Himmelfahrt unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus

21. Mai 2015
Gedächtnis der Hl. Apostelgleiche Könige Konstantin und Helena

 

Das Festtroparion (Ton 4): 

Du fuhrst auf in Herrlichkeit, Christus, unser Gott,
erfreuend die Jünger durch die Verheißung des Heiligen Geistes.
Durch Deine Segnung gestärkt,
erfuhren sie,
dass Du bist der Sohn Gottes,
der Erlöser der Welt.

 

 

Das Troparion der Heiligen (Ton ):

Der am Himmel das Bild Deines Kreuzes sah
und wie Paulus ohne Vermittlung eines Menschen die Berufung vernahm;
er, Dein Apostel unter den Königen.
Er hat die königliche Stadt in Deine Hände übergeben,
der Du den Frieden bewahren wolltest,
auf die Fürbitten der Gottesgebärerin, allein Menschenliebender.

 

 

Das Kondakion des Festes (Ton ): 

Nachdem Du für uns die Heilsordnung erfüllt und das Irdische mit dem Himmlischen vereint hast, bist Du aufgefahren in Herrlichkeit, Christus, unser Gott.
Ohne von uns wegzugehen, ungetrennt bleibend,
rufst Du zu denen, die Dich lieben:
Ich bin mit euch,
und niemand kann wider euch sein.

 

 

Apostellesung des Festes (Apg 1,1-12):

Meinen ersten Bericht habe ich, lieber Theophilus, über alles das verfasst, was Jesus getan und gelehrt hat von Anfang an bis zu dem Tage, an dem er den Aposteln, die er erwählt hatte, durch den Heiligen Geist seine Aufträge erteilte und dann in den Himmel aufgenommen wurde. Ihnen hatte er sich auch nach seinem Leiden durch viele Beweise als lebendig bezeugt, indem er sich vierzig Tage lang vor ihnen sehen ließ und mit ihnen über das Reich Gottes redete. Als er so mit ihnen zusammen war, gebot er ihnen, sich von Jerusalem nicht zu entfernen, sondern die Verheißung des Vaters abzuwarten, »die ihr« – so lauteten seine Worte – »von mir vernommen habt; denn Johannes hat mit Wasser getauft,
ihr aber werdet mit heiligem Geist getauft werden, und zwar nicht lange nach diesen Tagen.« Da fragten ihn die dort Versammelten: »Herr, stellst du in dieser Zeit das das Reich für das Volk Israel wieder her Er antwortete ihnen: »Euch kommt es nicht zu, Zeit und Stunde zu wissen, die der Vater vermöge seiner eigenen Machtvollkommenheit festgesetzt hat.
Ihr werdet jedoch Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch kommt, und ihr werdet Zeugen für mich sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis ans Ende der Erde Nach diesen Worten wurde er vor ihren Augen emporgehoben: eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken; und als sie ihm noch unverwandt nachschauten, während er zum Himmel auffuhr, standen mit einem mal zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen, die sagten: »Ihr Männer aus Galiläa, was steht ihr da und blickt zum Himmel empor? Dieser Jesus, der aus eurer Mitte in den Himmel emporgehoben worden ist, wird in derselben Weise kommen, wie ihr ihn in den Himmel habt auffahren sehen
Darauf kehrten sie von dem sogenannten Ölberge, der nahe bei Jerusalem liegt und nur einen Sabbatweg entfernt ist, nach Jerusalem zurück.

 

 

 

Apostellesung des Heiligenfestes (Apg 16,1-1c; 12-21):

In jener Zeit kam er dann auch nach Derbe und Lystra. Und siehe, hier war ein Jünger namens Timotheus – der Sohn einer gläubig gewordenen Jüdin, aber eines griechischen Vaters –,
und von dort nach Philippi, welches die bedeutendste Stadt des mazedonischen Bezirks ist,
eine römische Kolonie. In dieser Stadt blieben wir einige Tage und gingen am Sabbattage zum Stadttor hinaus an den Fluss, wo wir eine Gebetsstätte vermuteten. Wir setzten uns dort nieder und redeten zu den Frauen, die sich da versammelt hatten. Unter den Zuhörerinnen befand sich auch eine gottesfürchtige Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira in Lydien; ihr öffnete der Herr das Herz, so dass sie den Worten des Paulus Beachtung schenkte. Als sie sich dann samt ihren Hausgenossen hatte taufen lassen, sprach sie die Bitte aus:
»Wenn ihr wirklich in mir eine treue Jüngerin des Herrn erkannt habt, so kommt in mein Haus und wohnt bei mir So nötigte sie uns (zu sich).

