereit sind, unseren Mitmenschen zu vergeben, was sie uns
an Verletzung zugefügt haben - und sie unsererseits um Vergebung zu bitten für das,
was wir bewusst oder unbewusst an ihnen gefehlt haben.
Darum findet an diesem Sonntagabend nach der Vesper in die Handlung des
Gegenseitigen Vergebens statt, wie sie am Schluss des Apodipnons in
Klöstern täglich geübt wird. In manchen Kirchen wird
dieser Ritus aus praktischen Gründen unmittelbar nach der Liturgie
ausgeführt. In den Häusern ist die Vergebung als Abschluss
der Karnevals- und Butterwoche mit einem Fest vor allem für die
Kinder verbunden, dabei werden zum letzten Mal die Milch- und
Butterspeisen genossen.
Die folgende Woche ist ganz dem intensiven Fasten gewidmet. Es beginnt die
fortlaufende Lesung aus dem Buch Genesis, die im Sündenfall und dessen Folgen mündet.
Mit dem Verlust des uns von Gott bereiteten Paradieses durch unsere selbstzerstörerischen Abwege
beginnt auch die Sehnsucht nach dem Ende der widernatürlichen Sünden und dem neuen Paradies.
Die dafür erforderliche Bereitschaft zur Umkehr wird in der kommenden Woche durch das Gebet des
heilsamen Busskanons des Hl.Andreas von Kreta gefördert. Wir fühlen mit,
dass wir mit unseren Sünden nicht allein sind, aber werden auch dazu ermutigt,
uns den Figuren des Bibel anzuschliessen, die den Mut fanden, Gott um Vergebung zu bitten,
und Ihm damit wieder nahe zu kommen.
Trotz -und vielleicht wegen- all unserer negativen Erfahrungen ruft uns die Apostellesung zu:
" Jetzt ist unser Heil näher als damals, da wir gläubig wurden.
Die Nacht ist vorgerückt, der Tag hat sich genaht "
(Rm 13:11 ff)
Für die Fastenzeit wird uns mitgegeben:
" Wer isst, soll den nicht verachten, der nicht isst;
und wer nicht isst, soll den nicht richten, der isst;
denn Gott hat ihn angenommen.
Wer bist du denn, dass du einen fremden Knecht richtest ?
Seinem eigenen Herrn steht oder fällt er - aber er wird stehen;
denn der Herr hat die Macht, ihn aufrecht zu erhalten "
(Rm 14: 3-4)
Und so erbitten wir in allem für den bevorstehenden Weg der Umkehr in den Grossen 40-tägigen Fasten
vom Herrn selbst Führung, Stärkung und Weisheit:
Führer auf dem Weg der Weisheit,
Urgrund des Verstandes,
Lenker der Unverständigen
und Beschützer der Armen,
festige, unterweise mein Herz, Gebieter.
Gib mir das Wort, Du Wort des Vaters !
Denn, siehe, nicht lassen ab
meine Lippen zu Dir zu schreien:
Barmherziger,
erbarme Dich meiner,
des Gefallenen !
(Kondakion)
Über die Vergebung
zum Sonntag der Vergebung
von Erzbischof Antonij von Surozh (London)
Zunächst: Verzeihen bedeutet nicht Vergessen; beides ist sogar im Grunde unvereinbar miteinander.
Wenn mir jemand ein Unrecht zugefügt hat, das ich vergebe und vergesse, dann sind wir beide in Gefahr,
dass das gleiche sich wiederholt, denn einerseits entsteht und vergeht diese Verzeihung auf der Stelle:
sie ist nichts Beständiges und auf die Zukunft hin Ausgerichtetes.
Etwas Vergangenes ist an eine Grenze gelangt, die es nicht überschreitet;
die Zukunft ist ohne Erfahrung aus der Vergangenheit.
Andererseits, wenn ich vergesse, vergesse ich zweierlei: wohl
vergesse ich das Unrecht, das mir angetan wurde, gleichzeitig aber auch
den Grund, aus dem es mir zugefügt wurde, und ich kann den
Betreffenden niemals vor der Versuchung bewahren, in die gleiche
Situation zurückzuverfallen.
Man muss sich erinnern, dass dieser Mitmensch, sobald er in jene bestimmte Lage versetzt wird,
diese bestimmte Schwierigkeit hat; folglich darf man ihn nicht wieder in dieselbe Lage bringen;
man muss die zurückbleibende Schwäche erkennen.
Darum ist es so wichtig, sich zu erinnern, denn das ist die einzige Möglichkeit das Verzeihen fortzusetzen.
„Ich habe dir deine ungeduldige Handlung verziehen, aber ich habe
dadurch entdeckt, dass diese bestimmte äußerung, jene Geste,
diese besondere Situation sie hervorrufen können.“
Es gilt, den andern vor diesen Situationen zu bewahren, solange, bis
man ihm geholfen hat die notwendige Kraft zu gewinnen, die Spannung zu
überwinden. Andernfalls stoßen wir unsere Mitmenschen
ständig neu in Situationen hinein, wo sie unfehlbar auf die
gleiche Weise reagieren werden, wie sie das Problem hervorrief.
Außerdem ist das Verzeihen eine besondere Weise, einen anderen Menschen anzunehmen.
Das beginnt in dem Augenblick in dem man sagt: „Ich nehme dich
an, so wie du bist. So wie du bist trage ich dich, wie man ein Kind
über eine schwierige Stelle hinwegträgt oder wie man ein
Kreuz trägt, aber ich weise dich nicht zurück. Zu sagen, dass ich dich annehme, so wie du bist, heißt keineswegs, dass du bist wie du sein solltest.“
Nur wenn man einen Menschen so annimmt, wie er ist, kann man ihm helfen sich zu ändern.
Aber man darf nicht zuerst fordern, er müsse sich ändern, um ihm zu versprechen, hernach werde man ihn lieben.
Im Russischen sagt man: „Liebe mich schwarz ! Wenn ich erst weiß bin, werden alle mich lieben.“
Es gibt nur Probleme wo der Mensch sie schafft. Ein Mensch aber, der Probleme schafft, muss so sehr geliebt werden,
dass er im Vertrauen den Glauben an sich selber wiederfinden kann, die Selbstachtung und jene schöpferische Hoffnung,
die ihm ermöglichen wird, sich zu ändern.
Folglich übernimmt man mit dem Verzeihen die Verantwortung für einen Menschen, so wie er ist,
mit der Hoffnung auf die Zukunft, jedoch ohne Bedingungen zu stellen!
Man verzeiht nicht unter Bedingungen. Es geht nicht an, einem Menschen „mit Bewährungsfrist“ zu verzeihen.
Das zeigt sich sehr deutlich im Gleichnis vom Verlorenen Sohn.
Der Vater fordert nichts; ihm genügt es, den Sohn wiedergekehrt zu
sehen, um zu wissen, dass er die Umkehr vollzogen hat, dass er
verändert zurückqekehrt ist. Verändert bedeutet ganz und
gar nicht vollkommen. Er mag sich verändert haben und dennoch
für eine lange Zeit für die Familie schwer erträglich
geworden sein. Dem Vater genügt es, dass sein Sohn wiedergekehrt
ist; was noch zu tun bleibt, kann man gemeinsam überwinden.
Das Verzeihen enthält vielerlei Elemente.
Zuerst muss einer kommen und um Verzeihung bitten oder doch wenigstens einen Schritt in diese Richtung tun;
es ist nicht schwer, zu verzeihen, wenn man glaubt, im Recht zu sein;
es ist auch nicht schwer, einen Schritt entgegen zu kommen, wenn man im Recht ist oder sich im Recht wähnt.
Darum muss derjenige, der im Recht zu sein glaubt, den ersten Schritt tun.
Eine Gebärde, ein unmerklicher Hinweis, dass eine Aussöhnung
erwünscht wäre, muss genügen, diesen Schritt zwingend zu
machen.
Dann aber muss ein solcher Versuch zur Versöhnung bedingungslos angenommen werden,
denn ein Mensch kann sich nur ändern im Maße der Hoffnung, die wir in ihn setzen, im Maße der Liebe,
die wir ihm zu geben vermögen und im Maß unseres Glaubens an ihn.
In einer Gemeinschaft stellt sich das Problem anders.
Die Tatsache, dass ein Mensch Mitglied einer Gemeinschaft ist, kann ein Problem bedeuten,
nicht nur für einen Einzelnen, sondern für eine ganze Gemeinschaft.
Dann muss die Gemeinschaft zu der zugleich kranken und heilenden Gemeinschaft der Kirche werden:
krank, weil jeder von uns ein Sünder ist und wir alle eine zutiefst beschädigte Gemeinschaft sind;
dennoch aber auch eine Gemeinschaft, die fähig ist Gesundheit zu vermitteln, zu heilen, das ewige Leben mitzuteilen.
Denn keine christliche Gemeinschaft besteht nur aus ihren sichtbaren
Gliedern: Christus ist in ihrer Mitte, der Heilige Geist ist ihr
gegeben, und ob es die Kirche in ihrer Gesamtheit oder eine kleine
Kirchengemeinde ist – in der Gemeinschaft sind Gott und Mensch
gänzlich für einander gegenwärtig, und wir können
in Gott die Kraft finden, die wir als Menschen nicht besitzen.
Unrecht nicht völlig zu vergessen ermöglicht eine Erfahrung, die wie wenig andere den Weg zur Demut freilegt.
Die Erfahrung, geliebt zu werden in vollem Bewusstsein dessen wie wir sind
– nicht trotzdem, oder weil man nicht wüsste, wie wir sind
– ist ein sehr herrliches Geschenk, das Anlass zu Dankbarkeit und
Demut wird und das aus unserem Leben ein demütiges Voranschreiten
im Gebet macht.
Doch muss die Verzeihung auch angenommen werden.
Oft meinen Menschen, keine Verzeihung annehmen zu können, weil sie sich selber nicht verzeihen können.
Selber können wir uns nicht verzeihen, aber wir müssen von einem anderen Menschen die Verzeihung annehmen können,
– mag vorgefallen sein was will – dass er uns zugetan bleibt; was eine wahrhaft unverdiente Gnade ist.
Und das ist schwer.
Viele Menschen vermögen auch in der Absolution Gottes Verzeihung nicht anzunehmen und können nicht absolviert werden.
Gott hat verziehen – aber sie haben die Absolution trotzdem nicht erhalten.
Es ist auch schwer, die Verzeihung unverdient anzunehmen.
Es kann demütigend sein. Aber wenn wir besser verstehen lernen, wenn wir zu geben lernen, lernen wir auch zu empfangen.
Einer, der sich selbst nicht verzeihen lassen kann, vermag auch selbst niemals zu vergeben.
Einer, der nicht annehmen kann, geliebt zu werden, anerkannt zu werden, Hingabe zu empfangen,
kann auch seinerseits nicht lieben, anerkennen, Hingabe aufbringen, denn derlei geschieht wechselseitig.
Unverdient zu empfangen lernt man in staunender Freude, Demut und Dankbarkeit, mit der wir eine unverdiente Gabe beantworten.
Und haben wir das erst entdeckt, können auch wir zu schenken beginnen ohne uns darum dem Empfangenden
gegenüber überlegen zu fühlen.
Natürlich ist unser Verzeihen nicht Gottes Verzeihen.
Doch müssten wir lange warten, bis wir so zu verzeihen vermöchten. Aber wir können damit beginnen zu lernen,
uns gegenseitig in all unserer Begrenztheit anzunehmen. Es ist schwer, um Verzeihung zu bitten,
es ist auch nicht leicht, zu verzeihen, doch Verzeihung zu verweigern ist ebenfalls schwer.
Am
Sonntag vor der Großen Fastenzeit, nach dem
Verzeihungsgottesdienst, der ein Gottesdienst der Buße und der
Hoffnung ist, sollen alle Glieder einer Gemeinschaft einander um
Verzeihung bitten.
Jahrelang habe ich die Leute ermuntert, einander zu vergeben;
dann habe ich beobachtet, wie sie mit Wärme und Enthusiasmus Leute um Verzeihung baten, die sie niemals beleidigt hatten;
aber sie bewiesen sehr viel mehr Zurückhaltung bei anderen, von denen sie selber Verzeihung zu erhoffen hatten;
und schließlich sah ich sie denen den Rücken kehren, die keinerlei Bedürfnis hatten ihnen zu verzeihen,
weil sie sich ihnen gegenüber tatsächlich allzu rüde verhalten hatten.
– Da habe ich zunächst verlangt, dass niemand Verzeihung von
jemand erbitten sollte, den er nicht darum bitten wollte,
– weil er noch zu keinem Frieden mit ihm gefunden hatte.
Dann sollten sie sagen: „ich bitte Sie nicht um Verzeihung, weil
meine Einstellung sich noch nicht geändert hat. Wenn Sie mir
verzeihen ändert das nichts; ich verabscheue Sie und habe die
Absicht, Sie auch weiterhin zu verabscheuen.“
Und von denen, deren Verzeihung man erbat, die sie nicht gewähren konnten dass sie antworten sollten:
„Ich bin sehr bekümmert, aber mein Herz ist noch zu schwer,
ich bin noch zu bitter, ich kann Ihnen noch nicht verzeihen.“
Dann aber wurden beide Parteien aufgefordert, sich in der Beichte vor Gott hinzustellen und ihm zu sagen:
„Herr, ich erwarte von Dir jetzt Vergebung. Selber Vergebung zu
gewähren, verweigere ich. Ich erwarte einen Schritt auf mich zu,
lehne es aber selbst ab diesen Schritt zu tun .....“ Jemandem zu
sagen, „Ich lehne es ab, zu verzeihen,“ wirkt so
erschütternd, dass die Menschen zu denken beginnen. Gesagt zu
bekommen, „ich kann dir nicht mit Überzeugung
vergeben“ ist ebenfalls erschütternd.
Wenn in einer Gemeinschaft der Mut aufgebracht wird, wenigstens so aufrichtig zu sein, dass man es fertig bringt,
zu sagen: „Ich bin nicht imstande dir zu verzeihen;
das heißt nicht, dass du so schlimm bist, dass ich dir nicht verzeihen könnte, sondern, dass ich so schlimm bin,
es nicht fertig zu bringen, dir zu verzeihen“, dann wird derjenige, der nicht verzeiht,
Gegenstand der Sorge und der Fürbitte der Gemeinschaft, mehr als der andere, dem die Verzeihung verweigert wird
– solange, bis er Verzeihung erbitten kann.
Wenn uns ein Mensch begegnet, so ist das niemals ein zufälliges Zusammentreffen.
Dieser Mensch muss in unserer Gegenwart, unserm Blick, der Art, wie wir ihn behandeln,
der Art, wie wir auf der Straße an ihm vorübergehen, eine Gottesgegenwart, lebendiges Gebet spüren.
Jemand kommt, stets ist er mir ein Gesandter des Herrn: ob er mit einer Botschaft kommt oder mit ausgestreckter Hand
– wir sind aufgerufen, eine Liebestat zu tun, eine Tat christlicher Liebe.
Jeder Umstand, dem wir im Leben begegnen, ist gottgewollt, wir sollen in die Situation eintreten
und Gott gegenwärtig machen durch unsere Gegenwart und unser Gebet.
Ob ein Leben erfolgreich ist oder nicht macht wenig aus im Hinblick auf das Gebet.
Was auch kommen möge, vor jeder neuen Situation können wir bitten:
Herr, gib mir Einsicht,
gib mir ein Herz, das fähig ist, zu antworten,
gibt mir den rechten Willen,
sei gegenwärtig in dem was hier geschieht.
Wenn
ein anderer spricht, können wir ständig beten und den Herrn
bitten, uns verstehen zu lehren, nicht nur die Worte, die ausgesprochen
werden, sondern das tiefe Bedürfen, die Wirklichkeit, die sich
hinter den Worten oftmals verbirgt. Und wenn die Zeit gekommen ist und
der andere nicht mehr spricht, kann man so lange schweigen und beten,
bis man etwas zu sagen weiß; und wenn einem dann ein Gedanke
gekommen ist, der die Klarheit und Gewissheit der Dinge hat, die von
Gott kommen, – dann können wir ihn vorbringen und hernach
Gott bitten, er möchte für den anderen Menschen bewirken, was
wir nicht zu bewirken vermögen, er möchte, wenn wir einen
Irrtum begingen, ihn uns verzeihen und ihn heilen, und wenn der Mensch
gegangen ist, weiter für ihn beten.
Die
Art, wie man eine Frage stellt, die Art, wie man zuhört, wie man
eine Entfaltung möglich oder unmöglich macht, ist so
wesentlich.
Einen Menschen, der nichts zu antworten weiß und sich
schämt, – mit dem Gefühl zurückzuschicken,
völlig versagt zu haben
- oder doch mit ein wenig Hoffnung und der Freude, jedenfalls als Mensch angenommen worden zu sein.
Alles kann im Gebet verankert sein.
Man kann lernen, sich der Gegenwart Gottes ständig bewusst zu werden, mit einem klaren, lebendigen Gefühl,
ihm zugewandt bleiben; jedoch immer mit voller Aufmerksamkeit; denn es ist vielfach Unaufmerksamkeit,
die nach und nach die Wirklichkeit aller Dinge zerstört...
Übersetzung aus dem Englischen: Irene Hoening
hier aus St. Andreas Bote
Am 1. Sonntag der Grossen Fasten feiern wir das
FEST der ORTHODOXIE
Das unbegrenzte Wort des Vaters
nahm die Grenzen der Gestalt an
durch die Fleischwerdung in Dir,
o Gottesgebaererin.
In Dir wurde das befleckte Abbild
in den urspruenglichen Zustand verwandelt
und erfuellt mit der goettlichen Schoenheit des Urbilds.
Wir aber,
indem wir das Heil erkennen,
stellen dies dar
in Werk und Wort.
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Predigt von Metropolit ANTHONY (Bloom) von SUROSH (London)
=Sunday
of Orthodoxy=
Histor.Entwicklungen und Ikonentheologie des Hl. JOHANNES von Damaskus
Die moralische
Autoritaet von Kirche und Moenchen fuerchtend versuchten die
ostroemischen Kaiser im 8.Jhdt. das Christentum zu einer abstrakten
Philosophie herabzusetzen.
Die Ikonen, die an die Menschwerdung des Gottessohns aus der
Gottesmutter und an die vielen Heiligen, die jetzt bei Gott leben und
mit uns heute auf Erden Lebenden in kirchlicher Gemeinschaft stehen,
erinnern an die wahre Heimat des Christen, das Himmelreich. Als
deutliche Mahnung gegen die Verabsolutierung des irdischen Reiches
wurden die Ikonen von der kaiserlichen Macht fanatisch bekaempft.
Unzaehlige Moenche, Laien und Geistliche erlitten durch ihr Festhalten
an den Ikonen das Martyrium.
787 definierte die Kirche die genaue Bedeutung der Ikonen und ihre
Verehrung. 843 setzte ein von Kaiserin Theodora einberufenes Konzil der
Verfolgung ein Ende und gab den Glaeubigen auch offiziell die Ikonen
wieder. Seither wird dieses Fest am ersten Sonntag der Grossen
voroesterlichen Fasten gefeiert.
Das heutige Fest kann nicht als gegen die anderen christlichen
Kirchen im Westen gerichtet verstanden werden.
Die Kirche im Westen und außerhalb des byzantinischen Reiches hat
in dieser Zeit an den Bildern festgehalten und war so gesehen
"orthodox" geblieben, waehrend der Bildersturm im Ostroemischen Reiche
wuetete. Der Westen musste keinen Bildersturm erleben - aber er kennt
deshalb auch keine theologische Begründungen, Richtlinien und
Grenzen für religiöse Darstellungsformen.
S I E G der O R T H O D O X I E
Predigt von Metropolit ANTHONY (Bloom) von SUROSH
Was ein Kirchenfest den Menschen von heute sagen will
Wir feiern heute den Tag des Sieges der Orthodoxie. Von welchem Triumph soll da die Rede sein ?
Wenn wir uns gegenwaertig umschauen und tief hinein in die uns so vertraute und werte Orthodoxie blicken,
wieviel Schlaffheit und Bedruecktheit sehen wir dort, wie wenig von dem, was wie ein Triumph aussieht.
Freilich triumphieren wir gar nicht so sehr ueber den sichtbaren Ruhm der Orthodoxie.
Ihren Sieg sehen wir vielmehr in zwei Bereichen.
Einmal darin, dass orthodoxe Menschen, ob nun ueber die Erde zerstreut oder in Volksgemeinden dicht beieinander,
trotz Verfolgungen und unbeschreiblichen Schwierigkeiten ihren Glauben klar und rein erhalten,
andaechtig ihren Gottesdienst bewahrt haben und den geistlichen Weg gegangen sind,
der uns von Christus im Evangelium und von den Kirchenvaetern im Laufe der Jahrhunderte unserer Kirchengeschichte
vermittelt worden ist.
Darueber koennen wir uns wohl freuen ! Wir empfinden Bewunderung und Ehrfurcht vor denen,
die in den 2 Jahrtausenden im Glauben des reinen Bekenntnisses gestanden
und in einer dem Evangelium wahrhaft entsprechenden Spiritualitaet gelebt haben.
Sie konnten uns einen kostbaren, tief verinnerlichten und erbauenden Gottesdienst weitergeben.
Allerdings wissen wir, wie sehr auch ein Mensch glaeubig sei und seine Kraefte anspannen mag,
er wird dennoch leicht besiegt, wenn nicht der Herr Selbst ihm Kraft verleiht, wenn nicht die Gnade Gottes fuer ihn streitet.
Letztlich ist der Sieg der Orthodoxie ueber den unser Herz jubelt ob der kuenftigen Hoffnung, doch ein Sieg Gottes
in der menschlichen Schwachheit, ueber uns, in uns und mitten unter uns.
Der Sieg der Orthodoxie ist ein Tag, an dem wir uns freuen, weil Gott Sich als unbesiegbar von der menschlichen Suende,
von der Suende des Geistes, von der Kaltherzigkeit und Unbestaendigkeit,
von den Willensschwankungen und von den Fleischessuenden erwiesen hat.
Gott blieb unbesiegbar in der Kirche Christi. Er blieb unbesiegbar auch in einzelnen konkreten Persoenlichkeiten.
Das Fest der Orthodoxie indes wurde aufgrund eines besonderen Vorfalls
gestiftet.
Es reicht zurueck in die Zeit nach dem Siebenten Oekumenischen Konzil,
als die Orthodoxie endgueltig ueber den Bildersturm gesiegt hatte.
Worum handelt es sich dabei ? Darum, dass die Kirche das Recht und
unsere Pflicht verteidigt hat, den Ikonen Christi, der Gottesmutter und
der vielen Heiligen Verehrung zu erweisen. Damit hat sie die Wahrheit
der Inkarnation verteidigt; jene Wahrheit, dass Gott Sich Selbst
offenbart, Sich sichtbar dastellt, vielleicht nicht voellig, aber Er
zeigt Sich uns in den Bildern, die wir von Ihm geschaffen haben.
Solche Bilder sind nicht allein Ikonen. Es gibt auch Ikonen aus Worten.
Andreas von Kreta sieht sie etwa in den Dogmen der Kirche, in den Lehrmeinungen der Vaeter, in der Unterweisung,
die wir empfangen. Und letzten Endes offenbart sich uns Gott bildlich in den Menschen:
weil naemlich ein jeder von uns in sich ein Abbild des lebendigen Gottes traegt.
Die Liturgie des heiligen Basilius des Grossen spricht von Christus, Er sei das Bild der Ebenbildlichkeit,
das uns den Vater offenbart. Er ist ein vollkommenes Bild. Er -IST- die Wahrheit.
Er ist vollkommener Gott wie auch vollkommener Mensch. Ja selbst in uns ist ein Abglanz dieses Bildes geblieben.
Und wenn wir heute den Triumph der Orthodoxie begehen, dann wissen wir,
dass Gott sich uns in Christus durch die Inkarnation Seines Sohnes leibhaftig offenbart. Es weitet Herz und Seele,
wenn wir erkennen, dass unsere geschoepfliche Welt so beschaffen ist,
dass die Fuelle der Gottheit unter uns koerperlich wohnen kann.
Dadurch laesst sich Gott bildhaft darstellen, was wir an den Ikonen sehen, zumal an den lebendigen Gnadenbildern,
den Menschen, sobald wir ihre menschlichen Schwaechen beiseite schieben, die unseren Gesichtskreis verdunkeln wollen.
Mit sehenden Augen koennen wir naemlich durch die menschliche Schwaeche hindurch das bleibende Bild Gottes schauen
und somit mitten unter den Menschen den lebendigen Gott in ihnen verehren.
Nicht ohne Grund haben die Kirchenvaeter gelehrt:
Wer seinen Bruder sieht, der sieht Gott.
Mit Andacht lasst uns deshalb in einem ehrfuerchtigen Verhaeltnis zueinander stehen, denn wir sind Erscheinung, Bild, Ikone.
Lasst uns andaechtig unseren Glauben an das Dogma der Verehrung heiliger Ikonen bewahren,
welches den Glauben unmittelbar bekundet, dass Gott Mensch wurde.
Lasst uns frohlocken darueber, dass von Generation zu Generation Gott in uns über unsere Schwachheit siegt,
triumphiert und die Schwachheit unterordnet. Wir wollen Gott ganz und gar hingegeben leben, damit dieser Sieg vollkommen sei.
Er soll bis zum Ende den Sieg behalten, nicht nur in den verflossenen Jahrhunderten, sondern gerade heute und auch in uns.
Der Widerschein Seiner Herrlichkeit moege aufgehen ueber der Welt, die in Schmerzen und Heimsuchung liegt.
Amin.
FASTENBRIEF 2005
der orthodoxen Bischöfe Deutschlands
Liebe Väter, Brüder und Schwestern in Christus,
für uns orthodoxe Bischöfe, die wir Mitglieder
der KOKiD sind, ist es eine große Freude, Euch, unseren geistlichen Kindern,
an diesem Sonntag derOrthodoxie diesen Hirtenbrief zu senden, in dem wir
versuchen, eure Aufmerksamkeit auf einige bedeutende Aspekte unseres orthodoxen
Glaubens zu lenken.
Als Orthodoxe hören wir nicht auf, immer wieder
zu erklären, dass die Orthodoxie die Kirche Christi ist, die „eine heilige
katholische und apostolische“ Kirche, die sich mit Christus identifiziert,
insofern sie sein Leib ist und er ihr Haupt (Eph 1, 23).
Als Kirche der Apostel und der Väter bewahrt die Orthodoxie treu den Glauben,
den diese formuliert und weitergegeben und für den im Laufe der Jahrhunderte
unzählige Martyrer ihr Leben hingegeben haben.
An diesem „Sonntag der Orthodoxie“ gedenken wir
ganz besonders unserer Brüder und Schwestern, die im Laufe des 8. und zu Beginn
des 9. Jahrhunderts unter Einsatz ihres Lebens für die Verteidigung der heiligen
Ikonen gekämpft haben.