Als wir nun (eines Tages wieder) auf dem Wege zu der Gebetsstätte waren, begegnete uns eine Magd, die von einem Wahrsagegeist besessen war und ihrer Herrschaft durch ihr Wahrsagen viel Geld einbrachte. Die ging hinter Paulus und uns her und rief laut: »Diese Männer sind Diener des höchsten Gottes, die euch den Weg zur Rettung (oder: zum Heil)verkündigen
Das setzte sie viele Tage hindurch fort. Darüber wurde Paulus unwillig; er wandte sich um und sprach zu dem Geist: »Ich gebiete dir im Namen Jesu Christi, von ihr auszufahren,
und er fuhr wirklich auf der Stelle aus.
Als nun die Herrschaft sah, dass es mit ihrer Hoffnung auf Geldgewinn vorbei war, ergriffen sie den Paulus und Silas, schleppten sie auf den Marktplatz vor die Behörde, führten sie vor die Stadtrichter und sagten:
»Diese Menschen stören die Ruhe in unserer Stadt; sie sind Juden und verkünden Gebräuche, die wir als Römer nicht annehmen und ausüben dürfen.«

 

 

 


Evangelium des Festes (Lk 24,36-53):

In jener Zeit, als Jesus von den Toten auferstanden war, trat er selbst mitten unter sie mit den Worten:
»Friede sei mit euch
Da gerieten sie in Angst und Furcht und meinten, einen Geist zu sehen.
Doch er sagte zu ihnen: »Was seid ihr so bestürzt, und warum steigen Zweifel in euren Herzen auf? Seht meine Hände und meine Füße an, dass ich es leibhaftig bin! Betastet mich und beschaut mich; ein Geist hat ja doch kein Fleisch und keine Knochen, wie ihr solche an mir wahrnehmt
Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße.
Als sie aber vor Freude immer noch ungläubig und voll Verwunderung waren, fragte er sie: »Habt ihr hier nicht etwas zu essen
Da reichten sie ihm ein Stück von einem gebratenen Fisch; das nahm er und aß es vor ihren Augen. Dann sagte er zu ihnen:
»Dies besagen meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch war: es müsse alles in Erfüllung gehen, was im mosaischen Gesetz, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht.« Hierauf erschloss er ihnen den Sinn für das Verständnis der Schriften und sagte zu ihnen:
»So steht geschrieben: Christus, der Messias) muss leiden
und am dritten Tage von den Toten auferstehen,
und auf Grund seines Namens
muss Buße zur Vergebung der Sünden bei allen Völkern gepredigt werden, zuerst aber in Jerusalem.
Ihr seid die Zeugen hierfür. Und wisset wohl: Ich sende das Verheißungsgut meines Vaters auf euch herab; ihr aber bleibt hier in der Stadt, bis ihr mit Kraft aus der Höhe ausgerüstet worden seid

Hierauf führte er sie hinaus bis in die Nähe von Bethanien, erhob dann seine Hände und segnete sie; und es begab sich: während er sie segnete, schied er von ihnen und wurde in den Himmel emporgehoben.

Und sie warfen sich anbetend vor ihm nieder und kehrten hocherfreut nach Jerusalem zurück und hielten sich beständig im Tempel auf und priesen Gott.

 

 

Evangelium des Heiligenfestes (Joh 10,1-10)

In jener Zeit sagte Jesus:
»Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer nicht durch die Tür in die Hürde der Schafe hineingeht, sondern anderswo hineinsteigt,
der ist ein Dieb und ein Räuber; wer aber durch die Tür hineingeht, der ist der Hirt der Schafe. Diesem macht der Türhüter auf, und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die ihm gehörenden Schafe mit Namen und führt sie hinaus. Wenn er dann alle Schafe, die ihm gehören, hinausgelassen hat, geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen.
Einem Fremden aber würden sie nicht folgen, sondern vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen Dies sagte Jesus ihnen in bildlicher Rede; sie verstanden aber nicht, was er ihnen damit sagen wollte.
Da sagte Jesus von neuem zu ihnen: »Wahrlich, wahrlich ich sage euch:
Ich bin die Tür für die Schafe! Alle, die vor mir gekommen sind, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört.
Ich bin die Tür:
Wenn jemand durch mich eingeht, wird er gerettet werden, wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen und zu schlachten und Unheil anzurichten; ich aber bin gekommen,
damit die Schafe Leben haben und Überfluss (oder: reiche Fülle) haben.«