Das war jene Zeit, da die bilderstürmerischen Kaiser die Ikonen zerstörten und
der Kirche einen Gott ohne Angesicht, einen fernen Gott,
einen in seiner Transzendenz verschlossenen Gott aufzwingen wollten, was in der
letzten Konsequenz eine Begegnung mit dem Menschen, seinem in Wirklichkeit
konkreten und oft unglücklichen Abbild, unmöglich gemacht hätte.
Dies bedeutete, den Glauben selbst zu zerstören,
denn im Herzen der christlichen Botschaft steht zu Recht die Inkarnation: Gott
überwindet seine eigene Transzendenz und wird Mensch; in Christus, seinem
geliebten Sohn, nimmt er menschliche Gestalt an, um von allen als ein naher Gott
erkannt zu werden, als ein barmherziger Gott, der „jede Träne von jedem Gesicht
abwischt“ (Paraklesis zur Gottesmutter).
Die Ikone Christi – und mit ihr verbunden die
Ikone der Gottesmutter und jedes Heiligen – bezeugt wahrhaft diese unendliche
Liebe Gottes, „der seinen Sohn
hingegeben hat, damit ein jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern
das ewige Leben habe“ (Eucharistisches Hochgebet). Mehr als ein bloßes
sichtbares Zeichen, das an die Nähe Gottes erinnert, ist die Ikone auch ein Ort
der Gnade, eine Gegenwart im Mysterion.
Wenn wir sie mit Glauben im Gebet verehren, versetzt uns die Ikone in die
Gemeinschaft mit Gott oder mit den dargestellten Heiligen und überträgt auf uns
die göttlichen Energien, mit denen sie gefüllt ist. Das ist der Grund, warum
unsere Kirchen voll sind von Ikonen und Fresken, die Christus, die Gottesmutter,
die Engel, die Heiligen und auch die biblischen Geschehnisse und jene der
heiligen Geschichte darstellen.
Immer wenn wir wieder in eine Kirche kommen, haben wir das
Gefühl, auf mystische Weise von den Myriaden der Engel und Heiligen umgeben zu
sein, die hier gegenwärtig sind, um mit uns zu beten und um uns zu unterstützen
in unseren Bedürfnissen und unseren Leiden. Wirklich, die Kirche ist die
„Gemeinschaft der Heiligen“, „Gott ist gelobt in seinen Heiligen“, wie es der
Psalmist David sagt. Und wir, auch wir, sind zur Heiligkeit berufen. Mehr noch,
von unserer Taufe an sind wir heilig. Zwar muss diese Heiligkeit der Taufe immer
wieder durch eine persönliche Anstrengung aktualisiert werden,eine Anstrengung,
die oft sehr schwer zu erreichen ist. Denn es ist nicht immer leicht zu beten,
zu fasten, regelmäßig an der Göttlichen Liturgie teilzuhaben oder seine
schlechten Gewohnheiten zu überwinden, um dahin zu kommen, dass wir Gott lieben
aus ganzem Herzen und den Nächsten wie uns selbst. Das christliche Leben ist ein
alltäglicher asketischer Kampf, ein Kampf gegen die dämonischen Mächte, die
versuchen, uns fernzuhalten von Gott, uns dazu zu bringen, die Liebe Gottes für
uns zu ignorieren und zu leben, ohne auf sie zu achten.
Aus diesem Grunde vergleicht der hl. Paulus das Leben des
Christen mit den Athleten, die sich eine strenge Askese auferlegen, um so eine
vergängliche Krone zu erlangen. Eine solche Askese ist von daher noch viel
notwendiger, um das ewige Leben zu erlangen. In unserem Kampf gegen die bösen
Leidenschaften, die von den Dämonen gefördert werden, nehmen das Gebet und das
Fasten einen ganz zentralen Platz ein. Der Herr selbst belehrt uns, dass man
sich nicht von der Herrschaft der bösen Geister befreien kann, außer durch das
Gebet und das Fasten (vgl. Math 17, 21). Die Orthodoxe Kirche ist in besonderer
Weise eine Kirche des Gebetes und der Askese.
Unsere Väter im Glauben haben uns ein reiches liturgisches Erbe
hinterlassen, eine tiefe mystische und asketische Tradition, die immer aktuell
ist, denn sie antwortet auf die Bedürfnisse und die Forderungen jedes Menschen,
der Gott sucht.
Besonders die Göttliche Liturgie, die durch ihre Schönheit „der
Himmel auf Erden“ ist, muss sich im Zentrum des Lebens eines jeden Christen
befinden. An der Göttlichen Liturgie regelmäßig, wenn möglich jeden Sonntag,
teilzunehmen, ist schon eine Askese, zumal unsere Gottesdienststätten sich oft
weit entfernt von unseren Wohnungen befinden. Jeden Tag so viel wie möglich zu
beten und besonders sich auch zu bemühen, die Qualität seines Gebetes zu
steigern, d.h. mit voller, im Herzen konzentrierter Aufmerksamkeit zu beten, wie
uns die Väter lehren, ist ebenfalls eine große Askese, so wie auch das Fasten,
sei es nun das eucharistische Fasten oder das Fasten an den Mittwochen und
Freitagen oder in den Fastenzeiten des Jahres.
Wir haben jetzt die Große Fastenzeit begonnen, die uns
vorbereitet auf das Fest der Auferstehung des Herrn. Es ist eine Zeit der Buße,
der Wiederversöhnung mit Gott und unserem Nächsten durch die Beichte unserer
Sünden vor dem Priester. Das Fasten, das wir während dieser Zeit ein jeder gemäß
seiner eigenen Kräfte praktizieren, hilft, in uns den Kampf der Leidenschaften
zu besänftigen, den Geist zu reinigen und uns zu helfen, dass wir uns auf das
Herz konzentrieren. So wird das Gebet, das vom Fasten begleitet ist, immer mehr
zu einem reinen Gebet werden, ohne andere Gedanken als nur die Gedanken an Gott.
Fasten bedeutet auch, dass wir unsere Güter mit unseren Brüdern teilen, die sich
in Not befinden.
Somit haben also unser Gebet und all unsere asketischen
Anstrengungen zum Ziel, dass wir die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten
erlangen. Ein Heiliger wird gerechterweise der genannt, in dem die Liebe alles
überwindet, jeden Hass und jede schlechte Leidenschaft. Der Heilige triumphiert
sogar durch die Gnade über seine eigene Natur; er ist ein umgestalteter Mensch,
ein befriedeter Mensch, ein geeinter Mensch, der in sich die ganze Menschheit
und den ganzen Kosmos vereint. Im Heiligen verehren wir zu Recht das heiligende
Werk Gottes, denn letztlich ist alles Gnade. Und jede Ikone, der wir begegnen,
ist eine Einladung zur Heiligkeit.
Wir wünschen Euch allen ein gesegnetes Fasten und rufen den
Segen
des Herrn auf Euch, auf Eure Kinder und Eure Familien herab.
Berlin, am Sonntag der Orthodoxie 2005
+ Metropolit AUGOUSTINOS von Deutschland
Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland
+ Metropolit GABRIEL von West- und Mitteleuropa
Metropolie der Griechisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien für West- und
Mitteleuropa
+ Metropolit SIMEON von West- und Mitteleuropa
Bulgarische Diözese von West- und Mitteleuropa
+ Erzbischof LONGIN von Klin
Ständige Vertretung der Russischen Orthodoxen Kirche in Deutschland
+ Erzbischof FEOFAN von Berlin und Deutschland
Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche des Moskauer
Patriarchats
+ Bischof KONSTANTIN für Mitteleuropa
Serbische Orthodoxe Diözese für Mitteleuropa
+ Metropolit Dr. SERAFIM von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa
Rumänische
Orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa
+ Erzbischof IOAN von Parnassos
Ukrainische Orthodoxe Eparchie von Westeuropa
+ Metropolit ABRAHAM von Westeuropa
Westeuropäische Diözese der Georgischen Orthodoxen Kirche
+ Erzbischof GABRIEL von Komana
Exarchat der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa
Fastenbotschaft 2006
Naechstenliebe
Historische Argumente und Entwicklungen im "Bilderstreit"
und die
Ikonentheologie des Hl. JOHANNES von Damaskus
Die
Bilderstürmer (Ikonoklasten) störte an den Bilderfreunden
(Ikonodoulen) nicht nur Mißbrauch oder Übertreibung der
Bilderverehrung, sondern es spiegelt sich in dieser Auseinandersetzung
die Endphase eines langen Ringens um die richtige Christologie.
Die Ikonoklasten meinten, dass die göttliche und die menschliche
Natur in der Person Christi doch nur geglaubt, aber nicht abgebildet
werden könne. Wer die menschliche Natur aber isoliert darstellen
wolle, versündige sich gegen die Doppelnatur Christi. Die
Vorstellung, die in Christus vorhandene göttliche Natur habe den
Vorrang, und anstelle der menschlichen Seele habe der Logos dominiert
fand ihren Ausdruck in der Meinung Christus sei eine reale Vermischung
(Realmonophysitismus).
Dagegen hat sich das Konzil von Nicaea 325 gewendet.
Das 4. Allgemeine Konzil von Chalkedon hat 451 die Lehre von den beiden
selbständig und komplett in Christus vorhandenen Naturen
(Duophysitismus) nochmals betont und erneut als Glaubensbekenntnis
festgelegt. In den orientalischen Regionen des Römischen Reiches
wurde am Monophysitismus dennoch festgehalten. In der Äthiopischen
Kirche, in der Syrisch-orthodoxen Kirche und in der Koptisch-orthodoxen
Kirche haben sich Formen des Monophysitismus bis heute erhalten. In
welchem geistigen und theologischen Umfeld Christusbilder oder andere
religiöse Darstellungen zu rechtfertigen seien und wie sie
verstanden werden sollten, war noch nicht wirklich durchdacht oder
definiert. In der Bilderfrage drifteten der Osten und der Westen immer
weiter auseinander, und aus politischen Gründen kam es im 8.
Jahrhundert in der geographischen Mitte der damaligen Christenheit, im
Oströmischen - von uns heute Byzantinisch genannten - Reich zum
Eklat.
Der sogenannte "Byzantinische Bilderstreit"entwickelte sich
rasch von einer Theoriediskussion zum Bürgerkrieg (Ikonoklasmus,
von klazo = ich zerstöre). Was jahrhundertelang eine theologische
Kontroverse und ein theoretischer Konflikt war, triftete aus
politischen Gründen auf einen Bilderstreit zu, der sich zum
Bürgerkrieg entwickelte.
Der richtige Glaube war damals noch nicht zur Privatsache
abgewertet, theologische Fragen nicht nur ein Diskussionspotential
für Gebildete.
Die richtige Interpretation des Christentums war ein reales Anliegen für jeden Bürger.
Grundlage für den byzantinischen Staat war das römische
Gesetz "Cunctos populos" aus dem Jahre 380: Wer nicht den rechten
Glauben hat (Häretiker), kann nicht Reichsbürger sein.
Nachdem Kalif Jezid II. 721 alle Bilder aus Kirchen und
Öffentlichkeit in seinem Herrschaftsbereich hatte entfernen lassen
breitete sich diese materiefeindliche Ansicht auch unter den
Intellektuellen im byzantinischen Herrschaftsbereich aus und Kaiser
Leon III. (717—741), selbst aus Kleinasien stammend, wo schon im
7. Jahrhundert verstärkt bilderfeindliche Tendenzen ausgebrochen
waren, ordnete 726 erste Zerstörungen von religiösen Bildern
an, eine Versammlung kaisertreuer Beamter formulierte die theologische
und juristische Verurteilung der Bilder.
Ein kaiserliches Edikt erklärte 730 den Bildergebrauch als
strafbar. Patriarch Germanos von Konstantinopel, der dagegen
protestierte, wurde abgesetzt, sein orthodoxer Nachfolger enthauptet.
Auch Papst Gregor III., der schon damals den später "orthodox"
genannten Standpunkt vertrat, exkommunizierte alle Ikonoklasten.
Mittelitalien schied aus dem Reich des Kaisers aus. Loyalität zum
Kaiser stand gegen Freiheit der Kirche.
Unter Konstantin V. (741-775) wandte sich die gesteigerte gewaltsame
Verfolgung auch gegen die Verehrung der Heiligen und der Gottesmutter,
Moenche wurden zur Heirat gezwungen, Klöster zu Kasernen
missbraucht. 50 000 griechische Mönche flohen nach Italien, an die
nicht von Byzanz beherrschten Küsten des Schwarzen Meeres, Zypern,
Syrien und Palästina. Der Kaiser berief gleichgesonnene kirchliche
Würdenträger zu einem Konzil in seinem Palast.
Erwartungsgemäß wurden die Bilder verurteilt und ihre
Zerstörung angeordnet. 766 mußten sich alle Bürger
durch Eid verpflichten, einem Bild nie wieder die Proskynese zu
erweisen.
Zwei Themenbereiche mußten geklärt werden, bevor das Ringen
um die "Rehabilitierung" der Bilder wieder aufgenommen werden konnte:
Welches ist das richtige Bild Christi?
Welche Verehrung kommt wem zu?
Zu groß war die Befürchtung, das Bild selbst könne
Gegenstand der Verehrung sein. Im antiken Denken war im Götterbild
die Kraft der Gottheit, mancher mochte das Abbild selbst für das
Urbild halten.
Schon im 2. Jh. hatte sich Kirchenvater Klemens von Alexandrien darüber Gedanken gemacht:
"Ist das Urbild nicht gegenwärtig, kann das Ebenbild denselben Glanz ausstrahlen.
Ist die Wirklichkeit jedoch präsent, wird selbst das Bild noch von ihrem Glanz übertroffen;
die Ähnlichkeit bleibt jedoch bestehen, enthüllt sie doch die Wahrheit."
Ein ganz entscheidendes, weil bis dahin nie geklärtes Problem
mußte weiterhin die Frage sein, an wen sich die vor den Bildern
offensichtlich Verehrung wendete. Das Risiko war zu groß,
daß die kultische Verehrung, die Gebete, der Weihrauch oder das
sich Niederwerfen (Proskynese), die ja nur dem Urbild zukommen konnte,
allmählich auf das Abbild übergehen konnte.
Die Verteidiger und Freunde der Bilder (Ikonodoulen) wehrten sich gegen
den Vorwurf des "Holzanbetens", und der Bischof von Rom wurde ihr
Wortführer. Papst Gregor II. (715-731) hat in zwei Synoden die
bilderfeindlichen Bestrebungen zurückweisen lassen und sich
deswegen mit Kaiser Leon III. heftig überworfen. Den kaiserlichen
Vorwürfen entgegnete er:
"... Ihr sagtet: ,Steine und Wandbewurf betet ihr an!´
Nicht so ist es, o Kaiser, wie Ihr behauptet.
Wir verehren die Bilder, weil sie uns Denkhilfe und Anregung sind, und
weil sie unser erdhaftes, sinnengebundenes Denken zur Höhe ziehen
- und deshalb haben sie ihren Namen und Gebetsinschriften und Formen.
Wir aber beten sie nicht an als Götzenbilder, wie Ihr behauptet; ferne sei das.
Denn wir gründen unsere Hoffnung nicht auf sie, sondern wenn wir ein Bild des Herren anschauen, beten wir:
"Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich unser und rette uns!"
Und beim Anblick des Bildes seiner heiligen Mutter sagen wir:
"Heilige Gottesgebärerin, Mutter des Herren, flehefür uns bei
Deinem Sohn, unserem wahren Gott, dass er unsere Seelen rette!"
Und vor einem Märtyrerbild:
"Heiliger Stephanus, Du Erzmärtyrer, Du hast für Christus
Dein Blut vergossen und darfst darum freimütig zu ihm sprechen,
bitte für uns!"
So beten wir vor den Bildern aller Blutzeugen, solche und ähnliche
Gebete senden wir zum Himmel durch ihre Fürbitte...
Für die Ikonoklasten war die Eucharistie die einzig legitime
Abbildung Christi. Die Ablehnungen der bilderfeindlichen Synode 754
kreisen um das Christusbild und gipfeln in der Feststellung und im
Vorwurf, daß ein ehrgeiziger Maler zwar nach künstlerischen
Vorstellungen den menschlichen Körper Christi darstellen
könne, nicht aber dessen unsichtbare und damit nicht abbildbare
göttliche Natur. Sollte er diese beiden vermischen wollen, werde
er zu einem Häretiker. Dies war auch eine deutliche Abgrenzung
gegen monophysitische Vorstellungen.
Während der folgenden langen Auseinandersetzung versammelten sich
die Bilderfeinde (Ikonoklasten) zu einem Konzil 754 in Hiereia
(Kleinasien). Wichtigster Kritikpunkt war die unwiderlegbare Tatsache,
daß das Nebeneinander der göttlichen und menschlichen Natur
in Christus (Duophysitismus) nicht bildhaft wiedergegeben werden
könne, und sie erhoben gegen die Maler den entscheidenden Vorwurf
(can.252):
"Ein solcher ,Linksmaler' hat ein Bild (eikon) gemacht, es Christus
genannt. Und dieser, Christus' ist göttlicher und menschlicher
Natur?
Und im übrigen hat er entweder nach dem Gutdünken seines
vergeblichen Trachtens das Unumschreibbare der Gottheit mit der
Umschreibbarkeit des geschaffenen Fleisches zusammen umschrieben, oder
er hat jene unvermischte Einheit, damit der Widergesetzlichkeit der
Vermischung schuldig werdend, vermischt.
So hat er folglich zwei Blasphemien begangen - die der Umschreibung und die der Vermischung.
Diesen beiden Blasphemien fällt nun auch derjenige anheim, der das Bild mit Proskynese verehrt..."
"Gott ist Geist, und alle, die ihn anbeten, müssen im Geiste und in der Wahrheit anbeten." [Joh 4,24]
Ferner:
"Niemand hat Gott je gesehen" [Joh 1,18] und
"Ihr habt weder seine Stimme gehört, noch seine Gestalt (eidos)
gesehen " [Joh 5,37] und die Schrift preist alle selig, die da glauben,
obwohl sie ihn nicht sehen. [Joh 20,29]
Auch im Alten Testament hat Gott zu Moses und dem Volk gesprochen:
"Du sollst dir
kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgend etwas am Himmel
droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde"[Ex 20,4] denn auf dem Berg (Sinai) "sprach (der Herr) zu euch mitten aus dem Feuer"[Deut 4,12]
, doch "ihr habt weder seine Stimme gehört, noch seine Gestalt je gesehen."[Joh 5,37]
"Sie dienen einem Abbild und Schatten der himmlischen Dinge"[Hebr 8.5]
und wiederum: "Auch wenn wir früher Christus nach menschlichen
Maßstäben eingeschätzt haben, jetzt schätzen wir
ihn halt nicht mehr so ein"[2. Kor 5,16],
"denn als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende."[2. Kor 5,7]
Schliesslich hat derselbe (Paulus) beweiskräftig gesprochen:
"So gründet der Glaube in der Botschaft, die Botschaft im Wort Christi."[Rm 10,17]
Religiöse
Bilder aller Art wurden zerstört, in den Kirchen die vorhandenen
Dekorationen entfernt und durch bildlose Dekorationen abgelöst.
Unter Kappadokiens Höhlenkirchen sind nicht wenige aus der Zeit
des Bilderkampfes erhalten und zeigen die bildlose Malerei der
Ikonoklasten, allen voran die Barbarakirche in Göreme. Unter
dem etwas gemäßigteren Kaiser Leon IV. (775-780) waren die
Auseinandersetzungen mehr dogmatischer Art. Nach seinem Tod berief
seine bilderfreundliche Witwe, Kaiserin Eirene, nach mühsamem
Zurückdrängen der auf Mönchsfeindlichkeit
eingeschworenen Armee gemeinsam mit dem späteren Patriarchen
Nikephoros 787 zu einer Synode in der altehrwürdigen Konzilsstadt
Nicäa, in der die Bilder rehabilitiert wurden.
"Wir
verlangen eindeutig und ausdrücklich, daß die
ehrwürdigen und heiligen Ikonen ausgestellt werden wie das Bild
des ehrwürdigen und heilbringenden Kreuzes selbst..."
Die Bilderfreunde
(/Ikonodoulen) trafen sich. Auf diesem 7. allgemeinen Konzil wurde die
inzwischen erarbeitete Bildertheorie des arabischen Mönches Johannes von Damaskus (ca. 650-750) zur Basis einer Theologie der Ikonen.
Die Bilderfeinde
kannten die Positionen des wortgewaltigen Mönches aus Damaskus, er
ist ihr Hauptgegner, ihn trifft ihr Bannfluch am heftigsten.
Johannes war
bereits gestorben, konnte seine Positionen nicht selbst vertreten.
Theodor, Abt des Studion-Klosters in Konstantinopel, wurde der
Wortführer auf dem Konzil und betonte die Ideen des Johannes durch
eigene Vertiefungen. Johannes entkräftete zunächst die
Bezugnahme auf das Alte Testament mit den Hinweisen,
- dass auf Gottes Geheiß an der Bundeslade Bilder angebracht worden sind (Ex 25,18-22; Hebr 9,5)
- ebenso auf dem Vorhang des Tempels (Ex 26,31 und 36,8).
Das Hauptargument für Johannes von Damaskus war die Menschwerdung.
Christus könne nicht durch Symbole, sondern nur durch seine
menschliche Gestalt dargestellt werden. Seine Darstellung könne
sein ewiges Bild im Sinne einer höheren Wahrheit spiegeln.
Christus sei freiwillig Mensch geworden, deshalb sei es weder
unmöglich noch respektlos, seine menschliche Gestalt abzubilden.
Die Inkarnation
war das Hauptargument für die Rechtfertigung einer religiösen
Bildkunst. Gottvater könne und dürfe aus diesem Grund
allerdings nicht abgebildet werden. Johannes gibt den Bilderfeinden
unumwunden zu, daß die nicht sichtbaren Glaubenswahrheiten auch
nicht bildhaft dargestellt werden könnten. Aber: Alle seine
Zeitgenossen hätten den historischen Jesus als Menschen gesehen,
einige hätten aber glaubend seine nicht sichtbare
Göttlichkeit erkannt. In seiner Verteidigungsrede für die
Bilder argumentiert er:
"Ein Bild ist wirklich ein Abbild und Beispiel, ein Abdruck eines in ihm gezeigten Abgebildeten...
... daher habe ich den Mut, vom unsichtbaren Gott ein Bild
anzufertigen, nicht als Unsichtbaren, sondern als um unsretwillen durch
die Anteilnahme an Fleisch und Blut sichtbar gewordenen. So bilde ich
nicht die unsichtbare Gottheit ab, sondern das Fleisch Gottes, das
gesehen worden ist.
Wenn es
schon unmöglich ist, die Seele abzubilden, wieviel mehr erst Gott,
der auch der Seele das Nichtmaterielle verliehen hat..."
Interessant ist
ein Blick auf die historische und topographische Konstellation: Um in
einer bedrohlichen Phase der islamischen Angriffe die bilderfeindlichen
Provinzen ans Reich zu ketten und um sie nicht in die Arme des Kalifen
zu treiben, der ihnen problemlos Religionsfreiheit hat in Aussicht
stellen können, war der syrische Kaiser Leon III. auf eine
reichsweite Bilderfeindlichkeit eingeschwenkt, was den Vorwurf der
islamischen Infiltration begründet.
Im Gegensatz dazu lebte und lehrte Johannes von Damaskus in einem
Kloster in Jerusalem, das seit 637 unter islamischer Herrschaft stand
und in dem die Christen ihren Ideen nachgehen konnten, ohne das
Eingreifen eines sie reglementierenden christlichen Kaisers
fürchten zu müssen. Die Freiheit zur Widerrede gegen den
christlichen Kaiser und zur Verteidigung der Bilder konnte Johannes nur
im bilderlosen islamischen Kulturkreis genießen.
Später hatten die Mönche des Studion-Klosters in
Konstantinopel unter ihrem Igumen, dem Hl. Theodor viel
Überzeugungsarbeit zu leisten um das durch die Propaganda der
Bilderstürmer verdorbene Konstantinopel zu überzeugen. Noch
einmal flammte die Terrorherrschaft der bilderfeindlichen Mächte
auf, die Mönche von Studion wurden 809 vertrieben und verbannt,
konnten aber bald wieder zurückkehren. Noch 815 berief ein
bilderfeindlicher Kaiser ein ikonoklastisches Konzil in die Hagia
Sophia ein, ersetzte willkürlich den mutigen Patriarchen
Nikephoros und weitere 28 Jahre wurden Ikonen vernichtet und versucht
die Kirche mit dem Gewalt einer Schreckensherrschaft dem Diktat des
Kaisers zu unterwerfen. Klöster wurden geschlossen, Mönche
terrorisiert, Ikonenmaler misshandelt; z.B. dem Mönch Lazarus
beide Hände im Feuer verbrannt.
Erst unter Kaiserin Theodora wurde 843 das Konzil von 787
bestätigt und am 11. März, dem 1. Fastensonntag,
verkündet. Die kaiserliche Macht erkannte endgültig das Recht
der Kirche auf die selbstständige Regelung ihrer religiösen
Angelegenheiten an.
Die Bildertheologie des Johannes wurde die Basis für die
Rechtfertigung des Bildergebrauchs und Entscheidungsgrundlage für
die Konzilsväter. Die entscheidenden Passagen des
Konzilsbeschlusses von 787 lauten:
"... Die
Verehrung des Bildes (eikon) geht nämlich auf das Urbild
(prototypos) über, und wer das Bild verehrt, verehrt die
Hypostasis dessen, was in ihm eingeschrieben ist.
Damit wird die Lehre unserer heiligen Väter bestätigt und
gleichermaßen die Tradition der Katholischen Kirche, welche das
Evangelium von einem Ende (der Welt) zum anderen aufgenommen hat. Somit
folgen wir Paulus, der in Christo geredet hat, dem ganzen
göttlichen Kreis, und den heiligen Vätern, indem wir die
Überlieferungen bewahren, welche wir empfangen haben. So singen
wir der Kirche prophetische Siegeshymnen:
'Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Freu dich und frohlocke von
ganzem Herzen, Tochter Jerusalem. Der Herr hat das Urteil gegen dich
aufgehoben und deine Feinde zur Umkehr gezwungen. Der König
Israels, der Herr, ist in deiner Mitte; du hast kein Unheil mehr zu
fürchten.'
Und Friede wird über dir sein bis in ewige Zeit.