Ehre sei Dir, o Herr, Ehre sei Dir! Δόξα σοι, Κύριε, δόξα σοι! Slavă Ţie, Doamne, slavă Ţie! 
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„Nun sind wir Sein, sind Seine Familie. Nun können wir in der Freude Christi jubeln: Nicht nur über Seinen Sieg, sondern auch darüber, dass sich vor uns ein neues Bild von Gott eröffnet hat, ein neues Verständnis des Menschen, jene so große und wunderbare Anerkennung des Menschen, die sich die Menschheit vor Christus nicht träumen hätte lassen: zu Söhnen und Töchtern Gottes werden zu können und an allem teilzuhaben, was Christi ist, also auch an der ewigen Göttlichen Herrlichkeit.“ 
Vor vielen Jahren hat in einer seiner Predigten Vater Sergej Bulgakow die Himmelfahrt einmal als Freude des Abschieds bezeichnet. Und in der Tat! Wenn wir uns hineindenken in die Worte, die Christus im Evangelium zu uns sagt, als Er seinen Jüngern voraussagt, dass Er sterben muss und die Zeit des Abschieds kommen wird, dass sie Ihn nicht mehr finden können und Er für immer zu Gott, zu seinem Vater, geht, können diese uns sehr anrühren. Er betet zu Seinem Himmlischen Vater für Seine Jünger: Er bittet darum, dass ihnen die Fülle Seiner Freude geschenkt werde und sie sie in sich spüren mögen. Wie kann es aber sein, dass wir, die wir Abschied nehmen von unserem Heiland, von Seiner Freude erfüllt sein können und uns dabei nicht für Ihn, sondern zusammen mit Ihm für uns und für die ganze Welt freuen?
Diese Freude ergibt sich nicht einfach so. Um diese Freude Christi zu empfinden, muss man sich lösen von all dem Irdischen, woran wir uns bei Christus so gewöhnt und so an Ihm geliebt haben. Ihr erinnert euch wahrscheinlich an Erzählungen aus dem Evangelium, in denen Christus Seinen Jüngern nach Seiner Auferstehung erschienen ist. Der Heiland erschien Maria Magdalena am Grab. Sie war aber so in ihr Leid vertieft, dass sie Ihn nicht erkannte. Sie war ganz in sich gekehrt und hatte Ihn damit verloren. Als der Heiland sie jedoch beim Namen nannte, drang dieses Wort Maria tief in ihr Herz und ihre Seele. Sie fiel Ihm vor die Füße und wollte Ihn halten, vielmehr sich selbst halten an Seinem auferstandenen Leib. Doch Christus sagte zu ihr: Berühre Mich nicht, denn Ich bin noch nicht heimgekehrt zu Meinem und eurem Vater! Sie war noch immer ganz erfüllt von dem Leben Christi auf der Erde. Sie wollte zurückkehren in jene Tage der Freude, die die Menschen um Ihn herum erlebt hatten. Doch diese Freude gehörte nun der Vergangenheit an, denn zwischen jenen Tagen des Lebens Christi auf der Erde und dem Christus von jetzt, Den wir heute kennen, ist ein Schwert gefallen. Dazwischen stehen der Tod, das Kreuz und Sein Abstieg in die Hölle. Dazwischen liegt ein kurzer, doch wegen seiner scheinbaren Hoffnungslosigkeit, grausamer Abschied.
Und nun ist Christus in den Himmel hinaufgefahren. Einem Christus, wie Ihn uns das Evangelium beschreibt, können wir so auf der Erde nicht mehr begegnen, denn Er hat sich uns bereits als Gott und vollkommener Mensch offenbart. Diese einfache Nähe, die zwischen Ihm und Seinen Jüngern bestand, diese irdische Freundschaft, ist nun hinter etwas anderem zurückgetreten. Wir kennen Christus im Leibe nun nicht mehr – wie es der Apostel Paulus sagt – wir kennen Ihn nur im Geiste.