Wir ordnen an, daß diejenigen, die es wagen, etwas anderes zu
denken oder zu lehren oder die gegen die offenkundigen Häretiker
(gerichteten) kirchlichen Überlieferungen zu verwerfen oder
irgendwelchen Zusatz hinzuzusinnen, oder etwas von den kirchlichen
Weihegegenständen wegzuwerfen - ein Evangeliar, ein Kreuzzeichen,
eine bildliche Darstellung oder eine heilige Märtyrerreliquie -
oder ränkevoll und böswillig etwas hinzufügen, um einen
Punkt der rechtskräftigen Überlieferung der katholischen
Kirche umzustürzen, und zwar besonders, um die kirchlichen
Kleinodien oder die frommen Klosterstiftungen zu verstaatlichen, wenn
sie Bischöfe oder Kleriker sind, zu entfemen, Mönche und
Laien aber von der Kommunion (koinonia) auszuschließen...
Das heilige Konzil akklamierte:
Wir alle glauben so, wir alle denken dasselbe, wir alle haben mit unserer Zustimmung unterschrieben.
Dies ist der Glaube der Apostel, dies ist der Glaube der Rechtgläubigen.
Dieser Glaube fundiert die Oikumene.
Im Glauben an den einen Gott, der in der Dreifaltigkeit besungen wird, küssen wir die verehrungswürdigen Ikonen.
Diejenigen, die es nicht so halten, sind verdammt ...
Diejenigen, die nicht so denken, sind weit aus der Kirche entfernt."
In den zwei entscheidenden Problemkreisen war ein Kompromiß gefunden:
Zum einen war das für die Bilderfrage bisher unlösbare Dilemma des Duophysitismus nunmehr lösbar:
Das Bild gibt zwar nur die menschliche Natur wieder, kann aber dennoch
akzeptiert werden, weil die nicht abbildbaren göttlichen Anteile
dazu gewußt und ergänzend geglaubt werden. Der nicht
bildhaft sichtbare Glaubensakt drückt sich in den bekennenden
Inschriften aus. Das Göttliche erheischt eine Abbildung. Sie
gehört zu ihm wie der Schatten zu seinem Körper.
Im Umkehrschluß wäre ein Verbot der Bilder und ihrer Verehrung eine Leugnung des sichtbar gewordenen Christus.
Theodor von Studion formulierte:
"Insofern
Christus von einem unumschreibbaren Vater herkommt, kann er kein
Kunstbild haben, weil er unbeschreibbar ist. In der Tat, welchem Bilde
hätte die Gottheit, deren Darstellung in der Heiligen Schrift
vollkommen verboten ist, gleichgestellt werden können? Insofern
aber Christus von einer beschreibbaren Mutter geboren wurde, hat er
natürlicherweise eine Darstellung, die dem mütterlichen Bilde
entspricht. Und wenn er kein Kunstbild hätte, wäre er auch
nicht von einer beschreibbaren Mutter geboren und hätte also nur
eine Geburt - nämlich vom Vater. Dies aber wäre eine
Umstürzung seines Heilsplanes."
Diese Überzeugung fand 843 Eingang in die Texte der Orthodoxie.
Zum anderen war
entscheidend, daß die längst überfällige und
letztlich konfliktauslösende Frage jetzt endlich ein für
allemal geklärt wurde: Die vor den Ikonen vollzogene Verehrung und
Kniefall (proskynesis) durch die Gläubigen gilt nicht den
Holztafeln, sondern dem Urbild, geschieht nicht im Hinblick auf die
Materie, sondern im Hinblick auf den Dargestellten. Die Wirkkraft des
Abgebildeten ist immer im Bild. Es gibt eine Einheit von Urbild und
Abbild nach Form und Ähnlichkeit. Die Anbetung (latreia) ist
alleine Gott vorbehalten.
Der christliche
Westen hat sich zunächst vehement für die Bilder
ausgesprochen, z. B. der Diakon Epiphanius aus Catania.
Vergleiche der Ikone mit dem Andachtsbild westlicher Ausprägung machen die essentiellen Unterschiede deutlich:
Ziel der Ikone ist es, die heiligen Überzeugungen in allgemein verbindliche Bilder umzusetzen.
-
Ziel des Andachts-Bildes ist es, den Betrachter durch wie immer
geartete Gestaltungsmöglichkeiten möglichst "andächtig"
zu machen, d. h. er soll an die illustrierten Geschehnisse erinnert
werden und emotional in sie eindringen bzw. an ihnen beteiligt sein.
Die Ikone basiert auf den Berichten glaubwürdiger Zeugen und auf den Richtigstellungen erleuchteter Konzilsväter.
-
Der Künstler, der ein Andachts-Bild malt, kann neue Formulierungen zur Steigerung der Wirkung "cre-ieren".
Themenauswahl und
Bildkomposition, Repräsentation der Einzelfiguren, Gestaltung der
äußeren Erscheinungen der Ikone müssen die kanonischen
Traditionen fortsetzen. Neu angefertigte Werkstücke müssen
die Vorbilder der Vorlagen fortsetzen.
-
Der Künstler des Andachts-Bildes beweist seinen Einfallsreichtum
und seine künstlerische Kreativität durch ansprechende
Neuformulierungen des Themas.
Den Ikonenmaler bewegt eine mystische Teilhabe an der in Gebet und Schriftlesung geschauten verklärten Welt.
-
Der Künstler des Andachtsbildes bedient sich seiner Phantasie.
Die künstlerische Freiheit des Ikonen-Schreibers ist in dem Satz der Heiligen Schrift zusammengefasst:
"Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit." 2 Kor 3,17
-
"Künstlerische Freiheit" im durchaus weltlichen Sinne ist die
Grundlage des Gestaltungsprozesses für das Andachts-Bild des
Westens.
(Unter Verwendung der Auszüge die der Religionspaedagoge Horst Leps
aus den Seiten 15 –20, 29, 51+52 unter Weglassung der
Fußnoten, aber Ergänzung der Bibelstellen aus der Einleitung
des Ausstellungskatalogs "Ikonen des Ostens - Kultbilder aus fünf
Jahrhunderten", herausgegeben vom Erzbischöflichen Ordinariat
Bamberg, St. Otto Verlag Bamberg, Copyright 1998 Erzbischöfliches
Ordinariat Bamberg, Hauptabteilung Kunst und Kultur, Autor: Kurt
Ruppert, Bamberg, erstellt hat)
2. Sonntag der grossen voroesterlichen FASTEN
Hl. GREGOR PALAMAS
Lesung:
Hebr. 1:10 - 2:3
EVANGELIUM:
Mk. 2: 1 - 12
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Hl.GREGOR Palamas
Predigt Erzbischof LEONID zum Fest
Die Tradition der Kirche lasst uns heute - im Sinne des Festes der Verkündigung der Frohbotschaft an die Gottesgebärerin-
sowohl an die Heilung des Gelähmten als auch an den Hl. GREGOR Palamas denken.
Es wird uns bewusst, dass Gott uns unser Heil nicht aufzwingt, sondern
unser Mitwirken will. Mitwirken sollen wir nicht nur egoistisch an
unserem eigenen Heil sondern auch alles dazu tun, um anderen die
Heilung zu ermöglichen.
Das Fest der Verkündigung der Frohbotschaft an die
Gottesgebärerin ist auch das Fest der Zustimmung der Menschheit
zum Heilsplan Gottes. Die Gottesgebärerin handelt nicht ohne zu
wissen, was sie tut. Ihr kritisches Hinterfragen der Botschaft des
Engels zeigt ihre starke Persönlichkeit. Aber im Unterschied zu
unser mißgeleiteten Mutter Eva weiß Maria die Mutter der
erneuerten Menschheit auch, dass die menschliche Vernunft ihre Grenzen
hat. Und dass es ohne die Überwindung der Enge dieser Grenzen
keinen Zugang zu Gott geben kann.
Diese menschliche Anstrengung zur Öffnung für die
göttliche Energie führt zum Heilswirken in der "Syn-Ergie".
Diese Überwindung unserer vermeintlichen allzumenschlichen Grenzen ist nicht leicht.
In der Fastenzeit sind wir aufgerufen dafür zu "trainieren".
Aber wir brauchen dazu Anleitung und fühlen uns oft genug auch wie
der Gelähmte und brauchen die Hilfe unserer Mitmenschen. Besonders
in unserer Gesellschaft, die den Individualismus vergöttert, und
den Glauben zur Privatsache machen will, sollten wir uns dessen bewusst
werden, dass "keiner allein" gerettet wird. Unser Christentum kann
nicht ohne Gemeinschaft heilsam werden. In dieser Gemeinschaft tragen
wir alle für unseren nächsten Verantwortung und sollten immer
bereit sein, so zu handeln wie die Mitmenschen des Gelähmten.
Hilfreich für unsere Suche nach dem Zugang zu
Gott ist auch die Überwindung von westlicher Skolastik und
thomistischer Theologie, die Synthese von apophatischer und
kataphatischer Sprache von Gott, sowie der Weg des Herzensgebetes und
die Möglichkeit der Schau des "ungeschaffenen Lichtes", der Schau
Gottes in Seiner Energie.
Wege des Heils, die uns der Heilige GREGOR Palamas erschlossen hat.
Der Heilige GREGOR Palamas (1296-1359) war der hochintellektuelle
Sprecher der Mönche des Heiligen Berges Athos, die in jener Zeit,
wie so oft davor und danach die Erkenntnisse der Orthodoxie gegen die
oberflächlichen Behauptungen der Günstlinge der weltlichen
Machthaber verteidigen mussten.
Zunächst von der Gelehrsamkeit des Ostens durch die
Erkenntnislehre des Dionysios Aeropagita fasziniert kam der
humanistisch gesinnte Mönch Barlaam in den Osten und stieg bald
zum Hoftheologen des Kaiserhofes in Byzanz auf. Bald begann er die
Gebetspraktiken des Herzensgebetes der östlichen Mönche zu
verspotten und zu bekämpfen.
Es ging den Mönchen den Zugang zum ungeschaffenen Licht Gottes,
das Erspüren der Energiewirkung Gottes, nicht als subjektive
Einbildung abtun und so verschütten zu lassen. Obwohl es ihm
zunächst nur Gefangennahme und Ausstoss aus der Kirche durch einen
humanistischen Patriarchen einbrachte und er erst mehr als 5 Jahre
durch das Konzil von 1351 rehabilitiert wurde, setzte der Hl. GREGOR
Palamas die Unterscheidung zwischen dem unfassbaren Wesen Gottes und
Seinen erfahrbaren Energien durch.
Apophasis heisst Verneinung. Apophatisch von Gott zu reden wird durch
den Versuch der Gotteserkenntnis durch menschliche Vernunft und
Welterfahrung ausgelöst. Es bedeutet, von Gott zu sagen, wie Er
nicht ist: Er ist nicht begrenzt, nicht endlich, nicht vergänglich
- also unbegrenzt, unendlich, unvergänglich u.s.w.
Dies ist die Absage an den erkenntnistheoretischen "Realismus" der westlichen Skolastik (Thomismus, Skotismus).
Demgegenüber ist sich die orthodoxe Theologie dessen bewusst, das
wir von Gott immer nur in Bildern und Gleichnissen reden, auch wenn wir
das abstrakt in Begriffen tun.
Demgegenüber bedeutet Kataphasis Bejahung, die positiv die
Verkündung der Offenbarung Gottes ermöglicht, die
Verkündung der Heilsereignisse Gottes, durch die Er in unsere
Geschichte eingegangen ist und immer wieder in unser Schicksal eingeht
und durch die Er sich uns in Seinen Energien zu erkennen gibt.
Die beiden Positionen dürfen nicht fundamentlistisch gegeneinander
gesetzt werden. Heilswichtig ist es hingegen die beiden Sichtweisen
stets gleichzeitig anzuwenden und damit nicht den Trugschlüssen
der Begrenztheit menschlicher Vernunft zum Opfer zu fallen:
Wir reden vom Wesen Gottes nicht anders als in Bildern und
Gleichnissen aber wir reden immer von heilswirksamer Realität,
wenn wir von Seiner Offenbarung und Seinen Heilsmysterien reden.
So wird Theologie zur geistlichen Medizin, derer die Menschheit unserer
Zeit -gleichzeitig im Dilemma vom Wahn der "Allmachbarkeit" gefangen
und gleichzeitig der absolut entwertenden Orientierungslosigkeit
verfallen- im besonderen Maße bedarf.
Predigt
von
Erzbischof LEONID von Riga und Lettland
in der zweiten Woche der großen Fasten
*Quellenhinweis*
In
der heutigen Evangeliumslesung hörten wir, Brüder, die
Erzählung von der Heilung des Gichtbrüchigen in Kapernaum
durch den Herrn Jesus Christus (Mk. 2, 1-12).
Christus
lehrte in einem Haus das Volk. Über Ihn, den großen
Wundertäter, hatte sich schon überall die Kunde verbreitet,
und eine Menge Volks kam zu Ihm. Das Haus war so dicht umlagert,
daß es unmöglich war, einzutreten und zu Jesus zu gelangen.
Und siehe, vier Männer trugen einen Gichtbrüchigen herbei,
der sich nicht selbst bewegen konnte, auch nicht die Kraft hatte, von
seinem Bett aufzustehen. Sie wollten unbedingt zu Jesus gelangen, sie
wollten mit Ihm zusammentreffen, um die Heilung des Kranken zu erbitten.
Die
Hoffnung brannte im Herzen. Wenn man nur durchgehen könnte, wenn
man Ihn nur sehen könnte . . . So stark war ihr Glaube an den
Herrn, und so stark war die Hoffnung, daß Er dem Kranken helfen
würde, daß kein Hindernis sie davon abhalten konnte. Sie
kletterten auf das Dach des Hauses, öffneten die Decke und
ließen von dort das Bett mit dem kranken Gichtbrüchigen zu
Jesu Füßen herab. Als Jesus diesen Glauben der Männer
sah, heilte Er den Gichtbrüchigen und vergab ihm seine
Sünden, die offensichtlich die Ursache seiner Krankheit waren. Und
der Kranke, der vorher nicht einmal die Möglichkeit hatte, sich zu
bewegen, stand auf, nahm sein Bett und ging hinweg. Dadurch versetzte
er alle, die sich daselbst befanden, in Erstaunen, so daß sie
Gott um des großen Wunders willen verherrlichten.
Nicht
ohne Absicht bietet uns die heilige Kirche diese Evangelienlesung in
den Tagen der großen Fasten an, in den Tagen der Buße und
des Gebetes um die Vergebung unserer Sünde. Auch unsere Seele
gleicht dem Gichtbrüchigen aus dem Evangelium: Die Sünden
ketten sie so an die Erde, daß sie sich selbst nur mit Mühe
auf dem Weg des Guten bewegen kann. Allein die heilbringende Hilfe
Gottes kann uns die Kraft geben, auf dem Weg der göttlichen
Gerechtigkeit zu wandeln. Wie aber schüttelt man dieses Joch ab,
das uns umgibt, und die uns bedrückenden irdischen Mühen,
Sorgen und Bindungen, die uns vom Herrn abdrängen ? Wie kann es
geschehen, daß wir Sünder, verdunkelt durch Makel und
Leidenschaften, dieser Barmherzigkeit des Herrn, der umgeben ist von
unzählbaren himmlischen Kräften und der Schar der Heiligen
Gottes, für würdig befunden werden? Wie nähern wir uns
diesem Licht und dieser Heiligkeit ? Das heute verkündete
Evangelium zeigt uns den Weg. Seht, wie groß der Glaube des
Kranken und derer war, die ihn hinzutrugen, wie stark war ihre Hoffnung
auf Heilung! Sie überwandten alle Hindernisse und erlangten Heil.
So
auch wir - wenn lebendiger Glaube an den Herrn in uns glüht, wenn
wir unverrückt auf Seine Barmherzigkeit hoffen und so fest unsere
Heiligung begehren, daß wir alle Hindernisse, Anfechtungen und
Versuchungen überwinden. Wo immer wir uns von dem entfernen, was
uns zur Sünde zwingt und hinabzieht - wird auch uns nach unserem
Glauben geschehen. Der Herr ist gütig und barmherzig, Er
erhört unsere inbrünstigen Gebete und erfüllt unsere
innigsten Wünsche gnädig. Wie den Gichtbrüchigen reinigt
Er uns von den Verfehlungen und hilft zu einem guten Leben in Christi
Nachfolge.
Amen.
Aus STIMME der ORTHODOXIE
Zeitschrift der Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche (Patriarchat Moskau)
http://members.aol.com/StimmeOrth
Den Reichtum den Du mir gegeben,
o erbarmender Vater,
habe ich zerstreut.
Weit wandte ich mich ab von Dir
und ich kam in des Feindes Knechtschaft.
ob Deines masslosen Erbarmens
nimm mich auf, o Vater.
In leuchtenden Fasten,
erhellt durch der Gebete Lichtglanz,
lasst strahlend den Pflichten uns nachgehen,
damit wir entfliehen
dem Dunkel der Suende.
Heilige Dreiheit, wache
dass wir
die wir die Fasten schon drei Wochen durchlaufen,
unversehrt und unverurteilt
wuerdig sie weiter durcheilen
und Deine Gebote beachten.
3. Sonntag der grossen voroesterlichen FASTEN
KREUZVEREHRUNG
Lesung:
Hebr. 4:14 - 5:6
EVANGELIUM:
Mk. 8:34 - 9:1
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Orthodoxe Kreuzverehrung
Vor Deinem Kreuz, o Gebietender, fallen wir nieder,
und Deine heilige Auferstehung verherrlichen wir !
In der Mitte der Fastenzeit verehren wir das Heilige, das lebenbringende und uns daher so kostbare Kreuz des Herrn.
Nicht einem Stück Holz gilt die Verehrung sondern dem Herrn Selbst, dem Gekreuzigten und Auferstandenen !
Nicht mehr bewacht das flammende Schwert die Pforte von Eden,
denn wunderbar wurde das Feuer gelöscht durch das Holz des Kreuzes.
Der Stachel des Todes und der Sieg der Hölle ist zur Beute geworden.
Denn Du, mein Erretter, kamest und riefest denen im Hades zu:
"Lasset euch führen wiederum ins Paradies !"
Orthodoxe Kreuzesverehrung:
Das Kreuz ist wie die Ikonen und das Evangelienbuch für die
orthodoxen Christen eine Abschattung der Wirklichkeit, auf die durch
das Bild hingewiesen wird. Die Verehrung einer solchen Abschattung gilt
nicht dieser selbst, sondern der Wirklichkeit, die sie darstellt und
die nicht anders als im Bild in Erscheinung treten kann. Dahinter steht
die Überzeugung, dass das Göttliche für uns nur im Bild
begreifbar ist, nicht aber direkt fassbar. Doch nicht jedes Bild, das
wir uns machen, hat die Transparenz, den Blick auf das wahre Urbild zu
ermöglichen. Nur das theologisch wahre, das geoffenbarte, das
heilige Bild in der dogmatisch als richtig erkannten Tradition wird
solchermaßen transparent. In dieser Transparenz des Kreuzes wird
uns deutlich die Wirklichkeit des Kreuzes, Christus Selbst, der am
Kreuz unsere Schuld getilgt und in Seiner Auferstehung den Sieg
über den Tod vollendet hat. Das Kreuz anbeten heisst also,
Christus als Sieger am Kreuz anbeten.
Das Leiden des Gottessohnes am Kreuz, das uns ermöglicht auch das Leid der Welt in diesem Licht zu sehen,
führt uns im Glauben immer hin zur Auferstehung.
Zum Unterschied zum Westen, der beginnend mit der Aristoteles-Rezeption
durch Augustinus und das Mittelalter weithin materielle und geistliche
Welt streng trennt, lehrt und die Orthodoxie die Ganzheit der
Schöpfung zu sehen, sei sie nun materiell oder nicht-materiell;
und so auch die Ganzheit der Wirklichkeit: Kreuz und Auferstehung !
Wir kennen daher keine Konzentration auf die bloße Meditation der
Leiden vor dem körperlichen Christusleichnahm auf Kruzifixen.
Unsere Verehrung des kostbaren und lebensspendenden Kreuzes ist eine
dankbare Unterwerfung unter das Kreuz, das uns durch Gottes
Menschenliebe vom Symbol der Hinrichtung zum Zeichen des Heils geworden
ist.
Am fruehen Morgen gehen wir zu Dir,
und preisen Dich in Hymnen,
Heiland der Welt,
da wir den Frieden gefunden in Deinem Kreuz,
durch das Du das Menschengeschlecht erneuert hast,
uns fuehrend zum abendlosen Licht.
Im Paradiese ward einst durch eines Baumes Frucht
das Vertrauen gebrochen und herbeigerufen der Tod.
Der Baum des Kreuzes aber
hat den Menschen das Kleid des Lebens gebracht.
Nicht mehr bewacht das Flammenschwert die Pforte von Eden.
Denn es nahte sich ihm eine neue Versoehnung,
des Kreuzes Baum.
Des Todes Stachel und des Hades Sieg ist zerschmettert.
Du tratest, mein Heiland, herzu,
den Bewohnern des Hades zurufend:
Lasst euch zurueckfuehren ins Paradies !
Heute tanzen der Engel Choere voller Freude,
Deinem Kreuze huldigend.
An ihm ja schlugst du Wunden der Daemonen Scharen,
an ihm wurdest, Christus,
Heiland Du den Menschen.
Sei gegruesst, dreimal seliges, heiliges Holz,
Kreuz,
Licht derer, die wandeln in Dunkelheit,
das du den vier Enden der Welt durch dein Leuchten zeigtest,
die Strahlen von Christi Erweckung,
wuerdige alle Glaeubigen,
das heilige Pas´cha zu schauen.
4. Sonntag der grossen voroesterlichen FASTEN
Hl. JOHANNES von der HIMMELSLEITER
Lesung:
Hebr. 6: 13 - 20
EVANGELIUM:
Mk. 9: 16 - 30
Durch Enthaltsamkeit
konntest du die Kraft deiner Seele erneuern;
sie mit himmlischer Herrlichkeit veredeln.
Heiliger Moench JOHANNES
Darum riefst du allen zu:
Nichts ziehet Gottes Liebe vor !
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Heute
macht uns die Kirche aufmerksam auf den Hl. JOHANNES Klimakos (von der
Himmelsleiter). Dieser Mönchsvater, der im 7. Jahrhundert lebte,
verwirklichte das Ideal von Gebet und Umkehr.
Schon mit 16 Jahren wurde er Einsiedler-Moench auf dem Sinai. 639 wurde
er als Igumen Klostervorstand. Vor seinem Tode zog er sich wieder in
die Einsamkeit zurück. Sein immer wieder gelesenes Standardwerk
"Die Himmelsleiter" beschreibt in 30 Sprossen -nach dem verborgenen
Leben Jesu- den Aufstieg zur Vollendung in Gott, den Kampf gegen die
Laster, die den Menschen immer wieder behindern und die Tugenden die in
die Nähe Gottes führen. Krönung und Ziel des
allmählichen Aufstiegs ist die Ruhe der Seele in Gott.
Darauf dürfen auch wir uns in der Fastenzeit vorbereiten.
"Lasset uns Johannes ehren ... Ruhm der Asketen ..." singen wir in der Vesper und im Orthros: "Während
dein Leib durch die Enthaltsamkeit abnahm, konntest du die Kraft deiner
Seele erneuern, sie mit himmlischer Herrlichkeit bereichern."
Aber die Kirche erläutert die Lehre des Hl. JOHANNES Klimakos
richtig, wenn sie verkündet, dass Askese sinn- und wertlos ist,
wenn sie nicht Ausdruck der Liebe ist. Und wieder in der Vesper zitiert
sie den Heiligen mit den Worten: "Darum riefst du allen zu: Gott habet lieb, und ewige Gnade werdet ihr finden. Nichts ziehet Seiner Liebe vor!"
Aus: The Year of Grace, A Monk of the Eastern Church, A
Spiritual and Liturgical Commentary on the Calender of the Orthodox
Church, Crestwood N.Y. 1992, p125f.
Übersetzt durch *St. Andreas Bote*
5. WOCHE der Grossen voroesterlichen FASTEN
In dieser Woche laedt uns die Kirche noch einmal verstaerkt zur Umkehr
ein. Wir sind eingeladen unser Vorleben zu kreuzigen um in der
Auferstehung erloest und erneuert zu werden.
Mittwoch wird der GROSSE KANON der Umkehr unseres Vaters unter den Heiligen ANDREAS von Kretagebetet, am Herrentag der diese Woche kroent,
wird uns das leuchtende Vorbild der Heiligen MARIA von AEGYPTEN vorgestellt.
Am Freitag duerfen wir des wichtigsten Menschen im goettlichen
Heilsplan fuer das ganze Menschengeschlechtduerfen wir des wichtigsten
Menschen im goettlichen Heilsplan fuer das ganze Menschengeschlecht,
der Gottesgebärerin im AKATHISTOS-HYMNUS gedenken.
5. Sonntag der grossen voroesterlichen FASTEN
Hl. MARIA von Aegypten
Lesung:
Hebr. 9: 11 - 14
EVANGELIUM:
Mk. 10: 32 - 45
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Die Hl. Maria von Aegypten ist in der orthodoxen wie
in der lateinischen Kirche bekannt als ein Beispiel wie Gott uns durch
Seine Gnade Heilige schenkt, deren Lebensweg nach menschlichem Mass
alles andere als fromm und bieder ist. In jedem menschlichen
Charakterzug, auch in den "allzu menschlichen" Schwächen,
ist doch auch ein Zugang zum Heil verborgen. Massloses Verlangen nach
Genuss kann im Zusammenwirken von Gottes Gnade und menschlicher Umkehr
zu massloser Gottesliebe fuehren.
Maria wurde im noerdlichen Aegypten geboren und entfloh im Alter von 12
Jahren dem elterlichen Hause, um in der Weltstadt Alexandria ein Leben
der Ausschweifung zu fuehren, einzig die Befriedigung ihrer Lueste
suchend. Nach 17 Jahren ausschweifenden Lebens trieb sie die Neugier
mit Wallfahrern zum Fest der Kreuzerhoehung zu den Heiligen
Stätten in Jerusalem zu segeln. Auch auf dem Schiff und in
Jerusalem liess sie ihrer Leidenschaft freien Lauf und verführte
jeden der es sich gefallen liess.
Als sie zur Verehrung des heiligen Kreuzes inmitten des gewaltigen
Menschenstromes, welcher der Auferstehungsbasilika zuflutete, auch
selbst in die Kirche eintreten wollte, wurde sie an der Schwelle von
einer unsichtbaren Gewalt, die staerker war als sie, zurueckgehalten,
waehrend die uebrigen an ihr voruebergingen. Auch die vereinte Kraft
mehrerer Maenner, um deren Hilfe sie gebeten hatte, konnten sie nicht
ueber die Schwelle der Kirche bringen. Da kam es ihr ploetzlich
erschreckend zu Bewusstsein, dass ihr Suendenleben Ursache dafuer sei,
dass sie das Heiligtum in ihrem Zustand nicht betreten sollte. Zugleich
fiel ihr Blick auf die Ikone der allheiligen Gottesmutter im Vorraum
der Kirche. In Beschaemung und Reue rief sie die Mutter des Herrn an
und gelobte, jede Busse in ihrem zukuenftigen Leben auf sich zu nehmen,
wenn die Gottesmutter ihr Eingang in das Heiligtum und damit ein
Zeichen gewaehre, an dem sie erkennen werde, dass ihr goettlicher Sohn
ihr vergebe. Und - o Wunder - ungehindert konnte sie die Schwelle
uebertreten und mit den uebrigen Pilgern an der Verehrung des heiligen
Kreuzes teilnehmen. Hier traf sie der Strahl der Gnade. Einer
innerlichen Erleuchtung folgend, jenseits des Jordans Ruhe und Frieden
zu suchen, machte sie sich sofort auf den Weg und erreichte noch am
gleichen Tage die Kirche des Hl. Johannes am Jordan. Reumuetig
beichtete sie hier und empfing die Lossprechung und die Hl. Kommunion.
Sodann ueberschritt sie den Jordan, um weiter ostwaerts in der Wueste
Busse zu tun und die Wueste nicht mehr zu verlassen. Unter den
aeussersten Entbehrungen in Nahrung, Kleidung und Behausung reinigte
sich noch 17 Jahre ihr von ihren suendhaften Gewohnheiten und den
Verwuestungen der Leidenschaften.
Dann aber fand sie die verheissene Ruhe und den vollen Frieden in Gott,
dem sie noch weitere 30 Jahre in der Wueste widmen durfte, durch
wunderbare Erleuchtungen getroestet und gefuehrt zu den seligen
Geheimnissen der Gottesschau. Erst in ihrem 77. Lebensjahr wagte sie es
wieder, einem Mann zu begegnen, der zur Andacht in die Wueste gekommen
war. Viele Moenche folgten naemlich der Praxis vom ersten Fastensonntag
bis zum Palmsonntag ihr Kloster zu verlassen, um in Erinnerung an die
vierzigtaegigen Fasten des Herrn in der Wueste ein Einsiedlerleben zu
führen. Gottes Fuegung wollte es, dass der fast hundertjaehrige
Priestermoench Sosima aus einem am Jordan gelegenen Kloster in dieselbe
Einoede kam, in der auch Maria lebte. Da sie ihm , ohne ihn je gesehen
zu haben, seinen Namen nennen konnte, erkannte er dass es Gottes Wille
war, dass er ihr am Hohen Donnerstag vor der Auferstehung die Hl.
Kommunion an den Jordan bringen sollte. Nachdem sie mit Leib und Blut
des Herrn gestaerkt war, was sie so lange hatte entbehren muessen, bat
sie den Priester Sosima, ihr auch im naechsten Jahr die Heiligen Gaben
an die selbe Stelle zu bringen. Dann zog sie sich wieder in die Wueste
zurueck. Sosima entsprach im darauffolgenden Jahr ihrem Wunsch, fand
aber an der verabredeten Stelle den Leichnam der Heiligen, die ihren
Namen vor ihrem Scheiden aus dieser Welt in den Sand geschrieben hatte.
Der heilige Sosima bestattete sie an der gleichen Stelle, kehrte ins
Kloster zurueck und verfasste hier vor seinem bald folgenden Tode zur
Erbauung des spirituellen Lebens seiner Mitbrueder die Lebensgeschichte
der Heiligen, wie er sie bei der ersten Begegnung aus ihrem Mund
vernommen hatte. In ihrer heutigen Gestalt stammt der Bericht von
Patriarch Sophronij von Jerusalem. (7. Jhdt.)
Der unter den Aegyptern nach Seiner Geburt im Fleische gewohnt,
der Unumgrenzte vor aller Zeit,
liess leuchten dich aus Aegypten Stammende als ganz hellen Stern,
der Herr, der schon vor dem Geschehen alles erkennt.
Die durch die Angel des Fleisches viele gefangen,
fuer fluechtige Lust sie machte zur Beute des Teufels,
wurde wahrhaftig gefangen durch die goettliche Gnade des Heiligen Kreuzes,
Christi lebendigmachendes Zeichen.
Vormals von jeglicher Unreinheit erfuellt,
hast du dich durch Busse als Braut Christi erwiesen.
Du erstrebtest die Lebensweise der Engel,
ueberwandest die Daemonen mit der Waffe des Kreuzes.
Darum leuchtest du als Braut des Himmelreiches,
o vielgeruehmte Maria.
Uns, die in Liebe dein lichtbringendes und heiliges Gedaechtnis feiern,
sende Licht uns hernieder,
die du als Heilige jetzt bei Christus stehst, dem alles ueberstrahlenden Licht,
errette mich vor den vielfachen Stuermen des Lebens.
25. März (7.4.)
VERKUENDIGUNG
der
FROHEN BOTSCHAFT
an unsere allhl. Gebieterin, die Gottesgebaererin und stete Jungfrau Maria
Heute ist der Anfang unserer Erlösung
und die Offenbarung des Mysteriums von Ewigkeit.
Der Sohn Gottes wird zum Sohn der Jungfrau,
und Gabriel bringt das Evangelium der Gnade.
Mit ihm rufen auch wir der Gottesgebärerin zu:
Freue dich, du Gnadenerfüllte,
der Herr ist mit dir !
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Kanon d. Hl. JOHANNES MONACHOS
Predigt des Hl. GREGOR von NYSSA zum Fest
Das
Christus-Mysterium bildet ein Ganzes. Mitten in der vorösterlichen
Fastenzeit feiert wir die Inkarnation des urewigen Wortes. Die
Menschwerdung geschieht um der Erlösung willen, und die
Erlösung durch Kreuz und Auferstehung setzt die Menschwerdung
voraus.
Denn Gott wird Mensch, um uns Menschen zu vergöttlichen. Das ist kein mechanischer oder magischer Vorgang.
Die freiwillige Menschwerdung des Sohnes und Wort Gottes im
Schoße der Jungfrau ruft die Freiheit des Menschen auf, von sich
aus, sich ohne vergewaltigt zu werden, dem Handeln Gottes zu
öffnen und so das vergöttlichte Heil in sich geschehen zu
lassen. Dieses Heil besteht in der Vereinigung Gottes mit den Menschen
und des Menschen mit Gott. Dazu ist das freie "Ja" jedes Menschen unerlässlich, das
"Ja", wie es die Gottesgebärerin nach gewissenhafter
Überlegung gesagt hat:
" Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe nach Deinem Worte !"
Das Heil besteht aber nicht nur in der Erlösung des Menschen von
der Sünde und allem Übel, sondern ebenso in der
Wiederherstellung des Bildes Gottes, gemäss des ewigen Ebenbildes
des Vaters in Jesus Christos, nach dem wir erschaffen wurden.
So konnte der Engel Maria die Botschaft der Freude bringen.
Freude verkünden an Weihnachten die Heerscharen der Engel den Hirten.
Und der Auferstandene sagt den Aposteln und uns in Seinem österlichen Gruß die Freude zu.
So kann auch in der Fastenzeit die Freude nicht untergehen:
Freude soll vielmehr auch die Buße leiten. Daher ist dieses
Freudenfest kein Fremdkörper in der Fastenzeit; sondern gibt ihr
Ausrichtung, Tiefe und Glanz.
Das
Datum des Festes wurde in Verbindung mit dem 25. Dezember gewählt;
es ist also relativ spät festgelegt worden. Nach älterem
syrischen und gallikanischem Ritus wurde es an einem der Herrentage vor
Weihnachten gefeiert. Uns ist das Datum seit den Akten des Konzils von
692 bezeugt.
Wenn es auf den Hohen Freitag oder Hohen Samstag vor Ostern fällt,
wird es bei den Griechen auf den Ostertag verschoben und gemeinsam mit
der Auferstehung gefeiert.
*Quellenhinweis*
Dies ist gesetzt von Gott den Sterblichen,
spricht die Makellose wiederum, dass gemeinsamer Liebe ein Kind entstamme.
Doch ist mir gänzlich unbekannt die Lust der Vereinigung.
Wie kannst du behaupten, dass ich gebären werde?
Ich fürchte, du schwatzt mit Trug.
Aber gleichwohl, schau, sprichst du:
Lobpreiset alle Werke des Herrn, den Herrn!
Der Einwand, welchen du aussprichst, Ehrwürdige,
entgegnet wiederum der Engel, trifft wohl zu bei den gewöhnlichen Geburten sterblicher Menschen.
Der wahre Gott aber, künde ich dir, nimmt, jede Vernunft und jedes
Begreifen übersteigend, Fleisch an, wie nur Er es weiß, aus
dir.
Drum rufe ich mit Freuden:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Du erscheinst als Künder mir der Wahrheit,
beendete da die Jungfrau das Gespräch.
Denn als gemeinsamer Freude Bote bist du gekommen.
Da ich gereinigt wurde im Herzen durch den Geist, geschehe mir nach deinem Wort.
Wohnung nehmen soll in mir Gott,
zu dem ich mit dir rufe:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
( Kanon des JOHANNES Monachos (8. Jh.) zum Fest der Verkündigung der Frohbotschaft an die Gottesmutter )
(Ausschnitt)
Die jungfräuliche Empfängnis - Gottes Schöpfertat
Gregor von Nyssa (+ 394)
zum Fest Mariae Verkündigung
*Quellenhinweis*
In
das Heilsgeheimnis wird die Jungfrau von Gabriel eingeweiht. Die Worte
der Einweihung waren Segensworte: »Freue dich, Begnadete! Der
Herr ist mit dir!« (Lk 1,28). Als Gegensatz zum ersten Spruch,
der an eine Frau erging, ergeht nun dies Wort an die Jungfrau. jene
wurde der Sünde wegen zur Betrübnis bei der Geburt
verurteilt, bei dieser aber wird durch die Freude die Betrübnis
aufgehoben. Bei jener ging Betrübnis der Geburt voran, hier aber
war bei der Geburt Freude als Hebamme tätig! »Fürchte
dich nicht!« (Lk 1,30), spricht er.
Da
jeder Frau die Erwartung der Geburt Furcht bereitet, hebt die
Verkündigung der freudvollen Geburt die Furcht auf. »Du
wirst empfangen und einen Sohn gebären und sollst ihn Jesus
nennen. Er wird sein Volk von den Sünden erlösen« (Lk
1,31). Was entgegnet Maria? Vernimm das Wort einer reinen Jungfrau! Der
Engel verkündet ihr die Geburt, doch sie hält fest an der
Jungfräulichkeit und misst der Unversehrtheit größeren
Wert als der Erscheinung des Engels bei. Sie kann dem Engel weder den
Glauben versagen, noch wird sie ihrem Entschluss untreu. »Mir ist
der Umgang mit einem Mann versagt«, spricht sie. »Wie soll
mir das geschehen?« (Lk 1,35) ...
Wenn
Josef sie zur Ehe genommen hätte, wie konnte sie über die
Botschaft des Engels befremdet sein, dass sie gebären werde? Denn
nach dem Gesetz der Natur erwartete sie durchaus, auch einmal Mutter zu
werden. Da aber ihr gottgeweihter Leib wie eine geheiligte Weihegabe
unverletzt bewahrt werden musste, deshalb spricht sie: »Wenn du
auch ein Engel bist und vom Himmel kommst und deine Erscheinung
Über menschliche Erfahrung hinausgeht, so ist es doch
unmöglich, dass ich einen Mann erkenne. Wie werde ich Mutter sein
ohne einen Mann? Josef sehe ich als meinen Verlobten an, als Mann aber
erkenne ich ihn nicht.«
Was
erwidert Gabriel, der zur Jungfrau gesandt wird? Auf welches
Brautgemach für die reine und unbefleckte Ehe weist er hin?
»Heiliger Geist«, sagt er, »wird über dich
kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich
überschatten« (Lk 1,35). Welch glückseliger Leib, der
wegen seiner übergroßen Reinheit die guten Gaben für
die Seele auf sich herabgezogen hat! Von allen anderen Menschen
würde kaum eine reine Seele die Gegenwart des Heiligen Geistes in
sich ertragen, hier aber wird der Leib zum Gefäß des
Geistes. »Aber auch die Kraft des Höchsten wird dich
überschatten«. Wie ist dieses geheimnisvolle Wort zu
verstehen?
Dass
Christus die Kraft Gottes und seine Weisheit ist, wie der Apostel sagt
(1Kor 1,24). Die Kraft des höchsten Gottes also, die Christus ist,
nimmt durch die Herabkunft des Heiligen Geistes in der Jungfrau Gestalt
an.
Homilie
auf Christi Geburt; PG 46, 1140B-1 141B, in: Heiser, Lothar, Jesus
Christus, Das Licht aus der Höhe, Verkündigung, Glaube, Feier
des Herren-Mysteriums in der Orthodoxen Kirche (Schriftenreihe des
Patristischen Zentrums Koinonia – Oriens; Bd. 47), St. Ottilien
1998, S. 45f.
*aus St. Andreas Bote*
Kanon des Johannes Monachos (8. Jh.)
zum Fest Mariae Verkündigung
Höre, Mädchen, reine Jungfrau,
so kündete Gabriel den Ratschluss des Höchsten, uralt und ohne Trug:
Sei zum Empfange Gottes bereit! Denn durch dich wendet der Unfassbare
sich wieder den Sterblichen zu.
Drum rufe ich mit Freuden:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Alles Sinnen der Sterblichen ist zu schwach,
erwiderte die Jungfrau, zu ergründen, was Unbegreifliches du mir kündest.
Ich freute mich deiner Worte, aber erschreckend fürchte ich, dass
du mit Täuschung mich wie Eva weit weg von Gott führen
willst.
Doch gleichwohl, sieh, sprichst du:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Sieh, die Verwirrung löst sich dir,
entgegnete auf diesen Einwand Gabriel.
Denn mit Recht sagst du, der Plan sei unergründlich.
Folge nur den Worten deiner Lippen und zweifle nicht,
als sei er ein Truggebilde; dass Wirklichkeit er ist, das, glaube doch.
Denn auch ich rufe mit Freuden:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Dies ist gesetzt von Gott den Sterblichen,
spricht die Makellose wiederum, dass gemeinsamer Liebe ein Kind entstamme.
Doch ist mir gänzlich fremd die Lust der Vereinigung.
Wie kannst du behaupten, dass ich gebären werde?
Ich fürchte, du schwatzt mit Trug.
Aber gleichwohl, schau, sprichst du:
Lobpreiset alle Werke des Herrn, den Herrn!
Der Einwand, welchen du aussprichst, Ehrwürdige,
entgegnet wiederum der Engel, trifft wohl zu bei den gewöhnlichen
Geburten sterblicher Menschen. Der wahre Gott aber, künde ich dir,
nimmt, jede Vernunft und jedes Begreifen übersteigend, Fleisch an,
wie nur Er es weiß, aus dir.
Drum rufe ich mit Freuden:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Du erscheinst als Künder mir der Wahrheit,
beendete da die Jungfrau das Gespräch.
Denn als gemeinsamer Freude Bote bist du gekommen.
Da ich gereinigt wurde im Herzen durch den Geist, geschehe mir nach deinem Wort.
Wohnung nehmen soll in mir Gott,
zu dem ich mit dir rufe:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Kanon des JOHANNES Monachos (8. Jh.)
zum Fest der Verkündigung der Frohbotschaft an die Gottesmutter
8. Ode, im Orthros des 25. März; Menaion
*aus St. Andreas Bote*
Linkhinweise zum Fest:
Wenn Englisch kein Problem ist und Acrobat Reader zur Verfügung steht,
dann sind alle Gottesdienste des Festes über folgenden Link zugänglich:
http://www.bright.net/~palamas/CyberPsaltiri/Contents.htm
zu ->TRIODION gehen, dort das Fest auswählen:
Einführung: AnnuIntro
kleine Vesper: AnnuSV
grosse Vesper: AnnuGV
Morgendienst: AnnuMat
Göttl.Liturgie: AnnuDL
Polyelei: AnnuPol
O S T E R Z E I T
LAZARUS - Samstag
SONNTAG des Einzugs in Jerusalem (So. der Palmen, der Blumen)
HOHE Woche
HOHER Donnerstag
HOHER Freitag
HOHER Samstag
STRAHLENDE
AUFERSTEHUNG - PAS 'CHA - FEST der FESTE
Sonntage und Feste im
Licht der Auferstehung
LAZARUS - SAMSTAG
Lesung:
Hebr 12: 28 - 13: 8
EVANGELIUM:
Joh 11: 1 - 45
Um schon vor Deinem Leiden
die gemeinsame Auferstehung zu bezeugen,
hast Du Lazarus von den Toten auferweckt,
Christos Gott.
Darum tragen auch wir, wie damals die Kinder,
die Zeichen des Sieges
und rufen Dir zu,
dem Besieger des Todes:
" Hosanna in den Höhen !
Gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn ! "
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Der Lazarus-Samstag ist ein Festtag, der mit dem
nachfolgenden Herrentag der Palmen durch österliche Freude und
gemeinsame Troparien verbunden ist. Die Auferweckung des Lazarus stellt
für uns Gläubige eine Vorabbildung der Auferstehung Christi
und aller Toten dar. Denn man kann die Passion Christi nur recht
verstehen, wenn man ihren Ausgang, die Auferstehung, im Blick hat.
Daher wird nun unmittelbar vor der Hohen und Heiligen Woche ein
österliches Freudenfest gefeiert, indem wir Christos als den
Besieger des Todes vergegenwärtigt schauen dürfen.
Das Tris-Hagion ist durch den Taufhymnus ersetzt, indem auch wir alle einbezogen sind:
" Alle, die ihr in Christos getauft seid,
habt Christos angezogen,
Alleluja ! "
Die Apostellesung klingt aus in die ewige Wahrheit:
" Jesus Christos ist derselbe,
gestern, heute und in die Äonen ! "
Genau gesagt endet die Fastenzeit an dem Freitag, der
auf den fünften Fasten-Sonntag folgt. Der Zeitraum der vierzig
Tage ist dann vorbei. Die Passionszeit dauert vom Ende der Fastenzeit
bis zum Fest der Auferstehung. Sie umfasst daher den Samstag, der auf
den fünften Fasten-Sonntag folgt, der auch
‚Lazarus-Samstag’ genannt wird und die ersten sechs Tage
der Großen Woche.
Der
Lazarus-Samstag hat einen ganz besonderen Platz im liturgischen
Kalender. Er gehört nicht zu den vierzig Tagen der Fasten und auch
nicht zu den Leidenstagen von Montag bis Freitag der Großen
Woche. Mit dem Palm-Sonntag verkörpert er ein kurzes und frohes
Vorspiel zu den folgenden Tagen der Trauer. Mit dem Palm-Sonntag
verbindet ihn der Ort des Geschehens: Bethanien ist der Ort der
Auferweckung des Lazarus und das ist auch der Ausgangspunkt für
den Einzug Jesu in Jerusalem. Die Auferweckung des Lazarus, ist auf
geheimnisvolle Weise mit der Auferstehung Christi selbst verbunden; in
Beziehung zu diesem Ereignis ist sie wie eine erfüllte
Prophezeiung. Man kann sagen, dass an der Schwelle des Osterfestes der
auferweckte Lazarus uns als der Vorläufer des über den Tod
triumphierenden Jesus Christus gezeigt wird, wie in gleicher Weise an
der Schwelle von Epiphanie der taufende Johannes der Vorläufer des
zu offenbarenden Messias war. Aber neben dieser hauptsächlichen
Bedeutung der Beziehung zur Auferstehung Christi, hat die Auferweckung
des Lazarus noch andere Aspekte, über die nachzudenken
nützlich ist.
Die
Lesung während der Göttlichen Liturgie (Hebr 12,28-13.8) hat
keinen direkten Bezug auf die Auferweckung des Lazarus. Trotzdem, einer
der Verse "Denkt an die Gefangenen, als wäret ihr
mitgefangen; denkt an die Misshandelten, denn auch ihr lebt noch in
eurem irdischen Leib" könnte - in spiritueller Auslegung -
das Mitleid Jesu mit Lazarus zeigen. Die Epistel enthält
verschiedene moralische Konzepte: die Bruderliebe soll bleiben; die
Gastfreundschaft darf nicht vergessen werden; die Ehe soll in Ehren
gehalten werden; den Vorstehern soll gefolgt werden. Wer versucht ist,
über diese ethischen Empfehlungen leicht hinweg zu gehen, sie zwar
grundsätzlich für wichtig zu halten, aber doch für recht
banal, der sollte die drei Verse aufmerksam lesen, die diese ethischen
Empfehlungen strukturieren. Den einen am Anfang, den in der Mitte und
den anderen am Schluss. "Unser Gott ist verzehrendes Feuer ...
denn Gott hat versprochen: Ich lasse dich nicht fallen und verlasse
dich nicht ... Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in
Ewigkeit". Denn die größten spirituellen Wahrheiten
können nicht isoliert von den ganz einfachen praktischen Geboten
gesehen werden, die sozusagen ihre kleine Münze sind.
Das
Evangelium (Joh 11,1-45) gibt uns einen Bericht von der Auferweckung
des Lazarus. Die Auslegung dieses Ereignisses durch die Kirche ist in
den Gesängen des Orthros enthalten. Hören wir ihnen zu: "Als
Du wolltest bezeugen.... o mein Retter, die Wahrheit Deiner glorreichen
Auferstehung, erlöstest Du vom Hades den Lazarus ..." Hier
finden wir die hauptsächliche Bedeutung der Auferweckung des
Lazarus. Es war, wie das Troparion es ausdrückt: Vorahnung,
‚Zeugnis der Wahrheit’ der Auferstehung Christi, ein
vorläufiger Beweis für die Macht Jesu über den Tod.. "Durch Lazarus, o Tod, hat Christus deine Gefangenen befreit ... vor Deinem Tod hast Du die Macht des Todes erschüttert."
Die Kirche zieht eine Verbindung zwischen diesem Sieg Christi
über den Tod und dem triumphalen Einzug in Jerusalem, der am
nächsten Tag gefeiert wird: "O Tod, wo ist dein Sieg? ...
Wir bringen Ihm die Palmzweige des jubelnden Sieges ... Drum tragen wir
auch wie die Kinder die Zeichen des Sieges und jubeln Dir zu, des Todes
Besieger".
In zweiter Linie kündigt die Auferweckung des Lazarus die
Auferstehung der Toten an, die eine Folge der Auferstehung Jesu ist: "Die
Auferstehung aller vor Deinem Leiden verbürgend, wecktest Du
Lazarus von den Toten auf ... indem Du, der Spender des Lebens, in ihm
die Auferstehung der Welt gleichsam verbürgtest ... Deine
Auferstehung, Wort, in Wahrheit uns verbürgend, hast wie aus dem
Schlafe Du den toten Freund ... erweckt".
Der Lazarus-Samstag ist in gewisser Weise das Fest aller Toten.
Es gibt uns die Gelegenheit unseren Glauben an die Auferstehung zu
bezeugen und genauer zu fassen. Als unser Herr Martha wegen ihres
Zweifels sanft zurechtwies, gab Er uns eine wertvolle Lehre über
unsere eigenen Toten, denn als Er zu ihr sagte: "Dein Bruder wird auferstehen", antwortete sie: "Ich weiß, daß er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag" und Jesus sagte darauf: "Ich bin die Auferstehung".
Marthas Glaube war in zweifacher Weise ungenügend: sie dachte an
die Auferstehung ihres Bruders als etwas Zukünftiges und dann
konnte sie sich diese Auferstehung nicht anders vorstellen als in Bezug
auf eine Art allgemeinem Gesetz. Aber Jesus deutet an, dass die
Auferstehung eine Tatsache der Gegenwart ist, denn Er Selbst ist (und
verursacht nicht) die Auferstehung und das Leben. Unsere Toten leben
durch und in Christus. Ihr Leben ist eng verbunden mit der
persönlichen Gegenwart Jesu und verwirklicht sich in ihr. Wenn wir
uns im Geiste mit einem lieben Toten zu vereinen trachten, sollten wir
nicht versuchen ihn in unserer Phantasie wieder zu beleben, sondern uns
mit Jesus in Verbindung zu setzen, in Jesus werden wir ihn finden.
Zum
dritten ist die Auferweckung des Lazarus eine wundervolle
Erläuterung des christlichen Dogmas. Sie zeigt uns, in der Person
Jesu, dass menschliche und göttliche Natur vereint sind –
ohne Vermischung: "Du, der Menschen Auferstehung und Leben, Christus, tratest zu des Lazarus Grab, uns Deine beiden Naturen verbürgend ..." Denn einerseits kann in Jesus die menschliche Natur ihren Gefühlen nachgeben und um den Verlust eines Freundes weinen: "Jesus weinte. Da sagten die Juden, Seht wie Er ihn liebte!" Andererseits kann die göttliche Natur in Jesus dem Tod befehlen: "Er rief mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus ..."
Schließlich gibt die Auferweckung des Lazarus dem
Sünder die Hoffnung, dass er, obwohl spirituell tot, wieder zum
Leben kommen kann: "Wie
Du Lazarus mit göttlichem Worte, Christus, erweckt, so wecke auch
mich, ich bitte Dich, auf, der an vielen Sünden gestorben." Manchmal scheint eine solch geistliche Auferweckung so unmöglich, wie die des Lazarus: "Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag." Denn alles ist Jesus möglich – die Bekehrung des schlimmsten Sünders wie die Auferweckung der Toten: "Nehmt den Stein weg!"
Das
also können wir an diesem Samstag lernen, wenn wir nach Bethanien
gehen zum Grab des Lazarus. Wir wollen Jesus in Bethanien begegnen und
mit ihm und ihm nahe die Große Woche beginnen. Jesus lädt
uns dorthin ein und wartet auf uns. "Martha rief heimlich ihre Schwester Maria und sagte zu ihr: Der Meister ist da und lässt dich rufen." Und Maria "als sie das hörte, stand sie sofort auf und ging zu ihm."
Der Herr ruft mich. Er will bei mir bleiben und mich die ganzen Tage
Seines Leidens nicht verlassen. An diesen Tagen will Er sich mir neu
und überwältigend offenbaren – dem, der vielleicht
"schon riecht".
Herr, ich komme.
Aus: The Year of Grace, A Monk of the Eastern Church, A
Spiritual and Liturgical Commentary on the Calender of the Orthodox
Church, Crestwood N.Y. 1992, p125f.