Als der Heiland von Seinen Jüngern Abschied nahm, sprach Er zu ihnen: Ich lasse euch nicht als Waisen zurück. Ich sende euch den Geist, den Tröster, der vom Vater ausgeht. Er wird euch alles lehren.
Und zu Pfingsten kam der Geist Gottes über die Kirche und erfüllte sie mit Seiner Gegenwart. Er eröffnete der Kirche neue, unendliche Tiefen eines neuen Verständnisses von Christus Selbst, Der nun nicht einfach nur mehr ein Meister war, nicht nur ein Lehrer oder einfach ein Freund, nicht nur der Messias, der Gesalbte Gottes, oder ein Prophet oder Wundertäter. Durch die Offenbarung des Geistes offenbarte sich Christus als MENSCH, nicht jedoch als einer unter den Menschen, sondern als DER VOLLKOMMENE MENSCH, Der damit allen aufzeigt hat, was EIN MENSCH ist. Gleichzeitig offenbarte Er sich uns auch als Gott. Doch dies hatten bereits seine Jünger gefühlt und geahnt. Jetzt jedoch wissen wir es. Wir sehen es und wissen es aus Erfahrung: Er ist unser Herr und Gott.
Die Gabe des Heiligen Geistes gibt uns durch die Kraft Gottes die Möglichkeit, an dem teilzuhaben, was niemandem anderen gehört, als dem Sohn Gottes, Der zum Menschensohn geworden war. Seine Auferstehung war wie ein Wunder in Seinem gottmenschlichem Leben. Unsere Teilhabe an Ihm durch den Heiligen Geist - durch die Kommunion der Heiligen Gaben und durch die Taufe, denn durch Sein Blut und Seinen Leib werden wir Er Selbst - macht auch für uns all das möglich, was Ihm Selbst möglich war: Mensch zu sein im vollkommenen Sinn dieses Wortes, ein Mensch zu sein, der zur wahren Größe des Menschseins herangereift ist, ein Mensch, der nicht nur auf der Erde lebt, sondern gleichzeitig im Himmel zu Hause ist. Denn der Mensch wird erst dann wahrhaft Mensch, wenn er sich mit Gott vereinigt, wenn er in Gott ist und Gott in ihm, wenn er ein Mensch ist, wie es Christus gewesen ist, und zu Gottes Sohn wird, nicht durch Geburt, sondern als Gabe und Teilhabe.
Wo ist nun unsere Freude? Sie ist in den Himmel aufgefahren. Christus hat in die Tiefen der Heiligen Dreifaltigkeit jenes Fleisch mit Sich geführt, welches die Menschheit und die Erde Ihm durch die Gottesmutter geschenkt haben. Nun hat das Mysterium Mensch in den Tiefen von Gottes Schoß sein Platz gefunden. Wir haben nicht wirklich Abschied von Ihm nehmen müssen, denn durch den Heiligen Geist sind wir nun auf immer mit Ihm verbunden. Wenn wir nun all das, was mit Ihm geschehen ist, sehen und auch bereit sind, an all dem teilzuhaben, was Ihm wiederfahren ist, dann werden wir auch Seiner Freude teilhaftig und so voller Freude begreifen lernen, dass der Welt das Heil bereitet und alles besiegt ist, was den Menschen zu einem niedrigen Wesen gemacht hat, das Gott nicht kannte. Nun sind wir Sein, ja sind Seine Familie. Nun können wir in der Freude Christi jubeln: Nicht nur über Seinen Sieg, sondern auch darüber, dass sich vor uns ein neues Bild von Gott eröffnet hat und ein neues Verständnis des Menschen: jene so große und wunderbare Wertschätzung des Menschen, die sich die Menschheit vor Christus nicht zu träumen gewagt hatte: dass wir Menschen dazu berufen sind, Söhne und Töchter Gottes zu werden und an allem teilzuhaben, was Christus gehört, also auch an der ewigen Göttlichen Herrlichkeit. Amen. (Entnommen dem Buch: „Durch das Kirchenjahr“ von Metropolit Anthoy (Bloom)