Übersetzt durch *St. Andreas Bote*
SONNTAG der PALMEN
(der Palmzweige und der Blumen)
Lesung: Phil 4: 4 - 9 - EVANGELIUM: Joh 12: 1 - 18
Auf dem Throne im Himmel,
auf dem Eselsfüllen auf Erden,
hast Du, Christos Gott,
den Lobpreis der Engel
und den Gesang der Kinder angenommen,
so singen auch wir und rufen Dir zu:
in der Materie verbunden mit Dir durch die Taufe,
Christos unser Gott,
sind wir des unsterblichen Lebens gewürdigt
durch Deine Auferstehung:
|
|
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" Hosanna in den Höhen ! - Gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn ! "
Der Palmsonntag setzt den Jubel der Auferweckung des Lazarus im Empfang des Herrn in Seiner Stadt fort:
ein Freudenfest das Christos mit uns verbindet. Als äusserliche Zeichen werden die grünen und blühenden Zweige
der Gläubigen gesegnet und mit brennenden Kerzen in der Prozession getragen. Und wir singen:
" Gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn !
der Herr ist Gott und ist uns erschienen ! "
Die Apostellesung stimmt uns ein in die Freude:
" Brüder freuet euch im Herrn alle Zeit,
wiederum sage ich
freuet euch ! "
PARADIES - Sünde - Umkehr - Buße - AUFERSTEHUNG
Bedenke die Stunde des Endes, o Seele,
und fürchte das Fällen des Feigenbaumes;
arbeite fleissig mit den dir gegebenen Talenten, o du Schwache,
wache und rufe:
lasset uns nicht aus dem Brautgemach Christi ausgeschlossen bleiben !
Herr und Gebieter meines Lebens,
den Geist der Trägheit, des Kleinmuts, der Herrschsucht und der Schwatzhaftigkeit
gib mir nicht.
Schenke mir, deinem Gläubigen, hingegen
den Geist der Weisheit, der Demut, der Geduld und der Liebe.
Ja, mein Herr und König, lass mich sehen meine Fehler
und nicht richten meinen Nächsten,
denn Du bist gesegnet in alle Ewigkeit !
In den ersten Tagen der Hohen und Heiligen Woche in der wir Gläubigen uns auf die Feiern der Höhepunkte
unserer Erlösung vorbereiten, laden wir zu einer Betrachtung ein, in der eine orthodoxe Monialin
aus orthodoxer Sicht das Ostermysterium in den Kontext der Heilsgeschichte der Menschheit sowie des einzelnen Menschen
zum Nachfühlen aufbereitet hat.
Die Große Woche
Fr. George Dion. Dragas
Der Große Mittwoch
ist gewidmet, wie es im Synaxarion steht, dem Gedenken an die
Sünderin, die bereute und die Füße des Herrn kurz vor Seinem Leiden mit
wohlriechendem Öl salbte. Fast alle Hymnen dieses Tages beziehen sich auf diese
Frau. Die bekannteste davon ist wohl das sog. Troparion der Kassiani, das auch
durch seine erste Zeile bekannt ist,
„Herr, die Frau, die in viele Sünden gefallen ...“ und das als
Doxastikon für die Aposticha im Orthros und die Stichera in der Vesper gesungen
wird. Es scheint da einige Verwirrung über die Identität dieser Frau zu geben.
Die Erzählungen der Evangelien von Matthäus, Markus und Johannes (Mt 26,6-16; Mk
14,3-11; Joh 12,1-8) reden von einer Maria, die die Schwester des Lazarus ist.
Lukas aber bezieht sich auf eine ähnliche Salbung durch eine Sünderin, die zu
einer anderen Gelegenheit vor Seinem Leiden (Lk 7,36-50) geschah. Es scheint,
dass der Gegensatz zwischen der reuigen Sünderin und dem störrischen Eiferer
Judas der Lehrabsicht der Kirche mehr dient, und darum gedenkt die Tradition
dieser Salbung an diesem Tag. Das Thema der Salbung des Leibes Christi findet
sich auch in der Feier des Sakraments der Heiligen Ölung, die an diesem Tag nach
dem Apodeipnon (Komplet) für die seelische und leibliche Gesundung der Gläubigen
stattfindet.
Der Große Donnerstag
ist reich an festlichen Themen, denn er gedenkt gleich vier
Geschehnissen, die sich ursprünglich alle am Abend dieses Tages ereigneten.
1. Die Fußwaschung, d.h. der Herr wusch die Füße Seiner Jünger,
2. das Letzte Abendmahl, d.h. die Einsetzung des Sakraments der Heiligen
Eucharistie durch den Herrn,
3. das Gebet auf dem Ölberg, das der Herr in Todesangst vor Seiner Gefangennahme
in Gethsemane betete, und
4. der Verrat des Judas (nicht sein Handel mit den Hohenpriestern, sondern
die Ausführung seines Verrats).
In den ersten Jahrhunderten wurde die Göttlichen Liturgie an
diesem Tag nach einem gewöhnlichen Abendessen in Erinnerung an das „Letzte
Abendmahl im Raum im Obergeschoß“ gefeiert. Dieser Brauch wurde schließlich
durch das Trullanum (ökum. Konzil von Konstantinopel im Jahre 692) durch den
Kanon 29 verboten.
An diesem Tag wusch auch der byzantinische Kaiser in einer besonderen Zeremonie
die Füße von zwölf armen Leuten im Gedenken an die Fußwaschung der Jünger durch
den Herrn. Dieser Brauch ist noch in Patmos und Jerusalem und anderen Klöstern
erhalten geblieben, wenn der Abt die Füße seiner Mönchsbrüder wäscht.
Schließlich wurde es in Konstantinopel üblich und wird bis heute
in allen autokephalen Kirchen praktiziert, dass an diesem Tag von Zeit zu Zeit
die besondere Zeremonie der Weihe des Heiligen Myron gefeiert wird, das im
Sakrament des Chrisma (Taufe, Firmung) gebraucht wird.
Am
Abend des Großen Donnerstags wird nach der liturgischen Praxis
der Orthros des Großen Freitags gesungen. Bei dieser Gelegenheit
werden die „Zwölf Evangelien“ (Τα
δόδεκα
ἐυαγγέλια) feierlich
vorgetragen, die die Geschehnisseaus dem irdischen Leben unseres Herrn
vom Ende des Abendmahls bis zum Zeitpunkt des Begräbnisses und der
Versiegelung des Grabes wiedergeben.
Nach dem fünften Evangelium verkündet der Priester die Kreuzigung, indem er die
Verse „Heute hängt am Kreuz ...“ intoniert und eine Prozession mit dem Kreuz vom
Altar zur Mitte des Kirchenschiffs führt.
Der Priester stellt das Kreuz vor die Schönen Türen und die Gläubigen kommen und
verehren es.
Der Große Freitag
ist ohne Frage der heiligste und verehrungswürdigste Tag der
Großen und Heiligen Woche, denn er gedenkt des erlösenden Leidens unseres Herrn
und Retters Jesus Christus. Am Morgen des Großen Freitags werden die Großen
Stunden gesungen, wo Lesungen aus den messianischen Psalmen, den Propheten, den
Apostelbriefen und den Evangelien vorgetragen werden, wie auch Perikopen eines
jeden Evangelisten, welche sich auf die Passion des Herrn beziehen. Durch diese
Lesungen und die Hymnen dazwischen wird das ganze Erlösungswerk des Herrn beredt
vergegenwärtigt und die Christen angeregt über die tiefe Bedeutung nachzudenken.
In der Vesper, die sofort nach den ‚Großen Stunden’, etwa zur
Mittagszeit, gesungen wird, überlebt noch ein anderer Brauch. Es die Darstellung
der feierlichen Abnahme des Leibes des Herrn vom Kreuz durch den Hl. Josef von
Arimathea. Die Kreuzabnahme findet statt kurz vor dem Ende der Lesung aus dem
Evangelium für die Vesper. Der Priester nimmt die Darstellung des Leibes Christi
vom Kreuz ab, wickelt sie in weißes Tuch und trägt sie in den Altarraum, wo er
sie auf den Altar legt. Am Schluss der Vesper wird eine mit Goldfäden
ausgeführte Stickerei, die den toten Leib des Herrn darstellt, genannt
Epitaphios, in feierlicher Prozession durch den Priester aus dem Altarraum in
die Mitte der Kirche getragen und auf einen Traghimmel gelegt, der das Heilige
Grab darstellt und mit Blumen geschmückt ist.
Dies erinnert an das Begräbnis des Leibes Christi, das für die Sünden der Welt
stattgefunden hat. Dadurch werden die Christen an die Tatsache erinnert, dass
sie mit Christus begraben wurden, dass sie aber auch mit Ihm auferstehen können
zum ewigen Leben in Herrlichkeit.
Am Abend wird der Orthros gesungen, der des Begräbnisses des
Leibes des Herrn gedenkt. Mitten in ihm erklingen die „Klagelieder“, die
vielleicht bekanntesten und rührendsten Gesänge der Orthodoxie, die vor dem
Heiligen Grab gesungen werden. Später, während die letzten Verse der Großen
Doxologie ertönen, zieht in feierlicher Prozession alles Volk hinter dem
Epitaphios um die Kirche. Schon in diesem Gottesdienst beginnt die Freude der
Auferstehung durchzuschimmern, da die vielen Hymnen des Großen Samstags
Auferstehungscharakter besitzen. Das ist besonders der Fall in der prophetischen
Lesung am Ende des Gottesdienstes, die vom Geschenk der Auferstehung spricht (Ez
37,1-14).
Der Große Samstag gedenkt sowohl des Begräbnisses des
Leibes Christi als auch Seines Abstiegs in den Hades, wobei der Tod zerstört
wurde (die Erste Auferstehung). Die Feier von Vesper und Liturgie Baseilios’ des
Großen am Morgen des Großen Samstags ist geprägt von der freudigen Feierlichkeit
der Auferstehung. Der Psalm 81,8 „Steh auf, Gott, richte die Erde! Denn Du
erbst aus allen Völkern“ ertönt als ein Ruf der Auferstehung in dieser
Feier, wenn die Priester dabei als Siegeszeichen Lorbeerblätter im Kirchenschiff
über die Gläubigen werfen.
So
endet die Große Woche und die Feier des Kreuzespas’cha
(Πάσχα
Σταυρόσιμον),
damit das Auferstehungspas’cha (Πάσχα
Aναστάσιμον) beginnen kann.
Das Kreuzespas’cha und das Auferstehungspas’cha sind nicht zwei, sondern eines,
als das eine nicht ohne das andere bestehen kann. Beide zusammen bilden das
christliche Pas’cha, da der Herr gekreuzigt wurde für die Sünden der Welt und
wieder auferstand für die Rechtfertigung der Menschheit.
www.saintjohnthebaptist.org/articles/Pascha2004/htm
Übersetzung: G. Wolf
Wir laden ein auf die Web-Seite eines evangelischen Religionspädagogen,
der alles weitere auf seiner Web-Seite hervorragend rezipiert hat:
Vorbereitung auf das Ostermysterium
HEILIGER und HOHER DONNERSTAG
Als die gotterfuellten Juenger
durch die Waschung beim Mahle erleuchtet wurden,
ward Judas durch die Krankheit der Geldgier verfinstert,
und ueberlieferte Dich,
den gerechten Richter an die gesetzlosen Richter.
Siehe, diesen Freund des Geldes,
der um des Geldes willen dem Strick verfiel !
Fliehe die Unersaettlichkeit bis in die Seele,
die solche Dreistigkeit gegen den Meister sich erlaubt.
Allguetiger Herr,
Ehre sei Dir ! |
|
|
Der
Hohe Donnerstag fuehrt uns in einer Folge zum Hohen Freitag, von der
Heiligen Fusswaschung zum Heiligen Mahl der Mysterien des Herrn und
letztlich zum Gebet in Gethsemane und zum Verrat durch Judas und die
Ueberlieferung.
In der Nachtwache bis zum fruehen Freitagmorgen werden die 12 Leidensevangelien gelesen.
L E S U N G E N:
- Morgengottesdienst -
Lk 22: 1-39
- 1. Stunde -
Jer 11: 18, 12: 5, 9-11, 14-15
- Abendgottesdienst -
Ex 19: 10-19
Hiob 38: 1-23, 42: 1-5
Jes 50: 4-11
- Liturgie unseres Hl. Vaters BASILIUS -
I. Kor 11: 23-32
Mt 26: 1-20, Joh 13: 3-17
Mt 26: 21-39, Lk 22: 43-45
Mt 26: 40 - 27: 2
Als Teilnehmer am Mahl Deines Mysteriums,
Sohn Gottes, nimm heute mich auf.
Deinen Feinden will ich das Mysterium nicht verraten,
noch Dir einen Kuss geben wie Judas.
Vielmehr will ich mit dem Raeuber bekennen:
" Gedenke meiner, o Herr, in Deinem Reiche !"
+++
Das Brot in den Haenden
streckte der Verraeter diese heimlich aus
und empfing den Lohn fuer den Verrat des Bildners,
der mit liebenden Haenden den Menschen gemacht.
Und unverbesserlich blieb Judas,
der Sklave des Geldes und betruegerische Moerder.
+++
In Ehrfurcht lasset uns alle
dem Tisch der heiligen Mysterien uns nahen,
mit reinen Seelen das Brot zu empfangen,
und zu bleiben beim Meister.
Damit wir schauen
wie Er Selbst die Fuesse waescht seinen Juengern,
und handeln nach dem, was wir gesehen.
Auf dass auch wir uns gegenseitig unterordnen
und einander die Fuesse waschen.
Denn so hat es Christus befohlen Seinen Juengern.
Aber nicht hoerte darauf Judas,
der Sklave des Geldes und betruegerische Moerder !
+++
Wegen der Auferweckung des Lazarus, o Herr, riefen Dir die Kinder der Hebraeer das "Hosanna" zu,
Menschenliebender !
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Bei Deinem Abendmahle, Christus Gott, sagtest Du deinen Juengern voraus:
Einer von euch wird Mich verraten. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Als Johannes fragte: O Herr, wer ist es, der Dich verraet ?
Da hast Du diesen durch das Brot zu erkennen gegeben. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Fuer dreissig Silberlinge, o Herr,
und nach einem arglistigen Kuss suchte Dein Volk Dich zu toeten. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Bei der Fusswaschung, Christus, Gott,
gebotest Du Deinen Juengern: Tut so, wie ihr es sehet. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Wachet und betet,
auf dass ihr nicht in Versuchung fallet,
so sprachst Du, Christus, Gott, zu Deinen Juengern. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
+++
Judas, der Gesetzlose, o Herr,
der beim Mahl die Hand mit Dir in die Schuessel tauchte,
streckte frevelhaft die Haende aus, Geld zu empfangen,
und der den Preis des Myron einschaetzte,
schreckte nicht davor zurueck,
Dich, den Unschaetzbaren, zu verkaufen.
Der die Fuesse entbloesste, dass der Herr sie ihm wasche,
kuesste den Gebieter betruegerisch,
um ihn zu verraten an die Gesetzlosen.
Der dem Chor der Apostel zugezaehlt war
und die dreissig Silberlinge zaehlte.
Er sah Deine Auferstehung nicht.
Durch diese erbarme Dich unser !
+++
Judas war wirklich ein Nachfahre von denen,
die das Manna in der Wueste assen
und doch murrten gegen ihren Ernaehrer.
Als noch die Speise in ihrem Munde war,
verleumdeten die Undankbaren ihren Gott.
Judas, dieser Gottlose aber, das himmlische Brot im Munde,
setzte gegen den Erloeser den Verrat ins Werk.
O der unersaettlichen Begierde,
O der unmenschlichen Dreistigkeit !
Den Ernaehrer bringt er ins Verderben.
Der, den der Herr liebt,
uebergiebt Ihn dem Tod.
Wahrhaft der Nachfahre jener Gesetzlosen war er.
Mit diesen erhielt er als Los das Verderben.
" Du aber, Herr,
erloese unsere Seelen von solcher Unmenschlichkeit,
Du an Langmut ganz Unvergleichlicher !"
+++
Es versammelt sich schon der Hohe Rat,
den Bildner und Schoepfer des Alls
an Pilatus zu ueberliefern.
O die Gesetzlosen ! O die Glaubenslosen !
Sie wollen vor Gericht bringen den,
der kommt, zu richten die Lebendigen und die Toten.
Sie bereiten zum Leiden den,
der die Leiden heilt.
Langmuetiger Herr, gross ist Dein Erbarmen,
Ehre Dir !
+++
Das von Jesaja verkuendete Lamm
begab sich freiwillig zur Schlachtbank.
Er bot dar den Ruecken den Geisselhieben
die Schultern den Wunden.
Sein Antlitz wandte Er nicht ab
vor der Schande des Bespeiens.
Zum schimpflichen Tod wird Er verurteilt.
Alles nimmt der Suendlose willig auf Sich,
um allen zu schenken die Auferstehung von den Toten.
HEILIGER und HOHER FREITAG
Heute haengt am Kreuz,
der die Erde in Wassern haengen laesst.
Mit einem Kranz aus Dornen wird umwunden
der Koenig der Engel.
Zum Spott wird mit Purpur umhuellt,
der die Himmel umkleidet mit Wolken.
Schlaege erhaelt,
der im Jordan den Adam befreite.
Mit Naegeln wird angeheftet
der Braeutigam der Kirche.
Mit einer Lanze wird durchbohrt
der Sohn der Jungfrau.
Wir verehren Deine Leiden, o Christus.
Wir verehren Deine Leiden, o Christus.
Wir verehren Deine Leiden, o Christus.
Zeige uns auch Deine herrliche Auferstehung !
Heiser: Die Gottesmutter unter dem Kreuz
Der
Hohe Freitag wird in der Orthodoxie ohne Liturgie begangen. Schon am
Donnerstag beginnt der Vorabend mit den 12 Leidensevangelium zur
Nachtwache. Feierliches, oeffentliches Stundengebet
(Königsstunden) und Gebetsgottesdienste mit Psalmengesang,
Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament wie Seligpreisungen fuehren
bis zu den Vorbereitungsgebetsgottesdienst vor der Auferstehungsfeier
in der Pas´cha-Nacht vom Hohen Samstag zum Ostertag.
Zu unserem Heil weist uns die Orthodoxie auch durch den schraegen
Balken des orthodoxen Kreuzes auf die Barmherzigkeit Gottes hin, der
auch einem Raeuber noch die Reue in letzter Stunde heilsbringend
belohnt. Immerhin wissen wir aus Seinem goettlichen Munde ganz sicher,
dass ein Raeuber mit Ihm in Seinem Reiche ist.
Die Verehrung des Heiligen Kreuzes geschieht im selben Dienst wie die
Leidensevangelien, bei der Vesper findet die feierliche Grablegung in
der Mitte des Kirchenschiffes statt.
Wir erleben die Gegenwaertigsetzung des Geschehens des Heiligen und
Hohen Ruesttags, des heiligen und heilbringenden und entsetzlichen
Leidens unseres Herrn und Gottes und Erloesers Jesus Christus, das Er
um unseretwillen freiwillig auf Sich nahm: das Anspeien, die
Stockschlaege, die Misshandlungen, die Beleidigungen, den Spott, den
Purpurmantel, das Rohr, den Schwamm, den Essig, die Naegel, den Speer
und vor allem das Kreuz und den Tod.
Das alles geschah am Ruesttag, aber auch die Zusage des Heils am Kreuz
an den einsichtigen Raeuber, der mit Ihm gekreuzigt wurde.
(Synaxarion)
In Deiner unfassbaren und unermesslichen Barmherzigkeit, Christus unser Gott, erloese uns. Amin.
L E S U N G E N:
in der Nachtwache am Vorabend:
- 12 Leidensevangelien -
Joh 13:31 - 18:1
Joh 18: 1 - 28
Mt 26: 57 - 75
Joh 18:28 - 19:16
Mt 27: 3 - 32
Mk 15: 16 - 32
Mt 27: 33 - 54
Lk 23: 32 - 49
Joh 19: 25 - 37
Mk 15: 43 - 47
Joh 19: 38 - 42
Mt 27: 62 - 66
- 1. Stunde -
Zach 11: 10-13
Gal 6: 14-18
Mt 27: 1-56
- 3. Stunde -
Jes 50: 4-11
Roem 5: 6-11
Mk 15: 16-41
- 6. Stunde -
Jes 52:13 - 54:1
Hebr 2: 11-18
Lk 23: 32-49
- 9. Stunde -
Jer 11: 18-23; 12: 1-5, 9-11, 14-15
Hebr 10: 19-31
Joh 18:28 - 19:37
- Abendgottesdienst -
Ex 33: 11-23
Hiob 42: 12-16
Jes 52:13 - 54:1
1 Kor 1:18 - 2:2
Mt 27: 1 - 38
Lk 23: 39 - 43
Mt 27: 39 - 54
Joh 19: 31 - 37
Mt 27: 55 - 61
Den Gesetzlosen, die Dich gefangen nahmen,
riefst Du geduldig also zu, Herr:
Wenn ihr auch den Hirten geschlagen und die 12 Schafe, Meine Juenger zerstreut habt,
so koennte Ich mehr als 12 legionen Engel herbeifuehren;
aber ich bin langmuetig,
damit das Verborgene und das Geheime erfuellt werden,
das ich euch durch Meine Propheten offenbart habe.
Herr, Ehre sei Dir !
+++
Heute hat Sein Volk den Herrn ans Kreuz geschlagen,
Ihn, Der das Meer mit dem Stabe geteilt und sie durch die Wueste gefuehrt hatte.
Heute haben sie mit der Lanze durchbohrt die Seite Dessen, Der ihretwegen Aegypten mit Plagen gegeisselt hat;
Galle haben sie zum Trank Dem gegeben, Der ihnen das Manna zur Nahrung regnen liess.
+++
Dies spricht der Herr zu Seinem Volk:
Mein Volk, was habe Ich dir getan ?
Oder wodurch habe Ich dich gekraenkt ?
Deinen Blinden schenke Ich das Licht,
deine Aussaetzigen machte Ich rein.
Den Mann auf dem Bette habe ich aufgerichtet !
Mein Volk, was habe Ich dir getan ?
Und wie vergaltest du es Mir ?
Fuer das Manna gabst du Mir Galle,
fuer das Wasser in der Wueste - Essig am Kreuz;
anstatt Mich zu lieben, habt ihr Mich ans Kreuz genagelt.
Laenger ertrage Ich es nicht mehr:
Rufen will ich Meine Voelker,
und jene werden Mich preisen mit dem Vater und dem Geiste,
und Ich werde ihnen das ewige Leben schenken.
+++
Du hast, Herr, den Raeuber als Weggenossen genommen,
der blutbefleckte Haende hatte,
zu ihm geselle auch uns !
Denn Du bist der Guetige und der Menschenliebende.
+++
Ein kleines Wort hat der Raeuber am Kreuze gesprochen,
er fand seinen grossen Glauben:
in einem Augenblick ward er errettet,
und als erster oeffnete er des Paradieses Pforte und trat hinein.
Der Du seine Reue annahmst,
Herr, Ehre sei Dir !
+++
Durch einen Baum ward Adam aus dem Paradiese verbannt.
Durch den Kreuzesbaum ging der Raeuber in das Paradies.
Denn der eine - Adam - hat durch die Frucht des Apfelbaums gegen das Gebot des Schoepfers verstossen,
der andere - der Raeuber - wurde mitgekreuzigt und bekannte Dich als den verborgenen Gott.
Gedenke auch unser, o Gott, in Deinem Reiche.
+++
Du wurdest um meinetwillen gekreuzigt,
um mir die Vergebung quellen zu lassen.
Deine Seite wurde durchbohrt,
damit Du mir Stroeme des Lebens sprudeln laesst.
Mit Naegeln wurdest Du angeheftet,
damit ich durch die Tiefe Deiner Leiden auf die Groesse Deiner Macht vertraue
und zu Dir rufe:
Lebensspender, Christus,
Ehre sei Deinem Kreuze, o Erloeser, und Deinem Leiden.
+++
Du hast uns losgekauft vom Fluch des Gesetzes
durch Dein kostbares Blut.
An das Kreuz genagelt und von der Lanze durchbohrt,
liessest Du den Menschen die Unsterblichkeit hervorquellen.
Unser Erloeser, Ehre sei Dir !
+++
Als Du, Christus, gekreuzigt wurdest,
ward die Gewaltherrschaft des Todes zerstoert
und die Macht des Feindes ueberwunden.
Denn weder ein Engel noch ein Mensch,
sondern Du Selbst hast uns erloest,
Herr, Ehre sei Dir !
+++
Inmitten der Erde hast Du die Erloesung erwirkt,
Christus, Gott.
Auf das Kreuz hast Du Deine allreinen Haende ausgebreitet,
indem Du alle Voelker versammelst, die da rufen:
Ehre sei Dir !
Die Gottesmutter unter dem Kreuz
aus dem Buch von Heiser, Lothar, "Maria in der
Christus-Verkündigung des orthodoxen Kirchenjahres", Tyciak,
Julius † und Nyssen, Wilhelm † (Hsgb.)
Von
den vielen Aspekten des Kreuzesmysteriums, die in den liturgischen
Feiern am Karfreitag und Karsamstag von den Gemeinden singend meditiert
werden, sollen in den beiden folgenden Abschnitten nur zwei
Erwähnung finden: Das Stehen und Ausharren Marias unter dem Kreuz
und die Marienklage.
Der
Knoten des Ungehorsams der Eva fand seine Lösung durch den
Gehorsam Marias. Was nämlich die Jungfrau Eva durch ihren
Unglauben verworren hatte, das löste die Jungfrau Maria durch
ihren Glauben. . . . War jene Gott ungehorsam, so gehorchte diese
willig Gott, damit die Jungfrau Maria zur Fürsprecherin wurde
für die Jungfrau Eva. Und wie das Menschengeschlecht durch eine
Jungfrau in den Tod verstrickt worden ist, so wird es auch gerettet
durch eine Jungfrau. Gleichmäßig wie auf einer Waage wurde
der Ungehorsam der Jungfrau aufgewogen durch den Gehorsam der Jungfrau.
Ferner wurde ja die Sünde des Erstgeschaffenen durch die
Züchtigung des Erstgeborenen wiedergutgemacht und die List der
Schlange besiegt durch die Einfalt der Taube. Aber auch jene Fesseln
wurden gelöst, mit denen wir an den Tod verstrickt waren.
(Irenäus von Lyon, Widerlegung der Häresien, III, 22,4V,19,1)
In
ihrem Glauben und in ihrem Gehorsam assistiert Maria, die neue Eva, dem
neuen Adam, dem »Erstgeborenen der ganzen Schöpfung«
(Kol 1,15), wenn er diese in seiner Ganzhingabe erneuert. Als Eva, die
»Mutter des Lebens«, durch ihren Ungehorsam Adam, den
Erstgeschaffenen, zum Nein gegen Gott aufstachelte, verstrickten sie
ihre Kinder mit in den Tod der Gottferne. Wenn »der Erstgeborene
aus den Toten« (Kol 1,18) sich anschickt, die Macht des Todes
durch seinen Tod zu vernichten, steht die neue Eva in Glauben und
Gehorsam ihm zur Seite, und er bestellt sie zur Mutter der
Erlösten: »Frau, dies ist dein Sohn.... Dies ist deine Mutter« (Joh 19,26 f.).
Eva
hatte den Fall Adams und der Menschheit mitverschuldet; Gott will die
Erhebung der Menschheit durch den zweiten Adam nicht ohne deren
Mitwirkung verwirklichen. Maria ist die Repräsentantin der
Menschheit, die als »heiliger Same« aus dem verbliebenen
Stumpf (Jes 6,13) ihr Ja zu Gott in die Totalhingabe Jesu an den Vater
mit einfließen lässt. So wird sie die neue Mutter des Lebens
und die Mutter der Jüngerschaft, die in Johannes unter dem Kreuz
versammelt ist und das Kreuz aushält. (Die orthodoxe Kirche, die
die von Augustinus geprägte Erbsündenlehre nicht
übernommen hat, sieht in diesem Durchhalten das freie Mitwirken
des Geschöpfes an der Erlösungstat seines Schöpfers.) In
Maria steht die Jungfrau und Mutter Kirche unter dem Kreuz, und in
Johannes sind die Söhne und Töchter dieser Kirche
versinnbildet, als deren Bräutigam Christus sein Leben hingibt.
In
seiner Kreuzesstunde formt sich Christus die neue Eva, die Kirche. Wie
aus des ersten Adam Seite Eva gebildet wurde, so fließt aus der
geöffneten Seite Christi jene Kraft, die die alte Menschheit
reinigt in der Taufe und sie als erneuertes Volk Gottes nährt mit
der Eucharistie. Vom Kreuz herab verströmt sich das Leben Christi
aus seiner Herzenswunde auf das abgestorbene Leben der Menschheit und
erfüllt sie mit göttlichem und unzerstörbaren Leben. Den
Wein, den »der wahre Weinstock« (Joh 1,51) symbolhaft bei der Hochzeit zu Kana ausschenkte, wird hier »zum Wein des Heiles«, der in der Eucharistie stets aufs neue gereicht wird.
Die
Kirche selbst sendet ihre heiligste Vertreterin und ihr würdigstes
Glied unter das Kreuz Christi, damit sie sein Erbarmen für seine
sündigen Jünger, ihre Kinder, erflehe und die Gaben der
Erlösung, die er der Kirche aus seiner Seite zufließen
lässt, entgegennehme.
Da wir unserer vielen Sünden wegen keine Zuversicht haben,
so flehe du, Gottesgebärerin und Jungfrau, zu Dem, Der aus dir geboren wurde.
Denn viel erreicht die Fürbitte der Mutter bei dem Wohlwollen des Gebieters.
Verachte nicht der Sünder Flehen, Allverehrte,
da doch erbarmensreich und voller Macht zu retten Der ist,
Der es auf sich nahm, für uns zu leiden.
(Theotokion der 8. Antiphon am Karfreitagmorgen)
Deine lebenspendende Seite, die sprudelte wie die Quelle in Eden,
tränkt Deine Kirche, Christus,
wie ein geistiges Paradies
und verteilt sich wie in der Urzeit in die vier Evangelien,
die Welt zu bewässern
und die Schöpfung zu erfreuen
und die Heiden zu unterweisen,
dass sie Deine Königsherrschaft anerkennen.
Gekreuzigt wardst Du meinetwegen,
um mir die Vergebung zufließen zu lassen.
Durchbohrt wurdest Du an der Seite,
um mir Ströme des Lebens sprudeln zu lassen.
Mit Nägeln wurdest Du angeheftet,
damit ich bei der Tiefe Deiner Leiden der Höhe Deiner Macht vertraue und zu Dir schreie:
Lebensspender, Christus,
Ehre Deinem Kreuz und, Retter, Deinem Leiden!
Deine Mutter,
Christus,
die im Fleisch ohne Samen Dich gebar,
die Jungfrau in Wahrheit ist und auch nach der Geburt unversehrt blieb,
sie stellen wir als Fürsprecherin vor Dich hin,
Gebieter, Erbarmungsreicher,
der Verfehlungen Vergebung stets denen zu gewähren,
die zu Dir schreien:
Gedenke unser, Retter, in Deinem Reiche!
(Stichera zu den Seligpreisungen am Karfreitagmorgen)
Diese
in Hymnen vorgetragenen Gedanken haben auch den Schöpfer des
Kreuzigungsbildes inspiriert. Das Sterben Christi wird in seinem
kosmischen und ekklesiologischen Bezug gesehen. Die Kirche des Himmels
und der Erde hat sich in ihren Vertretern um ihren sterbenden Herrn
versammelt. In Entsetzen und Trauer vor dem Mysterium, dass der
Schöpfer der Welt von seinen Geschöpfen durch die Hinrichtung
am Kreuz vernichtet werden soll, verhüllen die Engel ihr
Angesicht. Ratlosigkeit hat den Jünger erfasst, der sein Haupt mit
der Hand stützt, aber in Treue unter dem Kreuz durchhält.
Fragend und wie in stummer Zwiesprache schaut Maria ins sterbende
Antlitz ihres Sohnes; aus seiner geöffneten Seite lässt er
ihr die beiden Ströme von Wasser und Blut entgegenquellen, damit
sie sie als Kirche in dem reinigenden und erneuernden Sakrament der
Taufe und im nährenden und erhaltenden Sakrament der Eucharistie
weiterfließen lasse an alle, für die er sich in seiner Liebe
verschenkt hat. »Es gibt keine größere Liebe als die, wenn einer sein Leben gibt für seine Freunde« (Joh 15,13).
Heiser,
Lothar, Maria in der Christus-Verkündigung des orthodoxen
Kirchenjahres, Tyciak, Julius † und Nyssen, Wilhelm †
(Hsgb.), Sophia, Quellen östlicher Theologie, Bd. 20, Trier 1981,
S. 271
hier aus St.Andreas Bote
HEILIGER und HOHER SAMSTAG
Als Du hinabkamst zum Tode,
Du unsterbliches Leben,
da hast Du den Hades getoetet
durch den Blitzstrahl der Gottheit.
Als Du aber auch die Verstorbenen
aus der Unterwelt auferweckt hast,
da haben alle Maechte der Himmlischen gerufen:
Lebensspender, Christus unser Gott,
Ehre Dir !
Der
Hohe Samstag beginnt wie alle Tage am Vorabend, Freitag abend. Waehrend
des Orthros werden die Gefuehle der Frauen am Grabe nachempfunden. Nach
den Laudespsalmen und der Kleinen Doxologie wird das Grabtuch mit der
eingestickten Darstellung des Leichnams des Herrn unter dem Gesang des
Trisagions in einer Prozession um die Kirche getragen und zurueck in
den Altarraum getragen. Hier wird es nach dreimaligem Umgang von den
Zelebranten auf den Heiligen Tisch gelegt, waehrend die Troparien des
Tages gesungen werden.
Die Vesper des Heiligen und Hohen Samstags wird mit der
Basilius-Liturgie verbunden. Christi Niedersteigen in den Hades und
Sein Sieg ueber den Tod werden vergegenwaertigt. In der Vesper werden
vor Apostellesung und Evangelium 15 alttestamentliche Lesungen
vorgetragen, waehrenddessen in alter Zeit die Taufen vollzogen wurden.
Danach wird die Auferstehungsnacht vorbereitet.
L E S U N G E N:
- Morgengottesdienst -
Jes 37: 1-14
I. Kor 5: 6-8
Gal 3: 13-14
Mt 27: 62-66
- Abendgottesdienst -
Gen 1: 1-13
Jes 60: 1-16
Ex 12: 1-11
Buch Jona 1:1 - 4:11
Josua 5: 10-15
Ex 13:20 - 15:19
Zefanja 3: 8-15
III Koen 17: 8-23
Jes 61:10 - 62:15
Gen 22: 1-18
Jes 61: 1-9
IV Koen 4: 8-37
Jes 63: 1-9, 64: 1-5
Jer 31: 31-34
Dan 3: 1-23 und das Lied der Heiligen Kinder
III Koen 17: 8-23
- Liturgie unseres Hl. Vaters Basilius -
Roem 6: 3-11
Mt 28: 1-20
Am Heiligen und Hohen Samstag feiern wir die Grabesruhe und das
Hinabsteigen in den Hades unseres Herrn und Gottes und Erloesers Jesus
Christus, durch den die Vergaenglichkeit unseres Menschengeschlechts
verwandelt worden ist in ewiges Leben.
Durch Dein unsagbares Hinabsteigen mit uns in den Hades, Christus unser Gott,
erloese uns.
Amin
(Synaxarion)
+++
Der den Abgrund verriegelt,
erscheint als Toter,
in Linnen mit Myrrhe gehuellt.
Wie ein Sterblicher wird der Unsterbliche ins Grab gelegt.
Die Frauen aber, die kamen, Ihn zu salben,
weinten bitterlich und riefen:
"Dies ist der Sabbat, der hochgesegnete,
an dem Christus vom Schlag erwacht
und auferstehen wird am dritten Tag !"
+++
Der Du die Enden der Erde zusammenhaeltst,
liessest Dich einschliessen ins enge Grab,
damit Du vom Fall in den Hades
die Menschen erloesest,
und uns schenkest ewiges Leben,
unsterblicher Gott.
+++
Heute ruft stoehnend der Hades:
"Besser wäre mir gewesen,
ich haette den von Maria Geborenen nicht aufgenommen.
Denn, da Er zu mir kam,
hat Er meine Macht gebrochen,
die ehernen Tore zertruemmert,
die Seelen, die ich einst besass,
hat Er als Gott auferweckt !"
Ehre, Herr, Deinem Kreuz und Deiner Auferstehung !
+++
Heute ruft stoehnend der Hades:
"Vernichtet ist meine Macht.
Ich empfing den Toten wie einen Sterblichen.
Aber ich vermag Ihn nicht gefangen zu halten.
Vielmehr verliere ich die,
ueber welche ich herrschte.
Ich hatte die Toten von der Urzeit her.
Doch siehe, dieser erweckt alle !"
Ehre, Herr, Deinem Kreuz und Deiner Auferstehung !
+++
Heute ruft stoehnend der Hades:
"Aufgezehrt ist meine Macht.
Der Hirte ward gekreuzigt und erweckte den Adam.
Ueber die ich herrschte, derer wurde ich beraubt.
Die ich verschlang in meiner Staerke,
habe ich ausgespien allesamt.
Leer gemacht hat die Graeber der Gekreuzigte.
Schwach geworden ist die Macht des Todes !"
Ehre, Herr, Deinem Kreuz und Deiner Auferstehung !
+++
Es schweige alles sterbliche Fleisch
und stehe mit Furcht und Zittern
und sinne auf nichts Irdisches,
denn der Koenig der Koenige
und der Herr der Herrscher
kommt als Opfer geschlachtet zu werden,
gegeben als Nahrung den Glaeubigen.
Ihm voran gehen die Choere der Engel
mit allen Maechten und Gewalten,
die vielaeugigen Cherubim,
die sechsfluegeligen Seraphim,
sie verhuellen ihr Angesicht
und rufen den Hymnus
Alleluja, alleluja, alleluja !
Der edle Joseph
nahm ab vom Kreuzesholz Deinen allreinen Leib,
huellte ihn in reines Linnen,
bedeckte ihn mit wohlriechenden Kraeutern
und legte ihn in ein neues Grab.
HEILIGER und HOHER HERRENTAG des PAS´CHA
der AUFERSTEHUNGSTAG
FEST der FESTE
CHRISTUS IST ERSTANDEN
VON DEN TOTEN,
HAT DEN TOD
DURCH DEN TOD ZERTRETEN
UND DENEN IN DEN GRAEBERN
DAS LEBEN GESCHENKT !
Osterbotschaft S.Hl. des Patriarchen ALEKSIJ II von Moskau und der ganzen Rus´
Metropolit MICHAEL (Staikos)
von
Austria: Christus ist erstanden: Ostersonntag
Metropolit
AUGOUSTINOS (Lambardakis)
von
Deutschland:
Osterpredikt
2004
Bischof
HILARION
von
Wien
und
Österreich:
Osterbotschaft 2004
Bischof
HILARION
von
Wien
und
Österreich:
Ostern
ist
immer
Philipp
Harnoncourt:
Auf
dem
Weg
zum
leeren
Grab
Martin Petzold: Zur Fülle der Freude in den Gottesdiensten der Ostertage
Predigt unseres Vaters unter den Heiligen
JOHANNES CHRYSOSTOMUS
zum heiligen und strahlenden, herrlichen und erlösenden Tag der Auferstehung Christi, unseres Gottes:
Wenn jemand fromm und gottliebend ist,
komme und erquicke er sich an dieser schoenen und glaenzenden Feier.
Wenn jemand ein wohlgesinnter Anhaenger ist,
gehe er froehlich ein in die Freude seines Herrn.
Wenn jemand sich beim Fasten abgemueht hat,
empfange er jetzt nach seinem Verdienst.
Wenn jemand von der ersten Stunde an gearbeitet hat,
empfange er heute seinen gerechten Lohn.
Wenn jemand nach der dritten Stunde gekommen ist,
feiere er dankend.
Wenn jemand zur sechsten Stunde angelangt ist,
so zweifle er nicht,
denn er wird nichts missen.
Wenn jemand bis in die neunte Stunde saeumte,
trete er unverzagt hinzu, ohne sich zu fuerchten.
Wenn jemand erst zur elften Stunde eingelangt ist,
fuerchte er sich nicht ob seiner Saumseligkeit.
Denn der Gebieter ist freigebig
und nimmt den Letzten auf wie den Ersten.
Er erquickt den, der um die elfte Stunde gekommen ist,
ebenso wie den, der von der ersten Tagesstunde an gearbeitet hat.
Zum spaeter Kommenden ist Er gnaedig
und freundlich zu dem Ersten.
Jenem schenkt Er
und diesen belohnt Er.
Die Werke nimmt Er an
und die Absicht lobt Er.
Die Tat ehrt Er
und der Entschluss ist Ihm willkommen.
Gehet also in die Freude unseres Herrn ein, ihr Alle.
Die Ersten und die Letzten:
empfanget den Lohn.
Die Reichen und die Armen,
freut euch miteinander.
Ausdauernde und Nachlaessige,
ehret den Tag.
Die ihr gefastet und die ihr nicht gefastet habt;
freuet euch heute.
Der Tisch ist beladen, geniesset alle.
Das Kalb ist gemaestet, niemand gehe hungrig hinaus.
Alle geniesset vom Gastmahl des Glaubens.
Alle geniesset vom Reichtum der Guete.
Niemand beklage Armut, denn erschienen ist das gemeinsame Reich.
Niemand betrauere die Uebertretungen, denn die Vergebung ist aus dem Grabe aufgestrahlt.
Niemand fuerchte den Tod, denn des Erloesers Tod hat uns befreit.
Vernichtet hat den Tod, Der von ihm umfangen ward.
Die Beute hat dem Hades abgenommen, Der zu ihm herabkam.
Er liess Bitterkeit erfahren ihn, der gekostet hat von Seinem Fleische.
Diese vorausschauend rief Isaja aus:
"Der Hades, ´spricht er,´ war voll Bitterkeit, als er Dir unten begegnete´."
Er war voll Bitterkeit, denn er war verhoehnt;
er ward voll Bitterkeit, denn er ward hinweggerafft;
er war voll Bitterkeit, denn er wurde gefesselt.
Er nahm den Leib und geriet an Gott.
Er nahm die Erde und traf auf den Himmel.
Er nahm, was er sah, und fiel durch das, was er nicht sah.
Tod, wo ist dein Stachel ?
Hades, wo ist dein Sieg ?
Auferstanden ist Christus und du bist gestuerzt.
Auferstanden ist Christus und gefallen sind die Daemonen.
Auferstanden ist Christus und die Engel freuen sich.
Auferstanden ist Christus und das Leben triumphiert.
Auferstanden ist Christus und kein Toter im Grabe.
Denn Christus ist von den Toten auferstanden,
der Erstling der Entschlafenen geworden.
Ihm sei die Ehre und die Macht in alle Ewigkeit.
Amin.
Pas´cha heisst Uebergang vom Tod zum Leben, von der Finsternis zum Licht.
Dieser Uebergang geschieht mit der Auferstehung des Herrn und Erloesers
fuer alle, die an Ihn glauben und durch die Taufe mit Ihm ein Leib
sind.
Nach dem Ruf "CHRISTUS ist AUFERSTANDEN !" des Priesters und der
Verbreitung des Auferstehungslichtes vom Altar an alle Glaeubigen
beginnt der Jubelgesang, der dann die gesamte Liturgie ueber anhaelt:
Deine Auferstehung, Christus Erloeser,
besingen die Engel in den Himmeln;
wuerdige auch uns auf Erden,
reinen Herzens Dich zu loben.
ooo
Auferstehungstag !
Lasset uns Licht werden, Ihr Voelker !
Das Pas´cha, des Herrn Pas´cha !
Denn vom Tode zum Leben
und von der Erde zum Himmel
hat Christus, unser Gott, uns hindurchgefuehrt,
uns, die wir das Siegeslied singen:
Christus erstand von den Toten !
ooo
Lasset uns die Sinne reinigen
so werden wir Christus strahlen sehen
im unnahbaren Lichte der Auferstehung
und deutlich Ihn rufen hoeren:
"Freuet euch !",
wir, die wir das Siegeslied singen.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Die Himmel moegen sich freuen,
die Erde jubeln
und feiern die ganze Welt,
die sichtbare und die unsichtbare,
denn Christus ist erwacht.
Ewige Freude !
Christus erstand von den Toten !
ooo
CHRISTUS IST ERSTANDEN
VON DEN TOTEN,
HAT DEN TOD
DURCH DEN TOD ZERTRETEN
UND DENEN IN DEN GRAEBERN
DAS LEBEN GESCHENKT !
ooo
Lasset uns trinken den neuen Trank,
nicht aus unfruchtbarem Felsen
durch Zeichen hervorgebracht,
sondern aus der Unverweslichkeit Quelle,
da aus dem Grabe, aus dem wir kommen,
uns Christus Leben schenkt.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Nun ist alles mit Licht erfuellt,
Himmel und Erde und Totenwelt,
die ganze Schoepfung feiert Christi Erwachen,
in dem sie gegruendet ist.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Gestern ward ich begraben mit Dir, Christus;
heute bin ich auferweckt mit Dir, dem Auferstandenen.
Du selbst, Erloeser, verherrliche mich mit Dir
in Deinem Reiche.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Als die dem Morgen zuvorkommenden Gefaehrtinnen Marias
den Stein weggewaelzt fanden vom Grabe,
hoerten sie vom Engel:
"Den, der in immerwaehrendem Lichte ist,
was suchet ihr Ihn bei den Toten wie einen Menschen ?
Blicket auf die Grablinnen,
eilet, verkuendet der Welt,
dass auferstanden ist der Herr,
nachdem Er den Tod getoetet.
Denn Er ist der Sohn Gottes,
der Erloeser des Menschengeschlechtes."
ooo
Wie ein einjaehriges Lamm,
das willig den Opferkranz traegt, Christus,
ist Er fuer alle geopfert worden,
das reinigende Pas´cha;
es leuchtet aus dem Grab uns hervor,
die Sonne der Gerechtigkeit.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Du fuhrest hinunter
in die Tiefen der Erde, Christus,
und zerbrachest die ewigen Riegel
und der Gefesselten Ketten;
und nach drei Tagen,
wie Jonas aus dem Fische,
erstandest Du aus dem Grabe.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Mein Erloeser,
Du lebendiges und nicht im Tode verbliebenes Opfer,
als Gott hast Du Dich Selbst dem Vater dargebracht
und mit auferweckt Adam, den Urahnen aller,
Du Auferstandener aus dem Grabe !
Christus erstand von den Toten !
ooo
Des Todes Toetung,
des Hades Vernichtung,
den Anfang des neuen,
des ewigen Lebens begehen wir festlich.
Im Tanze besingen wir den Urheber in Hymnen,
der allein ist gesegnet,
der Gott der Vaeter, und hochverherrlicht.
Christus erstand von den Toten !
ooo
In Wahrheit heilig
und allgefeiert
ist diese heilbringende, lichtglaenzende Nacht.
Sie ist Vorbote des hellstrahlenden Tages der Auferstehung,
in der das urewige Licht
leiblich hervorleuchtet aus dem Grabe allen.
Christus erstand von den Toten !
ooo
O grosses, o heiligstes Pas´cha, Christus,
o Weisheit und Wort Gottes und Kraft !
gib, dass wir wahrer noch teilhaben an Dir
am abendlosen Tage Deines Reiches !
ooo
ooo
ooo
Das Freudenpas´cha,
das Pas´cha des Herrn, das Pas´cha,
das hochhehre Pas´cha
ist aufgegangen, das Pas´cha !
Umarmen wir einander in Freude !
O Pas´cha, Du Erloeser von Trauer !
Aus dem Grabe strahlt heute hervor
wie aus einem Brautgemach
Christus, der die Frauen erfuellte mit Freude,
indem Er sprach:
"Bringet Kunde den Aposteln !"
ooo
AUFERSTEHUNGSTAG !
Lasset uns Licht werden an diesem Feste,
lasset uns einander umarmen,
lasset uns "Brueder!" sagen auch denen, die uns hassen,
lasset uns alles vergeben ob der Auferstehung und rufen:
ooo
CHRISTUS IST ERSTANDEN
VON DEN TOTEN,
HAT DEN TOD
DURCH DEN TOD ZERTRETEN
UND DENEN IN DEN GRAEBERN
DAS LEBEN GESCHENKT !
Christus ist erstanden: Ostersonntag
aus dem Buch "Auferstehung - von erlebter orthodoxer Spiritualität"
von
Metropolit MICHAEL (Staikos), Metropolit von Austria, Wien
Die
Kirche jubelt. Und die Osterikone verdeutlicht das wohl tiefste aller
Glaubensgeheimnisse. In ihrer Grundform bleibt sie immer gleich: Adam
wird aus der Unterwelt geholt. Christus ergreift seine Hand, in manchen
Darstellungen auch die von Eva, er hält sie und lässt den
– oder die – Gefallenen mit auferstehen.
Hände
halten einander. Vielleicht ruft gerade diese Ikone im Westen kein
Fremdgefühl hervor, vielleicht ist sie deshalb so beliebt, weil
sie thematisch an Michelangelos Deckengemälde in der Sixtinischen
Kapelle erinnert, dessen Zentrum ja die Berührung der
schöpferischen Hand Gottes mit der Hand des Menschen ist. Oder,
weil die katholischen Christen zu Ostern dem Erstandenen dieses Lied
singen: „Der Sieger führt die Scharen, die lang gefangen
waren, in seines Vaters Reich empor, das Adam sich und uns
verlor...“
Der
spirituelle Gehalt dieser Ikone ist ein sehr pragmatischer, wenn auch
kein rationalistischer, wie wir ihn auf westlichen
Auferstehungs-Darstellungen finden. Westliche Bilder zeigen fast immer
diese Szene: Das Grab öffnet sich, die Soldaten erschrecken,
Christus ersteht mit einer Fahne in der Hand ... Die Orthodoxe Kirche
wurde, besonders im 19. Jahrhundert, von derlei Bildern sehr irritiert,
weil sie Versuche sind, das Unverständliche zu verstehen, das
Unerklärliche erklären zu wollen. Sobald wir aber das
Unverständliche verstehen und das Unerklärliche erklären
können, brauchen wir kein Mysterium. Denn dieses beginnt ja genau
dort, wo der menschliche Verstand aufhört und die Augen, die
Ohren, die Sinne der Seele und des Geistes anfangen. Ein
größeres Mysterium als die Auferstehung Christi gibt es
nicht. Dieses Mysterium ist die Grundlage aller Geheimnisse der Kirche.
Im
Gegensatz zu den westlichen Darstellungen ist das orthodoxe
Auferstehungsbild ein erlösendes, und die Osterikone trägt
den Namen „Das Hinabsteigen Christi in die Unterwelt“.
„Du
stiegst bis in die tiefste Erde hinab und zerbrachst die ewigen Riegel,
die festhielten die Gequälten, Christus, und nach drei Tagen, wie
Jonas aus dem Ungeheuer, stiegst du herauf aus dem Grab.“
Das
Fest der Feste bedeutet in der Orthodoxie praktisch die Erfüllung
des Planes Gottes, sein Geschöpf nicht zu behandeln wie eine Uhr,
die irgendwann aufgezogen und danach ihrem Schicksal überlassen
bleibt, sondern die fortwährend gewartet wird. Einen
Schöpfer, der sein Geschöpf alleinzulassen gedenkt, kennen
wir nicht, dafür aber einen, der sein Geschöpf ununterbrochen
begleitet, ohne die von ihm geschenkte Freiheit beeinträchtigen zu
wollen. In diesem Sinne ist der Höhepunkt aller Feiertage des
Jahres auf den Ostersonntag konzentriert, während alle
übrigen – Weihnachten, die Taufe Christi usw. – den
Weg dorthin bilden. Den Weg zur Erlösung, zur Auferstehung.
Selbst der Karfreitag ist eine Station dorthin. Deshalb endet auch der Passionshymnus „Heute hängt am Holz ...“ mit dem Vers: „Wir beten deine Passion an, zeige uns aber auch deine glorreiche Auferstehung“,
das heißt: „Wir beten dein Kreuz an, und wir verherrlichen
deine Auferstehung.“ Sie ist das Ziel der Ziele, jedem
erreichbar, nichts und niemanden ausschließend.
Genau
das bringt die Auferstehungsikone zum Ausdruck: Die Tore zum Hades
zerschlägt Christus, er steigt herab in den Hades, um Adam und
Eva, stellvertretend für alle Männer und Frauen (oder nur
Adam, stellvertretend für das gesamte Menschengeschlecht)
herauszuholen zur Auferstehung. Zusammen mit allen Gerechten, mit allen
Heiligen, mit allen Menschen, die gerettet werden müssen. Mit
allen Nachkommen von Adam und Eva, ob heilig oder nicht, das ganze
Menschengeschlecht.
Es
gibt einen Brauch, der das Geschehen symbolisch innerhalb der Liturgie
zum Ausdruck bringen soll. Er entstammt dem zypriotischen Brauchtum,
ist aber auch in anderen griechischen Gegenden lebendig und wurde von
den Zyprioten auch in Wien eingeführt: Am Morgen des Karsamstag,
beim ersten Auferstehungsgottesdienst, wird gesungen: „Erheb dich, Gott, und richte die Erde! Denn alle Völker werden dein Erbteil sein“
(Ps 82,8).Und während der Priester mit der Auferstehungsikone aus
dem dunklen Altarraum tritt, während erstmals die Glocken
läuten und Lorbeerblätter als Zeichen des Sieges gestreut
werden, fangen die Gläubigen an, mit verschiedenen
Gegenständen Lärm zu schlagen. Kinder, Alte, Jugendliche, sie
alle klopfen auf die Stühle, schlagen metallene Gegenstände
aneinander, hantieren mit allem, was klirrt und klappert, bis ein
unvorstellbarer Lärm die Kirche erfüllt. Gemeint ist jener
Lärm, der entsteht, wenn Christus die Tore zum Hades
zerschlägt. (Man sieht auch auf der Ikone die beiden Tore
kreuzförmig übereinanderliegen.)
Diese
Szene, in welcher der Priester singt, die Glocken läuten und das
Volk Lärm aller Art erzeugt, war hierorts unbekannt, hat sich aber
so stark etabliert, daß dieser Morgengottesdienst heute zu den
beliebtesten des Jahres gehört. Die Kirche ist voll, man hat sich
diesen Brauch unterdessen allgemein angeeignet.
Das
beweist folgendes. Wenn man die offizielle Lehre der Kirche, die sich
selbstverständlich nicht modifizieren lässt im Hinblick auf
die Verstehensmöglichkeiten der Gläubigen, auf eine
menschliche Art und Weise unterstützt, wenn man zulässt,
diese Lehre auf menschliche Art und Weise auszudrücken, dann
bleibt genügend „Verstehensraum“ für die
Gläubigen.
Lärm
und Feuer, dabei entsteht oft eine Stimmung, die man nicht rational
erfassen kann. Und die Kirche lässt ihr freien Lauf. Denn die
„Stimmung“ läuft ja auf Frömmigkeit hinaus, ohne
Frömmigkeit entstünde sie überhaupt nicht. Wenn der
Mensch durch strenge Liturgien, durch Ikonen, durch Mysterien immer nur
gezügelt wird, dann muss er irgendwann jenen freien Raum finden,
der nicht minder seine Religiosität zum Ausdruck bringt: Ostern
ist ein Fest, das offen gezeigte Freude geradezu herausfordert. Deshalb
singt die Kirche:
„Tag
der Auferstehung, an dem wir erglänzen und einander in Festfreude
umarmen. Sagen wir es, Brüder, auch denen, die uns hassen,
verzeihen wir allen der Auferstehung wegen, und lasst uns rufen: Christ
ist von den Toten erstanden, den Tod durch den Tod zertretend und denen
in den Gräbern das Leben schenkend.“
Und
der Kirchenvater, der heilige Johannes Chrysostomos (+ 14.9.407 in der
Verbannung), vermittelt die Freude der Kirche in seiner Katechetischen
Rede zum Ostersonntag, die zum festlichen Abschluss der Osterliturgie
gehört ...
Also
bezeugen Osterikone und Hymnen des Festes nicht nur die Rettung des
ganzen Menschengeschlechts. Sie unterstreichen auch den besonderen
Charakter der Gemeinschaft aller Gläubigen.
Metropolit Staikos, Auferstehung, von erlebter orthodoxer Spiritualität, Wien 2000, S. 108 ff.
hier aus St.Andreas Bote
Osterpredigt
S.E.
des
Metropoliten
Augoustinos
in
der
Ev.-Luth.
Matthäus
Kirche
in
München
im
Rahmen
der
gemeinsamen
Ostervesper
aller
Christen
der
ACK
am
Ostersonntag,
11.
April
2004
um
18.00
Uhr
Christos
anesti
-
alithos
anesti!
Christus
ist
erstanden
-
Er
ist
wahrhaftig
auferstanden!
So
grüßten
sich
die
frühen
Christen
zum
Fest
der
Auferstehung
Christi,
und
so
grüßen
sich
noch
heute
unsere
orthodoxen
Gläubigen
während
der
vierzig
Tage
zwischen
Ostern
und
dem
Fest
der
Himmelfahrt
Christi.
Wenn
ich
Ihnen
heute
am
Osterfest,
das
in
diesem
Jahr
alle
Christen
am
selben
Tag
feiern,
diesen
Gruß
zurufe,
so
soll
das
mehr
sein
als
eine
alte
ehrwürdige
Sitte,
–
es
ist
ein
Ruf
der
Glaubensfreude
und
der
zuversichtlichen
Hoffnung
für
die
Überwindung
des
Todes
auch
für
uns.
Heutzutage
rühmen
wir
uns
der
Tatsache,
dass
wir
–
mindestens
in
Deutschland
–
in
einer
pluralistischen
Gesellschaft
mit
interkulturellem
Austausch
leben.
Gewiss
ist
es
erfreulich,
dass
die
Zeiten
eines
kämpferischen
Gegeneinander
zwischen
Glaubensgemeinschaften
und
Religionen
überwunden
scheinen
und
dem
Bemühen
um
ein
friedvolles
Miteinander
zu
weichen.
Andererseits
habe
ich
oft
die
Befürchtung,
dass
Unterschiede,
die
nach
wie
vor
zwischen
uns
bestehen,
zu
schnell
übersehen
und
oberflächlich
übergangen
werden.
Toleranz
darf
ja
nicht
zur
Gleichmacherei
führen,
und
Kultur
hat
zwar
ursprünglich
etwas
mit
Kultus
zu
tun,
dennoch
ist
eine
religiöse
Wahrheit
etwas
anderes
und
mehr
als
Kultur
und
eine
interkulturelle
Gemeinschaft
noch
längst
nicht
die
wahre
Gemeinschaft
der
Gläubigen.
Und
deshalb
möchte
ich
es
am
heutigen
Ostersonntag
noch
einmal
und
ausdrücklich
sagen:
Christus
ist
auferstanden
von
den
Toten;
er
hat
den
Tod
durch
den
Tod
zertreten
und
denen
in
den
Gräbern
das
Leben
geschenkt!
Das
ist
der
Siegesruf
der
Christen!
Und
das
ist
es,
was
den
christlichen
Glauben
von
allen
anderen
Religionen
ganz
wesentlich
unterscheidet
und
zu
etwas
Besonderem
macht,
–
nämlich:
dass
Gott
in
Christus
Mensch
wurde,
dass
der
Gottessohn
sogar
den
Tod
auf
sich
nahm,
ihn
überwand
und
vom
Tode
auferstand
und
damit
die
Menschen
aus
Sünde
und
Grab
zu
Gott
emporzog
und
in
die
göttliche
Gemeinschaft
zurückbrachte.
Diese
Botschaft
sind
wir
einer
Welt
schuldig,
die
sich
nach
Erlösung
vom
Tode
und
nach
einem
Leben
in
Frieden
sehnt.
Ehe
wir
allerdings
diese
Botschaft
der
Welt
bringen
können,
muss
sie
in
unserem
eigenen
Leben
richtunggebend
sein
und
verwirklicht
werden.
Nur
so
werden
wir
zu
glaubhaften
Zeugen
des
Auferstandenen.
Dabei
kann
uns
das
Evangelium
helfen,
das
wir
eben
gehört
haben.
Es
führt
uns
mitten
in
das
Ostergeschehen
hinein,
wie
es
uns
im
Johannesevangelium
berichtet
wird.
Dort
bringt
Maria
von
Magdala
nach
dem
ersten
Erschrecken
über
das
leere
Grab
den
Aposteln
die
Nachricht,
dass
der
Leichnam
Jesu
weggebracht
worden
sei.
Petrus
und
Johannes
überzeugen
sich
selbst
davon,
dass
das
Grab
tatsächlich
leer
ist.
Sie
verstehen
noch
nicht,
was
das
zu
bedeuten
hat,
und
kehren
wieder
um.
Maria
aber
bleibt
weinend
am
Grabe
und
erlebt
dort
die
erste
Erscheinung
des
auferstandenen
Herrn.
Er
gibt
ihr
den
Auftrag:
“Gehe
hin
zu
meinen
Brüdern
und
sage
ihnen:
Ich
fahre
auf
zu
meinem
Vater
und
zu
eurem
Vater,
zu
meinem
Gott
und
zu
eurem
Gott”
(Joh 20,17).
Sollen
damit
die
Jünger
vorbereitet
werden
auf
die
Erscheinung
des
Auferstandenen
in
ihrem
Kreis?
Das
mag
sein.
Auf
jeden
Fall
sollen
sie
sich
an
das
erinnern
–
und
wir
mit
ihnen
–
,
was
Jesus
ihnen
vor
seinem
Leiden
sagte:
“Ich
bin
vom
Vater
ausgegangen
und
in
die
Welt
gekommen;
wiederum
verlasse
ich
die
Welt
und
gehe
zum
Vater”
(Joh
16,28),
und
an
anderer
Stelle:
“…ihr
werdet
traurig
sein,
aber
eure
Traurigkeit
soll
in
Freude
verkehrt
werden…ich
will
euch
wiedersehen
und
euer
Herz
soll
sich
freuen,
und
eure
Freude
soll
niemand
von
euch
nehmen”
(Joh 16,20.22).
Nun
ist
die
Stunde
des
Wiedersehens
und
der
Freude
da.
Der
Auferstandene
tritt
mit
dem
Friedensgruß
mitten
unter
die
Jünger.
Sie
sind
frei
von
Schrecken
und
Furcht.
Er
zeigt
ihnen
seine
Wunden
an
den
Händen
und
in
der
Seite,
und
sie
werden
froh,
dass
sie
den
Herrn
sehen!
Einst
hatte
Jesus
zum
Vater
gebetet:
“So
wie
du
mich
gesandt
hast
in
die
Welt,
so
sende
ich
auch
sie
in
die
Welt”
(Joh
17,18).
Jetzt
ist
mit
dem
Tag
der
Auferstehung
zugleich
der
Tag
der
Sendung
gekommen.
Der
Auferstandene
ist
der
Erhöhte,
der
den
Aposteln
zur
Erfüllung
ihres
Auftrages
den
lebendigen
Atem
des
göttlichen
Geistes
einhaucht.
Es
findet
ein
geistlicher
Schöpfungsakt
statt,
der
die
Jünger
zu
göttlichen
Zeugen
macht,
damit
“der
Welt
die
Augen
geöffnet
werden
über
die
Sünde,
über
die
Gerechtigkeit
und
das
Gericht”
(Joh
16,8).
Für
den
Evangelisten
sind
Ostern,
Himmelfahrt
und
Pfingsten,
–
sind
Auferstehung,
Erhöhung
und
Geistverleihung
untrennbar
miteinander
verbunden.
In
diesen
Höhen
des
Heilsgeschehens
gipfelt
die
Aussage
der
Evangeliumsbotschaft.
“Wer
mein
Wort
hört
und
glaubt
dem,
der
mich
gesandt
hat,
der
hat
das
ewige
Leben
und
kommt
nicht
in
das
Gericht,
sondern
ist
vom
Tode
zum
Leben
hindurchgedrungen”,
sagt
Jesus
Christus
(Joh
5,24).
Das
erfüllt
sich
im
Sendungsauftrag
des
Auferstandenen
an
die
Apostel.
Die
Geistverleihung
wirkt
eine
Vollmacht
zur
Sündenvergebung.
Und
wie
einst
beim
Wirken
Jesu
ist
der
vertrauende
Glaube
an
den
Gottessohn
Voraussetzung
für
die
Vergebung
der
Sünde.
Hier
setzt
sich
das
innerweltliche
Gericht
fort,
das
mit
der
Gestalt
Jesu
in
die
Welt
kam.
An
Jesus
Christus
scheiden
sich
die
Geister
und
das
um
so
mehr
und
ausdrücklicher,
nachdem
er
Sünde
und
Tod
überwunden
hat.
Vielleicht
ist
es
für
uns
ungewohnt,
die
Auferstehung
Jesu
Christi
so
eingefügt
zu
sehen
in
das
gesamte
Heilsgeschehen.
Und
zwar
in
ein
Heilsgeschehen,
an
dem
bereits
am
Ostertag
die
Apostel
beteiligt
werden
und
mitwirken
sollen,
damit
die
Welt
an
den
ewig
lebendigen
Gott
glaubt.
Das
Evangelium
verschweigt
uns
nicht,
dass
ein
solcher
Glaube
nicht
selbstverständlich
ist.
So
will
sich
der
Apostel
Thomas
nur
von
dem
leibhaft
Auferstandenen
überzeugen
lassen!
Jesus
geht
darauf
ein
und
hat
dabei
auch
die
im
Blick,
die
künftig
durch
das
Wort
der
Apostel
an
ihn
glauben
werden,
so
wie
er
bei
seinem
Vater
für
diejenigen
betet,
die
durch
das
Zeugnis
der
Jünger
zum
Glauben
kommen
(Joh 17,20).
Hier
sind
auch
wir
bereits
mit
gemeint;
wobei
wir
lernen,
dass
der
Glaubenszweifel
keine
Erscheinung
nur
der
aufgeklärten
Moderne
ist,
sondern
uns
bereits
im
engsten
Kreis
der
Apostel
begegnet.
Was
uns
heute
hemmt,
an
den
auferstandenen
Herrn
zu
glauben,
sind
ja
tatsächlich
viel
weniger
unsere
naturwissenschaftlichen
Kenntnisse
und
das
neuzeitliche
Denken
als
vielmehr
unser
Unwissen
über
den
Gottessohn,
unser
Unverständnis
den
Geheimnissen
Gottes
gegenüber.
Es
ist
unser
träges
Herz,
das
sich
nicht
aus
den
eigenen
begrenzten
Vorstellungen
lösen
kann.
Wir
verschließen
uns
den
göttlichen
Erfahrungen,
die
wir
machen
dürfen
und
sollen,
und
deshalb
kann
sich
der
Zweifel
einschleichen
und
einen
befreienden
Glauben
verhindern.
Damit
wir
aber
aus
unserem
Zweifel
nicht
in
Verzweiflung
fallen,
sollen
wir
dem
Apostel
Thomas
folgen,
der
auf
das
Wort
des
Auferstandenen
hin
alle
Fragen
und
allen
Kleinmut
hinter
sich
lässt.
In
dem
lebendigen
Jesus
Christus
erkennt
und
bekennt
er
seinen
Herrn
und
Gott!
Das
ist
ein
christliches
Glaubensbekenntnis,
das
nicht
überboten
werden
kann.
Dieser
vom
Tode
erstandene
Jesus
von
Nazareth
offenbart
sich
als
wahrer
Gott
und
wird
von
seinem
Jünger
als
Gott
angerufen
und
ausgerufen!
Die
Lichtspur
der
Göttlichkeit
Jesu
Christi
zieht
sich
durch
das
ganze
Johannesevangelium
und
findet
in
der
Ostergeschichte
einen
unvergleichlichen
Höhepunkt.
Das
Licht
der
Welt,
der
Gnadenbringer
und
Erlöser
von
göttlicher
Art,
der
im
Anfang
des
Evangeliums
Mensch
wurde
in
dieser
Welt,
offenbart
sich
nun
seinen
Aposteln
als
Sieger
über
Sünde
und
Tod,
als
Herr
und
Gott.
Wir
öffnen
unsere
Augen
und
Ohren
so
vielen
Dingen,
unzählige
Ideen
und
Gedanken
dringen
tagtäglich
ein
in
unser
Denken
und
Fühlen,
–
schließen
wir
doch
unser
Herz
vor
allem
dem
Glauben
weit
auf,
damit
wir
die
erlösende
Botschaft
der
Auferstehungszeugen
empfangen!
Wenn
irgendetwas
in
dieser
Welt
Vertrauen
verdient,
dann
doch
das
Evangelium,
die
“Gute
Nachricht”
von
der
Überwindung
des
Bösen
und
dem
Sieg
des
Lebens
über
den
Tod.
Dann
können
wir
selbst
zu
Zeugen
des
auferstandenen
und
erhöhten
Herrn
werden
und
dürfen
mitwirken
an
Gottes
Heilsgeschichte
zur
Rettung
der
Welt,
–
so
wie
es
im
Evangelium
geschrieben
steht,
“dass
Christus
musste
leiden
und
auferstehen
von
den
Toten
am
dritten
Tag
und
dass
gepredigt
werden
muss
in
seinem
Namen
die
Buße
zur
Vergebung
der
Sünden
unter
allen
Völkern”
(
Lk
24,46.47).
Gott
schenke
uns
allen
die
wahre
Osterfreude
und
erhalte
uns
die
lebendige
Hoffnung
durch
die
Auferstehung
Jesu
Christi
von
den
Toten!
Amen.
Metropolit
Augoustinos
von
Deutschland
und
Exarch
von
Zentraleuropa
Osterbotschaft 2004
des Bischofs von Wien und Österreich Hilarion, an die
hochwürdigen Seelsorger und die gottgeliebten Gläubigen der
Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche von Wien und
Österreich
Im Herrn geliebte Väter, Brüder und Schwestern! Christus ist auferstanden!
Heute
feiert die gesamte christliche Welt die Auferstehung Christi. Heute
herrscht in jeder Kirche, in jeder Familie Freude über den Herrn
Jesus Christus, der um unserer Erlösung willen gelitten hat und
auferstanden ist.
An
diesem "Fest der Feste" hören wir den an uns gerichteten Jubelruf
des heiligen Johannes Chrysostomos: "Tretet also alle ein in die Freude
eures Herrn! Ihr Reichen und ihr Armen, jubelt miteinander. Ihr
Enthaltsamen und ihr Trägen, ehrt das Fest. Ihr, die ihr gefastet
habt und die nicht gefastet haben, freut euch heute. Der Tisch ist
reich gedeckt, genießt alle. Niemand gehe hungrig fort.
Genießt alle das Gastmahl des Glaubens. Genießt alle den
Reichtum der Güte!"
Unter
den zum Ostergottesdienst Versammelten sind solche, die die Kirche
regelmäßig besuchen, aber auch solche, die nur an den
großen Feiertagen kommen, und solche, die nur selten das
Gotteshaus besuchen. Es gibt unter uns Menschen, die seit ihrer
Kindheit glauben, solche, die im reifen Alter zum Glauben gekommen
sind, aber auch solche, die den Weg zu Gott gerade erst betreten haben.
Aber Gott macht keinen Unterscheid zwischen Glaubenden und
Nicht-Glaubenden: Er glaubt an jeden Menschen. Er liebt jeden von uns,
Er hört uns jedes Mal, wenn wir uns an Ihn wenden, und ist bereit,
uns zu helfen.
Auch
die von Gott Selbst gegründete Kirche ist immer bereit, jedem
Menschen zu helfen. Wenn Sie es schwer haben, wenn Sie Leid oder Not
haben, kommen Sie in die Kirche, beten Sie zu Gott, und Er wird Sie
bestimmt erhören und Ihnen helfen. Aber vergessen Sie das
Gotteshaus auch in den Augenblicken des Glücks nicht. Die Kirche
soll Ihr geistliches Haus werden, wo Ihre Seelen gereinigt werden und
das Leben durch die Gnade Gottes verklärt wird, die trotz aller
menschlichen Unvollkommenheit wirkt, ungeachtet all unserer
Sünden, Unzulänglichkeiten und Schwächen.
Bringen
Sie Ihre Kinder in die Kirche, denn nach den Worten des Herrn ist
"ihrer das Himmelreich" (Mt 19, 14). Glauben Sie nicht, dass es
genügt, ein Kind zu taufen, damit es glücklich und gesund
aufwächst; für sein geistliches Wohlergehen ist eine
ständige Teilnahme am Leben der Kirche unumgänglich. Bringen
Sie die Kinder zur Beichte und zur Kommunion, lesen Sie ihnen das
Evangelium vor, lehren Sie sie zu beten, damit sie immer eine lebendige
Verbindung zu Gott haben. Wenn Sie Ihre Kinder im christlichen Geist
erziehen, können Sie sie vor vielen Versuchungen und Nöten
bewahren, an denen die heutige Jugend zugrunde geht.
An
diesem Tag der Freude beglückwünsche ich von ganzem Herzen
alle Gläubigen der Russischen Orthodoxen Kirche, die auf dem
Territorium Österreichs leben, - Russen, Ukrainer,
Weißrussen, Moldawier, Österreicher und Vertreter anderer
Nationalitäten, aber auch die Mitglieder der georgischen Gemeinde,
die unsere Kirchen besuchen.
Ich
beglückwünsche die Gemeindemitglieder der Kathedrale zum
heiligen Nikolaus - dem geistlichen Zentrum unserer Diözese. Zum
gegenwärtigen Zeitpunkt werden in unserer Kirche weitläufige
Restaurationsarbeiten durchgeführt. Wir haben nicht wenig vor zu
tun, sowohl bei der Restaurierung als auch auf dem Gebiet der
Entwicklung des Gemeindelebens. Liebe Gemeindemitglieder der
Kathedrale! Wenn Sie den Wunsch haben zu helfen, wenden Sie sich an den
Priester und sagen Sie es ihm: Jede Initiative, jeder Vorschlag wird
mit Dankbarkeit angenommen werden.
Herzlich
beglückwünsche ich die russisch-orthodoxen Gläubigen in
der Steiermark. Lange Zeit haben Sie keinen ständigen Priester
gehabt, aber jetzt wurde für die Gemeinde Mariä Schutz in
Graz ein Priester ernannt, der regelmäßig die Gottesdienste
feiern und Ihnen bei der Errichtung und Festigung der Gemeinde helfen
wird.
Ich
wende mich mit meinem Grußwort auch an die Gläubigen unserer
Kirche, die in Innsbruck leben, wo in diesem Jahr zum ersten Mal ein
Ostergottesdienst gefeiert wird. Ich hoffe, dass mit Gottes Hilfe auch
in Tirol regelmäßig Gottesdienste stattfinden werden, aber
dazu bedarf es vor allem Ihrer eigenen Initiative und Ihres Wunsches
nach einem vollwertigen kirchlichen Leben.
Geliebte
Kinder unserer Heiligen Kirche! Die Gegenwart und Zukunft der
Russischen Orthodoxie liegt in unseren Händen. Seien Sie deshalb
nicht passive Gläubige, die ihre christlichen Pflichten sofort
nach dem Gottesdienst vergessen, sondern aktive Mitglieder der
Kirchengemeinde, die ihren Beitrag in das Werk der Errichtung der
Kirche Christi einbringen. Nicht nur Sie brauchen die Kirche, sondern
die Kirche braucht auch Sie. Die Kirche existiert durch Sie, dank Ihrer
Teilnahme an ihrem Leben, dank Ihrer geistigen, moralischen und
materiellen Unterstützung. Jeder von Ihnen hat etwas, was er mit
der Kirche teilen könnte: der eine hat materiellen Reichtum, ein
anderer Freizeit, ein dritter Talente und Fähigkeiten, die er zum
Nutzen der Kirche einsetzen könnte. Vergraben Sie Ihr Talent nicht
in der Erde, setzen Sie es ein, damit es hundertfachen Nutzen bringe
und das Leben vieler Menschen in Ihrem Umkreis verändere.
Meine
Lieben! Hören wir in dieser lichten Osternacht den an uns
gerichteten Aufruf des heiligen Apostels Paulus: "Freut euch im Herrn
zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!" (Phil 4,4). Die
Freude über die Auferstehung Christi möge nie aus Ihrem
Herzen weichen. Ich wünsche Ihnen und Ihren Nahestehenden Frieden,
Freude und Wohlergehen. Der Segen des Herrn sei mit euch allen.
Christus ist auferstanden!
Übersetzung aus dem Russischen: Erzdiakon Viktor Schilowsky, DDr. Johann Krammer
Ostern ist immer
Bischof Hilarion von Wien und Österreich
Die
Kirche existiert, dem Himmel zugewandt auf der Erde, sie lebt in der
Zeit und atmet doch zugleich Ewigkeit. Ewigkeitswert liegt auch dem
kirchlichen Kalender und allen Gottesdiensten des Jahres-, Wochen- und
Tageskreises zu Grunde. Im Rahmen eines Jahres gedenkt die Kirche des
Schöpfungsplans und erlebt die gesamte Welt- und
Menschheitsgeschichte in der göttlichen Heilsabsicht zur Rettung
der Menschheit. Im Jahreskreis der Feste läuft das Leben Christi
vor unseren Augen ab - von seiner Geburt bis zur Kreuzigung und
Auferstehung, das Leben der Gottesmutter - von ihrer Zeugung bis zu
ihrem Entschlafen, das Leben aller durch die Kirche verherrlichten
Heiligen.
Im
Laufe einer Woche und einer Tageseinheit wird diese Geschichte wiederum
vergegenwärtigt in den Gottesdiensten. Jeder Kreis hat ein
Zentrum, an dem er sich orientiert: Mittelpunkt des Tageskreises ist
der Gottesdienst der Eucharistie, Zentrum des Wochenkreises ist der
Auferstehungstag und Zentrum des Jahreskreises das Fest der
Auferstehung Christi, Ostern.
Die
Auferstehung Christi war das bestimmende Ereignis in der Geschichte des
christlichen Glaubens. »Ist aber Christus nicht auferstanden, so
ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube
vergeblich«, schreibt der Apostel Paulus (1. Korinther 15,14).
Wäre Christus nicht auferstanden, wäre das Christentum
lediglich eine von vielen Morallehren und religiösen -
Weltanschauungen geworden, vergleichbar dem Buddhismus oder dem Islam.
Die
Auferstehung Christi legte den Grund der Kirche durch neues Leben und
ein neues gottmenschliches Sein, in welchem der Mensch Gott wird, weil
Gott Mensch wurde. Das Fest der Auferstehung Christi war, solange es
Kirche gibt, der Eckstein des christlichen Kalenders.
Die
kirchlichen Feste sind nicht nur einfache Erinnerungen an Ereignisse
aus weit zurückliegender Vergangenheit. Sie wollen uns vielmehr
mit in jene geistliche Realität hineinnehmen, die hinter ihnen
steht und überzeitliche unvergängliche Bedeutung hat für
einen jeden von uns. Jeder Christ nimmt Christus als seinen Erretter
an, der - ihm zugut - Fleisch geworden ist. Deshalb werden alle
Ereignisse im Leben Christi für einen jeden Christen zu einem
persönlichen Erlebnis und Teil geistlicher Erfahrung. Das Fest ist
also heutige Aktualisierung eines vor langer Zeit erfolgten Geschehens
und ereignet sich immer wieder, zeitlos. Zu Weihnachten hören wir
in der Kirche »Heute ist Christus in Bethlehem geboren«, zu
Epiphanias (dem Fest der Taufe Christi im Jordan) - »Heute wird
die Natur der Wasser geheiligt«, zu Ostern - »Heute hat
Christus den Tod überwunden und ist auferstanden aus dem
Grabe.« Wenn Menschen außerhalb der Kirche sich häufig
an die bereits ihren Händen entglittene Vergangenheit halten oder
hoffnungsvoll auf die noch bevorstehende Zukunft zugehen, so werden sie
in der Kirche aufgerufen in einem »ständigen Heute« zu
leben, d. h. in einer realen, »heute« erfolgenden und
täglich sich fortsetzenden Gemeinschaft mit Gott.
Daher
durchdringt das Fest der Auferstehung Christi, obwohl es nur einmal im
Jahr begangen wird, das ganze Kirchenjahr, und österlicher Abglanz
liegt auf dem gesamten liturgischen Kreis. Ostern oder Passah ist nicht
bloß ein Kalenderdatum. Für den Christen ist Ostern immer,
weil er stets die Gemeinschaft mit dem auferstandenen Christus braucht.
Der ehrwürdige Serafim von Sarow grüßte das ganze Jahr
hindurch seine Besucher mit den österlichen Worten »Christus
ist auferstanden«.
Auf dem Weg zum leeren Grab
Philipp Harnoncourt, Graz
Am
ersten Tag der Woche gingen die Frauen mit wohlriechenden Salben , die
sie selbst zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab, in dem
Jesus bestattet worden war. Da sahen sie, dass der Stein vom Grab
weggewälzt war. Sie gingen in das Grab hinein, aber den Leichnam
Jesu, des Herrn, fanden sie nicht. Während die Frauen ratlos
dastanden, traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu
ihnen. Die Frauen erschraken und blickten zu Boden. Die Männer
aber sagten zu ihnen: "Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist
nicht hier. Er ist auferstanden! Erinnert euch doch an das, was er euch
gesagt hat, als er noch in Galiläa war: Der Menschensohn muss den
Sündern ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag
auferstehen." Da erinnerten sie sich an seine Worte. Sie kehrten vom
Grab in die Stadt zurück und berichteten alles den Elf und den
anderen Jüngern. Es waren Maria Magdalena, Johanna und Maria, die
Mutter des Jakobus; und auch die übrigen Frauen, die bei ihnen
waren, erzählten es den Aposteln. Doch die Apostel hielten das
alles für leeres Geschwätz und glauben den Frauen nicht.
Petrus aber stand auf und lief zum Grab. Er beugte sich vor, sah aber
nur die Leinenbinden dort liegen.Dann ging er nach Hause - voll
Verwunderung über das, was geschehen war. (Lukas 24, 1-12)
Das
Evangelium der Osternacht, das eben vorgelesen worden ist - es ist
wiederum vom Evangelisten Lukas geschrieben, wie das vom Palmsonntag
und das vom Ostermontag -, spricht von einem Weg, wie diese beiden
anderen.
Frauen
gehen am dritten Tag nach dem Tod Jesu in aller Frühe zu seinem
Grab, um ihm wenigstens noch jenen Dienst zu erweisen, der zwischen
seiner Abnahme vom Kreuz und seinem sehr eilig vorgenommenen
Begräbnis nicht mehr möglich war, ohne sich unrein zu machen.
Sie
hätten am jüdischen Ostermahl nicht teilnehmen können,
wenn sie nach Sonnenuntergang einen Leichnam berührt hätten,
und außerdem war der folgende Tag auch noch ein Sabbat.
Jetzt
aber wollten sie den Leichnam Jesu salben. Ihre große Zuneigung
zu ihm kommt darin zum Ausdruck, dass sie selbst die wohlriechenden
Salben bereitet hatten.
Niemand
von den Menschen, die Jesus begleitet haben, erwartet ein Wunder. Er,
auf den sie ihre Hoffnungen gesetzt haben, er, der Tote auferweckt
hatte, er war jetzt selbst tot.
Die
Repräsentanten der offiziellen Religion - die Ältesten, die
Schriftgelehrten und die Hohenpriester - hatten seine Hinrichtung
verlangt; ein aufgewiegelter Mob hatte lautstark seine Kreuzigung
gefordert; und die Inhaber der politischen Macht - der bedeutungslose
Schattenkönig Herodes der Jüngere und der römische
Statthalter Pontius Pilatus hatten schließlich zugestimmt.
Wie eine riesige Seifenblase war das vielversprechende Wirken Jesu geplatzt und vernichtet.
Die
Männer, die zu Jesus gehört hatten - seine Apostel und die
übrigen Jünger - waren zwar anscheinend noch irgendwo in
Jerusalem beisammen, aber ein Gang zum Grab lag ihnen fern. Zu
groß war ihre Enttäuschung, vielleicht sogar ihre
Verbitterung darüber, einige Jahre mit diesem Wunder-Rabbi vertan
zu haben. Manche hatten schon von ihren großen Karrieren in
seinem geträumt.
Einige machen sich schon bereit, um diesen Kreis schleunigst zu verlassen.
Wir
haben auch heute - ebenso wie schon am Palmsonntag - zu beachten, dass
die Evangelisten ihre Berichte nicht in den Tagen der geschilderten
Ereignisse niedergeschrieben haben, gleichsam als Protokoll des
Geschehens, sondern erst viel später, als sie bereits Zeugen des
Glaubens an die Auferstehung Christi waren.
Umso erstaunlicher ist es, in wie schlechtem Licht sie sich selbst darstellen.
Die Frauen kommen allerdings etwas besser weg.
Wann immer in den Evangelien von Wegen
gesprochen wird, auf denen sich etwas ereignet, gibt es neben dem oder
hinter dem, was geschildert wird, etwas Besonderes zu beachten: einen
Prozess - das heißt wörtlich einen Vorgang - der
Glaubensbedeutung enthält. Glauben ist ja ein solcher Vorgang,
eine Bewegung in einer bestimmten Richtung, gewissermaßen ein
Sich-verlassen-auf. In jedem Vorgang bleibt etwas zurück, und
Neues wird erreicht.
Der
Weg der Frauen zum leeren Grab ist der zaghafte Beginn des Weges zum
Glauben an die Auferstehung. Aber dieses Ziel ist noch weit entfernt.
Der
Bericht lässt aber den aufmerksamen Hörer österliche
Zeichen in manchen Bemerkungen erkennen. Die nachösterlichen
Berichterstatter haben es nicht verabsäumt, verschlüsselte
Hinweise auf die Auferstehung in ihre Texte einzubauen.
° Da ist einmal die Zeitangabe am Beginn des Berichtes: Am Ersten Tag der Woche.
Der Erste Tag der Woche - nach unserer Wochentagsordnung immer der
Sonntag - ist Gedächtnis des ersten Schöpfungstags, an dem
Gott spricht: Es werde Licht!, und an dem der Schöpfer
scheidet zwischen Licht und Finsternis. Die Erschaffung des Lichts, das
Werk des ersten Schöpfungstages, ist vollendet im Sieg des ewigen
Lichts über die Finsternis von Sünde und Tod. Für die
Christen wird dieser Tag zu ihrem Urfeiertag, im Gedenken an jenen Tag,
an dem Christus von den Toten erstanden und seinen Jüngern
erschienen ist.
° Es folgt der Hinweis auf den Stein, der vom Grab weggewälzt war. Im österlichen Psalm 118 ist vom Stein die Rede, den die Bauleute verworfen haben, der aber zum Eckstein geworden ist, zum Stein des Anstoßes, zum Stein der zwei Wege scheidet, zum großen Prüf-Stein zwischen Leben und Tod.
°
Das leere Grab weckt zunächst keinen Auferstehungs-Glauben; es
lässt - wie später zu sehen und zu hören ist -
verschiedene Deutungen zu: vom gestohlenen Leichnam bis hin zu dem der
aus dem Scheintod erwacht und aus dem Grab geflüchtet ist, um
irgendwo im Osten ein neues Leben zu beginnen.
° Zwei Männer in leuchtenden Gewändern
traten zu den Frauen. Es sind zwei, das heißt, sie haben eine
glaubwürdige Botschaft authentisch zu bezeugen. Und sie tragen
leuchtende Gewänder, das heißt sie sind Boten des Himmels.
°
Noch ehe sie den Frauen ihre Botschaft kundtun, stellen sie jene
bedeutungsschwere Frage, die den unüberhörbaren Vorwurf
mangelnden Glaubens enthält: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier! Als Gefolgsleute Jesu hätten sie doch wissen müssen, dass ihn der Tod nicht festhalten kann.
° Jetzt erst folgt die neue Oster-Botschaft Er ist auferstanden! und dazu die Ergänzung, dass er ja vorausgesagt habe, er werde gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen.
Anders
als im Bericht von Matthäus und Markus findet sich bei Lukas keine
Aufforderung an die Frauen, den Aposteln die Auferstehung Jesu
mitzuteilen, aber sie gehen und berichten ihnen, was sie gehört
und gesehen haben. Sie tun es beinahe ängstlich, als wären
sie sich dessen, was sie erlebt haben, selbst nicht sicher!
Tatsächlich halten die Männer die Erzählung der Frauen für haltlose Phantastereien.
Allein
Petrus macht sich auf den Weg, um sich selbst ein Bild vom Geschehen zu
machen. Aber auch er kommt über eine große Verwunderung über alles, was geschehen war, noch nicht hinaus!
Der
Weg zum leeren Grab, auch der Bericht vom leeren Grab und sogar der
Lokalaugenschein beim leeren Grab führen noch nicht zum Glauben an
die Auferstehung.
Erst der Auferstandene selbst - und nur er selbst! - bringt den Seinen die Gewissheit, dass er auferstanden ist.
Was für ein Trost für alle, die zweifeln - damals und heute!
Die Fülle der Freude in den Gottesdiensten der Ostertage
von Martin Petzolt
Die
byzantinische Osternachtsfeier ist auch bei Deutschen seit vielen
Jahren beliebt und etabliert. Viele besuchen jährlich den
feierlichen Gottesdienst der Russen, Griechen oder Serben, der in allen
größeren Städten stattfindet oder gehen zu einer
deutschsprachigen orthodoxen Gemeinde. Der Osterjubel gipfelt in dem
Hymnus „Christos voskrese“, „Christos anesti“,
„Christus ist auferstanden von den Toten, im Tode hat er den Tod
zertreten, und denen in den Gräbern Leben geschenkt“.
Zu Beginn der Osternacht nach der Prozession um die verschlossene, noch
dunkle Kirche wird er angestimmt und in der Nacht, in der folgenden
Oktav und in der gesamten Osterzeit unzählige Male wiederholt.
Desgleichen begrüßen sich von nun ab die Gläubigen mit
dem Gruß:
„Christus ist auferstanden! – Er ist wahrhaft auferstanden!“
Doch
ist das Auferstehungsevangelium, das vor der Kirchentüre mit
brennenden Osterkerzen in der Hand gelesen wird (Mk 16,1-8), gar nicht
die erste Verkündigung der Auferstehungsbotschaft im Gottesdienst.
Schon vor der Osternacht wird ein Gottesdienst gefeiert, der auf der
Schwelle der Passion mit der Grablegung zum Ostermorgen steht und die
Auferstehung ankündigt. Diese Vesper des Karsamstag, mit der der
Sabbat und die Grabesruhe enden und der neue Tag des Ostern anbricht,
hat bereits ein Auferstehungsevangelium (Mt 28,1-20), übrigens
(mit Erweiterung) das Erste der Reihe der 11 Auferstehungsevangelien,
in der das Evangelium zu Beginn der Osternacht das Zweite ist. In
diesem Vespergottesdienst werden zum Evangelium die schwarzen
Zelebrationsgewänder gegen österlich weiße und
vergoldete ausgetauscht. Mit dem Ruf: „Steh auf, Gott, richte die
Erde“ (Ps 81) verstreut der Priester in der ganzen Kirche
grüne Blätter, die über Ostern liegen bleiben. Vorher
schon wurde die alttestamentliche Prophetie der Auferstehung in 15
Lesungen vorgetragen und eventuell Kinder getauft. Auch die Hymnen zum
„Herr, ich ruf zu dir“ weisen auf die Auferstehung und
kündigen sie an: Der Hades kann Christus nicht halten, vielmehr
geht er durch ihn zugrunde. Denn dieser beraubt den Hades seiner Beute
und vernichtet den Tod durch seine Auferstehung. Schließlich
gehen in der anschließenden Basiliosliturgie viele Gläubige
bereits zur Osterkommunion, zumal sie bis zu diesem Gottesdienst, der
wohl auch deshalb auf den Samstagvormittag gerückt ist, die
strengen Fasten- und Nüchternheitsgebote eingehalten haben. Die
Fastenzeit endet mit dem Auferstehungsgottesdienst und der
Eucharistiefeier in der Osternacht.
In
Griechenland nehmen die Gläubigen von dem Osterlicht das Feuer mit
nach Hause, um damit die Kohlen anzuzünden, über denen die
Osterlämmer gebraten werden. Nebelartig sind die Dörfer von
fettem Dampf eingehüllt. Auch die Russen lassen in der Nacht die
neuen Speisen, auf die während der gesamten Fastenzeit verzichtet
wurde, segnen, symbolisiert im Kulitsch, einem Hefekuchen mit viel Ei
und Butter, und der Paschatorte aus Quark, Butter und Ei,
geschmückt mit Auferstehungssymbolen und dem Ostergruß. Oft,
vor allem in den Klöstern, bleibt man nach dem Nachtgottesdienst
noch zum gemeinsamen Essen, genannt Agape oder Liebesmahl, bei dem es
nur noch Speisen und Getränke gibt, die vorher lange entbehrt
wurden: Milch, Wein, Eier, Käse, Butter und – in den meisten
Klöstern allerdings nicht – Fleisch.
Die
Osterfeierlichkeiten, von der Vesper angefangen über die
Osternacht mit dem freudigen Osterkanon des Johannes von Damaskus bis
zum Ostermahl, haben noch einen weiteren Höhe- und Schlusspunkt:
die Ostervesper, auch Vesper der Liebe (Esperinós tis
agápis) genannt. Zu diesem Gottesdienst werden noch einmal die
schönsten Gewänder angelegt, alle Kerzen angezündet, und
mancherorts eine feierliche Prozession mit der Osterikone gemacht, da
sie in der Nacht aus der Kirche zum Agapemahl geleitet wurde. Ganz
sicher ist diese Vesper der fröhlichste Gottesdienst. Er steht
nicht mehr an der Schwelle zum Auferstehungsfest, hat keine
nächtliche Prägung mehr, ist nicht mehr vom Fasten bestimmt.
Mittlerweile hat ein fröhliches Mahl stattgefunden, und alle sind
gewissermaßen mitten in der Osterfreude. Die Vesper fällt
zunächst dadurch auf, dass sie (zumindest im liturgischen Buch)
sehr kurz ist. Es kommen überhaupt keine Psalmen vor, nicht einmal
der Vesperpsalm 103. Nach dem mehrfachen Ostertroparion mit den
Zwischenversen, mit denen die Osternacht begonnen hat, folgt gleich das
„Herr, ich ruf zu dir“ mit den Sonntagsstichiren im Zweiten
Ton. Darauf folgt eine weitere Verkündigung der
Auferstehungsbotschaft im Evangelium (Job 20,19-25). Es ist die
Perikope von der Begegnung des auferstandenen Jesus mit seinen
Jüngern am Abend des ersten Tages der Woche, eben dem Zeitpunkt,
der sich mit der gerade gefeierten Vesper trifft. Diese schließt
ja auch den ersten Tag der Woche, den Ostertag ab. Jesus zeigt seine
Kreuzigungswunden, schenkt ihnen den Heiligen Geist und sendet sie aus
mit der Vollmacht der Sündenvergebung. Während die
Osternachtsliturgie mit dem Johannesprolog als Evangelium die neue
Leseordnung beginnt, hören die Gläubigen in der Vesper somit
wieder eine Auferstehungsverkündigung. Bei den Griechen ist es
Brauch, dieses Evangelium, das ja von der Sendung der Jünger in
die Welt handelt, in möglichst vielen Sprachen zu lesen, vor allem
in den Klöstern und in Westeuropa, wo ja tatsächlich Menschen
verschiedener Muttersprache gemeinsam Ostern feiern. Die Russen pflegen
diesen Brauch in der Osternachtsliturgie. Darauf folgen die
Freudenhymnen, die auch bereits in der Osternacht zur Laudes gesungen
wurden und die Liebesgemeinschaft bekräftigen, die alle
Erlösten verbindet, in der Eucharistie, im Liebesmahl und im
gemeinsamen Lobpreis. Zum Psalmvers: „Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat, lasst uns frohlocken und uns freuen an ihm“ lautet die Hymnenstrophe:
„Freudenpascha,
Pascha des Herrn, Pascha. Das allverehrte Pascha ist uns aufgegangen.
Pascha, in Freude lasst uns einander umarmen. O Pascha, Erlösung
von Trauer. Denn aus dem Grabe wie aus einem Brautgemach, ist Christus
aufgestrahlt. Die Frauen erfüllte er mit Freude, da er sprach:
Bringt Kunde den Aposteln.“
Kann
man deutlicher die Osterfreude und die daraus entspringende Liebe
charakterisieren? In der Auferstehung gründet die Kirche, die
Gemeinschaft der Glaubenden, die immer auch eine Gemeinschaft der
Liebenden sein muss. Nach dem „Ehre dem Vater“ folgt als
Schlussstrophe:
„Der
Auferstehung Tag! Strahlend prächtig lasst uns sein zum Fest und
lasst uns einander umarmen. Lasst uns ‘Brüder’ sagen,
auch zu denen, die uns hassen. Einig lasst uns in allem sein durch die
Auferstehung. Und so lasst uns rufen: Christus ist auferstanden von den
Toten, im Tode hat er den Tod zertreten, und denen in den Gräbern
Leben geschenkt.“
Die
Umarmung und geschwisterliche Liebe prägt tatsächlich das
österliche Freudenfest. Schon vor der Osterkommunion bitten die
Menschen sich gegenseitig persönlich um Vergebung. Und wenn in
diesen Tagen so oft der Ostergruß gewechselt wird, und zwar nicht
nur in der Kirche, sondern auch auf der Straße, im Geschäft,
bei der Arbeit oder am Telephon, und wenn dazu auch noch der Osterkuss
getauscht wird, dann wird etwas von der Erlöstheit der Christen
sichtbar. Friedrich Nietzsche, der kritisierte, die Christen
würden nicht erlöst wirken, hat wohl keine Vesper der Liebe
und kein orthodoxes Ostern erlebt. Nach den Gesängen oder auch
schon währenddessen kommen die Gläubigen zum Handkuss und
Ostergruß nach vorne zum Patriarchen, Bischof, Abt oder Pfarrer
und erhalten wie in der Osternacht noch einmal ein rotes Osterei. Aber
die Osterfreude ist so groß und tief, dass sie hiermit nicht
endet, sondern eine ganze Oktav in der Feier der Liturgie ihren
Ausdruck findet. An jedem Tag wird der Osterkanon des Johannes
wiederholt, die Osterstichiren der Laudes und Vesper bleiben dieselben,
die Kleinen Stunden beinhalten nur Osterhymnen und die Gebete zur
Stunde, die Blätter der Vesper vor der Osternacht bedecken den
Boden der Kirche. Schließlich bleiben die Türen der
Ikonostase geöffnet. Denn der Altar symbolisiert auch das Grab,
wie dies an jedem Sonntagmorgen deutlich wird, wenn der Priester das
Auferstehungsevangelium seitlich am Altar wie der Engel im Grab
verkündet. Dieses ist leer, denn:
„Christus ist auferstanden! - Er ist wahrhaft auferstanden!“
aus: Der Christliche Osten, Jahrgang XLVII,1992/2, S. 83ff.
hier aus St.Andreas Bote
Sur l’Internet, plusieurs sites donnent des recettes
de différents pays de
plats préparés durant la période pascale.
Voici une sélection.
Pour commencer, voir
cette page qui donne
quelques explications sur les desserts et pâtisseries pascales. De
nombreuses recettes, de différents pays d’Europe,
sont proposées ici.
C’est aussi le cas de
cette autre page
spécialisée dans les desserts ou encore de ces
deux pages surtout
consacrées aux desserts en chocolat. On trouve aussi des recettes de la
paskha (terme orthographié de différentes manières) :
deux sur ce site,
une ici parmi
d’autres
recettes russes, ou
encore ici. On trouve
également des
recettes grecques,
comme
celle du tsoureki,
des
biscuits de Pâques (Koulourakia
lambriatika). Enfin, parmi d’autres, une recette pascale occidentale,
vendéenne plus précisément :
l’alise pacaude (ou
ici), aussi appelée
galette pâquaude ou pain de Pâques.
FESTE UND SONNTAGE IM GLANZ DER OSTERFREUDE:
zum Freitag der lichten Woche nach Ostern
Die Feier der Lebensspendenden Quelle der Gottesmutter
zum Thomassonntag:
Der Hl. Apostel Thomas und die Wahrheit (von Erzbischof Stylianos von Australien)
zum Sonntag der myrhontragenden Frauen:
"Als Erstes begegnet der Auferstandene den Frauen" (Predigt des Hl. JOHANNES Goldmund)
"Gedanken zu den Heiligen Frauen in den Tagen nach Ostern
(Eva Catafygiotu Topping)"
Die Feier der Lebensspendenden Quelle der Gottesmutter
zum Freitag nach Ostern
*Quellenhinweis*
Während
der ganzen Lichten Woche wird in allen Gottesdiensten der Kirche nur
die Freude von der Auferstehung des Heilands verkündet.
Anlässlich aller Gottesdienste, sogar der Begräbnisse, wenn
sie in dieser Woche stattfinden, verharren wir in der
Auferstehungsfreude. Trotzdem hat die Kirche am Freitag der Lichten
Woche noch eine freudebereitende Botschaft für uns. Sie stellt uns
nämlich die Gottesmutter dar, welche der Anfang unserer
Erlösung ist. Der Platz dieses Festes ist ein Beweis für die
Ehre, welche die Kirche der Gottesmutter bringt. Diese Feier ist ein
Zeugnis für uns, dass die Kirche dort, wo sie den auferstandenen
Christus verkündet, auch die verkündet, aus welcher er
Fleisch annahm, diejenige, die der Anfang seines Erlösungswerkes
war.
Die
Mutter Gottes wird in dieser Feier als Quelle der seelischen und
leiblichen Heilung vorgestellt, als zu uns dauernd fließende
Gabenquelle, als Wunderquelle, über deren Genuss wir uns freuen.
Dieser Vergleich hat seinen Ursprung an einer wirklichen Quelle, durch
welche die Gottesmutter viele Heilungen bewirkt hatte und wo der Kaiser
Leon der Große eine Kirche zu Ehren der Gottesmutter erbauen
ließ. Die Kirche ist nachher von Justinian, Basilius dem
Mazedonier und seinem Sohn, Leon dem Philosophen, erneuert worden. Die
Feier ist als Gedenktag der Erneuerung dieser Kirche entstanden und
wird bis heute gefeiert. Im Verlauf der Zeit aber wandelte sich die
Feier der Kirchenerneuerung immer mehr in ein Fest der Gottesmutter um,
welche die Quelle aller durch Wasser geschehenen Heilungen ist.
Was versteht man unter der „lebensspendenden Quelle der Gottesmutter“?
Angefangen
am Ostersonntag, hört man in der Kirche eine Woche lang nur ihren
Aufruf, uns zu freuen über die aus dem Grabe Christi, dem Quell
der Unverderblichkeit zu uns strömenden Gaben:
„Wohlan,
neuen Trank lasst uns trinken, nicht Wundertrank aus dürrem
Felsen, nein, der aus dem Grabe Christi strömenden
Unvergänglichkeit Born, in welchem wir Kraft erlangen.“
So,
wie wir Christus Quell des Lebens, des lebendigen Wassers, der
Unvergänglichkeit und der Unsterblichkeit nennen, so nennen wir
auch die Gottesmutter:
„Quelle,
aus welcher alles Gute strömt und uns allen die Huld
fließt“ „himmlisches Manna und göttliche Quelle
des Paradieses“ , Quelle voller „Wunder, die bereit
zufließen sind“.
Am
Freitag der Lichten Woche ruft uns die Kirche, um auch aus dieser
Quelle, aus diesem Gnadenwasser zu trinken, um aus dem überfluss
von Huld und Barmherzigkeit zu kosten, welcher aus der immer
sprudelnden Quelle der Gottesmutter zu uns kommt:
„Ihr
Kranken, schöpft das Heilungswasser, weil die Allreine aus der
göttlichen Quelle den wahren Genuss ausgießt und den
Wonnestrom herausfließen lässt. Deswegen trinken wir
gläubig aus dem im überfluss vollen Brunnen.“
Wenn
wir die beiden Quellen und das von ihr herausfließende Wasser
näher betrachten, bemerken wir, dass es sich um dasselbe
erlösende und heilende Wasser handelt, welches aus einem einzigen
Quell, Gott, hervorfließt, was die Festgottesdienste klar
hervorheben:
„Freue
dich, Maria, du, die edelste des Menschengeschlechtes, Allreine. Freue
dich, weil der Schöpfer des Alls wie ein Tropfen auf dich herabkam
und dich als unsterbliche Quelle zeigte, du göttliche Braut."
„Als erhellte und geheiligte Lade des Gebieters des Alls kenne
ich dich, Jungfrau und Quelle der Unvergänglichkeit, welche das
Wasser, Christus, hervorquellen lässt, aus dem wir trinken."
Der
Ursprung des Wassers der Unsterblichkeit ist Gott. Er ist auf die
Gottesmutter wie ein Tropfen herabgekommen und hat sie zu einer Quelle
gemacht, die unseren Durst stillt. Das Menschsein der Gottesmutter
wurde von der Gottheit des Wortes geheiligt, durch dessen Wohnungnehmen
in ihr, und darum ist sie voll von Gnade, deshalb lässt sie auch
uns das Wasser der erhaltenen Gnade, das Wasser der Erlösung,
hervorquellen.
Die Gaben oder die Wirkung der Quelle
Die erste und größte der Menschheit geschenkte Gabe der
Mutter Gottes war ihr Sohn. Durch ihre Reinheit und Verfügbarkeit
ermöglichte die Gottesmutter die Menschwerdung Christi als
völlige Initiative Gottes. Dank ihrer Reinheit und
Verfügbarkeit und ihrem erhaltenen und nachher der Welt
weitergegebenem Geschenk wurde die Mutter Gottes zu einer reichlichen
Gabenquelle für die ganze Menschheit. In den Gottesdiensttexten
dieses Festes wird sie mit einem fruchtbaren Feld verglichen, das dank
des göttlichen Regens reichliche Früchte trägt:
„Wunderbare
und erstaunliche Werke vollbrachte der Gebieter der Himmel in dir,
Allreine. Von oben her tropfte er wahrhaft wie ein Regen in deinen
Schoß, göttliche Braut, und machte dich zu einer Quelle, aus
welcher alles Gute herausfließt und die allen, die Stärkung
des Leibes und Gesundheit der Seele brauchen, durch das Wasser der
Gnade in Form von vielen Wundern deine Huld ausgießt.“
Christus
bediente sich seiner Mutter wie eines ehrwürdigen
Gefäßes, um über uns seine Wohltaten auszugießen.
Sie ist die Hoffnung der Sterblichen auf Gott, das feste Fundament des
Glaubens, der Turm der Jungfräulichkeit und die Pforte des Heils.
Durch sie wurde das Paradies geöffnet, sie beseitigte den Makel
der Sünde, durch sie siegen die Christen und verfallen die Feinde.
Die Gottesmutter heilt unsere Seelen. Von ihr aus, wie von einer
dauernd fließenden Quelle, werden die Wohltaten ausgegossen,
welche wie das frische Brunnenwasser die Gläubigen laben.
„Heilbäche
lässt du aus deiner Quelle herausfließen denen, die
gläubig zu dir